Eine Krankheit. Keine Krankheit

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Ich mag den Artikel einfach mal zur Diskussion bei den Betroffenen stellen. Hört sich interessant an, fand ich.

Zitat:
ADHS, das ist gesellschaftlich gesehen: ein trauriges Spiegelbild heutiger kindlicher Lebensbedingungen. Historisch gesehen: ein Befund mit zumindest 150-jähriger Geschichte, Ausdruck der Normalitätsvorstellungen, die die Moderne an ihre Kinder richtet. Individuell gesehen: ein massenhaftes Dokument, dass die Liebe von Eltern ohne ärztlichen Beistand hilflos sein kann. Wissenschaftlich gesehen: Stoff für Experten verschiedenster Herkunft.

Quelle: http://www.zeit.de/2006/33/st-Unruhige-Kinder?page=all

LG,

Tina
 

Lola

EF-Team
Teammitglied
Hallo Tina,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht!

Wir sind auch ziemlich ratlose Eltern eines "verhaltensauffälligen" Jungen - und je mehr man liesst und recherchiert desto ratloser und orientierungsloser wird man.
Bei meinem Sohn wurde letztes Jahr auch ADS diagnostiziert - eine Krankheit, von der ich bis heute nicht weiss, was ich von ihr halten soll.

Wir haben uns gegen Medikamente entschieden.

LG
Lola
 
N

negteit

Guest
Der Artikel ist einsam einseitig. Der von Dir rauskopierte Absatz mag fast treffend sein, aber je weiter man nach unten kommt, desto mehr stellen sich mir die Nackenhaare auf.

Spätestens da, wo der Werte Herr Hüther genannt wurde hab ich mich übergeben. Der ADHS-Experte, der Ratten mit MPH füttert und sich wundert warum denen dann kotzig wird und sofort alles auf den Patienten (menschlichen Patienten) überträgt. Toller Arzt, echt reife Leistung. :angryfire

Außerdem fehlt hier das Hintergrundwissen. Es wird bemängelt das die Diagnose immer häufiger gestellt und behandelt wird. Einige Absätze vorher nennen sie den Grund - ohne ihn zu verstehen. Denn leider sind die Zustände in Schulen und Kindergärten viel schlimmer, als ich bis vor ca. 4 Jahren angenommen hatte.

Ein beispiel aus der Wirklichkeit: 6Jähriger Junge (noch im Kiga) wurde als ADHS-Kind diagnostizeirt. Das dieses Kind viel Ärger bereitet kriegen die Eltern täglich beim abholen zu hören. Über ein jahr wird von den Kigamitarbeiterinnen debattiert was zu tun ist ......... über ein Jahr ........

Klar, dieses ist ein Extrembeispiel, aber es kommt immer häufiger vor. Als Pädagoge lernt man zunächst einmal "blöd daherreden". Ohne Witz. Ich habe es an zwei Schulen (für Sozialpädagogik) selbst erlebt.

Beim ersten Mal ging es um eine Klassenfahrt ...... nach 1,5Jahren(!!) wussten wir nicht mal wohin, wieviel geld braucht man, wer kommt mit, wann fahren wir ..... Wir waren nach 1,5Jahren nicht ein Stück weiter wie in der ersten Woche. Disskutiert wurde aber im Schnitt 6h / Woche!! Das ist wirklich passiert.

In der zweiten Schule (füpr Sozialpädagogik) wo ich war, hats dann auch gleich damit angefangen ...... bei beiden wurde immer begründet: Junge Pädagogen müssen das Diskutieren lernen ....

Ich fragte in der ersten Schule nach 1,5Jahren wie lange ich eigentlich über ein kind rede, bis ich mal das handeln anfangen darf? Bis heutehabe ich darauf keine Antwort erhalten .... und erwarte auch keine mehr.

Im Artikel steht unmissverständlich, das die Kinder behandelt werden sollen ...... und jeder kennt die Wartezeiten bei Ärzten und Therapeuten. Jeder will, das therapiert wird, aber das die Wartezeiten z.T. über die 12-Monatsgrenze hinausschießen, das will keiner hören.

Alles in allem ist es schlicht Werbung für ein Buch, welches versucht Experten an einen Tisch zu holen. Faktisch sind aber die Autoren nur einmal durch Deutschland getuckert und haben Meinungen eingeholt.

Meine Meinung: 34,90€ zum Teufel. Dafür würd ich eher Eis futtern gehen.

