Ich habe schon den gesamten Vorwahlkampf aufmerksam verfolgt, weil ich ein durchaus persönliches Interesse an den USA habe (Verwandte dort und Freunde hier), und mir ging es wie so vielen - ich dachte: "Was ist das für ein Kerl, der mit einem derartig strotzdenen Selbstbewusstsein daherkommt, obwohl ihn keine Sau kennt, und verspricht, dass wir gemeinsam die Sterne vom Himmel holen?!"
Und dann habe ich angefangen das zu tun, was ich in solchen Fällen immer tue: Ich habe gelesen. Und zwar die Bücher, die er selber geschrieben hat. Und ich war wirklich, wirklich beeindruckt! Nicht nur, dass er schreiben KANN, sondern auch deshalb:
Da ist ein junger Mann ("Ein amerikanischer Traum" hat er geschrieben, da war er mal grade in den 30 ...), der mitreißende Fragen stellt, der nicht nachgibt, bis er Antworten gefunden hat ... der sich auf die Suche macht, der mit Menschen spricht und ihnen zuhört. Zum einen beeindruckend seine Erzählungen über seine Zeit als Streetworker in Chicago: Da kommt niemand, der ruft "Hoppla, hier komme ich und mache alles klasse!", sondern da ist jemand, der sich mit denen austauscht, die DA sind, der sich zurücknimmt und MACHEN LÄSST, der seine Aufgabe lediglich darin sieht, Probleme herauszukristallisieren und zu schauen, welche Hebel man an welcher Stelle umlegen muss, um ein Projekt ans Laufen zu bringen. Und immer mit einem: WIR machen das - niemals: ICH bin es gewesen.
Also: Er stellt den richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtigen Fragen. Das ist eine Gabe.
Darüber hinaus: Seine sehr persönliche Suche nach seinen Wurzeln in Afrika. Ungelogen habe ich noch in keinem Reisebericht, in keinem Roman derartig viel über die afrikanische Mentalität und das Ticken der Menschen auf diesem Kontinent gelernt. Wieder ist es ein: Er bringt es auf den Punkt, er kann seine Gefühle artikulieren und das, was er sieht, in Worte bringen.
Tja ... und vollständig erlegen bin ich, nachdem ich angefangen habe, mir seine Reden auf youtube anzuschauen. Man kann noch so misstrauisch sein und nach hohlen Phrasen forschen oder nach Zweideutigkeiten: Fehlanzeige. Derart perfekt und geschliffen kommen seine Worte rüber, dass ich tatsächlich keinen Zweifel daran habe, dass nicht wenige, die die Freude hatten, dies live zu erleben, einen quasi-Messias in ihm sehen.
Ich bemühe mich, das nicht zu tun. Aber ich komme nicht umhin zu prophezeien: Was dieser Mann tun kann, das wird er tun. Und ich bin mir sicher, dass er Amerika und die Welt inspirieren wird und die Fähigkeit hat, verstaubte und verbohrte Politiker an einen Tisch zu bringen, um was zu bewegen. Wenn nicht er, dann niemand. Und zu diesem Satz stehe ich. :baeh:
Zum Thema schwarz noch: Das ist für die USA natürlich eine gewaltige Zäsur - viel gewaltioger, als wir uns das hier vorstellen können. Und dass sich mit dieser Wahl eine grundsätzliche Änderung in der gegenseitigen und der Selbst-Wahrnehmung ergeben hat, sehe ich auch.
:banane: