Feuerelfe 1968
Neues Mitglied
Hallo zusammen; aus lauter Verzweiflung wende ich mich das erste Mal in meinem Leben an Forumsteilnehmer:
Mein Sohn, heute fast 15 Jahre alt, ging nie allzu gern in die Schule. Die ersten Jahre haben seine Großeltern väterlicherseits nach der Schule auf ihn aufgepasst und sichergestellt, dass er die Hausaufgaben macht und der Ranzen pikobello für den nächsten Tag gepackt ist. Er wollte in der 4. Klasse unbedingt erreichen, aufs Gymnasium zu kommen; was er mithilfe der Großeltern auch geschafft hat. Irgendwann ab der 5. Klasse ging es dann los: Verweigerung, weiterhin zu den Großeltern zu gehen, zu viel Druck auf die Erfüllung der Aufgaben, Hausaufgaben, üben (sagte der Junge); Tränen auf beiden Seiten. Es begann der schulische Abfall. In der 5. und 6. Klasse ging es noch einigermaßen; keine herausragenden Zensuren, aber stabil genug, um weiterhin versetzt zu werden. Aber die Abneigung gegen die Schule, gegen das System Schule, wurde offensichtlicher und massiver. Keine Hausaufgaben, keine Lernmittel mitgenommen, keine Mitarbeit in der Schule. Er wurde eher zum Kasper und nervte damit jeden; die Lehrer und die Schüler. Es ging so weit, dass er quasi als Motivation von der 7. in die 8. Klasse versetzt wurde, weil die Schule an ihn geglaubt hatte. In der 8. fiel er dann dahingehend auf, dass er sich mit Kopfhörern in den Unterricht gesetzt hatte und nur noch körperlich anwesend war. Geschwänzt hat er nur ein oder zwei Mal.
Es kam, wie es kommen musste, wir mussten uns überlegen, wie es weiter gehen soll. Sitzenbleiben und an der Schule bleiben wollte er auf gar keinen Fall. Also haben wir mit ihm entschieden, auf eine IGS zu wechseln. Er kam also dieses Schuljahr übergangslos in die 9. Klasse auf die IGS. Da er Legastheniker ist war es sein größter Wunsch, in die IPad Klasse zu kommen. Das haben wir für ihn erreicht. Anfangs lief es gut, er macht gut mit, fast schon zu viel. Nach zwei, drei Monaten fing er wieder an, gar nichts zu machen. Es ging wieder von vorne los: keine Materialien dabei, nur Albernheiten im Kopf, Stören im Unterricht, massive Konfrontation mit Lehrern, sehr hohes Aggressivitätspotenzial. Eine Lehrerin ist dabei fast zusammen gebrochen. Also Gespräch mit der Schulleitung, keine Einsicht des Jungen. Nach ein oder zwei Monaten auf der IGS lernte er Schüler kennen, die mit Drogen hantierten. Da er schon immer sehr interessiert und offen für das Thema Drogen war, hat er freudig das geschenkte Extasy genommen und konsumiert. Damit ist er erwischt worden und die Folgen erläutere ich später. Ritalin hat er auch geschenkt bekommen und konsumiert, kiffen ist ganz groß. Bekifft zur Schule, Suspendierung vom Schultag am gleichen Tag. Gespräch mit der Lehrerin: er ist nicht beschulbar; Bitte um Einweisung in die Klinik).
