Majus Shit-Happens-Blog

lilly7022

Ich wohne hier
Zuckerentzug? Hmmm. In der Zeitung stand, viele Menschen verzichten auf Alkohol. Dann habe ich wohl die meiste Zeit im Jahr Fastenzeit. Das zählt dann wohl nicht?
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Mir brennen die Augen. Vom Weinen. Ich habe heute mindestens eine Stunde lang bitterlich geweint. Im Kino. Es gab auch keinen Grund sich zusammenzureißen. Außer drei Familienmitgliedern -denen mein Verhalten vertraut ist- war ganz weit hinter uns nur noch ein einziger Mann im Saal.

Ich habe diesen Film unbedingt sehen wollen, weil ich das Buch schon sehr genial fand. Ich kann die Schuld an meiner gedämpften Stimmung jetzt also niemandem in die Schuhe schieben. Darüber hinaus trage ich auch noch die Verantwortung dafür, dass Sofie jetzt Angst vor Albträumen hat, denn ich habe sie überredet, diesen wertvollen Film anzuschauen.

Marie wollte sie ein wenig trösten, indem sie von ihren eigenen, früheren Albträumen berichtete. Aber ist es wirklich tröstlich, dass sie bestätigte, wie ich immer wieder meine Töchter über die Verbrechen der Nazis zu einem viel zu frühen Zeitpunkt versuche aufzuklären? Marie litt lange Zeit nach einem Besuch im Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Jahre später war sie dann sehr betroffen darüber, wie wenig ihre Klassenkameraden über das Thema wussten.

Es gibt keinen guten Zeitpunkt für schlechte Nachrichten.

Kann sich jemand denken, welchen Film wir geschaut haben?
 

lilly7022

Ich wohne hier
Erst als Buch, jetzt als Film? Supertraurig? Schindlers Liste fällt mir spontan ein. Nein, ich habe keinen Plan, da ich das Kinoprogramm auch nicht im Kopf habe. Das Kino ist so weit weg, daß ich da so gut wie nie reinschaue.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
"Schindlers Liste" und "Das Leben ist schön" haben wir schon durch. Sind ja schon richtige Klassiker. Aber jetzt gibt es gerade im Kino ganz neu "Die Bücherdiebin". Der ist genial! Besonders weil die Hauptperson ein junges Mädchen ist, fand ich die Geschichte passend für meine Kinder.

Hast du jetzt eigentlich mal "The Piano" angeschaut? Vor Jahren lamentierten wir mal rum, dass wir den auch mal sehen wollten. Neulich kam er im Fernsehen und wurde glatt vergessen aufzuzeichnen für mich. Wenn ich EIN Mal einen Fernsehwunsch im Jahr äußere...
 

lilly7022

Ich wohne hier
Nein, den habe ich noch nicht gesehen. Leider kam er nun schon ein paar mal im Fernsehen und ich habe es auch nicht geschafft. Und mittwochs 22 Uhr fange ich keinen Film mehr an zu schauen. Der kommt nie zur besten Zeit, soweit ich gesehen habe, immer so spät und/oder es kamen andere Filme, die Mann unbedingt sehen "mußte". Seufz.

Von "Die Bücherdiebin" habe ich gehört. Ist gut, ja?
 

Maju

Namhaftes Mitglied
"Die Bücherdiebin" ist sehr gut. Marie möchte ihn unbedingt in ihre Sammlung einreihen und das will 'was heißen, denn die besteht vorwiegend aus lustigen Tanzfilmchen.

Nach der Anschaffung von weißen Ledersofas, die so groß sind, dass sie nicht mal durchs Treppenhaus passten (und überhaupt wollte ich doch niemals weder Weiß noch Leder!), haben mein Mann und ich heute wieder einmal einen irrationalen Lustkauf getätigt.

Eigentlich wollten wir kein neues Auto...
Und schon gar kein so großes...

