Bei uns laufen die Tests

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo zusammen,

bisher dachte ich immer, dieser Kelch ginge an uns vorüber, doch nun ist es auch bei Jill soweit: Wir lassen sie auf AD(H)S testen.

Nachdem erst im Kindergarten der Verdacht geäußert wurde, folgte nach einiger Zeit die Schule und nun kamen auch noch Hinweise aus dem Sportverein. Jill sei extrem lebhaft, also nicht nur ein bisschen zappeliger als andere, sondern spürbar, zeige die ein oder andere für ADS 'typische' Verhaltensweise, sei dazu sehr unkonzentriert und immer wieder auch völlig abwesend.

Ich muss dazu sagen, dass ich mich weigere, mein Kind als verhaltensauffällig zu bezeichnen. Ich finde zwar, dass sie sehr lebhaft ist und Hummeln im Hintern hat, aber das ist es für meine Begriffe auch schon. Okay, ich merke schon, dass ihre Konzentrationsfähigkeit nicht die Beste ist. Bisher habe ich allerdings immer angenommen, dass es das eine Kind eben besser beherrscht als das andere und mich - wenn auch zähneknirschend aufgrund vieler eigentlich vermeidbarer Flüchtigkeitsfehler insbesondere in der Schule - weitgehend damit abgefunden. Oder besser gesagt, wir haben versucht, ihre Konzentrationsfähigkeit durch sportliche Aktivitäten (Tennis) oder das Musizieren (Klavierspiel) zu trainieren und somit zu verbessern.

Ihre sozialen Kontakte verlaufen eher problemlos. Sie ist lieb, in keinster Weise bösartig, sehr kontaktfreudig (bis hin zu sehr anhänglich), und erstaunlich empathisch unterwegs, beschützt mutig Hilfsbedürftige, dazu ist sie rücksichtsvoll und friedliebend. Ein Alphatierchen ist sie, will am liebsten immer die Bestimmerin sein. Allerdings entzieht sie sich dem Spiel nicht, wenn das dann mal nicht zu realisieren ist. Meist findet sich doch ausreichend 'Gefolge' und mein Kind ist happy.

Schon in der Vergangenheit habe ich auf diesen Seiten immer mal wieder über Jill und ihre Probleme in der Schule berichtet, die eigentlich gar keine wirklichen Probleme sind, vielleicht sogar eher hausgemacht durch mich. Sie ist eine 2-3er Kandidatin in einer extrem leistungsorientierten Schule, was mir die realistische Einschätzung ihrer Leistung ziemlich erschwert. O-Ton der Lehrerin war jedenfalls, sie bliebe derzeit deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück, ihr Zeugnis (alle Hauptfächer befriedigend) sei ein schlechtes Grundschulzeugnis; sie könne ganz klar mehr. :(

In unserer Unsicherheit wandten wir uns also an den schulpsychologischen Dienst. Von dort erhielten wir die Empfehlung, uns mit einer Klinik in Verbindung zu setzen, die eine Leistungsdiagnostik vornimmt. Unser Kinderarzt, der zu Kita-Zeiten den ADS-Verdacht verneinte, stellte uns die Überweisung aus.

Das Erstgespräch mit der zuständigen Psychologin verlief sehr gut, bestärkte allerdings tatsächlich die Meinungen der 3 Hinweisgeber auf eine Konzentrationsschwäche wenngleich in eher schwacher Form.

Nun hat also die Testreihe begonnen, wir müssen wohl 7 x in die Klinik, wo Jill die verschiedensten Tests durchläuft. Gerade hinter sich hat sie eine Vigilanztest (Testung der Reaktion/Aufmerksamkeit bei Routinen), es folgen motorische und auch Intelligenztests sowie was-weiß-ich noch alles. Fragebögen mussten mein Mann und ich, Lehrer, Ganztagsbetreuer und auch der Tennistrainer ausfüllen. Ich hoffe, wir sehen danach klarer und erhalten Anregungen, wie wir Jill das Leben leichter machen können.

Falls ihr Hinweise für mich habt, worauf man bei einer solchen Testreihe achten sollte, wäre ich dankbar. Ich werde hier immer mal wieder berichten.

Bis bald also erst einmal, viele Grüße
Kirsten :bye:
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo Kirsten,

was Du so schreibst weißt schon deutlich auf auf ADHS hin, tatsächlich auch all die guten Eigenschaften, die sie hat. Ich gehöre auch zu der Fraktion, die sich gegen die Pathologisierung dieser Eigenschaften stemmt und das als eine besondere Verhaltensausprägung mit Vor- und Nachteilen betrachtet. Leider müssen sich ADHSler bei uns einem Umfeld anpassen, daß für sie wenig geeignet ist. Das bringt Schwierigkeine mit sich, die bewältigt werden müssen, damit aus den Schwierigkeiten nicht doch noch Krankheiten erwachsen. Viele ADHSler bekommen Depressionen, Angststörungen uvm., weil sie ständig anecken. Das sollte ncht sein.

