brauche Rat -  Schule, Jugendamt..ich hab kein Vertrauen mehr

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isabellvare

Guest
Hallo,
ich bin völlig verzweifelt. :heul

Mein Sohn ist 7, seit letztem Jahr ist ADHS diag. worden. Die letzten 3 Monaten im Kiga haben wir ihm Ritalin gegeben. Mit 5mg haben wir angefangen und sind seit Sommer auf Medikinet Retard 20 mg gestiegen. Ich persönlich merke - das das Zeug wirkt. Nur in der Schule hilft das Anscheinend nicht. Mein Kind ist gerade mal ende August eingeschult worden, schon hab ich Probleme an Mass..
Ich war von anfang an ehrlich und hab mit seiner Lehrerin gesprochen, was er für Probleme hat. Ich renne ständig zu ihr hin und auch in die Betreuungsgruppe, bringe InfoMaterial mit etc.pp.

Nur meinen Sohn lehnen sie ab. Er ist von anfang an in diese Schublade gesteckt worden und nervt die.

Ich dummes Huhn, war einfach mal wieder zu vertrauensvoll zu der Lehrerin und hab ihr gesagt, dass ich letztes Jahr das Jugendamt um Hilfe gebeten habe und hab ein Jahr einen Familientherapeuten gehabt. Bis auf die letzten drei Monaten kam ich gut mit diesem Mann zurecht, nur als ich seine merkwürdigen Therapien ablehnte (Festhaltetechnik nach Prekopp) fühlte er sich wohl in seinem Ego gekränkt. (ich hatte das aber ausprobiert und mein Sohn und ich haben 2 Stunden lang geheult und gelitten, deshalb wollte ich das nicht weitermachen)

Also, jetzt ist der Therapeut zum Jugendamt (muss er ja auch) und sagt, es liegt alles an mir, etc.pp um zu begründen, warum er mit mir nicht mehr zusammen arbeiten will. Gestern war das Abschlussgespräch und ich merkte, das sich der Mann vom Jugendamt schon vorher seine Meinung in Richtung Therapeuten gemacht hat und ich gegen Windmühlen ankämpfte. Mir wird nicht geglaubt und ich bin alles schuld.

Ich hatte der Lehrerin das erzählt - das wir diese Hilfe nicht weitermachen. Was macht die? Ruft da beim Jugendamt an und behauptet mein Sohn braucht hilfe und ich will kein Gespräch. Statt mich direkt anzusprechen, ich hätte das schon eingeleitet...
Ich finde es eine Unverschämtheit der Schule, hinter meinen Rücken da anzurufen, wo ich mir freiwillig Hilfe geholt habe um mich zu zwingen, weiter Hilfe in Anspruch zu nehmen. :shake

Die Betreuung und auch die Schule schreiben jetzt alles auf, was mein Sohn anstellt. Und lügen mich auch noch an, sie hätten das JA nur angerufen, um sich selber Hilfe zu holen. Frechheit, ich bin stinkesauer. :kotz:

Ich weiß nun nicht mehr was ich machen soll. Ich hab kein Vertrauen mehr zum Jugendamt (Sozialer Dienst), kein Vertrauen mehr in die Kinderpsychater und in die Therapeuten.Und zur Schule erst recht nicht mehr. Ich möchte sogerne das mein Sohn in eine normale Schule gehen kann.

Was könnt ihr mir vielleicht raten? Ich bin echt am Ende meiner Weisheit, ich weiß auch nicht, ob ich die Hilfe ablehnen kann beim Jugendamt. Ich kenne meine Rechte nicht.
 
M

Meggy

Guest
Hallo Isabell!

