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papalagi
Guest
Quelle: http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=m&ressort=q&id=526318
(VON DORIS KNECHT (Die Presse) 15.12.2005)
Schwarzenegger hat sich Österreich entfremdet. Wenn er seine Staatsbürgerschaft nicht von sich aus zurückgibt, sollte man ihn dazu auffordern. Offiziell.
Was man nicht vergessen soll: Zwei Amtszeiten von Präsident Bill Clinton haben nicht dazu geführt, dass die Todesstrafe in den USA abgeschafft wurde. Nicht einmal der charismatische und veränderungsfreudige Demokrat wagte es, sich gegen den archaischen Finalbestrafungswahn der Amerikaner zu stellen - der Mehrheit der Amerikaner offenbar noch immer.
Trotzdem ist der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger ein besonderer Barbar: Seine Entscheidung, Stanley Williams hinrichten zu lassen, begründete er damit, Williams habe sich nicht für die vier Morde entschuldigt, für die er 1981 verurteilt worden war. Allerdings hatte Williams stets seine Unschuld beteuert; was Schwarzenegger verlangte, war also sozusagen unmöglich. Das wirklich Entsetzliche an Schwarzeneggers Entscheidung aber ist, dass sie aus politischem Kalkül fiel: Wie ein Herrscher der Finsternis opferte Schwarzenegger das Leben eines Menschen dem Machterhalt - um seine Wiederwahl als Gouverneur nicht zu gefährden. Ein grauenhafte Einstellung, die bei einem Amerikaner allerdings wenig wundert.
Aber Schwarzenegger ist eben auch ein Österreicher und Europäer; und deshalb muss man ihm seine Handlung vehement zum Vorwurf machen: Er müsste es nicht nur besser wissen, er sollte besser sein. Denn auch wenn sein Werdegang und seine bisherige Interessenslage ihn nicht dafür prädestinieren, sollte er als Europäer in der Evolutionskette wirklich schon eine Stufe weiter sein: auf jener Stufe, auf der der Mensch seinen Feind nicht mehr auffrisst. Schon gar nicht aus Kalkül.
Es kann Schwarzenegger natürlich vollkommen wurscht sein, was die Menschen in seiner alten Heimat und über ihn und seine neue Einstellung denken. Aber das soll uns nicht hindern, Schwarzenegger so scharf wie nur möglich zu kritisieren - und Konsequenzen zu ziehen.
Denn Schwarzenegger, der sich der Verfassung der Republik Österreich offensichtlich nicht mehr verpflichtet fühlt, sollte daraus Konsequenzen ziehen und seine Staatsbürgerschaft von sich aus abgeben.
Und wenn ihm das nicht einfällt, sollte man ihn in aller Deutlichkeit auf die Idee bringen, diese Konsequenz zu ziehen: Eine förmliche Aufforderung an Schwarzenegger von offizieller Seite, seine Staatsbürgerschaft zurückzugeben, ist nach einem solchen Akt der Entfremdung nur angemessen. Schwarzenegger ist jetzt durch und durch Amerikaner, das hat er eindrucksvoll bewiesen. Und natürlich muss das Stadion in Graz umbenannt werden, das einst nach Schwarzenegger benannt wurde, weil die Steiermark so schrecklich stolz auf ihren weltberühmten Bodybuilder war. Das hat sich geändert - nun muss man sich für ihn schämen: Das darf man ruhig zeigen.
Schließlich war es Schwarzenegger das Leben von Tookie Williams wert, um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen, dass sich kein Mensch seiner Verantwortung entziehen kann. Das muss dann auch für Arnold, den Barbaren, gelten. :druecker
Doris Knecht ist Journalistin in Wien und Zürich.
(VON DORIS KNECHT (Die Presse) 15.12.2005)
Schwarzenegger hat sich Österreich entfremdet. Wenn er seine Staatsbürgerschaft nicht von sich aus zurückgibt, sollte man ihn dazu auffordern. Offiziell.
Was man nicht vergessen soll: Zwei Amtszeiten von Präsident Bill Clinton haben nicht dazu geführt, dass die Todesstrafe in den USA abgeschafft wurde. Nicht einmal der charismatische und veränderungsfreudige Demokrat wagte es, sich gegen den archaischen Finalbestrafungswahn der Amerikaner zu stellen - der Mehrheit der Amerikaner offenbar noch immer.
Trotzdem ist der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger ein besonderer Barbar: Seine Entscheidung, Stanley Williams hinrichten zu lassen, begründete er damit, Williams habe sich nicht für die vier Morde entschuldigt, für die er 1981 verurteilt worden war. Allerdings hatte Williams stets seine Unschuld beteuert; was Schwarzenegger verlangte, war also sozusagen unmöglich. Das wirklich Entsetzliche an Schwarzeneggers Entscheidung aber ist, dass sie aus politischem Kalkül fiel: Wie ein Herrscher der Finsternis opferte Schwarzenegger das Leben eines Menschen dem Machterhalt - um seine Wiederwahl als Gouverneur nicht zu gefährden. Ein grauenhafte Einstellung, die bei einem Amerikaner allerdings wenig wundert.
Aber Schwarzenegger ist eben auch ein Österreicher und Europäer; und deshalb muss man ihm seine Handlung vehement zum Vorwurf machen: Er müsste es nicht nur besser wissen, er sollte besser sein. Denn auch wenn sein Werdegang und seine bisherige Interessenslage ihn nicht dafür prädestinieren, sollte er als Europäer in der Evolutionskette wirklich schon eine Stufe weiter sein: auf jener Stufe, auf der der Mensch seinen Feind nicht mehr auffrisst. Schon gar nicht aus Kalkül.
Es kann Schwarzenegger natürlich vollkommen wurscht sein, was die Menschen in seiner alten Heimat und über ihn und seine neue Einstellung denken. Aber das soll uns nicht hindern, Schwarzenegger so scharf wie nur möglich zu kritisieren - und Konsequenzen zu ziehen.
Denn Schwarzenegger, der sich der Verfassung der Republik Österreich offensichtlich nicht mehr verpflichtet fühlt, sollte daraus Konsequenzen ziehen und seine Staatsbürgerschaft von sich aus abgeben.
Und wenn ihm das nicht einfällt, sollte man ihn in aller Deutlichkeit auf die Idee bringen, diese Konsequenz zu ziehen: Eine förmliche Aufforderung an Schwarzenegger von offizieller Seite, seine Staatsbürgerschaft zurückzugeben, ist nach einem solchen Akt der Entfremdung nur angemessen. Schwarzenegger ist jetzt durch und durch Amerikaner, das hat er eindrucksvoll bewiesen. Und natürlich muss das Stadion in Graz umbenannt werden, das einst nach Schwarzenegger benannt wurde, weil die Steiermark so schrecklich stolz auf ihren weltberühmten Bodybuilder war. Das hat sich geändert - nun muss man sich für ihn schämen: Das darf man ruhig zeigen.
Schließlich war es Schwarzenegger das Leben von Tookie Williams wert, um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen, dass sich kein Mensch seiner Verantwortung entziehen kann. Das muss dann auch für Arnold, den Barbaren, gelten. :druecker
Doris Knecht ist Journalistin in Wien und Zürich.