Bald macht Marie den Führerschein und da erschien es uns sehr praktisch, dass unser Vaneo schon 10 Jahre alt ist. Auf ein paar Schrammen wäre es nicht angekommen. Mit ein bisschen Glück und guter Pflege hätte das Auto auch noch für Annas erste Fahrversuche hergehalten. Und wenn dann alle ihre Anfängerfehler hinter sich gelassen haben, hätten wir einen schnuckligen, schnellen Flitzer gekauft, einen von dem mein Mann schon lange träumt, aber wegen Kindersitzen und Kinderwagen nie gekriegt hat.

Es sollte anders kommen. Wenige Tage nachdem ich unseren Sommerurlaub in Italien gebucht hatte, bekam unsere Familie Zuwachs. Und wie es der Zufall will, ist in unserem Ferienappartement noch ein Platz frei und es gibt sogar einen Menschen auf dieser Erde, der jetzt Interesse daran hat: Maries Freund.

Ob die noch ganz frische Liebe bis zum Sommer hält? Keine Ahnung -aber es sieht ganz danach aus. Wir hatten leider keine Zeit für eine Langzeitstudie, denn die Lieferzeiten von Autos sind skandalös. Könnte auch sein, dass er noch einen Job findet und dann doch nicht mitkommen kann. Natürlich hätten wir ihn auch mit dem Zug nachreisen lassen können. Aber wie macht man dann Tagesausflüge?

Ach, es ist nicht unsere Art lange nachzudenken! Wir haben es versucht und es hat uns schon nach einer Woche den Schlaf geraubt. Also schnell den Kontostand gecheckt, drei Autos genauer unter die Lupe genommen und zwei Tage später bestellt. Basta.

Und jetzt kann ich nur hoffen, dass ich mit dem galaktischen Gefährt nicht irgendwann irgendwo stecken bleibe wie unsere Ledersofas im Treppenhaus. Mit denen sind wir übrigens ganz glücklich.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich hoffe, das neue Gefährt hat auch Ledersitze? Ich persönlich finde Leder sehr angenehm, sowohl auf der Couch als auch im Auto. Wenn man es sich leisten kann ...

Ein neues Auto also. Na da bin ich ja mal sehr gespannt, was es geworden ist. Kommt Ihr dann mit dem zu unserem nächsten Treffen?
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Nein, das neue Gefährt hat keine Ledersitze! Ich will mir im Urlaub auch noch ein Eis kaufen können...

Und falls sich außer mir fürs nächste Treffen noch weitere 6 Personen aus meiner Umgebung anmelden, dann werde ich über einen Fahrdienst nachdenken. Für Cordu und mich alleine tät's dann auch der Fox mit Autogas -du weißt ja, wir sind Schwaben und die haben's gern sparsam.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Schlaflos

Was hilft es eigentlich, wenn ich nachts hellwach bleibe, weil mein 16jähriges Töchting bis um 4 Uhr in der Stadt unterwegs ist? Gar nichts!!! Das bete ich mir in Dauerschleife stundenlang vor, während ich erwartungsvoll jedem Geräusch nachlausche. Gar nichts ändert es; man könnte genauso gut friedlich schlafen.

Im Grunde finde ich es ja sogar toll, wenn meine Große sich endlich verhält wie eine Große und neben dem ganzen Schul-, Prüfungs- und Bewerbungsstress auch noch ein bisschen Spaß im Leben hat. Und dass sie im ewigen Abnabelungsprozess wieder ein paar Schritte weiter (von mir weg) geht, ist zwar schmerzhaft, aber durchaus gewollt und richtig.

Das nächtliche Wachen hat bei mir frühe Wurzeln. So wurde beispielsweise meine dreijährige große Schwester darauf trainiert, Omas Telefonnummer zu wählen -für den Notfall-, wenn Mama und Papa "in Ruhe" abends ausgingen. Und sie gingen oft aus. Ob ich als Baby nie schrie oder irgendwann aufgegeben habe, weiß ich nicht mehr. Als meine Mutter wieder Single war, tauschten wir zumindest in der Nacht die Rollen. Der Teenager lag wach im Bett und wartete voller Sorge auf die Heimkehr der unternehmungsfreudigen Mutter.

