News -  Das ging voll in die Hose!!!

Tanja 1

Aktives Mitglied
So, ich dachte ich fange nun lieber ein neues Thema an denn es hat sich einiges geändert in den letzten Tagen!!!

Die Kur ging voll in die Hose! Wir mussten ihn am ersten Abend wieder abholen. Seine Angst irgendwo alleine zu übernachten ist so groß das sie ihn nicht dazu gebracht haben überhaupt ins Haus zu kommen. Und zwingen durften sie ihn nicht.
Also ist mein Mann wieder hin und hat ihn geholt.

Allerdings war das von Seiten des JA keine so gute Reaktion. Aber auch ich bin nun endlich aufgewacht und habe nun angefangen wirklich um mein Kind und seine Sorgen und Ängste zu kämpfen. Das finden die natürlich nicht so gut. Das JA wollte ihn ja von anfang an in eine Geschlossene oder ein Heim tun. Man hatte mir monatelang versucht einzureden das mein Kind berechnend, bösartig und nur auf sich bedacht sei.
Nun ist mir aber klar geworden das das nicht sein kann. Denn er ist ja nicht immer so und es war ja auch nicht immer so. Zumal wir eigentlich Hilfe für zu Hause wollten und diese nie wirklich bekommen haben sondern es immer nur um die Schule ging.
Irgendwann habe ich angefangen uns zu beobachten und mir ist klar geworden das auch wir sehr viele Fehler gemacht haben und nicht nur er.

Der Stand jetzt ist das ich nun allein auf weiter Flur stehe und schauen muss wie er eine Intensivtherapie ohne übernachten machen kann. Zur Schule darf er auch nicht mehr, es sei denn ich finde eine Hauptschule die trotz E-Schein bereit ist ihn aufzunehmen.
Ist das nicht toll??? Kaum wehrt man sich da lassen die einen grad mal stehen. Laut JA gibt es nur zwei Möglichkeiten.
1. Eine Therapie in einer geschlossenen Unterbringung. (Aber ich bin nicht bereit sein Übernachtungstrauma mit der Brechstange anzugehen, denn ich denke das macht alles nur noch schlimmer!)
2. E-Schule mit Heimunterbringung! (Womit wir wieder bei dem Übernachtungsproblem wären und dazu kommt das uns das zu Hause auch nicht hilft was zu ändern)

Ich werde nun versuchen einen Platz in einer Tagesklinik zu bekommen. Dann werde ich eine Schule suchen die ihn nimmt und zusätzlich versuchen eine Familientherapie zu bekommen.
Zum Glück habe ich Unterstützung von unserer Kinderärztin und meiner Familie und Freunden.
Soll sich das JA um wichtigere Dinge kümmern!!!

LG Tanja
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Allerdings war das von Seiten des JA keine so gute Reaktion.

-> meinst du damit, das JA sieht es nicht gerne, wenn dein Mann hinfährt und ihn abholt?
Hättet ihr ihn denn 1 Nacht draussen stehen lassen können - oder geht das nicht wegen eurer nachwievor bestehenden Aufsichts- und Sorge-Pflicht?

Ich halte es (noch) nicht für bewiesen, daß seine Weigerung, hineinzugehen, auf ein Übernachtungstrauma zurückführbar ist.
Hatte er denn in der Vergangenheit Erlebnisse, die ihn immer dann verfolgen, wenn er wo fremd übernachten soll? (Missbrauch?)

Ist Intensivtherapie gleich Tagesklinik? (oder gibt's dies nur für uns Erwachsene?)

So habt ihr ihn wohl bis auf weiteres wieder bei euch zuhause. Ich würde ihn zwar respektvoll - aber nicht mit Samthandschuihen anfassen. Bis du/ ihr eine Lösung organisiert habt, empfehle ich: (Zuhause) Grenzen zeigen und auch durchsetzen; zu mehr Selbstständigkeit ermuntern, Mithilfe im Haushalt.

Auch ich konnte als 14-Jähriger nicht immer hemmungslos Herumspielen und hatte schon (kleinere) Pflichten.

:druecker ;-)
 

f.j.neffe

Aktives Mitglied
Säe exakt das, was Du ernten willst !

