Schulverweigerung

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo,

ich bin noch ziemlich neu hier im Forum und hoffe, dass mir jemand helfen kann.
Nachdem in den Sommerferien alles gut war, fängt unser 15jähriger Sprössling nun schon wieder mit seiner notorischen Schulunlust an.
Er geht nun in die 10. Klasse Realschule und müsste sich eigentlich um einen Ausbildungsplatz bemühen. Er weiß aber noch nicht einmal genau, was er denn nach der Schule eigentlich machen will. Wir müssen sowieso das nächste Zwischenzeugnis abwarten, weil er mit seinem letzten Jahreszeugnis keinen zukünftigen Arbeitgeber beeindrucken kann. Er wurde mit Ach und Krach versetzt. Jetzt ist es aber nicht so, dass er nichts kapiert und ihm alles zu schwer ist. Normalerweise ist er ein 2er oder 3er-Schüler.
Das Schlimme daran: er lässt nicht mit sich reden. Obwohl er weiß, dass die Noten, die er jetzt schreibt, mit über seine Zukunft entscheiden, tut er nichts. Er macht keine Hausaufgaben, passt im Unterricht nicht auf, schreibt nicht mal alle Einträge mit. Er hat keine Lust und ist zu faul, das ist sein Argument.
Und nichts hilft. Wir haben versucht, vernünftig mit ihm zu reden (denn er beharrt darauf, erwachsen behandelt zu werden), wir haben mit Strafen gedroht, schließlich ihm eine Belohnung in Aussicht gestellt..... nichts. Keine Chance.
Er möchte alles "auf sich zukommen lassen".
Schlimmstenfalls muss er nach den Weihnachtsferien sowieso auf die Hauptschule runter und dann sind seine beruflichen Chancen noch geringer.
Wie kann ich ihm helfen? Wie komme ich an ihn ran, wenn er sich vor allem verschließt und immer nur betont, dass es SEIN Leben ist?!
Er versteht offensichtlich noch nicht so ganz, dass er sich im Moment gerade alles versaut, obwohl so viel Potential da wäre. Mit ein BISSCHEN Lernen ist er ein guter Schüler. Vor einem Jahr war sogar noch die Rede davon, das Abi nachzumachen.
Ja, das ist in weite Ferne gerückt.
Kennt jemand das Problem? Er ist von Haus aus sehr egoistisch und immer sind an allem die anderen Schuld. So auch jetzt, dass er in der Schule nicht aufpasst. Daran ist sein Lehrer schuld, der ihn direkt in die erste Reihe vor das Pult gesetzt hat. Dass diese Maßnahme ja aber nicht von ungefähr kommt, versteht sich von selbst. An Verweisen ist auch der blöde Lehrer schuld und an Strafaufgaben sowieso. Ich bekomme immer nur zu hören "ich hab doch gar nichts gemacht!"
Das Traurige ist, dass er manchmal am Ende unserer endlosen Diskussionen einen einsichtigen Eindruck macht, später aber dann sagt, er habe ja wohl zustimmen müssen, weil das Gespräch sonst noch ewig weitergegangen wäre.
Ich bin am Verzweifeln. Wir wollen nur das Beste für ihn und werden von ihm so hingestellt, als wollten wir ihn quälen.
Ich mische mich nicht mehr in sehr viele Bereiche seines Lebens. Ich akzeptiere, dass er sich seine Haare lang wachsen lassen will, von mir aus kann er sie auch grün färben. Ich verkneife mir Kommentare über den Zustand seines Zimmers. Auch seine Klamotten sind mir egal. Das hat alles keine negativen Konsequenzen für sein weiteres Leben. Aber bezüglich Schule sehe ich halt wirklich immense Probleme auf ihn zukommen. Er sieht sie aber nicht und wenn ich etwas sage, bin ich spießig.
Ich weiß echt nicht mehr weiter.
Dass er sich total von uns zurückzieht und entweder bei seinen Kumpels ist und abends, sobald er daheim ist, in seinem Zimmer verschwindet, damit kann ich leben. Das ist wohl bei anderen auch so.
Aber was kann ich tun, damit er etwas für die Schule tut und einen guten Ausbildungsberuf findet? Ich selbst habe eine Ausbildung gemacht, die mir überhaupt nicht gefallen hat und das möchte ich ihm ersparen.
Aber ich möchte ihm helfen und werde - man muss es fast so sagen - mit Füßen getreten. Nur schlechte Laune, Undankbarkeit, verletzende Kommentare, keine Lust auf gemeinsame Mahlzeiten.... und man kann sagen, was man will, es fruchtet einfach nicht.
Sorry für den langen Text, aber ich bin ziemlich am Boden. Mir stehen auch schon wieder die Tränen in den Augen, weil ich so hilflos bin.
 

desperate mum

Aktives Mitglied
hallo elfchen!

habe natürlich mit einer erst 12 jährigen tochter (die aber auch ganz schön schwierigkeiten in der schule hat) und einem 5 jährigen sohn nicht viel erfahrung in deinem bereich. aber ein paar gedanken schossen mir beim lesen schon durch den kopf, die ich dir gerne mitteilen möchte, vielleicht hilft es ja. wobei ich hoffe, daß sich auch noch eltern melden, die diese phase wirklich schon mit ihrem kind durchgemacht haben.

also, im letzten jahr lief eigentlich noch alles ziemlich gut, richtig? und in diesem jahr, wo es eigentlich drauf ankommt, da auf einmal klappt nichts mehr und er scheint total überfordert. ich hab so daß gefühl, daß du in dieser richtung suchen mußt. letztes jahr hatte er ja noch zeit, er konnte alles ganz entspannt sehen, aber nun kommt es ja drauf an, und ich glaub da hat er auf einmal einen mordsschiß bekommen, der ihn auch buchstäblich zu lähmen scheint, denn nun wirds ja ernst.

also, gehen wir mal vom schlimmsten aus: zwingen, gut zu sein kannst du ihn ja nicht! vielleicht braucht er ja wirklich noch ein bißchen mehr zeit? wieso müßte er nach dem halbjahr auf die hauptschule? das versteh ich nicht? könnte er nicht die 10. zuende machen, und wenn er wirlkich sitzenbliebe, das schuljahr auf der realschule nochmal? geht das nicht? würde ihm ja ein jahr zeit - und ganz bestimmt auch bessere noten - verschaffen.

wie gesagt, mit 15 jährigen kenne ich mich nicht aus, aber mit problemen in der schule, dem gefühl der überforderung und dem dichtmachen schon. und je mehr ihr in ihn dringt, desto mehr macht er dicht!

was meinst du dazu? könnte es was in dieser richtung sein?

lieben gruß, desperate mum

p.s. ich arbeite in einer kreishandwerkerschaft und ich weiß, daß es viele möglichkeiten mehr gibt, als den geraden weg, also auch berufvorbereitungsjahr, berufsgrundbildungsjahr, eqj etc. auch wenn es euch wahnsinnig macht, ruhig blut, das wird schon, nur vielleicht nicht ganz so einfach und unkompliziert, wie ihr euch das wünscht.
 
