brauche Rat -  7jährige isoliert sich komplett

urukai

Neues Mitglied
Hallo,

meine Freundin, hat eine 7jährige Tochter, die in die 2. Klasse geht. Ich bin mit meiner Freundin nun seit ein paar Monaten zusammen, zuvor war sie alleinerziehend. Denise, ihre Tochter, sieht ihren Vater ein mal pro Woche.

Denise isoliert sich von ihrer Umwelt komplett. Sie sitzt lieber allein in der Ecke und spielt auch allein. Sie mag dabei auch nicht beobachtet werden. Im Zeugnis tauchte eine Berekung auf, dass sie sich immer in Ihre eigene Welt zurückzieht und es ihr damit wohl auch ganz gut geht.

Darüber hinaus, ißt Denise fast nichts. Sie hat eine handvoll Lebensmittel, die sie mag und alles andere ist eklig. Sie ißt über den Tag hinweg sehr sehr wenig, wenn man sie fragt, ob sie hunger hat sagt sie immer nein. wenn sie nicht das zu essen bekommt, was sie mag, ißt sie einfach gar nichts.

Generell ist sie auch eifersüchtig auf mich, ich darf ihre Mutter nur selten in den Arm nehmen, ohne dass sie versucht das zu unterbinden. Ihre Mutter ist die einzige Person, die sie an sich heranlässt. Denise mag nur ganz selten umarmt oder geküsst werden, selbst von ihrer Mutter, lässt sie das nur selten zu. Sie wird auch immer anstrengender, sie wehrt sich gegen alles, egal was man von ihr will. Sie versucht ständig die Grenze zu überschreiten, das kostet sehr viel Kraft. Wenn man ihr sagt, dass sie das und das nicht machen soll, dann tut sie es erst recht, ob sie dabei andere verletzt ist ihr völlig egal, sie scheint sogar grossen Spaß daran zu haben.

Hat hier vielleicht Jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
 

desperate mum

Aktives Mitglied
hallo urukai,

ich verstehe, daß du dir sorgen machst, mir erscheint dieses verhalten auch schwer verständlich (ich will hier nicht "normal" oder "unnormal" benutzen, aber ich finde es schon außergewöhnlich).

was mich besorgt macht, ist daß ja eigentlich verschiedene probleme beschreibst, also daß sie (z.b. nicht nur eine "macke hat" - verzeih den saloppen ausdruck, ist nicht bös gemeint), sondern daß sie scheints probleme im umgang mit anderen kindern hat, probleme beim essen (wieviel wiegt sie? ist sie sehr dünn?), probleme ihre mutter loszulassen, panische angst vor hunden etc.

aber - und das macht mich stutzig, sie scheint dem nicht immer ausgeliefert zu sein, sie scheint ihre umwelt auch ganz schön zu manipulieren: wenn ihr das nicht spielt, spiele ich nicht mir, wenn es das nicht gibt, esse ich nichts -

verzeih mir diesen gedankengang - aber ist sie einfach nur verzogen oder hat sie ernsthaft psychische probleme? scheint mir eine mischung aus beidem zu sein.

ich bin ganz bestimmt kein psychologe, aber bei dem verhalten schrillen bei mir absolut die alarmglocken? könnte es evtl. sein, daß dieses mädchen mal mißbraucht wurde? und vielleicht auch ihre mutter nichts davon weiß? das scheinen mir alles hilferufe von ihr zu sein! (aber vorsicht, behalt es bitte für dich - schock nicht ihre mutter damit, vielleicht liege ich ja auch total daneben - aber je öfter ich mir deine beschreibung durchlese, desto mehr hab ich ein komisches gefühl und auch angst um dieses mädchen).

das wichtigste aber - was meint denn ihre mutter zu ihrem verhalten - und war sie schon immer so, oder ist sie erst seit einiger zeit so?
lieben gruß desperate mum
 

Liliki

Mensch
Hallo Urukai,

Willkommen hier :sonne

Bei mir gehen bei solchen Verhaltensweisen immer die gleichen Glöckchen an ... die gesammelten geschilderten Verhaltensweisen wären zB mit einer autistischen Störung (einem Asperger- Syndrom) vereinbar. (Es kommen aber sicher auch andere Erklärungen dafür in Frage ...)

