Frostie... - mag's immer noch kitschig

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

einige erinnern sich vielleicht noch: Bis vor einigen Monaten habe ich hier von unserem Leben als Großfamilie erzählt. Für alle, die es nicht wissen, oder sich nicht erinnern: Wir, das sind ich (ja, ich weiß, der Esel nennt sich immer zuerst), 36, meine Frau, 33, und unsere sieben Söhne, die 17, 16, ca16, ca15, 14,1/2 und 1/2 Jahre alt sind. das es nur Söhne sind, haben wir nicht geplant. Eigentlich hatten wir gar keine Kinder geplant, als meine Frau und ich noch Freund und Freundin waren, und auch noch nicht, als wir schon Verlobter und Verlobte geworden war. Um genau zu sein, haben wir beide Kinder ziemlich gehasst: Zu viel Lärm im Restaurant, im Flugzeug, im Park. Wir waren beide selbstverliebte Hedonisten aus der oberen israelischen Mittelschicht mit scheinbar wenig Platz für andere Menschen außer uns selbst und einem Leben, in dem selbst der Kater am Morgen nach dem großen Besäufnis am Abend zuvor eingeplant war.

Das war, bevor eines Nachts im Januar 2008 mein bester Freund samt Polizei vor meiner Tür stand, und mir mitteilte, dass seine Frau (heute ex-Frau) wohl einen 15jährigen Sohn hat, von dem er keine Ahnung hatte, und das dieser Sohn von seinem, nun ja, Vater so extrem zusammengeschlagen worden war, dass der Junge ins Krankenhaus musste, weswegen er, also bester Freund, nun mein Sofa, ersatzweise das Gästezimmer oder gerne auch mein eigenes Bett, weil ja ich durchaus auch mal auf dem Sofa schlafen könne, beschlagnahmen werde.

Das war der Anfang. An der Haustür, in der Notaufnahme, kurz darauf, wo wir den Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit nicht nur des Jungen, sondern der Ärzte, der Polizeibeamten sahen, von denen uns schon einer an der Tür kettenrauchend, wild fluchend seine Gewaltphantasien Aussprechend begegnete, und wo wir miterlebten, wie der Vater, ein gescheiterter Militär, für den das Leben als Israeli ein einziger Krieg zu sein hat, wild pöbelnd in die Notaufnahme stürmte, um dort fest genommen zu werden (ohne Gewalt), hat sich etwas verändert, innen drin, in mir, das wohl schon lange da war, aber niemals eingestanden worden war: Meine Einstellung zu Familie hat sich geändert, und mein Verhältnis zu meiner Freundin, zu meinem besten Freund auch.

Und es war damit der Startschuss zu einer der wohl eigenartigsten Familien, die die Welt je gesehen hat: Wir haben religiöse und säkulare Juden, einen Muslim, einen Homosexuellen, einen Christen, drei ex-Knackies, einen Polizeischüler und zwei Polizeibeamte in einer Familie, in der kaum jemand miteinander verwandt ist.

Nach jener Nacht haben meine Freundin und ich uns erst verlobt und dann irgendwann beschlossen, gar nichts mehr zu planen. Denn einige Monate später wurden wir damit konfrontiert, dass Y., den wir damals als gute Journalisten (ein Beruf, den ich seitdem an den Nagel gehängt habe) als "Frostie, den Sohn von Väterchen Frost, dem Prügelpappa" bezeichneten, einen weiteren Jugendlichen aufgabelte, der dringend ein Zuhause brauchte. Es folgten zwei Kids, die uns direkt vom Jugendamt geschickt wurden, bevor dann vor einigen Monaten der Bruder unseres zweiten Sohnes auftauchte, nachdem ihre Mutter gestorben war.

Hier werde ich künftig wieder von unserem Leben erzählen, und der Grund dafür, warum ich mich heute dazu entschlossen habe, es zu tun, ist der, das gestern etwas passiert ist, das mich beschäftigt. Aber dazu später mehr.

Aber um Fragen vorzubeugen: Ich stamme aus Deutschland. Deshalb spreche ich Deutsch. Und wir leben einen Teil des Jahres in Deutschland. Der Grund, warum ich meine Herkunft überhaupt erwähne ist der, dass Religion, politische und sexuelle Orientierung in unserem Leben eine große Rolle spielt.

Viele Grüße,

Ariel
 

Denise

z.Z.t.U.
Teammitglied
Hallo Ariel
Schön das du wieder einen Blog machst . :maldrueck
Habe ja wie dir gegenüber schon erwähnt immer sehr gern in deinem alten gelesen.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

in einer Ansammlung von Welten, die von emotionalen Wunden und Narben zerrissen sind, ist unser Zuhause eine Zuflucht, ein sicherer Hafen, wo man auf Trost, Verständnis, Liebe, Sicherheit bauen kann.

Diese Festung ist gestern abend gestürmt worden, ohne Vorwarnung.

