Wenn Eltern psychisch krank sind

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Ihre Eltern sind unberechenbar: Manchmal ängstlich und selbstzerstörerisch, dann manisch und manipulativ. Rund drei Millionen Kinder müssen täglich mit psychisch Kranken leben - und überleben. Ärzte und Jugendschützer fordern schnelle und frühzeitige Hilfen.

Es fing damit an, dass Papa im Bademantel in den Garten lief und mit der Machete im Sandkasten herumstocherte. Die Waffe war ein Souvenir aus Südamerika, das seltsame Verhalten etwas, was schon lange in ihm schlummerte. "Ab dieser Sekunde wollte keiner mehr mit mir spielen", erinnert sich die heute 15-jährige Lena* an den Moment, in dem sie verstand, dass ihr Vater anders ist als andere.

Ihr 13-jähriger Bruder Luke* hat immer geahnt, dass sein Vater psychisch krank ist: "Als er das erste Mal vom Fahrrad gekippt ist, habe ich es endgültig kapiert", erzählt der aufgeweckte Teenager, der routiniert mit medizinischen Fachtermini jongliert und längst vertraut ist mit der Diagnose "Bipolare affektive Störung", im Volksmund auch manische Depression genannt.

Lauter verrückte Sachen habe der Papa gemacht, sich vor Fremden nackt ausgezogen, den Kindern in der manischen Phase das Essen vom Teller geklaut. Ob sie Angst vor ihrem Vater gehabt hätten? "Nein, niemals", sagt Luke. Im Gegenteil: "Er kam mir in seiner Psychose vor wie eine Witzfigur, er hat immer so schwächlich gewirkt." Nie habe der Vater jemandem etwas zuleide getan. "Wir hatten eher Angst um ihn", betont die Schwester - und formuliert damit das, was Psychologen "Parentifizierung" nennen: Die Kinder fühlen sich für ihre kranken Eltern verantwortlich und übernehmen deren Rolle - häufig auf Kosten der eigenen Bedürfnisse.

[...]

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LG,
Tina *die nicht recht wußte wohin mit diesem link*
 
U

User8

Guest
Hallo Hextina, :kisses
du "schaffst" es immer wieder hier Beiträge zur Diskussion "freizugeben" die mich stark berühren- auch wenn ich nicht immer etwas dazu tippen mag.
Aber der hier- der trifft mich besonders ins Herz...warum?
Meine Cousine war manisch- depressiv.
Und meine Cousine lebt nicht mehr.
Sie ist aus dem 5.Stock der Psychatrie aus dem Fenster gesprungen.
Das war der X-te Selbstmordversuch von ihr und die ganze Familie war irgendwie innerlich darauf vorbereitet das sie es irgendwann schafft. Das ändert aber nichts dran das man sich die ganze Zeit sehr hilflos gefühlt hat.
Dazu muß ich sagen das ich zwar eine Zeit Brief Kontakt zu ihr hatte( das war als sie ihren Sohn bekommen hat- fast zeitgleich mit meinem)- ansonsten aber keinen sehr engen Kontakt mehr hatte, als das passiert ist.
Sie ist nie damit zurechtgekommen das sie "krank" ist-hat sich immer gegen Medikamente gewehrt, kam sich minderwertig vor...keine Psychater, kein Psychologe, keiner aus der Familie, der Vater ihres Sohnen nicht..niemand hat es je geschafft ihr klar zu machen das sie nicht minderwertig ist, weil sie Medikamente nehmen muß. Sie hat sie immer wieder im Alleingang abgesetzt und hatte einen so heftigen Depri-Anfall das sie wieder versucht hat sich das Leben zu nehmenc
Als sie ihren Sohn hatte- sah es so aus als ob sie es schaffen könnte. Aber dann hat sie bei einem weiteren Selbstmordversuch ihren Sohn mitnehmen wollen.
Ihr Vater hat sie dabei " erwischt"
Und das war das engültige Ende für sie- da ihr das Kind weggenommen wurde.Sie wollte mit aller Macht sterben.Aber wie konnte man ein schutzbedürftiges Kleinkind bei ihr lassen?
Was hat in ihrem Fall versagt?
Ich denke da gerade wieder mal drüber nach.
 