Blick in die Vergangenheit:
Mein Exmann und ich sind seit 9 Jahren getrennt. Wir hatten eine sehr schlechte, sehr destruktive Beziehung mit viel toxischem Streit – und da mein Exmann sich nicht beherrschen konnte, auch immer vor den Kindern. Mein Exmann war sehr unzufrieden mit mir, da ich nicht so funktionierte wie er wollte. Seit der Geburt meines Sohnes war mein Mann zu Hause und ich habe das Geld verdient. Es war nicht exorbitant viel, so dass ich die Ausgaben immer im Blick haben musste. Das hatte meinen Exmann sehr genervt und ich war die Jahre über immer die Spaßbremse. Die Wut ließ er an mir aus. Er hatte sehr psychopathische Züge. Mal sehr nett und im nächsten Augenblick *BÄM* suchte er nach Streit und verwickelte mich in selbigen. Immer mit dem Ergebnis, dass er sich zurückzog, ein paar Bier reinzog und irgendwann betrunken und/oder bekifft war. Im Laufe der Jahre konnte ich nicht mehr entscheiden, ob er oder ich Recht hatte, ich hatte nur noch Watte im Kopf und bewegte mich wie eine Marionette. Irgendwann lernte er bei einer Schulung ein sehr junges Mädel kennen und trennte sich von mir. Ich kann sagen: zum Glück, ansonsten hätte ich den Absprung nicht geschafft. Nach und nach konfrontierte er mich mit neuen Freundinnen, die ja alle viel toller waren als ich. Ich habe sehr lange gebraucht, um von diesem Konstrukt los zu kommen. Es dauerte 5 oder 6 Jahre. Zwischendurch hatten wir es nochmal versucht, aber ich merkte schnell, dass ich wieder diese Watte im Kopf hatte durch seine Manipulationen. Prompt hatte er dann wieder eine Freundin. Ich konnte den Absprung wirklich nur schaffen, weil ich mir selbst ein Kontakt und Sprechverbot auferlegt hatte. Ich habe mehrere Jahre nicht mit ihm gesprochen, sondern nur über SMS oder Mail mit ihm kommuniziert. Dies diente zu meinem eigenen Schutz. Die Kinder (meine Große entstand aus einer Beziehung vor meinem Exmann) haben das nicht verstanden und mich angeklagt. Mein Sohn war bei der Trennung seinerzeit ca. 6 Jahre alt. Wir wohnen im gleichen Ort, nur ca. 500 m voneinander entfernt. Besuche waren also überhaupt kein Problem.
Irgendwann 6. Klasse hatte mein Sohn entschieden, dass er im wöchentlichen Wechsel bei jedem von uns leben wollte. Ich hatte sehr große Bauchschmerzen damit, da ich ja wusste, wie mein Mann sein kann; nämlich manipulativ und destruktiv. Aber zum Wohle des Kindes habe ich zugestimmt. Außerdem hatte ich gehofft, dass es ihm damit schulisch besser geht und sich der Knoten im Kopf löst.
Wir hatten vorher schon ein sehr offenes Besuchsrecht. Ich hatte die Kinder an 9 Tagen und er an den restlichen 5 Tagen. Meine Tochter hatte im Alter von 16 Jahren nach einem Urlaub und Streit mit meinem Exmann und seiner derzeitigen Freundin und heute Frau entschieden, nicht mehr dorthin zu gehen und brach das Besuchsrecht ab. Heute ist sie 19. Sie haben mittlerweile wieder einen ganz guten Kontakt.
Da mein Sohn sehr „anders“ ist haben wir natürlich geschaut, ob es irgendwelche Defizite oder das alles krankheitsbedingt sein kann. Wir haben folgendes durch: Diagnose ADS oder ADHS nicht gegeben, keine Konzentrationsstörungen, kein Asperger, Legasthenie: ja, Dyskalkulie: nein, IQ durchschnittlich 136; in einem Teilbereich 150. Schilddrüse ist ok.
