Dringend: Entscheidung über Schule für Lernhilfe

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

ich hatte ja schon desöfteren hier geschrieben, dass wir große Probleme mit unserer jüngsten Tochter (11) haben. Sie hat eine Bindungsstörung und wir haben lange versucht mit ambulanter Therpie etwas zu verbessern. Nichts half und letztes Jahr wurde es immer schlimmer: Sie ist bei kleinester Kritik aus der Klasse weggelaufen, die Lehrerin kam absolut nicht mehr klar, dann Diebstähle ohne Ende (Geld, Nintendo; Handys). Nun ist sie in einer Tagesklinik seit mehreren Monaten. Ergebnis: Medikamente (Strattera, Medikinet etc. wegen zus. ADHS) helfen nicht, Es wird ein langer Prozess und Jahre dauern, bis sich alles normalisiert. Nun haben wir auch übers JA Familienhilfe und die Eingliederung in eine Tagesgruppe bekommen, weil wir es auch zu Hause nicht mehr schafften, ohne tägliche Kämpfe ihr den Stoff + Hausaufgaben zu vermitteln (in der Schule hatte sie am Ende 2. Klasse nur 1er und 2er, in der 3. Klasse ist sie 2 Noten tiefer gerutscht nach Lehrerwechsel). Daher auch die Tagesklinik, weil die beiden anderen, älteren Kinder untergingen. Soweit geht es uns auch sehr gut, die Fortschritte sind aber gering und nach einigen Tests sagte man uns auch, dass die Kleine eine durchschnnittliche Intelligenz besitzt. Nun wurden verschiedene Möglichkeiten für die Rückschulung vorgeschlagen: In die Regelschule ohne Integration ist unmöglich, außerdem fehlt ihr der Stoff, da die Klinikschule nicht den vollen Unterricht leistet. Zurückstufen mit 11 in die 3. Klasse ist nicht für gut befunden worden, da sie dann deutlich älter ist als ihre Mitschüler. Integration ist zu spät und würde wohl auch niemand bezahlen wollen. Schule für Erziehungshilfe ist voll und man muss ein schulisches Überprüfungsverfahren machen. Schule für Lernhilfe sei ja ideal, hieß es dann, denn dort könnte sie gleich nach Entlassung nach Probeunterricht wechseln. Wenn sie dann klar käme, wäre ja eine Rückschulung möglich.

Mir gefällt das nicht so ganz und ich fühle mich unwohl dabei. Heute soll ich entscheiden, aber ich habe Bedenken, ein normal intelligentes Kind auf eine Schule mit lernbehinderten Kindern zu schicken. Dort gibt es kein Englisch und ich glaube so wird sie niemanls nicht einmal einen Qualif. Hauptschulabschluss bekommen (Dazu braucht man ja Englisch).

Oder hat jemand Erfahrungen mit einer solchen Schule und Rückschulung etc. mit einem normal intelligenten Kind?

LG
Micha
 

freddilysie

Urlaubsreif
Gibt es bei Euch keine Schulen mit Integration?

Bei uns in der Grundschule gab es so viele verschiedene "I-Kinder" und einen der sogar so ähnliche Probleme hat wie deine Tochter.

In was für eine Schule soll sie denn nun, ist oben ein bischen verwirrend geschrieben.
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Meine Tochter braucht eine Vollzeitintegration, denn sonst schafft sie es nicht und die wird über das Jugendamt beantragt und von demselben Träger geleistet, der sie auch jetzt in die Tagesgruppe nimmt.
Sie kann keine 5 Minuten still sitzen und in der Klasse ist schon 10 Stunden die Woche eine Erzeihungshelferin und eine Sonderschullehrerin wegen anderer schwieriger Kinder. Es hilt aber nichts. Vor allem sind ja trotz Integration mind. 20 Kinder in der Klasse.

Festgestellt haben wir in der Therapie, dass meine Tochter einen extrem engen Rahmen braucht mit klaren Regeln. Nur dann funktioniert es mit ihr. Sie nutzt den kleinsten Freiraum sofort im negativen Sinn aus. Dabei ist es auch so, dass sie selber den Rahmen auch WILL. Das hat sie geäußert und sie fühlt sich wohl dabei.

