Ab 18 ! -  Problem mit 21jähriger Tocher

waltraud

Neues Mitglied
Ich versuche mal, mein Problem chronologisch aufzubauen: Bis zum ca. elften Lebensjahr hatte ich mit meiner Tochter (die älteste von 3 Töchtern)keinerlei Probleme. Dann kam die Pubertät und in dieser Phase die Trennung von meinem ersten Mann. Ihre Noten (Gymnasium) sackten schlagartig ab und sie nahm ständig zu. Sie fing an, mich zu bestehlen, meine Unterschrift zu fälschen. Ich war daraufhin bei der Erziehungsberatung und zig mal bei ihren Lehrern. Die Erziehungsberatung sagte, diese Probleme seien in der Situation verständlich und ich solle mit Geduld reagieren. Die Aussage der Lehrer war, dass sie schlichtweg und ergreifend zu faul sei. Ok, ich mich in Geduld und Verständinis geübt, Nachhilfe ohne Ende und Diätangebote. Ergebnis: Klasse wiederholen.

Ihr leiblicher Vater (mein 1.Mann) starb dann an den Folgen des Alkoholismus, sie war damals 15. Ich habe sie dann mit ziemlichen Samthandschuhen angefasst, denn alles zusammen war doch wirklich starker Tobak. Mitlerweile hatte ich wieder neu geheiratet, 3. Tochter war geboren, wir hatten das Dachgeschoss ausgebaut, das sie bezog. Sie hatte sich schon vorher ziemlich zurückgezogen und kaum Kontakt mit Gleichaltrigen. Auf Nachfragen meinerseits kam stets: "Ach, die sind doch sowieso alle doof hier und voll ätzend". Ihre schulischen Leistungen waren immer noch total mau. Mit 18 erbte sie dann von ihrer Oma 16.000 Euro, die ich für sie festlegte, bis sie 20 wurde. Die Abiturvorbereitungen nahm sie auch auf die leichte Schulter "ich bin doch super vorbereitet, ich schaff das". Tja, von 120 Abiturienten ihres Jahrgangs dieser Schule fiel sie als einzige durchs Abi. Zwischenzeitlich lernte sie ihren Freund kennen und zog mit ihm nach dem Abi in die Nähe von Stuttgart (er wohnte da) und macht ihr freiwilliges soziales Jahr.

Vorletzte Woche besuchten uns die beiden für 4 Tage. Zur Begrüßung kam dann von ihr als allererstes:"Man ist das hier ätzend, als ich ins Dorf reinfuhr, hab ich schon die erste dumme Fresse gesehen, die ich von früher kenn". Wir hatten versucht, die beiden mit uns allen zum Essen einzuladen, was sie dankend ablehnte, weil sie schon mit anderen verabredet waren. Die 4 Tage habe ich die beiden max. 15 min gesehen. Auf meine Frage, was denn mit ihrer beruflichen Zukunft wäre, kam nur ein "oach, ich hab zwar keinen Bock, aber ich studier vielleicht".

Am letzten Tag habe ich dann nur noch wutschnaubend zur Verabschiedung gemault: "Hotel ist ja jetzt vorbei, nochnichtmal einladen lasst ihr euch von uns". Dann hab ich die Autotür zugeknallt und bin abgerauscht.

Jetzt ärger ich mich, dass ich nicht ruhig gebleiben bin und normal meine Enttäuschung geäußert habe. Ich schwanke, wenn ich so die ganze Vergangenheit betrachte, zwischen "was habe ich nur falsch gemacht?" und "ich hätte wohl früher auf den Tisch hauen sollen".

Mensch, ich bin ratlos. Was ist Eure Meinung?
 

Sala

Schokoholik
Was willst du denn machen? Deine Tochter ist volljährig und so ziemllich das einzige was dir übrig bleibt ist zu versuchen den Kontakt so gut wie möglich zu halten. Ruf sie mal an, erklär ihr deine Gefühle und die Zusammenhänge aus deiner Sicht...
Ansonsten: ich versteh nicht ganz was diese Erbschaft damit zu tun hat!?
Lebt sie davon?
Ist sie wegen des "vielen" Geldes schon ausgezogen und nimmt alles so locker, das hält doch auch nicht ewig!?
 

waltraud

Neues Mitglied
Ja, momentan ist sie finanziell unabhängig (deshalb hatte ich das mit der Erbschaft erwähnt). Ich habe das Problem, dass ich irgendwie meine, seit Jahren nicht an sie herangekommen zu sein. Ich fühle mich schon seit ein paar Jahren irgendwie von ihr abgeblockt. Es ist schwierig, dass zu beschreiben.

Wenn ich mal versucht habe, mit ihr zu reden, kamen Aussagen wie: "ach, bei mir is alles ok, nerv mich nich mit deiner Fragerei, hier is sowieso alles öde."

Mir macht auch ihre Ziellosigkeit zu schaffen. Ich bin momentan einfach so unsicher, was die Erziehung der beiden älteren Töchter betrifft, da mein jetziger Mann sich weitestgehend heraushält und mich alles entscheiden lässt (aber das ist eine andere Baustelle).