Ich scheine ein überfürsorgliches Tier zu sein, das erst Ruhe verspürt, wenn das Rudel komplett ist. Und weil ich dann doch noch genügend Verstand habe, schimpfe ich mich die ganze Zeit, dass das doch total bescheuert ist! Ich war mit 16 ja selber kein Kind von Traurigkeit und trieb mich nachts in Discos rum mit Leuten, die meine Mutter nicht mal vom Erzählen her kannte. Da geht es mir doch eindeutig besser heute. Aber obwohl ich relativ gut informiert und eingebunden bin, habe ich so wenig Vertrauen und sehne mich schon fast nach der friedvollen Desinteresse meiner eigenen Mutter. Die schlief immer gut.

Leider kann ich es nicht lassen, Marie ab und zu anzurufen. Noch findet sie es "nett und durchaus verständlich". Ich will gar nicht wissen, wie ihr Freund/ihre Freunde das finden...Bestenfalls wohl peinlich?!

Ich arbeite dran. Ich muss! Denn da kommen ja noch zwei lustige Teenager nach. Es würde jahrelange Schlaflosigkeit bedeuten, wenn ich das nicht in den Griff kriege.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Beim ersten ist es immer am schwersten. Ich denke, die beiden "Kleinen" profitieren von Deinen Erfahrungen mit der Großen und können entspannter aus gehen und Du (vielleicht schon) entspannter schlafen. Das Abnabeln beginnt mit dem Durchtrennen der Nabelschnur und endet irgenwann mit Mitte 40 (wenn das Kind so alt ist!). Vorher macht Mama sich immer Gedanken, fürchte ich ...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Heile Welt stark angeknackst

Ich werde hoffentlich nie mehr die Gelegenheit bekommen Mieter auszusuchen. Ich verfüge wahrscheinlich über eine mangelhafte Menschenkenntnis oder -was noch wahrscheinlicher ist- ich möchte mir einfach nicht eingestehen, dass es wirklich schlechte Menschen gibt. Jedenfalls habe ich voll daneben gelangt und unsere Mitbewohner wandelten sich schon nach kurzer Zeit von freundlichen zu respektlosen bis frechen und von ordentlichen zu verantwortungslosen bis faulen Wesen.

Sie haben noch nie eine gesamte Kehrwoche gemacht -in ganzen drei Jahren. Sporadisch kann es vorkommen, dass sie die Treppe und die Waschküche sauber machen. Aber aus mittlerweile jahrelanger Gewohnheit habe ich sie ohnehin schon vorher sauber gemacht. Schnee schippen, Split streuen und Straße kehren: Kann man an einer Hand abzählen. Rasen mähen: noch nie! Treppenhausfenster putzen oder ähnliches auf der gemeinsam genutzten Fläche: was ist das? In ihrer Wohnung ist die Luft stets zum Schneiden und es schimmelt.

Ich werde immer wieder mal angeschrien, sogar schonmal von der dreisten ältesten Tochter, worauf die Mutter sogar nach eigener Aussage stolz ist. Sie halten das für wertvolles Selbstbewusstsein und sehen darin eine gelungene Erziehung. Aber außer der Frechheit hat keiner von denen irgendeinen Grund sich besonders toll zu fühlen. Hobbylos - bis auf die Streitsucht. Und ständig hacken sie auf meiner mittleren Tochter rum (sie ist bei deren Ältester in der Klasse), obwohl wir nicht nach ihrer Meinung gefragt haben.

Noch nie hörte ich Worte wie "Danke" oder "Entschuldigung", obwohl beide überfällig wären. Wenn ich zum Beispiel darum bitte, dass sie ihren Müll im Garten (den ich ganz alleine in Ordnung halte) aufheben, dann schreien sie mich an, ich sei eine Lügnerin und meine Tochter hätte überhaupt kein Selbstbewusstsein und außerdem habe sie in der Schule einmal gesagt, sie würde gerne das Rauchen ausprobieren und Rauchen sei doch Sünde (sie sind Zeugen Jehovas...) usw, usw, usw. Ja, was soll man mit solchen Leuten anfangen???