Vor allem hatte sie am Schluß alles geklaut was nur irgend möglich war. Geld der lehrerin, Sachen der Mitschüler. Sie würde dort keinen Fuß mehr in die Tür kriegen.

Der "Knachkpunkt" ist aber: Sie soll jetzt auf eine Schule für Lernhilfe also Sonderschule.

Mein Sohn ist schon in einer Sonderschule, eine Sprachheilschule. Damit habe ich kein Problem, da dort der Lehrplan der Regelschule gilt und er sich wohl füht. Bei einer Schule für Erziehungshilfe wäre das auch so, aber die sind alle voll und nehmen keine Schüler auf.

Auf der Schule für Lernhilfe gilt aber nur ein eingeschränkter "Lehrplan" und je länger ein Kind dort ist um so unwahrscheinlicher ist die Rückschulung. Da soll sie aber hin und das gefällt mir nicht und ich suche nach Alternativen. Inegration ist keine, dass hat sich herausgestellt, da die Klasse trotzdem viele Kinder hat, es sowieso niemand seitens Schule, Therapeuten und JA will und es fast 1 Jahr dauern würde, bis der Antrag durch wäre. D.h. sie müsste wieder zurück und "normal" weiterlaufen und das würde alle bisherigen Erfolge wieder zunichte machen.
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
richtig, Du hast es erkannt!

Das ist ja das, was mich so hilflos macht. Das in diesem Land die Kinder, die nicht in die Norm passen, abgeschoben werden.

So bliebe noch ein Internat, Kosten liegen bei gut 1500 EUR p. Monat. Dort wäre die Förderung Bestens. Das kann sich nicht jeder leisten. Ich kann es nicht.

Deswegen komme ich zum Ursprung meiner Frage: Wer hat Erfahrungen mit der Lernhilfeschule bezüglich Rückschulung? Ich habe die Hoffnung, dass in ca. 2 Jahren vielleicht wenigstens eine Rückschulung möglich ist, wenn dann die "Defizite" nicht mehr so stark vorhanden sind.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich möchte Dir sehr gerne etwas schreiben, aber ich müsste vorher wissen, in welchem Bundesland Ihr lebt?

Viele Grüße,

Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

ich lebe in Hessen, nenne Dir gerne auch per PN den Namen der Schule.

Mittlerweile habe ich mir von der Schule mal die Doku der Schulinspektion angesehen, die sieht zumindest nicht schlecht aus. Ein Kollege ist mit einem der Lehrer dort befreundet und kennt auch ein Kind und meint, die Schule sei für die Kinder, die dort hingehören optimal.

manchmal zweifle ich schon selber...Schuldgefühle wegen der Trennung (Sie war die Kleinste, die große Tochter hat schulisch keine Probleme und einen guten Realschulabschluß, wahrscheinlich weil sie es bewußt verarbeiten konnte).
Sicher auch das eigene Ego, das beste für das Kind zu wollen und dazu gehört nach dem ersten Gedanke eine Sonderschule nicht.

Wir haben diese Woche einen Termin und unverbdindlich umzusehen, mal sehen wie die Kleine darauf reagiert...
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

Du hast es richtig erkannt: Als Eltern behagt einem der Gedanke nicht, dass das eigene Kind auf die "Sonderschule" muss. Es kommen Erinnerungen an die eigene Kinderheit auf, und daran, wie man damals selbst Vorurteile gegen solche Kinder hatte, und man schaut in die Zukunft, und auf die wirtschaftliche Lage, und hat Angst, dass aus dem Kind, das man liebt, mal "nichts wird". Das ist eine völlig legitime Gefühlslage.

Aber man muss auch der Realität ins Auge blicken: Die Zeiten haben sich geändert, und mit ihnen die "Sonderschulen"; es gibt heute pädagogische Möglichkeiten, von denen die Kinder, mit denen wir damals nicht spielen durften, nur geträumt haben, falls sie davon geträumt haben. Und: Man darf nicht aus dem Auge verlieren, dass normale Intelligenz nichts darüber aussagt, was das eigene Kind momentan zu leisten in der Lage ist.

