Schwierig -  Verliebt in die Affäre, brauche Hilfe mich zu entscheiden

Ratsuchender

Neues Mitglied
Hallo allerseits!

(Gleich mal sorry, dass es soviel Text geworden ist)

Ich hab ein großes Problem, bei dem ich einfach nicht mehr weiterkomme, weil ich zur Zeit nicht den blassesten Schimmer habe auf welcher Grundlage ich entscheiden soll. Da ich schon zwei gravierende Fehlentscheidungen getroffen habe, suche ich jetzt hier um Rat bzw. schreib mir meine Gedanken von der Seele.

Ich fang mal mit den Fakten an: Bin 26 und seit mittlerweile bald 9 Jahren in einer Beziehung. Nicht verlobt/verheiratet, keine Kinder (ich hoffe dass ich trotzdem in diesem Forum schreiben darf, denn hier ist der beste Platz den ich bisher für solche Dinge gefunden habe). Für meine Freundin und mich ist es die erste echte Beziehung, die Dritte, die im Spiel ist, hat vor über 2 Jahren eine 6-jährige Beziehung beendet.

Kurz zusammengefasst bin ich (rückblickend betrachtet) in meiner Beziehung seit etwa 3 Jahren nicht mehr wirklich glücklich, meiner Freundin geht es zumindest teilweise (genau weiß ich das leider nicht) ähnlich. Vor inzwischen über einem Jahr habe ich eine andere kennengelernt, mit der ich mich auf Anhieb gut verstanden habe. Mittlerweile hat sich das zu einer Art Affäre entwickelt (von der meine Freundin nichts weiß) und ich habe mich in die Dritte verliebt.



Jetzt zu den Details:

Der erste von den zwei gravierenden Fehlern, die ich gemacht habe ist, dass ich es habe geschehen lassen, dass sich unsere Beziehung verschlechtert. Dass ich meistens unglücklich bin hab ich nur selten und auch nicht in der nötigen Deutlichkeit angesprochen. Dadurch weiß meine Freundin jetzt aber auch nicht, wie schlimm die Situation ist. Warum ich das nicht angesprochen habe hat denke ich mehrere Gründe. Zum einen wohl einfach Bequemlichkeit, wollte wohl dem Ärger aus dem Weg gehen. Zum anderen war bei mir immer die Hoffnung da, dass es nur eine Phase ist, die wieder vorbei geht (und wir hatten ja immer auch mal wieder gute Momente, leider immer seltener). Und ich hatte einfach Angst, dass ich mehr kaputt mache, als es nutzt (im Nachhinein ist das natürlich Unfug). Dazu kommt vermutlich noch, dass meine Freundin bei solchen Gesprächen immer sehr hart ist und sehr gut austeilen kann (ich versuche dagegen immer, möglichst ruhig zu bleiben bei einem Streit), wodurch ich in die Defensive gerate und meist zurückziehe. Bleibe ich dann mal dran, bricht ihr "Schutzschild" irgendwann zusammen und sie sagt Dinge wie "Wenn du so denkst, frag ich mich warum wir überhaupt noch eine Beziehung haben". Das soll keine Entschuldigung, sondern nur eine Erklärung dafür sein, dass ich nicht die notwendigen Gespräche mit ihr geführt habe.

Der zweite große Fehler war, dass ich mich auf die andere Frau eingelassen habe. Obwohl der Anfang inzwischen über ein Jahr her ist, kann ich mich selbst immer noch nicht verstehen. Das hätte wohl niemand von mir gedacht, und ich am allerwenigsten. Seitdem hab ich auch das Gefühl, mich selbst nicht mehr zu kennen. Ich wusste immer, dass ich einige Fehler habe, aber dass ich treu bin, dessen war ich mir immer sicher. Natürlich, Alkohol war im Spiel, die Gelegenheit(en) waren einfach da, aber entschuldigen kann ich das vor mir selbst so nicht.
Zunächst war mir auch klar, dass so etwas nie wieder passieren darf, aber da die andere Frau zu meinem erweiterten Freundeskreis gehört, haben wir uns immer mal wieder getroffen und jedesmal wenn wir uns unterhalten haben, war klar, dass wir ein unglaublich tiefes Verständnis füreinander haben. In dieser Form hat weder sie noch ich das je erlebt. Meine Gefühle für sie wurden auch immer größer, und ihr geht's genauso.
Mir ist bewusst, dass das alles eine hormonelle Sache ist, und auch wenn wir uns seit über einem Jahr kennen, haben wir uns dennoch bis vor ein paar Wochen immer nur zufällig ca. einmal im Monat getroffen. Aber abgesehen von den Hormonen versuche ich mir inzwischen auch vorzustellen, wie ein Leben mit ihr wäre und ich frag mich einfach, ob meine Freundin und ich uns einfach verändert haben (immerhin waren wir erst 17, als wir zusammen kamen) und jetzt die andere Frau diejenige ist, die einfach zu mir passt.

