Mein Kind will immer was Neues!

La Jola

Neues Mitglied
Mein Kind will immer was Neues

„Immer will das Kind was Neues anfangen. Das ist furchtbar! Es muss doch lernen, konsequent bei den Dingen zu bleiben, die es anfängt! Jede Woche will das Kind etwas Neues lernen. Gestern die Gitarre, nächste Woche Klavier und in einem Monat ist was weiß ich nicht aktuell…“

„Was ist so schlimm daran, dass dein Kind sich für derart viele Dinge zu begeistern scheint?“

„Na wo soll das denn hinführen? Man muss doch lernen, die Dinge, die man beginnt, zu Ende zu führen.“

„Und das tut dein Kind nicht?“

„Nein! Es wollte um alles auf der Welt eine Gitarre haben, also habe ich sie ihm gekauft. Dann hat es die Gitarre zwei Wochen rund um die Uhr bespielt und dann war es auch schon wieder vorbei damit. Schwuppsdiwupps, wollte es unbedingt Klavier spielen. Aber das geht nicht! Ich kann ihm nicht alles kaufen, was es will!“

„Meinst du wirklich, dass es darum geht, ihm alles zu kaufen was es will? Es ist ein Kind, voller Neugierde und Begeisterung für die Welt, das sich einfach nur ausprobieren will. Wie soll es sich denn zwischen all den Möglichkeiten, die es hier auf der Welt gibt, entscheiden können, wenn es davon nur eine Sache ausprobieren darf, um anschließend dabei bleiben zu müssen!?“

Schweigen

„Es war einmal ein kleiner Junge, der im Kinderparadies lebte. Alles, was ihm in der Welt begegnete, bestaunte er mit großen Augen, voller Wissbegier und er durfte es nach Herzenslust ausprobieren, so lange er Spaß daran hatte. Niemand schimpfte ihn oder hielt ihm Vorträge, wenn sein Interesse an dem Ding oder der Sache erloschen war. Immer, nachdem er verstanden hatte, was man mit dem Ding machen konnte, legte er es zur Seite, bedankte sich für die Erfahrung und ging weiter, voller Vorfreude auf das nächste Neue, dass ihm begegnen würde. Er war auf der Suche nach dem einen Ding, das ihm fortwährende Freude bereiten sollte. So hatte man es ihm vor seiner Geburt versprochen. Er sollte so lange suchen und ausprobieren, bis er das, was sein Herz für immer erfreute, findet, um ein glücklicher Mensch zu werden. Es vergingen viele Jahre, in denen der Junge staunte, spielte, lernte, ausprobierte, wieder zur Seite legte, wieder hervor kramte, frühere Dinge mit neu entdeckten Dingen kombinierte, bis er schließlich eines Tages an einer Werkstatt vorbei kam, in der Geigen gebaut wurden. Voller Begeisterung sah er dem Meister zu und begann dort eine Lehre. Er wusste sehr bald, dass er hier gefunden hatte, wonach er suchte. Im Laufe der Jahre wurde er der beste und gefragteste Geigenbauer auf der ganzen Welt. Stell dir vor, man hätte ihn gebremst und gescholten bei dem ersten Ding zu bleiben, für das er sich in seinem Leben interessiert hatte.“

„Aber wie soll das denn gehen, alles auszuprobieren!? Das können wir uns gar nicht leisten!“

„Du meinst, ihr könnt es euch materiell nicht leisten.“

„Natürlich. Was denn sonst. Darum geht es doch! Dem Kind soviel wie möglich kaufen, damit es alles ausprobieren kann, um zu finden, was ihm immer Spaß macht.“

„Nein mein Kind, da hast du mich falsch verstanden. Es geht einzig darum, deinem Kind die Dinge zu ermöglichen, um die es dich bittet. Wenn es ein großes Interesse zeigt, Klavier zu spielen, dann musst du ihm kein Klavier kaufen, sondern ihm einfach nur ermöglichen, es auszuprobieren. Bei einer alten Dame, die ein verstaubtes Klavier zu Hause hat, im Klassenzimmer, in dem ein Klavier steht oder während einer Probestunde in der Musikschule. Seid als Eltern einfach kreativ, um euren Kindern die Dinge zu ermöglichen, um die sie euch bitten. Sie sind oft nicht in der Lage es in die eigenen Händchen zu nehmen, da ihnen der Überblick über die unzähligen Möglichkeiten fehlt. Verstehst du das?“
 

