Keine Bindung zum Kind - was stimmt mit mir nicht?

Markus P.

Neues Mitglied
Hallo zusammen,

ich habe ein riesiges Problem mit meiner kleinen Tochter, bzw. wahrscheinlich eher mit mir. Ich bin Ende 20 und habe gerade mit meiner Lebensgefährtin (Wir sind seit 4 Jahren ein Paar und wohnen seit drei Jahren zusammen) eine kleine Tochter bekommen. Die Kleine ist jetzt 1 1/2 Wochen alt und Mutter und Tochter sind gesund wieder hier zuhause. EIGENTLICH ist alles in Ordnung, der Kleinen geht es gut, sie lässt uns nachts ein paar Stunden schlafen, wir verstehen uns gut, bekommen viel Unterstützung von den Omas und Opas. Alles ist so wie man es sich eigentlich wünscht. Aber irgendwie kann ich keine Beziehung zu der kleinen Maus aufbauen und ich weiß nicht warum. Ich habe irgendwie das Gefühl, als wäre sie ein Fremdkörper hier in unserer Wohnung, sodass ich mich hier nicht mehr wohl fühle. Als hätte ich keine Privatsphäre mehr. Wirklich wie als wenn ein Fremder hier in meiner Wohnung plötzlich wohnen würde und mich beobachtet. Wenn ich unterwegs bin (einkaufen, oder wir sind bei den Großeltern, o.ä.), dann fühle ich mich recht gut. Aber sobald ich/wir nach Hause kommen, überkommt mich dieses fremde Gefühl. Daher fühle ich mich hier in der Wohnung im Moment sehr einsam, unwohl und kann hier auch überhaupt nicht entspannen.

Ich hatte als Kind schon die Probleme, dass ich mich immer schlecht gefühlt habe, wenn jemand in meinen "Wohlfühlbereich" eingedrungen ist. Ich mochte es zum Beispiel nie, wenn ein Freund bei mir übernachten wollte, weil ich mich dann sofort unwohl gefühlt habe. Und genau diese Gefühle erlebe ich im Moment ständig.
Ich bin deswegen mit den Nerven echt am Ende, weil ich Angst habe, dass sich dieses Gefühl nicht einstellt und ich mit der Kleinen einfach nicht warm werde :(

Ich traue mich nicht, meiner Lebensgefährtin davon zu erzählen. Sie hat als frisch gebackene Mutter schon genug Stress und soll sich nicht noch einen Kopf um meine Probleme machen. Sie hat mich ein paar mal beim weinen gesehen, aber da habe ich es die neue Situation, wenig Schlaf und die Arbeit geschoben und ihr gesagt, dass sich das jetzt alles einpendelt. Aber sicher bin ich mir da leider nicht :(

Meint ihr, das pendelt sich eventuell von alleine ein? Oder sollte ich mir da eher professionelle Hilfe (Psychiater?) holen?
 
R

Retina

Guest
Ich denke, Du solltest unbedingt mit Deiner Partnerin darüber sprechen! Und Dir dann professionelle Hilfe suchen, ja.
 

mama80

Mitglied
Ich stimme Retina zu!
Du weinst sogar? Was löst denn dieses Unwohlsein aus?!
Wie war das Anfangs mit deiner Freundin, gab es da auch solche Momente?!
Such dir Hilfe. Es wäre traurig für das Kind, welches doch ihren Papa lieben wird - und für dich wahrscheinlich dann auch!

LF
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Aus Erfahrung kann ich berichten, dass jeder einzelne in der Familie etwa ein halbes bis ganzes Jahr gebraucht hat, bis er wusste wo sein neuer Platz ist, jedesmal wenn ein neues Baby dazu kam. Meine Erstgeborene ist sogar für ein halbes Jahr verstummt, so durcheinander hat sie die Geburt ihrer Schwester gemacht.

Eine Bindung entsteht langsam. Zu einem Menschen, den man so kurze Zeit kennt, kann man keine starke Bindung haben. Mir waren meine Babys am Anfang auch sehr fremd. Ich starrte sie stundenlang an, wie Außerirdische. Aber man kann die Entwicklung einer Bindung fördern, indem man sich sehr viel mit dem Kind beschäftigt.

Dass du dich so unwohl fühlst, tut mir sehr leid. Erwarte nicht zu viel von dir. Gib dir Zeit. Und suche Rat bei einem der sich damit auskennt. Quäl dich nicht lange rum mit deinen Sorgen.

Vielleicht gelingt es dir, für dich selbst eine neue Wohlfühlecke abzustecken. So eine Rückzugsmöglichkeit ist sehr wertvoll, denn man geht wirklich kaputt, wenn man sich ganz aufgibt.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Original von Maju
Eine Bindung entsteht langsam. Zu einem Menschen, den man so kurze Zeit kennt, kann man keine starke Bindung haben.