Den Körper füttern und pflegen wir jeden Tag, Geist und Seele lassen wir verhungern. Dabei liegen dort alle unsere lebenswichtigen TALENTE. Wie würde ich mich als TALENT Deines Sohnes FÜHLEN, wenn ich höre, wie über mich gesprochen und gedacht (das bekomme ich auch mit) wird? Werde ich nicht dauernd mitdem Schlimmsten und Übelsten abgespeist? Wie soll man davon SATTwerden und eine gesunde Entwicklung haben?
Als Ich-kann-Schule-Lehrer würde ich mich dem genialen Geist und den sensiblen Talenten der Seele Deines Sohnes zuwendenund ihn erst einmal für alles um Verzeihung bitten, was ihm meine DFu-musst-Schule-Kollegen im Namen des pädagogischen Fortschrittes angetan haben. Sie haben seine TALENTE völlig verkannt, gekränkt, gedemütigt, verprellt und mehr desgleichen, sie haben sie misshandelt, zu erpressen gesucht - alles in dem Wahn, es sei "zu seinem Besten". Mit diesem Irrsinn haben sie die eigene Impotenz verschleiert: Sie können nicht, weder mit seinen noch mit ihren Talenten. Das kann zum großen Vorteil für Deinen Sohn werden; der Ich-kann-Schule-Satz 2008 sagt Dir,warum: "Wenn ich mit deinen Kräften / Talenten BESSER umgehe als du, dann mögen sie mich und folgen mir lieber als dir."
Den Talenten aller, die an Deinem Sohn scheitern, geht es SCHLECHT. In der Not sind wir leicht versucht, diese Talente noch schlechter zu behandeln alsihre besitzer. Warum sollten die Talente aber für schlechte Behandlung für uns was Gutes tun???
ich denke, das würde Dein Sohn verstehen. Er kann große Macht über alle bekommen, aber nur wenn er ihre Talente GUT behandelt.
Dafür braucht er nicht mal ein Wort sagen - womöglich ließe man ihn auch nicht - es sind ja Seelen- und Geisteskräfte, denen es in seinen Peinigern schlecht geht. Mit Geist & Seele kann man durch DENKEN kommunizieren. Er kann ihnen alles ZU-DENKEN was ihnen zum GUTsein fehlt. Man kann spüren, wie sich die ausgehungerten Kräfte dann vollsaugen. Mit GÜTE. Bis der Mensch SATT ist. Und satt ist jeder Mensch ein anderer Mensch.
Dieses Ich-kann-Schule-Experiment mit dem zu-denken dessen, was zum GUTsein fehlt, mache ich seit Jahren mit Kindern in ausweglosen Situationen. Es klappt immer, beim Mädchen in der 2.Klasse ebenso wie beim 9,Klässler.
Überlegt es Euch mal ganz genau und probiert es mit allen, von denen Ihr was wollt: schickt ihnen zuvor immer wieder und reichlich alles,was ihnen zum GUTsein für Euch fehlt! Was Du äst, wirst Du ernten. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
 

Leonie

Namhaftes Mitglied
In den Tageskliniken gibt es doch auch "Schulen", wo mit den Kindern der Schulstoff, den sie wenn sie da sind versäumen, gelernt wird. Manchmal kommen die dort sogar besser zurecht als die Schulen zu Hause. Da nicht so viele Schüler auf einen Lehrer kommen, sondern auf die Kinder individuell eingegangen werden kann.

Eine Familientherapie fände ich an deiner Stelle auch nicht schlecht. Wie du ja schon schreibst, hast auch du Probleme und kommst nicht so zurecht wie du gerne möchtest. Such dir einen guten Platz, mit einem Therapeuten, dem ihr alle vertraut. Dann wird das schon wieder.

Ich werde dir alle Daumen drücken :druecker und ein Riesen-Kraft-Paket rüberschicken :maldrueck Kopf hoch!
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Habe jetzt in der Tagesklinik angerufen und uns vormerken lassen.
Bis nächste Woche bekomme ich dann dort einen Termin zu einem Vorgespräch und dann wird entschieden wie dringlich das ganze ist.
Die Warteliste ist recht lang und ich hoffe das sie ihn etwas weiter vor setzen. Dort wird dann im Rahmen seiner Therapie auch Familientherapeutisch gearbeitet.
Hoffe das der Vortermin noch vor dem JATermin stattfindet damit ich dem JA was entgegenzusetzen habe.

