Problem -  Wie kann ich meinen Sohn trösten?

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Lex

Guest
Hallo,

ich bin neu hier- eigentlich bin ich ein bisschen im verkehrten Forum gelandet, denn meine Kinder sind schon alle längst erwachsen, aber im Moment belastet mich etwas sehr und ich muss mir einfach mal Rat von anderen Eltern holen, will gerne wissen, wie ihr die Sache seht. Also es geht um Folgendes:
Vor 3 Wochen ist etwas Schreckliches in unserer Familie passiert. Mein Ex-Frau, gute Freundin und Mutter meiner 3 erwachsenen Kinder ist ganz unerwartet an einer Gehirnblutung gestorben. Für meine Kinder ist das ein unglaublich schwerer Schlag, für mich auch, und ich weiss nicht, wie ich sie trösten kann. Meine Töchter sprechen sehr viel über was passiert ist, und ich denke, sie haben schon angefangen, den Verlust etwas zu verarbeiten. Aber große Sorgen macht mir mein Sohn. Er ist 28 und hat alle Formalitäten geregelt, aber gefühlsmäßig zieht er sich total zurück, er spricht nie darüber, wie es ihm geht, frisst alles in sich hinein und meidet im Moment den Kontakt mit uns allen. Das ist sehr aussergewöhnlich für ihn, denn er ist eigentlich nicht so ein zurückgezogener Mensch und ich weiss schon, dass jeder die Trauer anders verarbeitet, aber ich kann nicht mit ansehen, wie apatisch er im Moment ist und ich denke, dass es ihm wirklich helfen würde über seine Gefühle zu sprechen. Ich habe Angst, dass er irgendwann völlig zusammenbricht. Er hat in dieser kurzen Zeit ganz rapide abgenommen und soweit ich es mitkriege trinkt er auch sehr viel zur Zeit. Ich würde ihn so gerne trösten, aber er blockt völlig ab wenn ich versuche mit ihm zu reden. Ich darf ihn nicht mal in den Arm nehmen, er kann die Nähe von niemanden ertragen. Was kann ich denn noch tun? Ich kann es doch nicht mitansehen, wie er so leidet :traene. Wie würdet ihr Euch an meiner Stelle verhalten? Danke für Eure hilfe, ich bin für jeden Tipp dankbar! Lex
 

Mysterium23

Namhaftes Mitglied
Ich kann dir sagen wie es bei meinem mann war , mein mann hat seine beiden eltern verloren da war er 24 , er hat noch einen bruder der war dazumals 14 .

Ich denke mir dass es enorm wichtig ist dass du da bist denke ich, dass er es weiß dass er gespräche führen kann.Dass er immer auf dich zurück kann dass er sich ausweinen aussprechen kann. Jeder geht mit seiner Trauer anders um.

Toll find ich dass deine Töchter sehr viel sprechen über den Verlust .

Ich möchte euch mein herzliches beileid zusprechen , eine mutter zu verlieren ist ein verlust der schmerzhaft ist ohne ende.Ich schick euch Kraft zu :bigkiss :bigkiss :maldrueck
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Das verhalten deines Sohnes kommt mir sehr bekannt vor.
Ich war ähnlich als menie Mutter gestorben ist allerdings war ich da gerade mal 19. ich habe mich größtenteils um alles gekümmert. Um das zu schaffen habe ich allerdings alle Gefühle weggesperrt. Mein Problem war, dass ich gesehen habe wie traurig mein Vater und meine Schwester waren. ich habe da z.B. meinen Vater zum ersten mal weinen sehen. nun kam bei mir der gedanke auf, wenn er nicht mehr der Fels in der Brandung ist, denn so habe ich ihn bisher immer gesehen, wer soll es sonst sein? Meine 10 jahre ältere Schwester ging es noch schlechter. Also dachte ich muss ich herhalten und alles am laufen halten. Ich habe damals das Gespräch mit den Bestatter geführt wegen der Trauerrede. Ich hatte nicht das Gefühl, das mir deswegen jemand böse war.
Mein Vater regelte lediglich wie sie beerdigt werden soll und wählte die Urne.

Nun hatte ich meine Gefühle so weit zurückgedrängt, das ich bei der Beerdigung nur kurz weinte als die Rede gehalten wurde am Grab selbst stand ich wie versteinert da und musste mir dann noch von einigen anhören wie kalt ich doch sei weil ich keine Träne verlor.