Das sehe ich schon ein wenig anders, zumal ich selber es auch völlig anders erlebt habe. Die Bindung zu meiner Tochter war z. B. mit der Geburt derart innig, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.

Aber ich gehe mit den Meinungen hier konform, dass es eben auch die anderen Fälle gibt, die ihre Zeit brauchen, bis sie dieses Gefühl entwickeln. Und dann gibt es einige wenige, bei denen sich dieses Gefühl nie einstellt.

Wie war es denn, als du deine Freundin kennengelernt hast? Hast du sie auch erst einmal als Störfaktor empfunden oder war es bei ihr anders und sie war dir gleich willkommen? Dass sie dich zumindest jetzt nicht mehr zu stören scheint, spricht m. E. dafür, dass du hier kein grundsätzliches Problem mit Nähe hast. Und das ist doch eigentlich ein geeignetes Indiz dafür, dass es bei eurem Kind genauso sein wird. Mit der Zeit wird die Bereitschaft, es gerne in deiner Nähe zu haben, sicherlich auch größer.

Ich würde vermutlich auch mit deiner Partnerin sprechen, schon allein, damit sie dich gezielt in diese Kennenlernphase einbeziehen kann und nicht womöglich denkt, sie dürfe dich damit gar nicht behelligen. .

Das alles braucht Zeit und die solltest du dir und euch geben. Es lohnt sich. Ein Kind ist etwas ganz Reines. Die Liebe, die du von deinem Kind bekommst ist ganz ehrlich und ohne jegliche Berechnung. Und wo im Leben bekommt man so etwas schon sonst? Lass dir das nicht entgehen... :love1

Viele Grüße
Kirsten
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Eine Möglichkeit wäre, dass du ein Problem mit Nähe hast. Die Nähe ist anfangs schön und auch von dir gewünscht - jedoch wird die Nähe nach einiger Zeit für dich zur Bedrohung. Du möchtest zwar deiner Frau nahe sein - jedoch fühlst du dich "nackt" oder "schutzlos". Denn nur nahestehende Menschen haben zu dir den direkten emotionalen Zugang. Du könntest Angst davor haben, dass deine Frau dich irgendwann so sehr verletzen, manipulieren kann - was sie eben nur deswegen könnte, weil sie deine geliebte Frau ist, der du nahe stehst.
Sie braucht dir noch nix getan haben (und hat sie wohl auch nicht) - aber du hast schon Angst vor Verletzung und Demütigung.

Vielleicht bist du in deiner Kindheit/Jugend misshandelt worden. Lache nicht, dass passiert Jungs leider auch.

Vielleicht hat sie schon öfters so Sachen gesagt oder getan, die du zwar im Unterbewusstsein registriert hast - aber nicht richtig zuordnen/einschätzen kannst, nach einer Weile gedanklich weggelegt hast. Auch das liesse sich mit Fachleuten ergründen und besprechen.

Insgesamt aber möchte ich selbstverständlich, dass ihr beide immer frohe Eltern eures Kindes seid. Gut finde ich es, dass du dir selbst eingestehst, unsicher zu sein. Einsicht ist die beste Aussicht. Und vielleicht lässt sich das Nähe-Problem regeln. Dass eine gute Partnerschaft nicht immer und jederzeit ganz nahe bedeuten muss. Das Vatersein bist du nicht gewöhnt.

:bye:
 

picassa84

Namhaftes Mitglied
Wenn ich das so lese, könnte man auch denken das es in die richtung Babyblues geht.

Dies zeigt sich ja in verschiedenen Formen. Meistnes haben dies nur die Frauen. Aber es kommt immer öfters auch bei den Männern vor und ist definitiv nicht zu unterschätzen.

Es ist zwar richtig das du mit deiner Frau darüber reden solltest. Aber das muss der passende Augenblick sein und es muss richtig angefangen werden.

Wie geht es deiner Frau? Hat sie teilweise den Babyblues?
Falls ja würde ich dann evtl noch etwas warten.

Bei mir war das leider auch anfangs so.

Ich wollte damals nieKinder haben. Ich fand sie furchtbar und nervend. Dann habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt und wir haben beschlossen gemeinsam ein Kind zu bekommen. 9 Monate später wurde ich dann auche ndlich schwanger. Die erste Zeit war sehr merkwürdig. Es kam mir auch alles so komisch vor. Ich war hilflos, obwohl ich stillte und viel Nähe zu meinem Kind hatte, war es schwierig eine richtige Beziehung aufzubauen. Ich dachte ich hätte keine richtigen Gefühle. Das ging schwankend ca fast 2 Monate.

Und irgendwann merkte ich, das ich mein Kind die ganze Zeit über schon ins Herz geschlossen hatte, ich ihn soo liebe das ich mir keinen Tag mehr ohne ihn vorstellen kann.

