Wie verhalten?

Tabieta

Mitglied
Unsere Kinder sind jetzt in die dritte Klasse gekommen.
Die ersten zwei Jahre bekamen sie anstelle von Noten Smilies unter eine Arbeit gesetzt.
Jetzt, wo es Noten gibt, haben einige Eltern gesehen das ihre Tochter / ihre Sohn doch etwas „schlechter“ sind als gedacht.
Die Noten der ersten Arbeiten waren 5er oder gerade noch so eine 4!

Eine Mutter hat mit ihrem Sohn sehr getobt, und ihm (bis auf weiteres) erst mal Verboten ausgesprochen. (keine Freunde treffen, kein TV gucken, kein PS spielen)

Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist.
Natürlich ist es nicht schön, wenn das Kind mit „schlechten“ Noten nachhause kommt.
Aber, auch die Kinder mussten sich jetzt an vieles erst mal gewöhnen.
Neuer Lehrer, neue Klasse, länger Schule ….!

Mein Sohn hatte im ersten Diktat eine zwei.
Ich denke mal, hätte er die Arbeit schlechter geschrieben, wäre es ein Zeichen für mich, das er bei der nächsten Arbeit vorher MEHR üben muss.

Aber ich weiß ehrlich nicht, ob das der richtige Weg ist – Verbote auszusprechen!
Immerhin war / ist die erste Arbeit „gelaufen“ und somit steht die Note ja fest … und, ich würde halt eben bei der nächsten Arbeit mehr üben oder viel früher anfangen.

Wie macht ihr es?
Gibt es bei euch auch direkt Verbote?
Wie geht ihr damit um?

Grüße
Tabieta
 

Nina_B

Neues Mitglied
wenn mein kind mehr üben muss, dann kann es tatsächlich weniger tv sehen und seltener kinder treffen. das ist die konsequenz einer schlechten arbeit. als verbot würde ich das nicht bezeichnen, nur als konsequenz.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich sehe das wie Nina: Es gibt ein Defizit, und wenn man das ändern und aufarbeiten will, dann nimmt das Zeit in Anspruch, die bisher zum Treffen von Freunden, spielen oder anderweitig drauf ging.

Viel wichtiger ist es aber noch, das Kind konstruktiv zu motiveren, damit es offen bliebt, sich nicht verschließt, vor allem aber nicht an sich selber verzweifelt, weil es eben nicht zu den Gut-Leistern gehört.

Aus eigener Erfahrung weiß ich mittlerweile, dass das oft leichter gesagt ist als getan. Auch meine Tochter ist jetzt in der 3. Klasse. Man hat erst einma gewisse Vorstellungen als Eltern und wenn es dann nicht so läuft, man versucht, etwas zu ändern und auch das nicht funktioniert, dann stößt man schnell an seine Grenzen.

Viele Kriterien spielen da eine Rolle: Neben dem Leistungsvermögen des Kindes ist auch der Charakter maßgeblich. Kann ein Kind wirklich nicht mehr oder stellt es sich z. B. stur, weil es noch stark nach dem Lustprinzip unterwegs ist?! Das ist eine Gratwanderung, denn bei allem Verständnis darum, dass die Kinder ja noch klein sind und sich auch erst einmal gewöhnen müssen: Die Gesellschaft hat diese Geduld nur sehr begrenzt. Beim Schuleintritt wird den Kindern diese Zeit ja auch noch zugestanden, aber irgendwann dann müssen sie begriffen haben, dass es Regeln gibt, an die man sich halten muss und eben auch, dass gute Leistungen eben i. d. R.
mit Anstrengung verbunden ist und einem nicht zufällt.

Natürlich kann man sich zurücklehnen und darauf vertrauen, dass das Kind irgendwann selber einmal zur Einsicht gelangt, dass es ein bisschen Gas geben muss.
Hier sehe ich aber schon die Eltern in der Pflicht, die das Kind anleiten und u. U. auch reglementieren müssen, damit es den Anschluss nicht verliert.

Denn gerade in der Grundschule wird Wissen vermittelt, auf das die weiterführende Schule aufbaut. Wenn man das versäumt ist es später umso schwieriger, den Anschluss zu halten oder gar wiederzufinden. Verständlich also, dass verantwortungsbewusste Eltern bemüht sind, ihr Kind wieder auf den vermeintlich richtigen Weg zu bringen. Und wenn es dazu Verboten bedarf, werden auch die ausgesprochen.

Es ist nicht jedem gegeben, den zum Kind passenden optimalen Weg zu finden. Dazu bedarf es Empathie, also Einfühlungsvermögen, Geduld, Wissen z. B. um die intellektuellen oder auch entwicklungsbezogenen Möglichkeiten des Kindes, aber auch die eigene persönliche Kompetenz. Wir alle werden nicht als Eltern geboren, sondern müssen auch das erst einmal lernen.

Auch wir kommen leider ohne Verbote an unsere Tochter nicht heran. Sie ist extrem willensstark (andere würden sagen stur). Würden wir sie lassen, würde sie schlechte Noten in Kauf nehmen - es gibt ja schließlich immer noch andere, die schlechter sind als sie.

Auf der anderen Seite wissen wir aber auch, dass es fatal wäre, wenn wir unserer Kleinen z. B. die sportlichen Aktivitäten streichen würden. Sie braucht das einfach, da sie ansonsten total hibbelig und unausgeglichen wäre und sich noch schlechter konzentrieren könnte als es bereits jetzt der Fall ist.

Also gilt es abzuwägen, was man verbietet. Bei uns 'ziehen' Fernseher und Eis.