I

IlkaM.

Guest
Naja ... Dein Sohn ist in einer schwierigen Situation. Voll in der Pubertät und die ganze Welt hat sich gegen ihn verschworen :argue

Ich fürchte, Du kannst soviel reden wie Du willst - er wird nicht auf Dich hören. Weil er nämlich auf der einen Seite genau weiß, dass das, was Du sagst, bestimmt richtig ist - weil er aber auf der anderen Seite keinen Ausweg sieht. Weil er zur Zeit die Kompetenz einfach nicht hat, mit dieser Schul-Lethargie fertig zu werden.

Ich finde, Du solltest aufhören, ihm die düsteren Konsequenzen seines (Nicht-)Tuns vor Augen zu halten. Ich finde, Du solltest wieder lernen, darauf zu vertrauen, dass er - ja - SEIN Leben meistern wird. Ich finde, Du solltest ihn positiv unterstützen (Nach dem Motto "Das schaffen wir schon!" statt "Wenn Du das nicht schaffst, passiert dieses und jenes ...").

Er lebt in seine Zukunft hinein - nicht in Deine Vergangenheit. Sein Weg muss nicht Dein Scheitern bedeuten.

Dass er sich jetzt schon darüber klarsein soll, was er nach der Schule machen will: Ich halte das für grausam, mindestens aber für unwahrscheinlich. Es ist noch so jung - er sollte auch die Zeit haben, sich klar zu werden! Oder glaubst Du, es ist der bessere Weg, etwas auf Biegen und Brechen durchzuzwingen und dann was zu machen, das man bestenfalls mit einem 1/4 Herzen mag? Mit 16?? Was für eine furchtbare Zukunftsaussicht!

Das mit dem Gang auf die Hauptschule verstehe ich auch nicht. Da würde ich ihn auch lieber eine Ehrenrunde drehen lassen (gönn' ihm eine Pause!).
 

Venka

Aktives Mitglied
Mein Vorschlag: Besuche mit deinem Sohn einige Arbeitsstätten nach vorheriger Absprache mit den dortigen Betriebsleitern. Also such dir was raus, ruf an und frag, ob ihr mal vorbeikommen könnt, und ob man euch/ihm etwas darüber erzählen kann, was in dem Betrieb los ist. Du wirst sicher nicht bei jeder Firma Erfolg haben, aber das ist auch OK so, denn Firmen, die dazu nicht bereit sind, sind meines Erachtens auch keine geeigneten Ausbildungsbetriebe. Die Leute, die dort arbeiten, müssen tatsächlich einen gewissen "Eifer" mitbringen, anderen ein wenig von ihrem Job "vorzuschwärmen".
Geh dann mit deinem Sohn hin und warte seine Reaktion ab. Vielleicht floppt der Ausflug (dann würde auch die Ausbildung floppen), vielleicht springt der Funke über.

Nach einem nicht erfolgreichen Besuch frag halt, was ihn an dem Beruf abschreckt und versuche, etwas zu finden, das seinen Wünschen mehr entspricht. Also wenn er sich z.B. nicht die Hände schmutzig machen will, dann spar dir drei weitere Handwerksbetriebe. Geh sogar davon aus, dass die Ausflüge in großer Mehrheit nicht positiv aufgenommen werden. Hoffe lieber auf den einen, der als Initialzündung taugt.

In jedem Fall hast du durch die Aktion etwas gewonnen: Dein Sohn hat es in jedem zukünftigen Bewerbungsgespräch leichter, weil er selbstsicherer wird, weil er Erfahrung sammelt.
Weil er z.B. auf die Frage, warum er genau diese Ausbildung ergreifen will, eine Antwort haben wird, wie etwa: "Ich habe mich hier im Betrieb/in einem ähnlichen Betrieb schon einmal umgesehen und mir alles zeigen lassen und ich fand ganz besonders reizvoll, dass..."
Wie du evtl. schon mal im TV gesehen hast, fehlt es den meisten jungen Leuten nämlich genau bei dieser Standardfrage an einer guten Antwort. Wer hier nicht nur murmelt "Weil es schon immer mein Traum war...", der fällt schon positiv auf. Und kann seine mittelmäßigen Noten mit überzeugendem Auftreten ausbügeln.

Mir ist klar, dass das eine Menge Arbeit für dich ist, und dass es vermutlich einige Momente geben wird, in denen du ihm am liebsten eine knallen möchtest, weil er missmutig und scheinbar gelangweilt hinter dir her trollt und mault.
Aber stell dir einfach nur vor, dass er verdammt große Angst hat und sein ganzes Benehmen eine Riesen-Show ist, die er abzieht, um darüber hinweg zu täuschen, dass er bis auf die Knochen verunsichert ist. Dann fällt es dir hoffentlich leichter, durchzuhalten.

Und auch, wenn er dir vielleicht dafür Vorwürfe machen sollte: Er sollte dafür dankbar sein (aber wie Kinder nunmal sind, sie sind eben nicht dankbar, und wenn, dann erst in 20 Jahren...vielleicht reicht dir als "Dank" aber auch, dass er eine Ausbildung abschließt und ein geregeltes Leben führt, ohne die Hartz-IV-Abwärtsspirale).
Bei mir ist es noch eine Weile hin, und ich hoffe natürlich, dass mir dieser Zirkus erspart bleiben wird, aber wenn es so weit sein sollte, dann werde ich genau das machen, was ich oben vorgeschlagen habe. Eben, weil ich mir im nachhinein gewünscht hätte, dass man das mit mir gemacht hätte. Lieber eine suboptimale Entscheidung als gar keine. Das war schon vor 15 Jahren so, heute ist es noch schlimmer geworden und wenn mein Sohn mal eine Ausbildung beginnen soll, dann wird es sicher noch schlimmer geworden sein. Vielleicht haben eines Tages wirklich nur noch die Kinder eine Chance in der Berufswelt, deren Eltern außergewöhnlich engagiert sind...dass es eine ständige Tendenz in diese Richtung gibt, empfinde ich zumindest so.
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo,

