Drama

traurigerMann

Neues Mitglied
Hallo liebe Forenmitglieder,

ich bin neu hier und wende mich mit einem ernsten anliegen an Euch. Denn ich weiß nicht mehr weiter. Hier meine kurze Geschichte, wobei ich nicht stolz auf mein Verhalten bin.

Meine Freundin wurde ungewollt (da wir uns mal wieder für Wochen weder gesprochen noch gesehen hatten) von mir schwanger. Zunächst war es ein Schock aber ich wollte zu meinem Kind stehen. Leider kam es (zum x-ten mal) zu verwerfungen mit der werdenden Mutter - Vorwürfe ich sei nicht für sie da, warum ich nicht sofort von der Arbeit losgehe und ihr etwas zu essen bringe wenn sie Hunger hat - ein liebevoller Mann würde das schließlich machen usw. Es ging soweit das ich in der ca. 15. Woche mich von der Frau trennte und sie allein lies. Mir wurden die ewigen Streitereien, Unterstellungen und Vorwürfe zu viel. Des Weiteren hat sie einer Mitarbeiterin von mir am Telefon mal einfach so gesagt sie sei schwanger von mir. Da sie aber Hilfe brauchte (sie hat bereits ein Kind mit dem ich mich wunderbar verstehe) hat meine Mutter mit ihr Kontakt aufgenommen, es wurde vereinbart das sie sich nochmal meldet aber dies lehnte meine Freundin dann ab, was sie heute natürlich anders sieht.

Nachdem meine Mutter meiner Freundin daraufhin nicht mehr kontaktierte bekamen meine Eltern nachts um 3:30 Anrufe (zur Uhrzeit weiter unten noch etwas) und bitterböse sms´en von meiner Freundin - Inhalt Hexe Teufelin Unfrau etc. Nun verging die Zeit mit sehr wenig Kontakt bis ich sie zu Beginn der 23. SSW zu kontaktieren versuchte um meinen Autoschlüssel und Papiere zurückzubekommen, leider ging sie trotz zahlloser Anrufe nur zweimal ans Tel um dann auch schnell wieder aufzulegen. Ach ja - ich hatte ihr für 4 Wochen (ab ca. der 14.SSW) mein Auto geliehen (wofür kein Dank notwendig ist) und durfte dafür noch ihre Strafzettel begleichen. Also zahlreiche Anrufe, kein Gespräch und in mir kochte die Wut so dass ich dummerweise meinen RA bat für mich bei ihr anzurufen und den Schlüssel, Papiere und die Bezahlung der Strafzettel zu verlangen. Leider ohne Ergebnis.

Aufgewühlt bin ich am selben Tag mit Freunden weg gefahren und am nächsten Tag zu dem Ergebnis gekommen, dass ich trotz allem zurück zu meiner Freundin und meinem Kind (respektive Kindern) wollte. Doch bereits am nächsten Tag war es leider zu spät. Sie gebahr unseren Jungen in der 23.SSW und er starb noch am selben Tag nachdem man merken konnte wie er um sein Leben gekämpft hatte.

Nun sehe ich mich natürlich zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt: ich bin schuld am Tot unseres Kindes, ich hätte nicht wegfahren dürfen (schliesslich seien alle Männer 9 Monate bei ihrer Frau oder zumindest in Reichweite) mir sei jetzt nach knapp 11 Wochen egal was mit unserem Kind passiert ist, meine Eltern sind schuld weil sie nicht für sie da war - egal was auch immer sie geschrieben hatte hätten sie dasein müssen, usw.

Jetzt sind wir (eigentlich) wieder zusammen da ich sie wirklich liebe und auch das 1. Kind sehr sehr lieb habe, aber da sind natürlich noch viele wunde Punkte und die Trauerbewältigung. Sie sagt es sei mir mittlerweile egal; wir hatten eine Beerdigung organisiert wobei mein Vater sich geweigert hatte hinzugehen (Fr. wurden meine Eltern von meiner Freundin mehrfach ausgeladen, dann hätten sie doch kommen dürfen und am Ende müssen).