Ich nehme an, Du würdest ihr ungern MPH geben und ich denke auch, ihr solltet es erst mal ganz entspannt mit spielerischer Förderung und geschickter Erziehung in Angriff nehmen. Noch boxt sie sich ja einigermaßen erfolgreich durch. Ein sehr gutes Buch zu dem Thema ist: ''Gemeinsam wachsen'' - der Elternratgeber ADHS: Verhaltensprobleme in Familie und Schule erfolgreich meistern. Ich denke, daß würde zu Eurer Situation passen. Darin sind auch Tips zur Förderung der Exekutivfunktionen, die bei ADHSler eher schwach entwickelt sind.

Ich halte es zugegebenermaßen für wahrscheinlich, daß ihre Leistungsfähigkeit im schulischen Bereich sich mit MPH steigern würde. Allerdings wirkt sich MPH auch auf das sonstige Verhalten aus und das nicht nur zum Besseren. All diese ganz zauberhaften Wesenszüge, die aus dem besonders offenen und kreativen Wesen der ADHSler entspringen, würden durch MPH möglicherweise gedämpft werden. Darum sollte man es wirklich nur dann einsetzen, wenn die Kinder ohne nicht zurecht kommen und die Gefahr sehe ich bei Euch bisher nicht. Um ihre Konzentration zu verbessern, kannst Du ihr auch Leinöl, in der Flasche vermischt mit einem Schuß Weizenkeimöl als Antioxidanz, evtl. + Magnesium und Zink (beides organisch gebunden) geben. Das hilft nachweislich. Künstliche Lebensmittelzusatzstoffe verstärken die Symptome.

Bei den Testungen solltet Ihr ganz einfach ein Auge drauf haben, ob Euch das stimmig erscheint. Du bist aufgeklärt genug, Dir kein X für ein U vormachen zu lassen.

Liebe Grüße

Dr. Dolittle
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo Dr. Dolittle,

danke für deine Antwort. Im Moment denke ich noch nicht einmal ansatzweise darüber nach, wie eine Medikation aussehen könnte. Erst einmal möchte ich die Diagnose abwarten.

Aktuell überschlagen sich bei uns die Ereignisse - alle Puzzleteile wollen zusammengesetzt und dann das Gesamtbild betrachtet werden.

Gestern waren wir beim HNO-Arzt - ein Folgetermin nach einem vor 6 Wochen, bei dem festgestellt wurde, dass meine Tochter (mal wieder) Flüssigkeit hinterm Trommelfell hatte und ihr Hörvermögen daher eingeschränkt war. Nachdem wir mit Nasentropfen und anderen Medis behandelt hatten, wollten wir gestern also bestätigen lassen, dass alles wieder in Ordnung ist - aber weit gefehlt. Das Hörvermögen hat sich sogar noch verschlechter und ist auf der linken Seite stark eingeschränkt. Es stehen nun weitere Tests an um auszuschließen, ob nicht evtl. ein Messfehler vorliegt o. ä. Also Anfang Dezember und Anfang Januar wieder hin. Danach werden wir vermutilch zum zweitem Mal Röhrchen setzen lassen müssen und hoffen, dass das Besserung bringt.

Falls das nicht gelingt und die schlechte Belüftung nicht die Usache für die Hörminderung sein sollte, muss ins Ohr geschaut werden - operativ und hinters Trommelfell. Evtl. liegt eine ganz andersgartete Problematik vor - der worst case wäre also ein Hörgerät für meine Kleine. Letztendlich und wie auch immer das alles endet bedeutet es für uns, dass die Unkonzentriertheit durch diese Störung natürlich noch verstärkt wird. Es ist einfach eine enorme Gedachtnisleistung und Stress, konzentriert zuhören zu müssen und einmal mehr, wenn die Worte nur gedämpft rüberkommen.

Diese Info muss ich jedenfalls auch noch an die Klinik geben, denn sie kann dich natürlich auch auf die Testergebnisse auswirken und sie ggf. verfälschen.