@Franz-Josef: Vielleicht hört sich das jetzt dumm an aber ich verstehe irgendwie nicht so ganz genau was du mir mit deinen Zeilen sagen willst. Verwirrt mich total. Liegt vielleicht daran das ich nicht studiert habe! :ironie:


LG Tanja
 

Raupe

Raubkatzenbändigerin
@Franz-Josef: Vielleicht hört sich das jetzt dumm an aber ich verstehe irgendwie nicht so ganz genau was du mir mit deinen Zeilen sagen willst. Verwirrt mich total.

Ging mir auch so.
Liegt wahrscheinlich daran dass wir noch nicht ausreichend sein inneres "was-auch-immer" gestreichelt haben und es uns deshalb zZ noch nicht für würdig erachtet.
:ironie:

Beim 2. lesen von fjn´s Text hatte ich dann den Eindruck dass er Dir sagen möchte dass Dein Sohn nicht krank ist sondern bloß von Dir, seinen Ärzten, Lehrern und überhaupt jedem sein Leben lang seelisch misshandelt wurde und seine Probleme nur die Reaktion auf diese Misshandlungen sind. Er hat allerdings die Lösung und offenbart sie erst wenn wir sein inners "was-auch-immer" streicheln...

Dann hab ich es nochmal gelsen und kam zum dem Schluß "Nein, sowas kann hier nicht ernsthaft jemand schreiben! Ich MUSS mich irren!"

Jetzt bin ich wieder an den Punkt angelangt an dem ich ihn einfach nicht verstehe und Dir ein riesengroßes Kraftpaket wünsche möchte! :kisses
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Liebe Tanja,

ich denke, Ihr seid auf dem richtigen Weg - um sein Kind kämpfen zu wollen, ist der erste Schritt zum Erfolg. Aber ich muss Dich leider aus meiner eigenen Erfahrungen, beruflich und privat, heraus davor warnen, auf schnelle Erfolge zu warten; sie werden nicht kommen: Es ist ein langer Weg, der mit vielen kleinen Schritten gegangen wird. Wenn man sich bewusst wird, wie viele Schritte gegangen worden sind, von einem selbst und dem anderen, dann ist das Warten auf die Ankunft nicht so hart.

Das, was Ihr gerade durchmacht, ist natürlich sehr emotional, sehr belastend, wahrscheinlich auch oft überfordernd für Euch. Und dennoch sollte wenigstens einer von Euch einen kühlen, am Besten eiskalten Kopf behalten, um nicht in diesem Dschungel aus Ratschlägen, Erwartungen, Forderungen unterzugehen, und diese stattdessen mit einem Maximum an Rationalität zu hinterfragen. Welche Qualifikation hat jemand, der einen Lösungsansatz vorschlägt? Worin besteht dieser Lösungsansatz? Warum ist dieser Lösungsansatz besser als andere Lösungsansätze? Welche alternativen Lösungsansätze gibt es?

Dies sind Fragen, die Ihr stellen solltet, weil Ihr nur dann eine informierte, eine gute Entscheidung treffen könnt, die Euch alle auf Eurem Weg miteinander weiter bringt. Leider ist es so, dass gerade bei solchen Problemen eine Vielzahl von Menschen mit Ratschlägen parat steht, deren Qualität man beurteilen muss, bevor man sie sich zu eigen macht.

Ist zum Beispiel der Jugendamtsmitarbeiter, der zur Unterbringung in einem geschlossenen Heim drängt, wirklich dafür qualifiziert, eine solche Empfehlung abzugeben? Hat er möglicherweise Motive dafür, die nichts direkt mit Eurem Sohn zu tun haben? Denn auch das ist möglich: Jugendämter stehen heute unter massivem politischen und gesellschaftlichem Druck.

Deshalb: Lasst Euch nicht beirren. So lange Euer Sohn nicht straffällig geworden ist, oder eine Gefährdung für sich selbst oder andere darstellt (wobei die Messlatte dafür sehr hoch hängt), ist die Entscheidung über so etwas Eure, und auch das nicht vollständig: Bei der Einweisung eines Minderjährigen in eine geschlossene Einrichtung muss immer auch das Familiengericht seine Zuatimmung geben. Das Jugendamt selbst kann und darf keine Einweisung in eine geschlossene Einrichtung veranlassen. Gerade deshalb wird gerne mal versucht, Eltern durch Druck zur Unterschrift zu drängen.