Wenigstens schreien sie mich so laut an, dass die Nachbarin aufmerksam geworden ist -und die arbeitet beim Jugendamt. Sie schaut jetzt natürlich genauer auf deren Kinder und sucht nach Hinweisen auf Störungen.

An solchen Leuten merkt man erst, wie gut es einem selber geht, wie diszipliniert und ja, wie glücklich man selber ist. Sie öffnen einem den Blick dafür, wie wohlerzogen, fröhlich und erfolgreich die eigenen Kinder sind. Und letztendlich lehren sie uns Beleidigungen einfach wegzulachen und Geduld. Annas Selbstbewusstsein ist mit jedem Angriff stabiler geworden, ohne sich dabei auf deren Niveau zu begeben. Am Ende muss ich wohl noch dankbar dafür sein.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Woher nimmst du den Gleichmut? Wobei ich befürchte, anders kommst Du nicht weiter. Es gibt eben auch solche Menschen. Die sind nun bei Dir gelandet. Der Sinn dieser Fügung wird sich Dir sicherlich erst in vielen Jahren erschließen. Du weißt ja, das Universum erfüllt auch Wünsche, die man nicht laut und deutlich ausgeprochen hat. Vielleicht habt Ihr ja damals genuschelt? Siehe "Sams" Teil 1 "Du mußt genauer wünschen!". Kopf hoch!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Es ist erstaunlich, wie nah deine Antwort am christlichen Gedankengut liegt. Es fehlt dir nur noch eins: Das Denken in zeitlich sehr langen Dimensionen und daher kommt auch der Gleichmut. Wenn mich etwas stört, dann sagt mein Mann immer nur: "...und auch das wird vorübergehen..." Recht hat er. Es handelt sich doch immer nur um eine kleine Episode in der Unendlichkeit.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Marie referierte neulich aus dem Theorieunterricht der Fahrschule: "Man soll nie Autofahren, wenn man gerade starken Emotionen unterliegt..." Es soll ja Autos im Test geben, die ein Warnsystem eingebaut haben ("Sie haben erhöhten Blutdruck/Fieber/schlechte Laune..."). Demnach hätte ich schon bei der nächsten gemeinsamen Autofahrt eigentlich rechts ranfahren müssen. Demnach dürften eigentlich die wenigsten Eltern überhaupt Autofahren...

Ich habe Marie von ihrer letzten Prüfung abgeholt und kaum verschwand sie hinter den getönten Scheiben unseres Autos, drehte sie komplett durch. Sie hatte das schon vorher angekündigt, dass sie ihr Zimmer zerlegen wird, wenn das Ergebnis nicht ihren Erwartungen entsprechend ausfallen würde. Und Gott sei Dank hatten wir einen Termin beim Kieferorthopäden und sie konnte sich in unserem nagelneuen Auto (noch keine 150 Kilometer) austoben wie in einer Gummizelle.

Der Galaxy steckte das stoisch weg und ist übrigens wie geschaffen für Wutanfälle. Massig Platz und viele Polster. Maries Zimmer blieb verschont (Glas und Hochglanz in Weiß). Ohnehin ist sie ein echtes Stehaufmännchen. Nach 10 Minuten lief sie beim Kieferorthopäden in die Praxis als ob nichts gewesen wäre und seitdem ist sie allerbester Laune.

Nur ich hatte Alpträume. Ich bin kein Stehaufmännchen.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Ja, unbedingt. Also sowohl die Mama, als auch das führerscheinerlaubnisfähige Töchterchen im Bedarfsfall. Musst nichts erklären - einfach nur raus bei der nächsten Möglichkeit und Pause einlegen. Termin muss dann eben warten, oder früher los.
Ungefähr genauso, wie ich es immer wieder erlebe: Ein Wagen fährt unvorhersehbare Haken; wenn ich dann aufschliesse, um zu sehen, was da los ist - ein Paar streitet heftig während der Autofahrt ohne Rücksicht auf Verluste.
Um Missverständnissen vorzubeugen, erwähne ich, dass ich euch keineswegs solche Streitereien zutraue. Deine Sorgen kenne ich gut; bzw. glaube sie zu kennen; diese Sorgen werden sich nicht mit Streit entfernen lassen.
Der Lebensweg beschert uns immer wieder Veränderungen. Ich kenne im meinem Bekanntenkreis niemand, für den oder die die Lebensumstände ewig gleich bleiben. Noch nicht mal bei Beamten.

