exhibitionistische Tochter

MichiShimizu

Neues Mitglied
Original von Gerhard S.
2 verschiedene Welten, die man nicht miteinander vergleichen kann. Deutsche 13-Jährige würden in der anderen Welt nicht leben können - und umgekehrt.
In "unserer" Welt kenne ich mich selbstverständlich am besten aus, weil ich hier aufgewachsen bin. Und Kinder bekommen können =/= erwachsen sein - sehe ich ja auch genauso wie du.
Es sind ja auch nicht wir Eltern persönlich, wir unsere Kinder für Kinder bis zum 18. Lebensjahr halten - sondern unsere Kultur.
Ich habe das Beispiel mit dem dritte-Welt-Land nur gebracht, um zu zeigen, zu was 13-Jährige (unter anderen Bedingungen!) fähig sind oder sein könnten.
Wie relativ gut es unserer Jugend bei uns geht, weiss die gar nicht. Müssen sie auch nicht wissen, wenn sie mit 15 noch gar nicht voll arbeiten dürfen.

"...erwachsen genug,um sich um ein Kind zu kümmern?" - Thema "wenn Kinder Kinder bekommen". Nee, sind die unseren nicht. Werden meistens Fälle für die Eltern oder Grosseltern oder die Lebenshilfe. :traene


Ich geb dir vollkommen recht,dass 13 Jährige einiges leisten können,wenn sie müssen.
Aber wie du schon sagst,die Bedingungen sind ganz anders
Und statt froh darüber zu sein,dass sie noch nicht erwachsen sein müssen,denkt "unsere" Jungend bzw "unsere" Kinder schon viel zu früh an Sachen,die in ihrem Alter noch gar nicht relevant sind bzw sogar mehr Schaden als Nutzen haben können
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Ich schicke gleich mal voraus: ich habe keine Ahnung von diesem Thema, also auch keine eigene Meinung gebildet.

Deshalb Frage:
Könnte Gerhard nicht ein bisschen Recht haben damit, dass Kinder früher aufhören Kind zu sein, wenn sie in einem Land mit niedriger Lebenserwartung aufwachsen.
Außerdem:
Ich habe mal eine Studie gelesen (nein, nicht im "goldenen Blatt"...) wonach Jugendliche in Deutschland früher aus der Pubertät kamen je früher sie zu arbeiten begannen. Sprich, wer Abitur machte war länger in der Pubertät und "Kind" als der mit Hauptschulabschluss und Berufsausbildung. Kann das auch aus eigener Beobachtung bestätigen.
 

Gerhard S.

fast-Alles-Versteher
um nochmal aufs Thema zurückzukommen.

Ich war 1983 22 Jahre alt, als ich damals jedes Jahr Urlaub mit Motorrad machte, und zwar immer Griechenland und jedesmal Kreta dabei.
Im Sommer 1983 war ich nicht sofort nach Kreta rüber mit der Fähre, sondern auf einer kleinen, nur 9km langen Insel vorm Festland (Folegandros?).