Frank2007

Systemlord
Tja ist schon beängstigend.
Das Menschliche Gehirn ist zu manchen fähig was unseren vorstellungen überschreitet.

Lg
Frank
 

Happy11i

Mitglied
Hi,


da ich auch viele psychisch Erkrankte kenne und mich da auch nicht ausschließen will, möchte ich zu dem Thema auch etwas sagen.
Zu mir, ich litt an Depressionen und hatte mit viel Hilfe das Glück wieder zu "genesen".
@ Mongruadh, wenn, insbesondere Mütter oder Väter bemerken das da etwas schief läuft, ist es meistens schon zu spät um von einem "BEVOR" zu reden. Manche finden halt das sie die öffentlichen und anerzogenen Vorstellungen gerecht werden müssten und ein "gutes" Vorbild abgeben sollen. Damit im Hinterkopf versuchen sie alles perfekt zu machen und alles alleine zu schaffen(Kinder, Haushalt, Arbeit,usw).
Bei manchen kommt hinzu, wie schon geschrieben, das sie sich minderwertig fühlen, weil sie eben nicht alles perfekt hinbekommen, so wie es ihrer Meinung nach (und der von den Medien propagierte) perfekt sein sollte.
Die Angst zu versagen (welche ich nicht nur auf psychisch Erkrankte beschränke),die machmal irrealistische Angst, das einem vielleicht die Kinder weggenommen werden könnten, wenn sie zu einem Psychater gehen und daß jemand mitbekommt,........ Ängste, die viele Menschen vielleicht gar nicht kennen oder verstehen können.

Bei der Sache mit den Therapeuten muss ich dir recht geben.
Ich selber habe damals 5 Psychologen "durchprobiert", bis ich bei einer gelandet bin, die ich verstand, die mit mir richtig umgehen konnte und die in der ersten Stunde gefragt hat, wie meine Kids denn mit der Situation umgehen.
Meine Kinder haben natürlich gemerkt das etwas nicht stimmt, wenn Mama die meiste Zeit im Bett liegt und ihre Ruhe will, das Haus nicht mehr verläßt, Schweißausbrüche und Panikattacken bekommt wenn es an der Tür oder das Telefon klingelt.
Ihr Vater und ich haben mit ihnen darüber geredet, ich war krank zu der Zeit aber in Behandlung, damit sie wissen es geht vorbei.
Dieses Wissen und die Tatsache das sie sehen konnten wie es von Woche zu Woche etwas besser wurde, bis ich irgendwann wieder selbst auf Spielplätze, zu Elternabenden oder zum einkaufen gehen und das Telefon abnehmen konnte, hat ihnen geholfen.
Trotzdem wußten die Erzieherinnen im Kiga u die Lehrer der Großen darüber Bescheid, das war mir wichtig und auch gut so.

Ich denke, man kann nicht alles über einen Kamm scheren.
Auch ich kenne eine Borderlinerin, sie war eine gute Freundin, hat aber mehr Aufmerksamkeit benötigt als meine Tochter. Ich war mit meinem 2. Kind schwanger, als sie irgendwie mal wieder davon anfing wie schlecht alles sei, wie schlecht alle zu ihr seien und dass sie sich am liebsten umbringen würde. Alles am Mittagstisch, meine damals 7jährige saß mit am Tisch und schaute sie ganz entsetzt an. Ich sehe ihr Gesicht noch vor mir.
Wir hatten schon viele Jahre mit ihr verbracht, all das was kukulux schon beschrieben hat zu tun, nachts hinfahren, ewig lange Telefonate, Gespräche, da sein wenn sie fällt, usw.... Professionelle Hilfe wollte sie nicht.
An diesem Tag vor 7 Jahren war fertig.
Meine Tochter und das Baby in meinem Bauch brauchten diese Art von Verwirrung nicht zu haben. Ich hab ihr gesagt, daß es reicht, das ihre Art mich viel Kraft kostet und ich diese Kraft lieber für meine Kinder aufbringen möchte. Zumal sie diejenige war, welche sich nach "Therapiestunden" bei uns immer wieder davonmachte und uns mit Sorgen und ausgelaugt zurückließ, während es ihr wieder gut ging. Ich sagte ihr, sie solle sich professionelle Hilfe holen und ihr Leben auf die Reihe bekommen, dann wäre sie auch hier bei uns wieder herzlich willkommen. Hart? ja, aber ehrlich, meine Kinder gehen vor.
Ich hab sie nie wieder gesehen. Nur gehört hab ich vor einigen Wochen, dass sie es wohl geschafft hat und jetzt die Hilfe einer Beratungsstelle für Borderliner in Anspruch nimmt. Gut für sie. Sie hat übrigens keine Kinder.
Zuerst habe ich mich schäbig gefühlt - eine Freundin im Stich lassen. Aber schon nach 2 Wochen habe ich gemerkt, das ich mich freier fühle, weil Gedanken wie `kommt sie heute?`, `lebt sie noch?` oder `wo ist sie denn nur?` ausblieben und mich nicht mehr stundenlang beschäftigten.