Ich habe mir noch mal alles durchgelesen, was Du bisher hier im Forum berichtet hast, und ich denke nicht, dass Deine Tochter momentan mit einem normalen Lehrplan, wie er in einer hessischen Regelschule unterrichtet wird, zurecht käme. Sie schleppt eine Menge an Gepäck mit sich rum, und wenn man sie mit einer Schule, auch mit einer Förderschule, konfrontiert, in der das normale Pensum unterrichtet wird, lädt man ihr nur weiteres Gepäck auf - und riskiert damit, dass die kleinen Fortschritte, die Ihr jetzt macht, mit den Jahren zu Rückschritten werden, die sich zu einem dauerhaften Rückstand auswachsen, der ihr Leben bis weit ins Erwachsenenalter beeinträchtigen wird.

Ich habe mich auch mit den hessischen Schulen für Lernhilfe im Allgemeinen, und mit der Schule, die Du mir genannt hast, im Besonderen auseinander gesetzt, und ich bin der Ansicht, dass diese Schule genau das Richtige für Deine Tochter ist.

Dort hat man das geeignete Personal, um Deine Tochter schulisch weiter zu bringen, und man hat das Personal, um an ihren Problemen zu arbeiten. Lehrpläne und Struktur scheinen exzellent aufgebaut zu sein, und gerade darauf abzuzielen, den Schülerinnen und Schülern den Übergang auf die Regelschule, oder zumindest das Ablegen von Haupt- oder Realschulabschluss zu ermöglichen, falls ein Übergang wegen der emotionalen Probleme der Schüler nicht möglich ist.

Es ist auch nicht so, dass die dortigen Schüler grundsätzlich eine unterdurchschnittliche Intelligenz aufweisen - Lernprobleme, und Störungen von, beispielsweise, Sozialverhalten hängen eben nicht vom Intelligenzquotienten ab.

Ob Deine Tochter am Ende den Hauptschulabschluss schaffen wird, hängt auch überhaupt nicht von der Schule ab, sondern davon, wie effektiv an ihren Problemen gearbeitet wird. Und das kann eine solche Schule, in Kombination mit den Eltern und professioneller therapeutischer Hilfe besser, als ein Internat, in dem deine Tochter Deiner Teilhabe an ihrem Leben weitgehend entzogen ist, oder gar eine Regelschule (die ja ohnehin nicht mehr zur Debatte steht).

Englisch steht an dieser Schule übrigens als ergänzendes Angebot zur Verfügung.

Viele Grüße,

Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo Ariel,

das ist eine klare und deutliche Antwort und ich möchte Dir Danken, dass Du Dir soviel Zeit genommen hast, auch meine bisherigen Informationen zu sichten.

Meine Gefühlslage ist genauso, wie Du es ausdrückst. Auf der einen Seite fühle ich sehr große Bedenken und auf der anderen Seite fühle ich, dass es ihr dort besser gehen würde. Die letzten beiden Nächste habe ich auch kein Auge zugemacht, weil mich das beschäftigt und belastet, unbedingt eine RICHTIGE Entscheidung für meine Tochter zu treffen.

Mit meiner Tochter habe ich schon geredet, sie ist einverstanden, die Schule kennen zu lernen und es wird ohnehin einen Probeunterricht geben. Natürlich würde sie lieber in die Ausgangsschule zurück, aber sie hat mit keinem dort Kontakte. Keines der Kinder war mal bei uns zu Hause und hat nach ihr gefragt. Das sagt auch viel darüber aus, wie es dort wäre, würde sie wieder hingehen.

Ich denke, Dein Beitrag wird mir dabei helfen und ich werde zu gegebener Zeit berichten, wie es weitergeht.

LG
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

dennoch mache ich mir parallel Gedanken, ob nicht auch die Umstände, unter der meine Tochter bisher beschult wurde, nicht optimal sind. Außerdem habe ich neue Erkenntnisse.