vielen Dank für eure Antworten.
Das mit der Hauptschule ist so: er war im letzten Schuljahr nicht, wie von euch angenommen, noch engagiert. Seit Dezember letzten Jahres (also seit ich mich partout in nichts mehr in seinem Leben einmischen darf) geht das so. Sonst hätte er ja auch nicht zwei Fünfer im Jahreszeugnis gehabt, und den Rest Vierer.
Er ist nun bis zu den Weihnachtsferien sozusagen "auf Probe" vorgerückt, darf sich also keine schlechten Noten erlauben, sonst müsste er in die Neunte zurück. Da wir aber wissen, dass er dann erst recht nichts tut, weil er wieder einen Lehrer hätte, den er hasst und in Deutsch als Schulaufgabe eine Projektarbeit machen müsste, zu der er einfach keine Lust hat, außerdem die Neunte von Haus aus ein gewisses Maß an Engagement verlangt, weil sie schwer ist, klappt das vermutlich nicht und er hätte wieder ein schlechtes Zeugnis.
Wenn er aber nach Weihnachten auf die Hauptschule wechselt, könnte er im Sommer zumindest den Quali mit hoffentlich passablen Noten machen.
Ich weiß ja nicht, aus welchen Bundesländern ihr kommt, aber hier in Bayern ist vom Niveau her zwischen Hauptschule und Realschule ein himmelweiter Unterschied. Ich bin eben der Meinung, dass er auf der Hauptschule trotz Nichtstun ein einigermaßen gutes Abschlusszeugnis hätte.
Denn, wie gesagt, ich kann mich bei ihm leider nicht drauf verlassen, dass er sich bessern würde, wenn er NUR in die Neunte zurückmüsste, es würde das Ganze nur verschlimmern.
Die Idee mit den Betrieben besuchen ist sehr gut. Das werde ich mit ihm machen. Leider natürlich wieder nur auf meine Initiative hin. Er kümmert sich nicht darum.

Falls es so rübergekommen ist, dass wir ihm alles immer nur schlechtreden, also die schlimmsten Szenarien vorbeten, das stimmt so nicht. Bis zum Beginn der Neunten wollte er noch Pilot werden, was ja Abi voraussetzt. Dazu wurde er von uns ermutigt, wir hätten ihm auch alles finanziert und ihm gesagt, dass er auf jeden Fall das Zeug dazu hätte. Er ist aber von selbst wieder davon abgekommen, weil er herausgefunden hat, dass diese Ausbildung sehr schwer und sehr theoretisch ist. Man müsste sich dazu auf seinen Hosenboden setzen und lernen.
Somit war das Thema für ihn erledigt. Es fehlt einfach an Durchhaltevermögen.

Oder ist die Idee mit der Hauptschule so schlecht?
Mein Mann und ich haben allmählich einfach keine Nerven mehr.
 

Venka

Aktives Mitglied
"Leider natürlich wieder nur auf meine Initiative hin. Er kümmert sich nicht darum."

Ja leider. Und ich geb dir total Recht, dass das sehr ärgerlich und frustrierend sein muss. Ich seh das halt einfach so, dass man in bestimmten Situationen "erzieherische Maßnahmen" einleiten kann und auf jeden Fall auch muss. Und in anderen Situationen muss man sich überwinden und die "erzieherisch falsche", aber zum Wohl des Kindes richtige Maßnahme ergreifen.
Ich geb mal n blödes Beispiel, weil mir grad nix Besseres einfällt: Ein Kind muss monatlich Geld für das Mittagessen in der Schule zahlen, vergisst aber ständig, das rechtzeitig bei den Eltern einzufordern oder das Geld in der Schule abzugeben. Dann sind sich wohl alle einig, dass es ein Fehler wäre, wenn Muttern nach fünfzig Aufforderungen in die Schule fährt und das Geld selber abgibt - Hauptsache das Kind hat Mittagessen.
In so einer Situation finde ich die Strafe "kein Mittagessen" akzeptabel. Ein simples Beispiel aus der Kategorie "Lernen durch Schmerzen".
Bei sowas wie der Ausbildung gehts aber um weit mehr, da gehts um die Frage, ob die Zukunft versaut wird oder nicht. Und weil man das sicher nicht will, muss man eben in den sauren Apfel beißen und diese Aufgabe anstelle des Kindes erledigen oder sich zumindest sehr weit reinhängen - Hauptsache am Ende hat das Kind überhaupt ne Ausbildung. Man kanns auch andersrum ausdrücken: An diesem Punkt ist es für erzieherische Maßnahmen oder Geduld zu spät, da muss einfach gehandelt werden.
Wie gesagt, das ist meine Meinung, so würde ich es machen.

Was die Frage nach gutem Hauptschul- oder mittelmäßigem Realschulzeugnis betrifft: Da kann man sehr geteilter Meinung sein. Ich war immer auf dem Standpunkt:
Ein gutes Hauptschulzeugnis ist fast genauso nutzlos wie gar kein Zeugnis. Ein gutes Realschulzeugnis ist besser als ein mittelmäßiges Abiturzeugnis. Das rührt ganz einfach von daher, was man mit dem jeweiligen Blatt Papier anstellen kann. Mit einem guten Hauptschulzeugnis ist man einem mittelmäßigen Realschüler gegenüber oft benachteiligt bei der Ausbildungssuche, weil Realschul- und Hauptschulbewerber bei viel mehr Berufen in Konkurrenz treten als es bei Berufen der Fall ist, die von Abiturienten bevorzugt angestrebt werden.
Und weil sich der zukünftige Arbeitgeber wohl oft die Frage stellen wird: Na, wenn der/die so gut in der Hauptschule war, warum hat er/sie dann nicht Real gemacht? Mit einem mittelmäßigen Realschulzeugnis wird man in manchen Ausbildungsberufen sogar Abiturienten mit guten Noten bevorzugt, weil die dortigen Chefs oft selber "nur" Real haben und der Meinung sind, dass Abiturienten zu weltfremd sind, oder weil sie schlimmsten Falls sogar eine gewisse Abneigung gegen eine Qualifizierung haben, die im Grunde höher ist als ihre eigene. Muss natürlich nicht so sein, ist nur ein persönlicher Eindruck. Fazit: Ich würde die Wahl der Schule sehr stark vom Berufswunsch abhängig machen. Also wenn er sich meinetwegen entschieden hat, "Wurstwarenfachverkäufer" zu werden, dann mal in Betrieben nachfragen, ob die lieber einen mittelmäßigen Realschüler oder einen guten Hauptschüler zum Bewerbungsgespräch einladen würden. (So einen Anruf kann man ja sogar evtl. unter falschem Namen machen).
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Die Idee mit der "Betriebsbesichtigung" finde ich auch gut. Ich hab da noch eine Anregung dazu. Vielleicht ist es bei der Gelegenheit möglich, ihm zu zeigen, mit welchem Abschluß man (nach der entsprechenden Ausbildung natürlich) welche Tätigkeiten ausüben "darf". Zeig ihm doch den Unterschied zwischen dem Kantinenpersonal oder Reinigungs- oder Aushilfskräften und den Monteuren/handwerklich Tätigen und den Technikern/Ingenieuren, soweit vorhanden. Frag ihn mal, wer wohl die interessanteren Tätigkeiten ausübt.