Erstmal danke für deinen ausführlichen Beitrag!
Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir geht, klingt doch meine geschichte ähnlich. Schulen, die das JA anrufen (mit denen ich aber glücklicherweise ein besseres Verhältnis habe), Kinder in eine Schublade stecken. Zur Schule rennen, Vertrauen verlieren, sich alle Schuhe anziehen, Therapeuten mit denen man nicht klar kommt,etc.,pp.... Das volle Programm...
Das einzige was hilft, ist: Weitersuchen, weiter machen. Jeden einzelnen Tag!
Das JA hat Keine Therapeuten, die dir da wirklich helfen können!
Ich fürchte, du wirst dir selber einen suchen müssen. Das Dilemma ist halt, dass Kinder auch mit Medis in der Schule nicht klar kommen, wenn sie nicht anders behandelt werden dort. Die Medis sind halt kein Wundermittel! Sie helfen nur, dass Kinder sich selber erarbeiten könne, Hilfe und Regeln anzunehmen, sich selber Strukturen erarbeiten können, damit sie mit Ihrer besonderen begabung umgehen können. Ihre Ressourcen entdecken und das fördern! Negatives manchmal unter den Tisch kehren zu können.

Es wäre zuviel hier, dir einen kompletten Vortrag zu schreiben, ich denke, du informierst dich selber auch und liest dich hier hoffemntlich fleißig durch, damit DU den Mut nicht verlierst!

Was würde ich an deiner Stelle tun? Den Arzt nerven, mit ihm gemeinsam einen Therapeuten suchen, der mit EUCH gemeinsam ein Verhaltenstraining erarbeitet. Denn du kannst soviele Therapien machen, wie du willst. DU musst deinen Sohn coachen, ihm Hilfestellungen geben, wie es geht. Dafür musst auch du lernen, wie es geht.

Das JA kann dir nichts. Ich würde aber pauschal die Hilfe nicht ablehnen, mir aber andere dazu suchen. Daher weiß ich nicht, welche Rechte du da kennen müsstest. Es gibt die Eingliederungshilfe, um seelische Schäden/Behinderungen eines Kindes zu vermeiden. Und um es damit nicht zu verscherzen, mach damit weiter. Sage denen aber auch definitiv, WO du Hilfe brauchst! Du weißt mehr über ADS und über dein Kind, als die beim JA. Erkläre ihnen das.

Gibt es bei dir in der Nähe einen Verein? Eine SHG für ADS? Dann wende dich an die.
Oder schau auf die Seiten des Bundesverbandes für ADS, ob du dort Adressen findest. www.bv-ah.de

Habe ich dir nun helfen können? Oder zumindest etwas aufbauen oder Trost geben können? Schreib gerne mehr, damit wir mehr erfahren, dann kann man vielleicht detaillierter darauf eingehen.

Alles Gute und einfach mal :maldrueck
Meggy
 
M

Meggy

Guest
Ach ja, noch einen Nachtrag. Heute ist eh Mittwoch, wenn es dir also helfen könnte, dann nimm doch einfach mal an unserer "Online SHG" teil.
Du triffst bei uns auf Betroffene Eltern, fühlst dich nicht so alleine mit deiner Thematik. Wir treffen uns jeden Mittwoch ab 20.30 Uhr im Forums eigenen Chat im Raum ADS-Hyperaktivität.

Würd mich freuen...
 
I

isabellvare

Guest
Hallo Meggy,
da liegt ja jetzt bei mir der Knackpunkt. Der Therapeut war ja hier um 1x die Woche mich in der Erziehung (und im Verhalten) zu coachen, damit mein Sohn ein besseres Verhalten lernt. Genau da liegt aber jetzt das Problem. Ich hab viel daraus mitgenommen, vieles auch gut umsetzen können, aber eben nicht gut genug. Mein Sohn hat diese Verhaltensauffälligkeiten schon Jahre, und die kann man nicht innerhalb von 1x in der Woche für 1 Stunde so in den Griff kriegen.

Mir ist auch aufgefallen, immer wenn dieser Mann da war, hatte mein Sohn solche Gamaschen, das er in dieser Zeit das liebste Kind war, um danach wieder in seinen normalen Rythmus zu fallen. Frech sein, nicht hören wollen etcpp. Er hat immer sofort eine Strafe von diesem Mann bekommen, durfte in sein Zimmer gehen, also sah das doch wie ein Therapieerfolg aus.

Aber der Therapeut hat niemals meinen Sohn so erlebt, wie ich ihn erlebe, die Schule oder die Betreuung.

