brauche Rat -  Tochter meines LG - ich komme nicht klar damit!

Tine67

Neues Mitglied
Hallo,

es wird nicht ganz einfach, mein Problem kurz zu fassen, aber ich gebe mir Mühe.

Ich bin 43 Jahre alt, kinderlos, und habe vor 4 Jahren meinen Lebensgefährten (50) kennen und lieben gelernt. Ich lernte ihn kennen mit einem problematischen 22-jährigen Sohn aus erster Ehe, zu dem er nach längerer Pause wieder Kontakt hatte und einer 3-jährigen Tochter aus 2. Ehe, die in 330km Entfernung bei der Mutter lebt und zu der er keinen Kontakt mehr hatte. Die Situation war für jemanden wie mich, der aus einer intakten Familie stammt, mehr als traurig.

Ich habe dann nach 6 Monaten meinen LG darin bestärkt, den Kampf um ein Umgangsrecht mit seiner Tochter gegen seine Ex aufzunehmen. Was ich damit an Frust und Leid durch die Mühlen der deutschen Gerichtsbarkeit, Jugendämter, Verfahrenspfleger etc. in Gang gesetzt habe, entbehrt jeder Beschreibung.

Anfangs sind wir jede Woche für 2 Stunden Umgang 660km hin und 660km zurück gefahren. Dann das ganze für 5 Stunden usw, usw. , bis die Kleine nun seit ca. einem Jahr jeweils einmal monatlich von Freitag bis Sonntag zu uns nach Hause kommt.

Bevor wir nun zum eigentlichen Problem kommen:
- ich weiß, daß ich die Erwachsene bin und vernünftig sein muß
- ich weiß, daß Kinder in solchen Scheidungskriegen instrumentalisiert werden
- ich weiß, dass es Kinder gibt, die darunter ein Leben lang zu leiden haben
- Kommunikation mit der Kindesmutter ist völlig unmöglich; da herrscht der schlimmste Krieg
- ich mag Kinder, auch wenn ich selbst keine eigenen habe; meine Schwester hat 8-jährige Zwillinge und deshalb bin ich mit Kindern nicht gerade unerfahren

und trotzdem leide ich unter diesem nun 7-jährigen Kind und unsere Beziehung droht daran zu zerbrechen.

Die Umgangswochenenden sind zwischenzeitlich für mich wirklich so, daß ich bereits Tage vorher Magenschmerzen habe. Dieses Kind kommt freitags bei uns an und ab dem Moment, wo sie die Wohnung betritt, kommandiert sie meinen LG nur noch im Kasernenton rum, wenn mein LG sie um etwas bittet (Zähneputzen, Fernseher ausmachen etc.) erntet er ein klares „Nein“ . Mein LG wird dann für das komplette Wochenende wie ihr Leibeigener. Selbst wenn er mal auf´s Klo geht, steht sie vor der Tür, und fordert, dass er sofort wieder mit ihr spielen soll. Wenn er mir mal was helfen soll, darf er das nicht. Dann bekomme ich nur von dem Kind gesagt, dass ich das alleine machen soll.

Jeder Versuch von uns, uns mit dem Kind sinnvoll zu beschäftigen, funktioniert nicht, weil sie für nichts länger als 5 Minuten Interesse hat. Das einzige, was sie dauernd will, ist fernsehen, Wii oder Nintendo DS spielen. Wir waren auch schon im Zoo, Kinder-Theater, Parks etc., haben alles Mögliche an Spielen, Mal- und Bastelsachen besorgt, aber das interessiert sie alles nicht.

Dann haben wir mehrfach versucht, die Situation dadurch zu entspannen, dass meine Schwester mit den Kindern am Wochenende dazu kommt. Auch das ist nun zwischenzeitlich gescheitert, weil die Kinder meiner Schwester nicht mehr mit ihr spielen wollen, weil sie die beiden nur rumkommandiert und lügt wie gedruckt.

