Majus Shit-Happens-Blog

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Weisst du was Pubertät ist? - Wenn Eltern anfangen, schwierig zu werden. ;-)

Indirekt hattest du das folgende Thema schon angesprochen:
- kompostierbare Sportartikel
http://de.nachrichten.yahoo.com/puma-chef-will-kompostierbare-sportartikel-entwickeln-121750933.html
- "ökologisch korrekte" Wäsche zum Aufessen? zum Düngen von Apfelbäumen?
(du hast bestimmt schon davon gelesen, dass darüber gesprochen wird, unsere KFZ-Steuer umzustellen - jenachdem, wieviel Schadstoff-Ausstoss ein Auto hat. Analog dazu bedeutet "ökologisch korrekt" (Wäsche): So wenig Naturtextil wie möglich pro cm²; oder "fast durchsichtig". Ok, isch geb ja zu, dass der Vergleich ein büschen hinkt. Aber das ist halt die Quintessenz, wenn man nach den Begriffen 'Bio' + 'Wäsche' sucht. Ich kann nüscht dafür - bin nur ein Mann.)

Ich weiss jetzt nun nicht, ob's in einer deiner Blogs passen würde.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Zwei Stornos auf einen Streich

Marie ging mit mir zur Arbeit und verdiente sich 20 Euro. Gleich anschließend machten wir unseren Wochenendeinkauf. Als Kindergartenkind hat Marie schon gerne das Obst und Gemüse abgewogen und die Preiskleber auf die Tüten geklebt. Und heute reißt sie sich auch noch darum. Nur dass ich früher besser aufgepasst habe. Vor rund 10 Jahren bekam Marie es nämlich einmal hin und hat ein Kilo Äpfel mit über 100 Euro ausgezeichnet. Damals haben wir es erst beim Bezahlen gemerkt. Jetzt ist das Mädchen 14 und ich schaue ihr natürlich nicht mehr beim Einkauf auf die Finger, warum auch? Na, hätte ich das aber bloß mal getan...

"Storno an Kasse 10!" Tomaten für 66,67 Euro...Wir lachten verlegen und entschuldigten uns. Immer tippt Marie Zahlen von so teurem Zeug ein wie exotische Früchte oder Gewürze. Gott sei Dank, denn sonst würde ich es gar nicht merken. Nur wenn die Gesamtsumme auf einmal weit über 100 Euro liegt, dann schaue ich schon genauer hin.

Auf dem Weg nach draußen gehen wir an einem großen Ständer mit Adventskalendern vorbei. Marie sagte, sie wolle sich einen kaufen. Da sie ja gerade Geld bekommen hatte, sollte sie das alleine machen, während ich schonmal zum Auto ging um einzuladen.

Nach etlichen Minuten des Wartens ging ich zurück in den Supermarkt. Marie stand bei den Adventskalendern. "Ja wie jetzt? So schwer einen auszusuchen?" Maries Antwort: "Ich war bereits an der Kasse mit dem Kalender von Ferrero. Die Kassiererin hat ihn eingelesen und dann fragte sie nach meinem Ausweis. Ist Alkohol drin..." Wieder ein Storno.

Sie nahm dann einfach einen von Milka, der gleich rund 10 Euro billiger war. Sie wollte sich doch einfach nur mal etwas ganz leckeres gönnen, aber für Kinder gibt es eben nur die Billigvarianten. Mich wundert's, dass sie direkt von der Arbeit weg, mit Blasen an den Händen vom Bügeln, gleich 15 ihrer 20 hart verdienten Euros ausgegeben hätte. Bin gespannt, wie sie später mal mit ihrem Gehalt zurecht kommen wird.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Sturm "Joachim" bescherte uns heute kostenloses Gießwasser im Blumenfenster. Für ein Wohnzimmerambiente mit Zimmerbrunnen müssen wir nicht einmal Strom zahlen. Einziger Nachteil dabei ist, dass man andauernden Harndrang verspürt, wenn es immerzu plätschert.

Da die Tapeten seit dem letzten Sturmregen im Sommer ohnehin schon ab waren, konnten wir ganz entspannt zuschauen, wie sich die nassen Flecke auf der Wand ausbreiteten.