Vorhin hatte ich kurz von dem gesprochen, was Y widerfahren war, bevor er zu uns kam: Er ist zusammengeschlagen worden, von dem, dessen Aufgabe es gewesen wäre, ihn vor Wunden und Narben zu beschützen, und das nicht einmal, sondern oft, bis es einmal zu oft, einmal zu heftig gewesen war, und Y zu uns und sein Vater ins Gefängnis kam, für acht Jahre und sechs Monate.

Dass der Mann nicht von seinem Sohn ablassen kann, dass er fest davon überzeugt ist, dass es sein Recht ist, mit aller Gewalt seine eigenen Vorstellung vom richtigen Lebensweg für seinen Sohn durchzusetzen, was in diesem Fall jene militärische Karriere gewesen wäre, die dem Vater aus Gründen, zu denen sich das Militär bis heute nicht äußert, versagt geblieben ist, das wussten wir. Er hat während des Adoptionsverfahrens noch aus dem Gefängnis heraus versucht, das Sorgerecht für den Jungen zurück zu bekommen, bevor er dann versucht hat, seinen Sohn zum Umgang mit ihm zu verpflichten, bevor er ihn dann kurzzeitig ins Gefängnis beförderte, in der Hoffnung, so an ihn ranzukommen, bevor er dann anfing, in einer Vielzahl von Briefen zu drohen, zu flehen und zu manipulieren. Vater und Sohn, das war immer eine Beziehung, die in der Hölle besiegelt war: Y wäre seinen Vater gerne los, würde ihn gerne vergessen, und das was er getan hat, aber er kann nicht, weil er nicht vergessen kann, was sein Vater ihm angetan hat, und noch viel mehr als das hat er nackte, kalte, panische Angst vor dem Mann. Y ist mit seinem Vater, wie Opfer das oft sind, auf eine perverse Art und Weise miteinander verbunden: Während der Täter schnell vergisst, falls er sich jemals dessen bewusst war oder geworden ist, was er angetan hat, lebt das Opfer oft lebenslang damit. Für einen Täter-Opfer-Ausgleich, oder eine Familientherapie, wie sie von manchen Psychologen befürwortet wird, die die persönliche Verwandtschaft für unersetzbar und damit das Optimum in allen Lebenslagen betrachten (mich schreckt vor allem der Absolutheitsanspruch dieser Herangehensweise ab), war nie Raum. Das Maximum waren ein Paar betreute Gespräche mit seiner leiblichen Mutter, die ihn direkt nach seiner Geburt seinem Vater überlassen und sich ansonsten nur ein paar mal im Jahr um ihn gekümmert hatte, die Y dann irgendwann mit der Begründung beendete, er verzeihe ihr, aber habe dieser für ihn fremden Frau ansonsten nichts zu sagen.

Bei seinem Vater war nicht einmal ein solcher betreuter Kontakt möglich: Er bekommt schon Albträume (und ich meine richtige, heftige Albträume) wenn man seinen Vater nur in seiner Gegenwart erwähnt - ganz zu schweigen von den Auswirkungen von den Briefen. Als die anfingen, anzukommen, haben wir ein umfassendes Kontaktverbot erwirkt: Sein Vater, und alle, die mit ihm in einer Beziehung stehen, dürfen weder den Jungen, noch alle die mit ihm in einer Beziehung stehen, in allen "heute und in der Zukunft bekannten Formen" (so steht es in der Anordnung) kontaktieren. Gleichzeitig haben wir gemeinsam eine Familie, ein Zuhause, einen sicheren Hafen aufgebaut, in der Wunden heilen können.

Und wir haben uns sicher gefühlt. Bis gestern, als unsere Festung gestürmt wurde, denn wir haben bei alledem nicht berücksichtigt, dass sein Vater sich an keine Anordnung hält, zu deren Einhaltung man ihn nicht zwingt, und dass Israel im Strafvollzug eine Besondernheit hat - nämlich die, dass man selbst verurteilten Gewalttätern nach einer gewissen Haftzeit Freigang gewährt.

Und so stand gestern Prügelpappa vor der Tür und forderte ein persönliches Gespräch mit seinem Sohn. Er hat meine Frau einfach bei Seite geschoben und ist in die Wohnung marschiert. Wir waren gerade beim Essen, und ich werde das Gesicht meines Sohnes niemals vergessen, als er seine Stimme hörte, als er vor ihm stand. Sich frech auf einen freien Platz setzte und begann, auf den völlig geschockten Jungen einzureden, ihn zu beschuldigen, ihn dafür verantwortlich zu machen, dass er im Gefängnis, und uns dafür verantwortlich zu machen, ihn durch die anderen Jungs schlechtem Einfluss auszusetzen, ihn zu verweichlichen, bis Y aus der Wohnung stürmte, die Polizei eintraf und ihn abführte.

Seitdem bin ich völlig ratlos.
 

Liliki

Mensch
Hallo Ariel,

Ich gehöre auch zu den "alten" Leserinnen Deines Blogs - und wäre ebenso sprachlos nach den Ereignissen von gestern abend.
Der Auftritt war sicher eine Re-Traumatisierung für Euren Sohn - habt Ihr dafür (therapeutische) Hilfe? Irgend ein Ritual, das nach besonders anstrengenden oder schrecklichen Momenten die ganze Familie miteinander machen kann?