(Für den Fall, daß es auf Euch arrogant wirkt, so ist es nicht gemeint! Ich schaue nicht auf Leute herab, die mangels Ausbildung, warum auch immer, oder aus anderen Gründen keinen anderen Job machen können/wollen als z.B. die Regale auffüllen! Mir geht es darum, dem Jungen zu zeigen, daß ER NOCH eine Wahl hat!)

LiGrü, Schnuppe
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ich finde die Idee mit der Hauptschule gar nicht mal so übel.
Wenn er auch ohne Lernen gute Noten dort schreibt hat er auch mal wieder ein Erfolgserlebnis. Vielleicht hilft ihm das ja über seine Lernunlust hinweg.
Außerdem kann er mit einem guten Hauptschulabschluß immer noch eine zweijährige gewerbliche Schule und damit die mittlere Reife machen.
Ich vermute mal das es das auch in Bayern gibt.
Er hat mehr Zeit und damit auch etwas Luft um seine pupertätsverwirrten Gedanken wieder zu ordnen.
Meine drei Jungs haben alle über diesen Weg die mittlere Reife gemacht. D.h. der dritte hat erst nächstes Jahr Prüfungen aber ich bin überzeugt das er sie schafft. Aus Erfahrung kann ich dir noch sagen das es nach dem 16. Geburtstag dann wieder aufwärts geht. Zumindest war das bei uns 3x so der Fall.

Ich ärgere mich immer wieder wenn Hauptschülern eine schlechte Zukunft verhergesagt wird. Es gibt immer einen Weg in eine gute berufliche Zukunft auch für Hauptschüler.

LG :bye:Cordu
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo,

er hat schon zu spüren bekommen, welche Chancen er mit Hauptschulabschluss hat. Wir haben ihn in einem Supermarkt ein Praktikum als Einzelhandelskaufmann machen lassen. Nach diesen 4 Tagen war er sich sicher, dass das NICHTS für ihn ist.
Arrogant finde ich deine Einstellung nicht. Ich denke genauso. Es ist heute einfach so, dass ein Hauptschulabschluss nichts bzw. fast nichts mehr wert ist. Das war zu unserer Schulzeit noch anders.
Das Beispiel mit dem Essensgeld für das Schulmittagessen haben wir in ähnlicher Form auch schon gehabt: er hat sein Pausengeld permanent vergessen und ich habe ihn irgendwann nicht mehr dran erinnert. Die Konsequenz davon war, dass er sich täglich Geld von einer mitfühlenden Klassenkameradin ausgeliehen hat und, nachdem sich 14 Euro angesammelt hatten, zu mir kam, weil das Mädel natürlich ihr Geld auch mal wieder haben wollte. Was tut man dann? Klar hab ich ihm das Geld mitgegeben, weil ich nicht will, dass wir bei einer Klassenkameradin von ihm in der Kreide stehen.
Er ist so raffiniert. Nie um Ausreden verlegen und außerdem - tut mir leid, wenn ich das sagen muss - manchmal eiskalt. Vor einigen Monaten war es tatsächlich mal soweit, dass ich vor ihm geweint habe, weil ich einfach nicht mehr konnte. Er hat dann nur gemeint, was ich "da für eine Show abziehe".
Woher hat er das? Mein Mann und ich sind ganz sicher nicht so.
Als mein Mann vor 2 Jahren operiert wurde, wollte ich nachmittags mit unserem Sohn zu ihm ins Krankenhaus fahren. Auch da war keinerlei Mitgefühl von ihm zu spüren. Als er mich gefragt hat, wie lange wir im Khs bleiben und ich gemeint habe 'so 2 Stunden ungefähr', hat er ganz entsetzt gesagt: "Waaas? Soo lange?"
Wir sind ihm nichts wert. Andersrum, als er selbst letztes Jahr 2 Tage im Khs war, bin ich in der Früh zu ihm, bis mittags geblieben, kurz heim, was essen, dann wieder bis abends zu ihm, meinen Mann vom Bahnhof abgeholt und von da aus auch sofort wieder zu ihm. Für meinen Mann war es selbstverständlich, dass er gar nicht erst heim, sondern gleich ins Khs fährt.
Heute mittag auch wieder sowas Nerviges: ich habe ihm mitgeteilt, dass er am 22. November ausnahmsweise samstags Schule hat (das ist in ganz Bayern so).
Daraufhin ist er ausgeflippt. Er gehe auf keinen Fall am Samstag auch noch in die Schule, wir sollen anrufen und ihn krankmelden. Kein anderer Junge aus seiner Klasse wird gehen und er macht sich dann zum Gespött.....
Letztendlich ist er aufgestanden und hat mir mitgeteilt, dass ihm der Appetit vergangen ist. Salat ist im Teller liegengeblieben, er marschierte aber zum Kühlschrank, um sich einen Joghurt zu holen. Als ich dann meinte, dass ich das schon seltsam fände, dass ich den Salat nun wegwerfen muss und er sich stattdessen was anderes nimmt, hat er den Joghurt grantig wieder in den Kühlschrank zurückgestellt und sich aus der Süßigkeitenschublade bedient.
Klasse, oder? So ist es bei uns immer. Ein normales Gespräch ist selten möglich, weil er eben nichts einsieht.
Ich behaupte nicht, dass ich mit 15 einfach zu handhaben war, aber wenn ich Schmarrn gemacht hatte und bestraft wurde, habe ich diesen Fehler kein zweites Mal gemacht. Außerdem hatte ich immer Mitleid mit meiner Mutter, allein deshalb hielt sich das bei mir schon in Grenzen, weil ich sie einfach nicht verletzen wollte.
Vielleicht habe ich als Mutter einfach bei ihm versagt. Manchmal habe ich solche Gedanken. Vielleicht habe ich ihn früher zu sehr verwöhnt. Ich war mit ihm beim Schlittenfahren, beim Schneemannbauen, im Sommer auf Baustellen, weil ihn Baufahrzeuge so fasziniert haben etc. etc.
War das zu viel? Hätte ich das nicht tun dürfen?
Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Einerseits tut er mir leid und ich weiß sehr wohl, dass man mit 15 überfordert ist, wenn man sein restliches berufliches Leben planen soll. Es wäre ja auch kein Problem, wenn er es nicht alleine schafft. Ich helfe ihm ja gerne. Aber ich vermisse die Eigeninitiative.
Andererseits würde ich ihn an Tagen wie heute zugegebenerweise einfach gerne ins offene Messer laufen lassen. Soll er doch dastehen im Sommer und keine Lehrstelle haben. Dann muss er eben ehrenamtlich 40 Std. die Woche irgendwo arbeiten. Ich traue ihm nämlich zu, dass er darauf spekuliert, ab September täglich daheim ausschlafen zu können. Und das geht ja nun gar nicht.

