Nun doch kein ADHS?!?

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo Ihr alle!

Hier mal wieder was neues von uns!

Patrick ist nun seit Februar in der Jugendhilfeeinrichtung und alles klappt soweit echt super. Ich hätte nie gedacht das er so schnell so große Fortschritte macht. Er ist nun schon in die Stufe vier aufgestiegen was in der kurzen Zeit echt super ist. Also haben wir allen Grund zur Freude.

Letztes WE hatte er seine erste richtige Heimfahrt und soweit hat auch alles ganz gut funktioniert. Samstag und Sonntag lief echt gut und ich war mächtig stolz. Nur am Montag als er wieder zurück musste hat er total abgedreht. Wir mussten meinen Vater zur Hilfe holen damit wir ihn ins Auto gekriegt haben und zurückfahren konnten. Ich war nur froh das wir nicht mit der Einrichtung eine Zugfahrt ausgemacht hatten. Er wäre nie dort angekommen.
Habe ihm dann am Dienstag am Telefon gesagt das es so nicht geht auch mit Rücksicht auf seine kleinen Brüder die das jedes Mal mitkriegen und das er sollte das beim nächsten Mal wieder passieren, erstmal nicht mehr nach Hause kommen darf.

Nun aber zum Punkt meines Berichtes.
Ich habe dann am Dienstag abend noch mit seinem Betreuer telefoniert und ihm erzählt wie es gelaufen ist. Mitten im Gespräch fragt der mich (Patrick ist seit Oktober ´10 ohne Medis) ob wir eigentlich einen Unterschied zwischen mit und ohne Medis feststellen könnten. Ich habe das verneint denn es ist tatsächlich nicht groß was zu merken. Da sagt der mir das er und auch alle anderen Betreuer sich schon mehrfach gefragt haben warum Patrick ADHS haben soll, man würde davon dort überhaupt nichts merken. Und die wissen was ADHS ist haben täglich mit solchen Kindern zu tun. Ich war erstmal sprachlos.
Patrick wurde inzwischen von vier verschiedenen Stellen als ADHSler diagnostiziert und 7 Jahre mit entsprechenden Medis behandelt. Kann es echt sein das sich alle geirrt haben? Ich weiß gar nicht was ich davon halten soll. Soll ich mich freuen oder ärgern?
Ich muss auch dazu sagen das ich mir ein inzwischen auswachsen der Symptome nicht vorstellen kann, denn er ist definitiv noch nicht in der Pubertät, im Gegenteil er ist in seiner körperlichen Entwicklung zwei Jahre hinterher und wird wenn sich bis nächstes Jahr nichts wesentliches tut Testosteron bekommen um die Pubertät auszulösen.
Und wenn es kein ADHS ist was ist es dann? Habe ich Schuld an dem Ganzen? Habe ich mein Kind falsch erzogen? Ich bin total durcheinander.

So, das wars dann mal wieder!
LG Tanja
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
:maldrueck

hallo,
also ich habe auch 2 Adhs Kids, wovon 1 keine Medis nimmt u. braucht. Es gibt verschiedene Formen von Adhs, u. wenn er ausgetestet ist u. die Diagnose hat u. keine Medis braucht, bedarf es wohl "nur" Therapien usw....

Mein Sohn, 14, hat die extreme Form u. muss Medis nehmen (ohne ist er nicht Schulfähig)

meine Tochter, 8, hat die leichte Form u. bei ihr reichen Theras u. Konsequenz
anstrengend sind beide :rofl aber da muss ich durch :zwinker:
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo Sanny,

ich weiß das es verschiedene Formen gibt nur sind wir bisher davon ausgegangen das er eine besonders schwere Form mit oppositionellen Verhaltensstörungen usw. hat. Schule ging nicht, zu Hause ging nicht, selbst auf der Erziehungsschule haben sie nach einem Jahr die Waffen gestreckt weil nichts ging. Er ist ja nicht umsonst in einem Heim. Und nun sagt man mir auf einmal das er sich sehr gut konzentrieren und auch stillsitzen kann. Er macht sehr gerne große Puzzle oder baut Lego Technik was anscheinend bei einem echten ADSler nicht machbar sei.
Ich weiß echt nicht was ich denken soll. Er hat als Kleinkind leider diverse Dinge miterlebt die ein kleines Kind nicht unbedingt erleben sollte. Vielleicht war er deshalb auffällig und man hat ihm das ADS angeredet. Ich weiß auch nicht...

