Schwierig -  Gesamtschule und ADS?

elfenherz

Neues Mitglied
Heute habe ich meine Zweifel, ob es so richtig war, aber zumindest hat er eine Realschulempfehlung mit Hoffnung auf einen Gesamtschulbesuch. Denn von der Intelligenz (sagen die Lehrer) wäre durchaus ein Abitur möglich. Aber eben nicht vom Arbeitsverhalten. Wie schon beschrieben... verträumt und sehr langsam...

Nun legen uns eben diese Lehrer, seit geraumer Zeit nahe, einen IQ Test machen zu lassen... Vermutung: Hochbegabung mit Minderleistung. Naja, sie wissen ja nichts vom ADS... Und man muss meinem Sohn zu Gute halten, dass er in Diktaten, Aufsätzen u.s.w. meisstens eine Eins bekommt. Trotzdem ist er kaum zu motivieren, irgendwelche Arbeiten zu erledigen und noch weniger in der mündlichen Mitarbeit. Was ihm jetzt eine Drei in Deutsch gebracht hat, obwohl er in den Tests nur Einsen und Zweien geschrieben hat.

Nun haben wir uns nach langen hin und her entschlossen, diesen Test zu machen. Teil eins von Hawik4 ist schon abgeschlossen, fehlt noch Teil zwei.

So, aber nun zu meinem Problem: Da die Wartezeiten bei einem "guten" Psychologen (zusätzlich zu unserer Unentschlossenheit) extrem lange sind, haben wir noch keine Ergebnisse... Unsere Gesamtschule hat einen sehr guten Ruf, dem zur Folge liegen viele Anmeldungen vor. Bevorzugt werden Kinder, die ein "Problem" haben, wobei ein ADS noch kein gravierendes Problem darstellt!!! Natürlich steht auch in der Empfehlung nichts von einem "erstellten" Lernplan

Meine Frage: Kann mir jemand von Euch einen Tipp geben, wie ich an das Elterngespräch herangehen kann? Kann ich in der neuen Schule, offen über alles reden, oder könnte uns (und damit natürlich unserem Sohn) das negativ ausgelegt werden? Ich denke, dass diese Schule wirklich das einzig Richtige wäre. Teilweise ist mein Sohn schon sehr entmutigt...

Ich habe noch einen jüngeren Sohn an der alten Schule, der aber kein ADS hat und es somit auch sehr gute Leistungen erzielt. Nun sind wir ein kleiner Ort und ich denke die Kommunikation läuft Bestens, wenn Ihr wisst was ich meine...

Also Grundeinstellung ist schon, dass ich offen und ehrlich sein möchte, denn weitere Jahre halte ich das wohl auch mental nicht durch.

Vielen Dank fürs Zuhören und ich hoffe sehr, dass mir jemand einen Rat geben kann.
 

elfenherz

Neues Mitglied
Hier auch der erste Teil

Ein herzliches Hallo an Alle,

ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil Probleme mit meinem Sohn in der Schule habe... Mein Sohn ist 9 Jahre alt, besucht die vierte Klasse der Grundschule und hat gerade sein Zeugnis mit der Empfehlung für die weiterführenden Schulen bekommen.
Mein Sohn hat ADHS, diagnostiziert im Alter von 6 Jahren, also ziemlich zeitgleich mit seiner Einschulung. Seitdem nimmt er auch regelmäßig Medikamente, da ein Zusammenleben extrem schwierig war. Auf die Einzelheiten brauche ich wohl nicht näher eingehen, da ich denke, die Meissten von Euch wissen, wovon ich rede.

Nun ist es so: Ich weiß nicht, ob es an diesen Medikamenten liegt, dass mein Sohn sich nach und nach zu einem Kind mit ADS ohne Hyperaktivität entwickelt hat... Was heisst, seine Lehrer beurteilen ihn als Träumer. Am WE und in den Ferien brauchen wir inzwischen keine Medikamente mehr. Das konzentrierte Arbeiten ist uns dann sozusagen Schnuppe und wir haben dann endlich mal wieder ein Kind das lacht und Freude hat. Wenn es dann mal "ausartet", haben wir gute Wege gefunden, ihn wieder "zurückzuholen".

Auch in der Schule haben wir das zeitweise versucht, wobei der Schuss aber nach hinten los ging.