Ich nehme mal an, mit euren Sprösslingen kann man reden, wenn sie Bockmist gebaut haben und sie lernen dann draus. Das ist bei uns eben nicht der Fall. Er bekommt seine Strafe und macht danach genauso weiter!
Aber ich überlege mir das mit der Hauptschule trotzdem noch mal.

Habt ihr noch weitere Tips für mich?
 

Venka

Aktives Mitglied
Also mein erster Tipp: Schließ die Augen, zähl bis zehn - und entspann dich erst mal ;)
Du weißt doch, Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden...

"Unsere" Sprösslinge: Also das Aufsässigste, was meiner macht, ist mir manchmal gegen den Bauch zu treten - von innen^^
Meine Ideen hab ich auch bloß von daher, dass ich mich an mich als Teenie erinnere. Das was du hier schreibst:

"Andererseits würde ich ihn an Tagen wie heute zugegebenerweise einfach gerne ins offene Messer laufen lassen. Soll er doch dastehen im Sommer und keine Lehrstelle haben"

ist genau das, was ich persönlich versuchen würde zu vermeiden. Klar, die Eltern haben viele Jahre lang alles mögliche angestellt, um ihre Kinder auf den richtigen Weg zu bringen. Und auf einmal scheint das alles vergebens gewesen zu sein. Der Nachwuchs macht, was er will - und vorzugsweise macht er genau das Gegenteil von dem, was die Eltern von ihm wollen. Das ist so 100% Pubertät, besser kann man diese Phase ja fast kaum beschreiben.

Man war schon zigmal vorher in solchen Situationen wie der mit dem Essensgeld.
Und hat sie - je jünger sie waren, Hand aufs Herz, is doch so - meistens vor den Konsequenzen beschützt.

Es ist im Grunde erstaunlich, wie viel Geduld Eltern aufbringen, wie oft sie sich dann doch überwinden und für ihre Kinder alles wieder ausbügeln.
Und ganz oft, wirklich ganz oft, reißt der Geduldsfaden genau beim Thema Ausbildung. Ausgerechnet da, wo es wirklich drauf ankommt, dran zu bleiben und das Kind eben nicht ins offene Messer rennen zu lassen. Für diese "erzieherische Maßnahme" gab es in den Jahren vorher tausend Gelegenheiten, und anscheinend hat man sie nicht oft genug genutzt.