Hast euer Galaxy auch ein TomTom? Die Blitzer sind gnadenlos...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Klarinettistische Verwirrungen

Sofie spielte in den vergangenen 4 Jahren eine gemietete Kinderklarinette. Es fiel der Lehrerin nicht auf, dass sie schon groß genug ist für den Wechsel zur Originalgröße. Es fiel ihr nur auf, dass Sofie gut genug ist um bei "Jugend musiziert" angemeldet zu werden, was sie dann auch tat.

Kurz darauf, als ich im Klarinettenladen verschiedene Mundstücke zum Ausprobieren bestellte, sagte mir die Besitzerin ganz nebenbei, dass wir die Klarinette schon einen Monat zu lange mieten würden und dass sie diese überzahlten Mieten nicht mehr auf einen Neukauf anrechnen könne. Wir sollten uns jetzt entscheiden, ob wir die kleine Klarinette behalten oder zurückgeben.

Nach harter Verhandlung und viel Betteln um Verständnis (Sofie konnte nicht einfach eine neue Klarinette kaufen, denn sie hatte zwei Wochen später einen Auftritt in einem Stuttgarter Theater und das kann man nicht mit einem neuen, unbekannten Instrument bewerkstelligen) schlug ich noch einen Monat raus. Ich verstehe bis heute nicht, aus welchem Grund die Dame so wenig kooperativ war, schließlich kann es ihr doch egal sein, wie lange ich Mieten zahle, die dann leider nicht mehr aufs neue Instrument angerechnet werden können. Sie konnte es mir nicht verständlich machen.

Leider waren die ganzen Diskussionen dann für die Katz, weil der Regisseur bei der Generalprobe aus einer Laune heraus entschied, Sofies Klarinetteneinlage ersatzlos zu streichen. Haha. Und sie hatte das Stück auch noch auswendig gelernt, weil sie dabei "performen" sollte.

Anfang der Sommerferien war dann der Kauf einer neuen Klarinette fällig. Sofie wollte im Laden alle Modelle ausprobieren und sich dann für eins entscheiden. Nach zehn Minuten flossen die Tränchen und nach weiteren fünf Minuten bekam sie heftiges Nasenbluten, weil sie sich so aufregte. Obwohl sie aus keinem Instrument irgendeinen anständigen Ton heraus bekam, kauften wir eine Klarinette. Wir nahmen einfach den gleichen Hersteller wieder.

Man legt 1400 Euro hin und hofft, dass es schon werden wird. Umtausch nicht möglich. Blöder Laden!

Für den Wettbewerb "Jugend musiziert" stapelten sich daheim die Noten und Sofie sollte diese über die Ferien lernen. Stattdessen fing sie erstmal ganz von vorne an -ohne Hilfe- mit einfachen Tonleitern. Jeden Tag nur fünf Minuten, denn sonst verkrampften ihre Hände. Als der Unterricht wieder begann, konnte sie ein paar einfache, alte Stücke spielen.

Heute, keine zwei Monate nach dem Instrumentenwechsel, spielte sie mindestens 30 Minuten ohne Unterbrechung. Und zwar alle Stücke für den Wettbewerb. Wunderschön!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Marie ist jetzt für die Dauer des ersten Blockschulunterrichts im Internat. Für meinen Mann und mich fühlt sich das gar nicht mal so witzig an -und Marie war in den vergangenen Tagen auch sehr aufgeregt und etwas kleinlaut. Dabei war die Vorstellung, teilweise im Internat ausgebildet zu werden, ursprünglich mit ausschlaggebend dafür, dass sie diesen Beruf erlernen wollte. Da spielte natürlich nach der Lektüre von "Hanni und Nanni" und "Dolly" usw auch viel Romantik eine Rolle.

