(Achtung, wird länger...)
Hallo aus dem hohen Norden !
ich lese jetzt seit ein paar Tagen intensiv hier im Forum und habe das Gefühl,
hier richtig zu sein
Es geht um den 11 jährigen (in 2 Monaten 12) Sohn meiner Freundin, sie hat noch
eine Tochter, die in Kürze 18 wird (4 Monate). Aufgeweckt, mal aktiver einzugreifen, wurde ich durch die Ankündigung der Schule, daß es ab sofort Sexualkundeunterricht in der Schule gibt. Da wurde mir (und hoffentlich auch seiner Mutter/meiner Freundin) bewußt, daß sehr bald die Pubertät ins Haus steht und er dann rein technisch Vater werden könnte (auch wenn das Interesse an Mädels gleich Null ist)... Keine Ahnung, hat an mir gerüttelt....
Kurze, nicht ganz unwichtige Vorgeschichte: Vor rund 6 Jahren hat sich Ihr Mann von ihr wegen einer anderen Frau getrennt und ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.
Seit dem erzieht sie die Kinder praktisch alleine. Ich bin vor circa einem halben Jahr in das Haus der Familie einzogen, nachdem wir vorher rund ein Jahr noch räumlich getrennt waren. Meine Freundin ist ~ 28 Stunden wöchentlich berufstätig (3x halbtags sowie 2 ganze Tage), ich bin voll berufstätig. Die Kinder sind circa alle 2-3 Wochen am Wochenende bei Ihrem Vater, sonst ist leider sehr wenig Kontakt da, sprich alle 2 Wochen mal ein Anruf bei den Kindern, das war es.
Mein Verhältnis zu den beiden Kindern ist sehr gut, ebenso zum Vater. Das Verhältnis meiner Freundin zur neuen Freundin ihres Ex-Mannes ist... gespannt.
Der Kleine ist unser Sorgenkind, ich versuche einfach mal ein paar Dinge zu schildern, weil ich leider keinerlei Bekannte habe, die Kinder im dem Alter haben und weil ich selbst bisher so gar nichts mit Kindererziehung zu tun hatte. Ich möchte das ganze daher mitteilen, auch um zu sehen ob meine Vorstellungen/Gedanken abwegig sind und wie ihr das seht. Ich habe natürlich auch viele Themen hier im Forum gelesen, aber jedes Problem ist ja doch individuell, von daher diese lange Schilderung.
Wie fange ich an...
Also, der Kleine hat enorme Probleme beim Lesen und Schreiben, ist seit rund einem Jahr bei einer Nachhilfe (L.O.S.-Institut), die bisher aber nicht viel gebracht hat. Aber hier ist wohl Geduld erforderlich, die Grundschulausbildung ist leider völlig in die Hose gegangen und wurde auch nicht rechtzeitig entdeckt, was ihm natürlich Probleme in allen Fächern (außer Sport) mit sich bringt. Laut neuestem Test ist er in einigen Bereichen bei 2%, d.h. 98% aller Kinder in dem Alter sind in dem Bereich besser als er. Ich glaube es waren 10 oder 12 einzelne Bereiche, er war in keinem besser als 18%. Er selbst ist grundsätzlich sehr fröhlich, aufgeschlossen, intelligent (!), sehr verspielt, ein wenig unruhig, hat Schwierigkeiten sich länger zu konzentrieren und ist m.E. ein wenig uneigenständig. Kontaktfreudig, neugierig, wenn man ihn so sieht würde ich sagen ein noch sehr verspielter 11jähriger.
Mal ein paar Dinge, von denen ich denke das sie nicht ganz so sein sollten. Wie gesagt, MEINE Meinung, und ich hätte gerne eure.
- er schafft es praktisch nie, seine Schulsachen richtig zu packen. Es fehlt immer irgendwas, oder er nimmt falsche Sachen mit. Seinen Stundenplan hat er seit August letzten Jahres, aber er weiß einfach nicht welche Fächer an welchem Wochentag drankommen. Meine Freundin muss jeden Morgen (oder Abend) kontrollieren, ob alles in Ordnung ist
- er vergißt regelmäßig (sagen wir mal jedes dritte Mal), daß er Arbeiten, Tests wiederbekommen hat und gibt sie uns nicht (meinst bei schlechten Noten...), ebenso wie jegliche andere Dinge (Einladungen, Elternabende, Klassenreisetermine etc.)
