Todesurteil Krebs, wie gehts weiter?

Roland71

Mitglied
Hallo zusammen,

eine Freundin von mir hat Krebs und wird wohl nur noch 3-6 Monate zu leben haben.

Also wenn ich nur noch so lange zu leben hätte, ich wüsste garnicht, was ich machen sollte.

Weiß nicht ob ich dann alles machen wollen würde, was ich bis dahin nicht geschafft hätte (reisen usw.), ob ich das körperlich überhaupt schaffen würde, oder ob ich vor lauter Angst total blockiert wäre.

Wie kann man so einem Menschen helfen?

Gibt es vielleicht irgendwo Foren o.ä. wo man sich informieren kann, bzw. Rat findet.

Liebe Grüße
Roland
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Hallo Roland

So eine Zeitangabe ist gewagt. Ich denke es kommt auf den menschen drauf an. Jemand der nicht kämpft auf den wird die zeit sicherlich so zutreffen aber ich kenne menschen, die haben noch weit über der Ärztlichen prognose hinaus gelebt.
Foren gibt es sicherlich viele ich kenne jetzt kein Spezielles was gut ist. ist ja auch relativ jeder empfindet ja etwas anderes als gut. Goggle enifach mal und wo du dich wohl fühlst da würde ich bleiben.
Hmm was kann man tun? Eigentlich kann man nur für den menschen da sein ihm zeigen, das man ihn nicht alleine lässt und zuhören wenn er reden öchte Stützen wenn er unterstützung braucht, trost geben wenn er trost braucht usw.
Allerdings erfordert das sehr viel Kraft.

Wichtig ist vor allen auch, das ihr auch trotz der Traurigen Situation immer noch Momente findet in denen ihr auch lachen könnt egal worüber.

Ich wünsche dir auf jeden fall viel kraft den die wirst du gebrauchen können. :maldrueck
 

Roland71

Mitglied
Hi,

also sie ist (war) schon eine Kämpfernatur. Eigentlich dürfte sie nach den Prognosen schon nicht mehr am Leben sein. Aber jetzt ist schon wieder eine Chemo erfolglos und ich glaube jetzt realisiert sie, dass es wirklich dem Ende zugeht.

Leider lehnt sie auch jegliche Hilfe ab. Sie ist mit der Situation einfach total überfordert (wäre ich sicher auch).

Deswegen wäre es mir ja auch wichtig, wie andere in der gleichen Situation damit umgehen, vielleicht kann das ja Anregungen geben, damit sie nicht bis ins Bodenlose in ein riesiges Loch fällt.

Gruß
Roland
 

Rika

Aktives Mitglied
Hallo Roland,

wenn sie eine Kämpfernatur ist, ist es - meiner Meinung nach- gerade da auch wichtig einfach da zu sein.

Wenn sie der Typ Mensch ist, der es bisher immer alles schaffte, wird es umso schwieriger für sie sein.
Ich glaube einfach da sein, zuhören anbieten. Das kann schon viel bewirken.

Je nachdem wie sie zum Glauben steht kann vielleicht auch ein Priester helfen aber von dir aus ist schweigen, Anwesentheit anbieten und zuhören eine Möglichkeit ihr zu helfen.

Den Weg muss sie alleine gehen.

Aber du kannst sie begleiten - wenn eure Beziehung so ist.
 

Liliki

Mensch
Hallo Roland,

Es wäre sicher hilfreich, wenn Deine Freundin Kontakt zur Palliativmedizin hätte zB über das nächstgelegene Tumorzentrum.


Grundlage der Palliativmedizin ist pauschal gesagt "wir können dem Leben nicht mehr Zeit geben, aber der Zeit mehr Leben" ... also genau das, was jetzt vielleicht die Frage ist und am meisten hilft.

Ich denke mir, dass man ohne eine entsprechende Unterstützung (die für jeden individuell anders aussehen kann) kaum alleine aus dieser "Schockstarre" heraus finden kann.

Ganz viel Kraft für diese Freundin und ihr gesamtes Umfeld aus dem Norden,

Lili
 
U

UserC

Guest
Hallo Roland,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen.

Die Idee von Liliki mit dem Paliativzentrum halte ich für sehr gut. Mein Vater ist vor ziemlich genau 5 Monaten nach kurzer schwerer Krnakheit verstorben (auf Krebs - Chemo schlug auch nicht an). In dem Zentrum haben sie es zum einem geschafft, dass er bis auf die Behandlung und einer Woche, in der es ihm wirklich sehr schlecht ging, zuhause sein durfte. Es gab dort psychologische Betreuung - nicht nur für ihn, auch für uns.