Aber jetzt ist nicht der geeignete Moment, sich darüber Gedanken zu machen, oder sich gar damit aufzuhalten, Vorwürfe gegen irgendwen zu richten. Reine Zeit- und vor allem Energieverschwendung. Wenn die Sache durchgestanden ist, hat man alle Zeit der Welt, sich mal hinzusetzen, darüber nachzudenken und abzuwägen, ob die Vorwürfe gerechtfertigt sind oder nicht, und wie man es in Zukunft besser machen kann.
Also: beiß die Zähne zusammen, halte dich nicht mit der Frage auf, wie das Problem entstehen konnte, sondern nutze deine Energie für die Lösung. :maldrueck

~~~~~~~~~

Was deine Beschreibungen der Gefühlskälte betrifft: Auch hier erkenne ich mich selbst als Teenie. Meine Mutter war fix und fertig wegen mir, hat auch oft geweint.
Ich wirkte gleichgültig, aber ich war nicht bösartig.
Ich war einfach gedankenlos. Also...klar hatte ich Gedanken und Gefühle, aber die betrafen allesamt nur mich.
Vielleicht sind pubertierende Kinder allesamt egoistische kleine Mistkerle, weil sie noch viel zu sehr damit beschäftigt sind, ihre eigenen Gefühlswelten zu bändigen, so dass im Kopf gar kein Platz mehr bleibt, um sich noch Gedanken über andere zu machen. Das ist nicht persönlich gemeint, auch wenn es oft so wirkt.

Also mein Rat: Schau nicht zurück, konzentrier dich auf die Gegenwart. Quäl dich nicht mit Schuldzuweisungen, Vorwürfen (gegen dich selbst oder andere), oder Gewissensbissen. Das kostet zu viel Energie. Nimm die lieber und versuch, auch gegen deinen inneren Drang, ihm mal so richtig eins auszuwischen, diese Sache noch mit ihm durchzuziehen.
Zur "Belohnung" würde ich mir an deiner Stelle vornehmen, die nächstbeste Gelegenheit, die sich bietet, auszunutzen, um ihn mal ins Messer laufen zu lassen. Aber dann bitte eine, wo die Konsequenzen nicht sein restliches Leben kaputt machen können. Dann doch lieber 14 Euro Schulden bei ner Klassenkameradin oder ein einsamer Tag im Krankenhaus...
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo Venka,

na, wenn das Von-innen-treten bei euch alles ist, dann Glückwunsch ;-)

Natürlich hast du recht, wenn du sagst, dass ich die Zähne zusammenbeißen und diese wichtige Phase mit ihm durchstehen soll. Werde ich im Endeffekt natürlich auch machen, aber manchmal steht einem einfach alles bis oben...

Wir müssen uns jetzt auch noch intensiver um seine schulischen Belange kümmern, weil heute wieder ein Verweis im Briefkasten war. Er sitzt total desorientiert im Unterricht, macht keine Hausaufgaben, das alte Spiel eben.
Nun werden wir das, was wir ihm schon mal prophezeit haben, auch wirklich durchziehen: er trägt jeden Tag in jedem Fach alle Hausaufgaben in sein extra dafür gekauftes Hausaufgabenheft ein, lässt es vom entsprechenden Lehrer gegenzeichnen und in der nächsten Stunde passiert das Gleiche mit den hoffentlich erledigten Hausaufgaben. Ich werde am Montag in der Früh bei der Direktorin anrufen und sie darüber informieren. Sie gibt die Anweisung dann an alle Lehrer weiter.
By the way: unser Sohn hat NATÜRLICH nichts von diesem Verweis gewusst. Ich kann mich aber erinnern, dass er vor ein paar Tagen noch missmutiger als sonst heimkam, mir aber nichts erzählen wollte. Außerdem steht auf dem Verweis, dass man ihn am 22.10 über die Sache informiert hat. Er lügt also schon wieder.

Momentan darf er abends nicht mehr mit seinem Fahrrad fahren, weil er - trotz mehrmaliger Ermahnung - nie sein Licht angemacht hat. Und das ist uns einfach zu gefährlich. Uns blieb letztendlich nichts anderes übrig, als es ihm in der Dunkelheit zu verbieten. Was passiert? Gestern abend kam er mit einem anderen Fahrrad (natürlich ohne Licht) heim. Wir hätten ja gesagt, dass er SEIN Fahrrad abends nicht mehr benutzen darf. Der Hammer, oder?
Das haben wir aber erst heute früh gesehen, dass vor der Haustür ein fremdes, für ihn viel zu kleines, Rad steht. Das erklärt auch seine Rückenschmerzen, die er gestern abend hatte, mir aber die Begründung dafür nicht nennen wollte. Er hat sich sofort in sein Zimmer verzogen und konnte nicht mal mehr die Spülmaschine ausräumen und den Müll raustragen, wobei das eh die einzigen Aufgaben sind, die er im Haushalt hat (außer sein Zimmer in Ordnung zu halten).
Sein Fahrrad hat er letztes Jahr zum Geburtstag bekommen und es war nicht gerade billig. Er passt überhaupt nicht darauf auf, sperrt es nicht in die Garage über Nacht, wie tausendmal von uns drum gebeten. Sein Handy, das er dieses Jahr zum Geburtstag gekriegt hat, war bald kaputt und nach zwei Monaten wollte er dann sowieso schon wieder ein noch besseres, trotz 2-Jahres-Vertrag, den mein Mann zahlt. Gleichzeitig bekam er auch eine Digitalkamera, die auch schon hinüber ist.

Sorry, aber dann kann man ihm doch nichts so Teures schenken, oder?
Aber aufgrund seines Alters wird es eben zunehmend schwieriger, etwas zu finden, das ihm gefällt. Früher war's einfacher. Lego, Lego, Lego.

Ich freu mich schon auf morgen, wenn ich ihn mündlich in den Fächern, die er am Montag hat, abfrage. Ob er wohl wieder tobend seine Sachen durch's Zimmer schmeißt? Oder hat er diesmal was anderes zu bieten?

Ich will einfach, dass aus ihm etwas wird. Und er wehrt sich vehement dagegen.
Aber klar hast du recht, wir müssen da jetzt durch. Und wenn er noch so blockt.
Irgendwann kommt vielleicht mal der Tag, an dem er uns dankbar dafür ist und sich vielleicht sogar für sein Verhalten entschuldigt.
Darauf warten wir einfach. Das tröstet.
 
Hallo Elfchen,

ich bin neu hier und werde mich in diesem Forum wohl jetzt öfter rumtreiben. Ich habe einen Sohn, der im Jan. 14 wird und derzeit die 8. Klasse einer Realschule besucht.

Wir haben im Moment auch große Problema in Sachen Schule. Er hat keine Lust zu lernen, macht keine Hausaufgaben, verheimlicht Arbeitstermine, schreibt keine Hausaufgaben in sein HA-Heft, schwindelt mich an usw. usw.

Ich denke manchmal wirklich, ich mache zu viel Worte. Ich laber und laber und laber und es kommt nix, aber auch rein garnix an in seinem Köpfchen.

Wenn ich so lese, was du bzw. ihr alles macht, ihm jeden Wunsch von den Augen ablest dann denke ich, ihr redet genauso oft auf ihn ein, wie ich auf meinen Sohn, und auch er hört euch nicht wirklich zu. Klar will man nur das Beste für sein Kind, aber es gibt wohl Zeiten in denen unsere Kiddis sowar gar nicht hören wollen.

LG Marion
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo Marion,

tut mir leid, dass ich jetzt erst antworte, aber ich hatte die letzten Tage keine Kraft dazu. Du kannst dir denken, warum: unser Sohn!

