Frage -  AD(H)S/Hyperaktivität bei Erwachsenen?

M

Mirsche

Guest
Hallo an alle Experten hier.
Wie kann man das bei einem Erwachsenen feststellen?
Hab mal ein bisschen gegoogelt und gelesen, dass es bei Erwachsenen wohl recht schwer zu diagnostizieren ist. Klar kann das letztendlich nur ein Facharzt, aber bei welchen Symptomen macht ein solcher Arztbesuch Sinn?
Gibt es unter euch Erwachsene betroffene? Wodurch kommt die Krankheit bei euch noch zum Ausdruck? Wurde sie schon im Kindsalter diagnostiziert?
Danke für die Infos :anbet
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Leider keine Ahnung. Obwohl ich wohl selber davon betroffen bin. Wahrscheinlich ADS schon immer ohne Hyperaktivität.

Schau doch mal bei den Links, das ist einer Adhs bei Erwachsenen, vielleicht findest du da was.

Das einzige was ich weiß. Überdurchschnittlich viele Suchtkranke sind nicht behandelte ADS´ler. Das ist ein Grund warum unser Sohn MPH bekommt. Mein Mann ist trockener Alkoholiker, wir wissen also was es heißt abhängig zu sein.

LG :bye:Cordu
 

Liliki

Mensch
Hallo,

Ich lebe mit einem erwachsenen und erst vor 2 Jahren diagnostizierten ADS'ler zusammen :love1 und kann weitergeben, was für ihn Ausschlag gebende Symptome waren:

- Probleme damit, Aufgaben von Anfang bis Ende gut strukturiert durchzuführen, weil immer etwas anderes gleichzeitig wichtig erscheint

- Neigung zu impulsiven Handlungen, kann in Aggressivität umschlagen, wenn's eng wird

- Gefühl der Überforderung, wenn Situationen oder Räume unübersichtlich und "zu voll" sind, dann auch leicht "Stress" und Chaos und Gereiztheit.

- Neigung zu Abhängigkeiten ... alles, was "entspannt" (ob Nikotin, Alkohol oder PC-Spiele ...) wird gerne und viel genutzt, um das innere Stresslevel zu verringern

- innere Unruhe und Angespanntheit, immer wieder Stunden oder Tage, die ganz ineffektiv "vertan" werden, ohne dass der Betroffene das "möchte"

- sekundär folgt meist eine gewisse Depressivität oder Selbstwertbeeinträchtigungen, weil man immer wieder nicht dem entspricht, was andere Menschen von einem erwarten und sich selbst hilflos fühlt, weil man es nicht ändern und steuern kann

- besonders unter Druck (schwierige Aufgabe, akute Veränderung, Konflikte) kommt das Gleichgewicht besonders schnell durcheinander und die Symptome verstärken sich.


Viele dieser Symptome sind nicht sehr spezifisch und es war eine ziemlich umfangreiche Testung bei einer Ärztin nötig (und sinnvoll) , die sich auf ADS bei Erwachsenen spezialisidert hatte.


Über 50% auch der Erwachsenen sprechen gut auf MPH an - ich kann zB gerade in etwas schwierigeren Situationen sofort "sehen", ob er seine Medis genommen hat oder nicht ;-)

Zu den Medis gehört gerne eine Verhaltensschulung /-therapie, weil Training bei ADS ja oft Wunder wirkt ... und unbedingt ein positiv akzeptierendes Umfeld ... wer immer Negativbotschaften für sein Verhalten bekommt, hat es noch schwerer, sich "angemessen" zu verhalten.

War das in etwa das, was Du wissen wolltest?


Liebe Grüße, Lili
 

Sanni

Namhaftes Mitglied
Hallo Lili,
das hört sich ganz nach meinem Mann an. Wir haben in letzter Zeit den Verdacht, das er das auch hat nicht nur unser Sohn.
Was hat dein Mann gemacht??? An welchen Arzt hat er sich gewendet???
 

Liliki

Mensch
Hallo Sanni,

Wenn man ein diagnostiziertes ADS in der Familie hat, kann man meist erkennen, vom wem das kommt ;-) ...


Mein Lebensgefährte wurde in Köln diagnostiziert. Wenn das für Euch erreichbar wäre, könnte ich ihn gerne mal nach dem Namen fragen und den per PN schicken.