- als ich noch nicht im Haushalt war, hat er mind. 2 mal die Woche bei seiner Mutter im Bett geschlafen (die Tochter auch noch 1x die Woche !)
- er vergißt ab und an noch, die Toilette zu spülen (egal ob "groß" oder "klein")
- seine Sachen behandelt er nicht gut, kaum eine Woche in der nicht ein Hose, ein Pullover, Schuhe kaputt sind, oder irgendwas verloren wurde (gestern das Handy) und er denkt auch gar nicht weiter drüber nach. Ist halt kaputt und ... wird schon was neues geben
- wenn wir abends gemeinsam Essen sitzt er am Tisch, sagt er hat Durst. Dann steht meine Freundin auf und holt ihm was (Entfernung Kind-Kühlschrank: 2 Meter), oder sie schneidet ihm das Fleisch weil er keine Lust hat (er kann es aber). Das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Von Geschirr in die Küche bringen wollen wir mal gar nicht reden...
- wenn er draußen spielt und wir sagen es gibt um xx Uhr essen, dann ist er praktisch nie pünktlich, sondern kommt immer zu spät (das habe ich aber schon versucht ein wenig einzudämmen), das ist auch so wenn wir irgendwo hinfahren möchten, Oma besuchen, Ausflug, Schwimmen oder so
- er kann sich ganz ganz schlecht alleine beschäftigen, außer Playstation und spielen mit anderen Kindern, was dazu führt das wir ihn noch nie länger als... mmmhmhm... sagen wir mal eine Stunde alleine gelassen haben, irgendjemand ist immer da, Töchterchen, Oma, wir...
So, das soll erstmal genügen.
Was habe ich bisher getan bzw möchte ich tun ?
Das mit dem Zuspätkommen ist schon ein wenig besser geworden, weil für mich Pünktlichkeit recht wichtig ist. Die Familie stellt sich drauf ein, er nicht. Also sind wir einmal ohne ihn losgefahren, er kam uns so gerade eben noch entgegen geradelt ("Ich hatte keine Uhr mit"). Wenn es um xx Uhr essen gibt, fangen wir an, egal ob er da ist oder nicht, wobei das immer so ein kleiner Kampf ist. Ich bin der Meinung wenn er das weiß muss er von alleine nach Hause kommen. Meine Freundin ist dann immer noch meist so, daß sie rausgeht und ihn sucht (er spielt halt fast immer draußen) und reinholt. Ich versuche sie immer schon davon abzuhalten, weil ich der Meinung bin das er das lernen muß, selbst wenn er nur im Nachbarsgarten spielt. Sie geht dann lieber nochmal raus und sucht, damit wir in Ruhe und gemeinsam Essen können. Ich würds nicht tun.
Wir waren bisher nur wenige Male in der Situation, daß wir alleine waren, weil er dann meist auch irgendwo hingeht, spielen, sich verabreden etc. Wenn er dann schwimmen gehen will, Schlittschuhlaufen oder was auch immer, dann sage ich zu ihm "Und, hast alles dabei und eingepackt ?" "Jo." "Ok.". Meine Freundin fängt 10 Minuten vorher an, mit ihm seine Sachen gemeinsam zu packen, erklärt ihm nochmal wo der Schlüssel hingehört, daß er auf sein Portemonnaie aufpasst, ob er Duschzeug hat usw usw. Ich mache das dann eher nach dem Motto "Er wirds schon merken wenn er was vergessen hat." So würde ich das auch mit dem Schulranzen machen, aber da habe ich mehr Skrupel weil sich dadurch vielleicht mehr ins eigene Fleisch schneidet ? Man muß dazu sagen, daß er, nach Abstimmung durch die Lehrerkonferenz, die 6. Klasse wiederholen darf, was eigentlich nicht vorgesehen ist, aber so kommt er nicht weiter, wir müssen mit ihm erstmal die Grundlagen im Lesen und Schreiben schaffen. Von Mathe gar nicht zu reden....
Gestern haben wir dann auch angefangen, 2 kleine Regeln aufzustellen, damit meine Freundin mal ein wenig entlastet wird und alle ein wenig Verantwortung übernehmen, die sind auf meinem Mist gewachsen. Bisher war es so, daß meine Freundin praktisch, neben ihrem Job, noch alles weitere gemacht hat, einkaufen, putzen, waschen, den gesamten (!) Haushalt eben. Ich habe natürlich mitgeholfen, aber ich merke wie sehr sie unter Druck steht, auch weil sie praktisch keine Freizeit hat. Also haben wir (erste Änderung) einen Toilettendienst gemacht, meine Freundin hat damit nichts mehr zu tun. Dazu kam dann noch, das jeder seinen eigenen Dreck wegmacht. Ganz simpel, aber damit meine ich halt auch, Geschirr in die Spüle zu stellen, abzuräumen, die Toilette/Dusche/Badewanne sauber zu halten usw. Wie gesagt, bisher hat meine Freundin das alles übernommen.