Natürlich ist unser Sohn in der Schule auffällig. Wir haben aber, auf Anraten unseres Kinderarztes, der unser vollstes Vertrauen besitzt, in der Schule nichts von dem ADS gesagt. Der Arzt ist ortsansässig und hat uns definitiv gesagt:" An dieser Schule hat Ihr Sohn verloren, wenn die Lehrer das wissen."... Also 4 Jahre lang durchgehalten, was ganz bestimmt nicht einfach ist. Auch mein Sohn denkt bis heute er nimmt ein Vitaminpräparat ein.

Heute habe ich meine Zweifel, ob es so richtig war, aber zumindest hat er eine Realschulempfehlung mit Hoffnung auf einen Gesamtschulbesuch. Denn von der Intelligenz (sagen die Lehrer) wäre durchaus ein Abitur möglich. Aber eben nicht vom Arbeitsverhalten. Wie schon beschrieben... verträumt und sehr langsam...

Nun legen uns eben diese Lehrer, seit geraumer Zeit nahe, einen IQ Test machen zu lassen... Vermutung: Hochbegabung mit Minderleistung. Naja, sie wissen ja nichts vom ADS... Und man muss meinem Sohn zu Gute halten, dass er in Diktaten, Aufsätzen u.s.w. meisstens eine Eins bekommt. Trotzdem ist er kaum zu motivieren, irgendwelche Arbeiten zu erledigen und noch weniger in der mündlichen Mitarbeit. Was ihm jetzt eine Drei in Deutsch gebracht hat, obwohl er in den Tests nur Einsen und Zweien geschrieben hat.

Nun haben wir uns nach langen hin und her entschlossen, diesen Test zu machen. Teil eins von Hawik4 ist schon abgeschlossen, fehlt noch Teil zwei.

So, aber nun zu meinem Problem: Da die Wartezeiten bei einem "guten" Psychologen (zusätzlich zu unserer Unentschlossenheit) extrem lange sind, haben wir noch keine Ergebnisse... Unsere Gesamtschule hat einen sehr guten Ruf, dem zur Folge liegen viele Anmeldungen vor. Bevorzugt werden Kinder, die ein "Problem" haben, wobei ein ADS noch kein gravierendes Problem darstellt!!! Natürlich steht auch in der Empfehlung nichts von einem "erstellten" Lernplan

Meine Frage: Kann mir jemand von Euch einen Tipp geben, wie ich an das Elterngespräch herangehen kann? Kann ich in der neuen Schule, offen über alles reden, oder könnte uns (und damit natürlich unserem Sohn) das negativ ausgelegt werden? Ich denke, dass diese Schule wirklich das einzig Richtige wäre. Teilweise ist mein Sohn schon sehr entmutigt...

Ich habe noch einen jüngeren Sohn an der alten Schule, der aber kein ADS hat und es somit auch sehr gute Leistungen erzielt. Nun sind wir ein kleiner Ort und ich denke die Kommunikation läuft Bestens, wenn Ihr wisst was ich meine...

Also Grundeinstellung ist schon, dass ich offen und ehrlich sein möchte, denn weitere Jahre halte ich das wohl auch mental nicht durch.

Vielen Dank fürs Zuhören und ich hoffe sehr, dass mir jemand einen Rat geben kann.

Liebe Grüße
 

cordu

Namhaftes Mitglied
Erst mal Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum.

Wir haben beim Übertritt in eine neue Schule nichts vom ADS gesagt. Allerdings war Sohn auch schon einiges älter.
Wir wollten das die Lehrer sich ein Bild von Sohn machen ohne das ADS im Raum steht. Beim ersten Elterngespräch wurden sie dann aber von mir informiert.

Es kann durchaus sein das dein Sohn momentan eine Phase hat in der er nicht zu Hyperaktivität neigt. Das kann sich aber auch wieder ändern.

Aber jetzt noch was anderes. Ich bin etwas sprachlos das ihr eurem Sohn vorlügt das er Vitamine einnimmt. Das verstehe ich nicht und möchte es auch nicht verstehen. Dein Sohn bemerkt ja an sich selber einen Unterschied mit und ohne Medikament.

LG :bye: Cordu
 

elfenherz

Neues Mitglied
Hallo Cordu,

hab ganz lieben Dank für Deine Antwort.