Meine Kinder haben einen anderen Vater und daher kein ADS, eines seiner beiden Kinder aber sehr wohl ... 8)


LG Lili



Edit: ich sehe gerade, Du kommst aus Berlin. Da kenne ich leider keinen Namen - könnte mir aber vorstellen, dass man an der Uni jemanden finden kann oder zumindest einen Namen genannt bekommt.
 

Sanni

Namhaftes Mitglied
Herzlichen Dank,
ich kann ja mal googeln und dann mit meinem Männe hingehen.
Dank dir nochmal
Sanni :-D
 
M

Mirsche

Guest
danke für eure Antworten :maldrueck
Original von Liliki
- Neigung zu impulsiven Handlungen, kann in Aggressivität umschlagen, wenn's eng wird

- Gefühl der Überforderung, wenn Situationen oder Räume unübersichtlich und "zu voll" sind, dann auch leicht "Stress" und Chaos und Gereiztheit.
- innere Unruhe und Angespanntheit,

- sekundär folgt meist eine gewisse Depressivität oder Selbstwertbeeinträchtigungen, weil man immer wieder nicht dem entspricht, was andere Menschen von einem erwarten und sich selbst hilflos fühlt, weil man es nicht ändern und steuern kann

- besonders unter Druck (schwierige Aufgabe, akute Veränderung, Konflikte) kommt das Gleichgewicht besonders schnell durcheinander und die Symptome verstärken sich.
das trifft auf meinen Mann zu. Am herausstechensten ist die Aggressivität, die sich bei ihm in unkontrollietem Brüllen und Herumschreien äußert.
Er hat große Probleme dann wieder runter zu kommen, bzw. sucht dann regelrecht nach Topics, auf die er sich stürzen kann. Er hat einen extremen Ordnungswahn und kann wegen dem kleinsten Papierfetzen, der nicht da liegt wo er ihn haben möchte, ausrasten. Selbst wenn er "Schuld" an einer Situation ist (wenn er z.b. einen Gegenstand nicht findet, weil er ihn verlegt hat), richtet sich sein Frus und seine Aggression darüber immer gegen andere. Er kann nicht mal einen Tag einfach ausspannen oder was ruhig angehen, alles muss immer sofort, gleich, schnell erledigt werden und jede kleinste Abweichung seines Planes kann ihn total aus der Bahn werfen (manchmal reicht es schon wenn ich in einem Geschäft einen anderen Gang laufe als er sich gedacht hat). Er hat ständig im Kopf, was er noch alles erledigen muss und das überfordert ihn total. Ich hab heut mal mit seiner Mutter gesprochen und sie meint, dass sie früher auch so war. Allerdings sei es bei ihm erst so schlimm, seit seine Eltern sich getrennt haben, das war so mit 10,11 Jahren.

Was meint ihr, macht es Sinn einen Facharzt aufzusuchen und ie finde ich einen geeigneten?
 

Felicitas

ständig auf Achse
In Berlin gibt es die beste ADS Ambulanz für Erwachsene in ganz Deutschland.



Bei Interesse kann ich die Adresse gerne per PN verschicken.

Feli
 
M

Mirsche

Guest
hallo feli
danke für deine Antwort. Gibt es sowas nur in Berlin? Ist halt leider am ganz anderen Ende von Deutschland :-(
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Mirsche
Gibt es sowas nur in Berlin? Ist halt leider am ganz anderen Ende von Deutschland

In der Hoffnung das richtige Freiburg im Visier zu haben ;-)

Ich hab mal Tante Gurgel bemüht und diesen Link http://www.info-neurologie-psychiatrie.de/2006/06/38.php gefunden. Wenn das Freiburg stimmt, dann könnte man es in der Uniklinik ja mal versuchen.....

LG,

Tina

P.S. Ansonsten frag in einer psychiatrischen Ambulanz nach wo es bei euch in der Gegend eine Anlaufstelle für eine solche Diagnostik geben könnte.
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
@ Liliki
Die Beschreibung der Symptome trifft zu 100% auf mich zu. Ich habe schon lange den Verdacht, an ADS erkrankt zu sein. Schon in Kindheitstagen hatte ich ganz arg damit zu kämpfen.

