brauche Rat -  4 jähriger Junge ADS?

MrAndersen

Neues Mitglied
Hallo erstmal,

Ich lebe mit meiner Freundin zusammen, die einen 4 1/2 Jahre alten Sohn aus einer früheren Partnerschaft hat. Außerdem haben wir einen gemeinsamen Sohn (18 Monate).
Ich befürchte, dass der Große an ADS/ADHS leidet, da er einige Verhaltensauffälligkeiten zeigt und sein Vater wohl auch schon an ADHS gelitten haben soll.
So ist es quasi unmöglich, dass er mal ruhig sitzt. Er zappelt ständig herum und scheint jeden noch so unwichtigen Gedanken mitteilen zu wollen. Er beschäftigt sich fast nie länger als 4-5 Minuten mit etwas. Im einen Moment fragt er nach seinem Malzeug und 2 Minuten und 3 Striche später hat er keine Lust mehr. Auch sehr sehr merkwürdig finde ich, dass er fast alles was er in die Hände bekommt kaputt macht, wobei er auch vor seinen Möbeln nicht halt macht.
Es sind so viele Dinge, wie z.B. das absichtliche falsch Beantworten von Fragen, was es mir quasi unmöglich macht ihm etwas beizubringen. Wie soll ich auch, wenn er mal bis 5 zählt und im nächsten Moment meint, er wisse nicht was nach der 1 kommt.
Er braucht extrem viel Aufmerksamkeit und scheint es unerträglich zu finden, wenn ich und meine Freundin uns unterhalten. Sofort muss er irgendetwas dazwischen plappern. Außerdem fragt er einen direkt nach dem man etwas gesagt hat nach genau dieser Sache was echt nervt.
Ein riesiges Problem für mich ist der Umgang mit seinem Brüderchen. Es scheint ihm eine riesige Freude zu sein, dem Kleinen ein Bein zu stellen oder anderweitig wehzutun. Er meckert ihn auch ständig an, ohne das er was macht.
Ich weiß echt nicht mehr weiter, dieser Zustand ist untragbar und macht mir das Zusammenleben zu einem Horror, worunter unsere Beziehung sehr stark leidet. Wenn sich nicht bald etwas ändert, sehe ich keine andere Möglichkeit, als meine Freundin zu verlassen, da ich wegen ihrem Sohn nur noch gestresst und gereizt bin. Hat er möglicherweise ADS/ADHS? Wenn ja, wäre ja vielleicht eine Therapie möglich um unser Leben wieder lebenswert zu machen. Vielen Dank im Vorraus

Chris
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ob er ADHS hat kann dir hier niemand sagen da müsstet ihr mit ihm zu einem fachlich in den bereich ausgebildeten Kinderarzt oder Kinderpsychologen.

Auffällig ist das verhalten das stimmt. Ja ADHS wird in den meisten Fällen vererbt auch das ist richtig.
Nur würde mich interessieren ob das verhalten schon war bevor deine Freundin mit dem 2. kind schwanger wurde oder hat sich das verhalten entwickelt?

Nicht immer muss es gleich ADHS sein wenn ein Kind in der Fprm auffällig wird. Gerade wenn Geschwister unterwegs sind kann es dazu kommen. Die Angst weniger aufmerksamkeit zu bekommen weil sie ja nun geteilt wird kann auch dazu führen dass ein kind um Aufmerksamkeit buhlt.
 

MrAndersen

Neues Mitglied
Naja, er war in meinen Augen schon vorher auffällig, wenn auch nicht so krass wie es jetzt der Fall ist.
Damals war meine Freundin aber auch absolut nicht in der Lage sich durchzusetzen und liess sich auf der Nase herumtanzen. Wenn sie schimpfte, fing er an zu weinen und dann tröstete sie ihn. Zum Glück habe ich ihr diesen Unfug ausgetrieben. Letztenendes konnte er so machen was er wollte.
Daher ist es ehrlich gesagt sehr schwierig einzuschätzen, in wie fern es mit dem Kleinen zu tun haben könnte
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Wie gesagt am besten zum Arzt gehen und es testen lassen. Gegebenenfalls wird geschaut welche Therapie helfen könnte.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Von ADHS spricht man bei Kindern unter sechs eigentlich nicht, da sie noch mitten in der Entwicklung stecken. So ein Verhalten kann sich aber leicht zu ADHS weiterentwickeln, wenn man nichts dagegen tut. Ihr solltet für ihn eine Entwicklungsförderung/Ergotherapie beantragen und Euch beraten lassen, wie ihr diesem Verhalten mit Eurer Erziehung gezielt entgegenwirken könnt. Das kann von Eurem Kinderarzt oder von einem Sozialpädiatrischen Zentrum eingeleitet werden. Bei einem so jungen Kind sind die Aussichten, das in den Griff zu bekommen, sehr gut, wenn die Eltern sich für das Kind einsetzen und auch dranbleiben. Es lohnt sich, da Zeit und Energie zu investieren.
 

