Stiefmama hat Krebs; Wie gehe ich mit den Kindern um?

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo
wie schon geschrieben hat meine Partnerin Krebs. Heute haben wir es nach dem Beratungsgespräch zur Chemo auch den Kindern gesagt.
Wir dachten nicht, dass sie so extrem reagieren.
Bis hin zur "Großen" gab es sehr viele Tränen.
So "locker" wie ich dachte, hörte sich das auch nicht mehr an.
Mehre Monate Bestrahlung täglich und zur Chemo sogar 3 Tage pro Woche stationär hätte ich auch nicht erwartet. Man denkt, Bescheid zu wissen und weiss doch nichts.
Irgendwie haben meine Partnerin und ich nun doch Angst vor den Fragen, die da noch kommen werden und vor allem davor, dass wir angreifbar sind vor der "Kleinen"; die ja so schwierig ist. Deswegen wollten wir es gar nicht sagen, denn wenn dann anstelle von "Du bist nicht meine Mama" bald kommt " Du stirbst bald sowieso", dann ginge der Schuss nach hinten los.

Gruß
Micha
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Hallo Micha

Es tut mir schrecklich leid das ihr so etwas durch machen müsst.
gerade für Kinder ist es nicht leicht.

Natürlich wünsche ich euch zunächst, dass alles gut ausgeht und sie den Krebs besiegen kann.

Ich bin mir sicher, dass ihr den richtigen Weg gewählt habt indem ihr es ihnen sagt. Ich kann mich noch daran erinnern als meine Mutter als ich 18 war schwer krank wurde. Meine Eltern haben aus Rücksicht auf mich mir nicht gesagt wie schlimm sie wirklich krank ist.
Meine Mutter hatte damals Leberzirrhose aufgrund einer Hepatites C Erkrankung die sie bei einer OP im Krankenhaus bekam.

Wie gesagt meine Eltern verheimlichten den Ernst der Lage weswegen ich immer noch an einer Heilung glaubte als diese Chance jedoch nur noch minimal bis gar nicht mehr vorhanden war.
Ich fiel dann aus allen Wolken als ich den Ernst der Lage begriff.
Im Sommer 1997 bekam sie die Diagnose. Im Dezember des selben Jahres erfuhr ich wie schlimm es wirklich war und im Januar starb sie.
Ich fühlte mich um die Zeit mit ihr betrogen und das Verhältnis zu meinem Vater ist bisher nie wieder so wie davor geworden. Er hatte mich angelogen und ich vertraue ihm seit dem nicht mehr so wie vorher.

Von daher denke ich das es wichtig ist auch Kindern reinen Wein einzuschenken und nicht mit der Warheit hinter dem Berg zu halten.
Was nun deine Kleine betrifft denke ich, dass Kinder sehr feine Antennen haben und selbst sie begreifen wird, das es eine ernste Angelegenheit ist. Klar solche Worte wie "Du bist nicht meine Mutter" sind schnell gesagt aber ich glaube nicht, dass sie es wirklich ernst meint und gerade in so einer schweren Situation wird sie feststellen, dass ihr die Stiefmutter doch am Herzen liegt.
Ich denke es ist auch eine Chance, denn solche Situationen kann man eigentlich nur gut überstehen wenn alle zusammenhalten und sich gegenseitig Halt geben. Ich vermute wenn deine Frau die Chemo und alle Behandlungen gut überstanden hat und wieder gesund ist ihr einen anderen Familienzusammenhalt haben werdet der inniger ist und von allen mit dem Bewusstsein, dass das Leben zu kurz und zu kostbar ist um sich zu streiten oder es sich gegenseitig schwer zu machen.
 

Kamira

Aktives Mitglied
Hallo,

auch mir tut es schrecklich leid so etwas zu hören. Ich drücke euch die Daumen, dass deine Partnerin alles gut überstehen wird.
Diesen Sommer ist mein Vater an Krebs gestorben. Und ich kann nur sagen, dass ich froh bin meinen Kindern von Anfang an die Wahrheit gesagt zu haben. Nikola hat es so besser verstanden und konnte sich mit der Möglichkeit das ihr Opa stirbt auseinandersetzen. Sie hat immer wieder nachgefragt und war sauer wenn ich sie nicht zu Besuch mitgenommen habe.

