Eilt! -  In die Vaterrolle kommen

gurulino

Neues Mitglied
Hallo

Ich habe ein grosses und dringendes Problem. Anfang Februar kommt meine Tochter zur Welt und ich weiss nicht wo mir der Kopf steht. Ich den letzten Monaten habe ich viel zu viel gearbeitet, eine Diplomarbeit abgeschlossen und dadurch meine schwangere Frau, die ich sehr liebe, total vernachlässigt. Nun stehe ich beziehungsmässig vor einem Fast-Schrebenhaufen und wenn ich es nicht schnell schaffe, meine Prioritäten richtig zu ordnen (Familien, Vaterrolle, Arbeit) und meine neue Rolle zu finden, dann war es das mit der Beziehung und ich habe alles verloren.

Mein grösstes Problem ist, dass ich nicht ansatzweise weiss, wie ich mich verhalten soll. Ich dachte, dass wenn ich mich darauf konzentriere, dass wenn an der Arbeitsfront alles super läuft, dass dann der Rest auch laufen würde. Ich hatte die Dummheit, meiner Frau zu sagen, dass ich es in den vergangenen Monaten der Schwangerschaft nicht geschafft habe, eine Beziehung zur Schwangerschaft und zum noch ungeborenen Kind zu schaffen. Damit habe ich meine Frau sehr verletzt.

Vor meiner Rolle als Vater habe ich den allergrössten Respekt. Erstens weiss ich nicht, was auf mich zukommt und andererseits möchte ich nicht so ein Vater werden wie mein Vater. Er hat - aus verschiedenen Gründen - auch immer nur gearbeitet und war abwesend in der Familie. Er zeigte null Empathie und hatte keinerlei Emotionale Bindung zu meiner Mutter und mir. Und doch merke ich, dass ich auf dem besten Weg dahin bin zu werden wie er und das verängstigt mich total denn ich will nicht so werden - abgesehen davon, dass das meine Frau nicht zulassen würde.

Zu dem Ganzen kommt, dass ich momentan mitten in einem Burnout stecke. Ich bin zwar in Beratung deswegen (Coaching) und werde auch medizinisch betreut aber ich brauche im Moment jede gute Idee die ich finden kann. Vom Job her weiss ich, dass ich zurückstecken muss und habe auch schon eine klare Strategie dafür aber nun geht es um die emotionale Faktoren und da bin ich völlig hilflos.

Nun bitte ich Euch um Rat:

- Wie komme ich in die Vaterolle rein? Was könnte mir helfen? Was wäre kontraproduktiv?
- Wie schaffe ich es, meine Prioritäten so zu setzen, dass die Familie zuerst kommt?
- Wie kann ich wieder die Beziehung zu meiner Frau kitten?

Vielen herzlichen Dank für Eure Ratschläge!

G
 
Hallo
Deine Situation klingt ernst und Du scheinst es ebenso einzuschätzen.
Zunächst einmal musst Du mit Deiner Frau ins Reine kommen.
Hier hilft nur ein offenes und ehrliches Gespräch. Du hast Dich sicher unglücklich ausgedrückt, als Du gesagt hast Du hättest emotional noch keine Bindung aufbauen können.

Das Du Dich aus der Schwangerschaft scheinbar rausgehalten hast, ist schade aber eine Reaktion die vielen Männern passiert. Wenn sich Nachwuchs ankündigt setzt der Ernährertrieb beim Mann ein und viele stürzen sich in die Arbeit. Oft fällt ein Gehalt weg und Männer arbeiten dann noch mehr und härter um den Lebensstandard zu sichern.

Du hast es also auch irgendwie für sie getan - auch wenn sie das nicht so sieht.

Wie gesagt, sprich offen mit Ihr, Rede über Deine Ängste, Sorgen und was für ein Vater Du sein möchtest. Gebe Deinen Fehler zu und rede mit Ihr wie Du sie ab jetzt besser unterstützen kannst.
Bringe Dich in der letzten Phase der Schwangerschaft aktiv ein. Begleite sie zur Geburtsvorbereitung, Frauenarzt und macht gemeinsames Babyshopping.

Um dafür Zeit zu haben ist es wichtig Deine Prioritäten etwas umzuordnen.
Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass sich mit einer Familie diese Prioritäten automatisch ändern. Ich war früher auch ein totales Karrieretier. Seit die Kinder da sind, gebe ich weniger Gas und bin zufrieden da wo ich bin.
Deine Familie ist das wertvollste das Du hast und je haben kannst. Ohne das ist alles andere (Geld, Karriere, etc.) nichts wert.

Zu Deinem letzten Punkt könnte ich Dir jetzt tausend Dinge schreiben was Du machen könntest (mit dem Baby reden, Bücher lesen, etc.) doch ich denke ein Tipp hilft am besten.
Überlege Dir was für eine Art von Vater Du selbst sein möchtest und welche Art von Vater Du nicht sein möchtest. Nimm Vorbilder (gute wie schlechte) und modelliere Dir Deinen Traumvater.
Dann überlege wie Du dieser Traumvater werden kannst und wie Du Dein Leben umstellen musst.

Ich hoffe, Du kannst mit meinen Tipps etwas anfangen.

Viel Erfolg.

Andreas
 

vaetertreffpunkt

Neues Mitglied
Hallo G
als Vater in Erziehungszeit kann ich dir einiges über Babys, aber leider wenig über Beziehungen schreiben. Ich finde es sehr gut, dass du deine Aufgabe jetzt annimmst und dir dein Verhalten nicht erst in zwanzig Jahren auffällt. Nach meiner Ansicht ist es nachvollziehbar, dass du dich erst um den Job gekümmert hast, leider hast du dabei die wichtigere Sache scheinbar etwas vernachlässigt. Das ist mir aber auch passiert und ich glaube das geht vielen so. Männern und Frauen. Für beide Partner ist es eine neue, sehr ungewohnte, sicher auch hormonell übersteuerte, extrem aufregende und vielleicht auch manchmal beängstigende Situation. Aus meiner Zeit kann ich nur sagen, -auch wenn es manchmal schwer ist- die Frau hat auf jeden Fall Vorfahrt. Sie ist ja schließlich auch zu zweit;-) Also nicht an gestern denken, sondern nach vorne schauen. Du fühlst dich (und ich meine nicht finanziell) verantwortlich und dieses Gefühl ist wichtig für deine Frau und deine Familie. Weihnachten und die Jahreswende ist doch eine sehr schöne Zeit dafür, sich um die Frau zu kümmern, sie in den Arm zu nehmen und Kontakt zum Nachwuchs aufzubauen.
Mann wächst in seine Vaterrolle rein. Frau auch. Also immer gut zuhören und sich ein paar schöne gemeinsame Tage zu dritt machen. Alles andere ist dagegen unwichtig, auch dieses Forum.

Wenn du dann irgendwann Papa bist, kannst du ja mal bei meinem Projekt www.vaetertreffpunkt.de vorbeischauen.
 
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