Ich glaube, dazu hatte ich noch nichts geschrieben:
Sie ging vor der Aufnahme in die Tagesklinik in eine Klasse mit 25 Kindern. 8 !!! davon sind extrem schwer erziehbar. Hintergrund ist, dass man sich wohl 1 Klasse von insgesamt 4 Klassen ausgesucht hat, um die schwierigen Fälle zu "deponieren". Meine Tochter war wegen Umzug Quereinsteiger und kam in diese Klasse. Das war in der 2. Klasse. Die Lehrerin war trotz der schwierigen Kinder absolut professionell. Meine Tochter hatte ein Jahreszeugnis mit einem Schnitt von 2,0. Auffällig war sie da natürlich schon.

In den Sommerferien des vergangenen Jahres ging diese Lehrerin weg und es kam eine junge Lehrerin, die erst kurz in einer Klasse Fachlehrerin war. Sie war mit der Klasse total überfordert, viele Kinder akzeptierten sie nicht, litten regelrecht am Weggang der alten Lehrerin. Die Eltern akzeptierten sie auch nicht. Wir aber schon und das haben wir auch gesagt. Meine Tochter sackte dann in der 3. Klasse auf einen Schnitt von 3,0 ab. Hätten wir nicht zu Hause einiges nachgeholt, wäre es wohl noch schlechter gewesen. Die neue Lehrerin ist zwar sehr kooperativ, aber nachdem immer noch 7 Kinder auf einer Ausschlussliste für die Klassenfahrt stehen, sofern sich das Verhalten nicht ändert, bleibt die Klasse eine Problemklasse. Es gibt dort Schüler, die schon mehrfach abgeholt werden mussten, meine Tochter jedoch noch nicht. Auch sind ihre Leistungen bisher nicht die schlechtesten in der Klasse, es gibt immer mind. 5-10 Schüler, die im Schnitt schlechtere Noten schreiben.

So hat nun die Lehrerin bis vor wenigen FEST daran geglaubt und sich darauf eingestellt, dass meine Tochter in ihre Klasse zurückkommt. Sie hat sogar schon Bücher mitgegeben etc und uns regelmässig die Themen per Mail zukommen lassen, damit wir auf dem Laufenden sind.

Wir wußten, dass seitens der schul. Erziehungshilfe ein sonderpäd. Prüfverfahren eingeleitet werden sollte. Dieses wurde vergessen. Daher fiel die eigentliche Variante "Schule für Erziehungshilfe " weg. Ein Rückgang in die alte Klasse auch.

Beim kürzlich stattfindenen runden Tisch in der Klinik, wo Therapeuten, Erzieher, Lehrerin, Erziehungshilfe und die Leiterin der Einrichtung für die Tagesgruppe teilnahmen, waren erst alle ratlos: Erziehungshilfeschule ist voll, Integration in der Regelschule zu teuer und würde noch dauern, bis es genehmigt würde, da das Prüfverfahren nur jährlich möglich sei und erst wieder für die nächste Klassenstufe möglich wäre.

Dann waren alle ratlos.

Auf einmal machte die Therapeutin den Vorschlag, ihr sei auf der Hinfahrt eine Alternative eingefallen, die sie noch nicht hatte mit mir besprechen können: Schule für Lernhilfe. Auf einmal sind alle darauf angesprungen, die Lehrerin, die Erziehungshilfe etc. Die Erziehungshilfe meinte, dann sei sie nicht mehr zuständig, aber sie könnten alles dazu anbahnen. Die Tagesgruppenleiterin meinte, dass sie meine Tochter eher nicht aufnehmen würden, wenn sie in der Regelschule verbleibt und ich zustimmen soll u.s.w.

Nun hatte ich dann vor 2 Tagen beim Kultusministerium angefragt, ob es denn wirklich keine Alternativen gibt und mich beschwert, dass dieses sonderp. Prüfverfahren nur einmal im Jahr stattfindet.

So, nun schreibt mir heute das Kultusministerium zurück, sie könnten meine Tochter sofort prüfen, wenn ich das möchte oder einen Kontakt zum Schulamt vermitteln, die Situation zu besprechen. Natürlich habe ich dann die Erziehungshilfe angerufen und die wussten von nichts und dass es so ein Verfahren doch außer der Reihe gibt.