Als wäre das nicht genug, nahm mich dann gestern noch der Leiter des schulischen Ganztags beiseite um mir zu ernöffnen, dass Jill auf der Mädchentoilette einen Toilettenspülkasten zerlegt habe. Sie sei - zusammen mit einer Freundin - über die Toilettentrennwand geklettert (jaaa, mein Kind ist sportlich *grmpf) und habe sich dann, um nicht von dort oben auf den tief unten befindlichen Boden springen zu müssen, vom Spülkasten zum Klodeckel gehandelt. Dabei habe es einen Krach gegeben und das Ding war kaputt. Super, da hatte ich nicht nur den Kaffee auf, sondern das war mindestens ein dreifacher Espresso!!! Zum mittlerweile 5. (!!!) Mal hat sie auf öffentlichen Toiletten Murks gemacht und ich bin mit meinem Latein am Ende, wie ich das nun wieder sanktionieren oder darauf reagieren soll, so dass sie sich für die Zukunft so etwas kneift. Die ersten beiden Male hat sie auf der Schultoilette Klos mit Klopapier verstopft, beim 3. Mal Flüssigseife auf einer Hoteltoilette während der Hochzeitsfeier von Freunden über Boden auf auf deckenhohen Spiegeln verschmiert. Vor ca. 4 Wochen hat sie während unserer Mutter-Kind-Kur den Toilettenboden ebenfalls mit Flüssigseife geflutet. Ich dachte, die folgende Putzaktion sei Lehre genug gewesen, aber wohl weit gefehlt. :angryfire

Zahlen muss Sie nun ca. 70 Euro aus ihrem Sparschwein, die anstehende Übernachtungsparty mit ihren 3 Freundinnen ist gestrichen und 2 Wochen Fernsehverbot gabs obendrauf. Dazu ne riesige Standpauke und gestern dann auch Kommunikation auf Sparflamme, damit sie merkt, dass sie Mist gemacht hat.
Sie gab die reuige Sünderin - wie schon die 4 x zuvor.

Ansonsten hat sie in ihrem 8 Jahre währenden Kinderleben so gut wie keinen Mist angestellt. Zumindest nicht vorsätzlich. Im Moment könnt ich also echt :wand

Die Psychologin der Klinik hat mir übrigens auch noch einen Literaturtipp gegeben: 'Wackelpeter und Trotzkopf' von Lehmkuhl et al. Habe mir das Buch jetzt bei Ebay ersteigert und warte darauf, es im Briefkasten zu haben. Deinen Literaturtipp habe ich mir aber auch schon notiert und werde damit ggf. nachlegen.

Soviel Katastrphenmeldungen erst einmal von mir für heute, der Tag ist ja noch nicht zu Ende. :angst

Viele Grüße
Kirsten
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Hallo Kirsten,

na bei Euch geht´s echt gut ab. Aber keine Sorge, das ist problemlos noch steigerbar. ;D
Ich bin mal gespannt, ob der Lehmkuhl Dir weiterhilft. Ich halte von seinen Arbeiten aus mehreren Gründen nicht besonders viel, aber er schreibt dermaßen viele Buchbeiträge und Ratgeber, daß ihn fast jeder kennt und er oft empfohlen wird.

Motz mal in der Schule rum, daß die zu wenige Klettergeräte auf dem Schulhof haben. Das arme Mädchen ist gezwungen, seinen natürlichen Bewegungsdrang auf dem Klo auszuleben... Die Reue kann übrigens durchaus echt sein. ADHSler lernen schlicht nicht besonders schnell aus ihren Fehlern. Es könnte ja beim nächsten Mal alles ganz anders laufen.

Wegen der Ohren drück ich Euch die Daumen, daß es bloß ein paar popelige Polypen o.ä. sind. In jedem Fall würde ich eine zweite Meinung einholen, bevor irgendetwas invasives gemacht wird.

Liebe Grüße und gute Besserung

Dr. Dolittle
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo zusammen,

so, hier mal ein kurzer Zwischenbericht zum aktuellen Stand unserer Testung. Der letzte Test hat mittlerweile stattgefunden (es waren doch 'nur' 4 statt der von mir vermuteten '7' - hatte da wohl etwas missverstanden). Nun warten wir auf das Erebnis, das wir Anfang Februar erhalten werden.

Die Psychologin hatte nach dem letzten Test und kurzem Blick auf die 3 bisher durchgeführten schon angedeutet, dass sich der Anfangsverdacht erhärtet hätte. Genaueres erfahren wir also in Kürze.

Das Problem um das schlechte Hören hat sich Gott sei Dank mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst. Der Kontrolltest hat ein normales Hörvermögen attestiert. Wenigstens eine Sorge ist mir damit schon mal genommen.

Allerdings bleiben die anderen Probleme - verschärfen sich sogar. Mittlerweile hat Jill schon das 2. ausreichend mit nach Hause gebracht. Und das in der 3. Klasse. :-( Schön gleichmäßig verteilt, 1 x Mathe, 1 x Deutsch. In Mathe zeichnet sich wirklich ein Trend zur 4 ab - ich könnte echt heulen. Wir stecken im totalen Teufelskreis: Je mehr wir mit ihr lernen, desto schlimmer wird es. Den dicken Nerv, einfach alles laufen zu lassen haben wir nicht.