Ich hoffe, trotz der genannten Vorteile, sehr, dass sich der Indoor-Regen spätestens mit der Renovierung der Fassade verabschieden wird. Schließlich möchte ich doch endlich mal die knallknallknallrote Tapetenrolle, die ich gekauft habe, verarbeiten. Ist doch gerade so modern, eine rote Wand zu haben; klatschnasse Wände dagegen sind gerade out.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Wir Menschen errichten Mauern, Wände und lassen rechteckige Öffungen in ihnen frei; und geben den Öffnungen den Namen 'Fenster'. Zweifellos findet bei den meisten Fenstern Leben auf beiden Seiten statt. Und bei manchen, wie dem eurem, 'lebt' sogar selbst das Fenster/Gemäuer - bzw. wird das Gemäuer Herberge für Lebewesen werden.
Ich bin überzeugt davon, dass die beiden Leben stets zueinander streben. Nur wir Menschen haben da eine Trennung erschaffen - um die Begriffe 'drinnen' und 'draussen' benützen zu können - obwohl wir uns auf beiden Seiten gerne aufhalten.

Nun die philo Sofie'sche Frage: Gab es nie einen Hauch von Zweifel, stand für dich immer fest, was 'draussen' und wo 'drinnen' ist?
 

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Maju

Namhaftes Mitglied
Ich bin erkältet. Ziemlich stark sogar. Genau genommen hätte ich mir früher in diesem Zustand eine Krankmeldung vom Arzt geholt. Aber heute ist daran nicht zu denken. Heute muss ich Kinder versorgen und zu ihren Kursen fahren und wer Kinder versorgen und zu ihren Kursen fahren kann, der kann auch arbeiten gehen. Und damit hat man eben das volle Programm -trotz starker Erkältung.

Da ich fast keine Stimme mehr habe und bei Aufregung spannende Hustenanfälle bekomme, kann ich auch nicht mehr schimpfen. Die Kinder machen andauernd ihre Mitleidsbezeugungen hier, aber ich weiß genau, was sie wirklich denken:

a) Hoffentlich ist sie wieder fit bis Weihnachten, sonst kann sie uns kein schönes Fest ausrichten
b) Endlich mal kein Gemecker von Mama

Manchmal denke ich, ein alles lahmlegendes, zweiwöchiges Fieber könnte recht befreiend wirken. Aber solche Gedanken verwirft man natürlich gleich wieder. Stattdessen nimmt man sich zum xten mal vor, demnächst mal wieder mehr auf sich acht zu geben. Früher schlafen gehen, gesünder essen, Sport treiben, öfter Nein sagen...

Irgendwann.

Demnächst.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Fieber

Ich fühle mich wie ein D-Zug. Aus voller Fahrt entgleist, umgekippt und in Flammen aufgegangen. Während andere D-Züge ungerührt weiter an mir vorbeirauschen. Auch mal schön. Nur daliegen. Nicht beachtet werden.

Wenn man sich mal mit dem Gedanken abgefunden hat, dass man jetzt das große Chaos im Geschäft ausgelöst hat, dann geht es einem gleich besser. Ich bin immer noch die einzige Schneiderin im Laden und jetzt vor Weihnachten wird mein Ausfall einige eiskalt erwischen. Das tut mir Leid. Drei Tage lang habe ich noch hustend und röchelnd weitergekämpft, ging sogar noch mit Marie und ihren Freundinnen Eislaufen, wollte es nicht wahrhaben und habe es dadurch wahrscheinlich nur noch schlimmer gemacht.

Seit zwei Jahren versuchen meine Chefin und ich solche Situationen irgendwie vorzubereiten. Aber wir finden niemanden. Es gibt im weiten Umkreis keine Schneiderin, die meinen Standart hält, wenn ich Urlaub habe oder krank bin. Das ist wirklich traurig. Ich halte mich selber nicht für die beste Schneiderin, habe wirklich wenig Berufserfahrung. Und trotzdem liefern mir alle getesteten Schneiderinnen nur Murks ab und ruinieren meinen Ruf während meiner Abwesenheit.

Wenn mehrmals in der Woche neue Kundinnen in den Laden kommen mit den Worten: "Ich habe gehört, hier wäre so eine tolle Schneiderin...", dann freue ich mich nicht mehr. Denn ich kann die anfallende Arbeit eigentlich nicht mehr alleine stemmen.

Es fällt mir zur Zeit extrem auf, dass es in allen Bereichen des Handwerks an Nachwuchs fehlt. Jeder will, dass sein Kind Abi macht und ärgert sich dann, dass man ein halbes Jahr auf den Elektriker warten muss.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Marie hat vorhin geduscht und noch ein kleines Experiment mit der Rundbürste gestartet. Eigentlich hätte sie dringend französische Vokabeln pauken müssen, aber dann landete sie doch auf meiner Bettkante und ich zog Strähne für Strähne aus der festsitzenden Bürste.

Die ersten Minuten verliefen konzentriert und ruhig. Aber je schmerzhafter es für Marie wurde, desto mehr mussten wir beide lachen. Es war einfach zu grotesk! Urkomisch. Wir lieben "Upps, die Pannenshow"...

Die Schere stellte keine Alternative dar. Bald ist Konfirmation - wir haben noch kein Kleid und da wollen wir nicht auch noch keine Haare haben.

Am Ende war sie befreit und ich glaube, so schnell traut sie sich nicht mehr an die Rundbürste. Ich wusste ohnehin gar nicht, wo das Dingens herkam. Wo allerdings ihre Ungeschicklichkeit mit den Haaren herkommt, weiß ich ganz genau :pfeif
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Eine Bekannte, mit der ich schon jahrelang jede Woche tanze, hat den Entschluss gefasst, "kein Dauerpatient" zu werden. Sie wurde wegen Brustkrebs operiert und bestrahlt. Jetzt geht sie zu keinerlei weiteren Untersuchungen mehr, nie mehr. Zumindest hat sie das vor. Sie ist 60.

Ich schwanke zwischen Bewunderung und Fassungslosigkeit. Es scheint mir sehr mutig zu sein. Heutzutage klammern sich ja selbst 80Jährige noch verzweifelt an jeden medizinischen Strohhalm und kleben an ihrem -oft schon sehr eingeschränkten- Leben.

Ich habe selber immer schon gesagt, dass ich nicht alt werden möchte. Ich kann Siechtum nicht ertragen. In der Kürze liegt die Würze. Wenn Leben, dann aber richtig! Aber natürlich kann ich nicht abschätzen, wie ich reagiere, wenn ich einmal tödlich erkranken sollte. Jetzt will mir diese todesmutige Frau zeigen, wie das geht. Ich bin geschockt, aber nicht abgeneigt. Jedenfalls geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf.

Man muss wohl sein Leben intensiv leben, damit man mit 60 solche Entschlüsse fassen kann. Da darf keine Rechnung mehr offen sein. Alle Lebensträume erfüllt, bzw als unerfüllbar akzeptiert. Und natürlich darf man keine Angst vor dem Tod haben.

Mein Großvater hatte so wahnsinnige Angst vor dem Tod. Ich glaube, dass es vielen alten Leuten so geht. Die Kirche hat ihnen früher immer mit der Hölle gedroht und man muss sich vielleicht nicht wundern, wenn 80Jährige noch alles dafür tun den Tod hinauszuzögern.

Ob neuere Generationen einmal das Sterben leichter nehmen können? Die Verschärfung des Jugendwahns: Wenn ich nicht blühend und strahlend sein kann, dann will ich lieber tot sein? Auch fehlt uns ja jegliche Leidenskultur; nie Krieg oder Hunger erlebt. Bin gespannt, ob sich die Rechnungen des demographischen Wandels bewahrheiten werden, wenn es immer mehr lebenssatte, sterbensmutige, medizinmüde Menschen geben sollte. Für möglich halte ich, dass es sich rumspricht, wie man in Würde abtreten kann...
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Über den

Unterschied zwischen 6-reihigen und 9-reihigen Holznoppen bei Holzhaarbürsten

"Hallo, bin grad dabei, mir mal wieder eine Haarbürste zu leisten. Nun hab ich entdeckt, dass es welche mit 6-reihigen und 9-reihigen Noppen gibt. Ich wüsste doch zu gerne den Unterschied, außer der im Preis :) Wahrscheinlich hat es mit Dickem und dünnem Haar zu tun. Ich habe eher dickeres, schulterlanges Haar."


Bemerkung:
Ich wünsche der Guten mit dem Holzhaarbürsten-Problem, dass sie schon bald darüber aufgeklärt sein wird, dass es kein "dickeres" oder "dünnes" (Kopf!-)Haar gibt. Kopfhaare sind alle circa 0,12 mm äh äh 'dick'.
Und Marie würde ich meine 1-Euro-Plastik-Haarbürste geben. Zumindest mein Mädchen ist damit absolut zufrieden. Und beide sehen auch schick aus - also Bürste & Mädchen. Hier is ausnahmweise mal das Billigste das Beste *löl*

-wink-
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Intuition oder mehr?

Zur Zeit habe ich seltsam feinfühlige Antennen. Beim wöchentlichen Fasten, also einmal in der Woche gar nichts essen einen Tag lang, ist mir das schon passiert, dass ich seherische Fähigkeiten entwickelt habe. Ich wusste allerdings überhaupt nicht, was ich damit anstellen sollte und es hat mich erschreckt. Jetzt faste ich nicht und trotzdem erwischen mich jeden Tag seltsame Gedanken.

Angefangen hat es mit einem Auffahrunfall. Ich saß wartend in meinem Auto und betrachtete mich in dem kleinen, aufklappbaren Spiegel in der Sonnenblende. Aus dem Augenwinkel nahm ich einen Paketdienst wahr, der rückwärts durch die 20 Meter lange Schuleinfahrt stach. Und da dachte ich so bei mir: "Machst du mal lieber die Blende hoch, denn sonst hast du die Kante vom Spiegeldeckel im Hirn." Ich klappte alles schnell zu und da fuhr auch schon der Paketdienst rückwärts um die Kurve aus der Einfahrt heraus und mir vorne ins Auto. Da war eigentlich noch massig Platz neben mir und man kann auch nicht gerade behaupten, dass ein roter Vaneo leicht zu übersehen sei.

Tags drauf bittet mich meine Chefin, den Laden am nächsten Morgen aufzuschließen und ein paar Stunden alleine zu versorgen. Ich meinte ganz vorsichtig: "Ja, falls alles mit den Kindern in Ordnung ist." Sie schaute mich ganz seltsam an, denn mit meinen Kindern ist noch nie etwas gewesen. Und prompt gab es Ärger am nächsten Tag und ich bekam Sofie nur mit knapper Not dazu in die Schule zu gehen. 8 Minuten kam ich zu spät, wo ich doch sonst immer eine halbe Stunde früher da bin.

Gestern erzählte ich den Kindern von Dietrich Bonhoeffer. Unser Historiker besteht darauf, dass es da familiäre Verbindungen gäbe, aber sind nicht alle irgendwie miteinander verwandt? Jedenfalls dachte ich mir, es könne nicht schaden, wenn die Kinder etwas über ihn erfahren. Zum Abschluss gingen wir das supertraurige Lied "Von guten Mächten" miteinander durch und meine Augen hatten dabei wie immer Hochwasser. Abends saß ich mit Freunden zusammen und da wünscht sich doch glatt einer dieses Lied als ob es nicht noch zig andere im Gesangbuch gäbe.

Heute blätterte ich das ganze Amtsblatt durch. Mach' ich sonst nicht. Und Zeit hatte ich eigentlich auch keine. Schließlich hatte ich gefunden, was ich gar nicht gesucht habe: unter den Schulnachrichten befand sich ein langer Artikel, den Sofie geschrieben hatte.

So langsam fängt es mich an zu gruseln. Und ich weiß immer noch nicht, wozu so eine Gabe gut sein soll und ob es sich lohnt die Sache zu vertiefen. Ich fragte einmal ganz unverbindlich eine Psychologin an und die meinte nur: "Die Anstalten sind voll von solchen Leuten. Geschichten dieser Art behält man lieber für sich." Na Danke!

Dann wird wohl doch alles Zufall gewesen sein :pfeif
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ach, so ein MIST! Jetzt hätte die weise Voraussicht mal einen Nutzen gehabt und ich konnte mein Temperament nicht zügeln. Anna fragte mich, ob ich mich auf Papas Rückkehr aus dem Kurzurlaub freuen würde und da habe ich ihr geantwortet: "Ja, aber...." Ich beschrieb ihr ganz genau den Auslöser für einen Streit, der keine 10 Stunden später Wirklichkeit wurde. Ich habe es doch besser gewusst und bin doch in die Falle getappt!

