Risperdal

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

meine Tochter soll jetzt, nachdem Medikinet, Concerta und Strattera nicht halfen, Rispedal bekommen.

Hat jemand Erfahrungen damit?

Gruß
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo,

ich muss dazu sagen, meine Tochter wird derzeit, wie schon in anderen Beiträgen geschrieben, in einer psychotherapeutischen Tagesklinik behandelt.

Vor 2 Jahren diagnostizierte der Kinderarzt (und Kinderpsychologe) ADHS und verschrieb Medikinet, dann Concerta.

In der Klinik bekam sie vor 3 Monaten dann Strattera (54 mg), was aber nicht wirklich viel half. Damals wurde uns aber schon gesagt, dass sie eigentlich keine Medikamente brauche, sondern dies nur vorgeschlagen wurde, um im Schulsystem zu überleben. Wäre sie nicht schulpflichtig, wären keine Medikamente gegeben worden.

Die Diagnose wurde dort auch etwas revidiert: Bindungsstörung mit Enthemmung d.h. nahezu alle ADHS Symptome und zusätzlich, extreme Impulsivität , tlw. Aggressionen, Wutausbrüche, extrem geringes Arbeitsgedächnis (IQ unter 70), jedoch andererseits extrem gutes logisches Denken (IQ 120).

Vom Risperdal verspricht man sich nun, dass es die extreme Impulisvität verringert. Dadurch kann sie bisher kaum in der Schule mitarbeiten, weil sie sofort ausrastet, wenn jemand besser behandelt wird, oder sie etwas nicht versteht. Sie hat quasi eine extrem geringe Frustationstoleranz.

ADHS im klassichen Sinne wurde mit der Begründung ausgeschlossen, dass ihre Aufmerksamkeit und Probleme tagesformbezogen sind. Es gibt Tage, da läuft es super, andere sind total schlimm, die dann auch überwiegen. Bei klassichen ADHS Kindern sei das anders, die wären permanent auffällig.

Risperdal würde in der Psychiatrie hauptsächlich bei Schizophrenie eingesetzt und auch um extrem aggressive Menschen zu sedieren. Bei geringer Dosierung von 1mg würde es aber genau die Wirkund erzielen, die meiner Tochter eine bessere LEbensqualität geben könnte.

Nun bin ich etwas unsicher, denn Strattera ist ja auch so ein Medikant, wo es heißt, die Wirkung kommt über die Nebenwirkung. Strattera ist ein Antidepressivum, wirkt aber auch zur Steigerung der Aufmerksamkeit bei ADHS.

Die Nebenwirkungen sollen bei Risperdal geringer sein, solange man es gering dosiert.

Sie soll es nun noch als letzten medikamentösen Versuch in der Klinik bekommen, weil sie dort ja auch unter Beobachtung steht, falls Nebenwirkungen auftreten.

Deswegen frage ich hier nach, ob jemand Erfahrungen damit gemacht hat bzw. auch negative Erfahrungen.

Gruß
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
P.S. Ich möchte noch anmerken, dass natürlich nach Absetzen von Concerta nicht gleich Strattera gegeben wurde. Es gab einen 4 Wochen langen Auslassversuch, um ihr Verhalten ohne Einfluß von Medikamenten beurteilen zu können.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

Risperdal ist ein Neuroleptikon, dass vor allem bei Kinder auf dem Weg zum Jugendlichen extreme Nebenwirkungen haben kann, und auch sehr oft, also bei ungefähr jedem fünften Patienten, auch hat. Zugelassen ist dieses Medikament in Deutschland bei Heranwachsenden unter 15 Jahren bei Autismus und "Störungen des Sozialverhaltens, oppositionellem Trotzverhalten oder anderem sozial störendem Verhalten", was wie ich dazu sagen muss, ein Krankheitsbild ist, dass Wissenschaftler im Auftrag von Jansen Cilag, dem Unternehmen, dass Risperdal erfunden hat, entwickelt worden ist, um dem Medikament die Zulassung für unter 15jährige zu ermöglichen. Zu diesem Muster zählt seitdem neben allem, was den Eltern nicht gefällt, auch die jugendliche Aggression, die nach Ansicht, oder vielmehr Hoffnung, mancher, durch ein einziges Medikament behandelbar geworden zu sein scheint.