Fazit: Alle sehen einen Handlungsbedarf und fordern diesen ein - aber niemand fühlt sich zum Handeln angesprochen.


negteit
 

zausevogel

Neues Mitglied
Ich halte den Artikel für gefährlich. Tendenziell geht er am Ende doch in die Richtung, ADs gibt es als eigenständiges, nachweisbares Phänomen nicht - und die Geselschaft bzw. die Eltern sind schuld. Das ist aber längst nicht mehr Stand der Wissenschaft. Von der ZEIT war allerdings nicht mehr zu erwarten.

Man muss sicher nicht gleich kotzen, wenn der Name Hüther fällt, aber dieser Mensch hat sich aus jeder ernsthaften Diskussion selbst herauskatapultiert. Statt Wissenschaft zu betreiben, tingelt er jetzt ja auch wohl mehr durch die Medien.

FG Zausevogel
 
N

negteit

Guest
Original von zausevogel

Man muss sicher nicht gleich kotzen, wenn der Name Hüther fällt, aber dieser Mensch hat sich aus jeder ernsthaften Diskussion selbst herauskatapultiert. Statt Wissenschaft zu betreiben, tingelt er jetzt ja auch wohl mehr durch die Medien.

FG Zausevogel

Ich habe doch nicht wirklich gekotzt, das war eher eine praktische Veranschaulichung. Ich halte von dem nicht viel ...... Eine "Expertenstimme" ist der jedenfalls nicht - finde ich. Und Wissenschaft ist das nicht was der da treibt.

Der ist mal wieder auf dem Öffentlichkeitstrip ....... und Eltern wie Kinder zahlen die Zeche.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Ich habe den Artikel gelesen und kommt mit dem Geschriebenen auch ganz gut klar.
Im großen und ganzen ist auch das die Meinung die ich selber habe.

Obwohl wir einen diagnotizierten ADS´ler haben der mit MPH therapiert wird bin ich der Meinung das die Diagnose ADS/H oft viel zu vorschnell gestellt wird.

Mit was ich nicht so einverstanden bin ist das Wort Krankheit. Ich finde nicht das mein Sohn krank ist, er ist nur etwas anders als der Durchschnitt. Und für seine Probleme die er damit/dadurch hat bekommt er Medikamente. Allerdings ist für uns klar nur solange bis er ohne auch ganz gut zurecht kommt. D.h. bis er gelernt hat mit seinen Einschränkungen umzugehen.

LG :bye:Cordu
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von Lola_rennt
vielen Dank für diesen interessanten Bericht!

Gern geschehen :)

Das der kontrovers gesehen wird, war wohl abzusehen.

Ich habe kein AD(H)S Kind, ich halte dein Sohn meines Mannes für evtl. einen undiagnostizierten, wobei dessen Verhaltensauffälligkeiten auch ganz andere Ursachen haben könnten. UA deswegen beschäftige ich mich ab und an mit dem Thema.

Ich würde vermutlich Medis für eine Krisenintervention immer einsetzen, zeitgleich mit anderen Interventionen. Ich habe mal ein WE Seminar bei er Uta Hengst, also die Krowatschek Ecke, zu dem Thema gehört. Da waren Medis ähnlich gesehen.

Mich interessieren die mögl. Ursachen für den Flächenbrand AD(H)S den es gibt.

Wir sind auch ziemlich ratlose Eltern eines "verhaltensauffälligen" Jungen - und je mehr man liesst und recherchiert desto ratloser und orientierungsloser wird man.

Kenn ich leider auch nur zu gut :-/
Meine Kleine war mal extrem auffällig und es hat sehr lange gedauert bis ich da wirklich dahinter kam und wir eine Diagnose bekamen.

Bei meinem Sohn wurde letztes Jahr auch ADS diagnostiziert - eine Krankheit, von der ich bis heute nicht weiss, was ich von ihr halten soll.

Tja. Je mehr ich dazu lese umso ambivalenter bin ich auch. Mich hat dieses Buch http://www.amazon.de/gp/product/3407228910/302-0116281-3791222?v=glance&n=299956&s=gateway&v=glance
mal sehr ergriffen. Bergmann ist aber auch eher psychoanalytisch orientiert.

LG,

Tina
 

zausevogel

Neues Mitglied
@Hextina
...Mich interessieren die mögl. Ursachen für den Flächenbrand AD(H)S den es gibt...

Es gibt keinen Flächenbrand, es wird in Deutschland mittlerweile nur offiziell diagnostiziert, was es schon immer gegeben hat. Von Null auf X gibt dann natürlich enorme Steigerungsraten. Für meine Region würde ich mich z.B. sogar trauen zu behaupten, dass die Quote "offizieller" ADS-Kinder prozentual deutlich unter den oft genannten Zahlen von 2-5% Anteil an der Bevölkerung liegt.