Fest steht: Würde ich nach meinen Gefühlen handeln, ist gegenüber meiner Freundin einfach zu wenig übrig und die Gefühle zu der anderen sind einfach zu überwältigend. Ich habe auch schon mehrfach versucht, die "Affäre" zu beenden, aber ich schaff es einfach nicht. Auch das verstehe ich überhaupt nicht, denn eigentlich bin ich ein sehr rationaler Mensch und ich sehe auch, wie sehr ich der anderen damit weh tue. Sie versteht mich auch so gut, dass sie mich nahezu überhaupt nicht (zumindest soweit das für sie möglich ist) unter Druck setzt.
Inzwischen ist mir auch klar, dass sich die Situation ändern muss, weil ich selbst über nichts anderes nachdenken kann, vor allem aber weil ich beiden Frauen damit unendlich viel Schaden zufüge und ich damit auch nicht mehr leben will. Wenn ich ehrlich bin, habe ich meiner Freundin gegenüber eigentlich kaum ein schlechtes Gewissen. Das mag daran liegen, dass wir seit einiger Zeit einfach nicht ansatzweise über solche Dinge reden, aber trotzdem erschreckt es mich.

Was mich nach meiner momentanen Gefühlslage bei meiner Freundin halten würde, wäre wohl hauptsächlich das drum herum (gemeinsame Wohnung, Freunde, Eltern (super Verhältnis), ...), Bequemlichkeit und Angst, sie zu verlieren bzw. einen Fehler zu machen. Außerdem noch die Tatsache, dass "es funktioniert", zwar seit langer Zeit nicht gut, aber ich könnt mir schlimmeres vorstellen. War auch immer davon überzeugt, dass wir einfach zueinander passen, ähnliche Denkweisen, Einstellungen und Lebenskonzepte haben. Aber da bin ich mir inzwischen überhaupt nicht mehr sicher.

Ich weiß, ich muss herausfinden, was ich will, und zwar so bald wie möglich. Aber weil ich weiß, dass ich in der Hinsicht schon zwei schwere Fehler gemacht habe, will ich unbedingt weitere Fehler vermeiden. Oder besser besser gesagt: Ich will jetzt zumindest den weniger großen Fehler machen. Aber wie?

Ich versuche gerade, die andere Frau auszublenden, und mir nur Gedanken darüber zu machen, ob die Beziehung mit meiner Freundin noch Sinn macht (wie man die Beziehung retten könnte, darüber denke ich noch nicht mal nach). Ich denke, darüber muss ich mir auf jeden Fall klar werden.

Das ist aber schwierig. Ich merke, dass ich mich emotional schon recht weit von meiner Freundin entfernt habe. Allerdings sehen wir uns zur Zeit auch nicht, da sie momentan für 4 Monate im Ausland ist. Inwieweit das (mit) ein Grund dafür ist, dass ich für sie nur noch wenig empfinde, weiß ich natürlich auch nicht. Am Telefon will ich sowas nicht besprechen. Zurück ist sie aber erst an Ostern wieder, also in 6 Wochen. Aber bis dahin muss ich doch eigentlich warten, wenn ich herausfinden will, was ich eigentlich will...?

Der andere Punkt ist natürlich: Was soll ich ihr sagen? Mir ist schon klar, dass jeder darauf antworten wird: "Die Wahrheit". Aber ich kenn sie gut genug um zu wissen, dass es dann kein Gespräch mehr gibt. Der Vertrauensverlust ist einfach zu groß, sie würde die Beziehung sofort beenden (was ich auch verstehen kann). Aber in dem Fall weiß ich dann immer noch nicht, was ich will. Selbst wenn mir irgendwann klar werden würde, dass ich die andere Frau (kommt mir inzwischen sehr komisch vor, sie als "die andere" zu bezeichnen, aber jetzt bleib ich mal dabei) liebe, bliebe immer der Beigeschmack, dass ich nur zu ihr bin, weil meine Freundin Schluss gemacht hat. Würde mir klar, dass ich bei meiner Freundin bleiben und an der Beziehung hart arbeiten will, dann geht das nicht mehr, weil es dann keine Beziehung mehr gibt.