Er ist in der Nacht von Sonntag auf Montag abgehauen, weil er Hausarrest hatte und das wieder mal nicht einsieht, so wie er eigentlich nichts einsieht.
Nun, wir haben dann um 23 Uhr die Polizei angerufen, die sich dann von uns ein aktuelles Foto von ihm geholt hat und dann auf Streife ging. Sehr schön, wenn nachts die Polizei vor der Haustür hält. Die Nachbarn werden sich ihre Mäuler darüber zerreißen. Aber so what, war ja nicht das erst Mal...

Wir sind parallel dazu auch den Ort abgefahren. Gefunden hat ihn niemand, weder die Polizei noch wir. An Schlaf war natürlich nicht zu denken, obwohl mein Mann und ich am Montag eigentlich arbeiten mussten (wir haben uns beide freigenommen, weil wir morgens wie ferngesteuert rumliefen).
Nachts um 4 Uhr hat sich unser Sprössling dann reingeschlichen, wohl in der Hoffnung, sich unbemerkt in sein Zimmer schleichen zu können. Wir haben dann noch eine Stunde mit ihm geredet. Er hat sich die ganze Zeit irgendwo draußen rumgetrieben, natürlich ohne Jacke, weil ich ja gerne hätte, dass er bei diesen Temperaturen eine trägt, und ist heimgekommen, weil er eben total durchgefroren war.

Kurzfassung über das Endergebnis: wir überprüfen nun verstärkt täglich, was er schulisch tun muss. In der Praxis sieht das so aus, dass er zuerst seine schriftlichen Hausaufgaben erledigt, etwas gänzlich Ungewohntes für ihn. Das Notieren derselben im Hausaufgabenheft wird von den Lehrern gegengezeichnet und auf Erledigung von mir überprüft. Außerdem habe ich mir seinen Stundenplan abgeschrieben und frage ihn abends in den Fächern, die er am nächsten Tag hat, ab.
In seinen schwachen Fächern (Mathe, Chemie) setzen wir uns gemeinsam hin und ich helfe ihm, wenn er was nicht kapiert hat.

Die Methode, die bei anderen Müttern oft klappt, nämlich die Kids einfach machen zu lassen in der Hoffnung, dass sie aus ihren Fehlern bzw. mehrern Sechsern lernen, funktioniert bei uns nicht. Es stört ihn nicht, wenn er lauter schlechte Noten hat. Sind sowieso immer die Lehrer dran schuld, nicht er, weil er prinzipiell an nichts schuld ist.

Wie hat hier kürzlich jemand geschrieben? "Ich würde ihn am liebsten im Wald aussetzen. In die Babyklappe passt er ja leider nicht mehr."
Diesen Satz kann ich unterstreichen.

Das Dumme ist nur, man kann sie nicht einfach in ihr Verderben laufen lassen. Der Kopf sagt das zwar im Moment der größten Wut, aber das Gefühl kann einfach nicht anders, als immer wieder helfend einzugreifen.

Erzähl mal, was es bei euch Neues gibt.
Bis dahin schonmal :troest

Anita (Elfchen)
 
I

IlkaM.

Guest
Gut: Ihr habt Euch scheinbar dafür entschieden, Euch Eurem Sohn gegenüberzustellen und zu sagen "So, Bürschchen ... hier stehen wir, wir sind deine Eltern, und du machst jetzt, was WIR wollen!"

Innerlich kannst Du noch hinzufügen: "Ich habe wahrlich genug Zeit und Kraft in Dich investiert, ich werde mir jetzt NICHT angucken, wie Du Dir alles versaust. Ich habe ein verdammtes Recht darauf, stolz auf Dich zu sein und es auch zu bleiben!"

Ich wiederhole: Gut so! Und durch! HALTET durch!

*schick mal schnell ein Kraftpaket rüber" :bye:

:geb4
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo Ilka,

danke für das Kraftpaket. Das können wir brauchen. :)
Und dein Lob tut auch sehr gut. Denn bisher fühlten wir uns eigentlich mehr als unfähige Versager, die es nicht auf die Reihe bringen, ein Kind zu erziehen.

Seit Wochenbeginn läuft es, wie kürzlich besprochen, mit verstärkter Kontrolle. Nachdem er am ersten Tag noch über das "peinliche, stressige" Hausaufgaben-Gegenzeichnen der Lehrer gemault hat, ist es mittlerweile Routine.
Und gestern hat er beim Frühstück sogar gemeint: "Ganz ein neues Gefühl, wenn man in die Schule geht und seine Hausaufgaben gemacht hat."
Er musste dann auch zugeben, dass dieses Gefühl bedeutend besser ist als das, das er bisher gekannt hat.

Gestern musste er zwar noch nachsitzen und eine Sechs hagelt es auch noch, aber das sind die Restbestände aus der furchtbaren Zeit.

Jetzt schöpfen wir wieder Hoffnung, zumindest in diesem Bereich.
Am Mittwoch schauen wir uns einen Betrieb an (danke nochmal für den Tip, Venka), damit er sieht, was ein Industriemechaniker so zu tun hat.

Danke nochmal.
Ihr habt mir wirklich geholfen. :maldrueck
 

Venka

Aktives Mitglied
ich drück euch ganz doll die Daumen, dass ihm dieser Ausflug etwas bringt - wenn schon nicht Lust auf diese Ausbildung, dann doch zumindest Lust darauf, sich mehr Betriebe anzuschauen und so doch noch eine Ausbildung zu finden, die ihm gefällt. Halt uns auf dem Laufenden, ja? :)
 
Hi Anita,

sorry, dass erst jetzt Antwort von mir kommt, aber ich hatte die letzte Woche Urlaubsvertretung und hatte dann abends keine Lust online zu gehen.

Letzten Sonntag hatten wir zu Dritt (Papa, Yannick und ich) ein Gespräch. Mein Ex-Mann hat im Prinzip nicht wirklich viel anderes gesagt, als ich schon seit Wochen. Nur eben mit mehr Nachdruck. Vor Papa hat er irgendwie mehr Respekt. Er hat ihm Konsequenzen ange"droht" und will sich jetzt jede Woche bei mir Erkundigen, wie die jeweilige Woche gelaufen ist.

Konsequenzen sind zum Beispiel:

Freunde dürfen nicht mehr übernachten
TV und elektr. Spiele werden kpl. aus dem Zimmer entfernt (derzeit muss er sich die Controller verdienen)
er muss die HAs und Lernen bei seinem Vater mittags machen (wäre zwar bei seinem Vater daheim, aber mit dessen neuer Frau, die Yannick überhaupt nicht leiden kann)
kein Handballcamp im nächsten Jahr

Die erste Woche ist ganz gut gelaufen. Ich hoffe, dass bleibt so und schläft nicht wieder ein.

Ich habe noch die Nachhilfelehrerin mit ins Boot genommen. Sie wird ihn ins Gebet nehmen und auch sein HA-Heft kontrollieren. Sie war ziemlich entsetzt über den derzeitigen Stand. Sie ist der Meinung, dass eine schlechte Note in der Arbeit eine Sache ist, aber schlechte Noten wegen vergessener Hausaufgaben (bei uns gibt es bei 3x vergessenen und nicht nachgezeigten HAs eine mündliche 6) gehen einfach gar nicht. Das sehe ich auch so.

Wie läuft es derzeit bei euch?

LG Marion
 

007ki

Neues Mitglied
pupertät bei Jungen

Hallo Elfchench,

aus lauter Verzweiflung über unseren 15jährigen Sohn habe ich mich im Forum an
 

Gartenliese

Aktives Mitglied
Hallo Elfchen

Den :respekt habt ihr verdient.
Da habt ihr ja einiges durchgestanden.Für uns ,als pflichtbewußte Eltern, ist es
verdammt schwer unsere Kinder in eine gute Bahn zu lotsen.

Und die Nachbarn.Lass die doch denken was sie wollen.

Für dich sollte wichtig sein was dein Sohn so denkt.Lob ihn wenn in der Schule was gut läuft.
Und belohn ihn auch ruhig mal.