Was sagt der Kinderarzt zur bisherigen Entwicklung? Gibt es in (einer der) beiden Familien mehr Familienmitglieder, die zum Einzelgängertum neigen, mit dem Essen, Berührungen und im Umgang mit anderen Menschen eher "speziell" sind?

Ist das geschilderte Verhalten für deine Freundin problematisch oder nur für Dich?

Ich würde (wenn ich mir als Mutter/ Vater Gedanken mache) mit meinem Kinderarzt besprechen, wo die nächste Möglichkeit ist, so etwas zu untersuchen und auszuschließen oder zu bestätigen.



Viele Grüße, Lili
 
I

IlkaM.

Guest
Wie hat Denise die Scheidung erlebt? Wie alt war sie da? Wie hat sie reagiert?

Wie ist ihr Verhältnis zum leiblichen Vater? Wie gehen ihre Eltern miteinander um?

Was kann sie besonders gut? Was macht ihr Freude?

Nach einem Hilferuf hört sich das für mich auch an, ja.

Nach Unverdautem. Nach Aggressionen, die sie teilweise gegen sich selber richtet, teilweise gegen andere. Die Isolation, die Flucht in ihre eigene Welt kann ein starker Schutz für sie sein - rüttelt bitte vorerst nicht daran. Nicht, bevor ihr nichts Genaueres wisst.

Ich würde mit dem Mädchen zu einem Kinderpsychologen gehen, wenn Ihr selber nicht an sie rankommt (durch Liebe und Verstehen ... durch Abwarten und geduldiges Signalisieren: "Wir sind für Dich da! Wir lassen Dich nicht im Stich - egal was Du machst!"). Und bitte zu einem, der das Umfeld und die Geschichte mit einbezieht und nicht nur Kreuzchen auf einer Symptomliste macht ...
 

urukai

Neues Mitglied
Hallo desperate mum und Liliki und ilka,

vielen Dank, für eure schnellen Antworten.

Denise ist dünn, sie wiegt wenig, doch es ist noch nicht bedenklich. Mit dem Essen ist es so eine Sache, sie mag weder Pommes, noch Schnitzel, noch Nudeln, noch Pizza, etc. Zu Mittag ißt sie meistens nie etwas, erst wieder Abends. Eine Kugel Eis, schafft sie nicht einmal.

ich denke, dass sie auf jeden Fall ein stückweit verzogen ist.ihre mutter hat immer darauf geachtet, dass sie viel mit ihr unternimmt. jetzt ist es so, dass sich Denise nicht mit sich alleine beschäftigen kann oder will. sie sagt oft, dass ihr langweilig ist und dann schmollt sie sofort, wenn sich niemand mit ihr explizit befasst.

ich kann mir nicht vorstellen, dass sie missbraucht wurde, daran möchte ich jetzt erst mal auch gar nicht denken. Wenn man sie fragt, ob Denise glücklich ist, dann sagt sie jedoch immer ja, zuvor fragt sie, worum genau es jetzt geht. Wenn man sie fragt, ob ihr etwas fehlt, dann sagt sie nein.

Denise war schon immer so. sie war immer ein einzelgänger und sie ist auch sehr rabiat. sie verletzt gerne, auch körperlich. sie will immer schuppsen und wenn man ihr sagt, dass sie nicht so laut schreien soll, weil man vielleicht Kopfschmerzen hat, kommt sie extra nahe zu einem hin und schreit einem dann ins Ohr und lacht dabei. wenn man sie dann zurecht weist, sagt sie kurz entschuldigung, meint es jedoch eher nicht ernst.

eine autistische Störung ziehe ich auch in Betracht. Ihre Mutter war und ist auch eher ein Einzelgänger, doch sie kann sich absolut in die Gesellschaft einfügen. Bei Denise hingegen, habe ich einfach die Angst, dass sie später sehr viele Probleme bekommen wird, wenn sie jetzt nicht lernt, sich in der Gesellschaft zurecht zu finden.

