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hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

im Großen und Ganzen sind hier im Thread die Denkweisen innerhalb der deutschen Gesellschaft, und auch ihre Gefühlslage zum Thema, vereint. Wie wenig vereinbar die Haltungen der Lager sind, sieht man hier auch sehr schön.

Leider zeigt sich aber auch, wie leicht diese Diskussion zu diesem Thema ins Populististische abrutscht, wie leicht sie zum reinen Austausch von Parolen wird, bevor sie bei der Todesstrafe ankommt.

Das liegt daran, dass Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung und insbesondere Sexualmorde ganz besondere Verbrechen sind: Sie sind nicht einfach Taten, die jemand auf Grund einer objektiven Motivlage begeht, sondern die auf Grund einer psychischen Bedürfnislage begangen werden, die sich aus einer Vielzahl von Faktoren nährt - von körperlichen Erkrankungen des Täters bis hin zur Erziehung und Sozialisierung. Dem entgegen steht eine Gesellschaft, die auf solche Taten, wie bei absolut keiner anderen Verbrechensart, mit einer Vielzahl von Emotionen reagiert - von Abwiegeln und Kleinreden bis hin zu maßlosem Entsetzen und Panik.

Entsetzen und Panik münden in blinde Wut, aus der heraus nicht Wenige dazu bereit sind, die Werte des demokratischen Deutschlands über Bord zu werfen, um ihrer blinden Wut, dem Lüsten nach Rache auch, Linderung zu verschaffen.

Aber bei der Forderung nach der Todesstrafe wird nie klar gesagt, für welche Art von Kinderschändern man sie eigentlich einführen will - für alle? Dann hätte man im vergangenen Jahr mehr als 3000 Menschen zum Tode verurteilen müssen, die allein 2009 wegen eines sexuellen Übergriffs auf ein Kind verurteilt worden sind. Oder nur für jene, die einen Sexualmord begehen? Wenn dem so wäre, dann wäre diese Debatte von vorne herein müssig: Auf die vergangenen zehn Jahre verteilt kämen 13 Täter zusammen, die insgesamt 17 Sexualmorde begangen haben.

Würde das KIndesmissbrauch verhindern? Nein. Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten zeigen, dass die Zahl der Sexualmorde eher steigt, weil ein Täter, der alles zu verlieren hat, alles mitnimmt, was kommt, bis er erwischt wird.

Die Diskussion über die Todesstrafe hat also nur dann einen Wert für die Debatte um Kindesmissbrauch, wenn man dazu bereit ist, dass eigene Land in eine Reihe mit dem Iran und Nord-Korea zu stellen. Und selbst dann würden sich die Dinge nur zum Schlechten wenden.

Viele Grüße,

Ariel
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
@Ilona: Leider ist es bei manchen Gewaltintensivtätern so, dass sie keinerlei Einsichtsfähigkeit mitbringen. Dies sind Täter, die man auch nicht mit heutigen Mitteln so therapieren kann, dass man mit vertretbarer Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass sie keine Gefahr mehr darstellen.
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
Original von hitnak
@Ilona: Leider ist es bei manchen Gewaltintensivtätern so, dass sie keinerlei Einsichtsfähigkeit mitbringen. Dies sind Täter, die man auch nicht mit heutigen Mitteln so therapieren kann, dass man mit vertretbarer Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass sie keine Gefahr mehr darstellen.


Arik dem bin ich mir bewusst und in dem Fall ist eine Lebenslange Sicherheitsverwahrung sehr wohl angebracht,
Ich mag es halt einfach nicht wenn verallgemeinert wird. man muss sich jeden Täter/Täterin einzeln anschauen die Hintergründe analysieren und dann entscheiden was mit ihm/ihr passiert.
 

usagimoon

sadness
Ich will mal in den Raum werfen: Ich bin zwar katholisch getauft, aber lehne die christliche Kirche mit allem ab. Wenn ich mich zu einem Glauben bekennen müsste, würde es in Richtung des Buddhismus gehen, wenn überhaupt. Ich glaube nämlich nicht an göttliche Fügung und auch nicht an Gottes Gnade..der Ausdruck "ich bete" ist für mich gleichzusetzen mit "riesengroßer Hoffnung".

Ich habe zudem nichts von Todesstrafe erwähnt und um jetzt zu sinnieren, was "Mensch" bedeutet, müsste ich in den philosophischen Bereich gehen, denn Menschlichkeit wird für mich nicht anhand dem Bau der Gene definiert.

Ich habe Glauben liebe Maju, aber ich verlasse mich nicht blind auf ein Urteil von einem unsichtbaren, wohl möglich überirdischen Wesens.

Würde wir jetzt hier ansetzen, dann wäre diese Diskussion endlos, genauso wie die Diskussion, was man mit solchen Tätern machen soll. Mein Standpunkt steht fest und ich erwarte ernsthaft irgendwann einen Wechsel in der Gesellschaft und zwar raus aus der Demokratie. Ob das besser wird, ist abzuwarten.