Gruß
kikra
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Wenn ich sowas lese, könnte ich mich echt aufregen. Mit dieser Mutter würde ich gerne mal ein ernstes Gespräch führen. Die versaut ihrem Kind gerade jegliche Freude an der Schule, wohlmöglich am Lernen insgesamt und das bei einem Achtjährigen! Sowas geht gar nicht. Die Freunde verbieten ist dabei echt das HInterletzte. Dafür geht auch keine Zeit "drauf", das ist ein unverzichtbarer Teil der Sozialisation.

Im Rahmen wäre eine engere Begrenzung der TV/PC/Konsolen-Zeiten. Das war es aber auch. Wenn ein Kind in der Schule schlechte Leistungen erbringt, muß man sich halt öfter mit dem Kind zusammensetzen. Grundschulkinder sollten ihre Hausaufgaben mit den Eltern zusammen machen, zumindest die leistungsschwachen. Dabei geht es weniger um die Kontrolle der Ergebnisse sondern darum, den Kindern beim Lernen zu helfen. Erklärt ihnen die Zusammenhänge, helft ihnen, zu verstehen, gestaltet die gesamte Lernsituation möglichst angenehm, macht vielleicht ein Spiel daraus - Lernen sollte Spaß machen. Alles andere kann nicht funktionieren bei Kindern!

Belohnungen sollten dabei nur das letzte Mittel sein. Wenn Kinder für Belohnungen lernen, lernen sie für die Belohnungen. Sie lernen NICHT aus Neugierde, aus Interesse, aus Freude am Erkenntnisgewinn usw. und sobald die Belohnungen wegfallen, wird das ätzende Lernen wieder vermieden

Kinder wollen die Welt begeifen, ganz ohne daß man sie dazu drängen müßte. Manchmal ist es dabei Eure Aufgabe, ihnen den richtigen Weg zu zeigen, damit sie erkennen, wozu gerade die Sachen nützlich sind, die sie nicht gerne lernen. Sobald Lernen einem erstrebenswerten Ziel dient, lernen Kinder freiwillig. Helft Euren Kindern dabei, auf jeden Zugewinn an Kenntnissen und Fähigkeiten stolz zu sein, wenn sie selber das hier und da aus dem Blick verlieren. Lernen ist eine der schönsten Tätigkeiten überhaupt, die ihr mit Euren Kindern zusammen zelebrieren könnt. Macht etwas daraus. Seid ein gutes Vorbild und ein motivierender Lernpartner Eurer Kinder.
 

5fachmama

Aktives Mitglied
Hallo,

in der heutigen Gesellschaft ist es leider so, dass jeder Professor oder Dr. Dr werden muss.

Zeit zum Spielen und Freunde treffen wird völlig überbewertet, dafür werden die die es schaffen Dr. Dr. zu werden, Arzt im Bereich der Psychologie, den es werden in Zukunft dringend Psychologen benötigt, die unsere Kinder in 10-15 Jahren mit einem Burnout behandeln.

Lieber paar Tabletten essen, als sich einzugestehen, das es einfach nur für eine Haupt- oder Realschule reicht!

Traurig aber wahr :wand

LG Kati
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Original von Dr. Dolittle
Wenn ich sowas lese, könnte ich mich echt aufregen. Mit dieser Mutter würde ich gerne mal ein ernstes Gespräch führen. Die versaut ihrem Kind gerade jegliche Freude an der Schule, wohlmöglich am Lernen insgesamt und das bei einem Achtjährigen! Sowas geht gar nicht. Die Freunde verbieten ist dabei echt das HInterletzte. Dafür geht auch keine Zeit "drauf", das ist ein unverzichtbarer Teil der Sozialisation.

Vielleicht war das auch nur die erste Spontanreaktion dieser Mutter - Panik, Hilflosigkeit.. die meisten Mütter möchten doch ihren Kindern nichts Böses, haben einfach nur Angst, dass die Situation aus dem Ruder läuft.

Grundschulkinder sollten ihre Hausaufgaben mit den Eltern zusammen machen, zumindest die leistungsschwachen. Dabei geht es weniger um die Kontrolle der Ergebnisse sondern darum, den Kindern beim Lernen zu helfen.


Das ist ja alles schön und gut, aber ziemlich idealtypisch und in vielen Fällen so einfach nicht zu realisieren. Der Anteil derer, deren Kinder in der Schule das Ganztagsangebot nutzen ist stark gestiegen und tut es weiterhin. In dieser Zeit sitzen dann die Mütter nicht däumchendrehend zu Hause, sondern haben mindestens einen Teilzeit- zunehmend aber auch einen Fulltime Job, da ein Einkommen allein nicht mehr ausreicht. Da hat sich also etwas getan, daher kann es auch nicht sein, dass das Ideal die zu Hause sitzende Mutti ist, weil Mini sonst mit der Schule nicht klarkommt. Hier ist die Schule ein ganzes Stückweit ebenfalls in der Pflicht und muss leistungsschwache Kinder unterstützen. Hausaufgabenbetreuung darf kein bloßes Dabeisitzen sein, der Betreuuer muss sich kümmern, erklären und im Idealfall begeistern.

Wenn ich z. B. mein Kind um 16/17 Uhr aus der Schule abhole, müssen die Hausaufgaben gemacht sein - da kann man maximal noch einmal drüberschauen und Kleinigkeiten besprechen. Ich frage mich, woher du die Motivation hernehmen willst - sowohl seitens der Eltern als auch des Kindes - dann noch einmal voller Elan, Freude und Enthusiasmus ans Werk zu gehen. Wie gesagt, für mich klingt das nach Familienratgeber wie es sie zuhauf gibt, deren Tipps aber im Alltag so nicht umzusetzen sind.