Nachdem wir die letzten Wochen eine schöne Zeit verbracht hatten bekam ich heute (mal wieder) eine reingewürgt. Gestern war Muttertag und ich hatte "unverschämterweise" vor meine Mutter zu besuchen; aber das wurde mir untersagt. Ich hatte meiner Freundin vor kurzem gesagt meine Eltern hätten nichts gegen sie aber mein Vater erwartet eine Entschuldigung zwecks der smsen von damals was ich besser nicht gesagt hätte den heute kam das dieses "fiese arrogante kaltschnäuzige Arschl... usw" seinen Mund halten solle und ich ihm das auch so zu sagen hätte würde ich unser Kind lieben und sie unterstützen. Zusätzlich kam noch die Drohung wenn ich nicht aufhören würde zu sagen mir ging der Tod meines Bruders vor 3 Jahren näher (wir "kannten" uns immerhin 30 Jahre) als der meines Kindes sei das ein weiterer Beweis das ich mein Kind nicht lieben würde. Ich konnte bei meinem Bruder nicht weinen, war wie versteinert und jetzt auch bei meinem Kind (für das ich leider nicht da war)... des Weiteren müsse ich meinen Vater dazu bringen auf den Friedhof zu unserem Kind zu gehen und meine Eltern sollten sich bei meiner Freundin entschuldigen.

Ich habe soviele Fragen, bin ich ein schlechter Mensch weil ich nicht so offen und tief trauer - obwohl ich mich gefreut hatte Vater zu werden; muss man jederzeit bei seiner schwangeren Freundin sein - egal in welcher Woche, also auch keine Geschäftsreisen etc., machen das "echte", liebende Männer? Muss ich mich gegen meine Eltern stellen um Ihr meine Liebe zu beweisen? Ist es verwehrflich das mir der Tod meines Bruders mehr ausmacht als der meines Kindes?

Danke für Anregungen, Tipps und auch Kritik
 

usagimoon

sadness
Hallo,

das ist sehr schwierig. Einerseits kann ich teilweise das Verhalten deiner Freundin in der SS verstehen (nicht die sms). Ich verstehe dass sie dich brauchte und das Gefühl hatte alleine zu sein. Auch den Vorwurf der Vater/Ehemann soll sich um die schwangere Frau kümmern kann ich verstehen. Und wahrscheinlich basiert auch vieles von Ihrem verhalten auf der Verletzung der Trennung durch dich. Aber das entschuldigt nicht das verhalten was sie jetzt an den Tag legt. Sie trauert das ist klar. Und man muss ihr viel zeit geben. Aber bei allem Verständnis. Die Frau hat das Kind verloren und das tut weh. Aber es ist normal das aussenstehende (deine Eltern) nicht so trauern können. Sie haben das Kind ja nicht unterm Herzen getragen.
Die Vorwürfe die sie dir macht, sehe ich als total unangebracht. Sie sucht einen schuldigen für diesen schrecklichen Schicksalsschlag und der bist du jetzt. Wahrscheinlich tut es sehr weh mit solchen Vorwürfen konfrontiert zu werden.

Was kann man hier raten? Ich kann dir eigentlich nichts raten. Wenn du sie liebst musst du für dich selber entscheiden ob du das aushälst. Aufpassen das die beziehung nicht daran zerbricht. Aber das wird sehr sehr schwer. Hast du sie schon mal gefragt ob sie dich liebt? Sag ihr doch mal das ihr verhalten dich verletzt und es sehr weh tut.

Was das Weinen betrifft. jeder Mensch trauert auf seine eigene Art und Weise. Nicht jeder kann weinen. Sag ihr dein Herz tut sehr weh vor Traurigkeit. Aber sag ihr auch das du nicht weinen kannst, obwohl du es willst. Veranstalte doch mit ihr einen Tag des Abschiedes. Fahrt weg. Vielleicht an einen See. Schreibt Gedanken nieder über euer Kind. Habt ihr ein Foto? Dann packt ihr alles auf ein kleines Schiffchen mit Kerzen und lasst das Boot über den See fahren "in den Himmel".

Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Ich wünsche euch sehr viel Kraft.