Es gab keine Scheidung, da meine Freundin nie verheiratet war. Sie sieht ihren Vater einmal pro Woche. Sie ist absolut kalt zu ihrem Vater, das belastet ihn auch sehr. Sie verbringt einen Tag in der Woche bei ihm und wenn Ihre Mutter sie dann anruft und fragt wie es ihr geht, fragt Denise, wann sie wieder nach Hause kann. Das Verhältnis meiner Freundin zu Denises Vater ist ok.

Freude macht es ihr, herumzutollen und herumzuspringen und Spiele zu spielen, aber nur dass, was sie wirklich will. Freude macht es ihr auch, andere zu verletzen, so wie es scheint.

Einen Termin beim Kinderpsychologen zu bekommen ist sehr schwer, wir haben zwar einen, doch der ist erst Ende dieses Jahres.
 

desperate mum

Aktives Mitglied
hallo urukai,

entschuldige, die idee mit dem mißbrauch war wohl blödsinnig, denn in dem moment wo ich lilikais vermutung einer form von autismus gelesen habe, dachte ich, ich idiot, das könnte es sein. und der link zum asperger syndrom - da steht es ja auch so beschrieben. unterstützen tut diese these auch ihre essgewohnheiten (hilfe mein deutsch) - also das sie immer genau das gleiche essen muß, sonst isst sie gar nichts.

also vergiß meine ursprüngliche vermutung bitte wieder ganz schnell , es tut mir leid, da hab ich wohl erst getippt, und dann mein gehirn angeworfen, nochmal entschuldigung dafür!!!

o.k. den termin beim kinderpsychologen habt ihr erst anfang nächsten jahres. wißt ihr denn, ob es ein wirklich guter ist? waren andere da auch schon - habt ihr erfahrungsberichte? dann würde es sich ja wohl lohnen, noch so lange zu warten. oder kennt ihr den gar nicht, und es käme auch ein anderer in betracht?

was meinen eigentlich die lehrer in der schule?

halt stopp, wieso hat der kinderarzt schon mal autismus erwähnt? wann, bevor du dazukamst? da wurde nichts weiter unternommen? kann der nicht dampf machen, daß ihr den termin beim psychologen schneller bekommt?

lass von dir hören halt uns auf dem laufenden - alles gute erstmal für euch drei!

lieben gruß, desperate mum
 

Liliki

Mensch
Hallo Urukai,

"Am Jahresanfang" ist ja schon in knapp 3 Monaten ... solche Wartezeiten sind leider ziemlich normal für gezielte Diagnostik. (Etwas schneller geht es, wenn man privat krankenversichert ist oder eine Untersuchung privat bezahlen kann)

Ich weiß, wenn es einem unter den Nägeln brennt, kann jeder Tag zuviel sein - andererseits hättet Ihr etwas Zeit, schon mal nüchtern die "Auffälligkeiten" zusammen zu tragen und zu schreiben.

Wenn die Vermutungen sehr in eine Richtung gehen, kann man sich ja auch schon selbst schlau machen und zB etwas Lesefutter besorgen ... das "Standardwerk" ist wohl immer noch dieses:

http://www.amazon.de/Asperger-Syndr...=sr_1_4?ie=UTF8&s=books&qid=1223491817&sr=8-4

... aber inzwischen werden es immer mehr Bücher zu diesem Thema.



Wenn man sich als Erwachsener eindenken kann in das *etwas andere* Denken der Kinder mit Asperger kommen einem sehr viele Verhaltensweisen total logisch vor, z.B. dass es solche Kinder stresst, ganz eng und nah mit einem lebendigen "normalen" Kind zusammen zu sein und sie dann besonders oft ausrasten und aggressiv reagieren. Auch diese "Zusammenbrüche", weil der Toast nicht warm genug oder nicht hell genug war oder die Mettwurst alle ...