Also ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das eure Kleine die Krankheit gegen euch verwenden wird. Das wäre doch sehr abgebrüht, auch für eine 12-jährige.
Mit Bestrahlung und Chemo kommen leider harte Zeiten auf euch zu, da ist kein Platz für Streitereien oder andere belanglose Dinge.

Reden und auch mal zusammen Weinen hilft doch sehr.

Ich drück euch ganz fest die Daumen!
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo
Danke für die ermutigenden Worte.
Ja, sie hat alles durch an Krankheiten oder steckt noch mitten drin.

Trockene Alkoholikerin, da waren wir beide Stolz drauf, dass wir durch diese gottseidank kurze Zeit durch kamen und sie hat selbst trotz der vielen Krankheiten keinen Tropfen mehr angerührt. In der Reha dann der Tinnitus und später auch Hepatitis C.
Die wurde danach geheilt mit einer heftigen Interferon Behandlung und dank eines positiven Genotyp.
Da dachten wir es sei rum und die Hepatitis hatte sie auch verschwiegen den Kindern gegenüber.

Dann kamen die Ausfälle und Lähmungen und Diagnose MS, die bisher noch vergleichsweise harmlos abläuft.

Dann wegen MS oder auch wegen der schwierigen Kleinen schwerste Depressionen und nachdem sie den Antrag auf REHA gestellt hatte, ging es ihr sogar besser.

Und dann jetzt der Krebs.

Ich meine, sowas gibts doch eigentlich gar nicht, oder? Sie hat nie jemanden etwas böses getan, im Gegenteil, sie hat ihre Geschwister aufgezogen, weil die Mutter schwer krank ist, ihre Jgend sozusagen geopfert und zum Dank dann das.

Naja, aber das nutzt wohl alles nix. Die Depressionen bemerkt man jetzt kaum noch, als hätte sie den krebs gebraucht, um wieder einen Grund zum kämpfen zu haben, so makaber das auch klingt.

Obs das dann war, oder hat die Natur oder liebe Gott noch ein paar Krankheiten für sie im Vorrat?

LG
Micha
 

sandra-r

Neues Mitglied
Es tut mir sehr leid das zu hören. Ich kann hoffentlich etwas Einsicht geben als selbst Betroffene. Ich war 6 Jahre alt als meine Mama zum ersten Mal Krebs hatte, die Situation damals war etwas extrem, da sich meine Eltern getrennt hatten und meine Mutter meinem Vater die Schuld gab. Ich habe davon durch Zufall erfahren, weil ich ein Gespräch zwischen meinen Eltern mitgehört hatte. Das Problem hast du ja nicht, weil Ihr mit Euren Kindern schon gesprochen habt. Danach war 13 Jahre alles in Ordnung bis meine Tante (die Schwester meiner Mutter) an Krebs gestorben ist. Meine Mama ist daraufhin wieder krank geworden. Ich wurde überall mit hingeschleift, ich war damals 18 und ich musste zur Chemo fahren und bei den Ärzten dabei sein, alle haben mir gesagt, dass ich mir die Brüste amputieren lassen soll vor es mich auch erwischt usw. Meine Mutter ist ein halbes Jahr später auch gestorben. Was ich im Nachhinein und nach Therapie sagen kann ist: Zieht Eure Kinder da bloß nicht mit rein! Ich musste seit ich 6 bin so tun als sei ich erwachsen, meine Mama trösten, für sie da sein, ihr sagen, dass sie bestimmt nicht wieder krank wird usw. Das hat mich so kaputt gemacht. Ich hätte mir damals gewünscht, dass sie damit besser alleine klar kommt, das klingt zwar hart, aber ich war erst 6! Kinder sind so beiinflußbar und können teilweise nicht abschätzen oder verstehen was bestimmte Krankheiten bedeuten, ich hab heute noch Angst vor dem Gang zum Frauenarzt, weil ja was sein könnte. Einfach weil ich dem permanent ausgesetzt war. Lasst Eure Kinder nicht auch so eine Angst entwickeln!
 
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