Notforme

Neues Mitglied
Aufjedenfall Professionelle Hilfe in betracht ziehen. Wie sieht das mit sportlichen Aktivitäten aus. Z.B. ein Turnverein daa kann er sich mal richtig auspowern. Oder auf die Wiese und Fussball spielen.
 

triamonds

Mitglied
Original von Dr. Dolittle
Von ADHS spricht man bei Kindern unter sechs eigentlich nicht, da sie noch mitten in der Entwicklung stecken. So ein Verhalten kann sich aber leicht zu ADHS weiterentwickeln, wenn man nichts dagegen tut. ...

Das kann ich so nicht unterschreiben. Meines Wissens nach entwickelt sich ADS nicht, sondern es ist eine angeborene Störung. Mann kann nur die Symptome behandeln (mit Medikamenten oder anderen Psychologischen Therapien), aber die Störung selber nicht heilen und auch eine Entstehung nicht vermeiden.

Bei meinem Sohn hatte eine Heilpädagogin den Verdacht auf ADS als er 5 Jahre war, aber sie sagte auch, dass man das in dem Alter noch nicht genau sagen kann. Jetzt, mit 9 Jahren, wurde er von zwei unabhängigen Therapeuten positiv getestet.

In dem vorliegenden Fall von Chris würde ich auf alle Fälle auch empfehlen, erst zum Kinderarzt und dann zu einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie zu gehen.
Ich sehe hier zwei Problemschienen ... einmal die mögliche ADS und dann auch die natürliche Eifersucht auf ein jüngeres Halbgeschwisterchen.

Damit umzugehen erfordert viel Einfühlungsvermögen und Geduld. Ich wünsche euch sehr, dass eure Beziehung daran nicht scheitert und viel Kraft.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo triamonds,

bezüglich ADHS liegst Du sachlich falsch, aber ich erweitere gerne Dein Wissen. Es gibt eine erbliche Komponente (Heretabilität ~ 80 %), es spielen aber auch diverse Umweltfaktoren in den Entwicklungsprozeß mit rein. Da ADHS eine dimensionale (= Grad der Ausprägung) Störung und keine scharf abgrenzbare Erkrankung ist, kann man auch nicht von Heilung, sondern nur von einer Verbesserung oder Verschlecherung des Erscheinungsbildes sprechen. Daß ein Kind oder ein Erwachsener im Zuge der Behandlung die diagnostischen Kriterien nicht mehr erfüllt, also nicht mehr als Betroffener eingestuft wird, kommt recht häufig vor. Da ist die Aufarbeitung der erworbenen und erlernten Defizite gelungen und genau das ist das eigentliche Ziel der Behandlung - zu lernen, mit seiner Veranlagung in seiner Umwelt gut zurecht zu kommen. Das ist bei ADHSlern genau so, wie bei allen anderen.

Vermeiden kann man die Störung, wenn man der Entwicklung der Defizite entgegenarbeitet. Auf neurobiologischer Ebene liegt dem Ganzen eine Unterentwicklung bestimmter Verhaltenssteuerungsabteilungen im Gehirn (Exekutivfunktionen) zugrunde. Deren Entwicklung kann man im Rahmen der Erziehung fördern. Außerdem kann man auch über die Persönlichkeitsentwicklung dem Kind allgemein Kompensationsfähigeiten mitgeben. Man kann im Prinzip das, was in der Therapie gemacht wird, teilweise auch als Prophylaxe nutzen. Die Entstehung einer ADHS läßt sich zwar nicht in allen Fällen vermeiden, aber den Grad der Ausbildung und die Kompensierbarkeit kann man im jedem Fall positiv beeinflussen.

Viele Grüße

Dr.Dolittle
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Dr Dolittle

Ähm "Die Entstehung einer ADHS läßt sich zwar nicht in allen Fällen vermeiden," Da möchte ich Gegenhalten.

Man hat ADHS oder man hat es nicht. es lässt sich auch nicht vermeiden es zu bekommen. Ich gebe dir allerdings recht, dass man die Therapieformen, wenn der Verdacht besteht, dass das Kind ADHS haben könnte weil man z.B. selber davon betroffen ist, dazu einsetzen kann, dass das Kind früh Strategien beizubringen mit denen es sich der Welt der "normalen" anpasst.

Ärzte können auch schon mit 3 oder 4 ADHS diagnostizieren, nur Medikamentöse behandlung wird in dem Alter noch nicht gemacht, da die Medikamente erst ab einem Alter von 6 zugelassen sind. Es gibt allerdings mittlerweile auch schon Ärzte die in Ausnahmesituationen auch schon 5 Jährigen Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat verschrieben.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Ilona, Du liegst komplett falsch.

ADHS ist eine dimensionale Störung, die hat man mehr oder weniger. Wenn das mehr ein bestimmtes Maß erreicht, gilt die Person als betroffen, wenn der Wert darunter bleibt, als nicht betroffen. Bei Kleinkindern ist eine seriöse Diagnostik nur in Extremfällen möglich, da das alterstypische Verhalten und die ständigen Veränderungen des Verhaltens nichts anderes ermöglichen.

Auch läßt sich die Entwicklung fraglos beeinflussen. Man bekommt nur eine gewisse Veranlagiung vererbt, die aber in unmittelbarer Abhängigkeit von Umweltfaktoren steht.

Ich weiß nicht, woher Du Deine falschen Ansichten hast, aber ganz sicher nicht aus der Fachliteratur. Denn die ist sich da ebenso wie alle mir direkt bekannten Experten einig. Deine persönlichen Erfahrungen, die Du vor kurzem als Deine hauptsächliche Erkenntnisquelle angegeben hast, helfen hier genauso weiter, wie sonstige Einzelmeinungen. Die Datenlage ist eindeutig. Alles andere sind belanglose Privatmeinungen.

Ich weiß, es ist eine beruhigende Vorstellung und man bekommt auch mehr Mitleid, wenn man sagt, ADHS wäre rein schicksalshaft. Das ist aber (Selbst-)betrug. Trage das bitte nicht nach außen, als wäre es die Wahrheit, bloß weil Du Dich daran klammerst.

Es gibt übrigens Ärzte, die bereits Zweijährigen, gerüchteweise sogar Babys, MPH verschreiben.


P.S.: Was verstehst Du überhaupt unter "normal"? Unauffällig angepaßt an die Erwartungen der jeweiligen Umwelt?


P.P.S.: Nichts für ungut. Ist alles nicht böse gemeint. Es geht mir nur darum, den zahllosen Falschbehauptungen zum Thema konsequent klare Aussagen entgegenzustellen.
 