Teilweise liegen die Nerven hier blank. Jill ist stur und bockig wie eine Schwerstpubertierende; mein Mann versucht auf Biegen und Brechen dagegen anzukommen. Auch ich kann mich nicht mehr davon freisprechen, kurz vor der Explosion zu stehen; Jill provoziert bis zum Exzess und ich war schon ein paar Mal davor, ihr ein paar zu scheuern. Ich muss mich immer selber zur Räson rufen, denn das ist ja keine Lösung. Und da ich als Kind selber häufig genug noch Schläge bezogen habe, versuche ich alles, damit mir die Hand nicht doch einmal ausrutscht. Der ständige Kampf macht aber so etwas von mürbe und so hoffe ich, dass uns bald Lösungsansätze mit an die Hand gegeben werden.

Was mir überhaupt nicht behagt, ist dass die Psychologin uns direkt noch einen Termin für eine Medikamentenberatung gegeben hat. M. E. sollten Tabletten ganz am Ende einer Diagnose stehen und ich sehe eine Medikation einmal mehr kritisch, als uns ja bereits signalisiert wurde, dass - wenn ADS, dann ohnehin nur in einer sehr leichten Form.

Wenn ich dann noch lese, dass Ritalin im selben Atemzug genannt wird wie Speed, dass Strattera einstmals als das Wundermedikament galt, mittlerweile aber mehr als skeptisch betrachtet wird, da stark persönlichkeitsverändernd bis hin zur Suizidneigung.. oh Mann, da müsste ich mir Kosten und Nutzen wirklich noch mal SEHR stark durch den Kopf gehen lassen.

Ich bin ohnehin sehr skeptisch, da meine Freundin (Dipl.-Psych.) auch meinte, dass sich ein diagnostiziertes ADS-Kind wirklich in KEINER Situation konzentrieren können soll. Das kann Jill allerdings sehr wohl - ihre Konzentrationsfähigkeit steht und fällt mir dem Grad des Interesses, das sie der jeweiligen Aufgabe oder Sache entgegenbringt.

Mir graut es auch schon vor dem Zeugnis, das wir in Kürze bekommen. Vermutlich steht die Maus in allen Hauptfächern befriedigend. Am liebsten würde ich sie mal ein halbes Jahr an eine andere Grundschule beamen, um zu schauen, ob ich nicht doch Recht habe mit meiner Vermutung, dass sie da ganz normal vorne mitmischen könnte. Aber das geht ja leider nicht und so muss sie sich weiter in diesem Kreis von Shootingstars behaupten. Habe echt total Panik, dass wir diese verflixte Gymnasialempfehlung nicht bekommen und sie somit null Chance hat, auf die Gesamtschule zu kommen, die wir für sie als optimal erachten. :(

Also, alles irgendwie kacke im Moment. Mich nimmt das alles zunehmend mit und ich reagiere mittlerweile körperlich. Bin total erschöpft und könnte mich jeden Abend gleich neben die Maus in die Koje legen und bis zum nächsten Morgen schlafen. Warum gibt es keinen on-/off-Knopf für die alltäglichen Sorgen, so dass man die wenigstens zeitweise mal ausschalten kann?!

Erschöpfte Grüße
Kirsten
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Hallo Kirsten,

ich lese da so ein bischen unsere "Leidensgeschichte".

Wir haben bis zur 4.Klasse gewartet bis wir mit dem Diagnosemarathon begonnen haben. Bis dahin war ich mir ziemlich sicher das Sohn ADS hat aber es hat uns nicht weiter gestört. Er kam ganz gut damit klar.
Dann wurde er immer unausgeglichener, neigte zu depressiven Phasen, die immer länger dauerten. Er kam kaum noch aus seinem Loch raus.
Wir holten die schon längst überfällige Überweisung (unsere Kinderärztin atmete auf) und alles begann.
Raus kam das Sohn ADS (Konzentrationsspanne 5 Min. + Legastheniker) + Hochbegabung in logischen Bereichen hat. Gut, jetzt hat das Kind einen Namen, und was nun? Die Schule zog erst mit als wir einen runden Tisch organisierten. Bis dahin war alles nur ein Hirngespinnst von uns Eltern. Aber egal - sie habens dann doch noch begriffen. Heute verstehe ich ihre Meinung, es gibt einfach zu viele Schüler die ADS/H haben (wenigstens wenn man den Eltern glaubt) und eigentlich nur schlecht erzogen sind.

