Wütende Wissbegier

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
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Wütende Wissbegier

Von Johannes Saltzwedel

Brauchen hochbegabte Kinder spezielle Förderung? Nach Jahrzehnten der Tabuisierung erleben Schulen und Kindergärten mit Schlaumeier-Betreuung einen Boom. Allerdings warnen Experten davor, kleine Genies züchten zu wollen; Gemeinsinn sei ebenso wichtig.

Ganz schön verwickelt, dieser Satz an der Pinnwand: "Sagt der Tod: Du bist auf der Welt, um das Leben zu lieben." Kann er das denn sagen? Stimmt es? Wer oder was ist überhaupt der Tod?

"Eigentlich müsste der Tod sagen: Du bist auf der Welt, um zu sterben", meint Benita. "Aber vielleicht gibt es den Tod ja gar nicht richtig, er gehört doch eigentlich zum Leben", wendet Pia ein. "Es ist ein Zusammenspiel, wie im Fußball", findet Leon. "Ja", sagt Pia, "ohne Gegner gibt es kein Spiel."

Die zehn Viertklässler, die unterm Dach der Hamburger Schule Altonaer Straße im Kreis sitzen, sind mit großem Eifer bei der Sache. Schon um acht Uhr, noch vor dem eigentlichen Unterricht, sind sie gekommen, um mit Sabine Lis Philosophie zu treiben. Wohlwollend beäugt von den alten Griechen Platon und Aristoteles, deren Gipsköpfchen die Lehrerin vom Flohmarkt mitgebracht hat, stürzen sich die Kinder nach ein paar Minuten der Diskussion schon auf die nächste Frage: Wie viel Vertrauen braucht man im Leben?

Für Hochbegabte, wie sie in dieser Runde nicht selten auftauchen, ist das eine ziemlich wichtige Frage. Schlauer zu sein als andere heißt noch längst nicht, es in Alltag und Schule besonders leicht zu haben. Psychologen kennen viele Horrorgeschichten von unterforderten Kindern, die aus Langeweile aggressiv oder zappelig wurden.

"Soziales Lernen ist genauso wichtig wie Wissen", erklärt Sabine Lis - deshalb wird an der Altonaer Straße keinem Kind ein Elite-Stempel verpasst oder gar Sonderunterricht nur für intellektuelle Überflieger angeboten. Wer besonders begabt ist, darf nach dem "Drehtürmodell" zeitweise in höheren Klassen mitmachen oder kann mit anderen Interessierten Extrakurse wie diesen besuchen; nur zuweilen raten die Experten, dass ein Kind eine Klasse überspringen soll.

Aber wann ist ein Kind hochbegabt? Gerade Insider warnen vor pauschalen Antworten. Ein Intelligenzquotient von 130 und mehr, den statistisch nur jeder 50. erreicht, gilt zwar als deutliches Indiz. Doch über die wahren Fähigkeiten, deren Palette Begriffslogik und mathematisches Denken ebenso umfasst wie eminentes Kunst- oder Sporttalent, sagt der Testwert nichts aus. Mit komplizierten Modellen, die von angeborenem Blitzmerkertum bis zu günstigen Umweltbedingungen möglichst viele Faktoren berücksichtigen sollen, haben Begabungsforscher das Feld abzustecken versucht - aber letztlich bleibt jeder Mensch ein Einzelfall.

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Ich fand es sehr lesenswert gerade weil mal jemand den Fokus auf Integration legt.

LG,
Tina
 
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