Letztes Jahr war es ganz schlimm (also in der Zeit 7. und Wechsel n die 8. Klasse): er hatte plötzlich ganz viele Schnitte an beiden Oberarmen. Wir hatten seit der 6. Klasse Kontakt zu einer psychotherapeutischen Praxis, wo er ab und zu Gesprächstermine hatte. Dort wurde ich nach einer Sitzung hereingerufen und mir wurde mitgeteilt, dass wir umgehend in eine Klinik fahren sollten und bekamen eine Einweisung mit. Ein totaler Schock: er war suizidal. Also Einweisung in die geschlossene Abteilung der Kinder und Jugendpsychartrie. Er blieb eine Woche, wurde dann wieder entlassen, weil er rebellisch wurde und keine akute Gefahr mehr bestand. Aber er hat die Aufmerksamkeit genossen, die er dann in der Klasse am Gymnasium und von uns Eltern hatte. Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich wieder beginnen musste, mit meinem Exmann zu sprechen. Mein Sohn hatte dann entschieden, dass er nicht mehr bei mir, sondern bei meinem Exmann leben wollte. Ich habe sehr darunter gelitten…. Er hatte in der Zeit den Kontakt zu mir komplett abgebrochen.
Ein, zwei Monate später musste mein Exmann ihn wieder in die Klinik bringen; wieder brauchte er diese „Ausszeit“; aber wieder hatte ihn die Klinik nach ein paar Tagen entlassen, weil sie auch nicht wussten, was der Junge hat. Wir waren in der Zeit auch mit dem Jugendamt im Kontakt, die auch nicht wirklich hilfreich waren. Letztendlich können sie nichts machen, wenn der Junge nicht will. Nach dem zweiten Klinikaufenthalt haben wir privat einen Therapeuten gesucht und gefunden. Dort ist er ein paarmal hin. Er hat sich Hobbys gesucht und wieder mehr mit Freunden gemacht. Er war fröhlich.
Im März d. J. stand er plötzlich vor meiner Tür und wollte bei mir bleiben. Er hatte einen Streit mit Papa gehabt. Danach wollte er auch nicht mehr mit meinem Exmann reden. Da ich große Angst um ihn hatte (von wegen suizidal) habe ich ihn aufgenommen. Von März bis zum Anfang des neuen Schuljahres lief es ganz gut: anstrengend war er trotzdem. Er wusste, dass er auf dem Gymnasium nichts mehr reißen musste, er wusste, dass er die Schule wechseln wird. Wir sind in den Urlaub gefahren. In der Zeit bei mir hatte er für sich entschieden, dass er keinen wöchentlichen Wechsel mehr will, sondern einen Wechsel alle 6 Monate. Er würde sich nirgendwo zu Hause fühlen. Wir Eltern haben zugestimmt – alles zum Wohle des Kindes. Dann brach mein Junge im Sommer die Gespräche mit dem Therapeuten ab, weil er sie als nicht mehr notwendig erachtete.
Seit Mitte September ist er also wieder bei meinem Exmann. Und wieder wird es immer schlimmer. Die zweite Frau meines Exmannes ist schwanger und der Entbindungstermin ist ausgerechnet in der Zeit des Geburtstags meines Sohnes. Gut, das ist nun blöd, aber nicht zu ändern.
Ich muss dazu sagen, dass mein Exmann in der Zeit als Jugendlicher auch kein einfaches Kind war: Punk, von zu Hause weggelaufen, Drogen und Alkohol konsumiert; wollte Freiheit. Genauso ist mein Sohn auch – oder mein Sohn meint, so sein zu müssen… heute geht mein Exmann einem ordentlichen Beruf nach und ist Heilpädagoge geworden.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Mein Sohn lehnt mich wieder einma komplett ab (ich habe einen Stock im Ar***), aber erzählt mir in seltenen Momenten Dinge und seine Weltsicht. Ihm schwebt grenzenlose Freiheit ohne Regeln vor (die es nicht gibt, was er aber nicht versehen will). Freunde hatte oder hat er immer schon wenig gehabt. Das Jugendamt ist weiterhin mit uns in Kontakt und schlägt eine Internatsunterbringung vor. Aber das ändert ja nichts an seiner Schulphobie… er wird dort genauso wenig erledigen und fliegt dann auch dort von der Schule.
