Frage -  Wieviel lernen ist normal ???

Smilie

Moderatorin
Teammitglied
Hallo !

Ich habe ja noch kein Schulkind, Savina kommt erst nächstes Jahr in die 1. Klasse. Aber meiner Schwester ihre 2 Kids sind in Ferien bei uns, die Große ist in der 5. Klasse Gymnastium und die Kleine in der 4. Klasse Grundschule.

Nun MÜSSEN die jeden Tag in den Ferien ein Diktat schreiben und lesen üben.
Ist das normal ? Ich finde das etwas übertrieben zumal sie ja gut in der Schule sind.

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Aber meine Frage geht noch weiter, in wie weit sollen die Leistungen in der Schule trainiert sein und wie weit nicht?

Ist es gut mit einem Kind in der Grundschule soviel zu lernen das es auf ein Gymnasium kommt oder sollte man "nur" Hausaufgaben machen und das Schulmaterial lernen ?

Was wiegt mehr, Begabung oder lernen ?
 

Birgit

EF-Team
Teammitglied
Hi Silvia,

mein Großer auch Gmynasium G8 muss auch jeden Tag was machen auch in den Ferien (Lesen, Diktat, Vokabel Englisch,Latein) *leider*
Und nicht weil ich ihm keine Ruhe gönne, weil er sonst nicht mit kommt und er irgendwie die Kurve nicht bekommt nach den Ferien......
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

die Frage nach dem "richtigen Lernen" ist wohl kaum weniger umstritten als die Frage nach der "richtigen Religion": In Hamburg sind Eltern für ihre Meinung auf die Straße gegangen, und haben einen Volksentscheid abgehalten, und überall sonst wird ebenfalls über Home Schooling, über Gesamtschulen und über Bildungsgleichheit gestritten. Und falls jemand glaubt, dass die Fachleute sich einig seien: Nö. Sind sie nicht. Jede Meinung wurde von irgend jemandem fachlich untermauert. Und irgendwie scheinen sie auch allesamt Recht zu haben: Können Eltern, die sich kümmern, überhaupt Unrecht haben.

Ich persönlich muss aus meiner eigenen beruflichen Erfahrung heraus sagen: Ja, es kann passieren, denn neben der schulischen Entwicklung macht ein Kind auch eine sozial-emotionale Entwicklung durch, und beides kann sich gegenseitig behindern, wenn man nicht aufpasst.

Denn:

Ganz gleich, ob wir alle hier der Ansicht sind, dass allein Begabung für die Entscheidung über die weitere Schulform, und damit auch letzten Endes einen erheblichen Teil des Lebensweges, entscheiden sollte, ist das in der Realität nicht so. Würde nur Begabung zählen, sähe die Schullandschaft in Deutschland heute nicht so aus, wie sie aussieht: De Haupt-, die Realschulen wären der Standard, wie sie es in den 50er und 60er Jahren gewesen sind, und der Weg aufs Gymnasium wäre eine einigen wenigen besonders Begabten vorbehaltene Option. Es gäbe dann auch keine Diskussion über Bildungsgleichheit, denn wer begabt ist, ist immer begabt, und nicht nur, wenn die Eltern es fördern, und würde dementsprechend auch ohne elterliche Förderung seinen Weg auf die Große Schul' finden.

Das ist nicht so. Die Bildungskonzepte in westlichen Ländern sehen vor, dass nicht vor allem Begabung, sondern Leistung auf dem Weg zählen, und das wiederum hat dazu geführt, dass den Eltern bei der "Beschulung" (ein entsetzliches Wort) eine besondere Rolle zukommt: Von ihnen wird erwartet, dass sie bei ihren Kindern Leistungsbereitschaft und -fähigkeit schaffen. Denn nur wenn sie dies tun, dann wird es was mit dem Abi.

Aber diese Struktur bietet auch viele Fallstricke für die persönliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen - denn für sie geht es nicht allein darum, mit möglichst guten Noten ins Leben zu gehen. Sie müssen auch eine soziale und emotionale Entwicklung durch lebt haben, die es ihnen ermöglicht, glücklich und erfolgreich zu leben.

"Unsere Kinder sollen es mal besser haben als wir" - diesen Spruch dürften viele zu Hause von ihren eigenen Eltern gehört haben, nicht nur, wenn es um das eigene Schaffen der Eltern, sondern auch wenn es um die an die Kinder gestellten Leistungsansprüche ging und geht.