:druecker Lili
 
I

IlkaM.

Guest
Bitte reduziert Eure Suche jetzt nicht auf ein Aspergen-Syndrom (wer das tut, neigt schnell dazu, sich Beobachtungen passend zu machen).

Anfang nächsten Jahres ist der Termin - das ist doch gut!

Da das Mädchen ja "schon immer" so ist, hat es JETZT auch keine super Eile - oder?
 

urukai

Neues Mitglied
vielen dank für eure hilfe :druecker

desperate mum, keine sorge. jeder hinweis kann helfen, du musst dich nicht entschuldigen. ich nehme jeden rat dankbar an und da mache niemandem einen vorwurf.

ich frage mich bezüglich der ernährung jedoch, wo denn das hungergefühl bleibt. der mensch muss doch essen, gerade, wenn er hunger hat und das muss sie eigentlich sein. sie ist jetzt 7 jahre und wiegt viel zu wenig.

die kinderpsychologin wurde uns von mehreren empfohlen. dennoch werden wir uns zunächst mit ihr unterhalten. Die lehrer in der schule sagen, dass Denise noch eher in ihrer kindlichen welt steckt, während die anderen schüler schon weiter sind. Sie hat nur eine Freundin, die auch eher isoliert ist.

gestern hatte sie einen sehr guten tag. sie war ruhig und eigentlich umgänglich. generell kommt sie schon zu mir und sucht den körperkantakt, vor allem, wenn sie auf mir herumturnen kann. sie ist dabei jedoch äußerst rabiat. wenn man ihr sagt, dass das, was sie gerade tut einem weh tut, dann lacht sie nur und macht einfach weiter. ich versuche dann immer zu ihr durchzudringen und sage ihr, dass sie bitte lieb sein soll, natürlich in einem sehr eingehenden tonfall, doch sie scheint das nicht zu hören, zumindest ist keine reaktion erkennbar. sie macht immer weiter z.B. jemanden zu stossen, egal wie oft ich sage, dass das nicht lieb ist und das es weh tut, sie lacht dabei.

ich werde mich mehr mit dem Aspergen Syndrom befassen, doch überstürzen möchten wir jetzt erst mal nichts. wichtig ist uns, dass sie später in der Gesellschaft zurechtkommt und nicht einsam ist. Ihre mutter ist auch eher der einzelgänger sie weiss sehr gut, wie traurig das manchmal ist und das möchten wir Denise ersparen.
 

Alicia

Aktives Mitglied
Hallo urukai,

aus Zeitmangel antworte ich nur kurz.
Beim Lesen dachte ich sofort an das Asperger Syndrom. Manchmal kommt es auch gemeinsam mit ADHS (das hat mein Sohn) vor. Vieles, was Du beschreibst erinnert mich an meinen Sohn, manches an meine Tochter (die aber nicht diagnostiziert ist, da sie als Kind unauffällig war, aber seit der Pubertät leider nicht mehr).

Ich kann Dir nur empfehlen, "am Ball zu bleiben", nicht locker zu lassen. Ich selbst habe mit meinem Sohn eine Odyssee hinter mir (Psychologen, Beratungsstellen, Ärzte), bis endlich was gefunden wurde. Viele meinten, ich bilde mir was ein, manche meinten, das wächst sich aus und manche hatten schlichtweg keine Ahnung und dachten, mein Sohn sei verzogen.

Ich weiß nun nicht, ob Denise tatsächlich an einem Syndrom leidet, falls ja, dann könnten manche Verhaltensweisen aber auch Sekundärsymptome sein, d.h. Folgen des Primärsyndroms, deren Ursache nicht in einem (das Kind verziehenden) Erziehungsstil liegen.

Viel Glück und liebe Grüße
Michaela
 

urukai

Neues Mitglied
Hallo Michaela,

vielen Dank, für deinen Post.

Könntest du bitte noch etwas ausführlicher schreiben?

Welche Schilderung genau, erinnert dich an deinen Sohn und an deine Tochter?
 
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