Allerdings: Ich persönlich bin nicht grundsätzlich gegen die Unterbringung von Jugendlichen in Institutionen, aber ich bin heftigst dafür, dass dafür ein von qualifizierten Menschen angefertigter Therapieplan festgelegt wird, denn so eine Unterbringung kann auch gründlich schief gehen.

Das waren jetzt erstmal ein paar allgemeine Gedanken. Ich habe allerdings ein paar spezifische Fragen an Dich:

- Wurde bei Deinem Sohn sicher ADHS diagnostiziert und von welchem Arzt? Bekommt er Medikamente, und wenn ja welche?

- Wie äußert sich sein Verhalten? Ist er aggressiv? Hat er Gesetze verletzt?

- Wie lange geht das schon so?

Viele Grüße,

Ariel
 
E

emmie

Guest
Hallo hitnak,

ich danke dir für diesen Betrag.

Wir sind auch in einer ähnlichen Situation und ich weiß aus eigener Erfahung, dass es oft sehr schwer ist die richtige Entscheidung zu treffen. Und doch sich immer wieder die Selbstzweifel da, dass richtige zu tun.
Wir waren eine zeitlang in der Situation ,dass wir von einer Stelle (Schule sagte, Kind muss in Klinik- Klink sagte, Jugendamt sei zuständig- die wiederum meinten die Schule müsse handeln) zur anderen geschickt wurden und uns ganz alleingelassen fühlten.

Nun nach 1 1/2 Jahren sind wir nur ein kleines Stück weiter gekommen, wir mussten auch einsehen ,dass es noch sehr langer Weg sein wird und wir nicht zu ungeduldig sein dürfen, was wir am Anfang waren.

Danke dir für deine Beträge, die haben mir auch schon oft weiter geholfen, auch wenn sie mich nicht selbst betrafen.

Hallo Tanja,

ich wünsche euch viel Kraft, Geduld und aus den vielen Ratschlägen die für euch richtigen zu treffen.

LG
emmie
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo!

@Raupe: das beruhigt mich doch sehr das ich nicht die einzigste bin die das nicht versteht :ablachen Dann bin ich wenigstens nicht alleine.

@Ariel: Danke! Kurz zu deinen Fragen! Die Diagnose wurde inzwischen von mehreren Ärzten gestellt. Angefangen beim SPZ über inzwischen drei verschiedene Kinderpsychologen. Er bekommt im Moment 54mg Concerta. Wollten das eigentlich nochmal genauer unter die Lupe nehmen wollen aber nun der Klinik nicht vorgreifen und warten erstmal ab.Evtl. würde eine Art von Antideprissiva helfen. Aber das soll die Klinik beurteilen.
Er ist äußerst aggressiv und hat wenig bis gar keinen Respekt vor anderen Erwachsenen.Die Welt ist in Ordnung so lange ihm keiner Vorschriften machen will.Wobei ich sagen muss im Moment reisst er sich sehr zusammen. Aber das hatten wir schon oft das es mehrere Wochen gut geklappt hat und dann ging es wieder los.
Einfach war er noch nie aber ich sage mal richtig schlimm ist es seit er aus der Grundschule kam. Also seit knapp vier Jahren. Und seit dem steigert es sich immer mehr.
Einen genauen Auslöser kann ich nicht benennen denke das da mehrere Dinge zusammen kamen.

Was das JA betrifft war es genau so das man mich zu einer Unterschrift drängen wollte. Aber da war bei mir der Knoten zum Glück schon geplatzt und ich habe erkannt das mein Kind eigentlich nur nach Hilfe schreit und wieder zur familie gehören will. Und das gehen wir jetzt an.
Ich erwarte keine Wunder und bin schon mit kleinen Schritten zufrieden.

LG Tanja
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich denke mal, dass das Jugendamt bei Eurem nächsten Treffen versuchen wird, Euch mit Nachrdruck zu einer geschlossenen Unterbringung zu bewegen. Mir fällt es schwer, Euch aus der Distanz zu raten, sich darauf einzulassen, oder nicht einzulassen, denn ich weiß nicht, was schon versucht wurde, und ich bin grundsätzlich nicht gegen eine geschlossene Unterbringung von Jugendlichen, denke sogar, dass es unter Umständen sehr hilfreich sein kann, aber ich bin, wie bereits gesagt, heftigst und unumstößlich dafür, dass dies mit einem genauen Plan für den Verlauf der Therapie und die Dauer der Unterbringung geschieht. Und: Eine geschlossene Unterbingung ist ein solch massiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte eines Menschen unter weitgehender Umgehung der Gerichtsbarkeit, dass sie immer nur das Ende der Fahnenstange sein darf, nicht der Anfang.