Man hat in dem Moment wo das Kleine das Licht der Welt erblickt, einfach ein anderes Leben. Es geht vieles nichts mehr ohne das das Kind eine Rolle spielen wird. Alltägliche Dinge im Leben haben nun was mit dem Kind zu tun und dies ist nicht mehr zu ändern. Vieles bleibt auf der Strecke oder muss anders geplant werden. Das Leben wird zwar nicht mehr so spontan wi evorher, man hat Einschränkungen etc.

ABER(zu den den positiven Dingen)

Wenn du eines Morgens aufwachst, du am Bettchen deiner Tochter stehst udn siehst wie friedlich sie schläft und vielleicht etwas schönes träumt, dann huscht ihr ein kleines Lächeln über die Lippen. Und das ist ein angenehmes wunderschönes Glücksgefühl.

wenn du eines Morgens aufwachst und zu dem Bettchen deiner Tochter gehst und sie dich freudestrahlend ansieht, wirst du dir ein Lächeln nciht verkneifen können.

Und wenn du mal von der areit kommst und sie sich freut dich zu sehen, dann hat man automatisch den ganzen streissigen Arbeitstag vergessen.

Ein Kind bedeutet eine starke Lebensveränderung, aber auch eine Bereicherung.

Mal ne andere Frage, machst du auch Erziehungsurlaub? Falls nicht, du kannst dir zusätzlich 8Wochen zu dem Erziehungsurlaub deiner Frau nehmen. Vielleicht gerade jetzt, das ist meist der beste Zeitpunkt.
Denn wenn beide Eltern das machen stehen einem ganze 14 Monate zu.
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

aus meiner Sicht ist das völlig normal, auch wenn es nicht jeden trifft. Bei meiner ersten Tochter fühlte ich mich auch unwohl und vermied den Kontakt in den ersten Wochen soweit ich konnte.

Jeder Mensch ist anders und kann sich weniger oder schneller auf ein Kind einstellen. Nach der kurzen Zeit würde ich es einfach erst Mal locker sehen und eben NICHT als schlimm betrachten. Beobachte doch Du selber mal Dein Kind ganz bewußt und denke nicht über Gefühle nach. Gefühle kommen und gehen ohne Einfluß.

Nach weiteren 2 Wochen kannst Du ja mal schreiben, wie es Dir dann geht.

LG
Micha(männlich)
 

Summer123

Neues Mitglied
Ich bin der Meinung, dass wenn bei den Eltern selbst alles in Ordnung ist, ist keine Zeit für die Bindung oder Eingewöhnung an das Kind notwendig.
Wenn jemand eigenes Baby als Fremdkörper empfindet, hört es sich für mich nach einem inneren Konflikt an, der tief im Unterbewusstsein steckt. Dieses Problem könnte man mit Hilfe von Psychoanalyse oder Hypnose lösen. Wobei man hier nicht jedem "Spezialisten" aus diesem Bereich auch trauen kann.
Aber versuch erstmal Dich selbst, deine Gedanken und Gefühle aus Gegenwart und Vergangenheit zu beobachten und zu analysieren.
 

Lukulus

Neues Mitglied
Hallo,

zum Thema Bindungsstörung kann ic die Bücher von Karl-Heinz Brisch empfehlen, er schreibt vor allem über Bindungsstörungen......

Gruß Lukulus
 

Die_Steffi

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe 2 Kinder (4 und 1 Jahr), meinen Großen liebe ich überalles nur mit dem Kleinen fällt es mir sehr schwer überhaupt Gefühle wahrzunehmen. Ist es denn noch normal das man nach über einem Jahr noch solche großen unterschiedlichen Gefühle für seine Kinder zu haben??? Es fing ja schon mit der Schwangerschaft an er war nicht geplant, im 5. Monat hatte mein Partner keine Lust mehr auf Familie ( das waren seine Worte), und bei der Geburt war auch nicht mal ein Ansatz von Glücksgefühle oder dergleichen zu fühlen. Bin mittlerweile an fast jeden Tag am weinen....
Hoffentlich könnt ihr mir helfen, weiß überhaupt nicht mehr was ich machen soll :( ist es falsch darüber nachzudenken den kleinen wegzugeben?
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
@Die_Steffi
Hol dir Hilfe vom Jugendamt oder Pro Familia. Diese Ablehnung kann mit der Verkettung der Umstämnde zu tun haben.

In deinem Unterbewustsein könnte es zur Zeit folgendermassen zu gehen:
Die Schwangerschaft ist schuld, dass dein Partnerkeine Familie mehr möchte, also ist das kind unerwünscht.

Diese Gedanken auch wenn sie im Unterbewusstsein statt finden können zu der Ablehnung führen.

Bei den Beratungsstellen kann dir zumindest gesagt werden wohin du dich wenden kannst um Hilfe für dein Problem zu bekommen.
 
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