Ach ja, der Konsum von Extasy an der Schule und das Propagieren von Drogen und die Regelverletzungen gegenüber der Schule und den Lehrern haben ihm nun eine Suspendierung vom Unterricht bis zum 04.02.19 eingebracht. Wir können von Glück sagen, dass die zweite Frau meines Exmannes zu Hause ist, um ihn ein wenig im Blick zu haben. Eigentlich müsste sie das nicht machen, das habe ich ihr auch gesagt. Eigentlich könnte sie die Verantwortung direkt an uns übergeben. Die schulischen Dinge erledigt er natürlich NICHT…
Ich für mich kann nur sagen, dass ich ganz schlecht los lassen kann. Ich bin in Gedanken ständig bei ihm und muss auch ganz viel weinen (Erläuterung: ich bin 50; können auch Wechseljahre sein). Ich bin blockiert und kann nur ganz schlecht etwas für mich tun. Glücklicherweise habe ich seit drei Jahren auch wieder einen Partner an meiner Seite, der mein Fels in der Brandung ist.
Ich würde dem Jungen so gerne helfen, aber er weigert sich. Aber in anderen Momenten wie z. B. Heiligabend (das war das erste Mal nach 9 Jahren, dass wir alle gemeinsam den Abend verbracht haben): der Junge, die große Schwester, mein Exmann, seine Frau, deren Hund, meine Ex-Schwiegereltern) lag er plötzlich ganz schwer in meinen Armen und wollte gehalten werden. Er hat sich an mich angelehnt und hat das auf dem Kopf streicheln ertragen.
Wie überwinden wir (bzw. er) die Schulphobie? Wie kann man ihm klar machen, dass er Hilfe braucht und annehmen muss? Wir erzählen ihm ja auch andauernd, dass er sein Verhalten ändern muss. In der Schule ist er totale Arsch und total asozial. Aber das ist er nicht… er ist sensibel und emphatisch. Eigentlich ist er ein toller Kerl, und das sage ich ihm auch oft.
Mein Sohn, heute fast 15 Jahre alt, ging nie allzu gern in die Schule. Die ersten Jahre haben seine Großeltern väterlicherseits nach der Schule auf ihn aufgepasst und sichergestellt, dass er die Hausaufgaben macht und der Ranzen pikobello für den nächsten Tag gepackt ist. Er wollte in der 4. Klasse unbedingt erreichen, aufs Gymnasium zu kommen; was er mithilfe der Großeltern auch geschafft hat. Irgendwann ab der 5. Klasse ging es dann los: Verweigerung, weiterhin zu den Großeltern zu gehen, zu viel Druck auf die Erfüllung der Aufgaben, Hausaufgaben, üben (sagte der Junge); Tränen auf beiden Seiten. Es begann der schulische Abfall. In der 5. und 6. Klasse ging es noch einigermaßen; keine herausragenden Zensuren, aber stabil genug, um weiterhin versetzt zu werden. Aber die Abneigung gegen die Schule, gegen das System Schule, wurde offensichtlicher und massiver. Keine Hausaufgaben, keine Lernmittel mitgenommen, keine Mitarbeit in der Schule. Er wurde eher zum Kasper und nervte damit jeden; die Lehrer und die Schüler. Es ging so weit, dass er quasi als Motivation von der 7. in die 8. Klasse versetzt wurde, weil die Schule an ihn geglaubt hatte. In der 8. fiel er dann dahingehend auf, dass er sich mit Kopfhörern in den Unterricht gesetzt hatte und nur noch körperlich anwesend war. Geschwänzt hat er nur ein oder zwei Mal.