Andere Meinungen würden mir vielleicht helfen, mal über meinen eigenen Tellerrand zu schauen.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
Ich denke, du konntest nicht anders, als den Ärger über deine Enttäuschung mal loszulassen.

Es könnte sein, dass die Tochter die Trennung nicht verkraftet hat, nicht verstehen konnte. Es ist das Paradoxon bekannt, dass immer wieder Kinder ihre Eltern lieben, obwohl die ihnen nicht gutgetan haben. Von den Erwachsenenproblemen und insbesondere dem Leben mit einen alkoholkranken Mann hatte sie in der Pubertät keine Ahnung. Sie muss nur noch mit Fassungslosigkeit, mit Schrecken, gesehen haben, wie Mama unaufhaltsam einen neuen Weg, weg von Papa, einschlägt.

In einer Radiosendung gab's mal unlängst eine Buchbesprechung, dass jemand 5000 Fälle von "Verweigereren" interviewt hatte und daraus ein Buch gemacht hat. Die Autorin ist lediglich Journalistin ohne psychologische Ausbildung. Sie hat die 5000 Fälle in ihrem Buch nicht persönlich mit einer Wertung belegt; lediglich eine Statistik angelegt, warum Expartner oder Kinder (Beziehung) abbrechen, Mauer des Schweigens aufbauen.
Und an erster Stelle steht da:
Mit dem totalen Abbruch, mit dem beharrlichen Schweigen, soll eine Schuld in der "Zielperson" impliziert werden.

:bye: alles Gute.
 

waltraud

Neues Mitglied
Hallo Gerhard,

Du meinst, sie könnte mich für die ganzen Trennungsschwierigkeiten verantwortlich machen? Oh, da muss ich erst mal schlucken. Es kam damals zur endgültigen Trennung, als mich mein Exmann nach Strich und Faden verprügelt hatte und die Kinder das auch mitbekommen haben. Meine älteste Tochter hatte den Kontakt zu ihrem Vater ca. 2 Jahre vor seinem Tod abgebrochen. Den genauen Grund weiß ich nicht, ich wollte damals nicht so danach bohren - ich dachte, wenn sie darüber reden möchte, macht sie es schon.

Im Moment bin ich ziemlich verunsichert, was ich nun machen soll. Ich befürchte, egal was ich mache, dass der Schuß nach hinten losgeht. Aber gar nichts machen und abwarten, bis sie sich meldet, ist wohl auch nicht so das gelbe vom Ei.

Mmmmmmh, außerdem muss ich mir selbst eingestehen, dass ich wegen des letzten Besuchs schlichtweg und ergreifend noch beleidigt bin. Das ist mit Sicherheit kindisch und weiberhaft, aber ich bin es.

Soifz
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
waltraud,
ich schliesse mich nun meiner Vorrednerin Sala an. Mit dem Zusatz, dass da ihre Geschichte/ihr (verst.) Vater unaufgearbeitet ist; es kann nicht schaden, darüber mal nachzudenken. Aber bei ner volljährigen Tochter kannst heute garnichts mehr einschätzen. Und ohne diejenige, die es eigentlich betrifft, macht es keinen Sinn, noch länger darüber nachzugrübeln.
Eigentlich könnte deine Tochter reif genug sein, diesen Mist entlich als erledigt abzuhaken. Mit ist halt nichts anderes eingefallen, dass das noch bei ihr schwelen könnte, nachdem du nur diese Vorgeschichte erzählt hast.

Also kehrst du zur Normalität zurück; mehr als sie immer wieder mal einladen, kannst du nicht. Frisch Verliebte haben Angst vor der Schwiegermutter in spé :rofl
Oder fühlen sich sonst nicht so wohl bei dir. Oder so beobachtet... wollen sich halt nicht in die äh äh Beziehnung reingucken lassen. Und dann sind da ja auch noch die "kleinen" Schwestern...
Lädtst halt immer wieder ein, und bist nicht enttäuscht, wenn die 2 nur 15 Minuten bleiben wollen... Und eins ist doch klar, vorm Studium muss die Beziehung gefestigt sein... :rofl

:bye:
 

Sala

Schokoholik
wenn ich vor so einem riesen Berg stehe und nicht mehr weiter weiß, schreibe ich alles auf. Dann raub es mir schon mal nicht mehr so sehr den Schlaf. Ich kann es immer wieder durchlesen, was hinzufügen, neue Gedanken einflließen lassen. Wenn es ganz schlimm ist mach ich es in Briefform, richte mein Schreiben also quasi direkt an die betreffende Person. Manchmal bekommt diese Person den Brief auch. Manchmal in einer nochmal abgewandelten Form, oder auch gar nicht. Mir hilft es auf jeden Fall. Vll. wäare das oder etwas änliches dir auch besser mit der Situation und deiner Tochter zurecht zu kommen. Vll. ist so ein Brief auch eine Möglichkeit ihr mal alles zu erzählen (z.B. das du nicht aus desinteresse nicht gefragt hast, sondern weil du darauf vertraut hast das sie ggf. zu dir kommt und von sich aus erzählt wenn sie dazu bereit ist) ohne unterbrochen zu werden, ohne die "Gefahr" dass das Gespräch abgeblockt wird oder in eine andere Richtung läuft.
LG sala
 
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