Gedanken zum Leben...

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B69P

Guest
Ist schon irgendwie komisch und man kann es mit Worten gar nicht richtig beschreiben. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass einem wieder mal gezeigt wurde wie klein und schwach man doch selber ist.

Da gibt es eine höhere Instanz, die für einem das Leben bestimmt und in gewisser weise beeinflusst oder habe ich die Möglichkeit, in gewisser weise, mein Schicksal zu beeinflussen?

Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass ich vor ein paar Tagen nach der Arbeit nach Hause gefahren bin und in der Nachbarschaft habe ich ein sehr hübsches, junges Mädchen gesehen. Sie wollte gerade aus ihrem Auto steigen als ich bemerkte, dass sie Rollstuhlfahrerin ist.

Vielleicht ist es nichts Besonderes und ich möchte vielen Rollstuhlfahrern nicht absprechen, dass jeder einzelne ein schweres Schicksal mit dieser Behinderung verbindet aber ich kann SIE nicht mehr vergessen. So jung, dass ganze Leben noch vor sich und ohne selber diese "Schritte" zu machen. Wie zum Beispiel mit den eigenen Kindern um die Wette rennen, in gewisser weise angewiesen zu sein, den Alltag zu bestreiten.

Natürlich kann ich da wieder leicht reden, weil ich ja laufen kann und ein Rollstuhlfahrer der vielleicht nicht weiß wie es ist herum zu laufen wird sich an den Kopf greifen und sagen, was der für ein scheiße erzählt. Ich habe mich bei einer Kollegin über diese Mädchen erkundigt und sie erzählte mir, dass die Rollstuhlfahrerin mit 17 Jahren auf einer Party mit Freunden gewesen ist. Irgendwo auf einem Dach oder Balkon, wo die Absicherung mit einem dünnen Drahtseil gemacht worden ist. Auf jeden Fall ist sie über den Draht gestolpert und in die Tiefe gefallen und seit dem gelähmt.

Sie ist nun 21 Jahre jung und lebt in einer extra für sie eingerichteten Wohnung. Ich möchte allen Menschen, die solch ein Schicksalsschlag erfahren und ihr Leben wieder in den Griff bekommen haben meinen größten Respekt und meine Anerkennung aussprechen. Ganz wichtig zu erwähnen ist, dass ich diese Gedanken nicht aus Mitleid habe. Denn wie oft ist es schon passiert, dass Menschen wenn sie einen Rollstuhlfahrer sehen sofort denken, ich muss dem helfen oder der bracht doch meine Hilfe. Da kann ich unter anderem auch verstehen, wenn die dann mit der Zeit so genervt sind, weil die Mitmenschen nur aus Mitleid handeln und sie als Rollstuhlfahrer eigentlich recht gut mit der Behinderung umgehen können.

Ich möchte vielleicht denen Menschen, die so achtlos mit ihrem Leben umgehen, sei es durch das Rauchen, das Trinken, evtl. mit dem Auto rasen, ohne Helm Mofa oder Motorrad fahren oder was weiß ich, die Augen öffnen. Wacht auf ehe es zu spät ist. Natürlich hat es mit der Situation des Mädchens nichts zu tun, weil es bei ihr ja ein Unfall gewesen ist.

Auch die Eltern sollten versuchen ihrem Kind die richtigen, für einen persönlich wichtigen Dinge mit auf den Weg zu geben. Unsere Kinder sind etwas besonderes und in jungen Jahren können wir ihnen zeigen, wei man ein glückliches und unbeschwärtes Leben führen kann.

Man hat nur ein Leben und es ist viel zu Wertvoll um es weg zu werfen oder damit russisches Rollet zu spielen. Wenn ich die Wahl hätte, so würde ich mich immer für das Leben entscheiden und nicht dagegen. Das Schicksal unnötig herauszufordern macht doch keinen Sinn. Nur weil ich vielleicht der Meinung sein könnte, dass ich weil ich noch jung bin mich keiner großen Gefahr ausgesetzt sehe.

Ich möchte mich bestimmt von keiner Schuld frei sprechen, denn ich habe bestimmt in meinem Leben schon so einiges angestellt, doch wird man dann durch solche Erlebnisse, wie die Begegnung mit dem Mädchen schnell wieder auf den Boden der Tatsachen geholt.

Es sind meine Gedanken und es ist mir irgendwie wichtig diese mitzuteilen. Ich erwarte von keinem mir zuzustimmen, doch zum nachdenken sollte es anregen. Ich selber würde mich gerne mit IHR unterhalten, ich weiß auch nicht genau warum? Vielleicht liegt es daran, das ich gerne mit Menschen rede dessen Schicksal nicht alltäglich ist und mich daher sehr interessiert und nachdenklich machen. Vielleicht ist es aber auch Antworten zu finden auf Fragen, die man sich manchmal selber stellt. Die Aufarbeitung seines eigenen Lebens ist wohl auch ein Grund.

