Der etwas ernstere 1. April

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papalagi

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Quelle:

http://www.fasena.de/hamburg/01041933a.htm

1. April 1933 - der Boykott gegen Geschäfte jüdischer Eigentümer


Vorgeschichte
Am 1. April 1933 fand auf den Straßen des Deutschen Reichs der sogenannte »Abwehrboykott« statt ein von den Nazis geplanter und durchgeführter Boykott gegen Geschäfte jüdischer Eigentümer, Rechtsanwalts und Arztpraxen usw. Auch in Hamburg und im damals selbständigen Harburg-Wilhelmsburg.

Für die jüdischen Mitglieder politischer Organisationen und Verbände, die unter den Nazis verboten wurden, veränderte sich die Situation besonders schnell und drastisch, wie Heinz Schleich, der der SPD und dem Reichsbanner angehörte, gleich 1933 erfahren musste, als er von der SS nachts aus der elterlichen Wohnung geholt wurde. Er beschreibt, wie die SS ihn

»gewaltsam entführte und mich, umringt von SS-Leuten, in einem offenen Wagen vor das Denkmal des in Harburg von der Einwohnerwehr nach dem ersten Weltkrieg getöteten Freikorpsführers, Hauptmann Berthold, brachte [der den Kapp-Putsch in Harburg anführte], das die Nazis vor der Heimfelder Mittelschule errichtet hatten. Ich war damals Mitglied der Schutzformation des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und daher den Nazis sehr gut bekannt. Angeblich sollte dieses ‚Denkmal‘ in Abwesenheit der Harburger SS […] beschmiert worden sein, womit ich allerdings absolut nichts zu tun hatte! Vor der genannten Schule waren bereits einige Dutzend Sozialdemokraten, Reichsbannerkameraden und Kommunisten in ähnlicher Weise wie ich zusammengetrieben worden. Die zahlreichen anwesenden SS-Leute ließen uns hier unter ständigen Fußtritten und Faustschlägen im Dreck robben, viele von uns wurden schwer misshandelt.«

Heinz Schleich zog es vor, Harburg nach diesem Erlebnis zu verlassen.

Johanna Meier, seit 1889 in Harburg ansässig, erinnerte sich:

»Das Leid und Unglück der Juden begann langsam, aber systematisch, mit Hitlers Machterhebung. Man sang: ‚Schlagt ihn tot, den Juden, Stellt den Juden an die Wand. Wenn's Judenblut vom Messer spritzt, dann geht es noch mal so gut.‘ etc., das waren die Marschlieder […]. Jordanplantscher, asiatische Horden, Köterrasse war unsere Bezeichnung. […] Jüdische Schaufenster wurden am Morgen mit roter Farbe beschmiert: Jude! Und als Kaufmann Markus mal einen Zettel gleichen Inhalts entfernte, wurde er verhaftet, und man sagte ihm, er habe dazu kein Recht. Das Verbrennen jüdischer Bücher wird noch in aller Erinnerung sein. Wir saßen in unserem kleinen Schrebergarten, als Lastwagen die Stadt durchfuhren, ‚geziert‘ mit Inschriften und Fratzen, besetzt mit Männern, die im Chor brüllten: ‚Deutschland erwache! Juda verrecke!‘ […] Das allererste, was mich bei Beginn dieser Hetze am meisten und nachhaltigsten erschütterte, war wohl, dass unser altehrwürdiger, langjähriger Vorsteher [der jüdischen Gemeinde], Herr Daltrop, der jeden Morgen früh den Friedhof inspizierte, den Sarg der kurz vorher verstorbenen alten Frau Bartfeld ausgegraben und aufgestellt vorfand.«


den ganzen Text: http://www.fasena.de/hamburg/01041933a.htm

nur mal so. zur Erinnerung
 
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