Ich zweifle, wenn ich das alles betrachte, ob meine Entscheidungstendenz mit der Lernhilfe richtig ist. Vielleicht sollte ich einen Schulwechsel ins Auge fassen. Wir haben im Ort noch eine 2. Grundschule, auch im Nachbarort, der nur 1 km entfernt ist, gibt es eine Grundschule, wo die Klassen deutlich unter 20 Kindern haben. Ich habe einfach das Gefühl, dass noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

Außerdem denke ich, dass die sonderpäd. Betreuung in der Tagesgruppe mit einem Schulwechsel in eine andere Schule oder Klasse in Kombination auch etwas leisten könnte, zumal meine Tochter in einer anderen Klasse mit großer Wahrscheinlichkeit mit weniger Problemkindern zusammen ist und sich dadurch eine Lehrerin evtl. in Kombination mit einer ambulanten Kraft der Schule für Lernhilfe (gibt es dort, die werden an Schulen ausgeliehen) besser kümmern kann.

Wie ihr seht, das Thema beschäftigt mich und nach 3 schlaflosen Nächten, wird es nicht besser...
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ganz klar und deutlich gesagt: Ich sehe keinerlei Vorteile, und eine Menge potentieller Gefahren in dieser Idee.

Deine Tochter hat eine Menge Probleme. Eine Schule für Lernhilfe hat festes Personal, das genau dafür ausgebildet ist, sich mit solchen Problemen zu befassen. Der Lehrplan ist auf solche Kinder ausgerichtet. Deiner Tochter stünden die besten Voraussetzungen zur Verfügung, so gut es geht ins Leben zu starten.

In einer Regelschule wird sie mit einem normalen Lehrplan, mit allen Zwängen, die daraus entstehen, konfrontiert, was dann zusätzlich zum Druck der alten Probleme ein neues Problem entstehen lässt: Was wenn sie nicht mitkommt? Was, wenn sie deshalb Rückschritte macht?

Die Lehrer in einer Regelschule sind nicht dafür ausgebildet, mit solchen Kindern zu arbeiten. Warum sollen sie besser für Deine Tochter sein, als speziell ausgebildete Lehrer in einer Schule für Lernhilfe? Ein nicht ausgebildeter Lehrer kann auch in Zusammenarbeit mit ambulanten Kräften und Tagesgruppen nicht besser sein, als ein speziell ausgebildeter Lehrer in Zusammenarbeit mit Sozialpädagogen vor Ort.

Und dann: Bei dem Stoff, den deine Tochter versäumt hat, müsste sie mehrere Klassen hinter ihrem Alter zurück besuchen, und auch das erzeugt ein weiteres Problem - ihre Mitschüler wären soviel jünger als sie. Oder sie müsste eine Menge aufholen - was sie unter noch stärkeren Druck setzen würde.

Die Entscheidung liegt bei Dir, aber ich sage Dir deutlich, dass das ein Weg wäre, den ich persönlich nicht wählen würde.

Viele Grüße,


Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo Ariel,

sie hat ja gar nicht viel versäumt, das ist es ja:
bis zu 2. Klasse stand sie bei 2,0 ohne Probleme
Jahreszeugnis 3. Klasse ist auch noch OK (3er Schnitt), wobei der Leistungsabfall durch Lehrerwechsel, Probleme zu Hause etc. begründet war.
Aber sie ist im Juli 2010 in die 4. Klasse versetzt worden und hat auch den Stoff bis dahin, wenn auch in der Tagesklinikschule, die aber nach dem Lehrplan der Grundschule arbeitet.
Nun ist sie in der 4. Klasse in der Tagesklinikschule und kommt einigermaßen klar, aber eben zwischen 3-4.
D.h. sie hat ein paar Lücken, die sie füllen muss.

Heute habe ich die Überlegungen mit der schulischen Erziehungshilfe geteilt, da ich nichts alleine und gegen Widerstand entscheiden möchte. Ich habe versucht, mit Argumenten zu überzeugen und die Erziehungshilfe ist dem gegenüber offen.