LG
 

schnuppe

Aktives Mitglied
Jemine,

Natürlich bist Du kein schlechter Mensch! Fehler macht jeder. Und Du und Deine Freundin, ihr seid in einer ganz schwierigen Ausnahmesituation.

Hast Du mal daran gedacht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen? Einfach nur erstmal um Deine Gedanken zu ordnen, mit Deiner Trauer zurechtzukommen und herauszufinden, was Du möchtest.. Das Gleiche kannst Du ja Deiner Freundin auch vorschlagen. Ob daraus eine Paartherapie wird, wird sich dann zeigen. Eure Beziehung was ja wohl schon vor dem Schwangerschafts-Desaster nicht besonders stabil, oder?

Bei aller Trauer ist aber nicht akzeptabel, alle und jeden so zu beleidigen. Das muß Deine Freundin aber auch einsehen.

Wie lange seid ihr denn insgesamt zusammen?
 

mary68

Aktives Mitglied
Hallo traurigerMann,

ich verstehe deine Freundin einerseits auch dass sie dich in der Schwangerschaft gebraucht hätte, da wir Frauen unsere Liebe die wir in uns tragen dem Kind geben möchte auch wenn es noch nicht geboren ist deshalb brauchen wir euch an unserer Seite damit wir uns wiederum geborgen fühlen können.
Was ich aber ganz und garnicht verstehen tue ist das sie deinen Eltern egal in welcher Hinsicht Vorwürfe macht und wieso sollten sich deine Eltern bei ihr entschuldigen?
Das du mehr um deinen Bruder trauerst als um dein Kind hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass du das Kind nicht gesehen hast als es auf die Welt kam, keine wirkliche Bindung zu ihm hattetst und deinen Brunder kanntest du ein paar Jahre ihr seit, miteinander groß geworden.
Jeder Mensch trauert auf seine Art und Weise und diese kann kein Aussehenstechender verstehen.
Rede mit ihr und erkläre ihr wie du dich fühst, was dich bedrückt, dass dir ihre Vorwürfe weh tun und vielleicht nehmt ihr beide an einer Paartherapie teil.
Wünsche dir ganz viel Glück, drücke dir ganz fest die Daumen.

LG
 

hai

Namhaftes Mitglied
ich verstehe deine frau auch teils, jeder wünscht sich beistand in der ss. aber nichts davon rechtfertigt so eine sms. aber ihr wart in streitereien auseinander gegangen und du hast versucht dich ab zu lenken, da du sie ja noch liebst. klar hätte es besser laufen können/sollen, aber der grund für die frühgeburt kann auch ein anderer gewesen sein. betreffs beerdigung, nicht jeder kann weinen, ich konnte es auch nicht. zu hause kann ich es, aber ich konnte noch nie auf beerdigungen weinen, war für mich auch schlimm. immerhin lag in dem kleinen sarg, meine eine tochter, während die andere auf der fips ums überleben kämpfte (auch wenn wir "wussten" sie schafft es). keine einzige träne kam, obwohl ich sehr traurig war und weinen wollte. ich hatte es aber zu dem zeitpunkt auch noch nicht so richtig verstanden, das sie tot ist und nicht mehr wieder kommt.
vielleicht solltet ihr einfach mal darüber sprechen und sagen, was sich ändern muss, damit die beziehung bestehen bleibt.
das man schuldige sucht ist normal, ich gab mir die schuld und einerseits auch meiner schwiegermutter (das ständige in die seitenkneifen, obwohl ich es nicht wollte), aber egal was es war, man kann es nicht rückgängig machen, so gerne man auch möchte. man kann nur versuchen an sich zu arbeiten und von nun an alles besser zu machen. allerdings so wie ich es verstanden habe gabs ja nur telefonischen kontakt und deine eltern sind nicht für sie verantwortlich. für die sms sollte sie sich auf jeden fall entschuldigen, egal was deine eltern zu ihr gesagt haben (auch wenns nicht nett war), für die sollte sie sich entschuldigen. danach sollten die 3vielleicht mal sagen, was sie stört und wie es dazu kam. gegebenfalls wäre da auch eine entschuldigung von deinen eltern fällig.
ich wünsche euch ganz viel kraft für die weitere zeit
lg steffi
 