In der Tat dämpft Risperdal aber nur die Symptome, nämlich die Aggresivität und Impulsivität, aber sie beseitigt sie nicht dauerhaft. Wird das Medikament abgesetzt, kehren sie zurück, und das meist noch schlimmer, weil der Betroffene nicht gelernt hat, mit seinen Gefühlen umzugehen.

Der Preis dafür ist die Gefahr von bleibenden Langzeitschäden, die bei niedriger Dosierung (die bei einem Milligramm für eine Elfjährige nicht wirklich niedrig ist, wenn man berücksichtigt, dass Ihr noch nicht einmal eine belastbare Diagnose habt) zwar geringer, aber immer noch groß ist.

Es ist also vor allem und gerade bei Kindern eine Nutzen-Risiko-Rechnung aufgemacht werden, die nur ein voll ausgebildeter Psychiater anstellen kann. Zudem muss dieser Psychiater, regelmäßige Untersuchungen vornehmen, um mögliche Nebenwirkungen rechtzeitig zu erkennen. Eine solche Untersuchung muss auch gemacht werden, BEVOR das Medikament das erste Mal verabreicht wird. Geschieht dies nicht, ist an eine Gabe dieses Medikaments nicht einmal zu denken!

Ich persönlich kann nur dazu raten, bei diesem Medikament sehr, sehr vorsichtig zu sein, und mir unbedingt eine zweite Meinung durch einen unabhängigen Psychiater einzuholen, der Dich auch zu Alternativen beraten sollte.

Viele Grüße,

Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Hallo

beraten wurde ich ja, bin aber immer noch unsicher.

Die Untersuchungen sollen HEUTE vor der Gabe (ab Montag) durchgeführt werden inkl. Blutbild. Ich habe natürlich nicht viele Möglichkeiten, einen anderen Psychiater hinzuzuziehen. Meine Tochter ist ja wie geschrieben schon in einer Einrichtung untergebracht, die eine Verhaltenstherapie mit ihr machen. Dort wird sie auch beschult. Das Risperdal wird erst nächste Woche gegeben, nachdem alle Untersuchungen abgeschlossen sind. Sie hat dort eine komplette Diagnostik bekommen mit allen möglichen Tests.

Bei einem anderern Psychiater ist ein Termin nicht unter einigen Monaten zu bekommen und dann ist sie nicht mehr in dieser Klinik, da sie zu den Herbstferien entlassen wird. Und ohne eine eingehende Diagnostik wird der wohl keine Aussage treffen.

Gerade um Nebenwirkungen zu erkennen, bekommt sie das Medikment in der Klinik, da dort neben Psychiatern, Therapeuten und Erziehern auch Ärtze sind.

Bezüglich Nebenwirkungen wurde ich aufgeklärt. Diese seien bei der niedrigen Dosierung (zwischen 0,5 und 1mg) geringer als mit Medikinet etc.

Insgesamt bin ich mit der Einrichtung bisher sehr zufrieden, da wir sehr intensive Elternarbeit hatten und nichts getan wurde, ohne es vorher abzusprechen. Nach jeder Medikamentenumstellung werden Beobachtungsbögen für Lehrer, Eltern, Erzieher verteilt, um den Nutzen zu prüfen. Bei Strattera hatte man anhand der Bögen und Aussagen der Betreuer festegestellt, dass das Nutzen/Risiko eine weitere Gabe nicht rechtfertigt.