Ich bin auch überzeugt, dass es nicht gelingt, das Otto-Normal-Kind für alles zu interessieren. Insbesondere beim Lernstoff hat man darauf nur sehr begrenzt Einfluss. Einen Lehrer suchst du dir nicht nach Begeisterungsfähigkeit aus, er wird deinem Kind zugewiesen und du musst mit ihm klarkommen. Natürlich hat ein Lehrer viele Möglichkeiten, den Unterricht und somit sein Fach interessant zu gestalten. Aber was machst du, wenn dieser Lehrer den langweiligsten Unterricht unter der Sonne macht und das Thema dadurch dermaßen langweilig wird, dass es noch nicht einmal einen Hering vom Teller zieht?! Ein Kind interessiert sich nicht per se für alles, was es auf der Welt gibt, sondern es selektiert nach seinen Maßstäben. Ein Stückweit kann man die mitformen, je älter das Kind aber wird, desto mehr bestimmt es seine Interessensgebiete selber. M. E. ein ganz natürlicher Mechanismus, da es ansonsten völlig überfrachtet würde.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich finde, dass Grundschulkinder ihre Hausaufgaben alleine machen sollten, wenn sie es können. Nur wenn ein Kind eine Frage hat, die Aufgabe nicht versteht, keinen Zugang zum Thema hat, usw, kann man versuchen zu helfen. Jedoch ist es meine Erfahrung, dass sich das Mutter-Kind-Lernen sehr schwierig gestaltet, schnell auch die ganze Beziehung vergiftet. Wenn Mutter fordert, macht Kind gern dicht. Man gerät da schnell in einen Teufelskreis. Daher plädiere ich immer dafür, dass bei Hausaufgaben-und Lernproblemen zügig der Klassenlehrer einbezogen wird. Zusammen findet sich dann oft eine Lösung, die die Stimmung daheim nicht belastet.

Schlechte Noten in der ersten Klassenarbeit zeigen dem Lehrer wo es noch Förderbedarf gibt. Es ist seine Aufgabe, die Klasse und die einzelnen Schüler zu fördern.

Was man natürlich immer selber fördern kann, ist das was Dr. Dolittle "Zugewinn an Kenntnissen und Fähigkeiten" nennt, jedoch mein persönlicher Zusatz: Alles, bloß nichts Schulisches, denn das haben die Kinder schon zur Genüge! Schulisches wird ganz nebenbei und versteckt mitgefördert, wenn ich mit den Kindern backe, bastle, musiziere, lese oder ein Museum besuche. Das fördert auch die gute Stimmung daheim und unterm Strich erzieht man einen lernfreudigen, wissbegierigen Menschen, der dann auch in der Schule nicht scheitern wird.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Dem Beitrag von Maju kann ich in großen Teilen zustimmen.

Nur leider klaffen auch da Theorie und Praxis.. oder sagen wir Wunsch der Eltern und Leistungswillen oder -möglichkeiten der Lehrer oft auseinander.

In unserem Fall z. B. ist es so, dass Jill an einer extrem leistungsorienterten Grundschule ist, die Lehrerin stockkonservativ, verstaubt und völlig unflexibel. Dazu kommt ein sehr hohes Leistungsniveau unter dem Großteil der Mitschüler, der durch superambitionierte Eltern noch forciert wird. Das geht soweit, dass die Kinder sich gar nicht die Noten ihrer Klassenarbeit anschauen, wenn sie die Hefte zurückbekommen - das Nachbarkind könnte ja sehen, dass es besser ist. :sn7

Und dann sitzt da meine dazwischen, sicherlich nicht dumm, leider auch nicht gerade die Fleißigste. Sie wuppt das alles nach dem ökonomischen Prinzip, ist dabei noch sehr verspielt und dazu unkonzentriert und hibbelig hoch zehn. Simple Aussage der Lehrerin Ihr Zeugnis sei für eine 3. Klasse schlecht; sie müsse das/sich ändern: Die Verspieltheit soll sie ablegen, konzentrierter werden, besser im Unterricht mitmachen. Das Potenzial dazu habe sie eindeutig. - Tolle Wurst, und nun?

Anfangs dachten wir auch, Jill müsse die Schule allein und ohne unsere Hilfe wuppen. Weit gefehlt! Durch die Noten wurde ich dann alarmiert. Die waren zwar nicht wirklich schlecht, aber mit befriedigend mit Tendenz zum gut auch nicht wirklich so, wie wir sie brauchen. Brauchen für die Akzeptanz auf einer Gesamtschule, von der ich denke, dass sie die richtige für mein Kind ist. Auch wenn in NRW Eltern ihre Kinder ohne Gymnasialempfehlung gegen diese Empfehlung auch aufs Gymnasium bringen können, so schauen bei uns bestimmte Schulen (dazu gehört auch die o. a. Gesamtschule) sehr wohl, ob prinzipiell diese Empfehlung vorliegt.

Genau wie Maju sehe ich eigentlich diese Lehrerin in der Pflicht; die aber sieht das ganz klar anders. Wer nicht mitkommt, hat eben Pech gehabt. Entweder die Eltern können das selber oder durch Nachhilfe kompensieren oder das Kind muss weg.

Dass die Nachhilfe durch die Eltern die Eltern-Kind-Beziehung belastet, kann ich schon jetzt bestätigen. Ich komme mit ihr noch ganz gut klar, mein Mann stößt oftmals an seine Grenzen, weil Töchterlein sich bewusst blöd oder auf stur stellt. Das mündet dann in Schreierei und am Schluss rennt Jill heulend ins Zimmer, die nächsten Verbote sind seitens meines Mannes ausgesprochen.