Doch dieses Ethos nimmt teilweise irrwitzige Ausmaße an: Die Schullaufbahn zum Abitur wurde in Deutschland um ein Jahr verkürzt, und damit der Leistungsdruck verstärkt, um einem sehr diffusen Streben nach internationaler Konkurenzfähigkeit zu folgen, dass in der Realität keinerlei Bildungsbedeutung hat, weil die allermeisten Schulabsolventen eben nicht mit Absolventen aus anderen Ländern konkurrieren. Man hat damit allerdings auch den Arbeitsmarkt um einige hunderttausend Menschen im Jahr vergrößert, für die es keine Jobs gibt, und die damit auch die Zahl der Sozialleistungsempfänger vergrößert haben. Doch dass allerwichtigste Ergebnis ist: Seit der Einführung von G8 hat die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen erheblich zugenommen, denn nicht wenige halten dem Druck nicht stand.

Doch noch wichtiger als dies ist, weil es einfach unglaublich oft passiert: Wer zu viel Leistung von seinem Kind fordert, der riskiert, dass das Kind sein Vertrauen zu den Eltern verliert, Angst vor ihnen bekommt, und sich irgendwann in der Jugend in zweifelhafte Kreise begibt. Zuviel Leistungsdruck ist sicherlich nicht die einzige Möglichkeit, die dazu führt, aber er ist eine davon.

Eine weitere ist: Wer sich zu stark auf die Leistung seiner Kinder konzentriert, signalisiert auch, dass er enttäuscht ist, wenn die Leistung nicht kommt, aber stattdessen schlechte Noten, oder Noten, die als schlecht empfunden werden. Wenn das Kind Angst vor dieser Enttäuschung, möglicherweise auch vor Schimpfe hat, dann hört es irgendwann auf, sich anzuvertrauen.

Aber am allerwichtigsten ist: Kinder brauchen Freiräume, um sich zu entwickeln. Wenn Kinder spielen, dann lernen sie. Deshalb wurden schon vor Jahrzehnten die Ferien sehr großzügig ausgelegt. Sie sollen der Urlaub der Kinder sein, sollen ihnen die Möglichkeit geben, sich zu regenerieren, und für das Leben zu entfalten.

Es gibt Situationen, in denen auch die Ferien fürs Lernen herhalten müssen, aber man sollte es schonend dosieren - und in der Grundschule und in den ersten Jahren des Gymnasiums darauf verzichten, vor allem, wenn die Noten akzetabel sind. Welchen Sinn macht es, noch bessere Noten zu haben?

Viele Grüße,

Ariel
 

usagimoon

sadness
Ich bin der Meinung in der 1. und vielleicht noch 2. Klasse nur Hausi machen, denn dann merkt man schon wie viel Lust und auch Begabung ein Kind hat. Meine große Tochter ist ein bisl faul und daher erst mal jetzt auf der Hauptschule. meine 2. ist ein bisschen besser in der Schule, daher kommt das von alleine. Natürlich wird bei beiden wenn neues Lernmaterial ansteht und wenn eine Arbeit geschrieben wird auch gelernt. Zusätzlich werden Vokabeln gelernt.

Unsere Schule sagt auch, dass in den Ferien "nicht" gelernt werden soll. Ferien sind dazu da, dass die Kinder sich erholen und das finde ich gut so, denn die Kinder haben sehr sehr viele Hausaufgaben in der Schulzeit.

Ich finde es ziemlich blöd, wenn ein Kind unbedingt auf das Gymnasium gehen soll, weil es die Eltern so wollen. Klar wenn sich herauskristallisiert, dass sie gut genug sind, soll man das unterstützen und dann darf auch mehr gelernt werden, wenn ein Kind aber keinerlei Tendenzen Richtung Gymnasium aufweist, finde ich, man sollte dem Kind auch die Möglichkeit geben, leichter anzufangen. Ab der 5.Klasse können sie eh jedes Jahr in eine höhere Schule wechseln, wenn sie gut genug sind. Und wenn sie den Realschulabschluss machen, und gut genug sind, können sie immer noch das Abi machen. Jedes Kind ist anders und früher oder später wird jeder seinen Weg gehen. Schule soll auch Spaß machen, zu viel Lernen verdirbt den Spaß und fördert Stress, was wiederum zu Druck führt und zu anderen Problemen, eventuell Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Angst vor der Schule.

Liebe Grüße
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ich habe meinen gegönnt das sie in den Ferien nichts lernen müssen.