Meine Tochter selbst ist mit ihrem eigenen, zu impulsiven Verhalten nicht zufrieden. Sie wünscht es sich anders und ich erwarte von einem Medikament, dass es sie aufnahmefähiger für weitere verhaltenstherapeutische Maßnahmen macht und ihr eine deutlich verbesserte Lebensqualität gibt. Denn durch dieses Verhalten hat sie im Moment 0 !!! Freunde oder Bekannte. Sie hat sich damit komplett isoliert. Da ich weiß, das Kinder mit Bindungsstörungen eine sehr schlechte Prognose haben und oft in die Kriminalität abrutschen (nahezu die Hälfte), möchte ich alle Möglichkeiten ausschöpfen, dagegen zu wirken.

Sollte Risperdal, was ja gleich nach den ersten Eingaben wirken soll, nicht diesen Effekt bringen, wird es auf jeden Fall wieder abgesetzt.

Die Nebenwirkungen sehe ich auf der anderen Seite, die es auch bei Strattera, Medikinet und Concerta gibt.

Deswegen auch meine Frage hierher, wer Erfahrungen in negativer oder positiver Form gemacht hat.

Gruß
Micha
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
wie es scheint, hat noch niemand Erfahrungen.

Nun gut, heute geht es los mit 0,5 mg in der ersten Woche, dann 1 mg.

Ich werde berichten, ob es was gebracht hat
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

Ich habe sehr viel Erfahrung mit dem Wirkstoff, weil mein Büro Dutzende jugendliche Patienten als Amtsvormund betreut, die das Medikament nehmen, nehmen sollen, oder genommen haben.

Ich könnte Dir diese Erfahrungen aufschreiben, aber das würde das Bild weiter verzerren, weil man sie nicht miteinander vergleichen kann - genauso wenig, wie man die Nebenwirkungen von zwei völlig unterschiedlichen Medikamenten vergleichen kann. Das ist so, als würde man Äpfel und Birnen vergleichen.

Die einen Jugendlichen nehmen das Medikament, weil sie autistisch sind, die anderen, weil bei ihnen die oben genannte Störung des Sozialverhaltens diagnostiziert worden ist. Mal wirkt das Medikament, mal wirkt es nicht. Mal sind Nebenwirkungen zu beobachten, mal nicht. Mal muss man diese Nebenwirkungen in Kauf nehmen, weil sich sonst in der Therapie gar nichts bewegen würde; meist kann man sie umgehen, weil es Alternativen gibt.

Man kann Euren Fall einfach nicht mit den Erfahrungen anderer vergleichen, weil nur der Einzelfall zählt. Was hat der Patient genau? Wie schlimm ist es? Was genau erhoffen sich der Patient und / oder sein Umfeld von dem Medikament? Erst dann kann man in die Akten eintauchen und sagen: "Hier sind Fälle, die vergleichbar sind, und eine Aussage zu Deiner Frage nach Erfahrungen erlauben".

Dabei gibt es allerdings schon ein großes Problem: Du scheinst keine belastbare, aussagekräftige Diagnose in der Hand zu haben, und das recht große Programm an Medikamenten, die in den vergangenen Monaten gegeben worden sind, kann die Wirkung dieses Medikaments zudem verändern, auch wenn die anderen Medikamente bereits abgesetzt sind.

Grundsätzlich kann ich Dir allerdings sagen, dass es einige Zeit dauern kann, bis Du eine Wirkung siehst. Und: Risperdal macht weder beliebt, noch schlau. Du solltest also nicht zu viel erwarten. An einer nachhaltigen, langfristigen Therapie führt kein Weg vorbei - denn nur in der Kombination wirst Du Deiner Tochter die einigermaßen normale Entwicklung ermöglichen können, die Du anstrebst.

Viele Grüße,

Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
hmmm...also ich versuch es mal so:

Die Diagnose ist schon handfest, nur bin ich ja Laie auf dem Gebiet und meine Tochter ist umgeben von einem Heer an Fachleuten.
Die Klink hat 10 Kinder und in Summe gut 20 Personen Fachpersonal aus allen Gebieten.