Ich weis nicht wie und ob man anders mit mir hätte umgehen sollen. Ich hatte ja die Wahl und habe mich selbst so entschieden. Fakt war, das ich ein halbes Jahr eine Mauer um mich baute bis mein jetziger Mann auftauchte. Er schaffte es dann die Mauer etwas zum einsturz zu bringen.
Ich hätte so oder so auch nicht länger so weiter machen können, davon abgesehen.

Vielleicht braucht er auch seine Zeit und trauert für sich, nicht sichtbar für die anderen Angehörige.
Ich kann dir nur raten sei für ihn da irgendwann gibt es sicherlich die Gelegenheit um mit ihm darüber zu reden und wenn er bereit dafür ist wird er sich öffnen.
 
L

Lex

Guest
Hallo Mädels,

danke für Eure lieben Worte, und dass ihr Eure eigenen schmerzhaften Erfahrungen mit mir geteilt habt. Meine Eltern sind beide vor ein paar Jahren gestorben, das war natürlich auch schlimm, aber sie sind sehr alt geworden und hatten ein glückliches Leben hinter sich. Es ist natürlich noch viel schmerzhafter, wenn jemand noch relativ jung aus dem Leben scheiden muss, und jetzt meine eigenen Kinder leiden zu sehen ist für mich der blanke Horror, mal abgesehen davon, dass es für mich auch schmerzhaft ist, dass sie einfach nicht mehr da ist. Ich bin froh, dass meine Töchter wenigstens sehr viel darüber sprechen, und ich erwarte von meinem Sohn gar nicht, dass er ebenso viel darüber spricht, aber ich hoffe, dass er sich nicht über einen längeren Zeitraum so zurückzieht wie im Moment. Meine Freundin und ich haben ihn schon mehrmals zum Essen zu uns eingeladen, aber er hat jedes Mal abgelehnt. Na ja das muss ich wohl akzeptieren, aber es fällt mir schwer, denn ich denke dass ihm etwas Ablenkung gut tun würde. Wir werden sehen, es ist ja noch nicht so lange her, und in ein paar Wochen nimmt er dann vielleicht meinen Trost an. Und ich hoffe, dass er in der Zwischenzeit nicht so viel trinkt und ab und zu wenigstens etwas Essbares zu sich nimmt. Nochmals danke und einen schönen Abend noch!
Liebe Grüße, Lex
 
U

UserC

Guest
erstmal, mein beileid für dich.

mein vater starb vor 6 wochen nach kurzer schwerer krankheit. uns gab seine ärztin bei seinem tod den rat zu reden. untereinander, mit freunden, familie. oder mit ihr. auf der station wo mein vater 5 tage starb, bevor er eine woche vor seinem tot zum sterben nach hause durfte, gab es einen psychologen, der uns seine hilfe schon damals angeboten hat. am schlimmsten getroffen hat es bei uns meine tochter, die sehr darunter gelitten hat. sie hat eine woche sehr intensiv getrauert und flog dann in einen sprachurlaub. der brachte ablenkung. inzwischen ist sie seit 2 wochen wieder zuhause, sie trauert noch immer, aber ich denke, dieser "abstand" hat ihr gut getan. wäre es so weitergegangen wie sie sich vor dem urlaub verhalten hat, hätte ich dem nicht mehr lange zugeschaut und mir hilfe geholt - evtl. bei einer kinder- und jugendpsychologin, die uns vor ein paar jahren schon mal sehr geholfen hat.
die ärztin meines vaters hat uns nach dem tod übrigens gesagt wir sollen weinen - denn wenn wir das unterdrücken, leide unsere seele noch viel mehr.
ich schicke dir und deinen kindern auf jeden fall noch ein dickes kraftpaket für die nächste zeit :maldrueck
 
