brauche Rat -  Trennung von Ehemann / Vater, neuer Partner, Tochter (10) zeigt Kontrollverhalten

Christian

Neues Mitglied
Hallo.

Ich hoffe hier guten Ratschläge für das Problem, mit dem meine Freundin und ich uns nun konfrontiert sehen, zu erhalten.

Meine Freundin ist seit 15 Jahren verheiratet, hat mir Ihrem Ehemann eine gemeinsame Tochter (10 Jahre). Ihr Mann hat sie in den letzten 15 Jahren zunehmend kontrolliert und in Ihrer persönlichen Entfaltung stark eingeschränkt. Seit dem letzen Jahr hat sie sich in eine Therapie begeben, um sich Ihrer persönlichen Ängste bewusst zu werden und wieder Ihre persönliche innere Stärke und Ihre Lebensfreude wiederzufinden.

Vor 3 Monaten haben wir uns kennen und lieben gelernt. Als sie mir von ihren Problemen erzählte, habe ich ihr immer wieder Mut gemacht, für sich Entscheidungen zu treffen, die nicht von ihrem Mann (in gewisser Weise autoritär) bestimmt wurden. Ihr Mann war ganz klar nicht davon begeistert und hat durch verschiedene Methoden versucht gegen mich zu wirken. Meine Freundin hat sehr viel Energie dahingehend investiert, dass zumindest der familiäre Zusammenhalt bestehen bleibt, damit auch ihre Tochter unter der neuen Situation nicht zu sehr leiden muss. Dies bedeutete auch den Entschluss, ihren Mann nicht von heute auf morgen einfach mit der Tochter zu verlassen. Ihre Tochter hängt auch sehr an ihrem Vater. Das ist auch gut so.

Letzte Woche hat er sich entschlossen aus der gemeinsamen Wohnug auszuziehen. Meine Freundin ist zur Zeit mit Ihrer Tochter im Urlaub. Wir kommunizieren nun mittels SMS, Telefon und Skype. Hier fangen nun die Probleme an, die wir schon haben kommen sehen, aber uns fehlen die Erfahrungen, um damit umgehen zu können. Ich selbst war noch nie Vater.

Ihre Tochter versucht nun jedesmal dabei zu sein, wenn sie mit mir in Skype schreibt oder spricht, versucht mitzubekommen, welche SMS sie mir schickt oder versucht beim telefonieren zu stören. Dabei zeigt sie auch sehr offen und deutlich ihren Missmut gegenüber der Mutter, dass sie mit mir Kontakt hat. Sie setzt meine Freundin damit sehr unter Druck und verursacht auch Schuldgefühle ihrer Tochter gegenüber.

Das Verhalten der Tochter ist für mich sehr gut nachvollziehbar, ich habe für sie großes Verständnis. Ihr Vater ist der "Verlierer", welcher aus der gemeinsamen Wohnung quasi vertrieben wurde. Sie hat auch schon vorher sehr gut mitbekommen, dass sich der Vater durch die Beziehung der Mutter zu mir sehr verletzt gefühlt hat. Jetzt ist sie sauer auf ihre Mutter und auch auf mich, als Auslöser der neuen Familiensituation. Sie versucht sich nun mit allen Mitteln zwischen Ihre Mutter und mir dazwischen zu stellen und ihren Vater zu ünterstützen, in der Hoffnung, dass ihre Eltern vielleicht wieder zusammenfinden und ihre Familie, so, wie sie sie kannte, wieder weiterfunktioniert.

Wir wissen nun an diesem Punkt nicht weiter, wie wir mit der Wut und den Ängsten der Tochter umgehen sollen. Ich selbst kann meiner Freundin nur weiterhin die Kraft geben, die sie braucht, um auch die für sie neue Situation zu bewältigen. Wir werden erst einmal weiter darauf achten, dass ihre Tochter und ich uns nicht über den Weg laufen, weil es wie eine Art Angriff von mir auf die Tochter wirken könnte. Ich habe ja ihren Vater vertrieben und ihre Familie kaputt gemacht und damit auch ihre bisherige Geborgenheit. Also viel Geduld von mir ist auch gefragt und ich bin bereit sie aufzubringen.

Die "Überwachung" der Telefonate, etc., ist sicher nur der Anfang.