Mein Eindruck ist, dass Ihr jetzt ganz am Anfang steht. Das, was für Dich "in die Hose gegangen" ist, bildet in Wahrheit eine Kehrtwende in Eurer Herangehensweise, die wiederum eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten eröffnet: Jetzt könnt Ihr umdenken, Euch annähern, auf die Suche nach den Ursachen gehen, alles auf den Prüfstand stellen, was Euer Leben ausmacht, und das dann ändern. Wenn Ihr dazu bereit seit, diesen Weg zu gehen, könnt Ihr Ergebnisse erzielen.

Mir fallen aus der Ferne gleich einige Ergebnisse auf, die Ihr bereits erzielt habt, ohne es selbst bemerkt zu haben: Dass Ihr jetzt zum Kampf bereit seit, dass weisst Du ja selber. Aber auch wenn das Jugendamt glaubt, dass es falsch war, Euren Sohn wieder abzuholen, denke ich, dass es genau das Richtige war: Es ist ein Signal an Euren Sohn, dass Ihr ihn nicht alleine lasst, dass Ihr ihn nicht aufgibt, dass er Vertrauen haben kann, auch wenn er das vielleicht momentan nicht so wirklich merkt - aber das ist eine Ausgangssituation, mit der man arbeiten kann. Ihr arbeitet nicht mehr gegeneinander, sondern miteinander. Jetzt dem Drängen des Jugendamtes nachzugeben, und ihn mit Eurer Unterschrift wegzuschicken, würde mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass Euer Sohn für Euch verloren geht, denn am Ende des Tages ist es nicht das Jugendamt, nicht der Richter, der ihm die Freiheit und seine Heimat genommen hat - es wären seine eigenen Eltern, denn auf diesen Schluss läuft diese Vorgehensweise hinaus. Sollte das Jugendamt wirklich glauben, dass es absolut keinen anderen Weg gibt, dann soll es zum Richter gehen, sich einen Beschluss holen, in dem steht, dass er eine Gefahr für sich und / oder andere darstellt, und deshalb in ein geschlossenes Heim muss. Natürlich versetzt die Drohung mit dem Gericht jeden rechtschaffenden Bürger in Panik, aber das sollte sie nicht: Ihr als Eltern wäret allerdings gegenüber Eurem Sohn fein raus - Ihr wäret nicht diejenigen gewesen, die ihn aufgegeben haben. Ihr habt eine Tür zu ihm aufgemacht, als Ihr ihn wieder abgeholt habt - und jetzt ist es wichtig, einen Weg durch diese Tür hindurch zu finden, und nicht, diese Tür mit aller Macht wieder zu zu schlagen, und das selbst dann nicht, falls Ihr im Laufe der Reise feststellen solltet, dass Ihr nicht mehr weiter kommt, und der Junge doch besser in eine geschlossene Einrichtung sollte. Die Einweisung sollten besser die machen, die keine persönliche Verbindung zu Eurem Sohn haben, denn Ihr werdet in seinem Leben gebraucht.

Ihn wieder ab zu holen, hat allerdings auch noch ein weiteres Ergebnis gebracht: Dieser Junge, von dem Du mal geschrieben hast, dass er sich als kleinen Anarchisten betrachtet, hat keine unendliche Freiheit, all' die Dinge ohne Rücksicht zu tun, die er gerne tun würde, denn er hat die innere Freiheit nicht dafür. Um völlig frei zu sein, muss einem wirklich alles egal sein, und auch die eigenen Eltern, das eigene Zuhause. Das ist er nicht: Er wollte zurück zu Euch; er kann nicht ohne Euch sein, auch wenn er natürlich gerne frei sein will, und es ihn mächtig sauer macht, dass er Rücksicht nehmen muss. Auch das ist ein Ergebnis, mit dem Ihr arbeiten könnt: Es ist ein Weg weg von seinen Aggressionen, den man nutzen muss.