(Geisteraustreibung in früheren Jahrhinderten war nicht nur eine doofe Idee ...)

Die Grundbotschaft "es gibt leider keine absolute Sicherheit im Leben" ist natürlich das Allerletzte, was Eure Jungs in ihrem Leben brauchen können. Trotzdem wird die wichtigste Botschaft in diesem Moment sein "Meine Eltern haben zu mir gestanden. Jemand hat die Polizei gerufen und sie ist gekommen. Wir werden nach der Situation das Beste daraus machen"

Niemand von uns kann seine Kinder in jeder lebenden Sekunde vor allem bewahren, vor dem wir sie gerne bewahren würden. Das ist eine harte Lektion ... aber ohne die funktioniert "Elternsein" vermutlich irgendwie nicht; denn ohne dieses Wissen beherrscht Angst das Leben einer Familie. Und das wiederum hilft auch niemandem weiter ...

Viel Licht wünsch ich Euch :sonne

Lili
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

und ganz lieben Dank Euch Beiden. Er hat jetzt einen mächtigen Schock weg. Seine Therapeutin ist noch am Abend vorbei gekommen. Sie sagt, er wird sich bald erholen.

Meine Frau und ich haben dann auch noch lange mit ihm gesprochen und uns daran erinnert, was wir schon alles miteinander erlebt haben. Das hat ihn etwas aufgemuntert. Das er in der Seele wieder ein Kind, statt fast 18 Jahre alt ist, das er Unterstützung braucht, das merkt man immer daran, dass er in solchen Situation meine Frau und mich mit den relativ antiquierten Formen "Imi" (meine Mutter) und "Abi" (mein Vater bezeichnet - wenn er etwas von mir hat, dann ist das meine gnadenlose Liebe für pilcherhaften Kitsch.

Viele Grüße.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich nochmal zu später Stunde. Es ist ja gut möglich, dass ich mitterweile völlig durchknalle, aber ich glaube, unsere zwei sechs Monate alten Zwillinge veralbern uns ganz gewaltig. Ich meine - wir haben ja eine wirklich große Auswahl an Leuten hier, die die notwendigen Wartungsarbeiten erledigen können - wir Männer haben sogar im Zuge der Geburtsvorbereitung einen Babykurs belegt (die Hebamme war ziemlich von den Socken, als wir da zu sechs [unser Zweitältester, R., war damals noch nicht bei uns] auftauchten). Will heißen: Normalerweise ist so ein Boxenstopp keine Sache - einfach mal kurz ins Babyphon knatschen und jemand kommt in Nullzeit vorbei und wechselt die Windeln und/oder lässt ein paar Streicheleinheiten da. Gerne auch mal ein paar mehr.

Nur heute war das anders: Es fing mitten in der Nacht an, dass die beiden aufwachten sich gegenseitig anglucksten, und dann plötzlich mit einer Riesenschreierei anfinden, als würden sie Modern Talking Konkurrenz machen wollen.Als bin zu erstmal ich hin, weil ich sowieso wach war, und habe mal kurz den Ölstand gemessen. Was die beiiden nicht beruhigt hat. Dann kam meine Frau hinzu. Die den Unmut der Herren auch durch mütterliche Reize nicht zu stillen vermochte. Und auch nicht das brüderliche Locken von einigen der Jungs. Die beiden wurden richtig zornig. Bis Y einen der beiden hoch nahm, einmal fragte: "Was ist denn los?" - und plötzlich Ruhe herrschte. Vergleichbares haben wir heute drei Mal mitgemacht. Jeder wird angemosert - bis auf Y, der angelacht und angegluckst wird.

Normalerweise würde ich sagen: Die beiden sind durch die Ereignisse aufgebracht. Aber es ist nicht das erste Mal, dass das passiert. Mir ist aufgefallen, dass die beiden bei R die gesamte Macht des Kindchen-Schemas ausspielen, und das vor allem dann, wenn er gerade in einer seiner harten Phasen ist - sie tauen ihn regelrecht auf, und seit heute glaube ich, dass sie das mit Absicht machen.

Ich gebe übrigens offen zu, dass ich eifersüchtig auf Y bin, weil ich heute keinen Vater-Sohn-Moment mit den beiden haben durfte.

Viele Grüße
 

Celeste

Vernarrte Jungmami + Alienstiefmutter
Zu sehen wie deine Söhne deinem Beispiel folgen und füreinander da sind, sich sorgen und einsetzen, nicht einfach weggehen sondern fragen „Was ist denn los?“ sich in den Arm nehmen und anlächeln wenn einer traurig ist.. gibt es großartigere Vater-Sohn Momente?

