Problem -  Sohn kapselt sich zunehmend ab

timbooktwo

Neues Mitglied
Guten Morgen,

anhand der Uhrzeit könnt ihr erkennen, welches Sorgen ich mir mache und das Schlaf letzte Nacht nicht wirklich erfolgreich war.

Sorgen macht mir unser Großer (9 Jahre). Vor gut einem Jahr haben wir sein Verhalten auf die Schule, hier im speziellen auf die Lehrerin, geschoben und wie sich rausstellte auch zu recht.

Mittlerweile ist er in der vierten Klasse und hat eine neue Klassenlehrerin bekommen. Mit dieser kommt die ganze Klasse super zurecht und auch auf uns macht sie einen tollen Eindruck.

Unser Sohn hat sich selbst als Ziel gesetzt, dass er auf das Gymnasium will. Heißt in Bayern, mindestens Notendurchschnitt 2,33.
Problem an seinem Ziel ist, dass er es will, aber aktuell nichts selbst dafür tut. Meine Frau kümmert sich fast zu 80% nur um ihn und hilft wo sie kann. Sie lernt mit ihm, bereitet sich mit ihm auf Prüfungen vor usw. Dennoch hat er natürlich auch ein Leben nach der Schule, sprich Freizeit. Das ist mir persönlich wichtig. Er spielt einmal die Woche im Verein Handball, sonst geht er in den Jugendtreff (einmal die Woche) und kann sonst seine Zeit so verbringen wie er gern möchte. Also mit Freunden treffen z.B..
Und einmal die Woche hat er privaten Englischunterricht in der Gruppe mit 5 anderen Kids.

Das aber nur erst mal als Hintergrund.

Was aber die letzten zwei Ferienwochen gelaufen ist, wow ... das kann man gar nicht beschreiben. Als würde jemand ihn fernsteuern.
- Eltern werden ignoriert
- man kommt und geht wann man will, sagt natürlich auch niemanden wohin man geht
- fängt an sein Zimmer zu verunstalten

Was haben wir getan, haben mit ihm geredet. Haben versucht herauszufinden, was los ist. Haben versucht gemeinsam mit ihm das Jahr 2013 zu planen, seine Wünsche mit einzubringen usw. Wir haben ihn dann gebeten, sich doch selbst noch mal Gedanken zu machen, was er gern 2013 ändern möchte.
Leider kam hierzu nichts ... zumindest nichts mündliches.

Denn diese Woche ging es erst richtig los:
- es wurde zu >50% die Tapete an einer Wand in seinem Zimmer abgerissen
- er ging nicht mehr raus
- Körperhygiene spielt teilweise keine Rolle
- Regeln wurden ignoriert
- aggressives Verhalten

Meine Frau und ich sind gestern Abend nervlich zusammen gebrochen, weil wir einfach nicht mehr können. Wir wissen nicht wie wir an ihn ran kommen sollen ... sprechen tut er mit uns nicht über seine Probleme.

Ich glaub langsam, dass ihm das ganze Thema Schule, Lernen usw. zu viel wird. Vorgestern Abend kam die Klatsche aus seinem Zimmer: Er hat keinen Bock mehr auf seine Freizeitaktivitäten, sprich Handball und Englisch.

Nachdem er, auch nach Bitten durch uns, mit dem Tapete abreisen nicht aufhört, haben wir ihm vor drei Tagen gesagt, dass wir einen Maler kommen lassen und er die Rechnung dafür übernehmen wird - als Konsequenz/Sanktion. Resultat -> es wird munter weiter gemacht.

Ich könnt mir jetzt hier die Seele vom Leib schreiben, aber vielleicht hat jemand eine Idee, wie man wieder an ihn rankommt.
Und ein ganz klares NEIN - ich schlage mein Kind nicht. Nicht das hier jemand auf die Idee kommt, dass er deswegen so ist, oder ich mit der Strafe mal beginnen sollte.

Ich freue mich über jede konstruktive Reaktion, die mir hier weiterhilft.

danke, Aex
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Hallo
Oh das hört sich für mich ganz nach Pupertät an.

Ja mit 9 sicherlich ein wenig früh aber ich kenne einige Kinder bei denen es einfach früher los ging.
Ich weis auch wenn es schwer ist dran bleiben aber nicht alles so verbissen sehen.

Schule ist natürlich ein Problem denn immerhin geht es um seine Zukunft. Kinder können das meistens noch nciht abschätzen was das fürr später bedeutet.
hat er Berufswünsche die nur mit Abitur erfüllbar sind? Wenn ja versucht da anzusetzen.

Er möchte kein Handball mehr spielen? Dann soll er etwas anderes vorschlagen was er machen möchte.
Die Sache mit der Tapete ist doof aber vielleicht hat es ihm nicht mehr gefallen?
Wichtig ist, dass ihr ihn nicht drängt zu reden was los ist oft wissen es die Kinder selber nicht. Aber seit für ihn da wenn er reden will.

Es gibt auch unzählige Ratgeber zu dem thema, vielleicht holt ihr euch mal einen. Der Kinderarzt kann da sicherlich auch gute empfehlen.