Ihr habt also schon zwei Ergebnisse: Vertrauen. Und Einfluss. Ich persönlich würde nun zunächst meine Regeln und Forderungen an meinen Sohn auf den Prüfstand stellen. Aussehen, Musiskgeschmack zum Beispiel sind Dinge, die man nicht reglementieren sollte. Regeln sind vor allem dann notwendig, wenn es um das Zusammenleben geht: Jeder hat das Recht auf das Maximum an Freiheit, das möglich ist, ohne einen anderen Menschen einzuschränken. Man sollte sich nicht davor scheuen, dass die Kinder die Regeln hinter fragen, und man sollte dazu bereit sein, Regeln und Forderungen zu begründen, nicht in dem man sagt: "Bring' den Müll raus, weil ich das so will", sondern indem man erklärt "Ich möchte, dass Du den Müll rausbringst, weil ich müde bin." Zum Beispiel.

Auf der anderen Seite kann es auch hilfreich sein, sein Kind dazu zu ermuntern seine Bedürfnisse zu erklären: Was macht das Kind sauer? Was braucht es, um nicht mehr sauer zu sein? Das kann einem nur das Kind sagen, und nur danach kann man entscheiden, ob das Benötigte für die anderen Beteiligten leistbar ist, oder ob es sie soweit einschränkt, dass es unakzeptabel ist.

Das allein wird die Aggressionen natürlich nicht beseitigen, aber es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Um die Aggressionen an der Wurzel zu packen, ist indes sehr viel mehr notwendig: Zunächst einmal muss man heraus finden, woher sie kommen, und da gibt es eine Vielzahl von möglichen Gründen. Es kann ein Mangel an sozialen und / oder kommunikativen Fähigkeiten sein, es kann die Nebenwirkung eines Medikamentes sein.

Gerade deshalb ist es extrem wichtig, das Verhalten nicht per se zum Teil einer Krankheit zu erklären, sondern vorurteilsfrei alles zu prüfen, was in Frage kommt. Denn die Verlockung, einfach ein weiteres Medikament, also beispielsweise ein Antidepressivum zu geben, ist sehr groß, und damit auch die Gefahr, die Ursachen des Verhaltens nicht anzugehen.

Viele Grüße,


Ariel
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich habe mir noch mal alles durchgelesen und noch mal nachgedacht, und dabei sind bei mir noch einige Fragen aufgetaucht:

- Was wurde denn in der Vergangenheit schon alles versucht; was wurde von Seiten des Jugendamtes angeboten?

- Du hast in Deinem anderen Thread geschrieben, dass das Verhältnis zwischen Deinem Sohn und Deinem Mann nicht gut ist. Woran liegt das Deiner Ansicht nach? Wie steht Dein Mann zu dieser ganzen Sache?

Viele Grüße,

Ariel
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo Ariel!

Erstmal vielen Dank für deinen Beitrag! Was du schreibst sind Dinge die mir wirklich weiterhelfen. A weil ich sie verstehe und B weil es mir scheint als würde man mich verstehen. DANKE!!!
Seit das JA in unserem Boot sitzt gab es nurFamilienhilfe und danach die Umschulung auf eine Erzeihungsschule mit Tagesgruppe. Zu guter letzt nochmal zusätzlich zur Schule Familienhilfe(zweimal die Woche für je ca eine Stunde) und den neuerlichen Besuch einer Kinderpsychologin. Bei dieser waren wir ca. vier Mal wobei sie Zweimal erstmal diverse tests gemacht hatte um mehr über ihn rauszufinden. Dann kam das HP Gespräch in dem man dann beschlossen hat das er weg muss. Hatte aber zum Glück den nächsten Termin bei der Psychologin noch nicht abgesagt, sonst wären wir da jetzt auch raus.
Den Familienhelfer mochte er nicht.

Was meinen Mann und ihn angeht, hat sich das über Jahre aufgebaut. Ich denke inzwischen das Hauptproblem ist das wir uns nicht einig sind. Darum auch mein Wunsch nach Familientherapie. Mein Mann ist streng und konsequent allerdings halt auch oft in Dingen die ich nicht als wichtig erachte. Und er ist oft ungerecht in seiner Verteilung gegenüber der Kinder. Und Vermutlich haben beide Angst mich zu verlieren. (Hört sich blöd an aber ich denke es könnte was dran sein)
Manchmal ist es als wäre auch mein Mann noch ein Kind.

LG Tanja
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich möchte mal kurz nachfragen, ob Ihr mittlerweile Eurer Gespräch beim Jugendamt gehabt habt?