Celeste, auch ein heimlicher Fan ;)
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Oah,

Du kannst aber auch echt ganz schön kitschig... Aber ja, ich mag es kaum aussprechen: Auch in solchen Katastrophen wohnen schöne Momente, auch wenn es schwer fällt, sie in der Not zu erkennen - Menschen, die da sind, die zeigen, was man sonst kaum zu sehen bekommt, in der Normalität, nämlich dass man wichtig ist. Und es wohnen Chancen in der Katastrophe: Da ist zum Beispiel R., der, ich erzähle dazu später in einem gesonderten Post mehr, selbst eine schwere Körperverletzung begangen hat, und dafür im Gefängnis war. Er macht zwar seit Monaten schon ein Anti-Aggressionstraining, aber das ist ein langer Prozess, und es bestand die reale Möglichkeit, dass er Ys Humanproduzenten kräftig einen überzieht, was, wie ich gestehen muss, eine Möglichkeit ist, die mich in dem Moment, der nur ein paar Minuten dauerte, nicht besonders gestört hatte. Interessant ist, dass er es nicht getan hat, und stattdessen versucht hat, den Mann in Richtung Haustür zu bugsieren. Das ist ein weiter Weg weg von dem Früchtchen, dass mir vor ein paar Monaten noch zugelangt hat, wenn man ihn nur einen Hurensohn genannt hat.

Heute war erstmal großes Aufräumen: Die Gefängnisverwaltung hat die beiden Beamten, die den Häftling begleitet haben, fristlos gefeuert, gegen den Direktor des Gefängnisses wird ermittelt, weil er die Bannorder nicht an seine Mitarbeiter weiter geleitet hat. Der Mann selbst wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis im Süden verlegt, und wird sobald wohl niemanden mehr schreiben oder anrufen. Die Staatsanwaltschaft wird wohl Anklage wegen Hausfriedensbruch, Geiselnahme und Körperverletzung erheben: Der Mann hat Y mit einem kräftigen Griff am Unterarm daran gehindert, vom Tisch aufzustehen, wobei blaue Flecke entstanden sind. Es werden also wohl zu den acht Jahren und sechs Monaten ein paar Jahre dazu kommen; Y dürfte um die 30 sein, wenn der Mann wieder in Freiheit sein wird - und das ist das einzige was zählen darf: Nicht die Rache, nicht die Sühne, und all' die Gefühle gegen den Täter, die ein Opfer verspürt, sondern die Tatsache, dass der Täter keinen Schaden mehr zufügen kann - ich möchte nicht, dass sich meine Söhne, und ich schreibe "meine Söhne" ganz bewusst, denn gefühlsmäßig macht es für mich, und ich habe mir diese Frage wirklich oft gestellt, nicht den kleinsten Unterschied, ob diese sieben meine eigenen Söhne sind, oder von einem anderen gezeugt wurden, ich möchte also nicht, dass meine Söhne Hass oder Rachegedanken verspüren, und damit ihr Leben aufhalten.

Neben dem Schock schämt sich Y auch dafür, dass er von diesem Mann (und wir sprechen momentan wirklich nur von "diesem Mann") abstammt, und dass wir miterlebt haben, wie er ausrastet. Es ist kein rationales Gefühl, denn fast alle seiner Brüder stammen von Leuten ab, die aussichtsreiche Anwärter auf die Darwin Awards sind.

Gleichzeitig erkennt er die Bedeutung unserer gemeinsamen Familiengeschichte, unserer Symbole neu - er hatte sich damals (was ja erst im vergangenen Jahr war) die gleiche Tätowierung wie ich machen lassen, hat den Einheitshaarschnitt kopiert, den mein Bruder (dazu später mehr) und ich seit Jahren haben, und er hat sogar eine Brith Mila, eine Beschneidungsfeier, bekommen. Mit alledem hat er uns als Eltern gewählt, und diesen Mann hinter sich gelassen. Heute bin ich froh, dass wir das mitgemacht haben: Die Symbole helfen ihm dabei, wieder bei uns anzukommen.

Viele Grüße.
 

Liliki

Mensch
Hallo Ariel,

Bei den Zwillis denk ich mir, die "wissen" genau, wer's jetzt am meisten braucht ... so kleine Kinder können ja noch mit ganz anderen Sinnen hantieren als wir Großen 8)!

Wie gut, dass Ihr so schnell Hilfe bekommt und die Behörden scheinbar konsequent und effizient (nach-) arbeiten.

Ich denke, man darf sich mit gutem Recht von Eltern lossagen, die diesen Job so wenig mit Liebe und Verstand füllen können und sich dann andere bessere Eltern suchen. Was für ein Glück, dass das alles so gekommen ist für die Jungs! Ab wieviel neuen Jungs wird die Wohnung zu knapp?