Die Diagnose lautet Bindungsstörung mit Enthemmung. Damit kannst Du sicher etwas anfangen. Die "Enthemmung" ist eben in der Form sichtbar, dass meine Tochter nicht kritikfähig ist, also eine extrem niedrige Frustationstoleranz hat. D.h. wenn sie in der Schule was nicht versteht (auch in der Klinikschule), auch wenn sie es konnte, blockt sie total ab, rastet aus und beschimpft die Lehrer auf übelste Weise, rennt aus der Klasse. Sie ist also in dieser Beziehung (auch bei Kritik) extrem Impulsiv mit heftigsten Wutausbrüchen.

Durch die Therapie ist sie ein Stück weit voran gekommen: Sie kann zu Hause diese Ausbrücke kontrollieren. Sie spricht dann direkt über die Gefühle ("Ich fühle mich ungerecht behandelt" etc.). In der Schule kann sie das noch nicht. Das ist der einzige Grund, warum eine Regelschule im Moment problematisch ist. Ohne diese Ausbrüche, wäre sie "normal" beschulbar.

Risperdal soll nun eingesetzt werden, um diese Impulse, die zu den Ausbrüchen führen, zu dämpfen. Ihre Reizschwelle soll verringert werden, damit nicht jeder kleineste Reiz zu einem solchen Ausbruch führt.

Daneben wird weiter Therapie laufen, ihr dabei zu helfen, mit diesen Emotionen besser umgehen zu lernen und zu kontrollieren. Aus meiner Sicht finde ich die Idee mit Risperdal erst einmal gut, weil ich glaube, dass sie so überhaupt erst lernen kann, die negativen Emotionen zu kontrollieren. Das Medikament soll ihr dabei helfen und natürlich auch die Therapie.

Ziel ist nun, dass sie in Zukunft immer mehr Kontrolle über ihre Emotionen bekommen soll, so dass sie keine Medikamente mehr braucht, die ihr dabei helfen.

Da sie diese Ausbrüche auch gegenüber anderen Kindern hat, würde sie zumindest eine Basis bekommen, mit Hilfe des Medikaments, Therapie und einem Neuanfang nach den Herbstferien, positive Erfahrungen zu sammeln, die sie dabei stärken, ihr Sozialverhalten, angemessen zu entwickeln.

Das ist die Theorie der Therapeuten, wie ich sie verstanden habe.

Sollte das alles so nicht eintreffen, macht das Medikament natürlich auch keinen Sinn und es müssen andere Wege gefunden werden. Im Moment kenne ich keinen Weg, der besser wäre.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Ich fange auch mal mit hmmmm an.

Hmmm, insgesamt erinnert mich das an einen meiner (Adoptiv-)Söhne, der jetzt ungefähr 16 ist (ungefähr, weil seine Mutter im Drogenrausch vergessen hat, seine Geburt zu melden. Er hat vor Jahren einen anderen Jugendlichen krankenhausreif geprügelt und ist dafür ins Gefängnis gekommen, wo er zeitweise Risperidon bekommen hat.

Er war mit Sicherheit in dieser Zeit für das Personal händelbar, wobei die begleitende Aggressionstherapie nur augenscheinlich gegriffen hat. Der Grund dafür war seine Bindungsstörung: Er wurde sein Leben lang zwischen den Institutionen hin- und hergeschoben, was ein tiefsitzendes Misstrauen gegenüber, und eine tiefe, unbändige Wut auf andere Menschen hervor gerufen hat.

