Die Angst der Lehrer

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Warum es vielen Pädagogen so schwer fällt, mit Kritik umzugehen
Das tägliche Ringen um Anerkennung übt einen gewaltigen Druck auf Lehrer aus

Adrian Fromme* blieb seltsam ruhig, als er seiner eigenen Hinrichtung zusah. Der Lehrer hatte nur für einen kurzen Moment das Gefühl, den Halt zu verlieren, als er die Pistolenkugel links aus dem Bildrand kommen und direkt auf seinen Kopf zusteuern sah. Dann spritzte nur noch Blut. Die animierte Szene im Videoportal YouTube endete mit dem Satz: »Noch ist das alles nur ein Traum.«

Bis zu diesem Tag dachte der Latein- und Religionslehrer aus Landshut, er sei ein guter, beliebter Lehrer. Er hatte nie die Illusion, »der Freund aller Schüler zu sein«. Aber Respekt hätte er gern, und mit Hass hatte er ganz und gar nicht gerechnet. Trotzdem versucht sich der Lehrer bei der Verarbeitung dieses Angriffs in Gelassenheit: »Das Internet ist eine Riesenmaschine, wo Schüler sämtliche Emotionen sofort rauslassen können. Wir Lehrer müssen lernen, damit zu leben.«

Nie war es einfacher, Lehrer zu kritisieren – und sie zu diffamieren

Wie mit so vielem: Kaum ein Berufsstand wurde in der vergangenen Zeit so stark angegriffen wie der der Lehrer. Viele nehmen sie für die Pisa-Misere in Haftung, das mittelmäßige Abschneiden deutscher Schüler im internationalen Vergleich. Eine Mutter landet mit dem Lehrerhasser-Buch einen Bestseller, und Schüler vertreiben sich nach der Schule die Zeit damit, ihren Lehrern auf der Internetplattform Spickmich Noten zu geben, unerkannt über die Eigenarten ihrer Pauker zu lästern oder sie gar schwer zu beleidigen. Mit Handys gefilmte Unterrichtsszenen geben auf YouTube der ganzen Welt einen Einblick in die Zustände in deutschen Klassenzimmern. Und auf der Internetseite Schulradar rechnen Eltern mit den Schulen ihrer Kinder ab.

Nie war es einfacher, Lehrer zu kritisieren – aber auch, sich an ihnen zu rächen, sie zu diffamieren und zu beschämen. Die Anonymität des weltweiten Netzes bietet einen idealen Raum, um unerkannt Dampf abzulassen und angestaute Aggressionen loszuwerden.

Für Außenstehende ist es kaum nachvollziehbar, wie ängstlich und hilflos viele Lehrer auf diese Kritik reagieren. Nur wenige bleiben dabei so gelassen wie der Landshuter Lehrer Adrian Fromme. Andere schießen lieber zurück. Drohen damit, nun auch Schüler im Internet öffentlich bewerten zu wollen, ziehen gegen die Schülernoten bei Spickmich vor Gericht oder verschanzen sich beleidigt in ihren Wagenburgen, die sie Schule nennen.

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S

susann

Guest
Viele Lehrer meinen Sie wäre heilig und benehmen sich auch in dieser Haltung. Ich habe seit drei Tagen ein Förderkind übernommen. Gute Schreibschrift, mäßige Mathekenntnisse(mit Rechenmaterial), Lesen mäßig, sehr ordentlich geführter Ranzen, Stifte ect.) 2 Klasse
Das Kind kam aus Sachsen zu uns nach Hessen, hat Startschwierigkeiten. Die Lehrerin wllte Sie gleich nach drei Tagen in die erste Klasse zurückstufen. Jetzt kam die Lehrerin zu mir in den Unterricht und bat um ein Gespräch.
Soll ich euch sagen was der Wortlaut war:

Die kommt gar nicht mit, das wird nichts"!!!

Und das zweite Kind dieser Lehrerin bei mir: Unkonzentriert, Mathe geht, Deutsch äußerst schwach, Schreibschrift noch gar nicht, Lesen schwach, sehr aggressiv.

Aussage der Lehrerin: Wenn die Mutter jetzt zum dritten mal schwanger ist, dann können wir alles vergessen! Naja, ich hatte den Lebensgefährten ja auch schon als Schüler, dass kann ja nicht viel werden.......!
Solche Lehrer unterrichten unsere Kinder und machen die Kinder kaputt. Manches Hassgefühl kann ich nachvollziehen!
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Coleman
Auch das ist ein Teil der Wirklichkeit für Lehrer in unserem Land in dieser Zeit.

Japp.

Und genau deswegen schulden wir als Gesellschaft den Lehrer für ihren Beruf endlich mal Respekt.
Und die Lehrer schulden es der Gesellschaft sich endlich mal gängigen Evaluationen zu öffnen wie so ziemlich jedes andere Abgestelltenverhältniss auch.

So funktioniert Bildung anders, ua in den Ländern in denen wir in Pisa abgehängt werden. Und am wünderschönsten in Neuseeland. Da könnten wir als Gesellschaft und die Lehrer als Beruf so unendlich viel lernen. Wie man Respekt gibt udn wie man sich verdienten Respekt einfordert.

LG,
Tina
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Coleman
wenn ich dich da jetzt richtig verstehe machst du die lehrer als personen dafür verantwortlich, dass sie sich nicht "endlich mal gängigen evaluationen" öffnen, richtig?

Nein, falsch ;-)

Ich mache bei weitem, nicht den einzelnen Leher für irgendeinen Missstand verantwortlich. Natürlich ist es das System welches krankt.

Ich sehe durchaus das sich Lehrer heuten eigentlich nur massiver Kritik, mangelnder Anerkennung nicht einer oft mals ziemlichen Überforderung ausgesetzt sehen. Ich sehe auch eine völlig veraltete Ausbildung etc pp.
Das alles enthebt aber nicht den einzelnen auch Verantwortung zu übernehmen, sich auch reflektierend der Kritik zustellen und zu versuchen es da besser zu machen wo es geht. Und dazu gehört für mich auch sich eine Evaluation' zu öfnnen statt sie massiv von sich zu weisen. Und darum geht es in dem Artikel.

kann ein einzelner lehrer unter den gegebenen bedingungen sich einer "gängigen evaluation" überhaupt öffnen?

Ja.

hätte ein neuseeländischer lehrer (es tut mir leid, aber ich habe vom neuseeländischen bildungswesen leider überhaupt keine ahnung!) an einer deutschen (öffentlichen) schule viel bewegen - oder würde er nicht eher in die gleichen bahnen gezwungen werden?

Keine Ahnung, hängt vermutlich von der Persönlichkeitsstruktur des einzelnen Lehrers ab.

Ich finde es auch müßig zu diskutieren in ein Einzelner etwas bewegen kann. Wenn niemad etwas tut und die Verantwortung abwälzt auf die anderen wird sich nir etwas ändern. Das ist mir schlicht zu einfach. Wo fängt denn unser aller Verantwortung an? Bei den anderen?

LG,
Tina
 
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