Ja... Du hast natürlich Recht. Aber wir sind da irgendwie so reingeraten... Wie ich schon geschrieben habe, heute weiss ich auch nicht, ob ich richtig gehandelt habe??? Aber wenn ich meinem Sohn "davon" erzählt hätte (er war ja erst 6 Jahre alt), wäre es früher oder später "herausgekommen".

Sicherlich legt man einem Kind damit eine große Bürde auf, denn es weiss ja nicht, warum es immer "anders" reagiert... Andererseits wenn man es dem Kind sagt, weiss es von Vornherein, dass es "anders" ist... Ich weiss nicht so Recht, ob ich die richtigen Worte finde. Aber ich habe gedacht, er hat dann schon gleich dieses Selbstbild... Wie gesagt, auch alles auf Anraten unseres Arztes.

Leider ist ja n unserer Gesellschaft oft so, dass es dann heisst: Das ist das Kind, das immer Medikamente nehmen muss... Und KInder können grausam sein...

Ich finde das ja auch sch... Hier versteht man das wahrscheinlich, aber im Umfeld?

Ich denke, um das Kindern plausibel zu erklären, ohne dass sie von Anfang, das Gefühl haben "Aussenseiter" zu sein, müssen sie älter sein.

Mein Sohn hat sich einen tollen Freundeskreis aufgebaut... Wäre das anders auch möglich gewesen? Hätte er das Selbstvertrauen gehabt? Ich weiss es nicht...

Naja, alles nicht so leicht...

Liebe Grüße
 

Mormor

Mitglied
Liebe Elfenherz,

vorab die Frage wer euch die Tabletten veschreiben hat und wer die ADHS festgestellt hat. Wenn ich richtig gelesen habe war das der Kinderarzt? Das verwirrt mich.

Ich habe zwei ADHS Kinder. Meine Tochter (Jetzt 11) hat auch mit 6 die Diagnose bekommen, dafür waren wir aber bei einer Neurologin . Unser Kinderarzt hat uns da hin überwiesen. Es wude dann eine träumerische ADHS festgestellt und sie nimmt seid dem Medis. Gleichzeitig mit den ganzen Geteste; es waren einige über mehrere Termine verteilt, wurden auch Entwicklungs- und Inteligenz-Tests gemacht, mit der Feststellung einer erhöhten Inteligenz.
Swantje musste für jedes neues Rezept mit in die Praxis und musste erzählen wie sie sich fühlt, ob die Medis ihr helfen, wie es ihr mit der Einnahme geht. Ich versteh nicht wie ihr eurem Sohn das so verheimlichen konntet. Das wäre hier nicht möglich gewesen.

Es soll bitte keine Kritik sein, grundsätzlich wolltet ihr ja nur das richtige tun.

Swantje ist schon mit 5 in die Schule gekommen, hatte nach den Medikamenten auch ihr nicht alltagstaugliches Verhalten im Griff. Nach ihren Noten hätte sie auf Gym. gehen können aber mit ihrer ADHS hat sie nur die Empfehlung für ein Abitur auf der Gesamtschule bekommen.
Und wir sind über diesen Weg sehr froh. Sie kommt nun bald in die 7 Klasse, hat einen Notendurchschnitt von 1,8 und fühlt sich richtig wohl an der Schule. Dazu muss ich aber sagen das wir von Anfang an offen zu den Lehrern waren und sie als nicht I-Kind in eine I-Klasse gesetzt haben. Wir gehen auch mit ihr offen mit ihrer ADHS um , damit auch sie lernt damit umzugehen.

Inzwischen haben wir eine tolle Kinderphsycholgin die uns immer bestärkt offen mit der Problematik umzugehen.

Es ist ein Armutszeugnis für eure Schule wenn da ein Kind mit ADHS verloren hat, da kann weder dein Sohn, noch du noch dein Arzt was für; es ist dann einfach die falsche Schule!!!!
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

Dass Ihr Euren Sohn von dem Ganzen ein bisschen fernhalten wollt, ehrt Euch, aber ich kann Eure Zurückhaltung, was die Tests betrifft, nicht verstehen: Um einigermaßen sicher sagen zu können, dass Euer Kind ADS hat, muss es getestet sein, und das nicht vom Kinderarzt, sondern von Menschen, die dafür ausgebildet sind. Ihr müsst Euch vorstellen, dass die Medikamente, die gegeben werden, eben nicht so harmlos sind, wie sie gerne dargestellt werden, kein Medikament ist das: Sie werden über einen langen Zeitraum gegeben, machen abhängig, und haben möglicherweise Folgen, die bis heute nicht richtig erforscht sind, was nicht bedeutet, dass es passieren muss, aber es kann passieren. Gerade deswegen, und auch um Eurerem Sohn das beste, normalste Leben, möglicherweise mit Medikamenten, zu ermöglichen, müsst Ihr den Jungen umfassend untersuchen lassen.