Heute morgen (ich bin ein wenig später aufgestanden), nach dem ersten Kaffee (die Kinder waren zur Schule), fragte ich dann zaghaft nach, wie es denn heute morgen mit dem Geschirr war. Kurzum, sie hat es für alle weggeräumt, "er schafft das doch sonst gar nicht" (er muss morgens immer sehr getrieben werden, eben auch wegen Schulranzen, Fahrrad holen, er ist einfach ein wenig träge). Ich meinte dann daß das so nichts wird, dann können wir das auch gleich lassen. Ich könnte noch viel viel viel mehr schreiben, aber für einen kleinen Eindruck sollte das genügen.
Bin ich zu altmodisch ? Sehe ich einige Dinge zu eng, habe ich den völlig falschen Ansatz ? Ich möchte erreichen, daß der Kleine mehr Verantwortung übernimmt, selbständig wird, ihm nicht alles abgenommen wird, und das es auch Konsequenzen hat, wenn er sich nicht richtig verhält. Natürlich KANN man mal die Getränke holen, man KANN ihm mal das Fleisch schneiden usw., aber die Regel sollte halt anders aussehen. Ich möchte damit auch immer die ewigen Aufforderungen, Diskussionen etc. abstellen, weil sich jeder an diese kleinen Regeln halten muss. Von anderen Dingen wollen wir mal gar nicht reden, daß meine Freundin ihm vieles 3-4 mal sagen muß, damit er es endlich macht ("ich muss nochmal eben in die TV-Zeitung schauen","ich muss noch eben was trinken","ich muss die Katze streicheln", beliebig erweiterbar). Wenn ich es sage macht er es sofort.
Wäre schön, einfach mal andere Meinungen zu hören, vielleicht auch damit mein eigener Blick, meine eigenen Erwartungen gestutzt werden.
Danke euch,
H. Voss
Hallo aus dem hohen Norden !
ich lese jetzt seit ein paar Tagen intensiv hier im Forum und habe das Gefühl,
hier richtig zu sein
Es geht um den 11 jährigen (in 2 Monaten 12) Sohn meiner Freundin, sie hat noch
eine Tochter, die in Kürze 18 wird (4 Monate). Aufgeweckt, mal aktiver einzugreifen, wurde ich durch die Ankündigung der Schule, daß es ab sofort Sexualkundeunterricht in der Schule gibt. Da wurde mir (und hoffentlich auch seiner Mutter/meiner Freundin) bewußt, daß sehr bald die Pubertät ins Haus steht und er dann rein technisch Vater werden könnte (auch wenn das Interesse an Mädels gleich Null ist)... Keine Ahnung, hat an mir gerüttelt....
Kurze, nicht ganz unwichtige Vorgeschichte: Vor rund 6 Jahren hat sich Ihr Mann von ihr wegen einer anderen Frau getrennt und ist aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.
Seit dem erzieht sie die Kinder praktisch alleine. Ich bin vor circa einem halben Jahr in das Haus der Familie einzogen, nachdem wir vorher rund ein Jahr noch räumlich getrennt waren. Meine Freundin ist ~ 28 Stunden wöchentlich berufstätig (3x halbtags sowie 2 ganze Tage), ich bin voll berufstätig. Die Kinder sind circa alle 2-3 Wochen am Wochenende bei Ihrem Vater, sonst ist leider sehr wenig Kontakt da, sprich alle 2 Wochen mal ein Anruf bei den Kindern, das war es.
Mein Verhältnis zu den beiden Kindern ist sehr gut, ebenso zum Vater. Das Verhältnis meiner Freundin zur neuen Freundin ihres Ex-Mannes ist... gespannt.
Der Kleine ist unser Sorgenkind, ich versuche einfach mal ein paar Dinge zu schildern, weil ich leider keinerlei Bekannte habe, die Kinder im dem Alter haben und weil ich selbst bisher so gar nichts mit Kindererziehung zu tun hatte. Ich möchte das ganze daher mitteilen, auch um zu sehen ob meine Vorstellungen/Gedanken abwegig sind und wie ihr das seht. Ich habe natürlich auch viele Themen hier im Forum gelesen, aber jedes Problem ist ja doch individuell, von daher diese lange Schilderung.