Dann muß ich auch noch dauernd einschreiten, weil mein LG kein bißchen darauf achtet, dass die Kleine bei uns keinen Schaden nimmt. So sitzt sie dauernd direkt vor unserem riesigen Fernseher, putzt keine Zähne, bekommt kurz vor dem Essen die Naschereien, liegt um 23 Uhr noch im Bett und hört CDs und, und, und. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn ich die Mutter von dem Kind wäre, hätte ich kein gutes Gefühl, diesem Vater mein Kind zu überlassen.

Und wenn ich mit dem Kind mal alleine bin, feindet sie mich direkt an. Da kommen dann so Sachen wie „ich würde so gerne mal mit Papa alleine frühstücken, aber das geht ja wegen Dir nicht“.

So kommt im Moment einfach vieles zusammen. Das Kind ist durch die diktatorische Art und die sozialen Defizite einfach schwer zu mögen. Mein LG büßt bei mir an diesen Wochenenden jeglichen Respekt ein, weil er sich von einem 7-jährigen Mädchen so behandeln läßt. Dann streiten wir uns, weil er in meinen Augen seinen Vaterpflichten nicht nachkommt. Er wiederum hat Angst, dass das Kind nicht mehr zu ihm will, weil ich auf ein gewisses Benehmen und die Einhaltung von Grundregeln bestehe. Dabei merkt er gar nicht, dass er auch bei dem Kind durch sein passives Verhalten nicht mehr ist als ein Entertainer, von dem sie alles bekommt. Von dem Kind ist keinerlei Wärme oder Herzlichkeit ihm gegenüber spürbar.

Fakt ist, dass wir uns alle in dieser Situation nicht wohlfühlen. Sonntags sind wir alle beide froh, wenn endlich der Zeitpunkt gekommen ist, das Kind nach Hause zu bringen. Ich habe auch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass mein LG in irgendeiner Weise diese Zeit mit seiner Tochter genießt.

Deshalb war es für mich ein echter Schock, dass mein LG plötzlich mit der Idee auf mich zukommt, diese Besuchswochenenden zukünftig 14-tägig stattfinden zu lassen. Ich verstehe die Welt nicht mehr und weiß wirklich nicht, wie es dann noch weitergehen soll. Auf die Frage, warum er das machen will, bekomme ich keine Antwort.

Ich habe jetzt erstmal für mich beschlossen, dass ich mich aus den Wochenenden ausklinke und meiner Wege gehe und die beiden einfach machen lasse, wie und was ihnen gefällt. Ich fühle mich bei dem Gedanken aber auch wie eine Fremde in meinem eigenen Zuhause und ich bin darüber sehr traurig.

Mein LG hat dafür gar kein Verständnis. Auf der einen Seite gibt er mir die Schuld, dass die Wochenenden mit seiner Tochter so schlecht laufen, auf der anderen Seite ist er auch böse mit mir, wenn ich mich aus dieser Situation zurückziehe. Als andere Alternative will er nun eine Wohnung in der Nähe des Kindes anmieten und dort jedes zweite Wochenende allein mit ihr verbringen. Das sind natürlich auch traurige Aussichten für unsere Beziehung.

Nur noch ein kurze Info für alle, die nun Stellung für das arme Kind beziehen möchten. In dem Gerichtsverfahren wurde ein kinderpsychologisches Gutachten erstellt. Das Kind leidet nicht unter der Trennung, hat ein äußerst ausgeprägtes Selbstbewusstsein und es sollte daruf geachtet werden, die bestehenden sozialen Defizite, speziell im Umgang mit anderen Kindern, auszugleichen.

Sorry, das ist nun doch sehr lange geworden, aber ich danke schonmal vorab für jeden geduldigen Leser und jede konstruktive Antwort.
Grüße, Tine
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Ich kann dich voll und ganz verstehen. Ein kind in dem Alter soll um 23 uhr schlafen auch wen WE ist und ohne zähne putzen geht gar nicht. Rumkommandieren lassen no way.

Ich denke dass du das gespräch mit deinem mann suchen solltest.
Es kann nicht sein, dass eine 7 Jährige euer leben so extrem bestimmt. klar dass er sie verwöhnen will aber das ist kein verwöhnen mehr das ist wie du es schon sagtest rumkommandieren lassen.