Der Mann meiner Freundin hat meinen Briefkasten aufgebrochen, um ihre Post an mich zu entwenden, er behauptet immer noch stur, als Mittel zum Zweck, dass ich das Kind einer jungen Frau in meiner Umgebung sexuell belästigt hätte, das ich vor Jahren Drogen konsumiert habe verwendet er ebenso gegen mich.

Wir glauben nicht, dass seine Aktionen mit dem Auszug nun einfach beendet sind. Meine Freundin wird den Kontakt der Tochter zum Vater nicht unterbinden, das wäre auch meiner Meinung nach nicht richtig. Aber es ist sehr davon auszugehen, dass der Vater der Tochter genau die selben Dinge über mich erzählen wird, wie er es auch schon bei anderen getan hat. Die Auswirkungen machen uns große Sorgen, weil wir glauben, dass der Einfluss des Vaters das Kind zu noch mehr Aktionen anstacheln wird, oder er sie selbst vielleicht sogar "anleitet", was sie denn tun soll, um die Beziehung der Mutter zu mir zu zerstören.

Wie geht man in einer solchen Situation am Besten feinfühlig mit der Tochter um. Was kann ich meiner Freundin raten, wie sie ihrer Tochter helfen kann von Ihren Ängsten und von ihrer Wut loszukommen? Ich kann nun selbst nichts weiter tun, als für sie da zu sein und zum Beispiel hier im Forum die Fragen zu stellen und ihr dann die Antworten auszudrucken. Ich selbst wünsche mir sehr, dass ihre Tochter und ich eines Tages Freunde werden. Ich habe sie selbst schon einmal kennengelernt und wir waren uns doch sehr sympatisch, was denke ich, eine gute Grundlage ist, für eine Freundschaft. Aber nicht unter den derzeitigen Bedingungen, dass ist mir auch klar.

Wenn es hier Eltern gibt, die mit ähnlichen Situationen zu kämpfen hatten, bitte gebt uns Euren Rat, weil wir wollen nicht, dass die ganze Sache zu einem Psycho-Krieg zwischen Vater, Tochter und uns auswächst.

Vielen Dank an alle, die sich die Mühe gemacht haben, bis hierher zu lesen.

Viele Grüße
Christian
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
hmm ich weiß nur, dass es bei uns hier in der region beim kinder u. jugendpsychologischen dienst auch therapien für "scheidungs-trennungskinder" angeboten wird wo diese die situation "verabeiten" lernen....

haltet viel. danach ausschau...sonst wüsst ich auch grad nix...immerhin is sie 10 kurz vor der pubertät ..... einfach mal ärzte , psychologen (für kinder) , krankenkassen ...alles anrufen u. nach möglichkeiten fragen....

sry mehr fällt mir grad net ein
 
I

IlkaM.

Guest
Ich habe nicht ganz verstanden, wie jetzt Dein Verhältnis zu dieser Frau aussieht?

Lebst Du mit ihr in einer Beziehung? Oder plant Ihr das erst? Oder bist Du grad "nur" ein guter Freund, der sie aus einer misslichen Lage befreien möchte?
 

Christian

Neues Mitglied
Ich bin ein sehr guter Freund, der ihr hilft sich selbst aus einer misslichen Lage zu befreien. Und wir bauen gerade eine gemeinsame Beziehung auf. Es ist nicht geplant zusammenzuziehen, aber wir verbringen sehr viel Zeit miteinander. Ob nun persönlich, durch Telefon, oder etc..

Dem Kind ist durchaus bewusst, welchen Wert ich im Leben ihrer Mutter habe. Und dem Kind ist bewusst, dass ich in das Leben der Mutter getreten bin und sich die Eltern trennen und die Mutter es in gewisser Weise zulässt. Das es bereits vor unserem Kennenlernen Probleme gab, die dazu geführt haben und ich nur der Auslöser bin, ist dem Kind natürlich nicht so direkt bewusst.

Ich kann die Wut des Kindes sehr gut verstehen. Wir würden es nie über's Knie brechen, dass ihre Tochter und ich uns persönlich treffen. Ich glaube, dass braucht noch eine ganze Weile, bis die Tochter bereit ist, sich direkt mit mir auseinandersetzen zu können. Und das ist in Ordnung.

In erster Linie haben meine Freundin und ich Angst, dass der Vater weiter seine "Spielchen" spielt. Also der Tochter Dinge über mich einredet und sie davon überzeugt, dass sie unsere Beziehung zerstören muss, oder sie zu irgendwelchen Dingen in diese Richtung anstiftet. Den Kontakt zum Vater verbieten ist völlig ausgeschlossen. Er hat das Recht auf seine Tochter und sie das Recht auf ihren Vater. Aber wie kann man das Kind vor solchen Einflüssen schützen, oder wie kann man es für die ganze Situation sensibilisieren?

Ich kann leider nicht viel machen, außer selbst viel Geduld und Mut haben. Am Wochenende kommen beide aus dem Urlaub zurück, der Vater wird sie nicht abholen. Meine Freundin hat mich gebeten, sie abzuholen, weil sie sonst niemanden hätte, wegen des Gepäcks. Aber ich glaube nicht, dass das so gut ist. Wenn beide nach Hause kommen und der Vater ist nicht da, dann wird das Kind erst einmal in ein Loch fallen. Wenn ich dann vorher schon am Bahnhof stehe um sie wenigstens nur nach Hause zu fahren, das geht einfach nach hinten los.

Aahhhh. Vertrackte Situation. Aber es gibt immer einen Weg. Mit Geduld und Mitgefühl. Aber wie?
 

Liliki

Mensch
Hallo Christian,

Kann es sein, dass Du noch nie mit einer solch schwierigen Situation persönlich zu tun hattest?

Das Ausmaß an Kränkung, das in einem Menschen entstehen kann, wenn er "für einen anderen Menschen" verlassen wird, kann ungeheuerlich groß sein. Dabei spielt es dann keine Rolle (mehr), ob die Partnerschaft vorher am Ende war oder ob es gute Gründe für einen Neubeginn gibt ...

Je nach (charakterlicher) Veranlagung des anderen kann dabei die ganze Palette des schlechten Benehmens über Monate bis Jahre abgerollt werden und es spielt für viele Betroffene keine (heisst: nicht die geringste) Rolle, ob sie dabei ihre minderjährigen Kinder als "Geschosse" aufstellen oder nicht.

Dabei hilft es uU kein bisschen, wenn man selbst anständig ist und niemandem etwas Böses will .... mit dem Wunsch zu verstehen und zu helfen verschlimmert man eventuell die ganze Situation nur.

Mein klarer Rat: Deine Freundin soll sofort eine Paarberatung / Mediation mit Ihrem Mann anstreben, um eine einigermaßen saubere Trennung hinzubekommen und schnellstmöglich zu lernen, das Kind da raus zu halten.


Die Wahrscheinlichkeit, dass die Persönlichkeitszüge, die deine Freundin bewegen, ihren Mann zu verlassen, jetzt noch viel bizarrer zum Vorschein treten, ist sehr groß - deshalb solltest Du gleichzeitig sofort in Deckung gehen und keinerlei "Angriffsfläche" bieten - keine Info über Dich, keine Adresse nicht ... nada ... niente. So hat der Mann zumindest eine Chance, irgendwie zu Sinnen zu kommen.


Nein - überhaupt keine einfache Situation; die wird vermutlich über lange Zeit alles brauchen, was Du an Energien und kreativer Problemlösung zur Verfügung hast!


:druecker Lili
 
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IlkaM.

Guest
Bei mir schrillen ein bisschen die Alarmglocken, weil Ihr Euch erst seit 3 Monaten kennt. Ich hoffe sehr, dass Du Dich da nicht überhebst!

Ist Deine Freundin noch in Therapie? Das wäre für mich so ein Ansatzpunkt: Sie soll doch ihre Tochter mit einbeziehen in die Therapie, und vielleicht auch ihren Mann. Da scheinen ja eine ganze Menge Spielchen zu laufen, die über viele Jahre hinweg eine Dynamik entwickelt haben, die ziemlich zerstörerisch wirkt. Das sollte von einem Profi entwirrt und geklärt werden - nicht von Dir. Dafür kennst Du diese Familie noch nicht lange genug.

Gut finde ich, dass Du klar sagst, Du willst ihr helfen, sich selber zu helfen. Das ist es auch, was für sie notwendig sein dürfte! Es ist allerdings kein leichter Weg, denn ihre Abhängigkeit (so beschreibst Du es) dauert ja schon recht lange. Für DICH heißt das, dass Du es auf jeden Fall vermeidest, ihr eine neue Abhängigkeit zu schaffen - diesmal eine, die auf Dankbarkeit beruht (verstehst Du, was ich meine?).