Gut, Sohn hat ADS, aber er bekommt sicher keine Tbl. von uns. Er wird schon so seinen Weg gehen. Macht er halt "nur" Hauptschule und später dann weiter. Das wird schon. Außerdem bekam er einen Therapieplatz bei einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin.

In der 6. Klasse wurden dann seine Noten so schlecht das wir Angst hatten er würde die Klasse nicht schaffen. Also doch MPH. Er nahm morgens 5 mg (halbe Tbl.) und war wie ausgewechselt. Der Lehrer erkannte seinen Schüler nicht mehr. Sohn hat sich nur possitiv verändert. Er hatte zwar anfangs leichte Bauchschmerzen aber die waren erträglich (sagte er). Die Therapeutin war anfangs gegen MPH lenkte dann aber ein als sie die Wirkung bei Sohn bemerkte.

Heute ist Sohn fast 21 Jahre alt, nimmt immer noch während der Schulzeit (das haben wir übrigens von anfang an durchgefochten) MPH und wird es vermutlich auch danach noch nehmen müssen. Er schafft es einfach nicht seine Konzentration aufrecht zu erhalten.
Er hat es aber immer mal wieder ohne Tbl. versucht. Das ging aber jedes Mal in die Hose. Einmal bis zum Schulabbruch.

Der Aussage deiner Freundin kann ich übrigens überhaupt nichts abgewinnen. ADS/H´ler können sich sehr wohl konzentrieren. Sie hyperfokussieren sogar wenn sie das Thema sehr stark interessiert. Allerdings können sie ihre Konzentration nicht willentlich steuern.

Wenn wir nochmal in der 4. Klasse anfangen könnten (mit dem Wissen von heute) würde ich Sohn gleich MPH (begleitent mit Therapie) geben. So wie es uns von der KJP und dem Berater bei der Erziehungsberatungsstelle geraten wurde. Er hätte dann eine Schule besuchen können in der man ihn auch gefordert hätte . Er hat nie gelernt wie man richtig lernt, musste er nie.
Er geht zwar seinen Weg, hätte es aber sicher etwas einfacher haben können.

Ich bin bei weitem kein Befürworter von MPH gleich nach der Diagnose ohne großartig darüber nachzudenken. Aber ich bin mittlerweile auch der Meinung das man es durchaus versuchen sollte und dann entscheiden wies weiter geht. Vor allem wenn man sich dann das Kind anschaut, wies dem damit geht.
Ich weiß noch wie die Psychotherapeutin meinte das MPH die Kinder ruhig stellt. Ich meinte daraufhin ruhiger als mein Sohn geht ja gar nicht. Sohn war dann mit MPH das totale Gegenteil. Er konnte endlich über das was ihn beschäftigte reden. Er war offen für das was ihm gesagt wurde, konnte es endlich aufnehmen und verarbeiten (nicht nur in der Schule). Eine Lebensqualität die er bis dahin nicht kannte. Das hat sogar die Therapeutin überzeugt das es der richtige Weg ist.

LG :bye:Cordu

Wenn du mehr wissen möchtest gerne per PN
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Hallo Kirsten

Oh je ja diese Kämpfe kannte ich auch.

Als wir die Diagnose bekommen haben haben wir einen sehr guten rat mit auf den Weg bekommen.

Noten sind nicht wichtig, wichtig ist, dass es dem kind gut geht.

Kämpfe sind für alle zermürbend und gerade kämpfe um gute Noten.
uns wurde ans herz gelegt schlechte Noten nicht so wichtig zu nehmen und gute Noten bis zum Himmel zu loben. Den Kinder sind generell immer auf Lob aus und ADHS Kinder brauchen diese noch viel viel mehr.

Nach dEM moto beachtung bringt verstärkung, nichtachtung bringt entlastung.

indem du den schlechteren noten keine große Aufmerksamkeit mehr schenkst entlastest du alle dich und auch dein kind. Den sie wird es auch nicht toll finden schlechte noten zu schreiben und setzt sich dann selber unter Druck.
nimmst du den Druck weg ist das auch eine entlastung für dein kind.

Zum Thema Medis. natürlich ist es nicht schön wenn man seinem kind Medikamente geben soll die solch tarke nebenwirkungen hervorrufen können.
Ich habe mich auch schwer damit getan.
Allerdings hatten wir ein wirklich gutes gespräch diesbezüglich mit der Ärztin.
Die Medikamente sind sozusagen das SOS-Packet. Etwas was vorerst schnell hilft. Es hilft um die zeit bis zum Therapiebeginn zu überbrüclken und auch die therapie braucht zeit. Oft brauchen ADHSler auch mehrere therapien bis sie ihre Strategien erlernt haben.
Ersetze den begrigg Medikamente mit dem begriff Krücke.