Ich war damals noch sehr jung als man bei mir festgestellt hat, dass ich Diabetiker bin (Typ1). Von Heute auf Morgen bin ich von meiner Familie getrennt worden, meine Geschwister konnte ich nicht mehr sehen und meine Eltern sind ein Mal am Tag zu besuche gekommen als ich im Krankenhaus zur Einstellung gewesen bin. Ich kann mich nicht mehr genau an diese Zeit erinnern, man verdrängt so viele Gefühle in seinem Leben und schiebt diese ganz nach unten. Doch irgendwann kommen diese auch wieder hoch.

Guten Freunde von mir haben mal gesagt, ich hätte lieber versuchen sollen einen Beruf auszuüben wo ich die Möglichkeit habe anderen Menschen zu helfen, wie z.B. Diabetes-Berater. Leider habe ich mich anders entschieden und über Entscheidungen im Leben, die einmal getroffen wurden bracht man sich nicht unterhalten. Denn zum Zeitpunkt dieser fand man sie richtig und mit der Zeit bekommt man eine andere Sicht der Dinge.

Es geht eigentlich auch nicht um die Vergangenheit und um die Zukunft, es geht um JETZT und HEUTE. Ich glaube man sollte mit dem Zufrieden sein was man hat und nicht dem hinterher trauern, was man nicht hat. Wie gesagt wenn ich anderen Menschen helfen kann geht es mir gut und es geht mir noch besser wenn ich dann doch irgendwie etwas bewegen konnte. Denn manchmal ist es einfach nur sehr hilfreich zuzuhören.

Leider ist es aber so, dass einem erst was passieren muss bis man sich über das eigene, gelebte Leben die richtigen Gedanken macht. Die folgenden Gedanken habe ich mir vor der Taufe meines Patenkindes gemacht, sie ist auch behindert…

Da gab es mal einen Mann,
der war seit seiner Geburt blind.
Er liebte die Natur und aus diesem Grund ging er
jeden Tag in den Park spazieren und setzt sich auf eine Parkbank.

Dann hörte er wie sich andere Menschen unterhielten.
Sie redeten von den Bäumen im Park.
Wie schön doch die Blumen blühen würden.
Sie amüsierten sich über die spielenden Kinder.
Der Mann wurde traurig, denn er konnte doch die ganzen Dinge
nicht sehen über die, die anderen Menschen sprachen.

Er wollte so gerne auch einmal die Menschen
und die Tiere im Park anschauen, doch dies war ihm leider vergönnt.
Er sprach zu Gott und beklagte sich, warum bin ich blind?
Warum kann ich nicht sehen? Warum kann ich nicht so sein
wie die anderen Menschen? Warum lieber Gott hast du mich so bestraft?

Und Gott sprach zu ihm.
Du bist etwas Besonderes und du hast gelernt
mit deiner Blindheit umzugehen. Für dich ist es ganz normal nichts zu sehen.
Die anderen Menschen auf dieser Welt
können sehen aber sie wissen dies nicht zu schätzen.
In gewisser Weise sind sie auch blind.

Sie laufen durch die Welt und können sich nicht
mal mehr an Kleinigkeiten erfreuen. Sie sind es gewohnt
ihre Umgebung zu sehen doch verschließen sich vor
dem wesentlichen im Leben. Doch du nimmst deine Umwelt
viel intensiver war. Du gehst in den Park und siehst mit deinem Herzen,
deinen Ohren, deiner Nase und deinem Mund.

Du hast die Gabe, dir die Umgebung durch deine Fantasie vorzustellen.
Du bist nicht wie die anderen. Du hast ein großes Herz,
du strahlst wie ein Stern, am Himmel in der Nacht.
Du kannst andere Menschen glücklich machen.
Erlebe jeden Tag so intensiv und sei glücklich,
auch über die kleinen Dinge im Leben.
Ein lächeln von dir macht andere Menschen glücklich
und ein großes Herz strahlt viel Liebe aus.

Der Mann dachte über die Worte nach und überdies vergaß er,
dass er Blind war. Er wusste ab diesen Tag,
dass er etwas besonderes war und Gott ihn nicht bestraft hatte,
sondern ihm eine Gabe gegeben hat die
manche Menschen auf dieser Welt nicht mehr besitzen.

Denn viele wollen nur liebe erfahren aber selten liebe geben...
Sept.2000​
 
ich sitze hier und mir läuft eine gänsehaut nach der anderen über den Rücken
vielen dank für deinen immer wieder wichtigen denkansoss
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Vielen dank für die Worte.
ich kann es nachvollziehen, dass man das Leben erst zu schätzen weis wenn man es fast verlören hätte.
Bei mir kam die Erkenntnis schon mit 12 als ich Gehirn- udn Gehirnhautentzündung hatte und daran bzw. an der Trauer und Verzweiflung darüber das meine Familie so leidet, wo ich aufhörte zu essen. Die Ärzte machten mir einen Strich duch die Rechnung und ernährten mich künstlich als ich nur noch ca. 30 Kilo wog.
Heute bin ich froh darüber den was hätte ich alles verpasst?
Ich hätte nei meinen Mann kennengelernt.
Ich hätte nie ein Kind bekommen.
ich hätte nie das Lachen meines kleinen gehört und vieles mehr.
 
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