Wir werden uns also auch etwas anderes überlegen müssen, aber so kann es nicht sein. Leider werden wir die Denke der Lehrerin nicht ändern können. Ein Rezept für das ideale Vorgehen und somit die Bewältigung unseres Problems haben wir noch nicht gefunden. Wenn ich mit Jill um 17 Uhr (teilweise später) nach Hause komme, kann ich jedenfalls nicht noch anfangen, mit ihr Hausaufgaben zu machen und sie mit la Hola zum Lernen zu motivieren. Die ist dann k.o. und will noch ein bisschen spielen - m. E. ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Es gibt auch noch die Wochenenden. Da kann man vieles ganz entspannt aufarbeiten. Die Kunst ist wirklich, ein Spiel daraus zu machen. Das kostet zwar anfangs einige Mühen, aber Streiten ist auch anstrengend und wer streitet, hat schon verloren, denn dann sperren sich die Kinder erst recht gegen das Lernen. Lernen ist toll, Schulbildung ein Privileg. Das müßt Ihr vermitteln. Dazu müßt Ihr aber auch selber daran glauben. Steckt Eure Energie lieber in Projekte mit dem Ziel Spaß beim Lernen, anstatt Eure sie in Streitereien zu vergeuden.
 

5fachmama

Aktives Mitglied
Original von Dr. Dolittle
Es gibt auch noch die Wochenenden. Da kann man vieles ganz entspannt aufarbeiten. Die Kunst ist wirklich, ein Spiel daraus zu machen. Das kostet zwar anfangs einige Mühen, aber Streiten ist auch anstrengend und wer streitet, hat schon verloren, denn dann sperren sich die Kinder erst recht gegen das Lernen. Lernen ist toll, Schulbildung ein Privileg. Das müßt Ihr vermitteln. Dazu müßt Ihr aber auch selber daran glauben. Steckt Eure Energie lieber in Projekte mit dem Ziel Spaß beim Lernen, anstatt Eure sie in Streitereien zu vergeuden.

Da kann man nix mehr hinzufügen!!! :druecker :druecker :druecker :druecker
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Natürlich nutzen wir auch die Wochenenden und in unserer Situation mit 2 Fulltimejobs und somit Ganztagsschule insbesondere die. Ja, und du sagst es selber: Es ist eine KUNST, die man bewerkstelligen muss - nur steckt nicht in jedem von uns ein Künstler, ansonsten gäbe es nicht die Tausende von Ratgebern zu genau dieser Problematik.

Ich bin der festen Überzeugung, dass man seinem Kind nicht jedes Thema schönspielen kann. Ich selber finde ja auch nicht jedes Fach gleich interessant, einige regelrecht überflüssig. Also müsste ich Jill belügen, wenn ich versuchen würde, sie zu überzeugen, dass auch die langweiligste Materiie eigentlich ein ungeschliffener Diamant, weil supergenial und hochspannend ist. Sorry, aber das fände ich absolut unaufrichtig. Abgesehen davon würde mich das vermutlich genauso viel Energie kosten wie die Streitereien, da ich sie auch damit nicht erreichen würde. Sie ist alt genug um für sich zu selektieren, was sie reizt und was eben überhaupt nicht.

Es lässt sich also alles toll daherreden - das kann ich auch und m. E. ist gerade DAS keine Kunst. Das ist wie beim Sport, wo jeder Fußballfan gedanklich zum Bundestrainer mutiert und alles besser weiß. :rolleyes:Wenn du dann selber das Leder am Mitspieler vorbei im Kasten versenken sollst, sieht das schon wieder ganz anders aus. Soviel zur Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis.

Für mich ist erst einmal wichtig zu wissen, wozu mein Kind hinsichtlich seiner Leistung überhaupt in der Lage ist. Erwarte ich eventuell viel zu viel von ihr?! Oder ist das schon okay, ihre Leistung aber auch? Wo liegen ihre Stärken? Wo ihre Grenzen? Da Jill auf einer sehr besonderen Schule ist, (extrem leistungsorientiert, dazu ein sehr hohes Leistungsniveau) wird mir diese Einschätzung derzeit erschwert bzw. meine Wahrnehmung vermutlich ein Stückweit verzerrt. Erst wenn ich das realistisch beurteilen kann, dann vermag ich auch gezielt, auf mein Kind einzugehen.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Wir sind ja gerade in der selben Situation.
Alex ist in der 3. klasse und hat schon einige Arbeiten mit Noten nach hause gebracht.
In Mathe z.B. hat er trotz Dyskalkulie bisher zwei mal eine 3 mit nach hause gebracht da wurde er von uns mit Lob überschüttet. Aber auch weil er selber das Ergebnis als nicht gut empfand.
Letztens hatte er eine 5 die wohl dadurch zustande kam das er sein Medikinet (Er hat ADHS) nach dem Mittag vergessen hatte zu nehemen und da die Arbeit nachmittags geschrieben wurde.
Ich hab um die 5 keinen großen Wirbel gemacht hab gesagt kann mal passieren, da er selber schon am Boden war wegen der schlechten Note.
Mein versprechen an ihm war dass wir ein wenig üben, damit die nächste Note wieder eine 3 wird.
Was habe ich also dann geacht? Ich habe ihm zumeist am WE kleine Matheblöcke (4-5 Aufgaben) gegeben bevor er z.B. auf den Spielplatz ging, bevor er ein Eis bekam etc.
Also ich habe ihn mit Dingen die er gerne macht dazu motiviert ein wenig zu Üben.
Die Aufgaben hatte ich in Anlehnung der verhauenen Mathearbeit erstellt also ähnliche Aufgaben wie in der Arbeit. Hat er es gut gemacht bekam er ein lob von mir und konnte dann raus gehen ein Eis essen etc.
4-5 Aufgaben rechnen kostet nun auch keine Stunden von daher fiel ihm gar nicht auf, dass er weniger Spielzeit hatte.