Aber auch die Versöhnung verlief dann planmäßig, was ja glücklicherweise auch vorhersehbar war und mich schon während des Streits innerlich grinsen ließ. Das macht die ganze Angelegenheit ja so oberkindisch! Tatsächlich fühlten sich die Kinder an diesem Tag reifer als die Eltern. Vertauschte Rollen: Sie sitzen am Tisch, schütteln die Köpfe und verdrehen die Augen über so viel Starrsinn bei den Eltern. Schadet ja nix, wenn sie mal mitkriegen, wie man die Atmosphäre verpestet, wenn sich zwei anzicken.

Jetzt weiß ich jedenfalls auch mal wieder ganz genau, dass ich zu jenen gehöre, die bei Problemen nichts mehr essen. Frustfressen geht bei mir gar nicht. Ich bekam nicht einen Bissen runter. Das holte ich dann später alles nach...

So ein Fastentag ist seltsam. Wenn dann mal aus irgendeinem Grund klargestellt ist, dass nichts in den Magen gelangen wird, stellt sich absolut kein Hunger ein. Gleichzeitig ist man fit und konzentriert wie fast nie. Es ist faszinierend.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Das Ende der Romantik

Meistens macht mir der Umgang mit Kunden viel Spaß. Man quatscht ein bisschen während man an ihnen Klamotten absteckt, kommt über zerrissenen Jeans ins Gespräch und wird über die Jahre zur persönlichen Schneiderin. Aber es gibt auch leider echt gruslige Kandidaten unter der Kundschaft.

Manche lassen, ohne vorher zu probieren, ihre Hose ein zweites Mal kürzen, weil der Stoffrest, der am Kleiderbügel hängt, nicht dem entspricht, was sie in Auftrag gegeben hatten. Dass sie noch Saumzugaben zugeben müssen, kapieren sie einfach nicht.

Manche behandeln mich wie einen Schwerverbrecher, weil ich ihnen sage, dass sie zwei unterschiedlich lange Beine haben.

Aber das ist alles harmlos, gegen die zwei Kunden, die ich letztens kennen gelernt habe. Sie schafften es mit ihrem Auftritt, zumindest uns jüngere Kollegen völlig zu desillusionieren.

Fangen wir mit dem harmloseren Exemplar an: Eine Witwe erscheint im Laden. Sie ist von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und sieht etwas entkräftet aus. Sie fragt nach einem Abholservice für ihren Teppich, der müsse gereinigt werden, sie könne ihn aber nicht alleine bringen. Man bietet ihr den kommenden Donnerstag an, aber sie lehnt ab, weil an diesem Tag die Beerdigung ihres Mannes stattfindet.

Wir sind darüber leicht erschrocken. Denkt man denn schon so bald nach dem Ableben seines Ehepartners an den Großputz? Doch diese Frau ergänzt eigentlich nur einen fiesen Eindruck, den wir schon eine Woche zuvor gewonnen hatten.

Ein Mann bringt ein Hemd. Die Ärmel sind schon fast fertig gekürzt, man muss nur noch den Schlitz, der liebevoll mit tausend Nadeln aufgesteckt wurde, feststeppen und die Manschette wieder annähen. Er erzählt, dass seine Frau diese Vorarbeit geleistet habe, aber sie sei gestorben. Wir dachten, es sei schon länger her, denn wer denkt denn an ein halbfertiges Hemd, wenn der Ehepartner gerade gestorben ist. Aber nein, letzte Woche war's erst! Wir reagierten wie erwartet recht geschockt, vorallem weil es sich um einen tragischen Unfall gehandelt hat. Die Frau ist die Kellertreppe hinunter gestürzt. Natürlich sprachen wir dem Witwer unser Beileid aus.

Das brauchte er aber eigentlich gar nicht. Er lachte! Ja, es sei schon wahnsinnig viel Arbeit jetzt mit dem ganzen Putzen und Waschen und Kochen. Aber seine Nachbarin sei auch alleine, mit der habe er schon einen Ausflug gemacht.

Wie gesagt, wir "jüngeren" Kollegen waren fertig mit der Welt. Aber unsere Älteste zuckte nur die Achseln. So spielt das Leben, was dachtet ihr denn?
 

lilly7022

Ich wohne hier
Und Du glaubst immer noch an die Macht der Liebe, ewige Romantik und so :lhg



Aber im Ernst - das ist schon erschreckend. Vor allem, wenn es ein Unfall war. Wenn sich jemand lange auf den Verlust einstellen kann, ist es sicher ein bißchen anders, trotzdem ist man doch normalerweise wie vor den Kopf geschlagen in so einer Situation. Vielleicht sind ja beide Opfer von arrangierten Ehe gewesen oder "mußten" heiraten, weil ein Kind untwerwegs war oder was sonst früher so üblich war?