Danke und LG Tanja
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Tanja,

tja unsere Kinder überraschen uns doch immer wieder. Nimms wies ist, jetzt kannst du an der Vergangenheit eh nichts mehr ändern.

Das dein Sohn lange puzzeln oder Lego bauen kann heißt aber noch nicht das er kein ADS/H haben kann.
ADS/H ler haben kein Problem sich zu konzentrieren wenn sie das Thema, Spiel usw interessiert. Da kann es sogar sein das sie hyperfokussieren, was dann wieder doch auf ein ADS/H hinweisen könnte.
ADS/H ler tun sich nur sehr schwer damit sich auf etwas zu konzentrieren was sie nicht so interessiert. Sie können ihre Konzentration nicht willentlich beeinflussen, so wie wir, wenn wir etwas erledigen was wir zwar nicht gerne machen, was aber sein muss.

Meiner kann z.B. stundenlang hochkonzentriert am Computer sitzen aber seine Konzentrationsspanne wurde mit 5 Min. getestet und ist mittlerweile nicht sehr viel länger.

Letztendlich seit ihr ja auf einem guten Weg. Wenn er ohne Medikamenta auskommt, um so besser. Es ist doch eigentlich egal welchen Namen das Kind hat. Hauptsache ist doch das es deinem Sohn und euch endlich besser geht und so siehts ja momentan aus.
Ich wünsche euch das es weiter vorwärts geht.

LG Cordu
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich denke auch: Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen. Und dennoch gibt es einen Punkt, der es erfordert, sich noch einmal mit dem, was passiert ist, zu befassen: Nun steht die Vermutung im Raum, dass es kein ADHS war, die gesamte Zeit, und Du hast daraus die Gleichung abgeleitet, dass Du schuld sein könntest, wenn es kein ADHS war. Nur: So einfach ist das nicht.

Mütter existieren nicht allein in der Lebenswelt eines Kindes, es sei denn, man schottet sie komplett von allen anderen Menschen ab. Und so werden wir alle zur Summe der Taten und Worte der Menschen, denen wir mindestens von der Geburt an begegnen. Manchmal kommt dabei ein schlechtes Ergebnis heraus. Und wer oder auch was dann dafür verantwortlich ist, kann niemand jemals sagen, auch wenn es immer und immer wieder versucht wird, wenn das Leben eines Kindes oder Jugendlichen aus der Bahn läuft, und mit ihm das Leben seines Umfeldes: Die Menschen wollen Antworten. Und diese Suche kann in sich selbst, auch dann, wenn die Dinge bereits besser laufen, zu einem ganzen Rattenschwanz von neuen Problemen führen: Es liegt nahe, zu sagen, dass man ja die Mutter ist, und dass man deshalb schuld sein muss. Die Schuldgefühle, die damit einher gehen, braucht man nicht - zumal wenn es um Dinge geht, die man selbst nicht ändern kann.

Wenn ich mir Deine Berichte der Vergangenheit Revue passieren lasse, dann erinnere ich mich an einen ungeheuren Druck, der auf Euch ausgeübt worden ist, und ich erinnere mich an eine chaotische Betreuung, die Euch von Ärzten und Ämtern zuteil geworden ist: Ich kann mir gut vorstellen, dass auch dies dazu beigetragen hat, Euren Sohn zu dem zu machen, was er im Laufe der Zeit geworden ist - mit der Psychiatrie als Höhepunkt. Filme wurden daraus gemacht, wie Menschen in die Psychiatrie gesperrt werden, und dort alles, was sie sagen und tun, zu ihrem Nachteil ausgelegt wird. Ist das Deine Schuld? Ich denke nicht, weil der Normalmensch, wenn er Arzt, und Krankenhaus, und Amt und Hilfsangebot hört, daran glaubt, dass diese Menschen wissen, was sie tun. Wer denkt schon daran, dass es schaden kann, wenn es nach dem Gießkannen-Prinzip über die Menschen ausgekippt wird? Wer zweifelt am Handeln von Fachpersonal; wer ist dazu überhaupt in der Lage, wenn die Nerven ohnehin schon zunehmend runter sind?

Kann es sein, dass die ADHS-Diagnose falsch war? Kann das sein, wo doch vier Ärzte unabhängig voneinander gesagt haben, dass der Junge ADHS hat? Ich weiß nicht, ob der Kleine ADHS hat, oder nicht. Aber es ist möglich dass auch hundert Ärzte das Falsche sagen.