Viele Grüße,


ariel
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Nein noch nicht der termin ist am Montag morgen und so wie es aussieht wird es ein heisses Gespräch werden.
Habe gestern den Hilfeplan vom JA bekommen und der gefällt mir gar nicht.

Das erste ist das unser letztes gespräch mit keinem Wort erwähnt wird.
Das nächste sind die Vorschläge zur Hilfegwährung:
3-monatiges Lernprogramm Die Brücke (stationär)
Hilfe zur Erziehung in Form von Heimunterbringung und
Stationäre Behandlung in der Eltern-Kind-Station der St.Lukasklinik am Bodensee

Dabei hatte ich mich strikt gegen einen stationären Aufenthalt ausgesprochen, wegen dem Übernachtungstrauma.
Für die Kur fehlt uns vermutlich die Zeit, denn ich bin ja schwanger und nicht ewig in der Lage zu verreisen. Und die Wartezeiten sind lange.

Das nächste ist:
"In für ihn unangenehmen Situationen reagiert P. mit psychosomatischen Symptomen (Migräne, hyperventilieren,Krampfhaltung, erbrechen)
HÄÄÄH wie jetzt? Eigentlich reagiert er nur so wenn er dazu gezwungen werden soll irgendwo zu schlafen! Kein Wort davon!

Dann schreiben sie es doch tatsächlich so als wäre der Familienhelfer ständig da gewesen und hätte weiß Gott was gemacht.
Fakt ist er war zweimal die Woche da und das zusammen höchstens zwei bis zweieinhalb Stunden.
Und: Es sollte dadurch sichergestellt werden das er zur Schule geht aber das sei eben nicht passiert.
Er war jeden morgen in die Schule gegangen, was dort dann passierte ist ja wohl nicht mein Problem sozusagen. Ich habe immerhin dafür gesorgt das er ging.

Im Rahmen des HPG wurde deutlich das die Eheleute aufgrund innerfamilieärer Spannungen und der Verhaltensproblematik von P aktuell nicht in der Lage sind eine dem Wohl des Jugendlichen entsprechende Erziehung zu gewährleisten.
Bla bla bla
Können die mir ihn nun wegnehmen? Egal was ich mache?

Habe nun über die Caritas eine Familientherapeutische Hilfe organisiert und wir haben einen Vorgesprächstermin in der Tagesklinik. Ich habe die Unterstützung unserer Kinderärztin und der Psychologin. Alles was ich nun versuche geht nun mal auch nicht von heute auf morgen. Ich weiß nicht was die erwarten.
Werde wohl ganz schön kämpfen müssen am Montag.
Schickt mir Kraft!!!!

LG Tanja
 
S

summery

Guest
hyperaktivitaet ist nix schlimmes. mein kleiner hats auch, und besser so als den ganzen tag gelangweilt rumsitzen oder!??
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo an Alle!!!

ICH HABE ES GESCHAFFT!!!! :banane:

Das JA hat vorerst seine Hilfen stillgelegt und wir warten nun ab was in der Tagesklinik so rauskommt.
Unsere Bearbeiterin war zwar nicht dafür aber das war mir schon vorher klar. Dafür war der rest so gut wie auf meiner seite.
Meinte doch die Bearbeiterin das er das Schlafproblem als Druckmittel nutzt und gar keines bestehe. Da musste ich sie doch glatt mal fragen ob sie glaubt das ein dreijähriger Junge schon so weit denken kann??? Denn das Problem gibt es ja nicht erst seit gestern. Mal davon abgesehn das sie wohl der Meinung wäre sie wüsste mehr als eine ausgebildete Kinderpsychologin. :shake

Aber alles in allem ist es gut gelaufen. Ich denke es war jeder überrascht das ich endlich mal Stellung bezogen habe und das ich mich selbst um Hilfe bemüht habe.

Was die Schule angeht bleibt die Beurlaubung bis auf weiteres bestehen. Er darf sich aber jeden Montag an der Schule Aufgaben abholen für den rest der Woche. Da werde ich auch durchsetzen das er das tut. Und wenn er dann in die Tagesklinik kommt hat er da ja dann auch Unterricht. Und danach sehen wir weiter.

Mir ist echt ein Stein vom Herzen gefallen. Und ich bin auch ein klein wenig stolz auf mich das ich das geschafft habe!
Jetzt schaffen wir auch den rest!!! :hihihi

LG Tanja
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo Ariel!