Familienbande

Neues Mitglied
Ich bin der Meinung, ADS läßt sich nicht vermeiden, man kann es jedoch therapieren. Es gibt Medikamente dagegen, die bei vielen Kindern helfen, ich weiß das aus eigener Erfahrung mit meinem Sohn. Da es jedoch viele verschiedene Medikamente gibt, kann man nie genau sagen, was dem Kind hilft. Wenn Dir ein Arzt sagt, daß das Kind ADS/ADHS hat, wird er sicher auch ein helfendes Medikament geben. (Man muß sich jedoch ganz sicher sein, daß es wirklich ADS/ADHS ist. Ich kenne Kinder, die Medikamente dagegen bekamen, jedoch gar keins hatten und dann nur die Nebenwirkungen auftraten.)
Ich empfehle Dir und Deiner Freundin, mit dem Jungen zu einem Kinderarzt zu gehen, der sich mit diesem Thema auskennt. Ich bin mit meinem Sohn ebenfalls zum Arzt gegangen, dieser hat uns dann zu einem netten Kinderpsychologen überwiesen. Der Psychologe hat dann einen Test gemacht, den Du Dir wie eine Prüfung aus verschiedenen Aufgaben (verschiedene Bereiche) vorstellen kannst. Danach wurde uns gesagt, daß er ADS hat. Seitdem nimmt unser Sohn Medikamente und ich muß sagen, sie helfen wirklich.
Das, was Du von dem Sohn deiner Freundin schreibst, kommt mir sehr bekannt vor :rofl Das mit dem Herumzappeln war bei ihm zwar nicht so, aber dafür konnte er sich nie lang auf eine Sache konzentrieren und hat sich sehr schnell umentschieden, hat ständig nachgefragt, besonders beim Fernsehen war das schlimm. Man konnte nie mit ihm richtig Fernsehen schauen, da er immer nachfragte, was gerade im Film/in der Sendung passiert ist.
Seit er nun Tabletten nimmt und regelmäßig zu einer Therapie geht, kann er sich besser konzentrieren und fragt weniger nach, er versteht jetzt vieles besser. Ich bin ziemlich froh, daß wir diese Tests gemacht haben und gute Mittel bekommen haben.
Was ich an deiner Erzählungen nicht verstehe, ist, daß du dich von deiner Freundin trennen würdest. Habe ich das richtig verstanden oder falsch interpretiert?


LG Familienbande
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Original von Dr. Dolittle
Ilona, Du liegst komplett falsch.

ADHS ist eine dimensionale Störung, die hat man mehr oder weniger. Wenn das mehr ein bestimmtes Maß erreicht, gilt die Person als betroffen, wenn der Wert darunter bleibt, als nicht betroffen. Bei Kleinkindern ist eine seriöse Diagnostik nur in Extremfällen möglich, da das alterstypische Verhalten und die ständigen Veränderungen des Verhaltens nichts anderes ermöglichen.

Auch läßt sich die Entwicklung fraglos beeinflussen. Man bekommt nur eine gewisse Veranlagiung vererbt, die aber in unmittelbarer Abhängigkeit von Umweltfaktoren steht.

Ich weiß nicht, woher Du Deine falschen Ansichten hast, aber ganz sicher nicht aus der Fachliteratur. Denn die ist sich da ebenso wie alle mir direkt bekannten Experten einig. Deine persönlichen Erfahrungen, die Du vor kurzem als Deine hauptsächliche Erkenntnisquelle angegeben hast, helfen hier genauso weiter, wie sonstige Einzelmeinungen. Die Datenlage ist eindeutig. Alles andere sind belanglose Privatmeinungen.

Ich weiß, es ist eine beruhigende Vorstellung und man bekommt auch mehr Mitleid, wenn man sagt, ADHS wäre rein schicksalshaft. Das ist aber (Selbst-)betrug. Trage das bitte nicht nach außen, als wäre es die Wahrheit, bloß weil Du Dich daran klammerst.

Es gibt übrigens Ärzte, die bereits Zweijährigen, gerüchteweise sogar Babys, MPH verschreiben.


P.S.: Was verstehst Du überhaupt unter "normal"? Unauffällig angepaßt an die Erwartungen der jeweiligen Umwelt?


P.P.S.: Nichts für ungut. Ist alles nicht böse gemeint. Es geht mir nur darum, den zahllosen Falschbehauptungen zum Thema konsequent klare Aussagen entgegenzustellen.

Wenn du meinst.

Ich kenne genug Leute, deren kidner ADHS haben und die Eltern mittlerweile auch diagnostiziert sind.

Des weiteren habe ich unabhängig von einander von 2 Fachärzten in der Richtung gesagt bekommen, dass AD(H)S oft vererbt wird und auch die neuesten Studien lassen vermuten (ist noch nicht bestätigt) dass unter Umständen ein Gendefekt dafür verantwortlich sein könnte. Abeer wie gesagt diese Vermutung steckt noch in den Kinderschuhen und ist noch nicht belegt.
Seit dem bemerkt wurde, dass auch Erwachsene an AD(H)S leiden können, was noch nicht all zu lange ist, bekommt die Vererbung in dem Punkt eine immer größere Bedeutung.

Ich denke als selbst betroffene und mit einem kind mit ADHS habe ich gezielt mehr Informationen gesucht und gefunden als jeder Normale Arzt ausgenommen Ärzte die dazu berechtigt sind es szu diagnostizieren.