Wichtig ist bei so einem gespräch in der ich form zu reden, so können keine Vorwürfe entstehen. Also ich empfinde es... ich sehe es so und so usw.
 

Tine67

Neues Mitglied
Hallo, Ilona,

danke für die Antwort.

Ich habe versucht, mit ihm zu reden. Ich bekomme aber immer nur zur Antwort "das kannst Du nicht verstehen, weil Du selbst keine Kinder hast". Nachdem das Verhältnis zwischen uns immer gespannter wurde, haben wir uns vor 3 Wochen Hilfe bei einem Paartherapeuten gesucht. Seitdem wird irgendwie alles noch schlimmer, weil er das, was wir dort erarbeiten, gar nicht hören will.

Er steht auf dem Standpunkt, dass er nicht erzieherisch tätig werden kann, weil er dazu einfach zu wenig Zeit mit dem Kind verbringt. Und außerdem sagt er, dass ja das Kind nichts dafür könne, dass es sich so benimmt, weil es von der Mutter keine sozialen Werte vermittelt bekommt und er will nicht auf Konfrontation mit dem Kind gehen, weil diese sonst nicht mehr zu ihm kommen mag.

Und da ich nun bei dieser Therapie noch mehr das Gefühl bekomme, dass er an dieser Situation mit seiner Tochter gar nichts ändern WILL, wird der Frust bei mir immer größer. Und ich weiß jetzt einfach nicht mehr, wie ich mich noch verhalten soll.

Natürlich kann das Kind nichts dafür, dass es so ist, wie es ist. Aber ich kann schonmal am allerwenigsten dafür und soll aber gute Miene zum bösen Spiel machen. Und zukünftig hocke ich dann auch noch jedes 2. Wochenende alleine zu Hause. Gemeinsame Urlaube gehen dann auch nicht mehr, zumindest nur noch zwischen den Besuchswochenenden usw.

Und es macht mir einfach Angst, dass dieses Kind schon mit 7 Jahren so ist. Wie wird das dann erst in ein paar Jahren sein. Da darf ich gar nicht drüber nachdenken.

Und bitte, es soll keiner sagen, man wüßte als Zweitfrau, worauf man sich einläßt, wenn sich einen Partner mit Kindern sucht. Das weiß man eben vorher nicht!

Grüße, Tine
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Das ist blödsinn und eine Ausrede dass er nicht erzieherich tätig sein kann. meine Kinder sind alle paar Wochen mal ein WE bei meiner Schwester, bei meinen Schwiegereltern. Sie erziehen die Kinder genauso.Klar anders als mein mann und ich das tun aber das ist normal und wir haben damit auch kein Problem. ich weis dass die beiden bei meiner Schwester auch mal länger wach bleiben dürfen aber damit muss sie dann klar kommen.
Ist ja ihre zeit die sie mit den kindern verbringt jedoch weis ich genau, dass in den grundsätzlichen Dingen sie es genauso handhaben wie wir und da erziehen sie nun mal die Kinder mit.

Natürlich ist es nicht leicht als partnerin in so eine Situation rein zu rutschen. Aber er selbst darf sich doch auch nicht sein leben von einem kind bestimmen lassen jedenfals nicht in dem Ausmaas.
Klar man muss abstriche machen keine frage aber sich selbst dabei nicht aufgeben.

Vielleicht machst du erst mal die therapie alleine weiter. Da bekommst du dann Tipps wie du dich am besten verhalten kannst.
Wenn er sich so sehr dagegen streubt bringt das nichts wenn er das weiter macht ausser genau das gegenteil, nämlich dass er noch mehr quer Schießt.
 

Smilie

Moderatorin
Teammitglied
Ganz ehrlich................versetze dich doch mal in die Rolle von ihr.
Wahrscheinlich würde jeder von uns als 7 jährige das ausnutzen das Papa springt, Zähne putzen ist eh doof und ins Bett gehen sowieso. Ein Paradies !