Dass Ihr vollstes Vertrauen zu Eurem Kinderarzt habt, ist schön, aber nicht mehr, denn ein Kinderarzt hat sehr enge Grenzen, die ihm von seiner Ausbildung gesetzt werden. Er kann, selbst wenn er glaubt das zu können, kein ADS diagnostizieren, denn dazu sind Kenntnisse notwendig, die er nicht hat. Er kann auch keine zuverlässigen psychologischen Aussagen treffen, denn auch dafür ist er nicht ausgebildet.

Ob es besser ist, dem schulischen Umfeld, selbst dem Kind selber, nichts von einer Erkrankung zu sagen, bezweifele ich. Auch ein Kind merkt, wenn mit ihm etwas nicht stimmt, und auch ein Kind merkt, wenn die angeblichen Vitaminpillen seine Gefühle verändern. Ihr wollt Euren Sohn schützen; ihr wollt, dass er sich normal fühlt. Aber dadurch, dass Ihr Euch offenbar sehr lange, Jahre lang vor den notwendigen Tests geziert habt, habt Ihr auch in Kauf genommen, dass Euer Sohn mit Medikamenten behandelt wird, die er möglicherweise nicht braucht. Aber nicht nur das: Dadurch, dass Euer Sohn nicht weiß, dass er mehr als nur Vitamine bekommt, kann er Euch auch keine Einschätzung der Wirkung dieser Medikamente geben, die eigentlich wichtig wäre, um ihn adäquat zu behandeln. Im Moment wird bei Euch die Außenwirkung des Jungen behandelt.

Indem man Kinder sagt, dass sie krank sind, macht man sie noch nicht zu Außenseitern.

Viele Grüße,

Ariel
 

elfenherz

Neues Mitglied
Hallo

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte Euch erst einmal ganz lieb danken, dass Ihr auf meinen Beitrag geantwortet habt.

Mir liegt ganz viel auf der Seele, was ich schreiben möchte, deswegen wird mein Beitrag auch sehr lang und ich hoffe, dass es Euch nicht stört.

Ich gebe Euch auch in ganzen vielen Dingen recht und bin heute auch sehr am Zweifeln, ob ich alles so richtig gemacht habe, wie ich es gemacht habe... Aber es erschien mir in der Vergangenheit, als der richtige Weg. Man redet ja sehr viel in der Familie und mit einigen Freunden und wägt das Für und Wider ab.

Zu meinem Kinderarzt möchte ich noch etwas schreiben, weil es vielleicht nicht richtig rüber gekommen ist. Er ist zwar ein Kinderarzt, was heisst... kein Kinderpsychologe, ist aber (wenn man das so nennen kann) "spezialisiert" auf ADS. Ich habe auch einige Seminare besucht, die er kostenlos für betroffene Eltern anbietet. Bei denen aber auch immer Kinderpsychologen anwesend waren. Ich weiss aus vielen persönlichen Gesprächen (inzwichen ist unser Verhältnis beinahe freundschaftlich), dass er sich regelmässig auf diesem Gebiet weiterbildet. Die Diagnose wurde auch nicht so einfach gestellt, sondern in vielen umfangreichen Sitzungen. Es fanden viele Gespräche mit uns statt, aber auch mit meinem Sohn.Wir drehen halbjährlich "Videoanalysen", in denen wir altersgemäß bestimmte Dinge machen müssen. Was heisst (aktuell): Hausaufgabensituation, Verhalten bei entspanntem Spielen, Konfliktdiskussionen, Kuscheln...

Ausserdem werden jährlich Blutuntersucheungen gemacht, Gewichtkontrolle, Blutdruck. Zusätzlich persönliche Gespräche über Schulsituation und häusliche Situation.

Wir waren aber nicht bei einem Neurologen und haben auch zeitgleich keinen Konzentrations/Intelligenztest gemacht.