Ja ich weis dass es einen Wert bei den Test gibt habe ich ja mit meinen Sohn schon durch und ich selber bin auch gerade mitten in der Testung.

Im übrigen unterstellst du mir, dass ich geschrieben habe, dass es definitiv schon mit 3 oder 4 Diagnostiziert werden kann was ich so aber nicht geschrieben habe. Vielleicht liest du dir meinen text noch mal genauer durch.

Ein Arzt der Kindern noch früher als das von mir angegebene Alter Medikamente verschreibt ist in meinen Augen nicht Seriös. Ab 5 wird es auch nur dann verschrieben, wenn das zusammenleben ansonsten unmöglich wäre.

Wenn du der Meinung bist, dass ADHS nur dann auftritt wenn bestimmte Umweltfaktoren gegeben sind. Erkläre mir welche das sind.
Natürlich begünstigen bestimmte Faktoren ADHS. Wie z.B., zu viel Zeit vor den medien, keine oder nur wenig Zeit mit den Eltern usw. Aber sie sind nicht alleine dafür zuständig. Können sie auch nicht den ansonsten hätte mein Kind kein ADHS.
Oder gibt es Umwelteinflüsse die dafür zuständig sein sollen, wenn ja welche?
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Des weiteren habe ich unabhängig von einander von 2 Fachärzten in der Richtung gesagt bekommen, dass AD(H)S oft vererbt wird und auch die neuesten Studien lassen vermuten (ist noch nicht bestätigt) dass unter Umständen ein Gendefekt dafür verantwortlich sein könnte. Abeer wie gesagt diese Vermutung steckt noch in den Kinderschuhen und ist noch nicht belegt. Seit dem bemerkt wurde, dass auch Erwachsene an AD(H)S leiden können, was noch nicht all zu lange ist, bekommt die Vererbung in dem Punkt eine immer größere Bedeutung.
Also, nochmal das Thema: Es gibt hunderte von seriösen Studien zur Vererbung und zu den genetischen Einflußfaktoren bezüglich ADHS. Die Frage der Vererbung und die der hauptsächlich beteiligten Gene ist seit über zehn Jahren zweifelsfrei geklärt, durch harte Fakten belegt. Die Vererbung ist durch großangelegte Zwillingsstudien so gründlich untersucht wurden, wie bei kaum einer anderen psychischen Störung. Bei eineiigen Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit, daß neben einem auch der zweite betroffen ist, bei rund 70 %. Die Ergebnisse wurden in der wichtigsten Studie zu dem Thema an eineigne Zwillingen erhoben, die seit Geburt getrennt von einander in verschiedenen Familien aufgewachsen sind. Damit ist klar, das ~ 70 % vererbte Veranlagung und ~ 30 % nachgeburtlich erworbene Faktoren an der Entstehung von ADHS beteiligt sind.

Die beteiligten Genvarianten (Allele) werden mit einer gewissen Häufigkeit bei ADHSlern gefunden. Manche Allele finden sich bei sehr vielen Betroffenen und gelten deswegen als ein besonders relevanter Faktor hinsichtlich der Vererbung, andere werden seltener gefunden. Teilweise ist man um eine Zuordnung bestimmter Allele zu bestimmten Subtypen von ADHS bemüht. Klar ist also, daß das Vorhandensein bestimmter Allele die Wahrscheinlichkeit, ADHS zu entwickeln, mit gewisser Wahscheinlichkeit erhöht. Gen“defekte“ spielen hier jedoch absolut keine Rolle. Alle bei ADHSlern gehäuft gefundenen Allele finden sich auch bei völlig gesunden Menschen.
Der Umstand, daß man seit langem, bereits seit der Zeit des ADHS-Vorläufers MCD, weiß, daß diese Störung auch bis ins Erwachsenenalter weiterbestehen kann, hat bei der Erforschung der Erbfaktoren zu keiner Zeit besondere Rolle gespielt. Daß dieser Umstand in den Neunzigern verstärkt in den Fokus geraten ist, ebenfalls nicht.
Entweder haben diese Fachärzte keine Ahnung vom Thema, oder Du hast sie falsch verstanden.