Wie fange ich an...
Also, der Kleine hat enorme Probleme beim Lesen und Schreiben, ist seit rund einem Jahr bei einer Nachhilfe (L.O.S.-Institut), die bisher aber nicht viel gebracht hat. Aber hier ist wohl Geduld erforderlich, die Grundschulausbildung ist leider völlig in die Hose gegangen und wurde auch nicht rechtzeitig entdeckt, was ihm natürlich Probleme in allen Fächern (außer Sport) mit sich bringt. Laut neuestem Test ist er in einigen Bereichen bei 2%, d.h. 98% aller Kinder in dem Alter sind in dem Bereich besser als er. Ich glaube es waren 10 oder 12 einzelne Bereiche, er war in keinem besser als 18%. Er selbst ist grundsätzlich sehr fröhlich, aufgeschlossen, intelligent (!), sehr verspielt, ein wenig unruhig, hat Schwierigkeiten sich länger zu konzentrieren und ist m.E. ein wenig uneigenständig. Kontaktfreudig, neugierig, wenn man ihn so sieht würde ich sagen ein noch sehr verspielter 11jähriger.
Mal ein paar Dinge, von denen ich denke das sie nicht ganz so sein sollten. Wie gesagt, MEINE Meinung, und ich hätte gerne eure.
- er schafft es praktisch nie, seine Schulsachen richtig zu packen. Es fehlt immer irgendwas, oder er nimmt falsche Sachen mit. Seinen Stundenplan hat er seit August letzten Jahres, aber er weiß einfach nicht welche Fächer an welchem Wochentag drankommen. Meine Freundin muss jeden Morgen (oder Abend) kontrollieren, ob alles in Ordnung ist
- er vergißt regelmäßig (sagen wir mal jedes dritte Mal), daß er Arbeiten, Tests wiederbekommen hat und gibt sie uns nicht (meinst bei schlechten Noten...), ebenso wie jegliche andere Dinge (Einladungen, Elternabende, Klassenreisetermine etc.)
- als ich noch nicht im Haushalt war, hat er mind. 2 mal die Woche bei seiner Mutter im Bett geschlafen (die Tochter auch noch 1x die Woche !)
- er vergißt ab und an noch, die Toilette zu spülen (egal ob "groß" oder "klein")
- seine Sachen behandelt er nicht gut, kaum eine Woche in der nicht ein Hose, ein Pullover, Schuhe kaputt sind, oder irgendwas verloren wurde (gestern das Handy) und er denkt auch gar nicht weiter drüber nach. Ist halt kaputt und ... wird schon was neues geben
- wenn wir abends gemeinsam Essen sitzt er am Tisch, sagt er hat Durst. Dann steht meine Freundin auf und holt ihm was (Entfernung Kind-Kühlschrank: 2 Meter), oder sie schneidet ihm das Fleisch weil er keine Lust hat (er kann es aber). Das ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Von Geschirr in die Küche bringen wollen wir mal gar nicht reden...
- wenn er draußen spielt und wir sagen es gibt um xx Uhr essen, dann ist er praktisch nie pünktlich, sondern kommt immer zu spät (das habe ich aber schon versucht ein wenig einzudämmen), das ist auch so wenn wir irgendwo hinfahren möchten, Oma besuchen, Ausflug, Schwimmen oder so
- er kann sich ganz ganz schlecht alleine beschäftigen, außer Playstation und spielen mit anderen Kindern, was dazu führt das wir ihn noch nie länger als... mmmhmhm... sagen wir mal eine Stunde alleine gelassen haben, irgendjemand ist immer da, Töchterchen, Oma, wir...
So, das soll erstmal genügen.
Was habe ich bisher getan bzw möchte ich tun ?
Das mit dem Zuspätkommen ist schon ein wenig besser geworden, weil für mich Pünktlichkeit recht wichtig ist. Die Familie stellt sich drauf ein, er nicht. Also sind wir einmal ohne ihn losgefahren, er kam uns so gerade eben noch entgegen geradelt ("Ich hatte keine Uhr mit"). Wenn es um xx Uhr essen gibt, fangen wir an, egal ob er da ist oder nicht, wobei das immer so ein kleiner Kampf ist. Ich bin der Meinung wenn er das weiß muss er von alleine nach Hause kommen. Meine Freundin ist dann immer noch meist so, daß sie rausgeht und ihn sucht (er spielt halt fast immer draußen) und reinholt. Ich versuche sie immer schon davon abzuhalten, weil ich der Meinung bin das er das lernen muß, selbst wenn er nur im Nachbarsgarten spielt. Sie geht dann lieber nochmal raus und sucht, damit wir in Ruhe und gemeinsam Essen können. Ich würds nicht tun.
