Ist sie vllt doch hochbegabt?

Exeh

Neues Mitglied
Hallo,
neulich trat meine Tochter mit der Frage an mich heran, ob sie vielleicht hochbegabt sei.
Auch wenn ich nicht davon ausgehe (sie ist sicher stark überdurchschnittlich intelligent, aber nicht Hochbegabt), bin ich nun doch etwas verunsichert.
Zu nächst einmal eine Beschreibung meiner Tochter:
Sie lernte schon früh sprechen, sodass sie mit 1 1/2 halb Dreiwortsätze und mit 2 in vollständigen Sätzen sprach. Sie machte sich immer viele Gedanken, über Sachverhalte in ihrer Umgebung und die Gedanken, Gefühle anderer Menschen. So äußerte sie mit 3 (ich war gerade mit meiner 2. Tochter schwanger): "Vielleicht ist es besser, wenn meine Schwester nicht geboren wird, denn wenn sie auf die Welt kommt kennt sie ja garkeinen." Mann muss dazu sagen, dass meine Tochter immer schon sehr schüchtern war und es auch heute noch ist.
Im Kindergarten hat sie sich immer gut mit den anderen verstanden und spielte mit älteren, jüngeren und gleichaltrigen Kindern gleichermaßen. Am liebsten saß sie jedoch den ganzen Tag in der Ecke an einem Tisch und malte Bilder. Im vergleich zu den Bildern der anderen waren ihr schon recht gut und sie versuchte oft sogar dreidimensional zu malen.
Sie hat immer schon gerne Geschichten erfunden und diese (solange sie noch nicht selbst schreiben konnte) Erwachsenen diktiert und eigenständig Illustriert.
Noch vor der Schule (so mit 5) hat sie sich fast alleine lesen und schreiben beigebracht. Nur manchmal kam sie, und wollte ein wenig Hilfe haben. Sie schrieb natürlich nicht fehlerfrei, aber man wusste, was sie meinte.
Seit sie 3 war, wollte sie immer dabei sitzen, wenn wir "erwachsenen Besuch" hatten, mit der Begründung, die Themen, über die wir sprachen wären so interessant.
Sie hat schon immer alles Wissen mit Begeisterung in sich aufgesaugt und alles nach einmaligem erklären verstanden. So machten ihr Opa und ich schon im Kindergartenalter mit ihr Versuche zu Kristallbildung und Kondensation von Wasser, wobei wir ihr jedoch Erklärungen für 4-5 Klässler liefern mussten, da sie sich mit einfacheren nicht zufrieden gab. Allgemein haben wir versucht ihr wissenschaftliches Interesse, soweit wie sie wollte zu fördern.
Seit sie Sprechen konnte glänzte sie mit einem riesigen Wortschatz und kannte viele Fremdwörter und Fachbegriffe.
Immer schon konnte sie sich Dinge unheimlich schnell merken und verstehen, so auch später auf dem Gymnasium. Sie liest sich 5 Seiten Vokabeln 2-3 mal durch und kann diese.
In der Grundschule musste sie wenig lernen und stach durch ein großes Allgemeinwissen (locker 2-3 Jahre ihrem Alter voraus) hervor. Sie hatte meist einen Durschnitt von 2,0-2,3. Einzig ihre starke Schusseligkeit handelte ihr immer wieder Ärger ein. Ständig vergas sie irgendwas (ist heute nicht anderes).
Auf dem Gymnasium wurden ihre Leistungen stetig besser, trotz immer weniger Lernens. nach der 6 hatte sie einen Schnitt von 1,7 nach der 9 von 1,4. (In der 9 hat sie dann wirklich gar nicht mehr gelernt). Dies hatte jedoch einen Nachteil. Durch den Ehrgeiz, den sie von Geburt an hatte war sie sauer, traurig, wenn bei einer Deutscharbeit nur eine 1-, bei einer Mathearbeit nur eine 2- heraus kam. Uns ist es recht egal was für Noten sie nach Hause bringt (natürlich freuen wir uns, wenn sie gut sind) solange es keine 4/ 5 sind. Neulich kam sie weinend nach hause, weil sie wahrscheinlich nur einen 1,6 Schnitt bekäme. Ich habe ihr zwar gesagt, dass es kein Grund ist zu weinen und dass sich andere darüber freuen würden, konnte sie jedoch auch ein wenig verstehen.
Sie ist nun in der 10, hat einige gut Freunde, die durchweg in ihrem Alter sind. Sie klagt zwar oft, dass ihre Freunde sie oft nicht verstehen würden, wenn sie was erzählt, weil sie sehr viele Fachwörter verwendet, ist aber sonst recht zu frieden.
Nur die Schule bereitet ihr immer wieder Kummer.
Sie meint der Unterricht ginge zu langsam voran (überall außer in Englisch, da findet sie das Tempo Ok)
und weil sie sich so langweilt könnte sie sich nicht mehr konzentrieren und würde dem Unterricht nicht mehr folgen, was schlecht für die mündliche Note ist. Da sie oft auch sehr müde sei, weil sie Nachts erst spät (nach3-4 Stunden) einschläft, weil sie noch über so viel nachdenkt, sein sie sogar schon im Matheunterricht eingeschlafen.
Am schlimmsten findet sie jedoch, das sie selbst die Klausuren unterfordern und sie so Flüchtigkeitsfehler macht, weil sie es nicht schafft, sich voll auf die Klausur zu konzentrieren. So sind die Ergebnisse oft bis zu einer Note schlechter als sie hätten sein können. Dadurch glauben die Lehrer ihr auch nicht, dass sie sich langweilt, da sie nicht die endsprechenden Leistungen zeigt.
In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich viel mit Physik, Philosophie, Psychologie und Musik. Sie spielt 5 Instrumente flüssig (Klavier, Geige, Gitarre, Flöte (2 verschiedene) und Saxophon) wo von sie sich zwei selbst beigebracht hat. Sie interessiert sich für absolut alles.
Zu dem Unterhält sie sich lieber mit gebildeten Erwachsenen, als mit gleichaltrigen, da sie das Gefühl hat, ehr auf intellektuell und emotional gleichweit entwickelt zu stoßen.
Sie ist sehr empathisch und hat es geschafft, eine Klassenkameradin, die durch Mobbing Suizidgedanken hatte, zu einem positiven Selbstbild zu führen(ohne Hilfe von Außerhalb) und die Klasse umzustimmen, das Mädchen nicht mehr zu Mobben.
Es passiert ihr jedoch häufig, dass sie Situationen überinterpretiert und reagiert darauf sehr Emotional, auch wenn sie diese nicht nach außen trägt, sondern in sich hinein frisst.
Jede Kleinigkeit kann Auslöser sein, dass sie an sich zweifelt, der persönlich angegriffen fühlt.
Ein weiteres "Manko" ist, dass sie oft Probleme mit Zahlendrehern hat und es ihr manchmal schwer fällt zwischen ei und ie zu unterscheiden (sie ist kein Legastheniker und hat sonst ein besonders gutes räumliches Vorstellungsvermögen).
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben.
Was denkt ihr, könnte sich wirklich hochbegabt sein?
Was würde ein IQ Test noch nützen? Überspringen etc. geht ja nicht mehr.
Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meinen Roman zu lesen.
 