Ich denke als selbst betroffene und mit einem kind mit ADHS habe ich gezielt mehr Informationen gesucht und gefunden als jeder Normale Arzt ausgenommen Ärzte die dazu berechtigt sind es szu diagnostizieren.
Das kann gut sein, ändert aber nichts daran, daß die von Dir angeführten Informationen beleghaft falsch sind.


Im übrigen unterstellst du mir, dass ich geschrieben habe, dass es definitiv schon mit 3 oder 4 Diagnostiziert werden kann was ich so aber nicht geschrieben habe. Vielleicht liest du dir meinen text noch mal genauer durch.

Das habe ich nicht. Ich habe lediglich eine allgemeine Aussage zur Diagnostizierbarkeit getroffen.


Ab 5 wird es auch nur dann verschrieben, wenn das zusammenleben ansonsten unmöglich wäre.“

Schön wäre es, trifft aber nicht zu. Es wird häufig allein deswegen verschrieben, weil keine ausreichende Bereitschaft für eine beschwerliche Erziehungsumstellung und Verhaltenstherapie besteht.


Wenn du der Meinung bist, dass ADHS nur dann auftritt wenn bestimmte Umweltfaktoren gegeben sind. Erkläre mir welche das sind.
Das habe ich nicht geschrieben. Bestimmte Umweltfaktoren begünstigen die Enstehung von ADHS, ander schützen davor. Das ist aber alles relativ, und nicht absolut. Wenn jemand eine sehr stark ausgeprägte Veranlagung hat, werden auch die günstigsten Umweltbedingungen die Entstehung einer ADHS nur abmildern, aber nicht völlig verhindern können. Dafür ist der Einfluß der Erbfaktoren zu groß.


Natürlich begünstigen bestimmte Faktoren ADHS. Wie z.B., zu viel Zeit vor den medien, keine oder nur wenig Zeit mit den Eltern usw.
Ausgerechnet umfänglicher Medienkonsum trägt nachweislich nicht zur Entstehung einer ADHS bei und auch der Umfang, in dem Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen nicht. Belegt ist, daß übermäßiger Fernsehkonsum Übergewicht inklusive dessen Folgeerkrankungen, wie Diabetes, begünstigt.


Oder gibt es Umwelteinflüsse die dafür zuständig sein sollen, wenn ja welche?
Es gibt etliche Umweltfaktoren, die die Entsehung einer ADHS mehr oder weniger stark beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise vorgeburtliche Schadfaktoren, wie Rauchen, Alkohol, einige weitere fetotoxische Substanzen, hochbelastete familiäre Situation während der Schwangerschaft ebenso wie solche nach der Schwangerschaft, Frühgeburtlichkeit, einige Lebensmittelzusatzstoffe, dezente Schädigungen relevanter Lokalisationen im zentralen Nervensystem, die Qualität der Bindung des Kindes an die Eltern, die Erziehung, welche sowohl schaden als auch schützen kann. In geringem Umfang kann auch eine gesunde Ernährung ein Schutzfaktor sei. Es gibt noch einige mehr, die müßte ich allerdings raussuchen, da selbst ich nicht alles zum Thema vollständig im Kopf habe.

Wenn Du mal echtes Fachwissen zu ADHS suchst, gehe zu Pubmed und gibt das gewünschte Thema ein mit einer Begrenzung der Suche auf Reviews. Zu Umwelteinflüssen findest Du dort bspw. sowas: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3277258/pdf/nihms353361.pdf
 

5fachmama

Aktives Mitglied
Hallo,

bei uns war mal eine Studentin, die ihre Doktorarbeit in diesem bereich schrieb, sie wolle allerdings eine Genetische Komponente Nachweisen, dazu haben wir dann unsere DNA zur Verfügung gestellt.

Auf einem anschließenden Elternabend, wurde dann die Ergebnisse anonym besprochen, also die ganzen Angaben sind anonym gewesen, wir hatten nette Nummern :).

Das Ergebnis ergab nix, es kann keine genetische Komponente nachgewiesen werden, allerdings kommt es in Familien gehäuft vor, das es weiterhin vermutet wird.

Bei LRS hat es irgend ein Professor vor kurzem geschafft, dieses Gen zu entschlüsseln.