Viele Grüße, Lili
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

was nach dem Zwischenfall in der Gefängnisverwaltung los brach kann man problemlos als nackte Panik mit kaltem Angstschweiß bezeichnen, was etwas mit der Vorbelastung der Behörde zu tun hat, und damit, dass meine Frau Journalistin ist, und ich (ex-Journalist) grob gesagt im sozialen Bereich arbeite. Da ist zum einen der Jugendstrafvollzug (in dem ich ein Wörtchen mitzureden habe), der von ständigen, Jahre langen Skandalen erschüttert wird (im Moment ist da zum Beispiel ein ziemlich arger Missbrauchsfall an einem 16jährigen). Und noch viel mehr so war da der Fall Beni Sela. Sela wurde wegen 32facher Vergewaltigung zu 35 Jahren Haft verurteilt. 2006 fuhren ihn Mitarbeiter der Gefängnisverwaltung zu einem Gerichtstermin - an einem Freitag, an dem Gerichte, immer, aber absolut immer, ohne Ausnahme, bis auf einen Notdienst geschlossen sind, Während sich die Beamten darüber wunderten, warum das Gericht zu hat, kletterte Sela, der nur Handschellen trug, über eine Mauer und verschwand für eine knappe Woche, in der ihn im wahrsten Sinne das gesamte Land suchte - mehr oder weniger, denn die Gefängnisbehörde musste auch feststellen, dass man kein aktuellen Foto von ihm hatte. Oh, und arg peinlich war auch die Sache mit Yigal Amir. Das ist der Mann, der 1995 unseren Premierminister Yitzhak Rabin erschossen hat, und der zu lebenslanger Haft verurteilt ist. Nun war dieser Mann immer besessen von dem Wunsch, sich fortzupflanzen, was ihm aber lange Zeit nicht möglich war, weil ihm körperliche Kontakte verboten waren. Also kam der mann auf die Idee einen Wärter zu bestechen, damit der eine Tüte mit seinem Samen (kein Scherz) an seine Freundin und heutige Ehefrau überbringt - die Sache flog nur auf, weil sich ein anderer Wärter darüber wunderte, was das für eine komische Tüte im Kühlschrank war.

Es ist also durchaus verständlich, dass die Behörde jetzt gerade etwas traumatisiert ist.

Was die Familiengröße betrifft, so denken wir nicht in Platz und Geld - irgendwie klappt's immer. Im Moment ist der Bedarf an Familien bei uns aber gut gedeckt. Was fehlt, sind Kinder-, Jugend- und Familientherapeuten, die diese Familien auf ihrem schwierigen Weg begleiten. Aber das Problem gibt es bei Euch ja auch.

Viele Grüße.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

im Moment sind es lange Nächte für mich, weil ich lieber wach bleibe, nur so als Signal. Unsere beiden Diven, Monsieur S und Sir O haben mich heute Nacht mit ihrer Anwesenheit geehrt, was sehr nett von ihnen ist, weil ihr Terminkalender im Moment ja ziemlich voll ist, und ich denke mir: Was für ein Wunder. Wie komisch, dass es Menschen gibt, die das mit Füßen treten, im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Liliki

Mensch
Hallo Ariel,

Man fragt sich ja immer (hier wie dort), wie traumatisiert Behörden überhaupt sein können, bei dem was alles schief geht ...

Als hier vor kurzem zwei Gewaltverbrecher ausbrachen, hatte ich während der öffentlichen Zeit der Suche im Radio immer den Eindruck, der Radiosprecher würde diese Meldungen mit einer gewissen sensationslüsternen Begeisterung verlesen und fand das ziemlich pervers ... wir scheinen alle gerade in seltsamen Zeiten zu leben!

Trotzdem gut, wenn ein wenig Bewegung in den Laden kommt und vielleicht etwas gelernt wird aus einer solchen völlig fehlgelaufenen "Beurlaubung"

Kinder- Jungend und Familientherapeuten fehlen hier aus meiner Sicht auch dringend ...

Ich wünsch Euch, dass der Schock langsam abebbt und wieder etwas Ruhe in Eure Familie zurück kehrt!

:sonne Lili
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

mein Eindruck ist eher, dass viele Behörden nach der Massgabe "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert" gepaart mit einer erschreckenden Verweigerung gegen Kompetenz und besseres Wissen handeln.

Gegen das Gefühlschaos in Y können allerdings nur wir etwas machen, indem wir gegen "diesen Mann" ein kräftiges "wir Eltern" entgegen setzen: "Dieser Mann" passt nicht die ganze Nacht lang auf, dass es einem gut geht, wir schon. "Dieser Mann" bringt auch kein Frühstück ans Bett, wenn es einem schlecht geht, wir Eltern schon. Y geht es jetzt schon viel besser - er wirkt viel fröhlicher.

Viele Grüße,

Ariel
 

nimmermehr

Namhaftes Mitglied
hallo ariel,
gerade lese ich mal nach langer zeit wieder in den blogs, da sehe ich...den frostie!
:]
schön dass du uns wieder mitlesen lässt.

das mit dem aufgetauchten erzeuger (vater kann man ihn ja nicht nennen) ist ja heftig.
ich wünsche deinem sohn, dass er das trauma schnell wieder verarbeiten kann, wenigstens halbwegs.

und ich wünsche dir und deiner famile schon mal alles gute fürs neue jahr, lang dauerts ja nimmer...

liebe grüsse simone
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

wir haben kurzen Prozess gemacht, haben die Kinder gepackt, die ihre Partner gepackt haben und sind kurzerhand für zwei Wochen nach Deutschland geflogen. Leider haben wir es erstmal nach Frankfurt geschafft - den Hinweis mit den Bahn-Tickets, den mir gestern jemand im Chat gab, hätte ich beherzigen sollen. Aber Frankfurt hat ja auch was. Morgen geht's weiter in Richtung Osten.