Warum mußte der Teppich denn so kurzfristig gereinigt werden? Spurenbeseitigung??? :pfeif
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Also, dass SIE Spuren beseitigen muss, darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Aber bei IHM vermutete ich ja gleich kriminelle Machenschaften (Die Kellertreppe ist doch klassisch). Auch hat er ja ein Motiv (die Nachbarin...).

Eigentlich dachte ich immer, ich sei völlig unromantisch. Erst nach diesen beiden Begegnungen wurde mir klar, dass es da noch Reste von Märchenprinzdenken in meinem Hirn gibt.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Doch gegen DIESEN Kunden sind die anderen pillepalle:

Er bringt eine schwarze Damenbluse zur Reinigung und möchte sie so schnell wie möglich wieder haben.
Daraufhin fragt die Kollegin, wann er sie denn brauche.
Er antwortet, er brauche sie für eine Beerdigung.
Sie fragt, wann die Beerdigung denn sei.
Er: "Das weiß man noch nicht, die Dame lebt noch. Sie möchte die Bluse im Sarg tragen."

Habt ihr denn auch schon etwas Hübsches hergerichtet, damit ihr schick bis über den Tod hinaus seid? An was man alles denken muss im Leben; ich hätte es jetzt glatt verdusselt, diese wichtige Angelegenheit zu regeln. In meinem Schrank findet sich gar nichts Passendes, ob ich jetzt extra shoppen gehen werde? Also, wenn man da so drüber nachdenkt...ich hätte ja eher eine weiße Bluse gewählt :engel
 

lilly7022

Ich wohne hier
Langsam frage ich mich, in welcher Gegend Du da wohnst ... :lhg

Halt doch bitte immer schön die Augen und Ohren offen, paß immer gut auf Dich auf und sprich mit keinem Fremden. :-D
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Seit Sonntag ist Marie mit der Schule in England. Wenn sie heimkommt nach 15stündiger Busfahrt kann sie ihre Sachen gleich in die Ecke schmeißen und direkt auf die Bühne hetzen -ohne Haupt-und Generalproben.

Heute hat eine Tanzschülerin bei der Hauptprobe festgestellt, dass sie noch gar kein Kostüm hat... :schiel Und der Maßanzug des Moderatoren muss erst noch passend gemacht werden :shake

In meiner Ballettgruppe hat am Montag gar nichts geklappt und heute alles. Wenn ich das dann mal fortsetze: Generalprobe klappt wieder gar nichts und Auftritt dann alles??? Viel zu spannend!!!

Und ob ich sonst noch Sorgen habe? Ja, ein neuer Wasserschaden an unserer nagelneuen Wohnzimmerdecke z.B. Wir waren ja so fleißig und haben die Fliesen von den Balkonen entfernt und dann hat es geregnet und geregnet und...

Außerdem sorgten unsere fleißigen Handwerker dafür, dass eine Nacht lang Dauerregen direkt in unserem Graben ums Haus landete und haben ihn somit in einen echten Burgwassergraben verwandelt. Seitdem frisst ein Bautrockner im Keller Strom und macht unseren ganzen Stromsparerfolg zunichte.

Die Handwerker wundern sich über meinen Humor, die Ballettschule über meine Ruhe und meine Familie und Arbeitskollegen über meine Kraft. Ich wundere mich, ehrlich gesagt, selber über mich. Mit mir stimmt eindeutig etwas nicht!
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Hmmm, wie alt ist dieses Foto eigentlich? Zwei Jahre, ja, ziemlich genau zwei Jahre alt. Und ich habe mein "neues" Fahrrad neben mir -tja, das ist dann wohl doch nicht mehr so neu jetzt. 5 Kilometer pro Tag von März bis November, da gibt es schon Abnutzungserscheinungen. Und was sind denn das für Schuhe? Ach, die trage ich dann wohl auch schon den dritten Sommer!

Ich schaute auf meine Schuhe. Obwohl sich über die Jahre bestimmt 15 Paar Schuhe für unterschiedlichste Anforderungen im Schrank angesammelt haben, trage ich im Alltag doch jeden Tag die gleichen. Und es fiel mir gar nicht auf, dass die schon so alt sind. Sie sind immer noch hübsch und wenn man sie nicht von ganz nahem betrachtet auch noch wenig abgewetzt. Bisschen ausgelatscht....