Wir haben ja 5 Kinder, davon haben 1er ADS und eine ADHS, der Rest ist unkonzentriert, leicht ablenkbar und kann sich kürzer als normale Kinder konzentrieren, aber ADS wurde ausgeschlossen. LRS dagegen, haben ALLE Schulkinder.

Ich denke schon das es in der "Familie" liegt, mein Mann hat LRS, ADS dagegen denke ich eher habe ich, wurde nie getestet, habe heute aber psychische Probleme, die ja oft als Spätfolge für ADS-Kinder genannt werden.

Dieses Thema ist schwierig, umstritten und jeder hat andere Erfahrungen.

Wirklich glauben würde ich nur einen anerkannten Kinder- und Jugendpsychologen, die wissen wirklich was Sache ist.

Meine Tochter jetzt 7 Jahre, hat seit dem sie 2 ist in den Untersuchungsberichten stehen, Verdacht auf ADHS, wir haben mehrere Diagnosen, also sicherer als sicher geht nicht.

LG Kati
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Das Ergebnis ergab nix, es kann keine genetische Komponente nachgewiesen werden,
Da hast Du vermutlich übersehen, daß es nur um ein spezielles, von der Doktorandin untersuchtes Kandidatengen ging, dessen Beteiligung an ADHS nicht nachgewiesen werden konnte. Grundsätzlich ist bereits viel von der genetischen Grundlage der ADHS entschlüsselt.
Guckst Du bspw. hier: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3449233/

Bei LRS sind es übrigens auch mehrere Gene, die unter anderem für die verschiedenen, grundsätzlich unterschiedlichen Subtypen von LRS ursächlich sind.
 

5fachmama

Aktives Mitglied
Original von Dr. Dolittle
Das Ergebnis ergab nix, es kann keine genetische Komponente nachgewiesen werden,
Da hast Du vermutlich übersehen, daß es nur um ein spezielles, von der Doktorandin untersuchtes Kandidatengen ging, dessen Beteiligung an ADHS nicht nachgewiesen werden konnte. .

Ja das kann durchaus sein, ist auch schon mindestens 5 Jahre her, so 100% weiß ich das auch nicht mehr :unsch

LG Kati
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Auch läßt sich die Entwicklung fraglos beeinflussen. Man bekommt nur eine gewisse Veranlagiung vererbt, die aber in unmittelbarer Abhängigkeit von Umweltfaktoren steht.
29.10.2012 14:06

Damit ist klar, das ~ 70 % vererbte Veranlagung und ~ 30 % nachgeburtlich erworbene Faktoren an der Entstehung von ADHS beteiligt sind.
31.10.2012, 14:17

Erst bekommt man nur eine gewisse Veranlagung was sich für mich danach anhört als wenn es minimal ist, dann sind es auf einmal doch 70%

Ja was den nun?
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Es ist sicherlich etwas schwierig zu verstehen. Also: Es gibt kein ADHS-Gen oder etwas ähnliches. Es gibt bestimmte Allele, die bei ADHSlern häufiger gefunden werden und von denen man annimmt, daß sie die Wahscheinlichkeit erhöhen, ADHS zu entwickeln. Diese Gene findet man aber auch bei völlig gesunden Personen, da die Gene nicht per se krankmachend sind.

Eine Heretabilität von 70 % bedeutet, daß die Vererbung eine bedeutende Rolle spielt hinsichtlich der Frage, ob irgendeine Form der ADHS auftritt. Man hat also die übrigen 30 % Umweltfaktoren, um - blöd gesagt - die ADHS komplett zu verhindern. Über die 30 % hinaus hat man aber noch ganz erheblich größere Chancen, die Art und Schwere einer ADHS im Vorfeld günstig zu beeinflussen. Es "lohnt" sich also in jedem Fall, bereits im Vorfeld einer möglichen Erkrankung die Umweltbedingungen zu optimieren, da damit die Erkrankung entweder verhindert, oder aber zumindest deutlich abgemildert werden kann.

Dimensionale Störungen, wie ADHS, sind nichts anderes, als Extremformen des "Normalen". Der Übergang dazwischen ist frei fließend. Es wird einfach an irgendeiner Stelle behauptet, jetzt ist es zu weit weg vom Normalen, darum nennen wir es gestört. Mehr ist da nicht.

Ich hoffe, das ist jetzt etwas verständlicher geworden.
 
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