Vielleicht könntet Ihr mir etwas über Euren Diagnoseweg berichten? Das wäre sehr wichtig für mich. Denn, wie gesagt, habe ich wirklich vollsten Vertrauen zu meinem Arzt, aber ein Restzweifel besteht natürlich.

Nun sind wir ja bei einem Kinderpsychologen... wobei ich mich da auch auf den Rat wieder :) meines Kinderarztes verlassen hat. Wenn man man meine Zeilen liest, könnte man beinahe glauben ich sei "blauäugig" . Aber so ist es nicht.

Wir haben einen relativ weiten Fahrtweg und lange Wartezeiten in Kauf genommen, in der Hoffnung, unser Sohn ist dort gut aufgehoebn.

Von anderen Eltern habe ich leider hören müssen, dass sie sich bei den Psychologen extrem schlecht aufgehoben gefühlt haben. Naja, ich kann eigentlich nur von zwei Familien sprechen, aber das reicht ja schon. Was ich sagen möchte, Kinderpsychologen sind auch nur Menschen, die sich ihr Wissen erworben haben und die ( leider ) manchmal auch nur nach Schema X gehen, weil es schon irgendein Symptom gibt, das garantiert in eine Lade passt. Wenn Ihr wist, was ich meine. Und gerade dieses sehr persönliche Atmosphäre hat mir immer Kraft gegeben.

Nun hat der Kinderpsychologe, mich aber auch nicht an einen Neurolgen überwiesen. Deswegen meine Frage: Haltet Ihr es (aus Erfahrung) für zwingend notwendig das bei einem ADS zu prüfen?

Nun ja, jetzt durchlaufen wir (wie schon beschrieben) alle möglichen Tests. Weil mein Sohn trotz Medikamente, ein auffälliges Verhalten hat.

Auf jeden Fall, um zum Ursprung, meines Problems zurück zukommen, habe ich mich ja schon dafür entschieden, in der neuen Schule die "Wahrheit" zu sagen und mit meinem Sohn zu reden.

Meinem Sohn werde ich es so erzählen, wie Euch auch. Sprich, dass ich das Gefühl hatte, er wäre vorher zu jung gewesen, um das wirklich zu verstehen. Wozu ich noch einmal sagen möchte, dass ich WIRKLICH nicht weiss, ob es tatsächlich so ist.

Aber wie sage ich es in der Schule? Sage ich, dass wir seit Jahren davon wissen oder sage ich, es ist erst jetzt diagnostiziert worden. Bitte sagt jetzt nicht ganz einfach: Die Wahrheit ist immer das Beste, sondern wägt wirklich alles ab.

Eure Meinung, gerade weil ihr betroffen seid, ist mir sehr wichtig.

Liebe Mormor, ein Durchschnitt von 1,8 ist einfach toll. Wahrscheinlich habt Ihr alles richtig gemacht. Du kannst wirklich sehr stolz sein.

Aber noch einmal zu Deinen Worten, dass ein Kind merkt, dass etwas nicht stimmt... Da gebe ich Dir vollkommen recht. Aber mit dieser Offenheit habt Ihr grosses Glück gehabt, was vielleicht auch ein wenig an dem ADS ohne Hyperaktivität liegt. . . Natürlich ist es auch ein sehr großes Problem, aber die Umwelt empfindet "Träumer" zwar auch als auffällig, aber eben nicht als nervend und störend.

Ich kann da wieder nur von einer Familie, die komplett gegenteilige Erfahrungen gemacht hat. Der Sohn hat ADHS, ist zwei Jahre älter als mein Sohn. Man ist von Anfang an offen damit umgegangen. Er ist nun leider auf der Förderschule, hat kaum Freunde und leidet nun im Alter von 12!! an Depressionen...

Puh, nun habe ich aber viel geschrieben. Wie gesagt, ich hoffe das Lesen war nicht zu schwer und ich hoffe auch, dass sch meine Fragen ein wenig herauskristallisiert haben.

Vielen Dank fürs zu Hören und ich bin sehr froh, mich in diesem Forum angemeldet zu haben. Ich habe das Gefühl, das könnte zu einem wirklich guten Austausch führen.