Das Medikament hat das betäubt, aber nicht geändert. Es kann kein Vertrauen schaffen - das können nur Menschen machen. Und der Schlüssel dafür ist, die Bindungsstörung anzugehen, und sich die Frage zu stellen, was man dagegen tun kann. Das allerdings ist eine Einzelfallentscheidung, weil Bindungsstörung nicht gleich Bindungsstörung ist. So lange keine körperliche Ursache vorliegt, ist Enthemmung meist ein Symptom der Bindungsstörung. Dass allerdings die Bindungsfähigkeit weiter stören kann.

Viele Grüße,

Ariel
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von hitnak
Ich fange auch mal mit hmmmm an.

Ich dann auch: *hmmmmm*

Verstehe ich dich richtig, das du so massiv gegen das Risperdal in diesen (und überhaupt?) argumentierst, weil, so wie ich es begreife eher verhaltenstherapeutisch an der Impulskontrolle gearbeitet werden soll und nicht (tiefenpsycholigisch zB) an der Bindungsstörung?

Ich frage nach, weil mich dein Gegenargumentieren schon etwas in seiner Vehemenz erstaunt. Feivelmaus liest sich für mich reflektiert, sachlich, kritkfähig und durchaus auf Ratschläge eingehend. Ich habe absolut nicht den Eindruck das hier leichtfertig mal ein paar Medis gegen werden sondern das wirklich nach gangbaren Wegen gesucht wird um dem Kind zu helfen.

Natürlich ist Risperdal (nach allem was ich weiß und Medis sind jetzt nicht mein wirkliches Spezialthema) 'ne richtig harte Nummer usw usf. Aber hier steht eine Klinik, in der sich die Mutter anscheinend gut aufgehoben fühlt, komplett dahinter. Man hat der Mutter anscheinend das Konzept und den Ansatz so gut erklärt das sie es hier verstandlich wieder geben kann. Und ja ich kann diesen Ansatz auch teilen.

Es gibt Fälle in denen Medis erst eine Therapiefähigkeit herstellen und so erste Schritte ermöglichen und genauso lese ich die Erklärung der Mutter.
Das langfristig die Bindungsstörung angegangen werden muss usw usf, das steht doch nicht um Gegensatz dazu jetzt via Medis zu versuchen einen Weg zufinden dem Kind erstmal wieder ein bißchen Boden unter den Füßen zu geben, auf dem dann Vertrauen wachsen kann. So rum kann es doch durchaus auch funktionieren.

LG,
Tina
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Bis jetzt verträgt sie das Medikament gut. Sie bekommt noch Beides: Strattera ausschleichend und Risperdal einschleichend.

Sie ist etwas müde, aber was mir positiv aufgefallen ist, was bisher undenkbar war: Meine Tochter kann sich mit nichts lange beschäftigen. Wenn sie ein Buch hat, liest sie 5 Minuten und meint, sie sei fertig und nimmt das nächste. Bisher haben wir das immer so gehandhabt, dass sie das nächste Buch erst dann bekommt, wenn sie eines fertig gelesen hat. Dieses umtriebige Verhalten ist aber nur eines, der vielen Probleme, die sie hat.

Gestern sitzt sie auf der Couch und liest wieder ein Buch und ich warte schon drauf, nach wie vielen Minuten sie wieder die Aktivität wechselt. Aber es passierte nichts. Sie las einfach weiter, fast eine ganze Stunde ohne etwas zu sagen und voll bei der Sache. So ähnlich läuft es im Moment auch in der Schule: Sehr aufmerksam und für die Lehrer schon nahezu "unheimlich".

Ihr Wesen hat sich gottseidank nicht verändert, was ich befürchtete.

Ich wundere mich über die sehr schnelle und effektive Wirkung und werde weiter beobachten. Sie selbst bemerkt, wenn man sie darauf anspricht, keine Veränderung.