Hab mir schon überlegt, ob ich die halbe Wahrheit erzähle. Also dass ich nicht mehr glücklich bin und den Rest weglasse. Aber da beweiflele ich, dass ich so lügen kann/will. Außerdem wär das wohl keine Basis für egal was danach kommt. Außerdem ziemlich feige von mir und ich wär ein noch größerer Ar*** als ich es sowieso schon bin.

Die andere immer länger hinhalten kann ich aber auch nicht, denn sie leidet sicher noch viel schlimmer als ich unter der momentanen Situation. Und das tut mir unendlich weh.

Am liebsten würd ich den Kopf in den Sand stecken und warten, bis alles vorbei ist, aber ich muss das beenden, egal in welche Richtung. Nur hab ich keine Ahnung wie, und auch keine Ahnung wie ich herausfinden soll, wie ich das mache. Und das obwohl ich seit gut 2 Monaten über nichts anderes mehr nachdenke.



Tja, mir fällt zwar noch einiges ein, aber das ist sowieso schon viel zu viel Text. Ich möchte jedem, der das bis hierhin gelesen hat oder sogar eine Antwort schreibt, danken. Ich weiß, dass ich das eigentlich selbst entscheiden muss, aber ich kann trotzdem jeden Hinweis brauchen, den ich kriegen kann (auch wenn ich wohl keine Hilfe verdiene).


Gruß
ein Ratsuchender
 

Charmebolzen

Neues Mitglied
Hey Ratsuchender,

ich bin auch neu hier und per Zufall hier gelandet (und hängen geblieben) da ich gerade ebenfalls eine schwierige Phase in meiner Ehe durchmache.

Aber zu Deinem Problem:

Zuerst muss ich Dir aus meiner Sicht sagen, dass Du Dich nicht fertig machen musst. Was Dir passiert ist, das ist was föllig normales wenn es in der eigenen Beziehung nimmer stimmt. Dann wird man anfällig für die Aufmerksamkeiten anderer.

Aus eigener Erfahrung würd ich sagen, es gibt nur einen richtigen Weg für Dich: Beende Deine jetzige Beziehung und versuch es mit der "Neuen"! Du bist jung und noch hast Du keine weiteren Verpflichtungen!

Ich hab seinerzeit den Fehler gemacht und hab an meiner Beziehung festgehalten, hab meine Affaire verschwiegen und bin wieter mit meiner Freundin zusammen geblieben, obwohl ich wusste, dass es nicht richtig passt und ich auch nicht wirklich glücklich bin. Ich war zu faig und hatte alle möglichen Ausreden. Allerdings war ich auch nicht in meine Affaire verliebt.

Ich bin mit meiner (jetzt) Frau zusammen gekommen als ich 17 Jahre alt war. Heut bin ich 43, mit ihr verheiratet und wir haben 2 Kinder und ein Haus auf dem Land.

Wenn Du Dich nicht trennst kann es sein, dass es Dir so geht wie mir: Heut steh ich vor den Scherben meiner Ehe!
Ich hab sie über die Jahre immer wieder betrogen und sie hat es nie gemerkt. Ich hab auf heile Welt und Familie gemacht und meine Frau nie wirklich geliebt.
Jetzt ist doch was aufgeflogen und wir haben endlich mal offen geredet.
Weißt was dabei unter anderem raus kam? Ich hab ihr und mir Jahre unseres Lebens genommen und uns beiden die Chance genommen, in jüngeren Jahren den richtigen Partner zu finden!

Es wäre für Euch drei das einzig faire, wenn Du auf Deinen Bauch hörst und nicht unnötig an einer Beziehung festhälst.

Vielleicht solltest Du die Zeit bis zur Rückkehr Deiner Freundin nutzen um mit Deiner Neuen mehr Zeit zu verbringen? Lern sie noch besser kennen, vielleicht fällt Deine Entscheidung dann von allein.

Glaube an das Schicksal....