Ja, warum gibt es solche Psychosen?
Gute Frage.

Zu hohe Ansprüche des Umfelds, an sich selber?
Schlechte Erfahrungen in der Kindheit?
Minderwertigkeitskomplexe ( was ja nicht verwundert bei unserer Medienlandschaft) ?
Überforderung?
Existenzängste?

Gründe kann das viele haben, denke ich.

An dieser Stelle möchte ich nicht an die appelieren, die krank sind, sondern an alle.
Haltet eure Augen auf und glaubt nicht, eueren Mund halten zu müssen, weil ihr euch nicht einmischen wollt. Wenn ihr seht, dass jemand Probleme hat oder haben könnte, seid offen, versucht Hilfe anzubringen oder irgendwie zu helfen, da zu sein und vielleicht sogar die Angst vor einem Therapeuten zu nehmen, bis zu einem gewissen Punkt halt.
Wenn Kinder im Spiel sind erst recht. Zieht euch dann nicht einfach so zurück.

Als ich damals depressiv war, sind meine Freunde trotzdem gekommen. Ich habe keine Familie in der Nähe, so waren meine Freunde die einzigen Bezugspersonen für meine Kinder, neben meinem Mann.
Das hat ihnen mindestens, wenn nicht noch mehr, geholfen als meine Ehrlichkeit.
Meine Freunde haben die Kids mit ins Kino, in Freizeitparks genommen und ich bin allen, die mich u meine Familie damals so unterstützt haben, bis heute unendlich dankbar.
Vor allem einer Freundin, welche mir den Satz eingebrannt hat : alles geht vorbei!.

Jetzt hab ich nen halben Roman geschrieben, aber ich möchte eben sagen es gibt solche und solche.
Ich selber habe schon des Öfteren beim Jugendamt angerufen, wenn der Nachbarsjunge mal wieder Schläge bekam und der gute Vater nicht auf mich hören u damit aufhören wollte.
Als das Mädchen 2 Straßen weiter nachts um 23uhr noch immer alleine auf der Strasse spielt und bei ihnen daheim keiner die Tür aufmacht.
Als eine Mutter auf dem Spielplatz ihr Kind ohrfeigte weil es sich getraut hat zu rutschen, hab ich mich mit ihr angelegt.

Es gibt soviele Situationen, in denen Kinder leiden. Da sollte etwas getan werden. Mich erschreckt regelmäßig das wegschauen der Leute.

Wenn ein Kind auf der Strasse geschlagen wird, weil es fast vor ein Auto gelaufen wäre, was da nix zu suchen hatte, dann halten die Leute ihren Mund und laufen weiter. Ich nicht. Ich schreie diese Frau an, die dann rot wird und sich schnell davon macht. Am liebsten nicht, ohne sich bei ihrem Kind zu entschuldigen.
Selbst meine Große legt sich mittlerweile schon mit Leuten an, die ihre Kinder ungerecht behandeln. DAS macht mich stolz. Sie schaut nicht weg.

Dazu sollten wir unsere Kinder erziehen, die Augen aufzumachen und jemand Erwachsenem erzählen was sie beobachtet haben, damit dieser Erwachsene sich "einmischen" und so etwas für das Kind(die Kinder) tun kann, finde ich.

Wir sind ALLE verantwortlich für Kinder! (damit meine ich unseren Papa Staat und jeden einzelnen Menschen insbesondere)
 
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