Nun kommen wir zum engen Rahmen. Im Nachbarort gibt es eine kleine Schule mit 60 Schülern und einzügigen Klassen. Die 4. Klasse hat derzeit 14 Schüler!!! Das ist deutlich weniger als einer normalen Regelschule. Die Schule bietet speziellen Förderunterricht in Mathematik und Deutsch an, arbeitet außerdem nach heilpädagogischen Prinzipien. Dort gibt es auch ein "Problemkind", dass ebenfalls vor Kurzem aus einer Therpie zurückkam. Die Lehrerin ist als sehr streng und konsequent bekannt und hat Erfahrung mit ADHS. Sicher nicht ausgebildet für die Probleme meiner Tochter, aber in Zusammenarbeit mit der Tagesgruppe und den dortigen Pädagogen, wird sie die nötigen Hilfen bekommen.

Bisher wurde ja noch gar nichts anderes versucht. Es hat ja in der 2. Klasse zumindest schulisch prima funktioniert und erst nach Lehrerwechsel kamen die Probleme in der Schule und dann auch zu Hause.

Vor allem auch die Aussage der Pädagogin von der EZ-Hilfe: Sie gehört da eigentlich nicht hin, aber wir haben keine andere Ideen. Als ich ihr von der benachbarten Schule erzählte war sie ganz offen dabei, hat nicht gegen argumentiert, sondern mir geraten, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und auch revidiert. Die Schule im Ort fällt nun sowieso weg, da die Direktorin meinte, dass mit 28 Kindern die Klassen schon voll sind.

Die Schule mit 14 Kindern wäre aus meiner Sicht einen Versuch wert. Daher werde ich in den nächsten Tagen diese Alternative, die beim runden Tisch aus Zeitmangel nicht zur Sprache kam, mit der Tagesklinik besprechen.

Ich möchte nichts überstürzen, mir alle Möglichkeiten offen halten, auch die Schule für Lernhilfe. Dazu muss ich sagen, dass ich von einer Bekannten erfahren habe, die dort als Integrationskraft tätig war, dass die Qualität dort sehr, sehr lehrerabhängig ist und es teilweise in den Pausen sehr schlimm und brutal zugeht.

Es wäre mir unverzeihbar, wenn ich eine Chance vergebe, meiner Tochter im normalen Schulsystem einen Platz zu finden.

LG
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

die "kleine" Schule würde meine Tochter prinzipiell aufnehmen, aber nicht in der 4. Klasse, sondern in der 3. Klasse, die noch eine kleinere Klassenstärke hat (12 Kinder). Zusätzlich solle aber ein Überprüfungsverfahren auf sonderpädagogischen Förderbedarf eingeleitet werden, um eine zusätzliche pädagogische Kraft in die Klasse zu bekommen, die die gleiche Ausbildung hat, wie die Lehrer an der Schule für Lernhilfe.

Zuerst fand ich das nicht optimal, da meine Tochter ja schon 11 ist. Aber aufgrund ihrer emotionalen Entwicklungsrückstände, wären ihr die Kinder in dieser Klasse teilweise voraus.

Im Moment prüfen alle Beteiligten diese Variante. Sollte dem von allen Seiten zugestimmt werden und ein Probeunterricht positiv verlaufen, sehen wir weiter.

LG
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

ich möchte mal über das Gespräch in der Förderschule berichten, auch um anderen einen kleinen Einblick zu vermitteln:

Positiv:
Mir wurde angeboten, im Unterricht zu hospitieren (Würde ich jedem empfehlen, da man so einen Einblick bekommt, wie der Unterricht durchgeführt wird).
Probeunterricht ist möglich.
Ehrlicher Umgang auch mit kritischen Fragen (z.B. wurde mir klar gesagt, dass Kinder in höheren Klassen Probleme mit der Schulform bekommen und am liebsten alle in die Hauptschule wechseln würden. Immerhin sei es auch möglich über BVJ und später BFS die mittlere Reife zu machen, was in Ausnahmefällen vorgekommen ist)
Die Schule unterstützt den gemeinsamen Unterricht, d.h. es sind einige Lehrer an Regelschulen abgestellt um dort Kinder mit Förderbedarf zu unterrichten (Was ich für meine Tochter am liebsten hätte).