Bei nächster Gelegenheit sprang ich in einen Schuhladen. Ich hatte 30 Minuten Zeit, Sofie war im Klarinettenunterricht. Zuerst immer in den günstigen Laden, damit ich nachher sagen kann, ich hätte es wenigstens versucht. Aber es war wie immer Fehlanzeige. Dann ins Fachgeschäft, noch 10 Minuten Zeit. Schuhregal scannen, ein Schuh springt mir ins Auge. Gott sei Dank nur einer, denn zwei in der Preisklasse wären echt nicht mehr witzig. Anziehen, anschauen, zweiten verlangen, einmal im Kreis laufen, bezahlen. 90 Euro. Ich bin glücklich. Genau so muss das laufen. Sehen, verlieben und haben müssen, koste es was es wolle!

Heute, nur einen Tag später, habe ich den selben Schuh in einem anderen Geschäft gesehen. 20 Euro reduziert.
:hae? :angryfire :wand :ploed: :nudelholz

Werde morgen versuchen, die Schuhe zurückzugeben. Sie liegen noch unbenutzt im Originalkarton. Das reduzierte Paar habe ich schonmal zurücklegen lassen. So ein Stress! Hoffentlich halten sie wieder drei Jahre, damit ich meine Ruhe habe vor solchen Angriffen auf meinen Seelenfrieden.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ha! Meine urschwäbische Seele hat ihren Frieden wieder. Die Ersparnis von 20 Euro legte Marie aber sofort in zwei Paar neuen Schuhen an. Das hat man davon, wenn man ein pubertierendes Mädel mit ins Schuhgeschäft nimmt!

Marie trägt orthopädische Einlagen und ist bei der Auswahl ihrer Schuhe sehr eingeschränkt. Es macht ihr aber nichts aus. Sie findet es sehr hässlich, wie ihre Klassenkameradinnen in ihren ausgelatschten, teils hochhackigen, schief abgelaufenen Schuhen durch die Gegend wanken. Sehr viele Mädchen drehen die Füße beim Gehen wie Enten nach innen und meinen, das würde süß aussehen.

Durch ihre Ausbildung in einer guten Tanzschule weiß Marie, wie ein Fußgelenk aussehen muss und welche Folgen es hat, wenn es sich nach innen senkt. Da sie die Kraft nicht selber besitzt, ihr Fußgelenk ordentlich zu halten, trägt sie klaglos ihre Einlagen und arbeitet aktiv an ihrem Gang, der trotz vieler Ballettstunden übel aussieht.

Sie kaufte ein Paar Gummistiefel mit Graffiti-Muster und ein paar sportliche Schuhe aus der Herrenabteilung. Ja, sie pflegt derzeit ihren ganz eigenen Stil -echt mutig, wenn ich bedenke wie viele Kommentare sie schon geerntet hat.

Aber heimlich trainiert sie daheim schonmal für den ganz großen Auftritt. Gestern, auf dem Flohmarkt, hat sie sich neue "Hausschuhe" gekauft und in denen lernt sie jetzt das Gehen ganz neu. High Heels, wie ich sie niemals zuvor höher gesehen habe. Natürlich ohne orthopädische Einlagen, aber dafür mit voller Konzentration auf gerade Füße!

Und dann schaut sie auf mich herunter...
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Wenn man seine Tage hat, dann ist das wirlich sehr lästig. Aber wenn man sie gar nicht bekommt, ist das nicht etwa ein Grund zur Freude, Nein, dann geht es einem erst so richtig schlecht!!! Und Tag um Tag werden es mehr, die mitbibbern, miträtseln, mitleiden oder sich sogar schon auf ein Baby freuen. Nach 1 1/2 Wochen hatte ich dann nicht nur meinen Mann, meine Kinder und meine Schwester verrückt gemacht, sondern auch noch das Personal des Urologen und der Frauenärztin und meine Kolleginnen.

Schließlich saß ich morgens um 5.30 Uhr im Bad und machte einen Test. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich das jemals nochmal durchmachen muss. Weiß nicht wie viele ich von den Dingern in meinem Leben schon verbraucht habe, aber der Vorgang erschien mir sehr vertraut. Trotzdem war es sehr spannend!!!