LG
 

marylou66

marylou66
Hallo Ratsuchender,

das ist eine wirklich schwierige Situation.Für alle Seiten.Da weiss man garnicht so recht wo man anfangen soll.Das ist halt auch nicht einfach weil die Geschichte schon zu lange geht.Umso schmerzlicher ist das natürlich auch für deine Freundin.Ohne das jemand richtig leidet wird das nicht ausgehen.Dessen musst du dir auch bewusst sein.Meistens ist es aber wirklich so das ein Seitensprung oft nur gemacht wird wenn in der Beziehung was nicht stimmt.Wenn ich zufrieden bin und glücklich werde ich mich in der Regel garnicht nach jemanden anderen umschauen.
Das du dich auch noch verliebt hast macht alles noch schwieriger.Ich würde versuchen so lange zu warten bis deine Freundin wieder da ist.Vielleicht bist du dir bis dahin über deine Gefühle im klaren.Aber ich würde dann auch die Wahrheit sagen .Lieber die Wahrheit auch wenns wehtut als angelogen zu werden.Das ist meine Meinung.

Viel Glück bei der richtigen Entscheidung.


Viele Grüsse marylou66
 

Herzblut

Neues Mitglied
Hallo Ratsuchender,

als ebenfalls gerade Betroffene kann ich deine Lage gut verstehen. Auch wenn ich in diesem Fall die "Betrogene" bin. Alles in allem ist das eine schwierige Entscheidung, die Du nur selbst treffen kannst. Aber trotzdem solltest Du dabei beachten, dass eine neue Beziehung natürlich immer aufregender und erst einmal schön ist. Alle Verbindlichkeiten in deinem Leben und den Alltag hängst Du bei deinem unfairen Vergleich automatisch deiner Freundin an. Anstatt Dich zwischen beiden zu entscheiden solltest Du Dir die Frage stellen, ob Du mit deiner jetzigen Freundin weiterhin zusammenbleiben möchtest. Wenn nein, solltest Du Dich natürlich trennen. Aber eine Entscheidung zwischen beiden Frauen wäre nicht fair, da wie gesagt die neue Liebe immer aufregender ist. Hinzu kommt vermutlich der Reiz der Heimlichen, denn wenn dein Umkreis nichts von der Affäre weiß, lebt Ihr ja momentan in eurer eigenen kleinen Welt, die mit dem Alltag recht wenig zu tun hat...Bisher habt Ihr vermutlich nur schönes erlebt. Die erste Verliebtheit weicht lt. Statistik nach ca. 3-6 Monaten...
Ich habe ein sehr gutes Buch gelesen, dass ich Dir empfehlen kann: "Wenn Liebe fremdgeht- vom richtigen Umgang mit Affären (oder so ähnlich)". Das betrachtet ganz neutral und ohne Schuldzuweisungen wie man in so eine Situation hineinrutscht und wie man was am besten bewertet - und das aus allen 3 beteiligten Positionen. Mir hat es sehr geholfen die Dinge etwas lockerer zu sehen und ich habe einige Seiten gemeinsam mit meinem Mann gelesen, der sich darin ebenfalls wiedergefunden hat. Auch wir sind jeweils am "Erstbesten" hängengeblieben, nun mit 32 Jahren seit 18 Jahren zusammen und er hat sich in eine andere verliebt.
Ich aus meiner Sicht würde ich heute übrigens nicht mehr wissen wollen dass mein Mann fremdgegangen ist wenn er sich eindeutig für mich entschieden hat. Aber das muss jeder selbst abwägen. Manchmal ist es auch sinnvoll so etwas zu verschweigen denn mir hat es den Boden unter den Füßen weggezogen und die letzten 3 Monate gönne ich niemandem...Dann lieber unwissend weitermachen und ehrlich an der Beziehung arbeiten.

Übrigens: dein Statement, dass die Neue so viel Verständnis hat und keinen Druck ausübt hat meinen sonst so niedrigen Blutdruck in Wallung gebracht. Sie hat ja auch lange nicht so viel zu verlieren wie deine Freundin! Da nimmt sie natürlich lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Sie wurde nicht von Dir belogen und ihr Vertrauen mißbraucht. Da kann man doch wesentlich entspannter warten. So etwas macht mich echt wütend weil es einfach nur unfair ist so etwas zu vergleichen.

So oder so: einer wirst Du weh tun müssen und glaube mir, es ist für alle 3 Beteiligten schlimm.

Viele Grüße und gute Nerven
Herzblut
 

Ratsuchender

Neues Mitglied
Zunächst mal vielen vielen herzlichen Dank euch dreien für die Antworten. Wirklich, Danke!

@Charmebolzen:
Sehr traurig, wie das bei euch gelaufen ist. Danke fürs Erzählen!
Ich finde es gar nicht so schlimm, dass ich mich dafür fertig mache, denn immerhin bin ich am Ende wohl eher nicht derjenige, der am meisten von uns dreien leiden wird. Dass ich jung bin und keine Verpflichtungen habe, habe ich mir in ähnlicher Form auch schon überlegt. Auch meine Freundin ist nicht mehr wirklich glücklich seit einiger Zeit. Wir haben uns einfach verändert mit der Zeit (ich etwas mehr als sie) und es nicht richtig geschafft, unsere Beziehung "mitzunehmen". Noch stehen uns beiden alle Türen offen, aber wenn ich an der Beziehung festhalte und es nicht wieder funktioniert, dann hab ich auch ihr alles verbaut. Und ich wünsche mir eigentlich schon, dass sie glücklich ist und im Leben das erreicht, was sie erreichen will.
Auf die Idee, zu versuchen die "Neue" besser kennen zu lernen bin ich in der Deutlichkeit noch nicht gekommen. Dafür hab ich wohl doch zu sehr das Gefühl, etwas unglaublich schlimmes zu machen. So nach dem Motto "Jetzt ist es sowieso schon egal". Außerdem müsst ich ihr dann sagen "Hallo, ich würd gern mehr Zeit mit dir verbringen, aber gleichzeitig (erst mal) in meiner Beziehung bleiben". Das wär irgendwie nicht in Ordnung. Aber ich werd drüber nachdenken...

@marylou66:
Ich bin mir bewusst, dass irgendjemand richtig leiden wird und wünschte mir auch, das wäre ich, aber so wirds nicht sein. Dass in unserer Beziehung etwas nicht mehr stimmt, ist mir auch erst durch den Seitensprung (die Affäre, die Neue) richtig bewusst geworden. Man wird einfach blind mit der Zeit. Andererseits: Soll ich, nur weil wir unfähig sind (und es auch nicht wirklich versucht haben) in dem nötigen Maß an unserer Beziehung zu arbeiten, eine fast 9-jährige Beziehung wegschmeißen, nur weil meine Hormone verrückt spielen? Ja, vermutlich ist es mehr als das. Aber diese kleinen Teufelchen können einem auch das Gehirn ganz schön vernebeln.

@Herzblut:
Noch nicht so lange her, da wusste ich, dass ich niemals jemandem das antun könnte, was dein Mann dir angetan hat und was ich meiner Freundin antue. Wie man sich nur täuschen kann... Du sagst, du würdest es nicht wissen wollen, wenn der Partner fremd gegangen ist. Da teile ich deine Meinung. Würd ich auch so wollen und mach es auch so. Nur dass es bei mir doch klar über Fremdgehen hinaus geht. Wie ihr vielleicht schon merkt, stell ich zur Zeit alles in Frage. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, was zuerst da war, meine Gefühle für die "Neue" oder der eigentliche Akt des Fremdgehens.
Du hast vollkommen Recht, ein Vergleich alte gegen neue Liebe ist unfair und sagt auch nichts aus. Zumal ich meine Freundin zur Zeit nicht sehe und nur über belangloses telefoniere, während ich mit der "Neuen" erst am Wochenende tiefschürfende Gespräche geführt habe. Macht das Ganze noch unfairer. Deshalb versuch ich auch, das Ganze so wenig wie möglich aus dem Bauch heraus zu entscheiden, versuche, mich auf das Positive an meiner Beziehung und meiner Freundin zu besinnen, sowie auf das negative an der "Neuen". Dafür dass ich so verliebt bin, dass ich nicht von der Neuen ablassen kann, gelingt mir das subjektiv gesehen gar nicht so schlecht. Die Statistik mit den 3-6 Monaten kenn ich auch. Sowas hat aber immer enorme Abweichungen in beide Richtungen. Das mit der Neuen hat zwar schon vor eineinviertel Jahren angefangen (so irgendwie zumindest), aber wir haben uns auch nur alle paar Wochen getroffen. Da kann sich auch einiges an Gefühlen anstauen, was das Ganze hinaus zögert. Außerdem hat die Verliebtheit mit meiner Freundin 4 Jahre gedauert, und unser verflixtes 7. Jahr hat sich auch verspätet. Nur... wenn ich das nicht aus dem Bauch entscheide, sondern aus dem Kopf: nach welchen Kriterien mach ich das?
Mit deiner Kritik an meinem Statement "die Neue hat viel Verständnis" hast du übrigens vollkommen Recht. Ich wollte das auch auf keinen Fall vergleichen, das ist was völlig anderes.

Nochmal Danke euch allen, das wird mir hoffentlich dabei helfen, Stück für Stück ein klareres Bild von der Situation zu bekommen.

LG
 

Herzblut

Neues Mitglied
Hallo Ratsuchender, <br /> fair wäre es doch eigentlich, erst einmal von beiden etwas Abstand zu nehmen und mit Dir selbst ins Reine zu kommen. Eine Beziehung nahtlos in eine neue laufen zu lassen käme für mich eh nicht in Frage (mal abgesehen davon, dass ich eh ins Kloster gehe, wenn wir das nicht wieder hinkriegen... :anbet). Ich meinerseits müßte erst einmal abhaken und verdauen - zumal alle Gefühle ja nicht von heute auf morgen weg sind. Aber Du hast schon recht - gerade Anfang 20, wenn jeder so beginnt sein Leben so richtig selbst in die Hand zu nehmen, entwickelt man sich schnell auseiander. Wir haben das mit sehr viel Toleranz überstanden, dem anderen vertraut und ihn machen lassen. Damals hatten wir auch zwischenzeitlich 750km zwischen uns. Aber die Beziehung ist damals auch sehr gereift und ich möchte diese enge Verbundenheit, die wir trotz allem heute haben, niemals missen. Er ist nicht nur mein Mann, sondern auch mein bester Freund geworden und das macht es mir leichter, ihn zu verstehen und ihm auch in dieser schwierigen Situation sehr viel Freiraum zu lassen. <br /> Nicht aus dem Bauch heraus entscheiden tust Du doch eigentlich, wenn Du Dir ehrlich beantwortest, ob Du deine jetzige Beziehung fortsetzen möchtest und Dich mit deiner Freundin über die Probleme der letzten Zeit auseinandersetzen möchtest. Wenn Du hier wenig Chancen siehst, macht es wohl wenig Sinn die Beziehung fortzusetzen. Vermutlich kommt jeder (spätestens in der Midlife Crisis) irgendwann an den Punkt, an dem er sich fragt, ob er in seinem Leben etwas verpasst hat und spätestens dann kann es Dir ergehen wie dem Leidgenossen, der ebenfalls gepostet hat. Vielleicht denkst Du Dich einfach mal 10 Jare weiter: Wie wird dein Leben mit deiner jetzigen Freundin da verlaufen? Was hast Du an Wünschen, die Du unbedingt umsetzen willst? etc. und dann stelle Dir die gleichen Fragen mal zu der Neuen und überlege, was anders/ besser wäre. Letztlich zählt zum Lieben für mich auch das Loslassen und den anderen gehen lassen können. Ich würde nicht auf Kosten des Glücks meines Partners leben wollen. Und ich würde auch nicht wollen, dass er nur wegen der Kinder, aus Verpflichtung, Gewohnheit o.ä. bei mir bleibt. Also besser, Du stellst Dir diese Fragen jetzt als in ein paar Jahren wenn vielleicht Kinder und ein Ring am Finger die Entscheidung erst recht erschweren... Sieh es als Wink des Schicksals. Bei uns hat sich diese Gelegenheit nicht ergeben und nun hat mein Mann dass Gefühl etwas verpasst zu haben obwohl er gleichzeitig sagt, dass ihm nichts in der Beziehung fehlt und er unser Leben eigentlich schon zu perfekt findet... <br /> Übrigens finde ich es nicht schlimm, dass Du kein schlechtes Gewissen wegen des Seitensprungs an sich hast (eines, weil Du deine Freundin hintergehst, darfst Du trotzdem haben). Aber warum etwas bereuen, was einem offenbar sehr wichtig ist? Dann wäre die Sache mit der anderen ja auch nicht ernst... <br /> Die Neue erst einmal besser kennenzulernen halte ich auch für schwierig. Den Weg sind mein Mann und ich gegangen. Er hat sie getroffen und alltägliche Dinge mit ihr unternommen um sie kennenzulernen. Ich war einverstanden, weil mir Ehrlichkeit wichtiger war als mein Stolz. Aber gebracht hat es eigentlich nichts, denn was soll an gemeinsamen Kinobesuchen, Essen gehen, Sport... nicht toll sein? "Richtig kennengelernt" hat er sie damit auch nicht und ihn mal für ein paar Wochen auf Probe ausziehen zu lassen hat dann doch meine Toleranzgrenze überschritten. Es hat nur der anderen vermehrt Hoffnungen gemacht, die hoffentlich vergebens sind und bleiben und sie noch mehr verletzt... <br /> <br /> Letztlich glaube ich, dass das "Ende" eh schon längst feststeht. Nur der Weg dahin mag variieren. Und auch der Leidgenosse, der gepostet hat: er empfindet die vergangenen Jahre vielleicht als umsonst, aber weiterbringen tun die Erfahrungen immer. Und im Nachhinein nur das Schlechte sehen halte ich auch nicht für richtig. Auch wenn meine Ehe in die Brüche geht: die letzten 18 Jahre waren toll und ich möchte sie niemals missen! <br /> <br /> Sorry, ist lang geworden....Ich wünsche Dir gute Nerven und es gibt da übrigens ein ganz passendes Sprichwort: Lerne warten. Entweder die Dinge ändern sich oder dein Herz..." Vielleicht kommt mit der Zeit der Rat. <br /> <br /> Liebe Grüße <br /> Herzblut
 