Was du tun kannst: sei für sie und auch ihre familie da. ich weiß aus erfahrung, dass gerade in der zeit die menschen wichtig sind, die jetzt noch bleiben. nicht unbedingt um zu helfen. für meinen vater war ein bekannter mit frau sehr wichtig. der hat regelmässig angerufen und auch ab und an vorbeigeschaut. wichtig für ihn war, dass ihn die anderen nicht vergessen hatten. er hat mal gesagt: die menschen vergessen ihn dann "danach" auch nicht. das war wichtig für ihn.

auch die sache mit dem priester ist wichtig. in dem zentrum ist ein pfarrer, mit ihm hat er sich auch unterhalten. ein paar tage vor seinem tod hat er uns gesagt, er habe seinen frieden mit gott geschlossen und er könne jetzt gehen.

was die foren betrifft: google nach krebsforen - es gibt einige. mach es wie ilona vorgeschlagen hat: schau dich um wo du dich am wohlsten fühlst.

ich wünsche deiner freundin, ihrer familie und dir viel kraft.

LG,
Sandra
 

allyson

Aktives Mitglied
Hallo

Danke für eure Antworten!

Ich bin die Lebensparterin von Roland71, deshalb kann ich hierzu auch etwas schreiben.

Sie ist wirklich eine ganz starke Persönlichkeit. Ihr Mann und sie haben sich vor ein paar Jahren scheiden lassen und seitdem versucht ihr Mann ihr ihre Tocher (heute 11) wegzunehmen und macht ihr das Leben sehr schwer. Sie hat so lange wie möglich die Krankheit vor ihm geheim gehalten aber jetzt weiß er es doch und fängt JETZT wieder an, sehr aggressiv das alleinige Sorgerecht zu bekommen.
Was muss das nur für ein Mensch sein :angryfire .

Jedenfalls hat sie sich ihr neues Leben gegen alle (un)möglichen Widerstände alleine aufgebaut. Hilfe anzunehmen fällt ihr sehr schwer... .

Sie möchte (jetzt) nicht, dass jemand bei ihr ist. Kann es irgendwie nicht ertragen. Ihre Mutter ist vor knapp zwei Jahren an Darmkrebs gestorben, ihr Vater ist schon länger tot. Sie hat nur noch ihre Tochter. Die Kleine ist unglaublich erwachsen aber sie kann auch nicht alles abfangen (auch wenn unsere Freundin versucht, ihren Zustand so gut es geht zu "beschönigen" und sich nichts anmerken lassen will).

Ich hab so Angst, dass irgendetwas passiert und sie dann alleine ist. Sie ist vor ein paar Wochen freiwillig aus dem KH gegangen und hat alles ambulant machen lassen, weil sie im KH kaputt geht. Wenn die Kleine bei ihrem Vater ist, dann ist sie ganz alleine. Sie hat zwar alle möglichen Notrufnummern und so einen Alarmknopf aber manchmal kann man die doch gar nicht mehr wählen oder drücken... .
Sie kann uns Tag und Nacht erreichen und wir würden auch sofort zu ihr fahren, aber sie will nicht und man kann/darf sich doch auch nicht aufzwingen? Oder?

Das ist alles so unfair. Sie ist erst 38 und kümmert sich grade um ihre eigene Beerdigung! :traene

Danke nochmals für die vielen Antworten.
 

Eumel1981

Mitglied
Das ist ein unschönes Thema,aber mir bekannt. Mein Vater hat Krebs. Zunächst wünsche ich allen beteiligte alle Kraft der Welt. Und ihr das wenn es zu ende geht Sie nicht unnötig leiden muss. :-( Ich kann nur sagen das der Hospitzdienst von der Caritas gut ist. Vielleicht hilfreich.



Alles alles Gute!
 