Bezüglich der Nebenwirkungen habe ich noch einmal nachgehakt und mir wurde gesagt, Risperdal würde mit guten Erfahrungen eingesetzt und es hätte noch keinen Fall mit Nebenwirkungen gegeben. Im Gegenteil: Die Nebenwirkungen von den typischen ADHS Medikamenten wie Appetitlosigkeit, Gewichtsveränderungen, Tics (hatten wir sehr extrem bei unserer Tochter mit Medikinet, da bekam sie alle 3 Wochen andere Tics) treten hier definitiv nicht auf.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

Müdigkeit ist einer Effekte von Risperidon. Die positiven Effekte könnten von der Kombination von Atomoxetin und Risperidon kommen - das sollte man beobachten, denn wenn dem so sein sollte, könnte man die Dosis des Risperidon auf einem Minimum halten.

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"Bezüglich der Nebenwirkungen habe ich noch einmal nachgehakt und mir wurde gesagt, Risperdal würde mit guten Erfahrungen eingesetzt und es hätte noch keinen Fall mit Nebenwirkungen gegeben"

Sollte sich diese Äußerung auf die allgemeine Erkenntnislage zum Wirkstoff Risperidon beziehen, wäre sie eine eiskalte Lüge: Sowohl die Erkenntnislage des Herstellers als auch die Studienlage ist da eindeutig - es gibt je nach Art der Nebenwirkung und Höhe der Dosis bei zwischen zwei und 30 Prozent der Patienten Nebwnwirkungen. Auch die Müdigkeit, die mit höherer Dosis zunimmt, und bei sehr vielen Jugendlichen die Lernfähigkeit einschränkt, ist letzten Endes eine Nebenwirkung - deshalb meine Hoffnung, dass das Atomoxetin vielleicht ein bisschen Feuerpower unter die Haube bringt. Es würde die Dinge für Euch einfacher machen.

Bezieht sich die Aussage auf die Erfahrungen in der Klinik selbst, wäre sie nachvollziehbar - die meisten schweren Nebenwirkungen treten erst Wochen oder Monate nach dem Beginn der Einnahme auf, und dann sind die Patienten wahrscheinlich an einen niedergelassenen Psychiater entlassen. Problematisch wäre die Aussage dann allerdings trotzdem noch, weil sie eine absolute Sicherheit suggeriert, die keine ist, und dem Recht des Patienten und / oder seiner Angehörigen auf Aufklärung und Beratung widerspricht.

"Die Nebenwirkungen von den typischen ADHS Medikamenten wie Appetitlosigkeit, Gewichtsveränderungen, Tics (hatten wir sehr extrem bei unserer Tochter mit Medikinet, da bekam sie alle 3 Wochen andere Tics) treten hier definitiv nicht auf."

Diese Aussage ist in sich äußerst logisch, aber ebenfalls eine Verdrehung der Fakten - ein klassischer Äpfel-mit-Birnen-Vergleich. Atomoxetin und Risperidon sind zwei völlig unterschiedliche Wirkstoffe mit völlig unterschiedlichen Wirkweisen im menschlichen Körper. Deshalb ist es völlig klar, dass der eine Stoff nicht so wirkt, wie der andere. Täten beide das gleiche, würde man ja nicht zwischen ihnen wechseln wollen. Es ist natürlich richtig, wenn man sagt, dass die Nebenwirkungen von Atomoxetin bei Risperidon nicht auftreten - dabei fehlt allerdings der Verweis darauf, dass Risperidon andere Nebenwirkungen haben kann (was auch im Beipackzettel steht).

"Gewichtsveränderungen (...) treten hier definitiv nicht auf"

Das ist definitiv Pizza mit Nutella und Essiggurke. Eine massive Gewichtszunahme ist eine der häufigsten Nebenwirkungen von Risperidon - so häufig, dass in den USA, wo das Medikament in den 80ern und 90ern wie Bonbons an die Kinder verteilt wurde, Risperidon nur noch unter strengen Auflagen verschrieben werden darf.

