Religionsunterricht 1. Klasse Niedersachsen

julieann

Neues Mitglied
Hallo, Leute!
Habe hier immer mal gelesen und möchte mich nun mit meinem Problem an euch wenden:

Meine Kleine ist gerade in die Schule gekommen. Sie ist ein total liebes & cleveres Mädchen, aber zwei Sachen beschäftigen mich:
1.) Sie hat mir wiederholt, relativ traurig, erzählt, dass die anderen Kinder sie auf dem Hof nicht mitspielen lassen. Sie geht wohl hin und fragt, ob sie mitspielen kann und die anderen sagen nein. Sie ist relativ klein und zierlich und setzt sich dann natürlich nicht durch, sondern ist traurig. Die einzige,die dann zu den anderen sagt "Dann mache ich auch nicht mit!" und mit ihr spielt, ist wohl ihre beste Freundin. Aber das belastet sie und mich ja. Was kann ich ihr denn bloß raten/sagen?

2.) Das leidige Thema Religionsunterricht beschäftigt mich. Unsere Tochter ist nicht getauft und wir stehen der Kirche auch eher kritisch gegenüber. An der Grundschule gibt es jedoch keinen Alternativunterricht. Die Klassenlehrerin (gleichzeitig die Reli-Lehrerin) sagte auf meine Nachfrage, wenn meine Tochter nicht mitmachen "dürfe" (für mich eher ein nicht "müsse", aber naja), müsste sie für diese Zeit in den Nebenraum.
Toll. Dann sitzt sie also allein und unbeschäftigt nebenan rum!
Weiterhin sei der Religionsunterricht NICHT in einer separaten Stunde erfasst, sonder fließe in den Erstunterricht mit ein, sei also nicht klar abgegrenzt.
Für mich ist folgendes undenkbar: Dass meine Tochter andere Sachen und Absprachen verpasst, weil sie nicht an "Religion" teilnimmt und dass sie zur Teilnahme daran "genötigt" ist, um nicht völlig ausgegrenzt oder einfach unterfordert bzw unbeschäftigt zu sein.
Nun will ich mich aber natürlich nicht gleich gänzlich unbeliebt machen bei der Lehrerin...

Was ratet ihr mir? Kann ich eine Beschäftigung, also tatsächliches Lernen oder Aufgaben für diese Zeit fordern? Oder wenigstens fordern, dass Aufgaben etc. die ich selbst organisiere, in der Zeit von ihr bearbeitet werden sollen/können?
Da lasse ich mein Kind in der Zeit doch lieber Schreib- und Rechenübungen machen, als dass sie nur rum sitzt.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

was den Religionsunterricht betrifft, hast Du leider nur zwei Möglichkeiten: Entweder Du nimmst die Vermengung von Religionsunterricht und normalem Unterricht hin. Oder Du protestierst.

Das ist Dein gutes Recht, denn die Schule darf deine Tochter nicht benachteiligen, weil sie nicht am Religionsunterricht teilnimmt. Dazu gehört, religiöse Inhalte eines Bekenntnissen in den Regelunterricht einfließen zu lassen, so dass ein Schüler, der nicht teilnimmt, Unterrichtsinhalte nicht-religiöser Natur verpassen würde. Dies verstößt nicht nur gegen eine Reihe von Gesetzen, sondern auch gegen § 136 Absatz 4 der Verfassung: Niemand darf zu einer Teilnahme an religiösen Übungen gezwungen werden.

Ich an Deiner Stelle würde zunächst erneut das Gespräch mit der Lehrerin suchen, und sie auf die Gesetzeslage hinweisen, und sie dazu auffordern, eine klare Abgrenzung zwischen den Lehrinhalten zu schaffen. Zudem soll sie erklären, wie Deine Tochter in der Zeit des Religionsunterrichtes betreut wird - die Schule ist dazu verpflichtet, Deine Tochter auf dem Gelände der Schule während der Unterrichtszeiten zu beaufsichtigen.

Sollte die Lehrerin unkooperativ sein, bleibt Dir nur, die Zähne zusammen zu beißen, oder aber Dich an die Schulleitung zu wenden.

Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass Du die einzige bist, der das komisch vorkommt.

Viele Grüße,


Ariel
 

oeko-rita

Neues Mitglied
Hallo julieann,

vielleicht könntest du deine Kleine damit bestärken, dass sie bereits eine
richtige gute Freundin schon gefunden hat - die auch hinter ihr steht (Respekt).