Ich muss gestehen, dass ich sie kaum vermisse. Ich kann es durchaus genießen, wenn es mal nicht ganz so trubelig daheim ist. Aber ich leide darunter, dass ich ihr jetzt nicht mehr helfen kann. Sie muss ihre Wege in den nächsten drei Wochen alleine finden und das ist für uns beide neu.

Ältere Lehrlinge bescheinigten ihr bereits, dass sie nach dem ersten Block ein anderer Mensch sein werde. Es ist dieser abrupte Turbo im Abnabelungsprozess, der mich schmerzt, obwohl ich weiß, dass er unbedingt nötig ist, weil ich immer viel zu viel für meine Tochter tu. Ich finde, ich habe sie schlecht vorbereitet: sie hat noch nie Wäsche gewaschen und kann nur Nudeln und Rührei kochen (Allerdings habe auch ich nichts dergleichen gekonnt, als ich von daheim ausgezogen bin und ich lebe noch...).

Marie! Falls du diese Zeilen liest: Iss ab und zu mal Gemüse und Obst, wasche keine dunkle mit heller Wäsche zusammen und bring regelmäßig den Müll raus. Vergiss deine Tablette nicht zu nehmen und geh auch mal an die frische Luft, mach aber einen großen Bogen um nächtliche Parks und andere Idioten!

Sorry, ich kann's einfach nicht lassen.:oops:

Ich fühle mich, als ob man mir ein Körperteil amputiert hätte.:(
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich lach mich scheckig! Maju, Du alte Glucke ;) Glaubst du wirklich, Dein hochmodernes Mädchen guckt in so ein vorsinflutliches Forum, noch dazu in eines, daß sich mit der Erziehung ihresgleichen beschäftigt?! Noch dazu in eines, das ja vermutlich nur noch von uns beiden und einigen Zombiemitgliedern bewohnt wird ...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Der erste Blockunterricht in der Ferne ist rum! Nach drei Wochen kehrte Marie wieder zurück ins heimische "Kinderzimmer" und was soll ich sagen -es ist wie bei den Katzen.

Solange sie drinnen sind, benehmen sie sich wie hilflose Babys, sind schmusig, heulen einem die Ohren voll, wenn sie hungrig sind, selbst vor dem vollen Napf, und kriegen je nach Laune sogar angelehnte Türen nicht mehr auf. Aber kaum machen sie einen Schritt durch die Haustür, kennen sie dich nicht mehr. Sie lassen sich nicht mehr anfassen, richten alle Sinne auf ihre Umgebung und es entgeht ihnen nichts. Plötzlich können sie sich sogar selber versorgen. Sie fangen Mäuse und müssen nie nach dem Weg fragen.

Marie gefiel das Leben im Wohnheim so gut, dass sie sogar übers Wochenende dort blieb. Da es keinerlei Aufsicht gibt und außer ihr nur noch eine Handvoll Jungs dort ihr Unwesen trieb, war ich sehr beruhigt, als sie bereits in der ersten Woche die Hausregeln brach und ihren Freund bei sich übernachten ließ.

Zwischendurch haben wir sie natürlich besucht. Man muss ja wenigstens ein Mal in drei Wochen anständig essen -dachten wir. Aber als wir dann im Restaurant -im besten der Stadt- saßen, bestellte sie nur einen Salat. Sie hatte ja gerade erst gefrühstückt...

Dann fuhr ich noch ein Mal unter der Woche zu ihr. An einem Donnerstag. Marie hatte 10 Stunden Schule und eine Klassenarbeit hinter sich, was ihre Unternehmungslust kein bisschen bremste. Lindsey Stirling trat in der Porsche-Arena auf und das konnte sie sich nicht entgehen lassen.