Ritalin ist nicht das einzige medikament und auch nicht das was vorzugsweise verschrieben wird.
Am meistehn wird medikinet verschrieben. Die nebenwirkungen können auch heftig sein aber gerade deswegen ist in der Anfangszeit eine engmaschige Kontrolle vorgesehen. Sobald stärkere nebenwirkungen auftreten wird geschaut ob anders Medikamentiert werden kann.
zudem ist es ein ON-OFF Medikament. bedeutet: Das Kind nimmt das medikament nach ca. einer halben St. setzt die Wirkung ein. medikinet z.B. wirkt 3-4 St. Und nach dieser zeit ist es als hätte das Kind keine medikamente genommen, was ein schnelles Absetzen ermöglicht. Und nein es macht nicht süchtig, zumindest nicht bei Leuten die wirklich an ADHS erkrankt sind.
Abhängig macht es diejenigen die es nehmen um ihre leistung zu steigern.
MPH hat nur bei ADHSler die Wirkung dass es diejenigen eher beruhigt. nehemen es menschen die nicht von ADHS betroffen sind puscht es auf.
Viele ADHSler haben diese seltsamen gegensäätzlichen Erfahrungen mit verschiedenen Wirkstoffen gemacht.,
Ich z.B. trinke wahnsinnig viel Kaffee auch Abends trinke ich gerne Kaffee. Was für andere absolut aufputschend wäre. Mich jedoch beruhigt Kaffee. Also hat er bei mir die gegenteilige wirkung.
Gib einem ADHS Kind Cola in den meisten Fällen wird es ruhiger.
Es ist also ein paradoxum.
Noch eines was einem vielleicht zum nachdenken bringen sollte.
Jeder von uns nimmt bei kopschmerzen Aspirin. nur lies dir mal den beipackettel von Aspirin durch auch das kann schwere nebenwirkungen hervorrufen, sie wie jedes medikament, daher ist generell immer die Deviese. So viel wie nötig aber so wenig wie möglich.
Das selbe gilt natürlich auch für Medikamente mit MPH. Die Kinder werden über einen längeren zeitraum eingestellt. Wir haben mit einer kleinen Dosis angefangen und haben sie langsam gesteigert bis wir bei der Überdosierung waren die wir sofort mit bekommen haben. In Absprache mit der Ärztin sollten wir das mal ausprobieren damit wir aber auch unser Sohn sieht was zu viel bewirken kann.
nein es gab keine Schäden durch die einmalige Überdosierung.
Mittlerweiloe sind wir beim richtigen Medikament in der richtigen Dosis angekommen. Das ganze hat allerdings auch ein 3/4 Jahr gedauert.
Jährlich sollte geschaut werden ob die Dosisi noch die richtige ist, bedeutet es wird eine Mehrwöchige Pause eingelegt (meist in den Sommerferien) und danach wird das Kind dann neu eingestellt. Da lkann man dann erkennen ob eventuelle therapien schon wirkung zeigen und die Dosisi verringert werden kann.


Nachdem wir uns auch nicht leichtfertig waren und ich mich sehr viel informiert habe hatten wir auch gesagt probioeren wir es einfach mal aus. Im nachhinein muss ich sagen es war eine gute Entscheidung den ich rede auch oft mit Alex darüber und er ist auch froh, sich besser konzentriren zu können. Er freut sich dass seine noten um ein vielfaches besser geworden sind.

Mein rat informiere dich, probiere es aus und bleib in engen kontakt zum Arzt und rede auch mit deinem kind darüber wie es selber die Wirkung findet und lass sie mitentscheiden.

Auch bei uns gibt es tage da will Alex sein medikinet nicht nehmen. Wir lassen ihn dann auch seinen Willen. Allerdings merkt er dann selber schnell dass das keine gute Idee war.

nebenwirkungen hat unser kaum gehabt. bei der jeweiligen Einstellung hatte er beim ersten mal ein hautjucken, beim zweiten mal kam zu dem jucken auch rauhe Stellen am Bauch. beides ging aber schnell wieder weg.
mit dem Medikinet retard welches er nun bekommt kam auch sein Appetiet wieder, er futtert mittlerweile wie eine 7 Köpfige Raupe.
Nicht dass er vorher gar nichts gegessen hat aber er ass weniger.
Das wurde und wird natürlich auch immer bei den virteljährlichen kontrollen genau kontroliert und sollte ausserhalb der Kontrollen was auffälliges sein wird natürlich sofort ein termin bei seiner Ärztin gemacht.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo ihr beiden,

und erst einmal ganz herzlichen Dank für eure ausführlichen Antwortungen und Schilderungen vonTeilen eurer Leidensgeschichten. Ich bin ja schon eine Weile auf diesem Forum und habe daher schon häufiger Beiträge von euch gelesen. Sie waren immer wohldurchdacht und ich denke, ihr seid wirklich eher vorsichtig und kritisch unterwegs. Eure Beiträge haben mich entsprechend schon ans Grübeln gebracht.

