Die verhinderten Retter vom Jugendamt

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Die verhinderten Retter vom Jugendamt

Die Not in den Familien nimmt zu, staatliche Hilfen werden gekürzt. Wie viel Rationalisierung ist erlaubt, wenn es um das Leben gefährdeter und vernachlässigter Kinder geht? Ein Frontbericht aus Berlin-Wedding, wo »Case-Manager« den Sozialarbeiter ersetzen sollen

Es ist schon still auf den Fluren des Jugendamtes im Berliner Bezirk Wedding, als plötzlich das Krisentelefon klingelt. Klaus Wörsdörfer, der an diesem Tag der Mann für Notfälle ist, hat seit zehn Minuten Feierabend. Morgen ist Gründonnerstag, er zögert kurz, dann hebt er ab. In der Togostraße, meldet die Polizei, habe man in einer Wohnung ein schreiendes Baby gefunden, neben der Leiche seiner Mutter. Wörsdörfer nickt. »Wahrscheinlich eine Überdosis«, notiert er. »Säugling okay. Aufgebrachter Mann behauptet, Vater zu sein.«

Wörsdörfer könnte den Fall dem Kindernotdienst überlassen, aber er hat ein ungutes Gefühl. Seit 30 Jahren ist er als Sozialarbeiter beim Jugendamt in Mitte zuständig für Kinderschutz. Er hat drei Herzinfarkte hinter sich, aber er ist ein Mensch geblieben, der den Dingen nachgeht. Er greift sich seine Trekkingweste und das Diensthandy, dann wirft er noch schnell einen Blick in die Akte der Toten: Melanie Pohlmann, 35, heroinsüchtig und Klientin des Jugendamtes seit vielen Jahren.

weiter geht es hier: http://www.zeit.de/2008/22/Jugendamt

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Ich mag ja immer mal auf mögliche Hintergründe hinweisen ;-)

Wenn ich das hier lese, dazu den wachsende Armut und die Chancenungleichheit packe, dann mag ich eigentlich kaum noch weiter denken....

LG,
Tina
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
Das ist ja oberschrecklich - der Bericht deprimiert mich sehr - wie traurig ist das alles für die Kinder... :shake
 

Tekla

Aktives Mitglied
Ich habe immer mehr das Gefühl, dass es bergab geht. Echt schade! Ist doch so schön hier.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Oh gott das ist ja von unserer ersten Wohnung nur ein katzensprung entfernt passiert. :wow

Ja die Jugendämter haben es nicht leicht. Ich weis von einigen die da arbeiten, das sie nach einigen jahren einfach ausgebrannt sind weil sie der menschlichkeit wegen mehr machen als sie bezahlt bekommen und dann doch oft als Buhmann dastehen.

ich kann mich noch an einen Satz meines Vaters erinnern, da ja meine Schwester udn auch ich unehelich geboren wurden kam das JA auch damals schon kontrolieren ob alles O.K. ist. Mein vater meinte er hat die Frau vom JA als ich geboren wurde gar ncht erst reingelassen. Kann ich nicht nachvollziehen. Als eine Frau zu uns kam nachdem Alex geboren war empfand ich ihre Hilfe und ihre Hinweise sehr hilfreich.
Wir unterhielten uns auch kurz um ihren Job weil wir ja beruflich ähnliche interessen vertreten und erzählte mir, das leider nicht alle so verständlich auf ihren besuch reagieren wier ich es getan habe.
Sie tat mir dann wirklich leid den sie will ja auch nur das beste für das Kind.
 

Irenchen

Aktives Mitglied
Es sind doch nicht nur die Sparmaßnahmen, sondern vorallem die Gesetze, welche die Jugendamtsmitarbeiter so machtlos machen. Sie nehmen ein Kind in Obhut und dann sind sie der Willkür eines Richters aufgeliefert. So hart da auch klingt, denn man Gesetze so oder so auslegen. Die Amtsgerichte sind ja trotzdem oft noch menschlich, aber selbst da wird hinter verhaltener Hand gemunkelt, wenn man den falschen Buchstaben in seinem Nachnahmen hat, dann hat man eben Pech gehabt ...

Wenn es dann vor dem Oberlandesgericht landet, dann haben die Kinder eigentlich schon ganz verloren, denn in der Regel halten sie sich an die Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes und der ist sehr pro leibliche Eltern orientiert. Soviel zum Thema Kindeswohl ...

Es würde doch schon reichen, wenn man nur geringe Geldmittel zur Verfügung hat und darüber urteilen muss, welchem Kind geht es am schlechtesten, bei welchem kann ich es noch verantworten, dass es in seiner Familie bleiben kann, aber sich dann nicht mal sicher sein zu können, man bekommt den Segen der Justizia und damit wertvolle Zeit zu vergeuden, ist einfach nur ein furchtbarer Gedanke.

Wo lohnt es sich zu helfen, anstatt sagen zu können, wo kann ich helfen?!

Die meisten Kinder werden bereits im Bauch oder als Säuglinge geschädigt, in dem sie kein sicheres Bindungsverhalten aufbauen kónnten, aber das ist gerade der Garant für eine gesunde Entwicklung. Davon abgesehen wie viele Kinder bereits im Bauch durch Alkohol oder andere Drógen geschädigt werden.

Unser Staat spart am falschen Ende, jedem einigermaßen klar denkendem Menschen ist das klar ... mir wird manchmal Angst und Bange wo das hinführen wird.

Lieber Gruß, Irenchen
 
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