Ratsuchender

Neues Mitglied
Hallo Herzblut,

ich find es sehr beeindruckend, wie du mit deiner Situation umgehst und sogar jemanden wie mich, quasi von der Gegenseite, unterstützt. Deine positive Sicht auf die Vergangenheit ist meiner Meinung nach die richtige.

Schwer zu sagen, was passieren würde, wenn ich mich trennen würde. Könnte mir gut vorstellen, dass ich erst mal 2-3 Monate in ein tiefes Loch fallen würde und mit keinem mehr was zu tun haben würde, erst recht nicht mit der "Neuen". An einen nahelosen Übergang glaube ich jedenfalls nicht.

Habe heute auch mit meiner Freundin kurz telefoniert, sie sagt sie vermisst mich, und in dem Moment weiß ich, dass ich bei ihr bleiben möchte. Nur weiß ich nicht warum. Aus Liebe, aus Angst, aus Gewohnheit, oder weil sie meine beste Freundin (vielleicht etwas zu sehr "beste" und zuwenig "Freundin") ist? Soll heißen: Ja, ich muss mir mir ins Reine kommen und herausfinden, wie es um meine Beziehung steht. Das ist das erste was ich machen werde, sobald ich weiß, wie das geht ;-)
Heißt aber auch, ich muss meine Freundin bis dahin weiter belügen, und mir die "Neue" weiter "warm halten" (ich denke es muss ihr dann eigentlich so vorkommen). Aber geht vermutlich nicht anders, jede Lösung aus dieser Situation ist schlecht, damit hab ich mich abgefunden.

Mir über die Zukunftsvorstellungen Gedanken machen, steht auch weit oben auf meiner to-do Liste. Da weiß ich zwar in meiner momentanen Situation nur die meiner Freundin, bei meinen eigenen scheitert's schon. Die werd ich hoffentlich mit etwas Abstand wieder rausfinden können.

Ich wünsch dir, dass du deine positive Sicht auf die Dinge niemals verlierst.

LG
 

Charmebolzen

Neues Mitglied
Guten Morgen Ratsuchender,

Interessant was bisher so geschrieben wurde. Ich hoffe es hilft Dir bei Deiner Entscheidung!

Aus meiner Erfahrung kann ich Dir nur sagen: Man trauert immer den Chancen nach, die man nicht genutzt hat.
Deine Mitlife Crisis wird kommen, da hat Herzblut ganz recht, denn die kommt wohl bei jedem. Spätestens dann wirst Du wieder mit Deiner jetzigen Situation konfrontiert werden. Wenn Du Glück hast, dann schaust Du zurück und bist froh über die Entscheidung, die Du bald treffen wirst....

Ich weiß heut, dass ich mich hätte trennen sollen, bevor es einen Ring am Finger und Kinder gab. Dazu hätte ich nicht mal verliebt sein müssen.

Es ist nicht so, dass ich die letzten Jahre als verloren anseh, nein, sie waren schön und ich bin froh meine Kinder zu haben! Ich liebe die beiden über alles und würde für sie alles tun. Deshalb versuch ich ja seit Jahren den Spagat zwischen Familie und dem ander ICH. Und sonderlich gut geht es mir nicht dabei.

Ein Patenrezept gibt es nicht und egal wie Du Dich entscheidest, sie die Situation auch als Chance für die Zukunft. Mein Tipp ist aber: Hör auf Deinen Bauch und weniger auf Deinen Kopf, denn: Der Verstand kann uns sagen was wir unterlassen sollen. Aber das Herz (hier der Bauch) kann uns sagen, was wir tun müssen.