Ich denke, ich werde erst einmal abwarten, was wir im Diagnosegespräch erfahren. Wir haben jetzt diesen Weg eingeschlagen, und mir ist wichtig, dass wir Lösungen finden.

Meine Freundin meinte, leider würden zu schnell die Medikamente gegeben, da sie den Eltern eben auch schnell den ersehnten Erfolg brächten und die dann sehen, dass ihre Kinder sich endlich in die gewünschte Richtung entwickeln. Sich zuvor durch die Möglichkeiten ohne Medikation zu hangeln und die Medis erst dann zu nehmen, wenn nichts anderes geholfen hätte, sei eben ungleich schwieriger. Und bei vielen lägen eben schon so die Nerven blank, dass sie das Angebot der Tabletten dann doch schneller annähmen als es evtl. gut wäre. Das klingt für mich schon plausibel.

Bzgl. des Hinweises auf die bewusste Steuerung der Konzentration kannst du Recht haben, Cordu, vielleicht habe ich meine Freundin hier auch nur falsch zitiert. Ich bin im Thema ja noch nicht wirklich tief drin, so dass das schon möglich ist.

Hinsichtlich der Wichtigkeit der Noten wäre es vermutlich wirklich gut, sie nicht als das Maß der Dinge anzusehen. Allerdings bin ich schon selber mit diesem Fokus erzogen worden, sehe auch (ich bin in der Personalabteilung eines großen Konzerns beschäftigt), welche Relevanz eben gute Noten und ein gerader Lebenslauf haben. Deshalb ist es umso schwieriger für mich, diese Lässigkeit an den Tag zu legen, die vermutlich einiges einfacher machen würde - zumindest für den Moment.

Bald geht es für uns an die Schulempfehlungen - das macht es noch einmal schwieriger, da ich meine, für Jill schon die richtige Schule im Visier zu haben. Ich halte
ein Gymnasium für sie für nicht geeignet, aber eben eine bestimmte Gesamtschule. Leider braucht sie auch für die diese grottige Gymnasialempfehlung. X( Beim Gedanken an unsere Haupt- oder auch Realschule im Ort stellen sich mir die Nackenhaare auf. Ich bin mir sicher, dass sie dort nicht richtig aufgehoben wäre.

Wie auch immer: Wir müssen für Jill eine gute Lösung finden. Im Moment lernen wir mit ihr extrem und sicherlich weit mehr als ihre Klassenkameraden, doch ein Erfolgserleben stellt sich triotzdem für sie nicht ein. Das ist auf Dauer sehr frustrierend und sie wird sich über Kurz oder Lang dann fragen, wofür sie das Ganze tut. Einzig über den Sport bekommt sie ihre Bestätigung, denn da ist sie wirklich richtig gut.

Obwohl mein Beitrag zu der Vermutung verleiten könnte, bin ich übrigens nicht so unterwegs, dass ich bei schlechten Noten mit ihr schimpfe oder sie gar runtermache. Ich bringe zwar zum Ausdruck, dass das Ergebnis nicht gut ist (die super soft Verision würde ihr ja vermitteln: Alles gut, auch wenn das Egebnis schlecht ist), aber definitiv nicht so, dass sie Angst haben muss. Und gute Ergebnisse hebe ich besonders heraus; sie liebt diesen Tanz, wenn ich mich freue, weil ich da oft etwas ganz Verrücktes mache, was sie jauchzen, laut lachen und mächtig stolz sein lässt.

Ihr sind Noten allerdings nicht wirklich wichtig; entsprechend hat sie m. E. überhaupt keine Angst, wenn eine Arbeit ansteht. Selbst wenn sie gute Noten schreibt, erzählt sie davon oft gar nicht zu Hause und ich finde die Bewertungen dann in ihrem Schulranzen. Ich habe mich schon so oft gefragt, woran das wohl liegt. Einmal mehr, da sie eben die Reaktionen darauf sehr genießt.

Ich bin ungeduldig - fiebere dem Gespräch Anfang Februar entgegen und erhoffe mir Beratung zum nächsten Schritt. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Schön, dass ihe einen gangbaren Weg für eure Kinder gefunden habt. Ich bin noch auf der Suche... :(

Viele Grüße
Kirsten
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Kirsten

Es gibt bei Kindern nie den einen richtigen Weg jedes Kind ist anders und bei ADHS ist es auch jedes Kind hat eine andere Ausprägung und andere Komorbiditäten (Begleiterscheinungen)
Man kann nur austesten was für das Kind der beste Weg ist.
Dem einen Kind reichen Therapien, das andere braucht eher die Medikamnete ein drittes braucht beides usw. Es gibt x Möglichkeiten.