Meine Herzensdame in Deutschland erhörte mich nicht - und so war ich solo geblieben. Auf der kleinen griechischen Insel freundete ich mich mit einem Griechen an, Vater von 5 erwachsenen Söhnen, die aber alle schon längst in Athen leben.
Ich war in den Ferien/Urlaub und hatte nichts zu tun - also half ich dem Griechen bei der Fischerei mit seinem Schiff. Dafür durfte ich meinen Schlafsack auf seiner Terasse ausbreiten und bekam warmes Mittagessen. Fisch in irgendeiner Form, was sonst !?
:applaus
Und eines Tages kamen deutsche Gäste in die Taverne "meines" Griechen: Eltern einer Tochter; beide Eltern in dem Alter wie es jetzt bin. Deren Tochter 11 oder 12 Jahre alt.
Und es fiel alsbald auf, dass deren Tochter zwar in der Taverne mit weniger als mehr Textilien bedeckt war ("bekleidet" wäre schon viel zu viel gesagt). Und nach dem Essen ging deren Tochter zum Strand, legte ihre flache Hand ins Wasser und fing so Fische. Einfach so mit der Hand und viel Geduld.
Hm ja, und sie hatte nur einen Slip an. Brust eigentlich schon voll entwickelt.
Ich erinnere mich noch, dass der Grieche die deutschen Eltern wegen ihrer Tochter ansprach. War ja auch zu erwarten.
Die deutschen Eltern antworteten ungefähr so: Ihre Tochter fühle sich so, wie sie ist, wohl. Natürlich weiss die Tochter, dass man nach ihr sieht und auch hinguckt - aber: Entscheidend wäre für die Eltern, daß sie sich so wohl fühlt. Würden die Eltern jetzt Vorschriften oder Verbote aussprechen, so könne das die Tochter nicht verstehen.
Deren Tochter soll & darf ihr eigenes Tempo in Sachen Scham und Körpergefühl entwickeln.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@Maju: Es gibt eine ganze Reihe von Studien, die den Einfluss auf Arbeitsaufnahme auf die Pubertät im Allgemeinen, aber auch die Auswirkungen der Ausübung von Erwachsenenfunktionen auf die Entwicklung von Kindern im Besonderen, untersuchen. Ich schreibe das so schwülstig, weil gerade die Auswirkungen von früher, später, langer, kurzer Pubertät auf die emotionale Gesamtentwicklung interessant sind. Denn: Dass beispielsweise ein früher Eintritt ins Erwerbsleben (aber auch andere Dinge) Auswirkungen auf die Pubertätsentwicklung hat, gilt als unbestritten. Die Fragen, die dann daraus resultieren sind die, ob das gut oder schlecht ist und wie es sich auf die emotionale Entwicklung auswirkt. Die Antworten muss man sehr diffenziert sehen, denn man kann damit sehr, sehr viel Unfug betreiben.

Denn im Leben eines Menschen ist die Pubertät ein extrem wichtiger Abschnitt, der zudem allerdings auch noch sehr komplex ist: Dass, was man landläufig als "Pubertät" bezeichnet, ist nur ein Teil der emotionalen Entwicklung im Rahmen der Pubertät - die Entwicklung einer eigenen Identität, mit der auch eine Loslösung von den Eltern einher geht. Dieser Teilprozess lässt sich durch äußere Einflüsse beschleunigen oder verlangsamen: Ein Kind, dass die kleine Schester betreuen muss, oder ein Jugendlicher, der mit 13 voll berufstätig ist, oder aber Kinder und Jugendliche wie einige meiner Söhne, die ihr Leben de facto auf der Straße verbringen, schließen diesen Teilprozess früh, auch sehr früh ab. Im Vergleich dazu braucht ein Jugendlicher, der auf die Große Schule geht, und damit auch länger von den Eltern abhängig ist (und darüber hinaus auch oft ihren Erwartungen und Forderungen an seine Persönlichkeit ausgesetzt ist), länger, um sich zu lösen, und um eine eigene Identität zu entwickeln - das kann dann sogar bis in die 20er Jahre hinein dauern. Ich kenne die Studie nicht, die Du zitierst, aber ich nehme an, dass es dies ist, um das es dabei geht.

Allgemein gesprochen, muss ich allerdings davor warnen, aus diesen Ergebnissen heraus eine Meinung zu bilden, denn es ist oft so, dass Studien nur einen Teil eines Ganzen abbilden (die Dinge sind zu komplex, um sich als Forscherteam immer mit allem zu befassen).