Wenn ich konsequent bin, dann gibts trotzdem einen Kampf mit meinem Sohn und Geschrei und Getobe.

Jetzt behauptet aber dieser Mann, er hat mein Kind gut im Griff - nur ich würde anscheinend nichts machen um mich durchzusetzen..

Das ist jetzt genau das was das JA auch denkt, ich kann mich nicht durchsetzen und ich habe versagt. Verstehst du was ich meine?
 
M

Meggy

Guest
Original von isabellvare

Jetzt behauptet aber dieser Mann, er hat mein Kind gut im Griff - nur ich würde anscheinend nichts machen um mich durchzusetzen..

Das ist jetzt genau das was das JA auch denkt, ich kann mich nicht durchsetzen und ich habe versagt. Verstehst du was ich meine?

Oh, ich verstehe dich sehr gut. Hatte ich doch gestern das als gesprächsthema mit meiner Mutter. Ihre Probs mit meinem Dad (ich habe keine mit ihm), meine Probs mit meinem Sohn (sie hat keine mit ihm). Wir waren uns einig, dass wir die nicht haben, weil wir den menschen nicht ständig um uns haben. Daher alles viel gelassener sehen können. Verzeihen, nicht nachtragen...

Wenn mein Kind tobt, MUSS ich es ignorieren, es DARF KEINE Reaktion bekommen, wenn er tobt. Wenn er wieder ruhig ist, MUSS er positive Aufmerksamkeit bekommen.
Unsere Kinder fordern Aufmerksamkeit und geraten in den Strudel, auffällig zu werden, denn dann haben sie Aufmerksamkeit.

Also müssen sie aus diesem Strudel raus.

Und um dafür die Gelassenheit zu bekommen, dafür reicht eine Therapiestunde wöchentlich nicht aus. Stimmt. Darum sind wir hier, darum suchen wir Infos.
Um zu VERSTEHEN, warum, wieso, weshalb. Verstehe ich, habe ich VERSTÄNDNIS, habe ich Verständnis, kann ich VERZEIHEN, habe ich GELASSENHEIT.
Und zusätzlich zu allen Regeln und Strukturen (wovon wir mit ADS Kindern ja viel mehr haben, also viel mehr Erziehungsarbeit leisten), ist es die Gelassenheit, die wir brauchen, um tagtäglich wieder von neuem mit unseren Kindern zu arbeiten. Sie anzunehmen.

Und dafür brauche ich andere Menschen, um mich nicht alleine zu fühlen. Ich glaube kaum, dass jemand von uns sooo selbstbewusst ist, das alleine zu schaffen. Man muss immer wieder aufgebaut werden.
 
I

isabellvare

Guest
Danke liebe Meggy, deine Worte tun sehr gut. Hab ich doch gerade jetzt ein Gespräch per Tel. mit meiner Mutter gehabt und konnte mir auch von dieser Seite wieder Vorwürfe anhören, mein Kind hat kein ADHS, ich vergifte ihn mit Pillen, ich hab ihn nie erzogen, ihn nie seine Grenzen gezeigt, blabla...

genau, dass kann ich nicht mehr hören. Sogar in der eigenen Familie denken die ich bin schuld und keiner glaubt an ADS.

Wenn ich meine Mutter schon nicht überzeugen kann, wen dann???? :sn7
 
M

Meggy

Guest
DICH selber!

ADS kann man nicht anerziehen. Man kann es nur die negativen Begleiterscheinungen damit fördern oder weg bekommen.
Und wenn du merkst, dass deinem Sohn die Medikamente gut tun, dann zieh dir nicht die Schuhe von anderen an. Daher riet ich dir ja zu einer SHG oder dass du in den Chat kommst. Am besten beides... :-D
 

Leon910

*Jungsmama*
Original von isabellvare
Danke liebe Meggy, deine Worte tun sehr gut. Hab ich doch gerade jetzt ein Gespräch per Tel. mit meiner Mutter gehabt und konnte mir auch von dieser Seite wieder Vorwürfe anhören, mein Kind hat kein ADHS, ich vergifte ihn mit Pillen, ich hab ihn nie erzogen, ihn nie seine Grenzen gezeigt, blabla...

genau, dass kann ich nicht mehr hören. Sogar in der eigenen Familie denken die ich bin schuld und keiner glaubt an ADS.