Am schlimmsten ist für mich, dass ich an Depressionen leide - ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit dem ADS in Zusammenhang steht. Wenn ich solch eine depressive Phase habe bin ich felsenfest der Meinung, geistig völlig unterbelichtet zu sein aber dass ich dazu leider schlau genug bin, das zu merken. Das ist echt heftig! Dazu kommt noch meine Essstörung (Esssucht) sodass sich das alles auch noch körperlich auswirkt.

Meine Impulsivität hat mich manchmal schon echt an den Rand der Verzweiflung getrieben (Dinge erzählen bzw. sagen, die man besser für sich behalten sollte - z.B. hat jeder meine Lebensgeschichte zu hören bekommen. Das bietet Angriffsfläche.) - im Laufe der letzten Jahre habe ich gewisse "Strategien" entwickeln können, mich besser unter Kontrolle zu haben.

Konzentration - was ist das? Seit ich nur noch als Hausfrau Zuhause hocke, ist meine Konzentrationsfähigkeit gleich gegen null. Oft bin ich überhaupt nicht in der Lage, das aufzunehmen, was mir mein Gegenüber erzählt. Von Telefonaten mal ganz zu schweigen. Erstaunlich ist allerdings, dass ich mir alles, was ich lese bzw. schreibe, gut merken kann. Wohingegen ich beim Lesen schon oft Schwierigkeiten habe, bis zum Ende "durchzuhalten". Wer mich real trifft, erlebt mich als wirr. Und je unsicherer ich in bestimmten Situationen bin (fremder Personenkreis), desto schlimmer wird es. Ich habe auch, seit ich denken kann, ein sehr schlechtes Selbstwertgefühl. Bei Überforderung reagiere ich schnell gereizt.
Andererseits habe ich aber das Gefühl, dass ich vom Kopf her mehr leisten könnte - aber irgendwas blockiert.

Im Berufsleben brauche ich immer eine Routine - habe ich bei einer Aufgabe erstmal meine Routine entwickelt, bin ich wirklich absolut unschlagbar und laufe zur "Höchstform" auf. Aber ich muss gestehen, dass es mir schon sehr schwer fällt, mich auf neue Situationen einzustellen.

Mein Sohn ist übrigens ein diagnostizierter ADSler (bekommt aber keine Medikamente) - lt. dem Psychologen ist bei ADSlern mind. ein Elternteil selbst betroffen. Mein Bruder ist auch ADSler (mit Drogenkarriere).

Im Moment bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich mich frage, wie ich überhaupt klar komme. "Ich habe Kopf wie Flasche leer".

LG,
eine kopfgeplagte Lola
 

Liliki

Mensch
Hallo Lola,

Achtung! Die Symptome sind ziemlich unspezifisch und es gehört eine bestimmte Konstellation von Testbefunden dazu - ähnliche Symptome kannst Du sicher auch bei Hochbegabung finden oder bei "neurotischer Fehlentwicklung" zB bei schwieriger Familienkonstellation ... es gibt da etliche Diagnosemöglichkeiten.


Wenn aber so eine Diagnose steht und eine Therapie greift, gibt es sicher eine deutliche Erleichterung für die Betroffenen. Schon deshalb, weil endlich mal klar wird, dass die nicht "immer an allem Schuld" sind. Meist erfahren die betroffenen Kinder ja ohne Diagnostik und Aufklärung sehr viel negatives Feedback, weil es eben "so schwer mit ihnen" sein kann.
Wer das über Jahre beigebracht bekommt, zweifelt eben an sich und wird ggf depressiv und entwickelt weitere Symptome wie Essstörungen ...


Vielleicht schaust Du mal, wo Du Dich diagnostizieren lassen könntest?


:druecker und :maldrueck Lili
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Original von Liliki
[...]
Vielleicht schaust Du mal, wo Du Dich diagnostizieren lassen könntest?

Ja, wenn ich so einigermassen voran kommen möchte, werde ich da nicht drumrum kommen. Gerade bzgl. der Depressionen sollte ich das schnellstmöglich in Angriff nehmen.

LG,
Lola
 

Ela1969

Aktives Mitglied
@Lola
Lola, das hört sich an, als wenn Du mich beschreibst, als wenn wir Zwillinge wären. Vielleicht magst Du mir mal schreiben?
 

lilly7022

Ich wohne hier
Mich würde mal interessieren, wie es bei Euch bzw. Euren Partner weitergegangen ist? Hat sich der Verdacht ADS bwestätigt? Erfolgt eine Behandlung und in welcher Form? Kann man evl. selbst etwas tun?

