Problem -  IQ von 63

anji1970

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Hallo

ich melde mich mal wieder ;) Der große (1. Klasse) hat jetzt zwei Freunde in der Klasse gefunden. Leider haben sich die Probleme noch verschlimmert. Erst wurde er ja viel geärgert, daß hat sich jetzt 100% gedreht. Er und seine beiden Freunde ärgern jetzt andere Kinder, vorwiegend Mädchen...

Die Psychologin, die ihn untersuchte, bestimmte einen IQ von 63 bei ihm in mehreren Tests und erzählte von argen Problemen bei ihm und das ab IQ 65 die Schwachsinnigkeit anfängt... Das ist jetzt die zweite Psychologin, die das feststellte (die erste war in der SPZ). Also IQ 63, etwas eingeschränkte Motorik beim Schreiben, Probleme beim Form-Verständiss usw. Bei den Tests war er sehr schüchtern und ängstlich, hat kaum geredet und tat sich wirklich schwer, wir denken, weil ihm das vertrauen zu den Ärzten fehlte. Sonst spricht er, kann gut rechnen (bis 10 plus und minus, größer, kleine und gleich), weis alle Buchstaben, kann sein Namen ein paar Wörter in Blockbuchstaben schreiben. Lesen kann er noch nicht, aber schon ein paar Wörter. Die Hausaufgaben macht er auch, aber nicht ordentlich und es schon schwer mit ihm.

Bisher hat die Lehrerin berichtet, daß es mit ihm ginge, er aber nicht Selbstständig arbeite und auch langsam sei. Manchmal meinte sie, versteht er einige Sachen einfach nicht (kommt ihr so vor), z.B. wenn er was ausgefressen hat und so weiter.

Psychologin und Lehrerin empfehlen unterschwellig eine Sonderschule. Die Lehrerin möchte jetzt eine Sonderschulbeauftragte anfordern, die sich mit ihm etwas beschäftigt, um herauszufinden, ob die Testergebnisse stimmen. Wir haben dem erstmal zugestimmt.

Zu hause benimmt er sich sehr lieb, passt jetzt viel auf seinen kleineren Bruder auf und will sogar beim Einkaufen helfen Sachen zu tragen (wundert mich eher ;) ).

Wir haben lange mit dem IQ überlegt. Wenn er spielt fallen ihm eigentlich immer tolle Ideen ein, auch wenn er etwas bauen kann usw. Ein Bekannter von uns ist Ergotherapeut (hat in Norwegen gelernt) und empfahl uns, ihn Minecraft spielen zu lassen (ohne Monster etc., friedlich, zur Verbesserung der räumlichen Fähigkeiten, Formen usw.). Gesagt getan, er spielt jetzt ab und zu, wenn er lieb war Minecraft und baut wirklich tolle Häuser (mit Fenstern, Türen, mehren Etagen...) und findet sich total gut räumlich zurecht.

Das alles könnte er doch nicht mit einem IQ von 63 oder?

Wir sind sehr durcheinander und ich wäre für jeden Tip dankbar.

Liebe Grüße
Anji
 

Julia1206

Neues Mitglied
Hallo Anji,
wir haben auch einen Sohn in der ersten Klasse mit einem IQ in diesem Bereich, und ich war damals ebenso geschockt wie Du, als die Zahl zum ersten Mal genannt wurde. Das ist aber schon eine Weile her - er hatte von Anfang an eine Entwicklungsverzögerung, so dass wir ihn schon relativ früh testen lassen haben. Inzwischen habe ich verschiedene Dinge gelernt:
1. der IQ ist nur eine Zahl und sagt ganz wenig über das Kind aus - Dein Sohn ist noch genau der Gleiche wie vor der Testung und es ist eigentlich völlig egal, was die Tests oder andere über ihn sagen - man sollte sich von solchen willkürlichen "Labels" nicht runterziehen lassen.
2. ein IQ von 63 hat mit Schwachsinn nichts zu tun, sondern bedeutet eine "leichte Intelligenzminderung" - ok, stellt man sich für sein Kind anders vor, aber mich hat Wiki sehr beruhigt: "Viele der Betroffenen können arbeiten, gute soziale Beziehungen unterhalten und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten". Es gibt so viele unglückliche Akademiker, wer weiß, ob man es nicht manchmal im Leben leicher hat, wenn man nicht ganz so schlau ist.
3. "Sonderschule" heißt heute eigentlich Förderschule und ist das Beste, was einem Kind mit Lernschwierigkeiten passieren kann: Gerade wenn man sich mit manchen Sachen schwer tut, gibt es dort Lehrer, die dafür ausgebildet sind, die Stärken zu fördern und an den Schwächen zu arbeiten. Die Klassen sind viel kleiner, das Lerntempo angemessener und das Kind sieht, dass es nicht der einzige mit Schwierigkeiten ist. Ich stelle es mir ganz schlimm für das Selbstbewusstsein vor, wenn man in der Regelschule täglich merkt, dass man eigentlich nicht mit den anderen mithalten kann.
Mein Sohn ist geht seit September in eine spezielle Montessori-Integrationsschule. Leider gibt es das ja nicht überall, aber als Alternative wäre für mich definitiv nur eine Förderschule infrage gekommen, damit er einfach glücklich seinen Weg gehen und in seinem Tempo lernen kann. Er hat schon tolle Fortschritte gemacht: Er kann ziemlich gut lesen und schreiben (es müssen ja nicht alle Bereiche gleichermaßen betroffen sein, unser Sohn ist z.B. sprachlich sehr fit, dafür aber bei Wahrnehmung, logischem Denken und Handlungsplanung weit unterdurchschnittlich), Rechnen ist etwas zäh, aber ich merke, er kann alles lernen, er braucht nur einfach länger als andere Kinder. Ich sage ihm immer wieder "was man nicht kann, muss man üben" - so lange, bis es klappt. Mittlerweile hat er dieses Motto ganz gut verinnerlicht. Er weiß schon, dass er sich mit vielen Dingen schwerer tut als z.B. seine Geschwister, aber irgendwie ist es ok für ihn, wir versuchen hier in der Familie einfach vorzuleben, dass es nicht immer auf Leistung ankommt.
Fazit: lass Dich von dem IQ nicht unterkriegen, es gibt Schlimmeres! :)
LG Julia
 
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