Ansonsten werden hier sicherlich auch noch User schreiben, die ähnliche Probleme hatten und mehr Ratschläge geben können als ich.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Das ist echt ganz schön plötzlich ganz schön heftig. Ich würde ihn im nächstgelegenen SPZ für eine Begutachtung vorstellen, alternativ in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ihr könntet auch mal bei den Erziehungsberatungsstellen der Umgebung rumfragen, ob die vielleicht noch jemanden empfehlen können für eine fachliche Einschätzung. Zur Sache selber kann man von hier aus keine ausreichend sichere Einschätzung treffen. Es kann durchaus sein, das er gerade bloß eine heftige Entwicklungsphase durchmacht. Es könnte aber auch ein Hinweis auf ein schwerwiegendes Problem sein. Ich würde das darum kurzfristig einem Fachmann vorstellen. Macht kein allzu großes Thema daraus Eurem Sohn gegenüber. Es reicht, wenn er weiß, daß ihn jemand kennenlernen möchte.
 

Heinrich B

Mitglied
Was da mit dem jungen Mann geschieht, ist etwas verfrüht und etwas sehr ausgeprägt,
aber es ist dennoch nicht besorgniserregend.
Darum würde ich es weitestgehend vermeiden, ihn zu Psychologen und Pädagogen
zu zerren.

Ich sehe folgende Optionen:

1.) Etwas Zeit vergehen lassen, dann wächst sich das wieder aus.
Sich schön entspannen und deeskalieren, fertig.

2.) Die Schock Methode:
Einen Koffer voll Klamotten einpacken und den Sohn damit vor die
Tür gesetzt. Wenn er zurückkommt, hat er drüber nachgedacht,
ob und was er falsch gemacht hat.

3.) Die Tollhaus - Methode
Wenn der Sohn spinnt, dann dürfen die Eltern dies auch.
Irgendwann kommt mal der Punkt, an dem nicht mal mehr
ein Brötchen im Hause ist.
Dann entwickelt der junge Mann Gesprächsbereitschaft.

Wenn diese Krise durch ist, dann sollte mal drüber nachgedacht werden,
welche Verantwortung der junge Mann denn schon übernehmen möchte.
Danach sollte sich wieder alles bestens entwickeln.
Da wäre noch etwas:
- die Eltern sollten ihrer Vorbildrolle gegenüber dem Sohn gerecht werden
- es muß Zeit für Gemeinsamkeiten geschaffen werden,
dazu sind einmal einige Unwichtigkeiten aus dem Zeitplan zu entfernen.

Einen schönen Sonntag wünschend
Heinrich
 

timbooktwo

Neues Mitglied
Halllo und schönen Sonntag,

und auch gleich mal Danke für die Reaktionen auf meinen Post.
Wie Heinrich B. geschrieben hat, so sind wir es angegangen ... aussitzen. Und siehe da, es hat gewirkt. Es waren zwei harte Ferienwochen mit Frontenaufbau auf beiden Seiten.

Es hat aktuell nachgelassen, die Tapete ist zwar trotzdem ruiniert, aber er lässt sie derzeit in Ruhe. Auch das Miteinander ist besser geworden. Es wird endlich mal wieder gelacht, Späße gemacht und vor allem, was ich sehr vermisst habe, einfach mal über Probleme gesprochen. Seine Meinung ist uns sehr wichtig und er soll ein Mitspracherecht haben. Das funktioniert aber doch nur, wenn sich alle an die gleichen Regeln halten. Was bei einer zwei Jahre jüngeren Schwester sehr viel Geduld erfordert.

Ich glaube er kam einfach mit dem Unheimlichen Schuldruck nicht klar ... schon fast wie Burnout (gibts das bei Kids?). Jetzt gab es die Zwischenzeugnisse für die Viertklässler und er war stolz wie Oskar - Notendurchschnitt 1,3 - WOW. Wie gesagt, es ist sein Wunsch auf das Gym zu gehen, wir unterstützen ihn da nur und drängen ihn nicht. Unterstützen heißt, dass die Kleine nach der Schule in die Mitti-+Hausaufgabenbetreuung geht, damit meine Frau mehr Zeit für Ihn hat. Gemeinsam lernen, Hausis machen usw.
Nun geht die Rennerei in die Schulen los, die Ihn interessieren. Für mich ist es interessant zu sehen, dass er eine ganz klare Vorstellung hat ... er will nicht in das Gym, sondern eher in das oder das oder das. Wir nehmen in ganz bewusst dann zu den Vorstellungsabenden der Schulen mit, damit er sich ein Bild machen und aktiv an der Entscheidungsfindung teilnehmen kann. Wie gesagt, seine Meinung ist uns wichtig, er muss die kommenden Jahre in diese Schule gehen. Es nützt somit nichts, wenn wir diese Aussuchen und ihn, oder seine Meinung, dabei gar nicht beachten.

Also ich danke euch noch mal für die Unterstützung + Hilfe.
Mal ganz ehrlich Psychologe/Psychiater ... ist ein NoGo.

Schönen Sonntag Euch noch.
 
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