U

UserC

Guest
für meinen vater war damals das wichtigste: zuhause sterben dürfen.

auch er tat sich schwer, hilfe anzunehmen. aber irgendwann hat er begriffen, dass diese hilfe von uns nicht aus mitleid kam - sondern aus liebe!

was ich überhaupt nciht verstehen kann, ist das verhalten des vaters der tochter. gibt es denn nicht die möglichkeit mal ein gespräch unter vier augen zu führen mit ihm? so schlimm sich das anhört - warum will er jetzt um das sorgerecht kämpfen???? an seiner stelle sollte er dafür sorgen, dass die kleine jetzt noch so viel zeit wie möglich mit ihrer mama hat. er hat danach noch genug zeit....
 

sandra

Aktives Mitglied
Hallo,


das ist wirklich kein leichtes Thema, erstmal tut es mir sehr leid für deine
Freundin.

Nun kann ich dir nur die Situation meiner Oma erzählen, die auch seit
Jahren an Krebs leidet. Sie hat Darm und Hautkrebs.
Vor ca. 5 Jahren wurde der Krebs bei ihr festgestellt, OP und Chemo ect.
hat sie alles hinter sich gebracht. Sie sah wirklich sehr schlimm aus, und
die Ärzte gaben ihr nicht sehr lange.
Gut von dieser ganzen Tortur hat sie sich wirklich schnell wieder erholt.
Die Ärzte hatten ihr diese Chance kaum gegeben.

Nach einigen Jahren wurde dann erneut Darm und Hautkrebs festgestellt.
Die meinte allerdings sie würde die Strapazen der Chemo und OP und den
Bestrahlungen nicht mehr auf sich nehmen.

Zuerst waren wie als Familie total geschockt, und versuchten sie umzustimmen.
Das sich sich doch nicht einfach aufgeben kann ect, aber sie blieb stur!

Nun seitdem sind ca 3 Jahre vergangen, laut Ärzte hätte sie kein halbes Jahr
mehr gehabt ohne Chemo und Bestrahlungen. Allerdings sagt sie ist ihr ein
halbes Jahr lieber, als ständig KH und danach vielleicht noch ein halbwegs
vernünftiges Jahr.

Heute lebt sie mit ihrem Krebs, sie hat für sich selbst rausgefunden was ihr gut
tut, ja auch vom essen her, muss sie sehr aufpassen, und alles in allem lebt
sie heute ein sehr selbstbestimmtes Leben, ist total fit, und rüstig.

Was ich damit sagen wollte, deine Freundin sollte in sich hineinhören, und das
tun, was sie denkt was für sich am besten ist, nicht was Ärzte oder Familie
ihr raten.

Ach ja und Rehakids das ist eine Seite, wo sehr viele Eltern sich mit Tod, und
Trauer auseinander setzen. Und auch Leute da sind, die ihre Angehörige in den
Tod begleiten, vielleicht könntest du da noch unterstützung bekommen???
lg und alles gute und viel Kraft für deine Freundin!
 

allyson

Aktives Mitglied
Original von Zuckerschneckle
was ich überhaupt nciht verstehen kann, ist das verhalten des vaters der tochter. gibt es denn nicht die möglichkeit mal ein gespräch unter vier augen zu führen mit ihm? so schlimm sich das anhört - warum will er jetzt um das sorgerecht kämpfen???? an seiner stelle sollte er dafür sorgen, dass die kleine jetzt noch so viel zeit wie möglich mit ihrer mama hat. er hat danach noch genug zeit....

Er ist einfach ein Ar***, der seine Exfrau über alles hasst und ihr so viel und so stark wie nur möglich weh tun möchte. Angekratztes Ego weil sie die Scheidung wollte nehme ich an.

Ich hoffe so sehr, dass sich die Ärzte irren und sie noch sehr viel mehr Zeit als diese paar Monate hat.
Bei ihr wurde der Darmkrebs erst viel zu spät festgestellt. Er hat metastasiert und sitzt jetzt überall... .
 

Capricorn70

Aktives Mitglied
Hallo!
Das ist wirklich ein heikles Thema. Ich selber habe meinen Vater vor knapp 3 Monaten an Krebs verloren. Als er die Diagnose bekam war der Krebs schon weit fortgeschritten. Es war Speiseröhrenkrebs der bereits gestreut hatte. Mein Vater lehnte die Chemo ab, weil man ihm sagte dass sie ihm nur ein paar Wochen Verlängerung bringen würde.

Er wollte auch unbedingt zu Hause bleiben. Mitleid wollte er nicht und Hilfe hat er auch erst spät annehmen können (eben als er merkte, dass es nicht mehr anders ging).
Ganz zum Schluss hatten wir auch Kontakt zur Palliativmedizin. Das war eine gute Entscheidung!