L

Lex

Guest
Hallo Zuckerschneckle,

danke, Kraft können wir gut gebrauchen! Und das mit Deinem Vater tut mir sehr leid, 6 Wochen ist ja auch noch so frisch, da hast Du ja selbst genug Kraft nötig. Ich lasse meinem Jungen jetzt einfach noch ein bisschen mehr Zeit, ich hoffe, er kommt dann von selbst auf mich zu wenn er reden möchte, und falls er sich auf Dauer so verschliesst werde ich vielleicht das Thema professionelle Hilfe ansprechen. Ja, weinen würde helfen, aber ich habe ihn seitdem ausser ein Mal nicht weinen gesehen. Na ja gut, er denkt sicher, er muss stark sein und kann sich vor anderen nicht "gehen lassen", da hat er es als Sohn doch schwieriger als meine Töchter. Ich glaube darum geht er auch so auf Abstand, denn jede liebevolle Geste treibt ihm die Tränen in die Augen, z.B. wenn ich den Arm um ihn lege oder ihm über den Kopf streiche. Und dann zieht er sich sofort zurück. Das tut echt weh das mitanzusehen. Aber das muss ich Dir ja nicht erzählen, das geht Dir sicher mit Deiner Tochter nicht anders. Ich wünsche Euch alles Liebe und hoffe, dass ihr den Verlust gut verarbeiten könnt. Deine Tochter ist ja noch so jung, sowas dann auch noch mitzumachen wenn man noch ein halbes Kind ist und sowieso nicht die einfachste Zeit mitmacht...Pubertät und so... macht es auch nicht gerade leichter. Ganz viel Stärke,
Liebe Grüsse,
Lex
 
U

UserC

Guest
Hallo Lex,

mein partner hat vor einem jahr seinen vater verloren. und er dachte: ich muss stark sein für meine mutter, meine schwester, meinen neffen, meine nichte. er konnte nicht weinen (das "kreidet" ihm seine mutter heut noch an). als mein vater starb kannte er ihn gerade mal etwas mehr wie 7 monate (die aber ausgereicht haben, ihn als Schwiegervater zu bezeichnen) - und wollte auch stark sein. für mich, meine familie. ich habe ihn dann 2 tage nach dem tot beim weinen "überrascht" - da hatte er sich in die küche verzogen und wollte spülen und lies laute musik laufen (was ungewöhnlich für ihn ist). irgendwann ging ich zu ihm - und er schickte mich weg. ich blieb aber trotzdem und er hat sich erst mal in meinen armen ausgeheult. bestimmt 10 min lang. ich glaube, erst da hat er auch das rausgelassen, was er ein jahr zuvor bei seinem vater nicht zugelassen hat.
uns helfen auch kleine dinge, wie beispielweise einen stern am himmel (einen ganz bestimmten) von dem meine tochter ganz fest davon überzeugt ist, das der ganz neu und erst seitdem ihr opi tot ist, da ist. da sitzt der opa drauf und immer samstags nacht schaun wir nach dem stern. jeder für sich. oder sein geburtstag - er wäre vor 2 wochen 60 geworden. darauf hat er sich so gefreut, wollte gross feiern. das erste mal! wir haben trotzdem gefeiert, weil er das wollte. er hat es uns 5 tage bevor er starb gesagt.
meine beste freundin (die ihn seit 27 jahren kannte) sagte nach seinem tod zu mir: trauert nicht nur darum, das er jetzt weg ist - freut euch auch über die schöne zeit, die er mit euch verbracht hat!
und ein freund der familie sagte zu mir: der liebe gott holt die guten immer so früh, damit sie das schlechte auf der welt nicht mehr ertragen müssen.

Tod sind nur die Menschen, die wir vergessen. Solange wir uns an ihn erinnern lebt er in unserem Herzen weiter.

LG,
Sandra
 
L

Lex

Guest
Das hast Du sehr schön gesagt und Recht hast Du! Ich werde meine Ex-Frau auch immer in liebevoller Erinnerung behalten, obwohl bei uns früher schon die Fetzen geflogen sind, haben wir auch unglaublich schöne Zeiten miteinander verleben dürfen, und zuletzt war sie mir eine richtig gute Freundin. Ich finde es übrigens sehr schön, dass ihr den Geburtstag Deines Vaters trotzdem gefeiert habt.Und auch ganz schön tapfer, das war bestimmt nicht leicht! Liebe Grüße, Lex
 
U

UserC

Guest
es war in ordnung. und schön. seine schwester war auch da und hat uns erzählt was er in seiner kindheit so alles angestellt hat. wir haben auch gelacht. denn er hat uns auch gesagt, davon, das wir am heulen sind, davon hat er nichts.
wir werden ihn nie vergessen - aber das leben muss weitergehen. auch wenn da ein wichtiger mensch fehlt.
für meine tochter war es übrigens so schwer, weil ihr opi ihr auch den papa ersetzt hat.
 
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