Herzliche Grüße an Alle
 

Mormor

Mitglied
Liebe Elfenherz,

auch mein Träumerle hat kaum soziale Kontakte und es tut mir immer wieder in der Seele weh zu sehen wie sie immer allein zuhause sitzt. Sie geht zum Reiten, spielt Fussball in einer Mannschaft und ist trotzdem immer ein Aussenseiter. Die anderen mobben sie nicht oder gliedern sie aus, ich glaube es kommt auch von ihr selbst, sie schwebt immer so zwischen den Welten.

Nun habe ich aber auch noch den krassen Gegensatz zuhause. Meine Jüngste ist 4 und ist inzwischen auch getestet und hat schwere ADHS. Medis bekommt sie nicht, geht aber zur Ergo und Psychomotorik. Inzwischen sind wir schon soweit das der Kindergarten sie nicht mehr betreuen will/kann, wie auch immer. Inzwischen sind wir Großen schon so durchtrainiert (Elterntraining, ADHS-Gruppe und so weiter) aber gegen die Intoleranz oder besser Unwissenheit von Pädagogen ist man machtlos.
Du kannst eine Schule erwischen mit einem tollen Lehrer aber dir kann auch das Gegenteil widerfahren.

Und nichts ist so wichtig wie Ärzted denen man vertraut und wo man sich gut aufgehoben fühlt. Wenn dein Kinderarzt eine Zusatzausbildung hat erspart es dir vielleicht wirklich den einen oder anderen Termin bei fremden Ärzten.
Es ist ja auch echt ätzend ständig zu einem anderen hin zu müssen und die ganze Geschichte wieder aufzurollen.

Mir erging das jetzt auch so, hier in Hamburg muss man mit den 4 jährigen zu einer Vor.Vorschul-Untersuchung. die ist gesetzlich vorgeschrieben. Und man muss auch in die Schule wo man wohnt. Ich bin da gleich hin und habe im Vorwege gesagt; mein Kind hat ADHS und wird hier bestimmt nicht eingeschult. Ich habe alle Berichte der Voruntersuchungen mitgebracht und nach langem Lesen gaben mir die Lehrer dann auch recht, unsere Kleine ist dort nicht gut aufgehoben. Und wir hätten uns diesen Termin echt schenken können.
Nun sind wir am überlegen für Leo nicht eine alternative Schule zu suchen, vielleicht wird sie es dort einfacher haben als an den stadtlcihen, wer weiß.

Aber lange Rede kurzer Sinn, hör einfach auf deinen Bauch und dein Herz, rede mit anderen betroffenen Eltern, kotz dich regelmäßig irgendwo aus und du wirst den richtigen Weg finden.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

es ist wahnsinnig schwierig, zu sagen, ob Ihr den richtigen Weg gegangen seid, oder nicht. Ich fürchte, bei der Entscheidung darüber, ob man dem Umfeld sagt, dass ein Kind oder man selber krank ist, keinen Königsweg gibt: Alles hat seine Vor- und seine Nachteile.

Genauso schwierig ist es, ein Urteil darüber abzugeben, ob der Kinderarzt richtig handelt. Es klingt schon so, als habe er Euch und Euren Sohn aufmerksam über einen längeren Zeitraum beobachtet, aber ich habe nach wie vor einige Zweifel daran, ob er dazu qualifiziert ist, psychiatrische Differentialdiagnosen zu treffen. Denn die Sache ist die: Ein Kinderarzt, der eine Zusatzqualifikation in der Diagnose und Behandlung von AD(H)S gemacht hat, ist damit auf diesen Bereich beschränkt. Über mögliche Begleitstörungen, oder Störungen, die gar kein AD(H)S sind, wird er, wenn überhaupt, wenig Bescheid wissen. Die Gefahr, in die falsche Richtung zu behandeln, ist damit groß, es sei denn, er ist auch Psychiater. So wird in der Diagnosephase zum Beispiel eine Intelligenzdiagnostik empfohlen, die notwendig ist, um andere Dinge auszuschließen, denn auch wenn AD(H)S heutzutage sehr weit verbreitet sind, und es deshalb für viele am Wahrscheinlichsten scheint, dass das Kind dies hat, kann es auch sein, dass es etwas anderes ist. Die Gefahr, etwas zu übersehen, wenn man nur auf AD(H)S-Erkennung spezialisiert ist, ist sehr groß.

Um aber ein umfassendes Bild zu erhalten, ist eine psychologische Untersuchung notwendig, die ein Kinderarzt selbst mit Zusatzausbildung in AD(H)S-Erkennung nicht leisten kann.