Warum lässt du deine Kleine nicht einfach am Religionsunterricht teilnehmen - vielleicht
gefällt es ihr sogar und sie wird nicht schon wieder von den anderen ausgegrenzt - der
Unterricht ist sowieso nicht klar abgegrenzt und so wird alles nur noch komplizierter.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Unsere örtliche Waldorfschule sagte mir, daß eine katholische Schule in den ersten 1-3 Schuljahren noch kein nennenswertes Problem für mein/unser Kind sein wird. Die Erfahrung der Vergangenheit hätte aber gezeigt, daß es umso massivere Probleme gibt, wenn die Kinder ca. 9-10 Jahre alt geworden sind.
Dann, so sagte mir die Schulleiterin, könne ich gerne mein/unser Kind in ihrer Waldorfschule anmelden. Meine Tochter sei auch ein total liebes & cleveres Mädchen - das dürfe man nicht ungenutzt/unerkannt verstreichen lassen. Sie, die Schulleiterin, wisse genau, wo die Schwierigkeiten liegen mit den katholischen Schulen.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
ich kann mich hitnack nur anschliessen.
Sie verstoßen damit gegen die Religionsfreiheit, indem den Kindern schon eine Religion vorab als "DIE EINE" beigebracht wird.
Was ist mit Kindern aus anderen Kulturen mit einer anderen Religion?

Bei meinen großen in der Schule gibt es einmal die Woche Religionsunterricht. Mein Sohn nimmt nicht daran teil. Nun geht er auf eine gebundene Ganztagsschule und wird somit dann mit den anderen kindern die nicht am Religionsunterricht teil nehmen im Freizeitbereich betreut.

Ich würd an deiner Stelle auch versuchen noch mal ein ruhiges Gespräch mit der Lehrerin zu suchen und sie darüber aufklären dass der Religionsunterricht nicht mit in die anderen Stunden mit hineinfliessen darf und wenn deine Tochter in den Nebenraum muss auch nachfragen ob die Betreuung für sie dann geregelt ist, nicht dass sie dann da ganz alleine sitzt und noch was passiert.

Hier mal ein interesannter Artikel wie in Mecklenburg-​Vorpommern dazu gerichtet wurde, allerdings war das an einer Oberschule nur wenn, wie du schriebst der Religionsunterricht in den Erstunterricht mit hineinfliesst zählt das ja genauso.

http://bildungsklick.de/a/64185/rec...igion-fuer-konfessionslose-verfassungswidrig/

und dazu dann gleich noch nach welchen Grundgesetz so entschieden wurde.
http://dejure.org/gesetze/GG/3.html
 
D

deleted 13482

Guest
Also, wenn die Lehrerin deine Tochter tatsächlich unbeschäftigt nebenan sitzen lässt, dann kannst du ihr doch einfach etwas mitgeben zum Beschäftigen, da kann doch keiner etwas dagegen haben.

Ansonsten würde ich der Lehrerin deine Bedenken einfach mal freundlich andeuten und nach den Inhalten des Religionsunterrichts fragen. Meiner Erfahrung nach ist das in der ersten Klasse noch recht harmlos, gerade, wenn Reli in den Erstunterricht eingebunden ist. Da werden dann Nikolaus-Stiefel gebastelt und Osternester gefüllt. Das bisschen "echten" Religionsunterricht mit Bibelgeschichten und beten wird deine Tochter dann einfach mitmachen. Das wird ihr schon nicht schaden, bei religiösen Überzeugungen ist der elterliche Einfluss letzlich viel größer als der schulische. Du scheinst ihr doch vorzuleben, dass man besser seinen eigenen Verstand einsetzen sollte. Vertrau ihr einfach, dass sie das auch schafft. Irgendwann sind dann diese Bibelgeschichten für sie genauso, wie die anderen Geschichten von Feen, Zwergen und Zauberern, die sie in ihrer Kindheit gehört hat.

Nebenbei schadet es auch nicht-religiösen Kindern nicht, wenn sie ein bisschen Religion mitbekommen, die immerhin ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur ist. Ich denke, jeder sollte zumindest wissen, wie z.B. das Weihnachtsfest entstanden ist, wenn er es feiert, auch wenn er nicht daran glaubt. Das ist zumindest meine Meinung.

Problematisch kann es eigentlich nur dann werden, wenn deine Tochter den Konflikt bemerkt, weil ihre Lehrerin in der Schule etwas als Wahrheit verkündet, was du zu Hause als Quatsch bezeichnest. Solche Konflikte können Kinder nur schwer aushalten, weil du und die Lehrerin beide moralische Autoritäten für sie seid. Wenn die Kleine also mit religiösem Unsinn auf den Lippen heimkommt, erklär ihr einfach, dass einige Menschen das glauben, andere aber nicht und dass das jeder Erwachsene für sich selbst entscheiden muss.

Mich interessiert, wie du dich entschieden hast. Schreib doch bitte, was die Lehrerin gesagt hat und wie deine Tochter so klarkommt.

Grüße
 
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