Hilfe! -  Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung bei Kann - Kind 2. Klasse

2003pearl

2003pearl
Hi an Alle,

habe schon so viel gelesen hier in den letzten Wochen, aber irgendwie war "mein" Problem dann doch nicht wirklich dabei. Vielleicht hat ja aber doch jemand Erfahrung - und Rat ? Also:

Mein Sohn ist jetzt 7 1/2 und geht in die 2. Klasse (war also ein Kann - Kind). Kommt im Stoff eigentlich gut mit, das Lesen ist noch ein bischen stockend (er versteht aber gut, was er liest). Mathe klappt sehr gut, Schreiben klappt auch sehr gut (hat eine von Anfang an sehr gut leserliche Schreibschrift entwickelt). Er interessiert sich auch für Alles in Sachkunde und bastelt gerne, Sport ist eines seiner Lieblingsfächer, auch da ist er sehr gut.

Nun kommt das grosse "Aber":
schon bei dem ersten Einschulungstest der Schule kam heraus, dass er wohl alles konnte, was man von Ihm verlangte, er aber zeitweise etwas "orientierungslos" schien. Das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Wir haben jetzt ein gutes Jahr voller Tests hinter uns und Folgendes kann ich zusammenfassen:
- Schilddrüse hat starke Unterfunktion (wird behandelt, hat nach 2 Monaten der Besserung gerade einen kleinen Rückschritt bzgl. Müdigkeit und Antriebslosigkeit)
- Uniklinik Marburg hat auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung festgestellt (sein Gehirn braucht sehr lange, bis ein gesprochenes Wort "angekommen" ist, ausserdem nimmt das Kind alle Gräusche gleich laut auf, das gesprochene Wort der Lehrerin wird nicht vom Vogelgezwitscher vor dem Fenster oder dem Papierrascheln der Nachbarin unterschieden).
- evtl. Hochbegabung (IQ liegt bei ca. 115, 2 Tests im Abstand von 1 Jahr haben gesagt, er könnte besser sein, wenn er nicht so "pingelig" wäre und die Aufgaben schneller erledigen könnte; auch hier war aufgefallen, dass Sprache nicht ganz so gut klappt)
- KEIN ADS oder ADHS, Kein "Träumertyp"

Die Lehrerin bemängelt seit dem 1. Schuljahr, dass er so chaotisch ist, in der Schule braucht er ewig lange, bis er seine Sachen geräumt hat und nach einer Arbeitsanweisung überhaupt zu Arbeiten anfängt. Die Mitschüler (ist eine recht kleine Klasse mit 14 Kindern) ärgern und hänseln ihn schon, nennen ihn "Baby" oder nutzen seine sehr stark ausgeprägte "soziale Ader", in dem sie ihn oft drängen, Sachen abzugeben (Pausenbrot, Bleistift, Milch). Laut Lehrerin wird in der Klasse nicht "gmobbt", sie würde sehr stark von Beginn der Schulzeit an daran arbeiten, alle Kinder zu integrieren. Während des Unterrichtes mag das auch klappten, danach werden schonmal Arbeitsblätter zerrissen und Bücher auf den Schrank geworfen, wenn mein Sohn das "nicht schnell genug" wegräumt.

Ach ja: zu Hause gibt es kein Problem ! Er räumt seine Sachen auf, der Ranzen ist immer ordentlich gepackt, es gibt keine fliegenden Blätter, er vergisst sehr selten etwas und verliert fast nie etwas (ich finde so 2 - 3 Bleistift und ein Radiergummit pro Schuljahr in der Grundschule nicht schlimm - oder ?). Zu den Hausaufgaben hat er oft keine Lust, macht sie aber trotzdem, braucht höchstens eine Stunde und meist ist auch alles richtig.

Dagegen in der Schule arbeitet er oft äusserst wenig, auch wenn sie einen Test schreiben (Noten gibt es bei uns erst ab der 3. Klasse) hat er selten alles ausgefüllt, meist nur 2 Aufgaben oder so. Er weiss aber, was er machen sollte, hat die Aufgaben in der Regel verstanden und arbeitet das Meiste zu Hause nach.

Nun sagt die Lehrerin, er müsste zurückgestuft werden, weil die Selbstorganisation nicht klappt. Ob er in die 3. Klasse versetzt wird, wissen wir noch nicht, aber falls ja, müsste er nach einer Weile ( und den ersten schlechten Noten ) in die 2. Klasse zurück.

Ergotherapie macht er schon, da waren anfangs auch Defizite in der Feinmotorik aufgefallen (malte nicht so gerne, weil ihm alles nicht gefiel, was er auf´s Papier brachte), die sind aber offenbar behoben. Jetzt konzentriert man sich darauf die "Reizschwelle" durch Nebengeräusche beim konzentrierten Arbeiten zu senken. Eine Lerntherapeutin übt mit ihm ein planvolles Vorgehen beim Arbeiten. Beide sind aber in den letzten Wochen in den Termin eher damit beschäftigt gewesen, mehr Selbstvertrauen aufzubauen oder ihn einfach zu trösten, wenn die Anderen ihn wieder in den Dreck geschmissen haben auf dem kurzen Nachhauseweg.

Was sollen wir der Lehrerin noch sagen ? Was sollen wir tun ? Kennt jemand sowas auch ???
 