Ich finde mich in Euren Beschreibungen zum Teil auch wieder. Das ist negativ und positiv zugleich. Und bedeutet für mich wohl, mich u.U. ernsthaft darum kümmern zu müssen.
 

bollencalbe

Neues Mitglied
Weiß jemand ´ne Adresse im Raum Karlsruhe / Heidelberg / Stuttgart /Pforzheim um Erwachsene testen zu lassen??
 

lilly7022

Ich wohne hier
Kleiner Zwischenbericht:

Bin jetzt seit ein paar Wochen in Behandlung. Trotzdem mein Hausarzt meinte "DU hast doch kein ADHS! Du zappelst doch gar nicht" Habe aber meine gewünschte Überweisung bekommen. Und Glück gehabt; bei uns hat sich ein neuer Psychotherapeut niedergelassen, der vorher in einer speziellen ADS-Praxis gearbeitet hat. Jetzt hoffe ich aus baldige, effektive (Lebens)Hilfe.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Vielleicht sollte man dem Hausarzt mal sagen das sich ADS mit zunehmendem Alter des Betroffenen verändert.
Aus der äußerlichen "Zappeligkeit" wird meist eine innere Unruhe und leider neigen viele unbehandelte ADS´ler zur Suchterkrankung.

Ich bin übrigens mittlerweile überzeugt das Sohn wohl von mir das ADS vererbt bekommen hat. Aber was solls, ich komme jetzt klar damit. Muss mich nur immer sehr zusammenehmen das ich mich an meinen Tagesablauf halte, dann klapps recht gut.

Ich wünsche dir das du bald die Hilfe bekommst die du dir wünscht und benötigst.

LG :bye:Cordu
 

sandra

Aktives Mitglied
Hallo,

ich glaube ich habe auch ADS mit oder ohne H das hab ich für mich nochnicht so rausgefunden.
Das ich anderster bin, als andere Kinder war mir so wirklich erst mit ca 12 Jahren ganz deutlich bewusst. HAb als Kind immer furchtbar gelitten. Wurde zu keiner "Mädchenparty" eingeladen, hatte aber nie das Bedürfnis da hin zu gehen. War mir oft selber zuviel genug.
In einem Raum und mich an Gesprächen beteidigen zu müssen, das ist für mich heute auch noch eine rieeeeeeeeeeeeeesen Qual.
Hab als Kind auch oft diesen unwahrscheinlichen Bewegungsdrang hatte, also auch gemerkt hatte, wenn ich zum laufen anfangen muss. Bin dann bei Wind und Wetter einfach ohne Ziel und Plan drauf losgelaufen, ich denke so konnte ich das ganze auch
ausleben. Auch war ich nie mit Puppen oder ähnlichem Unterwegs, mein Vater hat Pferde, und immer an neuen Ställen oder Koppeln bauen, oder die Pferde Sonntags ausführen, oder Kilometerweit von einer Koppel auf die andere führen, so hab ich mein H glaube ich
ziemlich gut ausleben müssen.
Hab auch oft so unruhezustände gehabt, die ich gar nicht richtig beschreiben konnte, meine Oma meinte oft es seih eine Nervensache....
Ich denke es ist wirklich ADS gewesen, und ist es immer noch.
Mein Sohn ist jetzt 11 und ich hoffe wirklich das er sein Verhalten in der Pupertät besser einschätzen, und lernen kann mit diesem ADHS besser umzugehen.

lg sandra
 

lilly7022

Ich wohne hier
Mist! Und ich habe den Chat vergessen bzw. lag ich da noch mit Katharina aufmBett und war mal kurz weg :unsch

Nächste Woche auf ein Neues?!
 

lilly7022

Ich wohne hier
Wo sind denn nun die ganzen erwachsenen ADSler? Kommt keiner mal zum Chat? Mich interessiert, wie andere das erleben und wie sie im normalen Alltag so zurechtkommen. Oder eben nicht. Vielleicht kann man sich ja gegenseitig Tips geben?

Warte auf Montag, 20:30 Uhr ... :comp:
 
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