Was das Extra-Lernen in der Grundschule angeht.
Ich bin der Meinung das es keine ehrlichen Noten sind wenn die Kinder in der Grundschule schon tgl. Extraübungen machen müssen od. tgl. Diktat üben müssen nur damit es eine Eins gibt.
Spätestens in der vierten Klasse wenn dann die Diktate ungeübt geschrieben werden kann dann das böse Erwachen kommen weil die Noten plötzlich um einiges schlechter werden.

Auf was ich heute etwas strenger schauen würde ist das Vokabeln auch in den Ferien gelernt werden "dürfen". Aber auch das in der weiterführenden Schule, bei uns in BW also ab der 5. Klasse. Und tgl. wirklich nicht länger als 30 Min. in den Ferien.

Im übrigen bin ich sowieso der Meinung das ein Kind auf der falschen Schule ist wenn es außer lernen nichts mehr machen kann in seiner Freizeit. Es ist nämlich bei weitem nicht so das nur Abiturienten in der heuteigen Zeit eine berufliche Zukunft haben. Auch wenn das leider eine weitverbreitete Meinung ist.

LG :bye:Cordu
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ach ja und das mit dem Lesen üben ist auch so ne Sache.

Ich nenne mich immer eine Urlaubsleserin. Ich lese hauptsächlich in meinem Urlaub. In der Zeit verschlinge ich förmlich die Bücher.

Ich habe immer meine Kinder mitgenommen wenn ich in die Bücherei ging. Sie durften sich dann auch Bücher raussuchen und haben im Urlaub auch meistens ein Buch in die Hand genommen wenn ich gelesen habe. Das war für mich üben genug.

LG :bye: Cordu
 

usagimoon

sadness
Egal ob Abi, Uni oder Hauptschule. jeder kämpft ums Überleben. Meine Schwester hat jahrelang studiert, ihr Diplom gemacht und trotzdem hat sie trotz 1000 Bewerbungen nix gefunden. Es gibt eben zu viele mit Diplom, das selbe gilt für eine bekannte, welche einen guten Realschulabschluß mit Qualifikation hat. Auch sie findet einfach keine Ausbildungsstelle. Heute ist es verdammt schwer Fuß zu fassen im leben. Man muss erst mal ein Bein in den Job hereinbekommen und das gilt für alle Menschen.

Ich bin auch der Meinung, dass jeder Mensch, eventuell mit ein bisschen Unterstützung, seinen weg findet und geht.

Liebe Grüße
 

Jenny45

Mitglied
Das ist ein kniffliges Thema und auch bei uns am Familientisch regelmässig vertreten. Unsere ältere Tochter ist mit einem Bein im Gymnasium - es fehlt noch dieses Semester - und wenn sie dann auch den erforderlichen Durchschnitt erreicht, hat sie es geschafft. Klar musste sie sich anstrengen, die notwendigen Leistungen zu erbringen. Aber Deutsch ist für sie kein Problem, Mensch und Umwelt (beinhaltet bei uns Biologie, Geschichte, Geografie) ist ein eindeutiges Lernfach und Probleme hat sie "nur" in Mathematik. Für Mathe muss sie viel machen, üben, wiederholen...Wir helfen ihr, wo immer nötig und ich schaue auch sehr darauf, dass sie auf Tests gut vorbereitet in die Schule geht. Aber meiner Meinung nach ist die Schule heutzutage sehr viel schwerer als damals bei mir. Mein Mann war auch auf dem Gymnasium und Caroline brachte bereits im letzten Schuljahr (da war sie in der 5. Klasse Primarschule) Textaufgaben mit nach Hause, wo selbst mein Mann den Kopf schüttelte und erstmal 10min. selbst schauen musste, bevor er ihr das erklären konnte. DAS finde ich absolut übertrieben. Was mich aber noch viel mehr nervt momentan ist folgendes: Die kleinere Tochter geht in die 3. Klasse und schreibt Mathe-Tests auf Zeit! Die Schüler müssen ein grosses Blatt mit Aufgaben lösen und Andrea (meine Tochter) hat alles richtig - jedoch das letzte Drittel nicht geschafft und bekommt deswegen eine 4 (bei uns ist 6 die beste Note und logischerweise 1 die Schlechteste). Genau SO nimmt man den Kleinen den Spass am Fach, da bin ich mir ganz sicher. Und Andrea hat bereits jetzt nur eine Chance: Täglich üben, um schneller rechnen zu können. Das die Kids RICHTIG rechnen, setzt man als gegeben voraus und das nützt ihnen irgendwie nicht viel, oder?
 

feivelmaus

Aktives Mitglied
Mein Sohn ist in der Sprachheilschule. Dort gab es in der Grundstufe bis Klasse 6 in den Ferien immer ca. 20 Arbeitsblätter, die man machen sollte.
Ich fand diese Idee gut, denn viele Kinder vergessen in den Ferien den Stoff wieder und wenn man 1/2 Stunden am Tag etwas macht, sollte das kein Problem sein.
In der "normalen" Grundschule gab es auch bei meinen anderen beiden Kindern Ferienaufgaben.
Später dann nicht mehr und man merkte, dass der Start nach den Ferien enorm schwierig war.