Es kam, wie es kommen musste, wir mussten uns überlegen, wie es weiter gehen soll. Sitzenbleiben und an der Schule bleiben wollte er auf gar keinen Fall. Also haben wir mit ihm entschieden, auf eine IGS zu wechseln. Er kam also dieses Schuljahr übergangslos in die 9. Klasse auf die IGS. Da er Legastheniker ist war es sein größter Wunsch, in die IPad Klasse zu kommen. Das haben wir für ihn erreicht. Anfangs lief es gut, er macht gut mit, fast schon zu viel. Nach zwei, drei Monaten fing er wieder an, gar nichts zu machen. Es ging wieder von vorne los: keine Materialien dabei, nur Albernheiten im Kopf, Stören im Unterricht, massive Konfrontation mit Lehrern, sehr hohes Aggressivitätspotenzial. Eine Lehrerin ist dabei fast zusammen gebrochen. Also Gespräch mit der Schulleitung, keine Einsicht des Jungen. Nach ein oder zwei Monaten auf der IGS lernte er Schüler kennen, die mit Drogen hantierten. Da er schon immer sehr interessiert und offen für das Thema Drogen war, hat er freudig das geschenkte Extasy genommen und konsumiert. Damit ist er erwischt worden und die Folgen erläutere ich später. Ritalin hat er auch geschenkt bekommen und konsumiert, kiffen ist ganz groß. Bekifft zur Schule, Suspendierung vom Schultag am gleichen Tag. Gespräch mit der Lehrerin: er ist nicht beschulbar; Bitte um Einweisung in die Klinik).
Blick in die Vergangenheit:
Mein Exmann und ich sind seit 9 Jahren getrennt. Wir hatten eine sehr schlechte, sehr destruktive Beziehung mit viel toxischem Streit – und da mein Exmann sich nicht beherrschen konnte, auch immer vor den Kindern. Mein Exmann war sehr unzufrieden mit mir, da ich nicht so funktionierte wie er wollte. Seit der Geburt meines Sohnes war mein Mann zu Hause und ich habe das Geld verdient. Es war nicht exorbitant viel, so dass ich die Ausgaben immer im Blick haben musste. Das hatte meinen Exmann sehr genervt und ich war die Jahre über immer die Spaßbremse. Die Wut ließ er an mir aus. Er hatte sehr psychopathische Züge. Mal sehr nett und im nächsten Augenblick *BÄM* suchte er nach Streit und verwickelte mich in selbigen. Immer mit dem Ergebnis, dass er sich zurückzog, ein paar Bier reinzog und irgendwann betrunken und/oder bekifft war. Im Laufe der Jahre konnte ich nicht mehr entscheiden, ob er oder ich Recht hatte, ich hatte nur noch Watte im Kopf und bewegte mich wie eine Marionette. Irgendwann lernte er bei einer Schulung ein sehr junges Mädel kennen und trennte sich von mir. Ich kann sagen: zum Glück, ansonsten hätte ich den Absprung nicht geschafft. Nach und nach konfrontierte er mich mit neuen Freundinnen, die ja alle viel toller waren als ich. Ich habe sehr lange gebraucht, um von diesem Konstrukt los zu kommen. Es dauerte 5 oder 6 Jahre. Zwischendurch hatten wir es nochmal versucht, aber ich merkte schnell, dass ich wieder diese Watte im Kopf hatte durch seine Manipulationen. Prompt hatte er dann wieder eine Freundin. Ich konnte den Absprung wirklich nur schaffen, weil ich mir selbst ein Kontakt und Sprechverbot auferlegt hatte. Ich habe mehrere Jahre nicht mit ihm gesprochen, sondern nur über SMS oder Mail mit ihm kommuniziert. Dies diente zu meinem eigenen Schutz. Die Kinder (meine Große entstand aus einer Beziehung vor meinem Exmann) haben das nicht verstanden und mich angeklagt. Mein Sohn war bei der Trennung seinerzeit ca. 6 Jahre alt. Wir wohnen im gleichen Ort, nur ca. 500 m voneinander entfernt. Besuche waren also überhaupt kein Problem.