@Cordu
..Obwohl wir einen diagnostizierten ADS´ler haben der mit MPH therapiert wird bin ich der Meinung das die Diagnose ADS/H oft viel zu vorschnell gestellt wird...

Sowas ist als Meinung immer wieder zu hören, wenn man aber nachfragt und um Belege bittet bzw. um konkrete Anhaltspunkte, dann bekommt man in der Regel keine Antworten mehr. Soweit mir bekannt ist, wird in Deutschland eher unterdurchschnittlich oft ADS diagnostiziert, d.h. viel häufiger wird es nicht diagnostiziert, mit zum Teil verheerenden Folgen für die Biografien der betroffenen Menschen.

Meine Meinung: Es ist viel schlimmer, an ADS zu leiden und die Diagnose nicht zu bekommen als umgekehrt.

FG Zausevogel
 

Hextina

KrisenmanagerIn ;-)
Teammitglied
Original von zausevogel
Es gibt keinen Flächenbrand, es wird in Deutschland mittlerweile nur offiziell diagnostiziert, was es schon immer gegeben hat.l

Das ist mir schon klar ;-)
Zum einem können wir (und machen es zum Glück auch) heute viel sauberer und tiefer diagnostizieren.
Zum anderen fallen die ADHS'ler heute eben viel eher auf, eben weil wir in so kinderunfreundlichen Umgebungen leben. Mal etwas arg vereinfacht. Ob die ADS'ler genauso oft schon 'auffallen' weiß ich nicht. Wenn ich jemandem von diesem Störungsbild erzähle ist das Stauen oft groß, während ADHS eben sehr publik geworden ist.

Frage, und das ist meine, warum sind all die Kinder früher nicht aufgefallen? Was war anders und was können wir als Gesellschaft daraus lernen um das Leben für unsere Kinder wieder normaler(?!) zu gestalten......

Ist der Flächenbrand früher einfach ignoriert worden oder hatte die Gesellschaft Copingstrategien dafür?!
Hochspannend, oder?!

Meine Meinung: Es ist viel schlimmer, an ADS zu leiden und die Diagnose nicht zu bekommen als umgekehrt.l

Japp, aber was nutzt die beste Diagnose ohne Hilfe?
Wenn ich die anderen Betroffenen richtig verstehe dann feht es doch genau dadran, wie so oft *argl*

LG,

Tina
 

Liliki

Mensch
Ich hab den Artikel heute Mittag gelesen und war sehr ambivalent.


Auf der einen Seite wird das Phänomen, dass immer mehr Kinder unter 'nicht sehr kindgerechten Umständen' aufwachsen genommen und vermengt mit Kindern, die eine angeborene Störung des Stoffwechsels haben


Wenn ich meine Kindheit in den 60ern und 70ern mit der meiner Kinder in den 90ern und 2000 vergleiche, liegen ja wirklich Welten zwischen diesen beiden Leben und wahrscheinlich mussten Menschen objektiv noch nie so viele neue Informationen und Entwicklungen in so kurzer Zeit verkraften.
Dafür ist 'species mensch' wahrscheinlich nicht wirklich ausgelegt ... so schnell geht Evolution normalerweise nicht!


Es ist in meinen Augen schwierig, eine familiär gehäuft vorkommende Auffälligkeit, die mit fassbaren Veränderungen im Dopamin- Stoffwechsel des Gehirns einher geht, zu packen, wenn man diesen Stoffwechsel nur experimentell messen kann und für die Diagnostik auf indirekte -an den Symptomen orientierte Untersuchungsmethoden- zurück greifen muss.

Diese Untersuchungen messen letztlich 'Mittelwerte' und es wird immer auch das gesellschaftliche Niveau ('Bildungsgrad') mit abgebildet: wenn ich einem Kind eine Konzentrationsschwäche nachweise (eines der beiden führenden Symptome für ADS), kann die Ursache durchaus darin bestehen, dass noch niemand im bisherigen Leben dieses Kindes sich die Mühe gemacht hat, dem Kind beizubringen, wie man sich einer Aufgabe konzentriert widmet ... über den Hirnstoffwechsel sagt das Ergebnis zunächst mal gar nichts.

Und bei der dazu gehörigen Annamnese wird natürlich kaum jemand sagen, dass sich in der Familie nie jemand Zeit für das Kind genommen hat ...

Es wäre Utopia, wenn man nun allen Kindern das Ritalin wegnehmen wollte und alle 'Erziehungsfehler' an der Wurzel beheben wollte ... wir haben es doch mit einer gesellschaftlichen Entwicklung zu tun, in der sich die meisten Erwachsenen nicht mehr alleine helfen können - wie sollen die erst ihren Kindern helfen?