U

UserA

Guest
Hallu traurigerMann,

es mag sein, dass ein Mann in der Schwangerschaft für seine Frau da sein sollte, denn eine Schwangerschaft ist körperliche Schwerstarbeit, auch wenn es vielleicht nicht so aussieht. Dennoch ist zwischen "für jemanden da sein" und "sich versklaven lassen" ein großer Unterschied.
Du bist gegangen, weil du nicht mehr konntest und es nicht mehr ausgehalten hast, in diesem Zustand wärst du der Dame keine große Hilfe gewesen.
Dass sie sich hilflos fühlt, das mag vielleicht stimmen aber dann hätte sie normal mit dir reden sollen, statt deine Eltern zu terrorisieren (find es sowieso ziemlich unter der Gürtellinie, andere in die eigene beziehung reinzuzerren. Sowas macht man einfach nicht..).
Wieso ist das zweite Kind eigentlich tot geboren worden, wenn ich fragen darf? Und wieso so früh? Hab ich was überlesen? denn ein Kind stirbt nicht einfach, nur weil der Mann mal ausfällt..

Das mit der Trauer ist übrigens gut nachzuvollziehen. Jeder verarbeitet einen schicksalsschlag anders und du hattest überhaupt keine tiefere Bindung zu deinem Kind, da ist es klar, dass du nicht richtig trauern kannst.

Auch von mir das Anraten zu einer Paartherapie.. auch wenn ich dir sagen muss, dass es auch zur Trennung "verhelfen" könnte. Aber ich denke, es ist besser, als in einer kaputten beziehung zu leben..

Liebe Grüße,
Doro
 

Venka

Aktives Mitglied
Aus der Einleitung erkenne ich, dass ihr vor der Schwangerschaft nicht gerade eine harmonische Beziehung geführt habt. Was war der Grund, weshalb ihr euch wochenlang nicht gesehen habt? Wart ihr richtig getrennt, oder war es nur Zeitmangel? Von wem ging der Wunsch nach einem Wiedersehen aus?

Du sprichst von Streitereien, Vorwürfen und Unterstellungen. Ich nehme an, die gingen von ihr aus. Was hat sie dir vorgeworfen, außer dass du nicht ausreichend für sie da bist? Und was hat sie dir unterstellt? Ging das erst in der SS los, oder hat sie das schon vorher gemacht?

Das mit den Eltern scheint mir auch ein wenig merkwürdig. Vielleicht, weil sich hier so viele Schwiegermuttergeschädigte (einschließlich mir) herumtreiben. Aber so eine krasse Ablehnung und anschließender SMS-Terror etc, das kommt doch nicht aus dem Nichts. Hat es schon früher Spannungen zwischen deinen Eltern und ihr gegeben, oder weißt du vielleicht, ob sie früher schon mal ätzende Schwiegereltern hatte?

Kleine Frage noch zu den Strafzetteln: Hat sie oft welche und hast du das gewusst?

Die Fragen, die du im letzten Absatz stellst, sind rhetorische Fragen. Nein, man ist kein schlechter Mensch, wenn man nicht so tiefe Trauergefühle empfindet, nein, man muss nicht 24/7 da sein, nein man muss seine Eltern nicht aufgeben, nein, es ist nicht verwerflich, um den eigenen Bruder "mehr" zu trauern. Das wolltest du hören, und damit bestätigt bekommen, dass du im Recht bist.
Vermutlich nicht absichtlich, aber ich bin sicher, jetzt wo ich das gesagt hab, fällt es dir auch auf - und wenn ja: Warum, glaubst du, hast du diese Bestätigung gebraucht?

An der Art, wie eure Beziehung läuft - wie sie schon recht lange läuft - seid ihr beide Schuld. Deine Freundin hat vermutlich auch nen Hau weg. Ich kann nur nicht erkennen, ob sie den schon vorher weg hatte, oder ob sie den erst weg hat, seit sie mit dir zusammen ist. Aber was mir bei dir fehlt, das ist jeder Versuch, dahinter zu steigen, WARUM sich deine Freundin so krass verhält. Wenn du weiterkommen willst, musst du darüber nachdenken.
 
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