Das Mädchen leidet unter der Siatuation, ganz klar. Und Du scheinst auch präzise zu ahnen, was so alles in ihr vorgeht. Aber wieder: Das ist nicht primär Deine Baustelle! Ich würde es NICHT zwanghaft vermeiden, sie zu sehen bzw. kennenzulernen - das wirkt doch nur verkrampft. Und vor allem kannst Du Dich einem etwaigen Konflikt mit ihr nur vis a vis stellen.

Deine Freundin und Du, Ihr solltet darauf bestehen, dass es ihr in der Beziehung zum Vater des Mädchens nicht gut ging. Das geht ja auch ohne Schuldzuweisungen. Das Mädchen wird das früher oder später akzeptieren müssen - und je offener Ihr damit umgeht, desto besser. Euer größter Helfer wird die ZEIT sein.
 
I

IlkaM.

Guest
P.s.: Was lili sagt von wegen Mediation finde ich auch einen sehr guten Gedanken. Das Ziel muss tatsächlich sein: Das Kind wird aus dem Ganzen weitestgehend rausgehalten! Zumindest was Schuldzuweisungen etc. betrifft.
 

Christian

Neues Mitglied
Nein, ich war noch nie in einer solchen Situation "verwickelt". Wie schon gesagt, ich bin selbst noch nie Ehemann gewesen, noch bin ich Vater. "Überheben" werde ich mich nur, wenn ich mich blind in diese Situation hineinstürze und blauäguig mir selbst gegenüber behaupte: "Ach klar, das deichsel ich schon, das wird ein Kinderspiel!"

Es ist eben kein Kinderspiel. Für das Kind ist es existenzieller Ernst und existenzielle Angst. Und ich bin mir sehr bewusst, welche Herausforderungen auf mich zukommen können. Ob es wirklich so passiert, wie die Fülle an Variationen es zulässt, ist erst einmal völlig nebensächlich, aber ich muss mir bewusst machen, was alles passieren kann (nicht muss).

Das mag, wenn ich es so schreibe, sehr durchdacht, logisch und trocken klingen, aber auch in mir sind sehr viele Ängste und Sorgen und Gefühle vorhanden, die alle sehr wirr durcheinander tanzen. Aber was soll ich machen? Mich vor den Tatsachen verschließen? Nein! Ich bin mir sicher, dass Geduld, und wie Ilka auch schrieb, die Zeit die wichtigsten Helfer sein werden. Ich habe das Kind schon kennengelernt und wir waren uns sehr sympatisch. Wir haben schon zusammen gelacht und waren irgendwie schon auf einer Welle. Für mich ist das sehr wichtig, da ich weiß, dass sie keine grundlegende Abneigung zu mir hegt.

Das ich hier schreibe ist auch ein Versuch von mir, nach Rat zu fragen, gerade da ich keine Ahnung davon habe, in einer solchen Situation richtig zu handeln. Und ich weiß, dass es da keine Grundregeln gibt, nach denen es einfach "funktioniert". Ich erhoffe mir nur neue Sichtweisen und Tips, worauf ich achten sollte, was tue(n) ich / wir am besten nicht, was sollten wir uns aber nicht "verbieten" lassen.

Und nur wenn ich davon erfahre, kann ich auch darauf achten, ohne die ganze Sache für alle von meiner Seite unbeabsichtigt zu veschlimmbessern. Und es geht meiner Freundin genauso. Es ist zwar ihre Tochter, und sie kennt sie, was ich nicht tue. Aber auch sie steht gerade vor einer Situation, "mit der sie noch nie zu tun hatte".

Ich liebe meine Freundin. Auch wenn manch einer sagen würde: "Naja, 3 Monate, warte erst einmal ab." Wenn sie das hören würde, dann würde auch sie lachen. Es geht um mehr als einfach nur "Kennenlernen, sympatich finden, zusammen ins Bett steigen! Naja, Tochter hat sie auch, na mal sehen." Sie bedeutet mir sehr viel und ich weiß, dass ich ihr auch sehr viel bedeute. Und sie hat eben nun mal eine Tochter, deren Vater ich nie sein werde, und deren Freundschaft ich gerne gewinnen (beschissenes Wort, es ist numal kein Spiel) möchte.

Danke. :) Gute Nacht.
Christian
 
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