Es ist schön zu sehen, dass das Deutsch der Jungs immer besser wird, obwohl ich erstmal nicht verstanden hatte, warum ich heute ein paar Mal gebeten wurde, den Emo aufzutanken. Nach Rücksprache habe ich dann festgestellt, dass ich aufgefordert wurde, mit Y zu sprechen.

Dem geht es allerdings schon viel besser. Er erholt sich schneller als früher, ist aber froh, erstmal rauszukommen.

R und D hingegen sind völlig besessen auf Schnee - sie haben noch nie welchen in echt gesehen und kapieren momentan nicht wirklich, was wir meinen, wenn wir sagen, dass die Straßen glatt sein können, und dass man da dann aufpassen muss.

Viele Grüße.
 

Schiffchen

Namhaftes Mitglied
:-D :-D :-D

Aber Du hast Recht, Frankfurt ist auch ganz schön... :-D

Ich hoffe für Euch, dass Ihr heute trotz des Schnees hier im Norden bis zu Eurem Ziel kommt. Und der Schnee ist bestimmt spannend für Kinder, wenn sie ihn bisher noch nicht gekannt haben - die Augen hätte ich gern gesehen :love1

Euch allen einen guten Rutsch ins Neue Jahr!!

LG Schiffchen
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

es ist ja schon eine Erfahrung für die Kids, dass man in einem Land länger als zwei Stunden im Zug sitzen kann, ohne anzukommen.

Heute morgen am Bahnhof hat O verhindert, dass eine Dame ihr Portmonnaie an einen bedürftigen Langfinger verlor: Auch wenn Deutschland und Israel in vielem sehr verschieden sind, ist doch wenigstens eines gleich - die Tricks der Kriminellen. Und O kennt sie alle: Er weiß, wie man Leuten Geld und Handys aus der Tasche zieht, ohne dass sie das merken, er kriegt fast jede Tür auf und er kennt sie Schwachstellen von Bankautomaten. Er weiß das, weil er das früher selbst gemacht hat: Seine Mutter war schwer drogenabhängig, mit ständig wechselnden Männerbekanntschaften, über die schon vor vielen Jahren in Vergessenheit geraten war, wer davon eigentlich für ihn, O, dessen damaliger Name Ori (wir haben den Namen mit der Adoption geändert) auch noch sinnigerweise "Mein Licht" bedeutet, zuständig war. Sein Zuhause war eine 40 Quadratmeter-Sozialwohnung in einem der schlechteren von den schlechten Vierteln Tel Aviv, in der nur geputzt wurde, wenn der kleine Ori das machte. Sein Bett war die Couch im Wohnzimmer. Und so wurde die Straße seine Heimat, und er zu einem Klaukind, dass seinen Lebensunterhalt, und auch noch den Drogenkonsum der Mutter durch Verbrechen finanzierte. Mit ungefähr 15 kam er ins Gefängnis - die Altleser hier werden sich noch daran erinnern.

Für diejenigen, die es damals nicht mitverfolgt haben, ist hier die Kurzversion: Das Jugendgefängnis war der Ort, an dem sich die Wege von Y und Ori kreuzten. Kurz nachdem wir Y adoptiert hatten, war heraus gekommen, dass Y in seinem alten Leben gestohlen hatte - zunächst, sagte er, weil er hoffte, dass er so von seinem Vater weg kommt. Dann, weil er den Kick gebraucht habe, um sich selbst zu spüren. Er kam für ein paar Tage ins Gefängnis und hatte danach ein paar Wochen Hausarrest - bei uns ist das möglich. Im Gefängnis traf er Ori, der völlig am Ende war, niemanden hatte, der sich um ihn kümmert, ihm einen Anwalt besorgt, und Y hat in ihm sich selbst wieder erkannt, und uns gebeten, ihn mal zu besuchen, ihm einen Anwalt zu besorgen.

Als meine Frau und ich ihn zum ersten mal sahen, trafen wir auf einen harten, schroffen Jugendlichen, der kaum lesen oder schreiben konnte, der eine Sprache sprach, die wir Erwachsenen nicht verstanden, der von den Sozialarbeitern und Pädagogen im Gefängnis als lernbehindert und verhaltensauffällig abgestempelt worden war.