Bräuchten wir also wesentlich bessere und konsequentere Frühförderung mindestens ab dem Kindergartenalter - da hinken wir weit hinterher, wenn man Pisa betrachtet ... wir handeln in diesem Land immer erst sehr spät ...

Handeln tun wir eigentlich meist erst, wenn ein Kind in den Brunnen gefallen ist ...


ratlose Grüße, Lili
 

uschi

auf neuen Wegen
Also ich finde es auch sehr schwer! Ich glaube schon das es "diese" Krankheit gibt,aber ich glaube auch das es zur Zeit auch schnell damit abgetan wird! Sorry wenn ich das mal so sage.
Ich kenne auch Kinder,wo ich glaube-jepp-das ist aber heftig! Die sich schwer konzentrieren können,nach einen Stück Schokolade völlig ausrticken!Die Kids tuen mir sehr leid,weil es Ihnen einfach auch sehr schwer gemacht wird!

Aber

Bei mir im Umfeld ist auch ein Kind,wo die Mutter alles mit ADHS entschuldigt.Aber das er mit 7Jahren,spät abends noch allein auf dem Spielplatz ist,den ganzen Tag sich allein gegen große Kinder behaupten muss,das die Mutter den ganzen Tag nur mit ihm rumschreit,er den ganzen Tag allein ist usw.usw.das wird nicht gesehen

Der wird abgepumpt mit Medis,ist wie in Trance stellenweise und ?

Ich finde wenn bei einem Kind ADS/ADHS vermutet wird und es auch auf Medis eingestellt werden soll,muss ein komplettes Bild gemacht werden.das heißt auch das Umfeld und die Familie.

Wenn ich den ganzen Tag angeschrieen werden würde,wäre ich auch Verhaltensauffällig.
Ich finde manche Ärzte machen es sich zu einfach.

Man darf ja nicht vergessen,das die Kids das ausbaden müssen!Und die Kids die wirklich betroffen sind,es wirklich schwer haben.
 

cordu

Namhaftes Mitglied
@Zausevogel,

vielleicht hab ich mich falsch ausgedrückt.
Wenn die Diagnose von einem Arzt nach geeigneten Test gestellt wird ist das ok und wird auch nicht zu häufig gestellt.
Leider hab ich hier in meinem Umfeld mit zwei Fam. zu tun die von vielen Seiten gesagt bekommen ihr Kind hätte wohl ADS/H ohne das das Kind jemals getestet wurde. Auch ich habe bei beiden den Verdacht werde mich aber hüten das zu sagen.
Wenn ich gefragt werde verweise ich immer auf einen Arzt od. wie bei uns auf die KJP. Sobald ich aber diese in den Raum stelle sind die Kinder plötzlich gar nicht mehr so auffällig. Wer möchte schon zugeben das er mit seinem Kind zum Psychiater geht.
Bei einer Fam. ist das Thema ADS ganz groß dort mangelt es aber meiner Ansicht nach wirklich nur am konsequenten erziehen b.z.w. werden die Kinder gar nicht erzogen.
Bei meinen ehemaligen Nachbarn ist es so das das Kind "wahrscheinlich ADS hat". Die Mutter aber immer mal wieder für ihren Nachwuchs die schlimmsten Krankheiten erfindet um im Mittelpunkt zu stehen. Und da eignet sich ADS sehr gut weil es ja leider nicht mal eben durch einen Bluttest nachzuweisen ist.

Das meinte ich mit viel zu oft "diagnotiziert".

Mir fällt leider auch hier im Forum immer mal wieder auf das ADS sehr schnell in den Raum gestellt wird.
Sobald eine Mutter od. Vater von Schulproblemen, Schwierigkeiten mit der Konzentration u.äh. erzählt wird sehr schnell auf ADS gedeutet.
Leider wird immer mal wieder vergessen das man hier viel schreiben kann und keiner die Lebensumstände der Kinder kennt. Wer sagt uns den das das Kind wirklich alle Unterstützung und Zeit von zuhause bekommt die es nötig hätte?

LG :bye:Cordu
 

Sanny

*extrem* (GL N8Bar)
o.k. ich habe jetzt soweit alles gelesen....
Thema: krankheit oder keine krankheit ?
ich sage: KEINE Krankheit, mein Kind ist anders, aber nicht krank....
mehr statemants gibts bei Hinterfragung :unsch
mal eine Diskussion anreg ..... :-D
 
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