Hallo,
meine Tochter ist jetzt gerade in der 1. Klasse; ich kann also noch nicht mit großartigen Erfahrungen aufwarten. Noch muss ich sie nicht zum Lernen anhalten, lediglich die Schulaufgaben sind schon mal Gegenstand von Diskussionen, wobei sie auch die meist in der OGATA macht. Hier hatten wir einige Zeit ganz schöne Diskussionen, da sie in der Schule mit den Lehrern verhandelte, ob sie überhaupt anfangen sollte und dadurch schon 15 Minuten der insgesamt 30 zur Verfügung stehenden Minuten verquatschte. Logischerweise wurde sie dann nicht mehr fertig und die Lehrer haben sie auch nicht länger arbeiten lassen - das war so mit mir abgestimmt und ich fand es auch gut.
Sie schrie dann zwar Zeter und Mordio wenn ich darauf bestand, dass sie erst ihre Schulaufgaben fertig machen musste, bevor es raus ging zum spielen. Aber nur so ging es. Mittlerweile hat sie das System verstanden; nutzt die Zeit in der Schule sinnvoll und ist weit schneller fertig als die anderen. Richtig ist es dann auch (bis auf ab und an mal eine Kleinigkeit) - lernen muss sie also noch nichts zusätzlich.
Derzeit versuche ich ihr zu vermitteln, dass sie während des Unterrichts aufpassen muss. Das ist m. E. die Grundvoraussetzung, hinterher so wenig wie möglich lernen zu müssen. In den Pausen kann sie dann quatschen und blödeln, aber nicht im Unterricht, da soll sie mitmachen und aufpassen. Auch das klappt wohl mittlerweile ganz gut; zumindest erhalten ich diese Feedback durch die Lehrerin.
Obwohl auch meine Tochter also recht einsichtig ist, glaube ich, dass das, was Michael weiter oben beschreibt - also das Prinzip Selbstverantwortung - nicht zwangsläufig funktioniert. Nicht jedes Kind ärgert sich, wenn die anderen besser sind und kann sich selber darüber anspornen. Nicht jedes Kind nimmt Misserfolge zum Anlass, sien Verhalten zu überdenken und aus eigenem Antrieb dagegenzuarbeiten, indem es sich auf den Hosenboden setzt.
Ich glaube sogar, dass der Großteil der Schüler resigniert und für sich annimmt, ein schlechter Schüler zu sein. Und wenn es dann irgendwann mal Klick macht in der Birne und die Kids sehen, dass sie keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, dann ist es zu spät all das Versäumte nachzuholen.
Daher würde auch ich meine Tochter antreiben, wenn ich merke, dass es mit der Leistung nicht klappt. Zur Not über Sanktionen, wenngleich ich natürlich erst mal versuchen würde, an Ihre Einsicht zu appellieren. Aber das ist schwierig, wenn Themen nicht interessant vermittelt werden oder es einfach Verständnisschwierigkeiten gibt. So manchem liegt Mathe eben nicht, andere haben es nicht so mit der Logik, für weitere sind Sprachen böhmische Dörfer. Insbesonder bei Mathe kann ich das nachvollziehen - das fand ich selber immer überflüssig wie ein Kropf. Und die äußeren Umstände à la "das muss eben sein" ohne nachvollziehbare Begründung anzuführen, um ihre Lernbereitschaft zu wecken, herrjeh, das wird noch ein mühsames Unterfangen.
Im Moment kann ich Jill noch ganz gut austricksen, wenn ich sie zu etwas bewegen möchte. Beispiel Zähneputzen. Das gab bei uns ständig Diskussionen. Zähneputzen wäre langweilig, doof und überhaupt. Echt JEDEN Morgen und Abend dasselbe. Irgendwann reichte es mir dann und ich hab ihr die Zahnbürste weggenommen und ihr gesagt, ab sofort brauche sie ihre Zähne nicht mehr zu putzen. Sie guckte mich an, als hätte ich drei Nasen im Gesicht, sagte erst mal gar nichts. Ich wandte mich ab und meinte nur noch, es wären ja ihre Zähne, die kaputt gingen.. wie beim XY aus dem Kindergarten (der hatte nur noch Stumpen im Mund :uebel). Von da an war das Thema durch. Zähneputzen mit einer Regelmäßigkeit und Intensität wie in der Autowaschanlage. :-D Und das funktioniert auch bei vielen anderen Dingen. Ich muss IHR das Gefühl geben, die Entscheidung gefällt zu haben.
Aber ich gebe zu, über kurz oder lang wird sie das System durchschauen und dann muss ich mir etwas Neues überlegen.
Viele Grüße
Kikra