Wir waren bisher nur wenige Male in der Situation, daß wir alleine waren, weil er dann meist auch irgendwo hingeht, spielen, sich verabreden etc. Wenn er dann schwimmen gehen will, Schlittschuhlaufen oder was auch immer, dann sage ich zu ihm "Und, hast alles dabei und eingepackt ?" "Jo." "Ok.". Meine Freundin fängt 10 Minuten vorher an, mit ihm seine Sachen gemeinsam zu packen, erklärt ihm nochmal wo der Schlüssel hingehört, daß er auf sein Portemonnaie aufpasst, ob er Duschzeug hat usw usw. Ich mache das dann eher nach dem Motto "Er wirds schon merken wenn er was vergessen hat." So würde ich das auch mit dem Schulranzen machen, aber da habe ich mehr Skrupel weil sich dadurch vielleicht mehr ins eigene Fleisch schneidet ? Man muß dazu sagen, daß er, nach Abstimmung durch die Lehrerkonferenz, die 6. Klasse wiederholen darf, was eigentlich nicht vorgesehen ist, aber so kommt er nicht weiter, wir müssen mit ihm erstmal die Grundlagen im Lesen und Schreiben schaffen. Von Mathe gar nicht zu reden....
Gestern haben wir dann auch angefangen, 2 kleine Regeln aufzustellen, damit meine Freundin mal ein wenig entlastet wird und alle ein wenig Verantwortung übernehmen, die sind auf meinem Mist gewachsen. Bisher war es so, daß meine Freundin praktisch, neben ihrem Job, noch alles weitere gemacht hat, einkaufen, putzen, waschen, den gesamten (!) Haushalt eben. Ich habe natürlich mitgeholfen, aber ich merke wie sehr sie unter Druck steht, auch weil sie praktisch keine Freizeit hat. Also haben wir (erste Änderung) einen Toilettendienst gemacht, meine Freundin hat damit nichts mehr zu tun. Dazu kam dann noch, das jeder seinen eigenen Dreck wegmacht. Ganz simpel, aber damit meine ich halt auch, Geschirr in die Spüle zu stellen, abzuräumen, die Toilette/Dusche/Badewanne sauber zu halten usw. Wie gesagt, bisher hat meine Freundin das alles übernommen.
Heute morgen (ich bin ein wenig später aufgestanden), nach dem ersten Kaffee (die Kinder waren zur Schule), fragte ich dann zaghaft nach, wie es denn heute morgen mit dem Geschirr war. Kurzum, sie hat es für alle weggeräumt, "er schafft das doch sonst gar nicht" (er muss morgens immer sehr getrieben werden, eben auch wegen Schulranzen, Fahrrad holen, er ist einfach ein wenig träge). Ich meinte dann daß das so nichts wird, dann können wir das auch gleich lassen. Ich könnte noch viel viel viel mehr schreiben, aber für einen kleinen Eindruck sollte das genügen.
Bin ich zu altmodisch ? Sehe ich einige Dinge zu eng, habe ich den völlig falschen Ansatz ? Ich möchte erreichen, daß der Kleine mehr Verantwortung übernimmt, selbständig wird, ihm nicht alles abgenommen wird, und das es auch Konsequenzen hat, wenn er sich nicht richtig verhält. Natürlich KANN man mal die Getränke holen, man KANN ihm mal das Fleisch schneiden usw., aber die Regel sollte halt anders aussehen. Ich möchte damit auch immer die ewigen Aufforderungen, Diskussionen etc. abstellen, weil sich jeder an diese kleinen Regeln halten muss. Von anderen Dingen wollen wir mal gar nicht reden, daß meine Freundin ihm vieles 3-4 mal sagen muß, damit er es endlich macht ("ich muss nochmal eben in die TV-Zeitung schauen","ich muss noch eben was trinken","ich muss die Katze streicheln", beliebig erweiterbar). Wenn ich es sage macht er es sofort.
Wäre schön, einfach mal andere Meinungen zu hören, vielleicht auch damit mein eigener Blick, meine eigenen Erwartungen gestutzt werden.
Danke euch,
H. Voss