Wenn ihr eurer Freundin helfen und sie bis zuletzt begleiten möchtet, dann verlasst euch auf euer Gefühl. Irgendwann wird auch sie die Hilfe annehmen.Gebt ihr einfach die Gewissheit, dass sie den Zeitpunkt bestimmt.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft und alles Gute!!!
 

Katy70

Namhaftes Mitglied
Tja, schwieriges Thema. Ich weiß gar nciht, warum der Exmann noch kämpft. Ist es nicht automatisch so, daß er das Kind zugesprochen bekommt, wenn die Mutter tot ist?

Die Mutter einer Freundin unserer Tochter ist gestorben, da waren ihre Kinder 6 und 8 Jahre alt. Sie hat bis zum Schluß geglaubt, es zu schaffen, hat Chemos u.a. abgebrochen, ist in eine Spezialklinik in die Schweiz gefahren, weil sie dachte, die könnten ihr dort mit Homöopathie helfen! Sie haben nur noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, sie konnten sie nur noch beim Sterben begleiten. Und erst, als sie kurz davor war, hat sie das realisiert!! Vielleicht wollen die Leute es nicht wahr haben? Sie hat immer nur von der Zukunft gesprochen, was sie alles noch machen möchte, nie davon, daß sie es nicht mehr kann.

Vielleicht ist es bei der Freundin ähnlich? Ich denke, einmal ist sie sehr kaputt, nach der Chemo, deshalb vielleicht auch, Ruhe haben? Vielleicht sortiert sie aber auch in der Zeit ihre Sachen, daß alles geregelt ist?
Ich denke, wenn ihr hin und wieder anruft, Ihr vermittelt, daß Ihr für sie da seid....das ist schon viel. Wenn sie darüber sprechen will, sprecht mit ihr, ansonsten lebt so wie bisher, vielleicht braucht sie die Verdrängung, die Normalität? JEder geht damit anders um. Richtet Euch nach ihr, macht nichts anders, trefft Euch, einladen, unternehmt was (soweit das geht), das mit dem Zentrum ist eine gute Idee.

Gibt es im INternet nicht vielleicht ein Forum, speziell für dieses Thema? Guck doch mal nach! Eine schxx Situation!! Aber das LEben geht weiter!
Hier und da sehe ich die beiden Kinder noch, das Jüngste ist jetzt 12 Jahre alt. Es kommt mir manchmal so vor, als wäre die Mutter einfach ausradiert worden.....schon erschreckend. Aber welche Wahl hatten die Kinder, als wieder anzufangen zu leben.....sie sind beim Vater, sehr selbstständig, weil er den ganzen Tag arbeitet.
 
N

NicoleM

Guest
Vielleicht braucht sie die Selbstständigkeit, um ihr restliches Leben zu genießen?

Mitleid kann niemand gebrauchen - denn ein mit-leiden hilft keinem. Und Hilfe sucht und nimmt man sich meist, wenn es einfach wirklich nicht mehr geht. Warum sollte das unter Krebs anders sein?

Was ihr Mann mit ihr macht, ist grausam und schlimm - aber aus welchen Bewegründen, könnte man nur mutmaßen - und das lasse ich.

Was du - ihr --- machen könnt? Seid für sie da, wenn sie das will. Und lasst ihr ihre Ruhe, wenn sie nicht von sich aus kommt.

Ich habe - gut, ich war ein Teen - viele Jahre neben meinem sterbenden Stiefvater gelebt.
Und er war immer Horst. Punkt. Nicht "Horst der Sterbende" nicht "Horst der Kranke" -
ohne das Thema zu verdrängen. Aber das Sterben ist nciht alles - das kommt von alleine.
( Er hatte Leberkrebs - zum Schluss überall Regio- und Fernmetastasen )
Er hat die Chemo immer mitgemacht - insgesamt 8 mal - und sein Leben dadurch um knapp
7 Jahre verlängert. Gestorben ist er, nachdem sein Zwillingsbruder an Magenkrebs starb.
Sowas kann zum Aufgeben führen.


Aber ich schweife ab.
Wichtig ist, dass es so weiterläuft, wie es für sie richtig ist. Und selbst, wenn es nicht richtig sein sollte - ist es ihre Entscheidung. Vielleicht die einzige Freiheit, die sie in ihrem Gefängnis Krebs noch hat.

LG
 
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