Das kann ich der Kleinen nicht verübeln das sie da nicht selbst die Notbremse zieht, dazu sind dann die Großen da !

Und das wird sicherlich schwierig, passt es ihr nicht kommt sicherlich der Satz "Dann komme ich eben nicht mehr zu euch" oder so ähnlich, aber wenn ihr weiter so macht wie soll das in einigen Jahren gehen. Ihr seit echt im Teufelskreis, aber ich würde mit Konsequenz versuchen da raus zu kommen. Sie beim Nächsten Besuch an den Tisch setzen und ihr erklären das es so nicht mehr geht, das es Regeln gibt an die sie sich halten muss. Evtl. könnt ihr ja dann auch als Belohnung einen PAPA-Nachmittag ausmachen wo er alleine mit ihr ein Eis essen geht wenn sie sich das wünscht.


Viel Glück und starke Nerven :druecker
 

Emsa

Neues Mitglied
Liebe Ilona,
das Totschlagargument "das verstehst du nicht, du hast ja keine Kinder", kenne ich zu gut. Es ist in meinen Augen der absolute Hohn. Sie verzapfen mit ihren Kindern den grauenhaftesten Mist ( denn sowohl Dein LG, als auch seine Ex sind ja offensichtlich wahre Experten in der Kindererziehung), gestehen einem aber am liebsten nicht einmal eine Meinung, geschweige denn Einfluss zu. Dabei glaube ich fest daran, dass der Blick einer Person, die nicht "betriebsblind" ist, sehr nützlich sein könnte.
Nach allem was Du schreibst, scheinst Du ein intelligente Person zu sein, die über Dinge wahrscheinlich mehr nachdenkt als beide Elternteile zusammen und Du scheinst ja auch gar nicht generell ablehnend dem Kind gegenüber (wie ich es verstanden habe, hast Du den Kontakt ja sogar mit in Gang gebracht). Ich würde mich aber auch nicht von so einem Kleinen Monster dauerterrorisieren lassen wollen. Es mag ja sein, dass der Standard-Spruch stimmt, dass die armen Kleinen ja nichts dafür können, dass sie Monster geworden sind, aber wie Du schon sagst, Deine Schuld ist es auch nicht. Vielleicht sollten mehr Leute wie Du, die in der Lage und willens sind Dinge zu reflektieren, Kinder kriegen, dann gäbe es weniger solche Terrorkinder.
Nun ist das Kind ja auch erst 7, der Rat, noch ein bisschen durchzuhalten,weil man den Partner behalten möchte hilft auch nicht.
Ich finde Deine Lage nicht beneidenswert.
Liebe Grüße
Emsa
 

Leonie

Namhaftes Mitglied
Es ist vollkommen "normal" das Kinder ausprobieren, wie weit sie gehen können. Und es liegt an den Erwachsenen Grenzen zu setzen.
Klar, ist es schwierig erstmal überschrittene Grenzen wieder einzufordern. Aber wie schon geschrieben wurde: wie soll es in ein paar Jahren aussehen? Euch bleibt gar nichts anderes übrig.
Ich denke mit der Paartherapie hast du einen guten Ansatz. Du zeigst damit auch Interesse und dass du an einer Lösung des Problems interessiert bist. Und wenn er nicht will, mach es wie Ilona vorgeschlagen hat: geh alleine, bis er es irgendwann einsieht. Vielleicht kommt er ja noch "nach". Dort kannst du dir jedenfalls Tipps holen, wie du reagieren kannst.

Und irgendwann wird von der Kleinen der Satz kommen "da will ich nicht mehr hin" das ist ganz klar, das könnt ihr so nicht verhindern. Da es soweit kommen wird, dass er mal NEIN sagen muß. Er schiebt es nur hinaus.
 

Steffia

Neues Mitglied
Hi,

ich habe eben erst deine Message gelesen. Bist du noch hier? Liest noch mit? Und ist es nun schon besser oder noch in etwa der Stand wie im Sommer?
LG
 
Oben