Hallo,
selbstverständlich dürfte der erste Impuls der DAK gewesen sein, sich selbst schützen zu wollen. Die Art, wie man es macht, ist allerdings symptomatisch für die Einstellung vieler Erwachsener zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern durch Gleichaltrige aus: Viele sehen das Problem einfach nicht, was sich auch in einer Reihe von Zuschriften per PN manifestiert, die mich über Nacht erreicht haben, und in denen die Autoren Unverständnis für meine Wut geäußert haben, weil ja, nach derzeitiger Nachrichtenlage, keine Gewalt ausgeübt worden sei.
Gerade auch deshalb möchte ich festhalten, dass jeder Mensch, auch ein Kind, das Recht hat, über seine Sexualität selbst zu bestimmen. In dieses Recht einzugreifen, kann allerdings bei Kindern, noch viel mehr als das schon bei Erwachsenen der Fall ist, zu schwerwiegenden, langfristigen und oft immerwährenden Persönlichkeitsveränderungen führen. Dabei ist es irrelevant, ob der oder diejenige, der in dieses Recht eingreift, selbst ein Kind oder ein Heranwachsender ist, oder ob das Opfer der Tat zunächst zugestimmt hat. Man kann von einem Kind, das noch keine Erfahrungen mit Sexualität hat, nicht erwarten, dass es eine informierte Zustimmung gibt, also die mögliche Bedeutung dieser Entscheidung überblickt - ein Kind stellt oft erst hinterherfest, dass es nicht gut für es war. Und dann ist es zu spät. Deshalb gibt es Erziehungsbeauftragte: Es ist ihre Aufgabe, ein Kind vor Fehlentenscheidungen zu schützen.
Damit ein sexueller Missbrauch vorliegt, ist auch nicht die Anwendung körperlicher Gewalt notwendig - es reicht, wenn ein Zwang vorliegt. Man kann in einer Gruppe Heranwachsender, vor allem dann, wenn sie sich in einem recht abgeschiedenen Umfeld außerhalb der elterlichen Einflussnahme, wie zum Beispiel einer Klinik, einem Internat, oder einer Jugendherberge, zusammen findet, um solche Spiele zu spielen, immer davon ausgehen, dass ein Zwang vorliegt - wer nicht mitspielt, dem droht die Isolation.
Ich kenne übrigens nicht einen einzigen Fall, der sich nicht zuvor gegenüber Erwachsenen angekündigt hätte, und zwar deutlich. Es kann also nur eine Lüge sein, dass die Betreuer davon nichts mitbekommen haben wollen, zumal man nach den Fällen der vergangenen Monate hätte sensibilisiert sein müssen.
Am Verwerflichsten finde ich allerdings nach wie vor das Verhalten der meisten Eltern: Sein Kind nicht da raus zu holen, nachdem man davon erfahren hat, und sich erst dann zu äußern, als die Bild-Zeitung sich eingeschaltet, und ein Anwalt suggeriert hat, dass da was zu holen ist, sagt eine Menge über diese Leute aus.
Wenn wir von Bestrafung reden, dann würde ich den Wunsch äußern wollen, dass zuvorderst die Eltern sanktioniert werden, die in ihrer Funktion von vorne bis hinten versagt haben. Allerdings stimme ich auch zu, dass auch Kinder eine gewisse Form der Strafe erfahren sollten. Kinder allerdings einzusperren, und das über einen langen Zeitraum, wie es in den USA passiert, ist keine Lösung: Dieses System hat keinerlei positive Wirkung. Es verfestigt die zu Grunde liegenden Störungen nur weiter.
Viele Grüße,
Ariel