Denn wirklich unabhängig voneinander diagnostizieren sie nur, wenn sie nichts voneinander und den Diagnosen der anderen wissen. Oft wird eine Diagnose einfach nur von A zu B weiter gereicht - viele Ärzte haben gar nicht die Zeit dazu, eine Diagnose genau zu überprüfen. Und selbst wenn sie es tun: Irgendwie hat man die Vordiagnose im Kopf, und wenn man nur lange genug hinschaut, dann ist da was.

Es freut mich, dass es bei Euch gut läuft.

Viele Grüße.
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Danke ihr Beiden!!! Ich könnte euch :kisses!

Ich war echt schon wieder dabei zu verzweifeln, denn man denkt dann an früher und überlegt wo man was anders hätte machen sollen und ob es dann anders gelaufen wäre. Der erwähnte Rattenschwanz!

Ich sollte wirklich nach vorne schauen und den Rest hinter mir lassen denn es ändert ja nun nichts mehr an dem was war und ist. Denke nur die ganze Zeit das ich mein Kind vielleicht ganz umsonst jahrelang mit Medikamenten voll gestopft habe... Aber auch das ist nunmal jetzt nicht mehr zu ändern und ich wünsche ihm nun nur das die Entwicklungsverzögerung durch das Absetzen so langsam in Gang kommt. Immerhin ist er im letzten halben Jahr 6,5 cm gewachsen.

Ja wie immer danke ich euch von Herzen für eure aufbauenden Worte! Was wäre ich nur ohne Euch... :geb4

LG Tanja
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Tanja,

auch ich habe Zeiten in denen ich echt ins Grübeln komme ob und was bei meinem jüngsten Sohn anders gelaufen ist als bei den beiden Älteren. Letztendlich hat er aber den gleichen Vater, die gleiche Mutter, er hat die gleiche Erziehung genossen und wurde weder besser noch schlechter behandelt als seine Brüder.

Manchmal meine ich auch wir hätten ihn früher in der KJP vorstellen sollen. Manchmal meine ich wir hätten früher mit Tbl. anfangen sollen.
Manchmal meine ich wir hätten darauf drängen sollen das er auf die Realschule kommt.
Aber wie sagte die Therapeutin von ihm. Jede Entscheidung war zu dem Zeitpunkt an dem man sie traf, so wie man sie traf, richtig. Es bringt nichts zu sagen wenn wir das oder jenes so od. anders gemacht hätten, wäre es vielleicht besser gelaufen.

Bei uns war auch alles ein wenig schwierig. Nur, Sohn ist mittlerweile 19 und eigentlich kann er tun und lassen was er will.
Wir sind sehr dankbar das er endlich die Schule geschmissen hat (ja, auch das kann es geben - er war sehr unglücklich dort und blieb nur wegen einem Mädchen) und sich endlich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz macht. Jetzt darf er erstmal für vier Wochen zur Rehe (ist schon genehmigt) und wenns dieses Jahr nicht mehr klappt mit der Ausbildung sucht er sich einen Praktikumsplatz. Es wird schon werden. Wir müssen uns in Geduld üben und ihm weiterhin zeigen das wir ihn so lieb haben wie er ist. Nur manchmal tret ich ihm auch in den Arsch - und zwar kräftig.

LG Cordu
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo Cordu!

Da hast du recht! Zu mir hat ein Psychologe auch sowas gesagt und ich weiß ja das ichs nicht ändern kann. Ich muss nun nach vorne schauen und aus der Zukunft das Beste machen.
Ich frage mich nur immer wieder wie sehr mein Kind vielleicht gelitten hat und noch immer leidet durch die ganzen Fehlversuche die wir hatten. Denke oft da wurde dann noch zerstört was noch übrig war. Aber nun habe ich ja wieder Hoffnung denn bei der Jugendhilfe tut sich ja nun echt was und das schon in kurzer Zeit.
Wenn es so weitergeht dann kriegen wir das denke ich alles wieder hin irgendwie!

LG
 
E

emmie

Guest
Hi Tanja, :maldrueck

hab es mir schon fast gedacht, bei uns gab es am Sonntag auch wieder Probleme bei der Abreise.
Ich freue mich, dass es bei euch bergauf geht.

Wenn es so weitergeht dann kriegen wir das denke ich alles wieder hin irgendwie!

WIR KRIEGEN DAS HIN!

LG emmie :bye:
 
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