Schwierig -  Todesstrafe

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User8

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hallo...
ich hoffe mal das dieser thread nicht gleich wieder untergeht....mich hat das was ich hier heute gelesen habe nmlich ziemlich berührt und ich möchte es euch nicht vorenthalten:

Todesstrafe ........
 
C

Coleman

Guest
Leider ist es doch gleich wieder untergegangen - vermutlich im Zusammenhang mit der derzeit grassierenden Exhumierungswelle alter Threads, die immer wieder aktuelle Themen aus den Listen verdrängt. Ich hol's deswegen nochmal an die Oberfläche. Als erklärter Todesstrafen-Gegner liegt mir das Thema sehr am Herzen.

Gerade kürzlich habe ich gelesen, dass in Amerika ausgerechnet als Folge der Wirtschaftskrise in einzelnen Bundesstaaten der USA die Abschaffung der Todesstrafe diskutiert wird. Entgegen eines weit verbreiteten Irrtums ("der Staat soll nicht ein Leben lang auch noch für Verbrecher zahlen müssen") kostet nämlich die Todesstrafe den Staat weit mehr als eine lebenslange Haftstrafe - und die Regierungen sehen hier Einsparpotenziale.

Schon erstaunlich, welche positiven Begleiterscheinungen so eine Rezession haben kann... (ist übrigens nicht die einzige: auch die Umwelt profitiert davon - denn die Regierungen geben zwar weniger Geld für Umweltschutzmassnahmen aus - aber bei sinkender Wirtschaftsleistung sinken auch die Schadstoffemissionen, und das übertrifft diesen Effekt - bei weitem).
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich bin definitiv gegen die todesstrafe abgesehen davon dass die Kosten höher sind als eine lebenslange Verwahrung bin ich der Meinung kein Menscgh darv einen anderen Töten egal was dieser getan hat.
Was ist den wenn sich später raus stellt,m das dieser mensch doch unschuldig war? Glaubt mir das passiert öfter als man denkt nur es wird natürlich nciht puplik gemacht.
 

virgi

Mitglied
Die Todesstrafe ist "verührerisch", denn sie hat sehr viel mit Rache zu tun, und manche versuchen uns davon zu überzeugen, dass wenn man einen Menschen hinrichtet, das Problem mit ihm verschwindet. Aber ich glaube es verschwindet nicht. Jeder Mensch sollte die Gelegenheit haben seine Fehler zu bereuen um daraus zu lernen.
 
U

User8

Guest
Ja , ich sehs auch so.Und ich finde es auch wichtig das man sich die Unmenschlichkeit der Todestrafe hin und wieder vor Augen hält, gerade es "da draußen" unglaubliche Pschophaten gibt. Man hat manchmal unglaubliche Wut auf Menschen die anderen das leben nehmen- aber wie Virgi das schon sagt. Die Todesseafe hatsehr viel mit rache und genugtuung zu tun und ist für mich die total falsche Art mit Mördern oder Psychophaten umzugehen.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
little in solchen Fällen hilft nur eine Lebenslange und ich meine wirklich lebenslange verwahrung.
 
U

UserC

Guest
ich kann das von thomas so unterschreiben.

bei dem herrn aus österreich meinte mein männe letzte woche (der vorletzte?) bei der urteilsverkündung: todesstrafe wäre hier das richtige - da durch seine schuld eines der kinder gestorben ist.

ich seh das anders. lebenslang. aber wirklihc lebenslang. und keine begnadigung nahc 15 jahren.
 
C

Coleman

Guest
Grundsätzlich hat jede Strafe immer zwei Gesichtspunkte - Juristen nennen das "Spezialprävention" und "Generalprävention":

Mit dem einen bezeichnet man die Absicht, zu verhindern, dass dieser spezielle Täter nochmal straffällig wird. In den meisten Fällen reicht nach der Idee des Gesetzgebers eine "normale" Strafe aus (Geldstrafe, zeitlich begrenzte Haftstrafe), damit derjenige das künftig lässt (weil er nicht wieder bestraft werden will). Im Extremfall muss es (bei uns) eine lebenslange Strafe sein - oder eben die sogenannte Sicherungsverwahrung, die eigentlich gar keine Strafe im engeren Sinne mehr ist, sondern nur noch dem Schutz der Allgemeinheit vor einem besonders gefährlichen Täter dient.