Sehr sehr grob umschrieben geht nämlich mit der Identitätsentwicklung eine ganze Reihe von weiteren Prozessen im Rahmen der Pubertät einher, die teils voneinander abhängen, und teils aufeinander aufbauen. Ganz wichtig ist natürlich die körperliche Entwicklung - im Normalfall, der leider in großen Teilen der Welt aus wirtschaftlichen und / oder sozialen Gründen nicht die Norm ist, sollte die Identitätsentwicklung auf der körperlichen Entwicklung aufbauen, wobei ich dazu sagen muss, dass auch dies Probleme mit sich bringen kann: Vor allem bei Mädchen setzt in westlichen Ländern auf Grund einer sehr proteinhaltigen Ernährung die körperliche Pubertät zunehmend früher ein, was wiederum zu psychischen Belastungen führen und damit die emotionale Pubertät behindern kann - genauso wie eine verpätete oder gar nicht einsetzende körperliche Entwicklung die emotionale Entwicklung verzögert oder aufhält: Der Erwachsene bleibt ein Kind, auch wenn er unabhängig ist und im Erwerbsleben steht (wobei die meisten Betroffenen ernshafte Probleme damit haben).Weil das ein Thema ist, dass immer mal wieder im Forum aufkommt: Dies passiert vor allem bei Jungen, wenn ein Hodenhochstand zu spät oder gar nicht behandelt wird.

Denn unter der Haube werkeln Hormone, wie zum Beispiel Testosteron, neben einer Vielzahl von anderen Hormonen, und sorgen dafür, dass sich der Körper entwickelt, und mit ihm auch der Geist. Die gesamte Entwicklung, von Anfang bis Ende, braucht Zeit, und lässt sich insgesamt auch nicht beschleunigen, denn dazu sind die hormonellen Abläufe zu komplex. Diese hormonellen Entwicklungen sorgen auch dafür, dass die Fähigkeit, rationale, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, je nach Entwicklungsstand eingeschränkt ist. Denn die Hormone befinden sich in dieser Phase oft in einer Dysbalanz und erzeugen im Menschen temporär Gefühle und Reaktionen, mit denen der Mensch nicht umgehen kann, wobei das ein Teil ist, den man trainieren und damit auch die Identitätsbildung beeinflussen kann.

Das bedeutet aber auch, dass im Idealfall eine Anleitung durch einen Erwachsenen erfolgen muss. Das Ausbildungssystem, wie es in Deutschland besteht, ist eine Antwort darauf: Es ermöglicht es, Jugendlichen ihre persönliche Entwicklung abzuschließen, und dabei einen Beruf zu erlernen. Dass sie damit früher unabhängig werden, als ein Gymnasiast, ist dabei logisch. Doch die Gesamtentwicklung wird von beiden, wenn sie beide gesund sind, ungefähr gleichzeitig abgeschlossen.

Ein ganz großes Problem, das ich sehe, ist das, dass solche Studien gerne von interessierter Seite dazu benutzt werden, um ein gesellschaftliches Phänomen oder aber auch persönliche Vorlieben zu rechtfertigen. In meinem Job zum Beispiel sind das Menschen in einer bestimmten Bevölkerungsschicht meines Landes, die solche Argumente ins Feld führen, um zu rechtfertigen, dass Mädchen bereits mit 13 oder 14 (an ältere Männer) verheiratet werden (was bei uns verboten ist). Und auch von pädo- oder adophiler Seite wird immer gerne ins Feld geführt, wir würden uns ans Kindsein klammern, während doch in anderen Ländern die Mädels in anderen Ländern bereits erwachsen seien.

In den betreffenden Studien steht allerdings nichts dergleichen drin: Auch ein 15jähriger arbeitender Familienvater im Sudan oder eine 13jährige Mutter in Vietnam befinden sich nach wie vor in der Pubertät. Die psychischen Folgen der Kinderehen werden in Ländern wie diesen erst seit kurzem erforscht, denn es gibt in diesen Ländern erst seit kurzem eine funktionierende Wissenschaft. Erste Ergebnisse sind jedoch mehr als alarmierend: Mit diesen Kindern können keine funktionierende Gemeinwesen aufgebaut werden, und das nicht nur, weil es ihnen an Bildung dafür fehlt.

Viele Grüße,

Ariel
 
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