Natürlich sind gewisse Dinge gleich, gerade bei den Gedanken von uns Eltern.
Ich denke du wirst den richtigen Weg finden das zeigt schon alleine die tatsache, dass du dich damit auseinandersetzt.

Ich schicke dir mal eine PN.
 

kikra

Namhaftes Mitglied
Hallo zusammen,

heute waren wir zum Abschlussgespräch. Die Psychologin hat das Vorliegen von ADHS bestätigt. :(

Jill bleibe dadurch derzeit unter ihren Möglichkeiten, die bei einem IQ von 120 erst einmal völlig normal sind. Die Tests haben diverse Auffällgikeiten ergeben, u. a. eine auditive Wahrnehmgungsstörung.

Augenfällig war bei den Testungen auch, was mir schon im täglichen Miteinander auffällt und auch mächtig auf den Keks geht: Unsere Kleine will extrem oft im Mittelpunkt stehen und ist eingeschnappt, wenn das nicht geht. Sie geht auf Personen, die sich ihr zuwenden, extrem schnell ein und das dann sehr intensiv. Sie textet die Leute zu und das sogar bei ihr eigentlich völlig fremden Personen. Da muss sie nur irgendwer ansprechen, dem erzählt sie gleich ihre gesamte Lebensgeschichte. :whatever Bei Sportrainern geht das soweit, dass sie die immer drücken und knuddeln muss, das ist total klettig. Leider erkennt sie dabei überhaupt nicht, wie nerveng das ist und dass es ihrem Gegenüber oft nicht gefällt. Sie ist dann total geschockt, wenn sie Menschen von sich wegstoßen (wie neulich ein alter Volleballtrainer als Jill ihn einfach nicht loslassen wollte). Da guckte sie dann ganz erschrocken.

Die Klinik zögert nicht, die Medikation direkt mit einzubeziehen - sie steht für die Mitarbeiter dort definitiv nicht am Ende der Kette. Flankierend soll Jill Ergotherapie bekommen und Konzentrationstraining.

Am 22.2. haben wir jetzt noch eine Medikamentenberatung. Der Gedanke gefällt mir derzeit überhaupt nicht. :(

LG
Kirsten
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Kikra die Diagnose ist zwar nicht schön aber kein Weltuntergang. :troest :maldrueck

Man muss halt anders mit diesen kindern umgehen. Am besten wenn du zeit hast mach ein spezielles Elterntraining.
Stell dich dafür aber auf Wartezeit ein wie fast alles was mit ADHS zu tun hat.

Was das Beratungsgespräch bezüglich Medikamente betifft bleib ruhig hör dir alles an und wenn du dir unsicher bist sag auch ruhig erst mal nein. Dann kannst du dich in Ruhe noch mal selber informieren und entcheide wenn du dir sicher bist dass du für oder gegen Medikamente bist.
Habe ich auch so gemacht und hab nie einen schrägen blick oder ein dummes Wort von der Ärztin von Alex bekommen.


Was das kuscheln und Drücken betrifft musst du ihr jedoch die Grenzen zeigen. Ich finde es richtig, dass der volleyballtrainer sie zurück gewiesen hat.
Rede mit ihr in Ruhe darüber dass sie ja auch nicht immer gedrückt werden möchte und es anderen eben genauso geht.
Hat bei meinem Großen gut geholfen, nach dem wir das Thema einige male durchgekaut haben.
 

Dr. Dolittle

Moderator
Teammitglied
Wenn ich das so lese würde ich ein Sozialkompetenztraining ziemlich weit oben auf der Liste sehen. Die SPZ bieten sowas bspw. häufig an. Wegen der Medis warte einfach ab, was die vorschlagen. 120 ist übrigens schon überdurchschnittlich gut, das würde bequem fürs Gymnasium reichen, wenn sie den Rest in den Griff bekommen würde. Wenn die MPH vorschlagen, was nicht ganz unwahrscheinlich ist, kannst Du immer noch überlegen, ob ihr das ausprobieren wollt. Aber selbst wenn ihr es probieren würdet, müßtet ihr ja nicht dabei bleiben, wenn es nicht gut ist. Ich weiß, da steckt auch immer die Grundsatzfrage der medikamentösen Anpassung an die Leistungsgesellschaft im HIntergrund. Das Dilemma läßt sich nicht pauschal lösen. Mach es im Zweifelsfall davon abhängig, auf welchem Weg es ihr besser geht.
 
Oben