Irgendwann 6. Klasse hatte mein Sohn entschieden, dass er im wöchentlichen Wechsel bei jedem von uns leben wollte. Ich hatte sehr große Bauchschmerzen damit, da ich ja wusste, wie mein Mann sein kann; nämlich manipulativ und destruktiv. Aber zum Wohle des Kindes habe ich zugestimmt. Außerdem hatte ich gehofft, dass es ihm damit schulisch besser geht und sich der Knoten im Kopf löst.
Wir hatten vorher schon ein sehr offenes Besuchsrecht. Ich hatte die Kinder an 9 Tagen und er an den restlichen 5 Tagen. Meine Tochter hatte im Alter von 16 Jahren nach einem Urlaub und Streit mit meinem Exmann und seiner derzeitigen Freundin und heute Frau entschieden, nicht mehr dorthin zu gehen und brach das Besuchsrecht ab. Heute ist sie 19. Sie haben mittlerweile wieder einen ganz guten Kontakt.
Da mein Sohn sehr „anders“ ist haben wir natürlich geschaut, ob es irgendwelche Defizite oder das alles krankheitsbedingt sein kann. Wir haben folgendes durch: Diagnose ADS oder ADHS nicht gegeben, keine Konzentrationsstörungen, kein Asperger, Legasthenie: ja, Dyskalkulie: nein, IQ durchschnittlich 136; in einem Teilbereich 150. Schilddrüse ist ok.
Letztes Jahr war es ganz schlimm (also in der Zeit 7. und Wechsel n die 8. Klasse): er hatte plötzlich ganz viele Schnitte an beiden Oberarmen. Wir hatten seit der 6. Klasse Kontakt zu einer psychotherapeutischen Praxis, wo er ab und zu Gesprächstermine hatte. Dort wurde ich nach einer Sitzung hereingerufen und mir wurde mitgeteilt, dass wir umgehend in eine Klinik fahren sollten und bekamen eine Einweisung mit. Ein totaler Schock: er war suizidal. Also Einweisung in die geschlossene Abteilung der Kinder und Jugendpsychartrie. Er blieb eine Woche, wurde dann wieder entlassen, weil er rebellisch wurde und keine akute Gefahr mehr bestand. Aber er hat die Aufmerksamkeit genossen, die er dann in der Klasse am Gymnasium und von uns Eltern hatte. Das war dann der Zeitpunkt, an dem ich wieder beginnen musste, mit meinem Exmann zu sprechen. Mein Sohn hatte dann entschieden, dass er nicht mehr bei mir, sondern bei meinem Exmann leben wollte. Ich habe sehr darunter gelitten…. Er hatte in der Zeit den Kontakt zu mir komplett abgebrochen.
Ein, zwei Monate später musste mein Exmann ihn wieder in die Klinik bringen; wieder brauchte er diese „Ausszeit“; aber wieder hatte ihn die Klinik nach ein paar Tagen entlassen, weil sie auch nicht wussten, was der Junge hat. Wir waren in der Zeit auch mit dem Jugendamt im Kontakt, die auch nicht wirklich hilfreich waren. Letztendlich können sie nichts machen, wenn der Junge nicht will. Nach dem zweiten Klinikaufenthalt haben wir privat einen Therapeuten gesucht und gefunden. Dort ist er ein paarmal hin. Er hat sich Hobbys gesucht und wieder mehr mit Freunden gemacht. Er war fröhlich.
