Zwei Zuhause - und wie Kinder damit leben

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Hab'sch gerade gefunden und ich fand es ganz informativ ;-)
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Zwei Zuhause - und wie Kinder damit leben

Von Kuno Kruse

Für zerschlissene Ehen ist die Trennung ein Befreiungsschlag, für die Kinder ein Schicksalsschlag. Ihr Seelenschmerz galt bisher als unvermeidbar. Langzeitstudien belegen nun verblüffend deutlich das Gegenteil. Entscheidend ist der Umgang der Eltern - mit sich und den Kindern.

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Neue Studie kommt zu überraschendem Ergebnis
"Im Schnitt sind Trennungskinder langfristig weitaus weniger auffällig als Kinder aus Konfliktfamilien. Und zwar in jeder Hinsicht", sagt Sabine Walper vom Lehrstuhl für Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Über sechs Jahre begleiteten Wissenschaftler in einem von der Münchner Professorin koordinierten Forschungsprojekt in verschiedenen Regionen Ost- und Westdeutschlands alleinerziehende Mütter oder Väter, außerdem Stieffamilien und - zum Vergleich - stabile sowie zerstrittene Normalfamilien. Das Ergebnis: "Wir konnten bei Scheidungskindern mehrere Jahre nach Trennung der Eltern im Vergleich zu ihren Altersgenossen in traditionellen Kernfamilien keine generellen Nachteile erkennen, weder in der Persönlichkeitsentwicklung noch in der sozialen Kompetenz. Die Mehrheit hatte ein neues Gleichgewicht gefunden."

Wenn die große Mehrheit heute unbeschadet durch die Scheidungsstürme segelt, warum aber gehen dann einige immer noch im Kummer unter?

Viele sind "Kriegskinder", sie warfen sich in Gräben, als Vater und Mutter verletzende Gemeinheiten über die Linien schleuderten, sie wurden verwundet zurückgelassen, von einer Partei gegen die andere ausgespielt, oder sind noch immer zwischen den Fronten eingeschlossen. Kleine Boten und Herolde sind darunter, barmherzige Lazarettschwestern, die verletzte Mütter trösten.

Andere wieder sind getäuschte Friedenskinder. Jählings riss das neue Liebesglück eines Elternteils sie aus der scheinbar stabilen Familienidylle. Sie kann es härter treffen als Kinder aus Dauerstreitfamilien, die oft als Erlöste das elterliche Schlachtfeld verlassen.

Entscheidend ist deshalb nicht so sehr, dass Mutter und Vater sich trennen, sondern wie. Die Last, die von den kleinen Schultern getragen wird, haben die Streitenden schon vorher dort abgelegt. Kinder haben feine Antennen, auch für Unausgesprochenes, Atmosphärisches.

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Als Hetherington vor drei Jahren in ihrem Buch "For Better or For Worse" (deutscher Titel: "Scheidung - Die Perspektiven der Kinder") ihre Schlussbilanz zog, löste die Verblüffung aus. Bis dahin hatten nicht nur in Amerika die Interviews der Familienforscherin Judith Wallerstein den Diskurs bestimmt, die ein großes Ausmaß an psychischen Störungen bis hin zu Selbstmordabsichten ermittelt hatte.

Zum Talkshow-Thema in den USA ist gerade das Buch von Elizabeth Marquardt "Between Two Worlds" geworden. Die Autorin, selbst Scheidungskind, liefert aus eigenem Erinnern und 71 Interviews mit heute erwachsenen Scheidungskindern ergreifende Momente: Die Hälfte der Befragten aus friedlichen Scheidungen erinnerte sich, damals sehr unglücklich gewesen zu sein.

"Das extreme Ergebnis von Wallerstein konnte allerdings nie in einer anderen Studie bestätigt werden", sagt die Münchner Psychologin Walper. Europäische Untersuchungen decken sich mit den Ergebnissen der großen Hetherington-Studie. Nach dieser hatte eines von fünf Scheidungskindern als Erwachsener Probleme, in Einzelfällen bis hin zu häufigen Ausbrüchen, Verantwortungslosigkeit und Depressionen. Interessanterweise hielt ein genauso hoher Anteil der Paare auch sechs Jahre nach der Trennung an seinem destruktiven Verhalten fest - was wiederum nicht die Scheidung selbst, sondern das anschließende Verhalten der Eltern als wesentliche Ursache für die kindlichen Probleme nahelegt.

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Gesamter Text: http://www.stern.de/wissenschaft/mensch/:Trennung-Zwei-Zuhause-Kinder/579992.html
 
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