Kaan

Neues Mitglied
Das Problem kenn ich bei meinem Kleinen auch. Mal will er Fußball spielen, dann wieder Schwimmverein, dann doch eine andere Sportart. Das ständige Anmelden und Abmelden ist manchmal extrem anstrengend. Aber so sind die Kiddies einfach: Und es ist wichtig, dass sie viele ausporbieren und sich nicht einer Disziplin frustriert ihre Aktivitäten betreiben.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich halte von dieser Geschichte nicht sehr viel. Was soll denn daraus Geniales oder Befriedigendes entstehen, wenn ich alles nur ganz kurz mache und aufhöre, sobald es schwierig wird? Wo sind die Erfolgserlebnisse? Die Ausdauer? Die Frustrationstoleranz? Wo bleiben der Mannschaftsgeist oder die Verantwortung und die Verbindlichkeit?

Ein so erzogenes Kind wird niemals das Gefühl haben, angekommen zu sein. Es wird immer denken, dass irgendwo noch etwas Besseres wartet. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt heutzutage. Man muss lernen, sich zu entscheiden und für seine Entscheidungen einzustehen. Am Ende hat man sonst gar nichts und schlimmstenfalls sich selber verloren.

Die Geschichte scheint mir ganz dem Zeitgeist verfallen. Alle klicken sich atemlos durchs Internet oder Fernsehprogramm oder beides gleichzeitig. Ewig suchend, nie ankommend. Die Aufmerksamkeitsspannen werden immer kürzer.

Vielleicht wird das Kind durchs Ausprobieren sehr kreativ. Aber was ist Kreativität ohne Fleiß, Wissen oder Können? Letztendlich bleibt sie ein Gedankenblitz.

Ich will nicht alles niedermachen. Kinder sollen ruhig in alle Bereiche reinschnuppern. Es braucht dann kluge Beobachter und Berater, die erkennen, wo die Talente liegen und in welche Richtung es gehen soll. Dazu muss man aber nicht sämtliche Freizeitangebote durchmachen. Ein Gespräch mit Erziehern und Lehrern kann auch schon aufschlussreich sein, wenn man nicht von alleine draufkommt.

Ist jemand sportlich, dann ist es doch fast egal, welche Sportart er ausübt und ist jemand musikalisch, dann ist es auch fast egal, welches Instrument er lernt. Nach kurzer Entscheidungszeit kann sich ein Kind festlegen. Wer aber immerzu wechselt, der hat nichts aus seinem Talent gemacht. Und Eltern, die Kinder nicht zum Durchhalten ermutigen, sondern häufige Wechsel ermöglichen, sind nicht wirklich hilfreich.
 

Nani

Neues Mitglied
Ich bin auch kein Fan davon, wenn Kinder immer wieder neue Dinge anfangen und dabei nicht lernen, etwas zuende zu bringen. Natürlich sollen sie sich ausprobieren und es ist auch schön, wenn Eltern ihren Kindern vieles ermöglichen können. Allerdings halte ich nichts davon, allen Wünschen des Kindes nachzugehen. Man muss dem Kind aufzeigen, dass es an etwas dran bleiben muss, dass es sich mit Fleiß und Ergeiz verbessern kann, um daraus Erfolgserlebnisse zu erleben, vielleicht auch Rückschläge, aber auch damit muss das Kind lernen umgehen zu können.
Wie soll das denn sonst in der Schule und später im Job werden? Alles wird hingeschmissen und was neues angegangen, bis das dann auch wieder langweilig wird?
 

Rotznasenputzerin

Neues Mitglied
Wir leben in einer schnelllebigen und Wegschmeiß-Gesellschaft. Und wir leben im Überfluss.
Darin werden auch unsere Kinder groß und wir leben das vor.
Daher kann man auch so einen vermeintlich "schlauen" Text schreiben!
Totaler blödsinn: Das Kind darf alles, bekommt alles und darf alles Anfangen und weg damit!
Nee, is klar!
Nein, ich bin auch für das Ausprobieren - das habe ich auch als Kind gedurft.
Aber...alles hat seine Grenzen!
Kinder brauchen sowie Erwachsene auch Grenzen!
 
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