Mit "Generalprävention" bezeichnet man das, was man gemeinhin schlicht "Abschreckung" nennt. Andere sollen sehen, was mit ihnen passiert, wenn sie eine Straftat begehen, und es deshalb von vornherein lassen. Das ist durchaus ein legitimer Aspekt, und wahrscheinlich auch nötig, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Sie wird aber gerade von Verfechtern der "harten Linie" gerne überschätzt. Wie littefoot ganz richtig sagte: es ist seit langem bekannt, dass die Todesstrafe nicht wirklich abschreckend wirkt.

Die Spezialprävention wird zumindest aus Sicht der Öffentlichkeit (geprägt durch Presse-Meinungen) oft zu wenig berücksichtigt, weil Täter als vermeintlich "geheilt" entlassen werden - und wieder rückfällig werden. In diesen Fällen hat das System versagt, und während die Öffentlichkeit hier fast nur den Opferschutz im Auge hat, sehen die damit beteiligten Stellen (Gerichte, Therapeuten, Gutachter) vor allem den Täter, mit dem sie ständig zu tun haben. Beides ist ein Tunnelblick und führt zu einer verzerrten Wahrnehmung. So verbaut schon ein einziger, rückfällig gewordenener Sexualstraftäter den Blick auf viele ehemalige Täter, die aufgrund von positiven Prognosen entlassen wurden und nie wieder straffällig geworden sind - sie tauchen einfach in keiner Schlagzeile mehr auf und werden von der Öffentlichkeit überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Sie würden aber wegen des rückfällig gewordenen Täters alle weiterhin in Haft bleiben müssen, obwohl ihre Straf längst abgesessen ist - einfach um die Gemeinschaft vor ihnen zu schützen (obwohl diese Gefährlichkeit ja nicht für jeden individuell bewiesen ist - und eine Freiheitsentziehung fordert nunmal in einem Rechtsstaat diesen Nachweis der individuellen Gefährlichkeit).

Es ist auch eine unzulässige Verallgemeinerung, zu behaupten, dass Sexualstraftäter oder Pädophile nicht von künftigen Straftaten abgehalten werden können. Das können sie sehr wohl - so wie viele, die unter einer sexuellen Störung leiden, von vornherein niemals zum Straftäter werden.

Das Problem ist damit schon vom Ansatz her nicht wirklich lösbar. Man kann nur versuchen, möglichst genau zu analysieren, ob ein verurteilter Straftäter, der seine Strafe abgesessen hat, zu denen gehören wird, die künftig gesetzestreu leben werden, oder ob er wieder eine Gefahr sein wird. Man kann auch die Grenzen zugunsten des Opferschutzes verschieben und die Anforderungen an die positiven Prognosen hochschrauben - aber wirklich lösen kann man das Dilemma nicht.
 
U

User8

Guest
Also...ich rede nicht von Theraphie um danach auf die Welt loszulassen-
ich rede von lebenslanger Haft und lebenslanger Kontrolle, von Meldepflicht von Gewaltverbrechern.....von Meldepflicht wenn ein Psychophat , ehemal Kinderschänder umzieht, von der Pflicht regelmäßig den Psychater zu besuchen...u.s.w
.Mich erschreckt der Gedanke das man IRGEND jemanden durch eine Giftspritze ( der Tod ist übrigens keineswegs schmerzfrei- wenn man nicht richtig spritzt),hängen, steinigen, erschiessen oder sonst was das Leben nimmt. Und wie gängig diese Strafe doch ist. Wir sind einfach keine Richter über Leben und Tod.
Es gab ja auch den Fall eines jungen Mädchens das in Amerika zum Tode verurteilt worden ist ( weiß nicht wer den Film "Zum Sterben zu jung" kennt"= nach einer wahren Begebenheit)
In Japan werden Geständnisse per Folter erpresst.
In Jemen wird eine Todestrafe wegen einer angeblichen mail nach Israel verhängt.
In Kalifornien gabs die Todestrafe für einen Brandstifter..
Naja ..ihr habts ja sicher gelesen.......
Und wir haben 2009 !!!
 
U

User3

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@ Coleman
Ist vielleicht makaber, aber warum kostet die Todsstrafe den Staat mehr Geld als eine lebenslange Haftstrafe?
Gibt es da Zahlen? Das würde mich echt mal interessieren...