Lara1231

Lara
Hallo,
ich kann dein anliegen an meinen Freundin weiter leiten wenn Du magst.
Ihr Sohn hat auch Auditive Wahrnehmungsstörung.
Und ich sehe soweit ich ihren Sohn kenne gewissen ähnlichkeiten.
Wenn Du magst schicke ich ihr deinen Beitrag und ihr könnt euch "privat" mailen und austauschen...
Denn sie hat auch mit verschiedenen Problemen zu kämpfen vor allem im Kiga...
Liebe Grüße
Lara.
Gib mir per PN bescheid... dann leite ich es weiter.
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo!

Kenne mich zwar mit dieser Störung nicht so aus aber so wie ich das lese fände ich eine Rückstufung nicht wirklich sinnvoll. Es ist ja nicht so das er es nicht kann. zu Hause kann er es ja auch. Denke das die Ablenkung für ihn zu groß ist in der Klasse. Vielleicht kann man ja mal versuchen das er Arbeiten alleine in einem extra Raum schreibt. Da kommt bestimmt was anderes raus.
Mein Sohn hat ADHS und nimmt auch alles auf was rundrum geschieht und kann es dann nicht filtern nach Wichtigkeit. Er mußte eine Arbeit mal auf dem Flur nachschreiben und war danach total begeistert und wollte das immer machen.
Vielleicht macht die Schule ja mit. Würde es einfach mal testen.
Aber mir scheint nicht das er total unorganisiert ist, du schreibst ja das seine hefte und Ordner und der Ranzen immer IO sind.
Stelle mir das halt schwer vor als Kind wenn alles irgendwie gleich laut und wichtig ist sich da zu konzentrieren ist glaub echt ein Problem. Deshalb wäre mein erster Gedanke alles was ablenkt so weit wie möglich fern zu halten. Wenns denn geht.
Hoffe ihr findet Hilfe!

LG Tanja
 

2003pearl

2003pearl
Awvs

Hallo, Tanja,

ich hoffe, das habe ich gleich als Antwort richtig eingegeben und mein Text landet nicht an einer falschen Stelle.

Vielen Dank für Deine Antwort. Diese Rückstufung schwebt ja fast über uns wie das berühmte Damoklesschwert. Aber wir sind auch komplett dagegen, weil es -auch nach wiederholter Aussage der Klassenlehrerin - keine Defizite im Lernstoff gibt, halt "nur" in der Masse der ausgefüllten Arbeitsblätter und in der Beteiligung an Arbeiten in der Schule.

Einmal durft mein Sohnemann auch eine Klassenarbeit nachschreiben, mit einer Klassenkameradin zusammen saßen die Beiden dann in einem leeren Nebenraum. Mit Aufsicht durch einen Praktikanten. Da gab er dann ein vollständig ausgefülltes Blatt ab, hatte auch alles richtig (Mathe). Und ein anderes Mal hat sie ihm erlaubt, während der grossen Pause alleine an der Arbeit sitzen zu bleiben, da war auch jede Aufgabe ausgefüllt und richtig, leserlich geschrieben und so. Und es war noch Zeit für die Pause übrig. Da sieht man dann schon, dass es an der Ruhe liegt, ob solch ein Kind sich konzentrieren kann. Aber natürlich kann man nicht erwarten, dass das Kind immer eine "Extrawurst" bekommt. Oder ??? Und später muss er ja auch irgendwie mit "Lärm" in der Umgebung zurechtkommen.

Naja, ich bin heute jedenfalls schon ein bischen gelassener und warte gespannt, ob noch jemand etwas zu unserem Problem schreibt.

Jedenfalls liebe Grüsse,
Anja
 

Lara1231

Lara
Ne einfach und pracktische Lösung wäre bei Test´s so Ohrenschützer auf zu setzetn... Somit ist er vom "Lärm" abgegrenzt....Wäre ne kleinen hilfe für ihn...
Fällt mir so spontan ein :schiel
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Ohrenstöpsel oder ähnliches wäre vielleicht echt eine Möglichkeit wenn die Schule mitmacht.
Mein Sohn wurde vor kurzem auf eine ESchule umgeschult, nur drei Kinder in der Klasse und es geht echt aufwärts.
Wäre vielleicht auch eine Möglichkeit, muß ja keine ESchule sein aber vielleicht gibt es was ähnliches. Wo einfach das rundrum ruhiger ist.
Würde aber doch mal mit der Schulleitung sprechen ob es nicht eine Möglichkeit gibt. Schließlich muss man die Kinder ja fördern wo es geht und nicht im Stich lassen mit ihren Problemen.
Bin gespannt was ihr für eine Lösung findet.

LG Tanja :druecker
 

Fallada

Aktives Mitglied
zurückstufen fände ich besser.. :druecker

Lass dem Kind doch Zeit!

In einem Jahr kann das mit der Selbstorganisation schon viel besser sein und wenn die Lehrerin das schon vorschlägt( die ja weiß, was die nächsten Jahre auf die Kids zukommt) würde ich es in jedem Fall machen.

Außerdem kann er da nochmal von vorne anfangen und wird sicher nicht als Baby gehänselt, denn er kann ja schon alles, was sie nun lernen :p

Lasst euern Kindern die Zeit, die sie benötigen, das ist mein dringender Rat!

Gruß Falla
 
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