Neurologische Untersuchungen werden hingegen zwar gerne gemacht, aber ob sie wirklich notwendig sind, ist umstritten: Es gibt zwar Studien, die besagen, dass bei unter AD(H)S Leidenden neurologische Veränderungen im Gehirn sichtbar sind, aber diese Studien sind sehr arg umstritten.

Mir ist allerdings in Deiner Beschreibung etwas aufgefallen: Du schreibst, dass sich Dein Sohn zu einem Kind mit ADS ohne Hyperaktivität entwickelt hat, das von den Lehrern als regelrechter Träumer eingeschätzt wird. Dieses Träumen kann eine Nebenwirkung des Medikaments, ein Anzeichen für eine falsche Dosierung sein. Auf Grund der Entwicklung, die Du beschreibst, würde ich es zumindest als ein großes Warnzeichen auffassen, und vor allem vor dem Hintergrund, dass jetzt schwerwiegende Entscheidungen über die schulische Laufbahn und damit das künftige Leben anstehen, würde ich persönlich anfangen zu zweifeln und die Situation so genau wie möglich abklären lassen, sprich: Die Situation zumindest einem Arzt vortragen, der mit meinem Kinderarzt nicht beruflich und / oder privat verbunden ist, um eine zweite Meinung zu hören.

Ich halte Dich keineswegs für blauäugig, aber ich erlebe tagtäglich, dass es für Menschen ausgesprochen schwierig ist, den Dschungel aus Ärzten, Beratungsangeboten, Meinungen von allen möglichen Leuten zu durchschauen. Es verwirrt, und deshalb vertraut man dem netten Arzt von nebenan, der damit aber auch eine unglaubliche Macht über Menschen hat: Sein Wort ist Gesetz, weil wir ihn kennen, weil er abends in der Kneipe neben uns sitzt, sich viel Zeit für die Patienten nimmt, während uns die vielen -logen und -urgen nerven, weil sie uns nach ein paar Minuten Gespräch von einer Untersuchung zu Nächsten jagen, uns die Zeit rauben, und uns Sachen sagen, die wir nicht hören wollen, vor allem wenn es um emotionale Dinge geht.

Ich denke, dass dies eines der Hauptprobleme ist, das die von Dir angesprochenen Eltern mit den von ihnen gesprochenen Psychologen haben: Sie weisen auf mögliche Erziehungsprobleme hin, sie schauen auch, ob möglicherweise was bei den Eltern in Ordnung ist, und wer will das schon hören? Wer will hören, dass es, wenn es um Emotionen geht, eigentlich keine einfachen, direkten Antworten gibt, wenn da draußen in den Apothekenschubladen doch die vermeintlichen Antworten liegen?

Ich denke, man kann andere Eltern nicht mit Euch vergleichen. Man kann auch Euren Jungen nicht mit dem Zwölfjährigen vergleichen, der an ADHS leidet, jetzt auf der Förderschule ist, und Depressionen hat. Man kann nicht per se sagen, dass daran Schuld ist, dass man ihm gesagt hat, dass er was hat, und was er da hat. Es ist sehr gut möglich, dass bei ihm auch andere Störungen vorliegen; es ist sehr gut möglich, dass seine Depressionen mit der Pubertät zusammen hängen. Ich glaube nicht, dass die Frage "Erzählen oder nicht Erzählen?" großen Einfluss auf eine solche Entwicklung hat, es sei denn man übertreibt es bis ins Extrem, was es auch gibt.

Ein großes Problem ist allerdings, dass damit auch die eigentlich verpflichtende Möglichkeit genommen ist, das persönliche Empfinden der Wirkung der Medikamente durch den Jungen zu erfahren und einzuschätzen. So wie Du es beschreibst, wird in den Folgegesprächen zwar die schulische und die häusliche Situation einbezogen, aber das subjektive Empfinden Eures Sohnes, ob er mit den Medikamenten klar kommt, fehlt mir dabei - aber gerade das ist wichtig, um zum Beispiel die richtige Dosis einzuschätzen.

Viele Grüße,

Ariel
 

Mormor

Mitglied
Genau so ist es Ariel,

unsere Tochter muss immer vierteljährig eine eigene Einschätzung abgeben. Sie hat mal ein anderes Medikament bekommen und es wurde auf eigenen Wunsch wieder abgesetzt weil sie sich anders und unwohl fühlte
 
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