Bitte versteh' mich nicht falsch: Ich will Dir das Medikament nicht ausreden, auch wenn ich ihm kritisch gegenüber stehe, was wiederum an Äußerungen wie den Zitierten liegt, die leider kein Einzelfall sind. Ich weiß, dass manchmal kein Weg an diesem Medikament vorbei führt, und bei Euch gibt es ja bereits, erstaunlich früh, Ergebnisse.

Das allerdings entbindet Ärzte nicht von ihrer Pflicht, ihre Patienten und / oder deren Angehörige, auch wenn es sich um Psychiatrie-Patienten handelt, umfassend und wahrheitsgemäß aufzuklären.

Viele Grüße,

Ariel
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
auch von uns mal das Neuste:

Nach Gesprächen mit Klinikschulenlehrern, Therapeuten und Erziehern hat sich gezeigt, dass ihr Verhalten in der Klinik deutliche Fortschritte gemacht hat. Sie ist wesentlich ruhiger und konzentrierter bei der Sache. Sie regt sich zwar immer noch schnell auf, findet aber auch genauso schnell wieder zurück.

Zu Hause ist es ebenso. Sie hat ihr Verhalten wesentlich besser unter Kontrolle. Beispiel Abendessen: Meine Kleine gießt sich Wasser ein und lässt einen minimalen Rest in der Flasche zurück. Die Große regt sich auf, warum sie nicht gleich leer macht und eine neue Flasche holt. Eigentlich belanglos, aber bevor ich nur ein Wort rausbringe, entsteht aus so etwas eine heftige Eskalation und Geschrei bis die Große dann aufsteht und den Tisch ohne etwas zu Essen verläßt.

Die gleiche Situation sieht jetzt so aus: Die Große macht dieselbe Bemerkung in einem unfreundlichen Ton, weil sie schlechte Laune hat, da es in der Ausbildung schlecht läuft. Die Kleine wäre hier gleich wieder ausgerastet. Stattdessen bleibt sie cool und sagt ruhig zur Großen "Du solltest Deine schlechte Laune nicht an mir auslassen". Es gibt noch ein Wortgefecht, aber die kleine sagt einfach nichts mehr und erzählte mir hinterher, sie hätte sich nur vieles noch gedacht, aber nicht mehr ausgesprochen, weil es eh nichts gebracht hätte.

Das war nur Ein Beispiel von vielen. Auch wenn es um Bastelarbeiten geht war es bisher so, dass sie schnell mal was began und gleich auch wieder aufhörte oder nach 3 Tagen den Inhalt und das Thema einer Therapiesitzung vergaß. Nun kann sie an einem Projekt mehrer Tage intensiv arbeiten. Sie hatte sich in der Klinik selber ein Brettspiel gebastelt mit sehr viel Kreativität (Mit Aktionskarten etc.). Da war ich richtig platt, als ich das sah.

Sie selber sagt, dass sie sich mit dem "neuen" Medikament gut fühlt. Sie wirkt ausgeglichener und zufriedener als jemals zuvor.

Die Psychologen in der Klinik empfehlen die Gabe über 1 Jahr und werden auch weiter ambulante Maßnahmen durchführen. Man glaubt, dass sie sich dann auch ohne Medis besser kontrollieren kann.

So stellt sich die Frage, in welchen Verhältnis mögliche Nebenwirkungen zu den Erfolgen liegen.

Strattera wurde nun auch ausgeschlichen, da in Kombination eine sehr intensive Müdigkeit vorhanden war, die jetzt verschwunden ist.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo feivelmaus,
schön das es so gut läuft. Und noch schöner das es deine Tochter selber auch bemerkt und sich dadurch natürlich auch ihre Lebensqualität wesentlich erhöht.

Bei so einem Erfolg nimmt man die Nebenwirkungen (und die sind ja leider nicht einfach wegzuzaubern) auch in Kauf, wenn auch nicht gerne.

Ich drück auch mal die Daumen das es weiterhin so bleibt.

LG :bye:Cordu
 
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