Das Konzert war sehr gut! Marie ist ja ebenfalls Geigerin und Tänzerin und als Solistin der Tanzschule hatte sie auch bereits eine Nummer zu Lindseys Musik auf die Bühne gebracht. Marie ging natürlich im kompletten Kostüm zum Konzert und fiel dort mächtig auf zwischen den Jeans-und-schwarzes-T-Shirt-Massen --auch weil sie als einzige die ganze Zeit über tanzte.

Dann schliefen wir 5 Stunden und fuhren in aller Herrgottsfrühe direkt zu ihrer Schule. Sie musste gleich noch eine Klassenarbeit schreiben. Ich schlug derweil die Zeit tot, trank Kaffee, wanderte, fotografierte, gab schließlich aus Langeweile 500 Euro aus...Es war der letzte Tag des Blockunterrichts und ich musste auf Marie warten. Wir waren müde, aber auch stolz darauf, etwas Verrücktes getan zu haben. Das ist Leben!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Und wieder weilt Marie in der Ferne. Der zweite Block der Berufsschule versaut sozusagen die ganze Adventszeit. Wir haben ihre Bude zwar mit einem Adventskalender und ein paar Sternen am Fenster dekoriert, aber Gemütlichkeit kommt eher nicht auf.

Schon in der ersten Woche dort sank Maries Stimmung ins Bodenlose. Eine entfernt Verwandte und ehemals gute Freundin, neben welcher sie erst kürzlich auf einer Familienfeier saß, starb bei einem Autounfall. Marie war deswegen total von der Rolle -und ich war von der Rolle, weil ich sie nicht trösten konnte.

Und wer meint, heutzutage wäre ja das alles kein Problem und jeder wäre ja immer erreichbar, egal an welchem Ort er sich aufhält: Wir mussten erst Klassenkameraden anschreiben um an Marie ranzukommen. Ja, das gibt es noch; kein Smartphone, Handy immer ausgeschaltet. Marie lebt voll und ganz im Jetzt und richtet ihre Aufmerksamkeit nur eine kurze Zeit am Tag auf die virtuelle Welt.

Im Notfall ist das natürlich etwas umständlich, aber ansonsten sind wir schon froh darüber, dass unsere Kinder noch alle Sinne zusammen haben. Eine Freundin hat z.B. nur noch einen halben Fuß, weil sie ihn vor lauter Smartphone unter den Bus gekriegt hat. Und jetzt dieser rätselhafte Autounfall, wie so viele..., mittlerweile ist das Smartphone die häufigste Todesursache im Straßenverkehr.

Es gibt auch schon ganz interessante Studien über depressive Kinder (und eifersüchtige Partner) wegen des ständigen Smartphonegebrauchs der Eltern. Mehr Fluch als Segen, diese Dinger!
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ich denke mit dem Einsatz des gesunden Menschenverstandes und einer gewissen Medienkompetenz bei sich selbst kann man schon viel erreichen. Schwierig wirds wohl, wenn die Kinder nichts anderes erleben als ungezügelten und unkritischen Medienkonsum. Bin ich ein unverbesserlicher Optimist?
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Jugend Musiziert

Sofie ist die einzige Klarinettenspielerin in unserer Musikschule, die zum Wettbewerb "Jugend Musiziert" entsendet wird. Ihre Lehrerinnen sprechen von musikalischem Talent, schneller Auffassungsgabe, äußerst exaktem Takt- und Rhythmusgefühl, sehr guter Kondition und einem schönen Ton. Außerdem bescheinigte die ehemalige Lehrerin der aktuellen, dass Sofie eiserne Nerven hätte...

Am Sonntag war Vorspiel aller Teilnehmer am Wettbewerb, der Probelauf sozusagen. Sofie brach mitten im ersten Stück ab. Lampenfieber. Sie weinte. Das Publikum war erschüttert. Ausgerechnet Sofie, unsere kleine Rampensau.