Grundsätzlich ist es wirklich so, dass man nicht gerne "Henker" sein sollte, denn dadurch lässt man sich ja auf das Niveau der Täter hinab und vergeltet gleiches mit nahezu gleichem - eben je nach Straftat. Aber ganz ehrlich gesprochen - und daher absolut subjektiv: Bei Kinderschändern wie z. B. dem Österreicher Fritzl, oder Eltern, die ihre Kinder verhungern lassen, aber auch bei Tierquälern werde ich echt zum wilden Stier und bin fast froh, dass ich nur Außenstehende bin, weil ich für nichts garantieren könnte, wenn ich involviert wäre.
Zuletzt zum Beispiel war es am letzten Sonntag ein armenischer Wanderzirkus, der derzeit in Russland steht. Die russischen Behörden haben die Leute abgeschoben, weil ihre Visa abgelaufen waren - entweder ohne dass sie die Chance hatten die Tiere mitzunehmen oder abzugeben oder sie sind einfach selber ohne Rücksicht auf die Tiere gegangen. Wie auch immer: ich habe die Fotos gesehen von einem Bären, der versuchte, sich unter einem Gitter durchzuquetschen, einem verletzten Löwen, der völlig resigniert in seinem Käfig lag und einen Hirsch, der in einem viel zu kleinen Käfig eingesperrt war! Ich weiß gar nicht, ob ich erst heulen oder :uebel soll, wenn ich sowas sehe.
Bevor es jetzt Off-topic wird: ich mache keinen wirklichen Unterschied zwischen Mensch und Tier - denn für mich ist der Mensch letztlich das gefährlichste Raubtier der Erde. Und es fällt mir in solchen Situationen - wo Tiere gequält, Kinder mißhandelt werden und sogar verhungern - wirklich schwer mir immer wieder vor Augen zu halten: diese Leute sind nicht normal, die steckten in Ausnahmesituationen, haben Angst gehabt, eine psychische Störung... Das kann doch nicht wirklich immer die "Ausrede" für solche Kreaturen sein. Denn so kommt es mir wirklich häufig vor: wie eine Ausrede. Die Menschen haben das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren und auf einen Anwalt. Ich finde, das ist mehr als ihre Opfer je bekommen haben: Fairness und eine angemessene Verteidigung. Für mich muss das reichen.
Fazit: Ich bin kein unbedingter Befürworter der Todesstrafe, aber ich bin auch nicht ausdrücklich dagegen. Für mich gibt es nur derzeit einfach mehr Argumente, dafür zu sein als dagegen.
 
C

Coleman

Guest
Rebecca, in Bezug auf die Todesstrafe bin ich vollkommen deiner Meinung.

Bei den Auflagen hinsichtlich verurteilter Sexualstraftäter, insbesondere bei Kindesmissbrauch, wird es aber schon schwierig. Wie ich bereits sagte, reicht ein einmaliges Vergehen nicht aus, einen Menschen für den Rest seines Lebens wegzuschliessen. Zumal dieser Lebensrest bei einem Mitte 70jährigen (wie Josef Fritzl) etwas gänzlich anderes bedeutet als bei einem Mittzwanziger - die Strafe ist eigentlich überhaupt nicht vergleichbar.

Nach seriösen Studien wird etwa jeder 5. Sexualstraftäter nach verbüsster Haft rückfällig. Das ist viel. Aber es heisst auch, dass 4 von 5 nicht rückfällig werden, und die werden ein Leben lang weggesperrt, obwohl sie ihre Strafe eigentlich abgesessen haben, und obwohl keiner bei ihnen eine konkrete Gefährlichkeit feststellen kann. Aus dem gleichen, rechtsstaatlichen Grund kann es auch nicht sein, dass diese Menschen allesamt ein Leben lang stigmatisiert werden, in öffentlichen Dateien an den Pranger gestellt und der Möglichkeit eines normalen Lebens beraubt werden. Wohlgemerkt: nachdem sie verurteilt und bestraft wurden.

Und seien wir doch mal objektiv: natürlich beherrscht der böse Unbekannte, der ein Kind ins Auto zerrt und missbraucht, die Fantasie der Medien und der Öffentlichkeit. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind einem derartigen Delikt zum Opfer fällt, ist verschwindend gering. Viel wahrscheinlicher ist es, dass ein guter Freund der Familie, der neue Partner der Mutter, der eigene Onkel oder eine andere Person aus dem Umfeld die Nähe des Kindes sucht, sie allmählich intensiviert und irgendwann die Grenze des erlaubten überschreitet. Das ist ein ganz erhebliches Risiko, das mit noch so drastischen Strafen und Massnahmen gegenüber verurteilten Sexualstraftätern noch nicht einmal ansatzweise minimiert werden kann.