Kinder machen viel nach, also wenn du dich über seine LEistungen freust :banane:, wird er das bestimmt auch tun.

In der Hoffnung das bei euch noch alles gut läuft, wünsche ich euch eine
wunderbare Zeit miteinander.

LG
Gartenliese
 

werther

Neues Mitglied
was haltet Ihr denn von Maßnahmen und Sanktionen, á la Internet weg und HA-Hefte abzeichnen zu lassen? Unserer ist 17 und steh vor dem entgütigen schulischen Aus.
 

Elfchen

Neues Mitglied
Hallo werther,

genau das machen wir ja schon. Ins Internet darf er bereits seit einem halben Jahr nicht mehr und das HA-Heft abzeichnen lassen hat genau 2 Wochen geklappt.
Erst heute kamen mit der Post wieder ein Verweis und eine Mitteilung.
Ich hab keinen Bock mehr.
Erzähl doch mal von dir und deinem Sprössling.
 

Christa123

Mitglied
Hallo Werther
ich fürchte, dass keine Antwort auf deine Frage (Sanktionen) wirklich zufriedenstellend ist. Je mehr Sanktionen du zu Hause einführst, desto mehr Zeit wird dein Sohn (oder Tochter) unbeaufsichtigt(!) woanders zu verbringen versuchen. Keine Sanktionen bringen aber auch nichts - sonst würden nicht so viele verzweifelte Eltern fragen. Und die sich leider auch ständig wiederholenden Antworten:
1.) Abwarten - Pubertät - das mussten wir alle durch - das wird schon.
2.) Mit den Kindern reden, reden, reden.....
helfen meist auch genauso wenig wie die Aufforderung, sich doch proffessioneller Hilfe (es muss ja nicht Katja Salfrank sein) zu bedienen.
Jedes Kind ist anders, die Eltern sind unterschiedlich drauf, die Freunde deines Sohnes erst recht.
Ich bin hier auch schon mit verschiedenen Problemen angetreten - und sah mich dann spätestens bei "phantasievollen" Lösungsansätzen heftiger Kritik ausgesetzt.
Also kannst du dummerweise weder allgemeingültige Verhaltensvorschläge mit "Geling-Garantie" erwarten noch drastische Vorschläge (weil sich niemand der Kritik ob seiner Fähigkeit, sich "vernünftig" mit Kindern auseinanderzusetzen, aussetzen will).
Ein Schachspieler nennt so etwas PATT.
Was euern 17-jährigen angeht, dürften Erziehungsversuche angesichts des von dir so bezeichneten schulischen aus etwas spät kommen - vermutlich belaufen sich deine Möglichkeiten auf Unterstützung bei der Jobsuche (Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, "Vitamin B einzubringen), um deinem Filius wenigstens einen halbwegs ordentlichen Start ins Leben mitzugeben (retten was zu retten ist).
Gruß...Christa
 
U

User8

Guest
Hallo.
ich möchte euch ein bisschen Mut machen indem ich von meinem Liebsten erzählt, der auch nicht den geraden Weg gegangen ist und seine Mutter óft in den Wahnsinn getrieben dadurch. Sie hat beim letzten beuch hier gesagt das sie oft überlegt hat was sie falsch gemacht hat und mein Lebensgefährte hat gesagt:
" Du hast alles richtig gemacht, ich bereue nichts was ich im leben gemacht habe, wäre es nicht genau so gelaufen wäre ich nicht da wo ich bin. Und genau da will ich sein."
Hmmm, zu den teilen seines Weges gehört das er das Gymnasium geschmissen hat- nicht weil er nicht mitgekommen ist- er hatte keinen Bock und ist auf die hauptschule weil er es leicht haben wollte, hat in einer Zoohandlung gejobt, einen Hundesalon aufgemacht, ist abgehauen und hat ein paar tage bei der Fremdenlegion, ist zum Bund, hat geheiratet, war zeitsoldat, hat sich scheiden lassen, ist zu den " fallschirmjägern"....
Hat nach der Soldatenzeit Fotograph gelernt, hatte keine Lust in einem Fotostudio zu arbeiten( weil er frei fotographieren will), hat als LKW Fahrer gearbeitet- ist in der Firma Disponent geworden...hat mich kennengelernt :-D....
Und er ist kreuzglücklich und bereut keinen Schritt in seinem Leben! Er sagt immer das man als Mutter/ Vater manchmal nichts mehr machen kann( außer da sein natürlich) und das die Kids manchmal ihren Weg alleine finden müssen...
Bei ihm war es sinnlos irgend etwas zu "wollen" weil er sich eben "finden" musste
Wichtig ist das die Kinder glücklich sind, wenn ihnen irgendwelche Werte mitgegeben wurden werden sie sicher auch irgendwann erkennen was sie wollen...
Hört sich leicht an, ich weiß.
Ich will damit auch nicht sagen das ihr eure Kids laufen lassen sollt- ich hoffe nur das ich euch ein wenig "Ruhe" geben kann.....
L.G
Rebecca
 

Irma

Neues Mitglied
Hallo Rebecca,

alle Beiträge hier sind äußerst interessant.
:comp:
Deinen habe ich besonders gern gelesen, weil Du zurückblickst (auf das bewegte Leben Deines Schatzes).
Diese Rückschau auf das eigene Leben samt Pubertät tröstet und macht Hoffnung.

Keiner weiß, wie das Leben unserer Kinder weitergeht. Aber es geht weiter und es wird auch meistens gut.

Auch ich habe einen Sohn (13), der schon mal den Aufstand probt.
Und bei allen Problemen sollten wir immer im Hinterkopf haben, dass das pubertierende Gehirn umstrukturiert wird, und unsere Kinder selbst am meisten darunter leiden.
Dabei eine gewisse Gelassenheit an den Tag zu legen, hat mit Gleichgültigkeit nichts zu tun und ist auch gar nicht so einfach.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen Geduld und Kraft. :druecker
Bin froh, dass es dieses Forum gibt!

Viele Grüße :bye:
Irma

PS Ich persönlich würde gerne mehr Beiträge von Vätern lesen. Die männliche Sichtweise ist gleichermaßen interessant, natürlich besonders, wenn es um Jungs geht.
 

Christa123

Mitglied
Irma
ich fürchte fast, dass du recht hast:
Hoffnung, Geduld, Kraft, Gottvertauen, abwarten, ....
darauf läuft es letztendlich meist hinaus.
Warum "fürchte ich", dass du recht hast?
Weil wir irgenwann angefangen haben, uns für unsere Familie bzw unsere Kinder verantwortlich zu fühlen und natürlich alles tun und vor allem regeln wollen, dass sie (Kinder) es mal gut haben. Und wenn wir dann angesichts pubertierender Kinder an unsere Grenzen stossen, wollen wir uns Hilfe - aktive Hilfe - holen und müssen dann erfahren, dass die anderen entweder genauso hilflos sind wie wir, dass uns ihre Ratschläge (obwohl gut gemeint) oft nicht weiterhelfen, weil sie aus verschiedensten Gründen gerade für unseren Fall nicht anwendbar sind, oder dass die anderen halt mit ihrem Kindern einfach mehr/weniger Glück hatten als wir. Untern Strich bleiben wir in der Situation zwar nicht ohne gut gemeinte Worte aber doch oft weitestgehend passiv der weiteren Entwicklung überlassen, die wir nur sehr begrenzt beeinflussen können. Und das macht uns, die wir alles regeln wollen, erst so richtig hilflos und damit unzufrieden.
Darum "fürchte ich".
Entschuldigt bitte, wenn dieser Beitrag niemendem weiter hilft - aber ich musste meine Gedanken einfach loswerden.
Gruß Christa
 
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