In diesem Sinne wünsch ich Dir trotz allem einen schönen Tag!
 

Mormor

Mitglied
ieber Ratsuchender,

kann es sein das du Angst vor einer Entscheidung hast weil das deine Zukunft verändert? Ich kenne diese Angst vor dem Unbekannten danach. Die ganzen Kontakte die zu eurer Beziehung gehören werden sich ändern. Die eine Seite wird zu dir halten, die andere Seite wird dich verdammen. Viele tolle Sachen die man erlebt hat kann man nicht wiederholen, alles wirklich alles muss neu sortiert werden. Die Wohnsituation muss geklärt werden, Möbel und ähnliche Anschaffungen werden auseinander sortiert, Bilder, Postkarten alle Erinnerungen an eure Liebe werden in Frage gestellt. Und, und und

Ist das deine Angst???

Gib dir einen Stoß, und verlasse deine Bequemlichkeit. Laß dich nicht durch deine Ängste lähmen. Was ist das für ein Leben in einer Beziehung die nur aus den gemeinsamen Erinnerungen und Verpflichtungen zusammen hält??

Fang wieder an zu leben, spüre deinen Kopf, dein Herz und deinen Bauch.

Und deine Freundin wird dich auf jeden Fall erstmal hassen, und das ist auch ihr Recht. Aber auch das ist ihr Leben, und ihre Chance.
 

Ratsuchender

Neues Mitglied
Original von Mormor
kann es sein das du Angst vor einer Entscheidung hast weil das deine Zukunft verändert?
Auf jeden Fall. Ich hab da auch enorme Schwierigkeiten, mir das vorzustellen. Bequemlichkeit wird mir übrigens von beiden Frauen vorgeworfen. Zwar aus untersciedlichen Gründen, aber wohl beidemale durchaus zu Recht.

Noch größer aber ist die Angst, mich falsch zu entscheiden. Wohl auch mit daher, weil ich an mir und meinen Entscheidungen stark zweifle. Bin auch immer noch schokiert darüber, dass ich mich auf eine andere eingelassen habe. Könnt ja auch sein, dass ich in ein paar Jahren zurückschaue und mir denke "Damals hättest noch die Chance gehabt, dass du das mit deiner Freundin in Ordnung bringst".

Original von Charmebolzen
Wenn Du Glück hast, dann schaust Du zurück und bist froh über die Entscheidung, die Du bald treffen wirst....
Dann sieht's ganz gut aus, statistisch gesehen. Denn bis jetzt hab ich noch nie etwas ernsthaft bereut. Und da war sicher schon die ein oder andere Dummheit dabei. Aber das bin ich, das hat mich alles dahin gebracht wo ich jetzt bin (denkt euch für den Satz mal die ganzen Probleme weg, das mein ich ganz positiv).

Im Prinzip denk ich, dass ich weiß, was zu wissen ist, und bedenke, was man bedenken kann. Wahrscheinlich brauchts einfach noch Zeit, bis ich mit mir ins Reine komme und auch meine Ängste loswerde.

Ich seh die Bäume, ich seh sogar den Wald, aber ich find noch nicht raus. ;-)
 

Herzblut

Neues Mitglied
Hallo Ratsuchender,
na das klingt doch schon wesentlich optimistischer! Ich denke auch die Zeit wird Dir schon zeigen was richtig ist und was nicht. Und wenn es keine von beiden ist...
Die Frage, ob bei uns auch nur Freundschaft geblieben ist, habe ich mir übrigens auch oft gestellt. Aber irgendwie gehört die für mich auch zu einer guten Beziehung dazu und auch wenn man die Schmetterlinge vielleicht nicht mehr täglich spürt, so kommen sie doch noch oft genug raus. Charmebolzen hat sicher recht: hör auf dein Herz und laß das ganze Drumherum wie Freunde, Familie etc. mal weg.. Gute Freunde werden Dich so oder so verstehen. Und was ich so aus Gesprächen herausgehört habe: Affären kommen wohl in sogut wie jeder Beziehung vor. Selbst mein Vater hatte mal eine :wow - aber das will ich alles lieber gar nicht wissen. Ich werde gerade mit meinen eigenen Erfahrungen viel zu dolle erwachsen - das hatte ich in meinem bisher so unbeschwerten Leben gar nicht vorgesehen...

Viele Grüße
Herzblut
 
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