Im Moment läuft es ganz gut, aber das ist ja auch kein Wunder. Da er nicht zur Schule darf kann er ja mehr oder weniger machen was er will. Er hat keinen großen Druck und da ist er ganz gut zu haben. Von der Schule die ihm ja wenigstens Aufgaben für zu Hause geben wollte habe ich noch nichts gehört. Obwohl ich schon nachgefragt habe.
Aber am 27. haben wir ja den Termin in der Klinik und ich hoffe das das dann recht schnell geht.
Die Dame von der Caritas die ich als familiäre Untertützung dazu geholt habe hatte immerhin gleich einen guten Draht zu ihm. Da bin ich froh. Er war echt gesprächsbereit und auch einsichtig.
Ich hoffe nun das wir das bald wieder im Griff haben und er dann wieder zur Schule darf.

LG Tanja
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Etwas Rechtschreibung und Rechnen kann nicht schaden. Da gibt's für die Klassenstufen vorbereitete Hausaufgaben-Arbeitshefte.

Zu meiner Zeit, 1967, war das Ziel der 1. Klasse: Plus-Minus bis 10 und das ABC rauf-runter.
Heute fällst du aus allen Wolken, was die alles mit dem Kindern machen.
Meine Kleine hat gerade das erste 1/2 Schuljahr vorbei - und macht Silbentrennung, Reimwörter, ganze Sätze schreiben und lesen, Rechnen bis 20. Zählen tut sie jetzt schon bis 1000.

:druecker
 

Lara1231

Lara
Wäre eine Freie Schule....oder Waldorf oder Montessori SChule nicht was für ihn...wo er selber das Tempo und ohne druck sicherheit finden könnte...und ja wieder zu sich finden könnte....
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Tanja,

schade das er von der Schule keine Hausarbeiten bekommt. Aber vielleicht ist es auch ganz gut wenn er erstmal zu allem etwas Abstand bekommt. Evtl. könnt ihr ihn ja um eine Klassen zurückstufen.
Ich drück euch auf alle Fälle die Daumen das bei eurem nächsten Gespräch was Gutes zustande kommt.

Ich persönlich bin der Meinung das z.B. eine Waldorfschule für einen ADS´ler nicht so geeignet ist.
Gerade diese Kinder brauchen strenge Vorgaben um klar zu kommen. Das würde auch erklären warum die Zahl der auffällig gewordenen Kinder in den letzten Jahren zugenommen hat. In den Schulen fehlen die klaren Strukturen.
Einem ADS/H´ler fällt es nun mal leichter sich bei einem Frontalunterricht an einem 2er Tisch zu konzentrieren als an einem Gruppentisch bei der Teamarbeit.
Die genannten Schularten sind bestimmt nicht besser od. schlechter als die "normale" Schule aber man sollte schon auch vom Lebensstil her dahinter stehen.

LG :bye: Cordu
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Hallo!

Ich denke es wird sowiso drauf raus laufen das er die 8.Klasse nochmal macht. Er findet das aber auch nicht schlimm und ich denke ein Jahr mehr Zeit schadet ihm auch nicht.
Von Seitens des Schulamtes gibt es anscheinend keine andere Möglichkeit momentan ausser ich finde vielleicht nach der Therapie eine Schule die bereit ist ihn probeweise zu nehmen. Ansonsten wird er wohl wieder auf die E-Schule gehen müssen. Und wie die Möglichkeiten da sind das er nicht in die Wohngruppe muss sondern es nochmal mit Tagesgruppe probieren kann das liegt rein an der Schule. Was die wollen.

Ich denke auch das ihm der Abstand momentan ganz gut tut, allerdings wird ihm so langsam schon langweilig. Er ist ja nun seit Ostern zu Hause. Darum hoffe ich das es mit der Therapie in der Tagesklinik nicht allzu lange dauert bis er einen Platz kriegt. Dann wäre er wieder etwas beschäftigt. Aber wir sind guten Mutes das wir das hinkriegen werden.
Am 27.5. haben wir den Vorgesprächstermin.

LG Tanja
 

Tanja 1

Aktives Mitglied
Habe heute den Anruf der Klinik bekommen.
Am 26.7. gehts endlich los!!!!
Bin echt froh und hoffe inständig das es klappt!

LG Tanja
 
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