Negativ:
Widersprüchliche Aussagen wie: " Ihr Kind kann die 4. Klasse hier machen und dann in die HS wechseln, später dann: Wechsel halten wir für schlecht und den Schülern, die wechseln wollen und es tun, sagen wir auch, dass ihre Chancen gering sind).

Genrell finde ich diese Schulform nicht schlecht. Wer sich informieren möchte, sollte sich aber mal den MONITOR Beitrag auf youtube aus 2009 ansehen. Der ist sehr direkt. Schonraum ist die Förderschule schon, aber auch in vielen Fällen eine Sackgasse, da es erwiesen ist, dass sich die intelligenteren Kinder dem durchschnittlich niedrigen Niveau dort anpassen.

Eine Schule für Erziehungshilfe wäre in meinen Augen für meine Tochter die optimale Schulform. Hier werden Kinder, die normal intelligent sind in kleinen Klassen nach dem Regelschullehrplan unterrichtet. Leider ist die Schule voll...

Anonsten werde ich berichten, wann und wohin der Wechsel stattfindet, wenn Entscheidungen gefallen sind.
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo zusammen,

nun habe ich mir selbst ein Bild gemacht, da es auf die Herbstferien zugeht und meine Tochter danach keinesfalls wieder in ihre alte Klasse zurück soll.

Über die Lernhilfeschule gibt es ja die heftigsten Vorurteile und Eltern weigern sich mit Händen und Füßen, wenn vorgeschlagen wird, dass ihr Kind dorthin soll. Bei mir war es auch so und ich bin nun an einem Punkt, wo sich meine Sicht auf diese Schule total verändert hat.

Ich durfte den Unterricht dort besuchen und habe mir Mathe, Deutsch Förderunterricht in einer Mittelstufe angeschaut. Die Klasse, in der auch meine Tochter aufgenommen werden sollte, wenn ich mich dafür entscheide.

1. Vorurteil: Die Kinder lernen nichts und werden nicht gefördert:
Die Klasse hat weniger als 10 Kinder und die Lehrerin geht auf die Kinder individuell ein. Kinder, die in Mathe gut sind, bekommen extra Aufgaben, ebenso in Deutsch. Meine Tochter ist jetzt in der 4. Klasse und dort würde sie in die 5./6. Klasse kommen. Der Lernstand in der 5. entspricht bei Kindern mit guten Leistungen in etwa dem der 4. Regelschule. Es ist vielleicht 1 Jahr Unterschied, kann aber auch höher sein, je nach Leistung. Bei einigen Kindern steht in Kürze die Rückschulung in die Hauptschule an, wo sie i.d.R. wieder ein Jahr zurück müssen.

2. Vorurteil: Dort sind nur lernbehinderte Kinder, die nicht intelligent genug für die Regelschule sind.
Die Kinder haben alle so ihre Schwierigkeiten, keinesfalls wirkte nur eines der Kinder "dumm" oder minder intelligent. Sie haben ADHS, kommen aus ausländischen Familien, wo sie vermutlich zu Hause wenig gekümmert wird, haben aufgrund schlechter Bedingungen in der Regelschule versagt und kein Sebstbewußtsein mehr. Hier werden die Kinder aufgebaut und bekommen wieder Selbstbewußtsein. Ihre positiven Eigenschaften werden gestärkt. Sie haben wieder Spaß am lernen. Die ganze Klasse war extrem still und der Umgang untereinander war sehr respektvoll und freundlich. In der Regelschule habe ich aus 20 Meter Entfernung über den Flur schon gehört, in welcher Klasse Kinder waren, so laut war es.

3. Vorurteil: Wechsel nicht möglich, keine Perspektiven für die Zukunft
Mein Eindruck ist, dass Wechsel bei Kindern, die das Potenzial dazu haben, auf jeden Fall gefördert wird. Viele Eltern überschätzen aber das Potenzial ihrer Kinder und dann rät die Schule natürlich von einem Wechsel ab.