Aber der Gedanke an eine 4. Schwangerschaft, jenseits der 40, 10 Jahre Abstand zum nächstälteren Geschwister, ohne übrigem Kinderzimmer oder Platz im Auto krallte sich derart in meinem Kopf fest, dass ein normales Leben nicht mehr möglich war. Bis ich dann endlich einen Test durchführte, hatte ich schon alles soweit geplant, dass mich ein positives Ergebnis nicht mehr aus den Latschen gekippt hätte, auch wenn ich wirklich kein Kind mehr haben möchte.

Es erschien keine zweite Linie -negativ. Ich sollte mich jetzt freuen. Aber ein kleiner, dummer Teil von mir war doch tatsächlich enttäuscht. Frauen sind manchmal so kompliziert, dass sie sich selbst nicht verstehen. In dem Fall war es so.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Wir leben seit Jahrzehnten in einer gut funktionierenden Nachbarschaft. Die Familie nebenan hat 4 Kinder und diverse Tiere und einen Garten. Bei uns sieht es nicht viel anders aus. Man hatte also immer jede Menge Gelegenheiten sich auszuhelfen. Besonders in der Urlaubszeit.

Vor ungefähr zwei Jahren versorgte ich im Sommer die Nachbarstiere und -Garten. Es war ein ziemlicher Schock für mich, als ich den Hasen tot in seinem Käfig fand. Ich war regelrecht sauer auf ihn, weil er unter meiner Obhut den Löffel abgegeben hat und nicht noch zwei Tage durchgehalten hat bis Frauchen wieder kommt.

Diesmal verstarb der Kater völlig unerwartet und ich fand ihn 10 Minuten bevor die Familie aus dem Urlaub zurückkehrte. :ploed: Das machen die absichtlich, oder?

Jetzt haben die Nachbarn nur noch eine Rennmaus, aber ich habe schon angekündigt, dass ich den Job nicht mehr übernehmen werde. Mir fehlt allmählich der Mut dazu :heul2.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Schöne Ferien

Unsere Baustellen rund ums Haus sind immer noch alle offen und heute habe ich noch zwei in der Wohnung eröffnet, obwohl ich genau weiß, dass in den Ferien kaum Handwerker verfügbar sind.

Draußen ist die Fassade isoliert und gestrichen, nur der Sockel noch nicht. Der Graben rings ums Haus könnte eigentlich zugeschüttet werden, das habe ich aber erst heute erfahren. Jetzt muss ich erstmal nach Noppenband suchen und zurechtschneiden...

Der Fliesenleger ist mittlerweile fertig mit den Balkonen. Er konnte wochenlang nicht anfangen, weil es ständig geregnet hat. Jetzt hat er die neue Wand wieder etwas eingesaut und man müsste nachstreichen. Ja, eigentlich könnte ich das auch selber machen...

Das Gerüst steht immer noch am Haus und wird -dem Gipser sei Dank!- nicht nach Dauer abgerechnet. Der Schlosser konnte seine Arbeit nicht mehr beginnen, weil die Ferien kamen und seine Arbeiter alle in Urlaub wollten. Bis Ende September wird es wohl noch dauern. Genauso sieht es beim Fensterbauer aus und der Elektriker kommt erst in zwei Wochen wieder. Der Maler wäre zwar da, aber er will als letzter dran.

Drinnen habe ich zwei Zimmer ausgeräumt und Tapeten von den Außenwänden abgelöst. Annas Zimmer erlitt so viele Wasserschäden, dass es heftig schimmelte und wir können nur hoffen, dass wir mit der Fassadenrenovierung endlich Ruhe bekommen. In Sofies Zimmer fielen die Tapeten schon von alleine von der Wand, obwohl sie erst vor einem Jahr dran geklebt wurden. Aber meine Vorbewohnerin hat die Wände von innen gedämmt mit Styropor und darauf halten Vinyltapeten einfach nicht. Im Wohnzimmer fehlt jetzt seit einem Jahr die Tapete rund ums Blumenfenster, weil immer noch nicht geklärt ist, ob das Haus jetzt endlich dicht ist.

Man gewöhnt sich an den Anblick der vielen Baustellen. Man muss, sonst dreht man durch.
 

lilly7022

Ich wohne hier
Ab September ist mein Gästezimmer wieder frei! Ist auch noch nciht komplett fertiggestellt, aber diesen Anblick bist Du ja nun schon gewöhnt :-D
 
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