Wenn ich meine Mutter schon nicht überzeugen kann, wen dann???? :sn7


DAS kenne ich nur zu gut! Ich darf mir auch immer von allen anhören, daß ich bzw. wir Schuld am ADHS unseres Sohnes sind. Und wenn das aus der Eigenen Familie kommt ist das echt deprimierend! Aber da spricht einfach nur die Unwissenheit...ich ignoriere neuerdings solche Worte, denn mehr als erklären kann ich nicht, und ich muß mich bestimmt nicht dafür rechtfertigen!!!
Ich wünsche Dir trotzdem ganz viel Kraft, und hoffe das alles gut wird!! :maldrueck
Laß Dich durch sowas nicht runterziehen, denk an Dein Kind...es braucht Dich! :druecker

LG Marion :sonne
 
I

isabellvare

Guest
Original von Meggy
DICH selber!

ADS kann man nicht anerziehen. Man kann es nur die negativen Begleiterscheinungen damit fördern oder weg bekommen.
Und wenn du merkst, dass deinem Sohn die Medikamente gut tun, dann zieh dir nicht die Schuhe von anderen an. Daher riet ich dir ja zu einer SHG oder dass du in den Chat kommst. Am besten beides... :-D

Meggy,
was ist denn SHG?
In den Chat kann ich heute nicht kommen, da ich heute einen Termin in einer neuen Selbsthilfegruppe habe. Nächsten Mittwoch aber gerne, den Termin merke ich mir.

@Marion, danke für deine lieben Worte. Da fühlt man sich eh beschissen und dann kriegt man noch einen drüber, super sag ich dir. Ist ja schön wenn man aufm Boden liegt nochmal draufzutreten. :shake

Ich hab viel für mein Kind gemacht, ich bin rumgerannt und erstviel zu spät würde ADHS entdeckt, klar mache ich Fehler, habe ich gemacht und tue sie immer noch, aber ich bin eine Mutter, die sich wirklich drum kümmert. Aber das sieht keiner. Ich erfreue mich immer über jeden Tag, wo mein Sohn ein Sonnenschein ist, in der Schule, Betreuung und hier zuhause. Das sehe ich, ich lobe ihn und motiviere ihn.

Ist nur so schade, das man mittlerweile die Tage und die Erfolge in kleinen Schritten sehen kann - und der ganze Müll der von der Gesellschaft kommt - in Kübeln auf meinen Kopf prasseln...das macht es so schwer - die Erfolge in sein Herz zu lassen...und stark zu bleiben.

Mädels, ihr seit super hier. :respekt
 
M

Meggy

Guest
Original von isabellvare
Meggy,
was ist denn SHG?
In den Chat kann ich heute nicht kommen, da ich heute einen Termin in einer neuen Selbsthilfegruppe habe. Nächsten Mittwoch aber gerne, den Termin merke ich mir.

Hast dir ja beantwortet.... :rofl
Ne Selbsthilfegruppe..... :-D

Klar sind wir super hier, würd mich noch freuen, wenn du dich HIER noch mal kurz für uns vorstellst. :]
 
M

Meggy

Guest
Original von isabellvare

erstviel zu spät würde ADHS entdeckt,

:shake Ist nie zu spät... :-D
Manche erkennen es erst, wenn sie erwachsen sind.
Und Fehler macht jeder. Man handelt halt immer so, wie man es gerade für richtig hält.
Wir sind "nur" Menschen.... :ablachen
 
I

isabellvare

Guest
Meggy, ups....

sorry, muss zugeben, nach dem gestrigen Trubel im JA hab ich kaum geschlafen die Nacht und ich glaube - ich bin etwas zerstreut. :lhg

Klar werde ich mich da in dem anderen Thread mal vorstellen. :D
 
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