Meiner Meinung nach bringt es rein gar nix in so einem fall sanktionen auszusprechen, das zieht die Kinder noch mehr runter, den sie sind ja selber schon unten weil sie eben die schlechte Note geschrieben haben.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
@kikra
Zwei meiner Töchter gehen jetzt aufs Bewerbungszeugnis los. Alle Lehrer gestehen den Schülern Schwächen ein, man muss nicht überall gut sein. Aber eine Drei soll es immer reichen, auch in unbeliebten Nebenfächern wie Reli, Bio oder Musik.
In letzter Zeit musste ich mir öfter anhören, worauf Arbeitgeber besonders achten: Auf die Kopfnoten (Verhalten und Mitarbeit) Hier sollen mindestens Zweier stehen, Drei gilt schon als schlecht. Und auch auf die unbeliebten Nebenfächer, denn hier kann man sehen, ob sich der Auszubildende auch fügen kann, wenn er mal auf etwas keinen Bock hat. Eine Drei reicht dann aber, wie gesagt.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
@Maju:
Natürlich gestehe auch ich meiner Tochter zu, nicht überall gut zu sein.
Sie steht in keinem Fach schlechter als 3, allerdings sind ausgerechnet das die Hauptfächer (Mathe, Deutsch und Englisch). In Sport, Musik und Kunst hatte sie sogar 1en auf dem Zeugnis - insbesondere in Sport hebt sie sich deutlich von den anderen ab. Für Dinge, bei denen sie eine geistige Leistung in einer vorgegebenen Zeit bringen muss, braucht sie aber oft länger als andere. Das führt dazu, dass sie mit den Aufgaben (z. B. Kopfrechenmarathons nicht mitkommt oder bei normalen Arbeiten die Aufgaben nicht alle schafft). Lese ich dann noch vom Leistungsdruck der G8 habe ich schon jetzt keine Lust darauf, Jill auf ein Gymnasium zu geben. Ganz ohne zu wissen, ob mein Kind das theoretisch schaffen könnte. Und das ist auch der Grund, aus dem ich sie gerne auf eine Gesamtschule bei uns im Ort geben würde, die mir ihren Sportklassen einen anerkannte Sportschule ist. Jill könnte mir ihren sportlichen Stärken punkten, das wäre toll für ihr Selbstwertgefühl; das Lernen erfolgt weniger unter Druck und nach einem ganz anderen Konzept. Die Haupt- und Realschule hier im Ort sind mir dagegen ein Graus, wenn ich sehe, was da so alles passiert. :shake

Doch für diese Schule benötigt sie diese verflixte Gymnasialempfehlung und das macht mich so kirre. Ein Stückweit ist das aus Sicht der Schule nachvollziehbar, da die Schüler natürlich auch noch den normalen Lernstoff neben dem Sportpensum bewältigen können müssen. Und durch den Status der Sportschule unterliegt diese Gesamtschule eben auch keinen Quoten, so dass die Anzahl der Kinder mit Haupt- oder Realschulempfehlung verschwindend gering ist.

Ganz unabhängig davon habe ich auch das recht sichere Gefühl, dass Jills 'schlechte' Noten tatsächlich besser sein könnten, da aus den Arbeiten hervorgeht, dass sie keine Verständnis- sondern Flüchtigkeitsfehler macht. Wenn ein Kind statt schrie srie schreibt, statt plötzlich plötzlch, obwohl sie das ansonsten immer richtig macht, dafür Groß- und Kleinschreibung weitgehend fehlerfrei beherrscht genauso wie die schwierigeren Aspekte der Rechtschreibung (z. B. korrekter Einsatz von s, ss oder ß) dann konzentriert sie sich zum Zeitpunkt des Diktats einfach nicht richtig, kann es aber grundsätzlich schon.

Wir haben für uns jetzt entschieden, mal eine Leistungsdiagnostik durchführen zu lassen, damit wir einschätzen können, wie wir sie fördern können und ob unsere Erwartungshaltung gerechtfertigt oder überzogen ist. Für unsere Kleine möchte ich das aus ihr herauskitzeln, was sie in der Lage ist zu leisten. Außerdem wird dann noch einmal der ADS-Verdacht aufgegriffen und hinterfragt, mit dem schon die Kindergärtnerinnen und jetzt auch die Lehrerin auf uns zukam. Vielleicht erwarten wir von ihr Dinge, die sie gar nicht leisten kann (wie z. B. das ruhige Sitzen; sie ist ständig in Bewegung).