f.j.neffe

Aktives Mitglied
Probleme erSCHEINen immer als SACHprobleme aber sie SIND es nie.
Probleme SIND immer PERSÖNLICHE Probleme.
Das ist eine Kernaussage der neuen Ich-kann-Schule*.
In unseren Lehrplanvollzugsanstalten erkennt man das aber nicht und verausgabt sich und andere stets mit der Sache, die nicht geklappt hat. Man übt die Talente müd und matt und stöhnt, dass sie es immer noch nicht können. In WIRKlichkeit aber können sie es schon lange nicht mehr - unter solch grässlich doofen Bedingungen.
Du erkennst sicher auch die DYNAMIK, die in dieser Zunahme der Verwicklungen streckt, und findest sie bei Deinem Kind wieder.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer wäre ich beGEISTert von ihren Talenten und würde voll auf sie setzen.
Ich würde ihr nicht nur wichtige Aufgaben geben sondern vor allem dafür sorgen, dass sie durch deren Lösung wirklich wichtig wird.
Unsere Unterrichtsvollzugsbeamte müssen sich immer für ihren Vollzug rechtfertigen; das schränkt den Gebrauch des Geistes ganz extrem ein. Das meine ich jetzt gar nicht wertend sondern nur beschreibend.
Du siehst ja: nach dem üblichen Schema, geht es einem immer schlechter je besser man es macht.
Von der Pädagogik werden wir verleitet und suchen die (Er-)SCHEIN-Probleme zu lösen.
Das vermehrt und vergrößert die Probleme.
Wenn wir das SEINS-Problem lösen, WACHSEN wir über uns und das problem hinaus.
Nur durch WACHSEN wird man dem Leben GEWACHSEN.
Nichts und niemand kann sie hindern, IHREN FACHKRÄFTEN eine sehr GUTE CHEFIN zu sein.
Als Chefin ihrer Lebenfirma, brauchen ihre Kräfte täglich von ihr a) Aufträge, b) Ziele, c) Anerkennung u.m.dgl.
Vielleicht schaut Ihr Euch die Ich-kann-Schule noch genauer an?
Wenn Euch das Leben etwas schwerere Aufgaben stellt, tut es das, weil Ihr dadurch gezwungen seid, Eure etwas überdurchschnittlicheren Talente auszugraben und mit ihnen zu wuchern.
Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
 
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