Nun bin ich, wie auch mein bester Freund, studierter Kriminologe, was bedeutet, dass wir Einiges an Gedanken zum Thema Strafvollzug und Jugendkriminalität haben, und dies war der Zeitpunkt, dieses Zeug endlich mal anzuwenden: Wir haben uns einen Anwalt, eine Psychologin und einen 29jährigen karrieregeilen Staatsanwalt eingesammelt und uns ausgedacht, wie wir den Strafvollzug dieses Jungen gestalten würden, wenn man uns ließe. Wir haben viel mit Y und seinen Freunden diskutiert, die völlig eigene Gedanken zu dem Thema haben, und die dabei besser als jeder Erwachsene wissen, was in einem vorgeht, wenn man klein ist. Mein bester Freund und ich haben mehrmals versucht, mit seiner Mutter zu sprechen, sie dazu zu bringen, endlich Verantwortung zu übernehmen - es war schon Glück, wenn sie nüchtern genug war, um zu verstehen, dass ihr Sohn im Gefängnis ist. Irgendwann hat meine Frau einfach ein Bett gekauft und in einem leeren Zimmer aufstellen lassen. Das war der Punkt, an dem uns dreien klar war, dass wir Ori da raus boxen, und ihn zu uns holen. Der Staatsanwalt hat seinem Chef die Vorzüge unseres Konzepts erklärt, die aus behördlicher Sicht darin bestehen, dass der Staat eine Unmenge Geld spart, wenn es gut geht, und unser Konzept bekam grünes Licht.

Einer der Kernpunkte ist, dass die Jugendlichen die Wochenenden zu Hause verbringen - aber nicht in einem klassischen Freigang, sondern mit elektronischer Fussfessel. Den Schuh, einen Straftäter relativ unbeaufsichtigt in Freiheit rum laufen zu lassen, würde ich mir nicht anziehen - wohin das führen kann, haben wir erst vor ein paar Tagen gesehen. Unter der Woche lernte Ori Disziplin, Ordnung, Struktur und vor allem lesen, schreiben, sich gegenüber anderen auszudrücken und auch sich mit seinen Taten auseinander zu setzen, den Ausgleich mit seinen Opfern zu suchen, soweit das möglich ist, und an den Wochenenden war er zu Hause, schlief in seinem ersten eigenen Bett, in seinem ersten eigenen Zimmer. Man darf sich keine Illusionen machen: Es war eine sehr intensive Zeit, in der viele harte Worte ihm gegenüber ausgesprochen wurden, wir aber auch schnell feststellten, dass er uns als Bezugspersonen akzeptierte. Nach ein paar Monaten, statt nach ein paar Jahren, war er dann bei uns angekommen.

Jetzt ist es so, dass es in unserem näheren Umfeld zwei Polizisten gibt: die Freundin meines besten Freundes und einen anderen besten Freund, die in dieser Zeit ebenfalls eine enge Beziehung zu ihm aufgebaut haben. Dadurch hat Ori die Polizeiarbeit kennen gelernt, und fest gestellt, dass er seine Kenntnisse, wenn er sie schon hat, dazu nutzen kann, sich Taschengeld dazu zu verdienen: Anfangs hat er Beamten beigebracht, wie man klaut und worauf man achten muss, wenn man Streife fährt, später hat er dann ein paar Mal in der Woche bei der Touristenpolizei in der Altstadt ausgeholfen, was ganz praktisch war, weil die Jungs von Abu Shukri (das ist ein Restaurant) ihm immer ein paar Kilo vom sonst notorisch ausverkauften Hummus (das ist ein Kichererbsenbrei) aufgehoben haben - wir haben zwar in Israel und Palästina ausgesprochen wenig Schwerverbrechen, aber Diebstahl ist etwas, dass die Leute extrem nervt. Nicht nur dass es Touristen verschreckt (von denen sich allerdings viele auch extrem dämlich verhalten, wenn sie ihre Geldbörsen in den Rucksack stecken), sondern es bedroht auch etwas, dass für uns eigentlich gegeben ist: Ein Ladenbesitzer in der Altstadt macht sich nicht die Mühe, die Rolladen runter zu lassen, wenn er zum Gebet geht, man schleppt große Mengen Geldes mit sich rum.

Ich war sehr froh, dass er in Ost-Jerusalem war: Wenn mir für meine Familie etwas wichtig ist, dann ist es, dass sie beide Welten in dieser Stadt kennt, ohne die Welt der anderen zu besetzen. Wir haben unser Familienleben so gestaltet, dass jeder die größtmögliche Freiheit genießt, die möglich ist, ohne andere einzuschränken, und ich möchte, dass meine Söhne lernen, auch außerhalb der Familie diese Freiheit zu lassen und stattdessen die Vorzüge der anderen Welt genießen, und die Vorzüge der eigenen Welt präsentieren. Ori hat sich großes Vertrauen erworben.

Und dennoch sind wir vor einigen Monaten vom Stuhl gefallen, als er uns abends beim Essen mitteilte, dass er ab dem Herbst auf die Polizeischule gehen wird - er hat das allein durchgefochten und damit nicht nur eine Ausbildung an einer der besten Schulen des Landes, sondern auch einen Studienplatz im Ausland in der Hand.

Tja, und heute morgen hat er eine Frau die Geldbörse gerettet, den Dieb an die Bundespolizei übergeben, und das Beuteversteck noch gleich dazu genannt. Er muss den jungen Mann lange beobachtet haben - mir selbst ist absolut nichts davon aufgefallen. Ich bin fast vom Hocker gefallen, als er plötzlich auf den jungen Mann und die Frau zu lief, den Mann stellte und einen Bahnbediensteten dazu verdonnerte, umgehend die Polizei zu rufen.