Und was unsere Kinder - mehr noch als sexuelle Übergriffe - wirklich in Gefahr bringt, sind Delikte von Kindern und Jugendlichen in ihrem Umfeld (vor allem der Schule), gegen die man als Eltern gar nicht viel machen kann, selbst wenn man überhaupt davon weiss. Das Risiko, Opfer eines Diebstahls, einer Körperverletzung, einer Erpressung zu werden, ist wirklich hoch, und manches Kind wird durch diese Einflüsse selbst vom Opfer zum Täter und gerät auf eine schiefe Bahn. Um solche Dinge mache ich mir bei meinem Sohn wirklich Sorgen - und nicht um den bösen schwarzen Mann, der hinter dem Busch hervorspringt und ihn in sein Auto lockt - sei er jetzt ein bekannter, verurteilter Sexualstraftäter oder nicht.



black cat: es klingt paradox, dass die Todesstrafe teurer ist als lebenslang, aber das liegt an den sehr aufwändigen Verfahren, die einer Todesstrafe zwingend vorangehen. Zum Beispiel dürfen nur bestimmte, speziell zugelassene Anwälte einen Todeskandidaten vertreten. Die notwendigen Berufungsverfahren, die einen Justizirrtum verhindern sollen, ziehen die Verfahren in die Länge: n Kalifornien z.B. vergehen im Schnitt 20 Jahre zwischen der Verurteilung und der Hinrichtung - und die Sicherungsmassnahmen für Todeskandidaten sind aufwändiger als für "normale" Häftlinge. Nach Schätzungen liegen die Kosten für eine Hinrichtung mindestens um die Hälfte höher als für eine lebenslange Haftstrafe - und das variiert von Bundesstaat zu Bundesstaat ganz erheblich. Florida z.B. hat für 18 Hinrichtungen in der Zeit von 1973-88 57.000.000 US-$ ausgegeben, das sind über 3 Millionen Dollar pro Fall.

Eine ausführliche Zusammenstellung mit vielen Zahlen und Beispielen findest du hier.

Auch ich kann beim Anblick von Grausamkeiten gegenüber Menschen UND Tieren völlig aus der Fassung geraten - und ich lege für mich selbst nicht die Hand in's Feuer, wenn ich jemanden dabei erwische, der meinem Kind etwas antut. Das bedeutet aber nicht, dass ich dieses Verhalten gutheisse, sondern nur, dass ich ein Mensch mit menschlichen Schwächen und Fehlern bin und nicht immer meinen eigenen, moralischen Ansprüchen genüge.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Cole deinen letzten Satz kann ich so unterschreiben. natürlich weis man nie wie man handeln würde wenn seinem eigenen kind was angetzan wird aber generell bin ich auch dagegen.

Diese Auflistung was teurer ist lebenslange Haft oder Todesstrafe haben wir mal von unserer Sozialkundelehrerin in der Ausbildung bekommen. Es ist erstaunlich wie viel so was wirklich kostet im vergleich.
Sie hat sicherlich den ein oder anderen Schüler damit aufgeweckt wenn sie es denn nciht schon mit den anderen Argumenten geschaft hat.
 
C

Coleman

Guest
Naja, das (scheinbare) Argument, dass es billiger ist, einen Menschen umzubringen als ihn für den Rest seines Lebens auf Staatskosten durchzufüttern, wäre ja auch an sich schon ein ziemlich menschenverachtendes Argument für die Todesstrafe. Deswegen kann ich Leute, die aus dem umgekehrten Grund für die Abschaffung der Todesstrafe sind, auch nicht wirklich ernst nehmen - so, wie es aktuell gerade in mehreren US-Bundesstaaten diskutiert wird. Führen die dann die Todestrafe wieder ein, wenn der Staat wieder mehr Geld hat und es sich leisten kann??
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Cole sehe ich eigentlich genauso aber bei einigen hat leider erst das Argument dazu geführt dass sie generell mal darüber nachgedacht haben.
Wie die Überlegungen dann endeten weis cih nicht, da ich da auch nicht weiter nachgehackt habe. Es gab in unserer Klasse deswegen heftige Diskussionen, die beinahe die Klassengemeinschaft geteilt hätte. Da die lehrein das merkte schwenkte sie dann vorerst zu einem anderen thema.
 
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