Beispiel: Mein Sohn ist in einer Sprachheilschule, also auch eine "Sonderschule", die aber nach der 9. mit dem qualif. Hauptschulabschluss verlassen werden kann. Er machte vor Kurzem ein Praktikum zum KFZ Mechatroniker, einem Beruf, der i.d.R. schon Mittlere Reife oder einen sehr guten Hauptschulabschluß erfordert. Er hatte in allen sozialen Bereichen (Teamfähigkeit, Leistungsbereitschaft etc.) und auch sonst sehr gute Bewertungen und die uneingeschränkte Eignung für den Beruf erhalten. Er hätte gute Chancen dort in 2 Jahren nach der Schule einen Ausbildungsplatz zu bekommen.

Es gibt noch weitere Vorurteile. Bei mir bestätige sich keiner und ich lasse meine Tochter nun guten Gewissens auf diese Schule gehen. Bei ihr steht Lernen nicht im Vordergrund, sondern der Aufbau sozialer Kompetenzen und der Abbau der emotionalen Probleme. Damit hat sie das Rüstzeug für einen Wechsel an die Regelschule oder später einen Abschluß zu machen. Das wird in keiner Regelschule vermittelt. Bleibt ein so schwieriges Kind auf der Regelschule kommt es zwar irgendwie durch, aber um welchen Preis? Dass es dann später zwar einen mittelmäßigen Abschluss schafft, aber in keiner Weise wirklich reif für eine Ausbildung am Arbeitsmarkt ist.

Generell denke ich, dass die Vorurteile auf die ein oder andere Schule zutreffen und alles auch sehr von den Lehrern abhängt. Deswegen kann ich allen Eltern, die sich ähnliche Fragestellungen machen nur empfehlen: Geht dorthin und schaut Euch die Schule an und entscheidet. In meinem Fall hat das den Ausschlag gegeben. Meine bisherige Einstellung hat sich verändert und ich denke, dass ich das Richtige tue.

Gruß
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

ich möchte mal über den aktuellen Stand hier berichten. Vielleicht hilft es auch denjenigen, die ähnliche Gedanken im Kopf haben oder schon in dieser Richtung von Lehrern etc. bedrängt wurden.

Meine Erfahrungen sind bisher sehr gut. Meine Tochter wurde eine Klasse höher eingestuft. So ist sie jetzt endlich mit Gleichaltrigen in der Klasse!!! Der Lernstoff entspricht damit auch ihrer alten Klasse.
Sie hat endlich wieder Freude an der Schule!!! Die Klasse ist klein mit weniger als 10 Kindern und die Lehrerin geht sehr einfühlsam mit den Kindern um. Jedes Kind wird entsprechend seinen Fähigkeiten gefördert. Das Hausaufgabenpensum ist ziemlich hoch, was aber daran liegen kann, dass sie in eine sehr ruhige und fleißige Klasse gekommen ist. Wenn man da während dem Unterricht im Flur steht, hört man fast nichts. In der "alten" Regelschule war Chaos pur und man hat die Klasse schon Draußen auf dem Pausenhof gehört. Ich habe also nichts bereut, auch wenn es eine verdammt schwierige Entscheidung war.

Das hartnäckige Gerücht, dass Kinder von der Lernhilfeschule nicht mehr wegkommen, ist nicht richtig. Einige Kinder in der Klasse meiner Tochter werden schon auf den Wechsel in die Regelschule nach den Weihnachtsferien vorbereitet. Der Grund, warum so wenig Kinder wechseln, ist mir erst jetzt klar geworden. Die meisten Eltern der Kinder dort kümmern sich nicht. Sie sind meist ausländische Mitbürger, die schlecht integriert und froh sind, dass die Kinder in irgendeiner Schule zurecht kommen. Wenn ein Kind Potential für den Stoff der Regelschule hat und keine verhaltensmässigen Gründe dagegen sprechen, kann es auch wechseln.

Aber das ist jetzt erst einmal kein Thema und bin nur froh, dass sie endlich "angekommen" ist.

LG
Micha
 
Oben