Es geht uns nicht gut. Der Wettbewerb steht in Kürze an und wir wissen nicht, was passieren wird. Das ist mir jetzt echt zu spannend!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Neulich waren mein Mann und ich mal wieder gemeinsam auf einem Elternabend. Diesen Umstand nutzte Sofie schamlos aus! Sie blieb einfach nach ihren beiden Karatekursen -im ersten unterrichtet sie die Kleinen und im zweiten trainiert sie mit den Erwachsenen- in der Sporthalle und schaute sich den Folgekurs mal genauer an. "Kampfsport mit so Stöcken...."

Wie immer war sie gleich restlos begeistert und macht da seitdem auch noch mit. Dabei konnte sie mir heute Morgen noch nicht einmal sagen, wie das Ding genau heißt. Sie hat es gegoogelt beim Frühstück (obwohl sie doch PC fastet) und kam auf "Arnes". Problem ist nur, dass ich es nicht so witzig finde, dass eine 12jährige bis 21 Uhr in der Sporthalle ist.

Da sie dann ja am Dienstag schon drei Stunden Kampfsport macht, strich sie kurzerhand das Training am Freitag von ihrem Plan. Nicht etwa um zu lernen oder zu chillen. Nein, endlich kann sie da wieder ihr wöchentliches Schwimmen aufnehmen, dem sie ihre ganze Kindergarten- und Grundschulzeit nachging. Das freut jetzt wiederum die Oma, denn da geht sie doch gerne mit!
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Huhu Maju,
so ne Sophie* wirbelt hier bei uns auch rum. Die Begeisterung für etwas kann auch bei unserer genauso schnell aufkommen wie fallen. Dies ansich stört uns nicht. Wir können nur eines: Dem "Kind" die ständige Gewissheit vermitteln, dass die elterliche "Begeisterung" für den Spross (zumindest prinzipiell) keinen Schwankungen unterworfen ist.
Insgesamt spielt Sport bei unserer (leider) eine eher untergeordnete Rolle. Sonntagsausflug zu einer geschützten Naturlandschaft mit Fluss, See, Tal, Berg: Urplötzlich ist unsere nicht mehr zu halten! Umgestürtzte Bäume vom letzten Orkan mit 4m hohen Wurzelstöcken - "guckt mal, ich bin oben!"; 80cm dicker Baumstamm überbrückt Bachtal in 3m Tiefe - kann sie wunderbar den Gleichgewichtssinn drauf üben und mir die Schweissperlen auf die Stirn treiben; freigelegte Schieferplatten warten nur darauf, ausgegraben zu werden - es könnten sich ja Spuren der Neandertaler darauf/darin befinden.
Unser Teenie hat danach erdig-braune Hose und Schuhe, zerkratzte Frisur, schöne Mokke an den Jackenärmeln...
Sportlich und neugierig ist unsere also doch auch - nur mit dem geregelten Vereinssport hapert es.
Klar, die jugendliche Neugierde könnte auch von Neppern & Schleppern ausgenutzt werden - wir reden mit unserer offen darüber; noch nimmt sie es dankbar (und amüsiert *g) an.

PC fasten sieht bei uns so aus: PC nicht oder nur kaum anfassen - dafür exzessives S****phone ;-) - auch nach 21 Uhr unter der Bettdecke...
Schwierig. Würde auch darauf drängen, dass das nur an 1 Wochentag bis 20:00 vorkommen darf.
Die sanfte Kunst der Selbstverteidigung: (...)sehr ausgefallenen Kampfsportarten wie Combat Arnes und Bo jutsu, dem Kampf mit dem Kurz- oder Langstock(...) Zum Vereinsleben gehören auch gemeinsame Feiern oder die, bei den Kindern beliebten Trainingslager.

Da ich selber mal als 13-Jähriger mit Judo begann, denke ich zu kennen, dass diese auffällige Anziehungskraft weniger vom Sport oder der Sportart, sondern von einzelnen Personen dieser Kurse ausgeht. Leute mit dem Potential Kampfsport lehren nicht nur Techniken, sie vermitteln auch eine andere Lebensart.
Aber tolerant waren wir Eltern doch schon immer - nicht?

*: Name geändert
 
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