Was die Noten beim Schulabgang angeht, so kann man m. E. gar nicht verallgemeinern, was Arbeitgebern wichtig ist. Zum einen hängst das stark vom Unternehmen ab, zum anderen auch darauf, was der Schulabgänger machen möchte und bei welchem Unternehmen er unterkommen möchte. Und natürlich auch, ob es Konkurrenz gibt und was die so zu bieten hat. Ich bin u. a. als Personalreferentin unterwegs, daher in dieser Materie drin. Für die Ausbildung zum Bürokaufmann werden bei uns ganz andere Kriterien angelegt als wenn du einen der begehrten Plätze für ein duales Studium haben willst. Beim einen passt auch noch ein 3er-Schnitt, während du beim anderen mit 1,7 schon kaum eine Chance hast. Bei Bürokaufmann wird auf Kopfnoten geschaut, beim Bewerber für das duale Studium kaum, es sei denn, die sind völlig neben der Spur. Letztlich muss man sagen, dass die Noten über die Einladung zum Bewerbungsgespräch entscheiden. Wenn du den Fuß dann erst mal in der Tür hast, werden sie uninteressanter und es zählen die Ergebnisse des Tests.

Nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung werden sich diese Selektionskriterien mit den kommenden Jahren zunehmend abschwächen. Es gibt einfach nicht mehr so viel Nachwuchs. Das tröstet mich für meine Kleine ein wenig; für deine Kids ist es vermutlich nicht mehr relevant.

Bei uns geht es jetzt aber erst einmal um die weiterführende Schule. Schon jetzt liegen bei uns die Nerven zum Teil blank. Damit wir es zukünftig besser machen holen wir uns externe Hilfe. Ich möchte, dass mein Kind eine schöne Kindheit und Jugend durchlebt und später auch von ihrer Schulzeit erinnert, dass das eine schöne Zeit in ihrem Leben war.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo kikra,

ein paar Ideen von mir: Es gibt konzentrationsfördernde Spiele in Übungsheftchen oder als System, wie Bondilino der (mini) LÜK, außerdem könnt Ihr Entspannungsübungen (ganz toll für Kinder sind die Bücher von Sabine Seyffert), bzw. Achtsamkeitsübungen machen, damit Sie sorgfältiger und ausdauernder arbeiten kann. Wichtiger als alles andere ist aber, ihr die Freude am Lernen zu erhalten. ADHS abklären ist sicher sinnvoll, aber auch dann würde man erst mal versuchen, über Verhaltenstrainings eine Besserung zu erreichen.

Außerdem scheint mir, das Schule ein ziemliche Reizthema bei Euch ist und zumindest Du recht angespannt bist. Vielleicht streßt Du Dich da ein wenig zu sehr. Einstein bspw. war ein Schulversager, besonders schlecht war er ausgerechnet in Physik. Letztlich zählen bei einer Einstellung am meisten das Bewerbungsphoto und die Sympathie während des Bewerbungsgesprächs. Wenn Deine Tochter die Schule also als freundlich zugewandtes Mädchen mit zumindest ausreichend guten Grundfertigkeiten und dem Willen und der Fähigkeit dazuzulernen verläßt, wird sie zurechtkommen

Liebe Grüße

Dr. Dolittle
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo Dr. Dolittle - darf ich auch John sagen? :zwinker:,

ja, du hast absolut Recht. Schule mutiert hier derzeit zum Reizthema Nummer 1 und letztlich leidet die ganze Familie darunter.

In den ersten ca. 1,5 Grundschuljahren haben wir uns nicht großartig um den Schulstoff gekümmert. Unsere Kleine ist ein recht pfiffiges Kind und so war ich im festen Glauben, dass sie den Stoff schon alleine wuppt. Wir haben uns also tatsächlich eher darauf beschränkt, ihr Wissen spielerisch zu vermitteln und ihre Neugier für alle möglichen Dinge zu wecken. Das hat auf den ersten Blick funktioniert: Sie schien damit prima zu Recht zu kommen.

Nicht aber wohl die Lehrerin. Natürlich könnte man sagen, dass ist halt ihr Problem, das sie lösen muss. Faktisch war es aber so, dass dann das erste Zeugnis zum Ende des 2. Schuljahres lediglich überwiegend befriedigende Noten auswies. Wie die im Ausgangsposting erwähnte Mutter traf mich also der Schlag, wobei ich in Erinnerung an meine eigene als ätzend erlebte Schulzeit schon anders reagiert habe als die oben erwähnte Mutter - also nicht mit Sanktionen wie Freizeitverbot o. ä.

Seitdem haben wir uns hingesetzt und versucht, systematisch die vermeintlichen Defizite auszumerzen. Doch darauf hatte unsere Mini (anfangs ja noch d'accord) zunehmend so ziemlich überhaupt keinen Bock - und machte schlichtweg zu. Weiter oben schreibt jemand von der Problematik der Nachhilfe durch die Eltern - ja, das spüren wir ungebremst. Die Hemmschwelle, bei uns Theater zu machen, auf stur zu schalten und diese Sturheit bis zum Exzess durchzuziehen ist mit mir als Gegenüber niedrig, im Zusammenhang mit meinem Mann gibt es die gar nicht. :sn7 Mein Mann ist Sohn eines ranghohen Militärs a. D. - da gab es eine Ansage und mein Mann hat pariert. Ich bin so gewesen wie meine Tochter jetzt - daher weiß ich auch, dass Gebrüll und Verbote völlig kontraproduktiv sind und zu gar nichts führen. Was ich leider nicht kenne, ist des Rätsels Lösung. :(

Daher bin ich mir leider auch nicht wirklich sicher, ob wir uns lediglich auf die Stärkung ihrer Konzentrationsfähigkeit und Achtsamkeit beschränken sollen. Wie gesagt ist der Schuss, den Schulstoff ihr selber zu überlassen, schon einmal nach hinten losgegangen. Den Anschluss zu verlieren kann sie sich defintiiv nicht mehr leisten und mir geht zudem die Lässigkeit ab, es auf einen weiteren Versuch ankommen zu lassen.