Habe noch eine Frage persönlich an Maju: Inwieweit rechtfertigst du dein Vertrauen in Gott und wie kommst du darauf (und Millionen andere auch) dass dieser Gott gut ist, wenn er soviel schlechtes auf der Welt zulässt?

@Ilona: Wieso glaubst du an das Gute im Menschen, nachdem nichts menschliches mehr da ist? Wieso vertraust du blind auf deinen Glauben? Ist es eine Art Angst vor der Wahrheit in der Gesellschaft?

@hitnak: Inwieweit ist es für Dich vereinbar in der heutigen Welt zu existieren und die Dinge immer nur von einer sachlichen Ebene zu sehen? Interessiert mich wirklich wie man es schafft immer in die logische Richtung zu sehen.

Liebe Grüße
 

Ilona

Moderator
Teammitglied
usa ich habe wie ich oben schon sagte keinen Glauben. ich bin Atheistin.
Aber ja ich denke jeder mensch kann sich ändern, einige brauchen länger bei anderen geht es schneller.
Wenn ich nicht daran glauben würde bräuchte ich keine Diskusion führen kein Gespräch führen, mich nicht mit anderen Menschen abgeben den jedes Gespräch ändert einen Menschen und wenn es nur das ist, dass er über das gesagte nachdenkt.

Ich habe mich selber zu sehr verändert als dass ich nicht an veränderung glauben würde.

Nur durch veränderung ist all das was wir sind erst entstanden.
Verändeurng ist bestandteil unseres Lebens und verändeurng bedeutet für mich das Leben wenn ich mich nicht mehr verändere kann ich mich begraben.
kinder verändern ihr Wissen indem sie neuhgierig sind wenn sie nichts mehr lernen was würde dann passieren?
Wachstum ist veränderung und was nicht mehr wächst ist Tod.
 

Maju

Namhaftes Mitglied
Habe noch eine Frage persönlich an Maju: Inwieweit rechtfertigst du dein Vertrauen in Gott und wie kommst du darauf (und Millionen andere auch) dass dieser Gott gut ist, wenn er soviel schlechtes auf der Welt zulässt?


Gott ist nicht lieb und gut... Er hat uns als freie Menschen geschaffen und diese Freiheit äußert sich darin, dass wir die Wahl zwischen Gut und Böse haben. Das bringt Probleme mit sich, aber als Christ fühle ich mich stets begleitet und behütet. Mir kann nichts geschehen, das ist meine Überzeugung! Das heißt nicht, dass Christen nie in Gefahr geraten, sondern dass sie sich stets in Gottes Hand wissen. Das ist ein Stück Schicksalsergebenheit, gebe ich gerne zu. Man sieht sich als Teil eines Planes und weiß, alles was einem widerfährt ist richtig so. Wenn ich deine, usa, Lebensangst aus deinen Posts herauslese, dann wird mir erst wieder richtig bewusst, wie gut es mir geht mit meinem unerschütterlichen Glauben.

Glaubensdinge kann man nicht schlüssig erklären, es ist ein Gefühl, kein Wissen. Es ist ein Geschenk, wenn man glauben kann. Ich hab es halt einfach bekommen. Aller Verstand müsste mir eigentlich sagen, dass das alles Quatsch ist, aber ich kann den Glauben an Gott nicht einfach ausziehen wie ein Kleidungsstück. Und die Bibel ist trotz ihres Alters ein topaktuelles Buch, wenn man den Zugang dazu gefunden hat, sie ist mir Wegweiser und Trost.

Aber selbst wenn hier keiner mehr an Gott glaubt: Das christliche Gedankengut steckt in jedem und ist Grundlage unserer Gesetze.
 

hitnak

Namhaftes Mitglied
Hallo,

@usagimoon: Ich bin HB-Autist. Ich brauche Rationalität und Ordnung. Als Kind habe ich massiv unter meinen Gefühlen gelitten - bis ich gelernt habe, dass auch Gefühle eine Ordnung haben. Seitdem halte ich mich nicht mehr mit Gefühlen in mir selber auf, die ich nicht brauchen kann, denn ich brauche auch die Ordnung der Zukunft. Will heißen: Ich sehe ein Ziel, und ich mache mich auf den Weg zu dem Ziel. Alles, was auf dem Weg dorthin geschieht, hat seine Ordnung - man muss sich das wie einen Graphen vorstellen: Hier ist der Anfang, und da oben das Ziel, und wenn man sich auf den Weg zum Ziel macht, dann geht es zwangsläufig aufwärts, selbst wenn es Rückschläge gibt - sie sind am Ende des Tages nur kleine Ausschläge nach unten, in einer Kurve, die nach oben geht. Warum sollte ich mich also aufregen, wenn es mal nach unten geht? Hinzu kommt, dass ich die Hintergründe verstehen muss: Ich muss verstehen, warum etwas so ist, wie es ist, damit ich die Ordnung, die mir nicht gefällt, verändern kann - und mich dabei auch selbst verändern kann.
 
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