Hallo Catweazle,
Äthiopien, das ist eine lange Geschichte….ich habe erst mal hier in Berlin geheiratet und bin dann oft nach Äthiopien auf Familienbesuch gegangen. Später habe ich dann einen lokalen Job gesucht, ein fürstliches Gehalt von 200€ sollte ich bekommen, habe ich aber nur ein paar mal bekommen, kurzum, ich war wohl der ärmste Europäer in Addis. Der einzige Job war die Reparatur einer Kunststoff-Spritzmaschine für Bierkästen, viele Angebote und Projekte geschrieben…alles umsonst. Ich hatte ein Haus am Rand von Addis gemietet, konnte mir Personal leisten, nicht 8 € die Stunde sondern 8 € im Monat. Bin auf die Wochenmärkte ( habe dort die Landessprache gelernt), einige deutsche Kontakte, Kindernothilfe, Welthungerhilfe, K.H. Böhm usw. waren interessant. Ich freute mich riesig über Pakete von meiner Mutter mit Schocklade und Backzutaten, der Zoll bekam immer eine Tafel ab, da war es relativ einfach. Im Nachbarhaus ist ein Junge an Durchfall verstorben, weil die Eltern nicht 20 Cent für ORS (Salz) hatten, ich habe an der Leichenwäsche teilgenommen und festgestellt, alles was mir früher wichtig war ist eigentlich völlig unwichtig. Ich hielt mich mit kleinen Devisengeschäften über Wasser, Dank an die AMEX-Bank in der Schweiz!
Wie gesagt, ein sehr schönes Land, nette Leute und ideal für mein Alter, sterben ohne medizinische Verlängerung des Lebens. Trotz nicht vorhandenen Geld war die Lebensqualität dort bedeutend besser als in Deutschalnd, kaum Fernsehen, natürlich hatte ich damals kein Internet. Da hat man einfach mit dem Nachbarn gesprochen oder ist in die Kneipe gegangen und hat Honigwein = 5 Cent getrunken. Ein schönes Land, ideal für Kinder…..ich wäre gerne dort. Die Menschen waren trotz Armut zufrieden mit ihren Leben, bis die Entwicklungshelfer kamen und zeigten was Luxus ist. Das Hilton Hotel war in der großen Hungerszeit das profitabelste Hotel in der Hilton-Gruppe, eine Club-Karte kostete 1500 $ - die hatte ich nicht. Medizinische Versorgung – Mangelwirtschaft, Einwegspritzen wurden mehrmals ausgekocht, wer eine OP braucht, muss sich erst OP-Handschuhe, Spritzen, Glukose etc. beschaffen. Also mit Geld kann man in Äthiopien aber heute gut leben. Dann auch bittere Armut (politisch möglicherweise zu Zeiten von Mengistu gewollt) die Menschen verhungerten vor den Krankenhäusern,eine Mutter versuchten mir ihr Kind zu schenken, damit wenigstens das Kind überleben kann.
Auf der anderen Seite waren die Leute sehr Gastfreundlich, tischten mir viel zum Essen auf ( das Geld dafür haben sie sich oft von Nachbarn geliehen) – ein großer Familienzusammenhalt, die Familie hätte mich jahrelang durchgefüttert ohne ein "Danke" zu erwarten. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wenn ich hier Klagen wegen Hartz IV höre, kommen mir oft die Tränen. Die Alten bleiben bis zum Tod in der Familie und werden sehr respektiert. Altersheim gibt es nicht, wenn sie krank werden – heiliges Wasser und beten.
Was euren Adoptionswunsch betrifft, wenn ihr viel Geld habt – adoptiert ein Kind, am besten ein Mädchen, die haben es später leichter. Aber erwartet nicht, hier eine besondere Wohltat vollbracht zu haben. Sicherlich wäre es im Gegenzug, auch um das Gewissen zu beruhigen, nicht schlecht, 10 Kindern mit monatlich 50€ das Überleben in Äthiopien zu sichern – aber bitte nicht über die Organisationen, die hier viel Geld sammeln, das Geld auf ein Joint-Account nach Singapur senden, dessen Leiter in einer permanenten Suite im Hilton Hotel residiert und mir am Pool neben dem Grill erzählt, wie herrlich es doch ist, mit diesem Gehalt für die ärmsten der Armen zu sorgen. 12 Jährige Mädchen verdienten damals als Hausangestellte ca. 2-4€ im Monat, bei freier Verpflegung – oft Reste. Es war also für mich wichtig, immer genug auf den Teller zu lassen, wenn ich irgendwo eingeladen wurde.
Und besucht das Land – vor eurer Entscheidung– der Winter ist eine schöne Reisezeit, das Hilton Hotel bietet Zimmer an, ab 100 $ aufwärts. Und vertraut nicht allen Leuten, Kinder werden auch mal geklaut – und Waisenkinder sind ein prima Geschäft. Ich habe später mit OSSA Organisation Social Service for Aids zusammen gearbeitet ( für Gotteslohn), einige 20" Klinik-Container mit Medikamenten und medizinischem Gerät erbettelt und nach Äthiopien geschickt. Erkundigt Euch, am besten Vorort zum Beispiel bei kirchlichen Stelle wie die Mekkane Yesus Kirche, Kindernothilfe etc.
Ich bzw. meine Verwandte geben gerne mehr Infos..
Manfred