Entspannungsübungen wären sicherlich noch zum Ausprobieren gut.
Die konzentrationsfördernden Spiele von denen du sprichst, spielt sie schon gelegentlich. Dazu kommen 1x/Woche Klavierunterricht und Tennis, m. E. ebenfalls konzentrationsfördernde Maßnahmen. Völlig unausgeglichen und noch hibbeliger wird sie übrigens, wenn sie ihren Sport nicht hat.

Bei unserem Termin, den wir demnächst haben, geht es übrigens nicht in erster Linie darum, einen Verdacht auf ADS abzuklären. Für AD(H)S passen m. E. viel zu viele Verhaltensweisen bei ihr nicht; hier möchte ich eigentlich nur meine Annahme bestätigen lassen, dass sie nicht betroffen ist.

In erster Linie möchten wir (um unserer Hilflosigkeit zu entkommen) eine Diagnostik ihres Leistungsniveaus vornehmen lassen, um dann - unter Berücksichtigung unserer bisher gemachten Erfahrungen - mit Experten einmal diskutieren zu können, wie wir sie zukünftig am besten unterstützen können.

Schulabgangsnoten sind bei uns ja noch kein Thema - Stress macht mir diese blöde Empfehlung für die weiterführende Schule aus den oben bereits beschriebenen Gründen.

Trotzdem möchte ich deine Aussage zu den Auswahlkriterien von Unternehmen noch kommentieren bzw. ergänzen: Um erst einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, müssen schon passable Noten auf dem Zeugnis stehen. Ein Foto mag (unbewusst) bei der Auswahl mitentscheiden. Jeder Personaler aber, der seinen Job wirklich gut macht, würde dir widersprechen, dass dies für ihn Selektionskriterium Nr. 1 darstellt. Es sei denn, es geht um einen Modeljob. ;-)
Wenn das Bewerbungsgespräch dann erst einmal läuft, dann ist tatsächlich - und da stimme ich zu - die Sympathie EIN wesentlicher Faktor. Wer will schon einen Kotzbrocken als MItarbeiter? Die anderen wichtigen Kriterien sind dann aber bereits erfüllt.

Viele Grüße
Kirsten
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo Kirsten,

Ihr habt also ein recht verstricktes Problem. Was sagt Deine Tochter denn dazu? Auf welche Schule will sie und warum und was will sie später einmal werden? So ganz klein ist sie ja nicht mehr, doof erst recht nicht und kann sicherlich das eine oder andere dazu sagen. Laß sie Vorschläge machen, wie sie ihre Vorstellungen von ihrem weiteren Leben zu erreichen gedenkt. Vielleicht könnt Ihr gemeinsam eine Art Stufenplan entwickeln, anhand dessen Ihr regelmäßig ihre Fortschritte auf dem Weg zum Erreichen Ihrer Ziele bewerten könnt. Sturköpfigkeit ist letztlich nur eine innervierende Erscheinungsform von Zielstrebigkeit. 8)

Die Achtsamkeits- und Enspannungsübungen könntet Ihr am besten alle zusammen machen. Dann würde es nicht nach Therapie miefeln und es könnte bei Euch allen parallel den Streßlevel senken, was viel mehr Effekt hat, als wenn nur einer ruhiger wird. Versuche, mit Deiner eigenen Schulzeit innerlich vollständig abzuschließen, um sie nicht mit Deinem gespeicherten Frust zu belasten. Achte bitte auch gut darauf, Sie nicht in einem schwachen Moment zum Sündenbock zu machen. Ihr seid als Famile insgesamt dafür verantwortlich dafür, was aus Euch wird. (Artus, Portus, Aramis - Du weißt schon) ;-)

Daß Photos (natürlich unterbewußt, aber wie man weiß, nimmt uns das Unterbewußtsein letztlich eh alle Entscheidungen ab und versetzt uns bloß 0,3 Sekunden später in den naiven Glauben, es wäre einen kognitive Leistung) laut umfangreicher Studien wohl der stärkste Einflußnehmer auf die Entscheidung sind, gilt natürlich nur dann, wenn keine echten K.O.-Kriterien, wie bspw. unbefriedigende Noten in den Kernfächern bei Schulabgängern oder eine ungeeignete Einstellung zum Beruf vorliegen. Aber selbst bei schlechter Leistungsbeurteilung im Vorfeld kann ein Praktikum als eine Art Probearbeiten noch viele Türen öffnen. Mach Dich also bitte nicht kirre deswegen. Manche Kinder kriegen auch erst etwas später den Dreh und wachen erst in der Mittelstufe auf, um sich dann doch noch zu höheren Leistungsniveaus aufzuschwingen.

Yours sincerely,

John
 

kikra

Namhaftes Mitglied
My dear James,

ja, 'verstrickt mit sich allmählich festziehenden Knoten dazwischen' trifft es wohl ganz gut. Und ich möchte FRÜH etwas dagegen tun und nicht erst abwarten, bis nichts mehr zu retten und unser Verhältnis dauerhaft belastet ist.

Einen besonderen Schulwunsch gibt es für sie nicht. Dazu hat sie eine zu vage Vorstellung davon, was später einmal auf sie zukommt. Ihr das so zu beschreiben, dass sie sich dann auch aktiv und aus Überzeugung damit auseinandersetzt, halte ich für schwierig bis unmöglich. In der Theorie will sie am liebsten supergut werden - aber wenn sie dann merkt, dass das mit Anstrengung verbunden ist, ist der gute Vorsatz doch schnell wieder vergessen und sie tröstet sich mit Schülern, die ja doch noch schlechter sind als sie. Sie hat auch keine so engen Freundinnen, die in ihr den Ehrgeiz wecken, genauso gut werden zu wollen und von denen sie sich dann mitziehen lassen würde; und so sind in der Hauptsache wir als Eltern gefordert, eine passende Schule für sie zu finden. Und das ist nach meinem aktuellen Ermessen diese Gesamtschule, die gleichzeitig NRW-Sportschule und somit sehr gefragt ist.