Im März d. J. stand er plötzlich vor meiner Tür und wollte bei mir bleiben. Er hatte einen Streit mit Papa gehabt. Danach wollte er auch nicht mehr mit meinem Exmann reden. Da ich große Angst um ihn hatte (von wegen suizidal) habe ich ihn aufgenommen. Von März bis zum Anfang des neuen Schuljahres lief es ganz gut: anstrengend war er trotzdem. Er wusste, dass er auf dem Gymnasium nichts mehr reißen musste, er wusste, dass er die Schule wechseln wird. Wir sind in den Urlaub gefahren. In der Zeit bei mir hatte er für sich entschieden, dass er keinen wöchentlichen Wechsel mehr will, sondern einen Wechsel alle 6 Monate. Er würde sich nirgendwo zu Hause fühlen. Wir Eltern haben zugestimmt – alles zum Wohle des Kindes. Dann brach mein Junge im Sommer die Gespräche mit dem Therapeuten ab, weil er sie als nicht mehr notwendig erachtete.
Seit Mitte September ist er also wieder bei meinem Exmann. Und wieder wird es immer schlimmer. Die zweite Frau meines Exmannes ist schwanger und der Entbindungstermin ist ausgerechnet in der Zeit des Geburtstags meines Sohnes. Gut, das ist nun blöd, aber nicht zu ändern.
Ich muss dazu sagen, dass mein Exmann in der Zeit als Jugendlicher auch kein einfaches Kind war: Punk, von zu Hause weggelaufen, Drogen und Alkohol konsumiert; wollte Freiheit. Genauso ist mein Sohn auch – oder mein Sohn meint, so sein zu müssen… heute geht mein Exmann einem ordentlichen Beruf nach und ist Heilpädagoge geworden.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Mein Sohn lehnt mich wieder einma komplett ab (ich habe einen Stock im Ar***), aber erzählt mir in seltenen Momenten Dinge und seine Weltsicht. Ihm schwebt grenzenlose Freiheit ohne Regeln vor (die es nicht gibt, was er aber nicht versehen will). Freunde hatte oder hat er immer schon wenig gehabt. Das Jugendamt ist weiterhin mit uns in Kontakt und schlägt eine Internatsunterbringung vor. Aber das ändert ja nichts an seiner Schulphobie… er wird dort genauso wenig erledigen und fliegt dann auch dort von der Schule.
Ach ja, der Konsum von Extasy an der Schule und das Propagieren von Drogen und die Regelverletzungen gegenüber der Schule und den Lehrern haben ihm nun eine Suspendierung vom Unterricht bis zum 04.02.19 eingebracht. Wir können von Glück sagen, dass die zweite Frau meines Exmannes zu Hause ist, um ihn ein wenig im Blick zu haben. Eigentlich müsste sie das nicht machen, das habe ich ihr auch gesagt. Eigentlich könnte sie die Verantwortung direkt an uns übergeben. Die schulischen Dinge erledigt er natürlich NICHT…
Ich für mich kann nur sagen, dass ich ganz schlecht los lassen kann. Ich bin in Gedanken ständig bei ihm und muss auch ganz viel weinen (Erläuterung: ich bin 50; können auch Wechseljahre sein). Ich bin blockiert und kann nur ganz schlecht etwas für mich tun. Glücklicherweise habe ich seit drei Jahren auch wieder einen Partner an meiner Seite, der mein Fels in der Brandung ist.
Ich würde dem Jungen so gerne helfen, aber er weigert sich. Aber in anderen Momenten wie z. B. Heiligabend (das war das erste Mal nach 9 Jahren, dass wir alle gemeinsam den Abend verbracht haben): der Junge, die große Schwester, mein Exmann, seine Frau, deren Hund, meine Ex-Schwiegereltern) lag er plötzlich ganz schwer in meinen Armen und wollte gehalten werden. Er hat sich an mich angelehnt und hat das auf dem Kopf streicheln ertragen.
Wie überwinden wir (bzw. er) die Schulphobie? Wie kann man ihm klar machen, dass er Hilfe braucht und annehmen muss? Wir erzählen ihm ja auch andauernd, dass er sein Verhalten ändern muss. In der Schule ist er totale Arsch und total asozial. Aber das ist er nicht… er ist sensibel und emphatisch. Eigentlich ist er ein toller Kerl, und das sage ich ihm auch oft.