Meine Kleine ist jetzt in einer Tagesgruppe und dort gibt es die Regel, dass auch bei Tagen ohne Hausaufgaben 30 Minuten geübt werden müssen.

Wir Menschen lernen ein Leben lang, auch nach der Schule. Deswegen sollte man Lernen nicht als Belastung, sondern als Herausforderung sehen. Kinder sollten so "erzogen" werden, dass sie freiwillig und gerne lernen. Dann stellt Lernen auch keine Belastung mehr dar.
 

gostj

Neues Mitglied
Lernen ist wichtig aber in den Ferien muss man den Kindern ihre Freiheit geben, dafür sind die Ferien auch da. :]
 

gostj

Neues Mitglied
Original von gostj
Lernen ist wichtig aber in den Ferien muss man den Kindern ihre Freiheit geben, dafür sind die Ferien auch da. :]
In den Ferien konnen doch die Kinder die freie Zeit mit den Elter verbringen...etwas zusammen mache..G :druecker
 

MamaistLehrerin

Neues Mitglied
Hallo Silvia!

Es ist zweckmäßig, wenn die Kinder auch in den Ferien Diktate schreiben üben und Vokabeln lernen. So werden sie an das regelmäßig Nacharbeiten und Vorbereiten des Unterrichtsstoffs gewöhnt. Durch die Umstellung auf das G 8- System an Gymnasien wird bereits ab der sechsten Klasse Unterricht in zwei Fremdsprachen erteilt. Spätestens dann sollten die Kinder zumindest in den Ferien mal in das Vokabel- oder Grammatikheft schauen.

Dennoch sollten die Kinder nicht überfordert werden. In der vierten und fünften Klasse sind sie in einem Alter, in welchem sie auch noch spielen möchten und sollen.

Als Lehrkraft ist es auch nicht immer einfach. Einerseits muss der Stoff in acht Jahren vermittelt werden, andererseits muss man bedenken, dass gerade Schüler in der fünften und sechsten Klasse noch Kinder sind.

Bis zur Oberstufe ist es zwar noch ein langer Weg und ich möchte dich nicht beunruhigen, aber im Englisch- und Französisch-Leistungskurs müssen die Schüler auch Lektüren in den Ferien lesen.

Liebe Grüße
MamaistLehrerin
 

lilly7022

Ich wohne hier
Lernen in den Ferien - ich weiß nicht. Noch kann ich das ja ablehnen für uns. Meine Meinung ist auch, daß die Ferien zum Erholen da sind. Oder geht Ihr während Eures Urlaubs mal für ne Stunde auf Arbeit, um was zu erledigen? Also ich nicht! ;D
 

Mama1

Neues Mitglied
Hallo an alle,
ich fand die unterschiedlichen Meinungen hier richtig super. Mein Kind ist in der 1. Klasse .Ich hatte mir auch schon die Frage gestellt, ob es nur mir so vorkommt ,das der durchzunehmende Stoff in der Grundschule viel mehr geworden ist gegenüber meiner eigenen Schulzeit. Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl das der Stoff so umfangreich ist, das dieser durch Schule und Hausaufgaben (20 Minuten) gar nicht abgedeckt werden kann! Dadurch muss man dann teilweise als Eltern viel zu Hause weiter machen damit die Bücher alle abgearbeitet werden können. Ich finde es echt schade das dabei der Spass ganz schön flöten geht. Bin der Meinung das man dann lieber zur Ganztagsschule übergehen sollte und nicht versuchen sollte Lernstoff einer Ganztagsschule in eine Halbtagsschule zu packen. Bin auch der Meinung Ferien sollten Ferien sein, lesen ausgenommen. In meiner Schulzeit (Mitte der 80er) gab es so einen Stress nicht und noch nicht mal an jedem Tag Hausaufgaben. Abitur hatte ich trotzdem geschafft, aber das Volumen was 1. Klässlern zugemutet wird hatte ich noch nicht mal kurz vor dem Abi.
 
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