Viele Grüße.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Äääääääähm,

meine Frau teilt mit, erneut zu erwarten. Der Freund, von dem ich mir neulich ein Kondom geliehen habe, erklärt, er habe vergessen mir zu sagen, dass er das Präservativ seit gut eineinhalb Jahren mit sich rum geschleppt hat.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Oh ähn Glückwunsch oder eher nicht???

Ach was solls Glückwunsch zum baldigen Nachwuchs.


Was eure familie die schon da ist betroifft. ich kann nur immer wieder sagen was ihr für diese Kinder tut ist einfach nur ... (da gibt es kein Wort für was das ausdrücken kann) ... Phänomenal trifft es vielleicht noch am besten.
Ich bin immer wieder erstaunt was für eine Entwicklung da statfindet und vor allen auch in welcher Geschwindigkeit.
Das zeigt das die Familie doch das wichtigste im leben ist sei es nun dass man das Glück hat eine liebevolle Bultsverwandte familie zu haben oder aber die wie in euren fall zusammengewürfelte.
Wichtig ist der zusammenhalt.

Ich hoffe, dass ich dir noch lange zulesen kann.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ein Mädchen würde uns freuen. Aber meine Frau und ich wollen es wieder so machen, wie sonst auch, und so wenig wie möglich über unser neues Familienmitglied wissen, bis es sich uns von selbst vorstellt. Es ist so verlockend, alles in Echtzeit zu erfahren, was es zu erfahren gibt. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann habe ich, wieder das Gefühl, dass man damit den Moment, auf den es ankommt, schmälert: die Geburt. Sie ist, wie auch die Ankunft unserer anderen Kinder, ein Wunder, dass ich genießen will, und auf ewig mein Verhältnis zu meinen Kindern definieren lassen will.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
@Ilona: Ganz lieben Dank. Es ist allerdings nicht so, dass wir Erwachsene vor allem etwas für die Kinder tun - sie tun, so ist das jedenfalls bei uns, etwas ganz Gewaltiges für uns: Sie bringen mir jeden Tag ein bisschen mehr über das Leben bei, machen es lebenswert.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Hitnak
Ja wie halt in jeder Familie es ist von allen Seiten ein Geben und Nehmen mal bewusst mal unbewusst und je nach Situation in der sich die einzelnen Befinden immer anders.
Ich finde die Art wie du darüber schreibst mit so viel Gefühl und einem eher Kindlich gleichendem Respekt vor dem was passiert man aber nicht 100%ig versteht so faszinierend.
Es öffnet einen die Augen dafür auch die kleinen Dinge schätzen zu lernen.
Vieles was für andere Familien selbstverständlich ist sind es bei euch eben nicht und deine Freude darüber die ich zwichen den zeilen lesen kann lässt einen inehalten und darüber nachdenken warum man sie vielleicht teilweise selbst nicht mehr als Geschenk ansieht sondern als etwas alltägliches, den das ist es jedenfals teilweise bei mir geworden. Wenn meine Kinder ankommen und sagen das sie mich lieb haben und mich drücken sehe ich es nicht als etwas besonderes an was es doch aber eigentlich sein soll.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

ich denke, es ist normal, dass man seine Familie im Alltag nicht als etwas Besonderes wahr nimmt - jeder hat eine, von Geburt an, auch wenn das Konzept "Familie" bei manchen nur noch im Kopf vorhanden ist. Meist kämpft sich die Familie doch nur ins Bewusstsein vor, wenn man sie braucht, aber nicht hat. Oder wenn man sie hat, aber wirklich nicht braucht. "Familie" ist eine Bande, die man nicht lösen kann, tief in sich drin, im Guten, wie im Schlechten: Es ist wohl eine der komplexesten, aber auch brutalsten Formen des Miteinanders: Kaum irgendwo sonst prallen Charaktere aufeinander, machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle, und das oft bewusst, auch wenn, was glücklicherweise die Regel ist, keine körperliche Gewalt ausgeübt wird, indem sie unterdrücken, ewig sich gegenseitig Schuld zuweisen, oder oft auch ganz einfach, indem sie schweigen, nicht mehr auf den anderen achten, sich von ihm belastet fühlen.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Warum nicht einfach mal einen Moment inne halten, und sich über die kleinen positiven Dinge freuen? Sich fragen, ob das Kind, dass laut quietschend spielt, wirklich so nervig ist, oder ob man das nicht lieber immer haben möchte, weil es bedeutet, dass das Kind glücklich ist? Und sich dann eingestehen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man eine Familie hat, in der man sich freuen kann.

Viele Grüße,

Ariel
 

Celeste

Vernarrte Jungmami + Alienstiefmutter
Glückwunsch zum zu erwartenden Nachwuchs!
Wenns ein Mädchen wird.. weia.. ich seh sie schon wenn sie ihren ersten Freund mit nach Hause bringt und dann alle Brüder auflaufen um den Kerl in Augenschein zu nehmen.. :rofl
 
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