Ihr Berufswunsch pendelt derzeit zwischen Tierarzt oder Humanmediziner - je nachdem ob unseren alten Hund gerade etwas zwickt oder es Wehwehchen unter den zweibeinigen Familienmitgliedern gibt. Natürlich sage ich ihr dann, dass sie dafür aber gut in der Schule sein muss. Auch wenn die demografische Entwicklung ihre Ausgangssituation zum Schulende ein bisschen entschärfen wird, so bin ich überzeugt, dass sich am NC für das Studienfach Medizin nicht viel ändert. So erkläre ich ihr das natürlich nicht. ;D

Viel Geld will sie später jedenfalls verdienen (ein Pferd kostet ja schließlich ein paar Cent :zwinker:) und so hat sie mich schon nach den verschiedensten Berufsbildern gefragt. Als ich ihr dann sagte, ein Frisör gehöre eher nicht zu denen, die sich mit immensem Reichtum konfrontiert sehen, meinte sie, das wäre kein Problem, man müsse dann eben die Preise erhöhen, dann passt das schon wieder :schiel

Deine Sicht zu Sturköpfigkeit werde ich mir in Erinnerung rufen, wenn sie mich damit demnächst mal wieder so zur Weißglut treibt, dass ich sie am liebsten zur Adoption freigeben würde. :whatever Aber im Ernst: Ihre Willensstärke möchte ich ihr schon erhalten und mag die auch nicht brechen. Sie nutzt diese Eigenschaft nur noch zu wenig für ihre Zwecke und dreht sich dann selber in eine Spirale, aus der sie dann nicht mehr aus eigener Kraft herauskommt. Dafür nimmt sie dann sogar Nachteile in Kauf, also völlig paradox. Ich will sie aber auch nicht einfach machen lassen, denn sie soll schon merken, dass man i. d. R. etwas dafür tun muss, um ein Ziel zu erreichen.

Ich fahre in 2 Wochen mit ihr zu Mutter-Kind-Kur - wir werden dann viel Zeit füreinander haben und ich werde mal austesten, auf welche Entspannungs- und Achtsamkeitsmaßnahmen sie und ich gut ansprechen. Für solche Dinge ist sie offen und wird dann auch ganz ruhig: Sie kann sich z. B. stundenlang den Rücken krabbeln lassen (hat allerdings sehr konkrete Vorstellungen zu Kraultechnik bzw. Fingerstellung :whatever). Und wenn dazu dann noch Geschichten erzählt werden aus Zeiten als sie klein oder ich Kind war, dann ist das für sie das Höchste überhaupt. Dann ist sie relaxed wie ein schnurrendes Kätzchen - bis wir fertig sind, dann schmeißt sie den Motor wieder an und gibt Vollgas.

Meine Grundangst rührt vermutlich daher, dass ich erkannt habe, dass meine Tochter mir in vielem sehr ähnlich ist. Für viele Außenstehende ist das, was ich erreicht habe, vermutlich erstrebenswert und toll, aber ich bin in wesentlichen Punkten nicht glücklich bzw. unzufrieden. Auf der einen Seite weiß ich durch diese Ähnlichkeit zwar, was ich bei ihr keinesfalls tun sollte, da es ihre Haltung nicht zum Guten verändern würde. Auf der anderen Seite weiß ich aber auch, was passieren kann, wenn ich sie nicht dabei unterstütze, ihren Weg zu finden. Ich muss dazu nur mein Leben reflektieren, das mich zu einer Stelle geführt hat, an die ich niemals wollte, in der ich micht nicht wohlfühle, von der ich aber nicht wegkomme - aus den verschiedensten Gründen.

Für meine Tochter wünsche ich mir etwas, womit sie glücklich wird. Ich möchte ihr durch eine gute Schulbildung eine Wahlfreiheit erhalten; ihr aufzeigen, was ich an Fähigkeiten an ihr wahrgenommen habe, wo ich ihre Stärken sehe und das dann in Relation setzen zu ihren Wünschen. Dann würde ich gerne gemeinsam mit ihr kritisch reflektieren, welche Wahl gut, welche wohl eher schlecht für sie wäre, um sie dann später selber und allein entscheiden zu lassen (ich hoffe, ich krieg das dann hin :hihihi). Genauso hätte ich es mir jedenfalls von meinen Eltern gewünscht, wurde damit jedoch allein gelassen oder schlimmer noch, mir wurde eine Entscheidung regelrecht aufgezwungen, die mich zwar zu wirtschaftlicher Sicherheit führte, die aber überhaupt nicht zu meinem Naturell und meinen Wünschen passte. Ich bin ein Kind von Kriegskindern - und diese Erfahrungen hatten immensen Einfluss auf das Verhalten und die Entscheidungen meiner Eltern. Mittlerweile kann ich das verstehen und auch ein Stückweit verzeihen, nützen tut es mir aber nichts mehr.Und aus diesem Grund möchte ich auch nicht mit meiner Schulzeit abschließen, sondern analysieren, was hätte anders/besser laufen können und wie. Und genau das möchte ich meiner Tochter dann vermitteln. Bei meiner, nein, für meine Tochter möchte ich es besser machen.

Warm regards,
Kirsten
 
Oben